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JAHRBUCH
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DER
KÖNIGLICH BAYERISCHEN
AKADEMIE der WISSENSCHAFTEN
1912
MÜNCHEN
VERLAG DER K. B. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
IN KOMMISSION DES G. FRANZ'SCHEN VERLAGS (J. ROTH)
1913
m
III
INHALT.
Seite
Satzung 1
Geschäftsordnung 9
Personalstand
Verwaltung 14
Ehrenmitglieder, ordentliche und außerordentliche Mitglieder 16
Auswärtige und korrespondierende Mitglieder ... 22
Besondere Kommissionen 27
Satzungen der Kommissionen
Historische Kommission 31
Urkunde über die Errichtung einer Witteisbacher Stiftung
für Wissenschaft und Kunst 35
Kommission für die internationale Erdmessung ... 37
Satzungen der Stiftungen
Savigny- Stiftung 42
Liebig -Stiftung 50
Zographos- Fonds 56
Münchener Bürgerstiftung 59
Cramer-Klett- Stiftung 61
Thereianos- Stiftung 63
Hardy- Stiftung 67
Koenigs - Stiftung zum Adolf v. Baeyer-Jubiläum . . 69
Wilhelm Koenigs - Stiftung zur Förderung botanischer und
zoologischer Forschungen etc 71
Georg Hitl'scher Fonds 73
Heinrich v. Brunck- Stiftung 75
öffentliche Sitzung am 9. März 1912
Ansprache des Präsidenten 77
Bewilligungen aus Stiftungen 89
Nekrologe 92
IV
öffentliche Sitzung am 16. November 1912
Ansprache des Präsidenten .
Verkündigung der Neuwahlen
Berichte und Protokolle der akademischen
Historische Kommission
Thesaurus linguae latinae
Mittelalterliche Bibliothekskataloge
Corpus griechischer Urkunden
Mittelalterliche Bibliothekskataloge
Luftelektrische Forschungen
Adressen
Akademische Medaillen ....
Kommissionen
Verzeichnis der Tauschgesellschaften
Seit«
109
122
125
131
134
140
143
147
158
165
166
Satzung und Geschäftsordnung
der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften.
Organisation s - Urkunde
der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
vom 21. März 1827.
Ludwig,
von Gottes Gnaden König von Bayern, etc. etc.
Wir haben Uns über die dermaligen Verhältnisse der
Akademie der Wissenschaften in München, welche von Un-
serem höchstseligen Regierungs- Vorfahrer dem Churfürsten
Maximilian dem III. nach ihrer ersten Stiftung bestätigt,*)
und von Unseres in Gott ruhenden Herrn Vaters, des Königs
Maximilian Joseph Majestät erneuert und neu errichtet
worden,**) Vortrag erstatten lassen, und verordnen, — auf
den Antrag Unseres Staats - Ministeriums des Innern nach
Vernehmung Unseres Staatsraths, wie folgt:
I. Die Akademie der Wissenschaften in München ist ein
unter dem Schutze des Königs stehender Verein von Gelehrten,
um die Wissenschaften zu pflegen, dieselben durch Forschungen
zu erweitern, und durch die vereinten Kräfte ihrer Mitglieder
Werke hervorzubringen, welche die Kraft eines einzelnen Ge-
lehrten übersteigen.
*) Der Stiftungsbrief datiert vom 28. März 1759.
**) Durch Konstitutionsurkunde vom 1. Mai 1807.
Jahrbuch 1912. 1
2 Organisations-Urkunde
II. Die Wirksamkeit der Akademie umfasst das ganze Ge-
biet der allgemeinen Wissenschaften, insbesondere
1. Philosophie, Philologie, alte und neue Literatur;
2. Mathematik und sämmtliche Naturwissenschaften, na-
mentlich Physik, Chemie, Astronomie und die ver-
schiedenen Zweige der Naturgeschichte;
3. Geschichte, und zwar vorzüglich die vaterländische in
ihrem ganzen Umfange, mit ihren Hülfswissenschaften,
jedoch mit Ausnahme der politischen Geschichte des
Tages.
Ausgeschlossen sind von dem Wirkungskreise der Aka-
demie die besonderen positiven Wissenschaften, nämlich Theo-
logie, Jurisprudenz, Kameralistik und Medicin.
III. Nach den Hauptgegenständen ihrer Wirksamkeit theilt
sich die Akademie in drey Klassen, nämlich in
1. die philosophisch-philologische,
2. die mathematisch-physikalische, und
3. die historische Klasse.
IV. Das Personal der Akademie soll künftig bestehen aus
1. einem Vorstande,
2. drey Klassen-Sekretären,
3. einer verhältnissmässigen Anzahl sowohl ordentlicher
in München wohnender Mitglieder, als
4. ausserordentlicher oder Ehrenmitglieder, und
5. einer angemessenen Anzahl korrespondirender Mit-
glieder.
Diejenigen ordentlichen Mitglieder, welche ihren Wohn-
sitz in München aufgeben, treten in die Reihe der ausser-
ordentlichen Mitglieder ein.
Die dermaligen auswärtigen ordentlichen Mitglieder be-
halten zwar ihre bisherige Stellung zur Akademie, in Zukunft
können jedoch die ausser München wohnenden Individuen nur
in der Eigenschaft ausserordentlicher oder Ehrenmitglieder,
oder korrespondirender Mitglieder eintreten.
Organisations-Urkunde 3
V. Der Vorstand wird von sämmtlichen ordentlichen Mit-
gliedern der Akademie aus ihrer Mitte durch Stimmenmehrheit
gewählt, bedarf jedoch zur Ausbildung seines Amtes unserer
königlichen Bestätigung. Er bekleidet die ihm auf diese Art
übertragene Stelle jederzeit drey Jahre, ist aber jederzeit wieder
wählbar; die Funktion des aus der ersten Wahl hervorgehenden
Vorstandes wird sich jedoch ausnahmsweise nur auf zwey Jahre
erstrecken.*)
Der Vorstand wacht über die genaue Beobachtung der
Statuten und die Erfüllung der Pflichten eines jeden Mitgliedes
oder Angehörigen der Akademie.
Er führt in den allgemeinen Versammlungen, und, so oft
er es zuträglich findet, auch in den besonderen oder Klassen-
Versammlungen den Vorsitz; er kann ausserordentliche Ver-
sammlungen anordnen; er unterzeichnet alle Ausfertigungen
der Akademie, und hat überhaupt alle Befugnisse, so wie alle
Verpflichtungen eines Collegial- Vorstandes. Im Falle der Ab-
wesenheit oder sonstigen Verhinderung überträgt er die Ge-
schäfte des Vorstandes einem Klassen-Sekretär.
VI. Die Klassen-Sekretäre werden aus den ordentlichen
Mitgliedern jeder Klasse und von denselben durch Stimmen-
mehrheit gewählt; diese Wahl muss Uns jedesmal angezeigt
werden, ohne jedoch Unserer Bestätigung zu bedürfen. Die
Funktionen der Klassen-Sekretäre dauern jederzeit drey Jahre,
nach deren Abfluss eine neue Wahl statt findet, bey welcher
sie wieder wählbar sind. Die Klassen-Sekretäre geben in Ab-
wesenheit des Vorstandes die Gegenstände der Verhandlungen
in den Versammlungen ihrer Klassen an, führen das Protokoll
und die Correspondenz der Klasse, nehmen in Empfang, was
besonders an dieselbe gerichtet ist, verfassen die Ehren-Reden
auf die der Akademie durch den Tod entrissenen Mitglieder
ihrer Klasse, und redigiren gemeinschaftlich die durch den
Druck bekannt zu machenden Jahres-Berichte der Akademie.
*) Eine Kgl. Verordnung vom 22. November 1841 bestimmt, daß
der Vorstand der Akademie aus der Mitte der ordentlichen Mitglieder
vom König jeweils auf drei Jahre ernannt wird.
1*
4 Organisation8-Urkunde
VII. Die erste dermalige Ernennung der ordentlichen
Mitglieder der Akademie wird unmittelbar von Uns aus-
gehen, für die Zukunft aber hat die Akademie ihre Mitglieder
durch freie Wahl mit Vorbehalt Unserer jedesmaligen Be-
stätigung zu ersetzen. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder
der Akademie setzen Wir für die Zukunft für jede Klasse auf
höchstens zwölf, daher im Ganzen mit Einschluss des Vor-
standes und der Klassen-Sekretäre auf sechs und dreissig
fest.*) Jeder, der künftig als ordentliches Mitglied der Aka-
demie aufgenommen werden soll, muss der gelehrten Welt
durch schriftstellerische Werke von anerkanntem Werthe oder
durch wichtige Entdeckungen bekannt, von unbescholtenem
Charakter und in München wohnhaft sein. Im Uebrigen ist
die Wahl ganz frey, und die Mitglieder der Akademie können,
unter den obigen Voraussetzungen aus der Klasse der Geist-
lichkeit, der Staatsdiener, des Militärstandes, der öffentlichen
Lehrer an der Universität und Studien- Anstalten und der Privat-
Gelehrten gewählt werden. Die Pflichten der ordentlichen Mit-
glieder liegen unmittelbar im Zwecke der Anstalt, ihre wesent-
liche Verbindlichkeit besteht in thätiger Mitwirkung an den
Arbeiten der Akademie und ununterbrochener Theilnahme an
ihren Berathungen. Jedes Mitglied der Akademie hat bey seinem
Eintritte in dieselbe eine von ihm verfasste, des Druckes würdige
Inaugural-Abhandlung in öffentlicher Sitzung zu verlesen.
*) Eine Kgl. Verordnung vom 20. April 1856 bestimmte:
I. Jede Klasse der Akademie ist befugt, zwölf ordentliche Mitglieder
zu zählen, welche das siebenzigste Lebensjahr noch nicht er-
reicht haben.
IL Die ordentlichen Mitglieder der drei akademischen Klassen, welche
das siebenzigste Lebensjahr bereits erreicht oder überschritten
haben, behalten alle als Akademiker bisher besessenen Rechte
und Befugnisse, sind jedoch nur zu jenen Arbeiten und Dienst-
leistungen verpflichtet, welche sie nach freiem Entschlüsse über-
nehmen wollen.
Durch Kgl. Verordnung vom 13. Juli 1869 wurde die Zahl der ordent-
lichen Mitglieder der mathematisch - physikalischen Klasse auf 18, die
der außerordentlichen auf 12, ferner durch Verordnung vom 10. Mai 1909
die Zahl der ordentlichen Mitglieder auf 24 erhöht.
Organisations-Urkunde 5
VIII. Zu Ehren- oder ausserordentlichen Mitgliedern
werden solche inländische oder auswärtige Individuen gewählt,
welche nach ihren Verhältnissen die Bedingungen zu ordent-
lichen Mitgliedern nicht erfüllen, aber sonst durch Rang oder
andere äussere Verhältnisse, verbunden mit wissenschaftlichen
Kenntnissen und Liebe zu den Wissenschaften, zur Beförderung
der Zwecke der Anstalt bey tragen können.*) Die Akademie
legt ihnen keine Pflichten auf, es steht ihnen frey, den Sitzungen
beyzuwohnen, und Abhandlungen vorzulesen, oder einzusenden,
welche, wenn sie des Druckes würdig befunden werden, in die
Denkschriften der Akademie aufzunehmen sind.
IX. Zu korrespondirenden Mitgliedern werden von
in- und ausländischen Gelehrten diejenigen ausersehen, welche
durch zweckmässige Mittheilungen über wissenschaftliche Gegen-
stände fortwährend der Akademie nützliche Dienste zu leisten
im Stande und bereitwillig sind.
X. Die ausserordentlichen sowohl, als die correspondirenden
Mitglieder werden von der Akademie selbst mit Vorbehalt
Unserer jedesmaligen Genehmigung gewählt.**)
XI. Jedem Mitgliede der Akademie steht der Austritt aus
diesem Verein frey; zur wirklichen Ausschliessung aber wird
Unsere ausdrückliche Sanktion erfordert.
XII. Nur jene Mitglieder der Akademie, welche zu öffent-
lichen regelmässigen Vorlesungen an der Ludwig-Maximilians-
Universität, an der polytechnischen Schule oder an anderen
ähnlichen Staats-Anstalten sich verpflichten, können in Zukunft
aus dem Fond der Akademie einen ständigen Gehalt erhalten.
Ausserdem werden Wir dem Vorstande und den Klassen-
Sekretären für die Dauer ihrer Funktionen angemessene jähr-
*) Die Geschäftsordnung vom 5. September 1866 trennt die Ehren-
mitglieder von den außerordentlichen Mitgliedern.
**) In der Geschäftsordnung vom 5. September 1866 ist die Höchst-
zahl der korrespondierenden Mitglieder nicht beschränkt.
6 Organisations-Urkunde
liehe Remunerationen aus dem der Akademie zugewiesenen
Fond bewilligen.*)
XIII. Dem Vorstande und den Sekretären wird noch zur
Besorgung der Kanzleigeschäfte und zur Führung der Regie-
KYelmung ein Aktuar mit einem angemessenen Funktions-
Gehalte, und ein Kanzleygehülfe gegen Taggeld beygegeben.
Der Aktuar hat zugleich das Einlaufs-Tagebuch zu führen,
die Ausfertigungen der Akademie zu besorgen, und die Regi-
stratur derselben in Ordnung zu erhalten.**)
XIV. Das Staatsministerium des Innern (Sektion für die
Angelegenheiten der Kirche und des Unterrichts oder die hiefür
bestimmt werdende Stelle ***)i dem in Beziehung auf ihre äussere
Thätigkeit und Geschäfts- Verhältnisse, die Akademie als wissen-
schaftlicher Verein untergeordnet ist, kann, so oft es für noth-
wendig erachtet wird, das Gutachten der Akademie über wissen-
schaftliche Gegenstände, welches diese unentgeldlich zu geben
verpflichtet ist, erholen, auch wegen besonderer Beachtung
einzelner Gegenstände specielle Aufträge an dieselbe erlassen,
sowie hinwieder die Akademie berufen ist, wichtige und ge-
meinnützige Resultate ihrer Forschungen und Beobachtungen,
dann begründete Ansichten über wahrhaft dringende Bedürf-
nisse der im Artikel II bezeichneten Wissenschaften dem ge-
nannten Staatsministerium vorzulegen. Auch hat die Akademie
selbst durch Herstellung und Fortführung einer ununterbrochenen,
freyen, jedoch rein wissenschaftlichen Verbindung mit gelehrten
Instituten und Gesellschaften des In- und Auslandes die zur
Erreichung ihres Zweckes dienlichen Hilfsmittel zu vermehren.
*) Zur Zeit erhält kein Akademiker als solcher einen ständigen
Gehalt aus dem Etat der Akademie. Der Vorstand bezieht 900 Mk.,
die 3 Klassensekretäre je 360 Mk. jährliche Remuneration.
**) Gegenwärtig hat die Akademie einen Syndikus, einen Rentamt-
nninn, einen Kanzleisekretär, einen Kassensekretär und einen Diener für
die Kanzlei.
***) Jetzt „Staatsrainisterium des Innern für Kirchen- und Schul-
angelegenheiten " .
Organisations-Urkunde 7
XV. Die wissenschaftliche Tätigkeit der Akademie äussert
sich vorzüglich durch
1. Berathung,
2. Schrift und Druck,
3. Ermunterung.
XVI. Zum Behufe einer freyen wissenschaftlichen Be-
rathung sollen in gewissen Zeiträumen theils ordentliche all-
gemeine, theils Klassen-Sitzungen gehalten werden, in
welchen die von der allerhöchsten Stelle an die Akademie zum
Gutachten gebrachten Fragen berathen, die wichtigeren aus-
wärtigen Correspondenz-Nachrichten vorgelegt, die von den
einzelnen Mitgliedern verfassten Abhandlungen und Vorträge
gelesen, die Wahlen neuer Mitglieder vorgenommen, und über-
haupt alle zur gemeinsamen Berathung der Akademie oder ihrer
einzelnen Klassen geeigneten Gegenstände discutirt werden.*)
XVII. In jedem Jahre sollen zwey öffentliche, feyerliche
Sitzungen gehalten werden, nämlich am Namenstage des re-
gierenden Königs und am 28. März, als dem Tage der ersten
Stiftung dieses wissenschaftlichen Vereins. In diesen beyden
festlichen Versammlungen sollen, neben gedrängten Rechen-
schafts-Berichten über das Wirken der Akademie, Abhand-
lungen über wissenschaftliche Gegenstände von allgemeinem
Interesse und Gedächtniss-Reden über ausgezeichnete verstorbene
Mitglieder vorgetragen werden.**)
XVIII. Die Mittheilung durch Schrift und Druck besteht
vorzüglich in der Herausgabe
1. der akademischen Denkschriften, in welche die
von Mitgliedern der Akademie verfassten wichtigeren
Abhandlungen aufzunehmen, jedoch dieselben zur Er-
leichterung des Absatzes in besondere, nach den ver-
schiedenen Klassen der Akademie geordnete Hefte zu
vertheilen sind:
*) Siehe Geschäftsordnung vom 5. September 1866, Titel „Sitzungen
1 und 2\
**) Siehe Geschäftsordnung vom 5. September 1866 Titel „Sitzungen 3".
8 Organisations-Urkunde
2. der Sammlung der für die vaterländische Geschichte
wichtigen Urkunden, welche unter dem Namen
„Monumenta boica"
bekannt, und unter besonderer Berücksichtigung der
Städte-Urkunden mit Ausdehnung auf geschichtliche
Urkunden aus den neuerworbenen Gebietsteilen des
Königreiches fortzusetzen ist, und
3. einer Literatur-Zeitung unter geeigneter Mitwirkung
anderer, nicht zur Akademie gehörender Gelehrten.*)
XIX. Ermunternd wirkt die Akademie der Wissenschaften
vorzüglich
1. durch Ausschreibung wahrhaft interessanter wissen-
schaftlicher Preisfragen und Belohnung ihrer gelungenen
Lösung;
2. durch Zuerkennung akademischer Denkmünzen für ein-
gesendete gelungene Arbeiten.
XX. Indem Wir hierdurch Unserer Akademie der Wissen-
schaften die Hauptbestimmung ihrer künftigen Wirksamkeit
vorgezeichnet haben, tragen Wir derselben auf, eine auf diese
Bestimmungen gegründete Geschäftsordnung zu entwerfen, und
Uns zur Genehmigung vorzulegen.**)
Gegenwärtige Verordnung soll durch das Regierungs-
blatt zur allgemeinen Kenntniss gebracht, und durch Unser
Staatsministerium des Innern förderlich in Vollzug gesetzt werden.
München am 21. März 1827.
Ludwig.
Fürst v. Wrede. Graf v. Thürheim.
Freyherr v. Zentner, v. Maillot.
Graf v. Armansperg.
Nach dem Befehle
Seiner Majestät des Königs:
Egid v. Kobell.
*) Die Literaturzeitung („Gelehrte Anzeigen") hörte im Jahre 1860
auf zu erscheinen, an ihre Stelle traten „Sitzungsberichte*, siehe Ge-
schäftsordnung, Titel „Sitzungsberichte".
**) Maßgebend ist gegenwärtig die Geschäftsordnung vom 5. Sep-
tember 1866.
Geschäftsordnung der K. Akademie der Wissenschaften.
Von Seiner Majestät König Ludwig IL
unterm 5. September 1866 und 5. Januar 1884 genehmigt.
Wahlen.
1. Wahlberechtigt sind nur die hier residierenden ordent-
lichen Mitglieder der Akademie.
2. Zu den Wahlversammlungen, sowohl der einzelnen Klassen
als der Gesamt-Akademie, werden die ordentlichen Mit-
glieder durch ein Circular eingeladen.
Das unterschriebene Circular gehört zum Akt der
Wahlverhandlung.
3. Die Wahlen der Mitglieder finden in zwei aufeinander-
folgenden Sommer-Monaten statt.
a) Wahl der Klassensekretäre.
1. Die Wahl eines Klassensekretärs geschieht alsbald (im
Fall der Erledigung durch Ableben unter dem Vorsitz
des Vorstandes) durch relative Mehrheit der Anwesenden
in einer Klassensitzung mittelst Stimmzettel, welche der
stellvertretende Sekretär, der Senior der Klasse, einsieht.
2. Nach erfolgter Wahl tritt der Sekretär sofort in seine
Thätigkeit.
3. Die Neuwahl wie die Wiederwahl wird den andern Klassen-
sekretären zur Bekanntgabe mitgeteilt.
b) Wahl der ordentlichen Mitglieder.
1. Die Vorschläge zur Ergänzung einer statusmässigen Stelle
durch einen einheimischen hier wohnenden Gelehrten
unterliegen der Vorberatung und alsdann der Entschei-
dung der Klasse durch Kugelung.
1 0 Geschäftsordnung
2. Die Gültigkeit der Wahl verlangt absolute Stimmenmehr-
heit von drei Viertel der eingeladenen und nicht unab-
weislich abgehaltenen Mitglieder.
3. Das von allen Mitgliedern unterschriebene Wahlprotokoll
wird samt den schriftlichen Vorschlägen durch das Prä-
sidium der Gesamt-Akademie in allgemeiner Sitzung mit-
geteilt und diese entscheidet durch absolute Stimmenmehr-
heit mit Kugeln, ohne Rücksicht auf die Zahl der Er-
schienenen, über die Wahl.
4. Das gleiche Verfahren gilt bei den folgenden unter c
und d aufgeführten Wahlhandlungen.
c) Wahl der ausserordentlichen Mitglieder.
Die Vorschläge stehen jedem einzelnen ordentlichen Mit-
glied der Klasse zu.
d) Wahl der auswärtigen und korrespondierenden
Mitglieder.
1. Die Anträge können gleichfalls von jedem ordentlichen
Mitgliede der Klasse einzeln gestellt werden.
Jeder Vorschlag muss dem Klassensekretär vor der
Wahlsitzung schriftlich übergeben werden.
2. Bei der Würdigung derselben ist, ausser der selbstver-
ständlichen Beachtung der Persönlichkeit, das Bedürfnis
einzelner oder besonderer in der Klasse vertretener Wissen-
schaften wahrzunehmen.
e) Wahl von Ehrenmitgliedern.
Die Vorschläge können nur vom Vorstande nach Benehmen
mit den Klassensekretären an die Gesamt-Akademie gebracht
werden.
Sämtliche Wahlen der Mitglieder unterliegen der könig-
lichen Bestätigung. Ihre Verkündigung erfolgt in öffentlicher
Sitzung.
Nehmen auswärtige oder korrespondierende Mitglieder
ihren bleibenden Wohnsitz hierselbst, so treten jene als ordent-
Geschäftsordnung 1 1
liehe, diese als ausserordentliche in ihre Klasse ein, auch in
dem Fall, dass damit die Normalzahl der Mitglieder über-
schritten wird.
Sitzungen.
1.
Allgemeine Sitzungen.
Bei Mitteilungen von allgemeinem Interesse beruft der
Vorstand sämtliche hier wohnende Akademiker in besonderer
Einladung, wie gelegentlich der Wahl neuer Mitglieder.
2.
Klassensitzungen.
1. Die Sitzungen der drei Klassen werden gleichzeitig am
ersten Samstag des Monats gehalten.
2. Eine Verlegung dieser regelmässigen Sitzung wird vor-
her durch Circular angezeigt.
3. Über die Reihenfolge der Vorträge wird in der November-
Sitzung jeder Klasse Anordnung getroffen.
4- Der von einem Mitgliede in der Sitzung zu haltende Vortrag
soll vor derselben dem Klassensekretär angemeldet werden.
5. Die Klasse erledigt in ihren Sitzungen oder in dringen-
den Fällen durch Circulare auch Anfragen oder Aufträge
des Staatsministeriums oder was sonst in den Kreis der
Beratung eintritt.
3.
Oeffentliche Sitzungen.
1. Nach Eröffnung der Sitzungen (welche an einem Königs-
tage und an dem Stiftungstag der Akademie stattfinden*)
durch den Vorstand, erstatten die Klassensekretäre Bericht
über die Personal- Veränderungen innerhalb ihrer Klasse.
2. Die Festrede wechselt nach der Folge der drei Klassen.
Jede Klasse hat rechtzeitig den Redner zu bestimmen
und dem Vorstande bekannt zu geben.
*) Gegenwärtig wird erstere Mitte November, letztere in der ersten
Hälfte des Monats März abgehalten.
12 Geschäftsordnung
Denkschriften.
Jedes Jahr gibt jede Klasse eine Abteilung zu einem
Bande akademischer Denkschriften ; dieser enthält circa hundert
Bogen.
Die Aufnahme der Abhandlungen, mögen sie nun in einer
Sitzung vorgetragen oder eingesendet worden sein, hängt von
dem Gutachten der Klasse ab.
Von den einzelnen Abhandlungen werden auch eine Zahl
Separat-Abzüge ausgegeben.
Sitzungsberichte.
Die Sitzungsberichte veröffentlichen, was alles in den
Klassensitzungen zum Vortrag kam, sei es im Auszug, sei es
vollständig.
Über die Aufnahme entscheidet die Klasse.
Dieselben berichten auch über die öffentlichen Sitzungen.
Für künstlerische Beilagen, sowohl zu den Denkschriften
als den Sitzungsberichten, muss ein Voranschlag gemacht und
die besondere Genehmigung des Vorstandes eingeholt werden.
Monumenta boica.
Die hiefür eigens niedergesetzte Kommission hat die Aus-
wahl, die Form und den Bearbeiter der Urkunden zu bestimmen.
Honorare.
Für die Festrede in der öffentlichen Sitzung, für die Ab-
handlungen in den Denkschriften und den Sitzungsberichten
werden Honorare bezahlt.
Übersteigt eine Abhandlung in einer Abteilung der Denk-
schriften die Zahl von acht Bogen, in den Sitzungsberichten
die Zahl von drei*) Bogen, so wird für das Weitere kein
Honorar bezahlt.
*) Gegenwärtig fünf.
Geschäftsordnung 13
Für die Festrede bleibt ohne Rücksicht auf ihren Umfang
das Honorar festgesetzt.*)
Jetons.
Präsenzgelder werden an die Mitglieder der Klasse für
die Klassensitzung und an die bei einer öffentlichen Sitzung
anwesenden Akademiker verteilt.**)
Ferien.
Die regelmässigen Ferien dauern von August bis Ende
Oktober.
*) Dieselbe wird zur Zeit gleich drei Bogen der Denkschriften
honoriert.
**) Für die Klassensitzungen je 2 Mk., für die öffentlichen Sit-
zungen je 5 Mk.
14
Personalstand.
(Januar 1913.)
Protektor:
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
Seine Königliche Hoheit
PRINZ LUDWIG
des Königreichs Bayern Verweser.
Verwaltung.
Präsident:
Dr. Karl Theodor Ritter v. Heigel, Exz., K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor
für Geschichte, Generaldirektor der wissenschaftlichen Sammlungen
des Staates, geb. 23. Aug. 1842 zu München (o. 1887, a. o. 1875),
Theresienstr. 76/1.
Sekretär der philosophisch-philologischen Klasse:
Dr. Ernst Kuhn, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für arische Philologie,
geb. 7. Febr. 1846 zu Berlin (o. 1883, a. o. 1878), Heßstr. 5/1.
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse:
Dr. Karl Ritter v. Goebel, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Botanik,
Direktor des K. Botanischen Gartens und des Pflanzenphysiologischen
Instituts, geb. 8. März 1855 zu Billigheim, Baden (o. 1892), Menzinger-
straße 15 (Neuer Botan. Garten).
Sekretär der historischen Klasse:
Dr. Robert Ritter v. Pohl mann, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für
alte Geschichte, geb. 31. Okt. 1852 zu Nürnberg (o. 1901, a. o. 1900,
korr. 1887), Hohenzollernstr. 6.
Personalstand 1 5
Syndikus :
Dr. Karl Mayr, Honorarprofessor für Geschichte, geb. 28. März 1864 zu
Krumbach (a. o. 1909), Galeriestr. 19/111.
Bibliothek:
Bibliothekar: Dr. Adolf Hilsenbeck, Bibliothekar der K. Hof- und Staats-
bibliothek.
Kanzlei:
Kanzleisekretär: Adolf Reichel.
Diener: Paul Seidel.
Kassenver waltung :
Rentamtmann: Gustav Frischholz.
Kassesekretär: Joseph Miller.
Haus:
Hausverwalter: Joseph Ennichl.
Hausdiener und Heizer: Benno Glas.
Pförtner und Hilfsheizer: Anton Schwald.
Buchhändler der Akademie:
G. Franzscher Verlag (Kgl. u. Herzogl. Bayer. Hofbuchhändler J. Roth),
Ottostr. 3 a.
16
Ehrenmitglieder.
1892 Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Therese von Bayern.
1896 Seine Königliche Hoheit Prinz Ludwig, des Königreichs Bayern
Verweser.
1911 Seine Königliche Hoheit Prinz Rupprecht von Bayern.
Ordentliche und ausserordentliche Mitglieder.
Philosophisch - philologische Klasse.
Ordentliche Mitglieder
(nach dem Jahre der Wahl und nach dem Stande im Jahre 1913).
Dr. Ernst Kuhn (o. 1883, a. o. 1878), s. Klassensekretär S. 14.
Dr. Nikolaus Wecklein, K. Oberstudienrat, Gymnasialrektor, geb. 19. Fe-
bruar 1843 zu Gänheim (o. 1887, a. o. 1872), Morawitzkystr. 9.
Dr. Hermann Paul, K. Geh. Hofrat, o. Professor für deutsche Philologie,
geb. 7. Aug. 1846 zu Salbke bei Magdeburg (o. 1893, ausw. 1892).
Kaulbachstr. 62a,/ll.
Dr. Iwan v. Müller, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für klass. Philologie
und Pädagogik, geb. 20. Mai 1830 zu Wunsiedel (o. 1894, a. o. 1893,
korr. 1876), Siegfriedstr. 21/1.
Dr. Frhr. Georg F. v. Hertling, Exz., Staatsrat i. o. D., Staatsminister
des Kgl. Hauses und des Äussern, lebenslänglicher Reichsrat, geb.
31. Aug. 1843 zu Darrastadt (o. 1899, a. o. 1896), Promenadeplatz 22.
Dr. Theodor Li pps, o. Univ.-Professor der Philosophie, geb. 28. Juli 1851
zu Wallhalben, Rheinpf. (o. 1899, a. o. 1896), Pienzenauerstr. 14/1.
Dr. Karl v. Amira, o. Univ.-Professor für deutsches bürgerliches Recht,
Handels- und Wechselrecht, deutsches Privatrecht, deutsche Rechts-
geschichte, bayerisches Landesrecht und Staatsrecht, geb. 8. Februar
1848 zu AschafFenburg (o. 1901), Möhlstr. 37/0.
Dr. Otto Crusius, Großh. Bad. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor der
klass. Philologie, geb. 20. Dez. 1857 zu Hannover (o. 1905, a. o. 1903),
Widenmayerstr. 10/111.
Personalstand 1 7
Dr. Franz Muncker, o. Univ.-Professor für neuere, insbesondere deutsche
Literaturgeschichte, geb. 4. Dez. 1855 zu Bayreuth (o. 1906, a. o. 1901),
Liebigstr. 39/1, 2. Aufg.
Dr. Paul Wolters, o. Univ.-Professor für Archäologie, geb. 1. Sept. 1858
zu Bonn (o. 1908, korr. 1903), Thorwaldsenstr. 11.
Dr. Friedrich Vollmer, o. Univ.-Professor für klassische Philologie, geb.
14. Nov. 1867 zu Fingscheidt (o. 1908, a. o. 1906), Mauerkirch erstr. 26.
Dr. Wilhelm Streitberg, o. Univ.-Professor für indogermanische Sprach-
wissenschaft, geb. 23. Februar 1864 zu Rüdesheim a. Rh. (o. 1911,
a. o. 1909), Isabellastr. 31/11.
Ausserordentliche Mitglieder:
Dr. Friedrich Ohlenschlager, K. Oberstudienrat, Gymnasialrektor a. D.,
geb. 2. Aug. 1840 zu Niedernberg (1883), Luisenstr. 54/111.
Dr. Clemens Baeumker, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Philosophie,
geb. 16. Sept. 1853 zu Paderborn (a. o. 1912, korr. 1909), Franz Joseph-
straße 30/1.
Dr. Frhr. Friedrich Wilhelm v. Bissing, o. Univ.-Professor für Ägyp-
tologie und orientalische Altertumskunde, geb. 22. April 1873 zu
Potsdam (1909), Georgenstr. 10—12.
Dr. Erich Petzet, Bibliothekar an der K. Hof- und Staatsbibliothek,
geb. 3. Mai 1870 zu Breslau (1910), Clemensstr. 38/111.
Dr. Erich Berneker, o. Univ.-Professor für slavische Philologie, geb.
3. Febr. 1874 zu Königsberg in Preußen (1911), Mauerkircherstr. 16/11.
Dr. August Heisenberg, o. Univ.-Professor für mittel- und neugriechische
Philologie, geb. 13. Novbr. 1869 zu Osnabrück (1911), Hohenzollern-
straße 110/III.
Dr. Karl Vossler, o. Univ.-Professor für romanische Philologie, geb.
6. Sept. 1872 zu Hohenheim bei Stuttgart (1912), Leopoldstr. 87/11.
Dr. Lucian Scherman, a. o. Univ.-Professor für Sanskrit-Sprache und
Literatur, Direktor des K. Ethnographischen Museums, geb. 10. Oktober
1864 zu Posen (1912), Herzogstr. 8/II.
Mathematisch - physikalische Klasse.
Ordentliche Mitglieder:
Dr. Adolf Ritter v. Baeyer, Exz., K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für
Chemie, Vorstand des Chemischen Laboratoriums des Staates, geb.
31. Okt. 1835 zu Berlin (o. 1877, a. o. 1875, korr. 1870), Arcisstr. 1.
Dr. Ludwig Radlkofer, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Botanik,
Direktor des Botanischen Museums, geb. 19. Dez. 1829 zu München
(o. 1882, a. o. 1875), Sonnenstr. 7/1.
Jahrbuch 1912. 2
18 Personalstand
Dr. Paul Heinrich Ritter v. Groth, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor
für Mineralogie, Direktor der Mineralogischen Sammlung des Staates,
geb. 23. Juni 1843 zu Magdeburg (o. 1885, a. o. 1883, korr. 1881),
Kaulbachstr. 62/1.
Dr. Hugo Ritter v. Seeliger, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für Astro-
nomie, Direktor der K. Sternwarte, geb. 23. Sept. 1849 zu Biala,
Österreich (o. 1887, a. o. 1873), Sternwartstr. 15.
Dr. Richard Ritter v. Hertwig, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für
Zoologie und vergleichende Anatomie, Direktor der Zoologischen
Sammlung, geb. 23. Sept. 1850 zu Friedberg (o. 1889, a. o. 1885),
Schackstr. 2/III.
Dr. Aurel Voss, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Mathematik,
geb. 7. Dez. 1845 zu Altona (o. 1889, a. o. 1886), Habsburgerstr. 1/11.
Dr. Walther Ritter v. Dyck, K. Geh. Rat, o. Professor der Mathematik
an der Techn. Hochschule, geb. G. Dez. 1856 zu München (o. 1892,
a. o. 1890), Hildegardstr. 5/III.
Dr. Karl Ritter v. Goebel (o. 1892), s. Klassensekretär S. 14.
Dr. Ferdinand Lindemann, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für
Mathematik, geb. 12. April 1852 in Hannover (o. 1895, a. o. 1894),
Franz Josephstr. 9/1.
Dr. Alfred Pringsheim, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Mathe-
matik, geb. 2. Sept. 1850 zu Ohlau, Schlesien (o. lf 98, a. o. 1894),
Arcisstr. 12/1.
Dr. Wilhelm Konrad Röntgen, Exz., K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor
für Experimentalphysik, Direktor der physikalisch-metronomischen
Sammlung, geb. 27. März 1845 zu Lennep (o. 1900, korr. 1896).
Dr. Johannes Rückert, o. Univ.-Professor für Anatomie, insbesondere
deskriptive und topographische Anatomie, Direktor der Anatomischen
Sammlung, geb. 23. Dez. 1854 zu Koburg (o. 1901, a. o. 1893), Nuß-
baumstraße 10/1.
Dr. Karl v. Linde, K. Geh. Rat, Professor der Techn. Hochschule, geb.
11. Juni 1842 zu Berndorf (o. 1901, a. o. 1896), Heilmannstr. 17.
Dr. Johannes Ranke, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Anthropo-
logie und allgemeine Naturgeschichte, Direktor der Anthropologisch-
prähistorischen Sammlung, geb. 23. Aug. 1836 zu Thurnau (o. 1902,
a. o. 1893), Briennerstr. 25/111.
Dr. Hermann Ebert, K. Geh. Hofrat, o. Professor der Experimental-
physik an der Techn. Hochschule, geb. 20. Juni 1861 zu Leipzig
(o. 1903, a. o. 1899), Karl Theodorstr. 12 a.
Dr. Sebastian Finsterwalder, K. Geh. Hofrat, o. Professor der Mathe-
matik an der Techn. Hochschule, geb. 4. Okt. 1862 zu Rosenheim
(o. 1903, a. o. 1899), Flüggenstr. 4.
Personalstand 1"
Dr. August Rothpletz, o. Univ.-Professor für Geologie und Paläonto-
logie, Direktor der Geologischen und Paläontologiscben Sammlung,
geb. 25. April 1853 zu Neustadt a. H. (o. 1904, a. o. 1599), Giselastr. 6/1.
Dr. Siegmund Günther, K. Geh. Hofrat, Magnif., z. Z. Rektor der K.
Techn. Hochschule, o. Professor für Erdkunde an der Techn. Hoch-
schule, geb. 6. Febr. 1848 zu Nürnberg (o. 1905, a. o 1900), Nikolaistr. 1/11.
Dr. Aug. Föppl, o. Professor für Mechanik an der Techn. Hochschule,
geb. 25. Jan. 1854 zu Großumstadt, Hessen (o. 1909, a. o. 1903),
Lachnerstr. 22.
Dr. Wilhelm Muthmann, o. Professor der unorganischen Chemie an
der Techn. Hochschule, geb. 8. Febr. 1861 zu Elberfeld (o. 1909,
a. o. 1903), Schellingstr. 116/1.
Dr. Erwin Voit, K. Geh. Hofrat, z. Z. Rektor der Tierärztl. Hochschule,
o. Professor für Physiologie und Diätetik an d. Tierärztl. Hochschule,
geb. 16. Dez. 1852 zu München (o. 1909, a. o. 1903), Bauerstr. 28/111.
Dr. Ludwig Burmester, K. Geh. Hofrat, o. Professor der darstellenden
Geometrie an der Techn. Hochschule, geb. 5. Mai 1810 zu Othmar-
schen (o. 1909, a. o. 1905), Kaulbachstr. 83/11.
Dr. Arnold Sommerfeld, o. Univ.-Professor für theoretische Physik,
Direktor des Instituts für theoretische Physik, geb. 5. Dez. 1868 zu
Königsberg i. Pr. (o. 1910, a. o. 1908), Leopol dstr. 87/111.
Dr. Siegfried Moll i er, o. Univ.-Professor für Anatomie, insbesondere
für Histologie und Entwicklungsgeschichte, Konservator der Anato-
mischen Sammlung, geb. 19. Juli 1866 zu Triest (o. 1911, a. o. 1908),
Vilshofenerstr, 10.
Dr. Max Ritter v. Grub er, K. Obermedizinalrat, o. Univ.-Professor für
Hygiene und Bakteriologie, geb. 6. Juli 1853 zu Wien (o. 1910, a.o. 1909),
Prinzenstr. 10.
Dr. Heinrich Burkhardt, o. Professor der Mathematik an der Techn.
Hochschule, geb. 15. Okt. 1861 zu Schweinfurt (o. 1912, a. o. 1909),
Prinzenstr. 13/1.
Dr. Erich v. Drygalski, o. Univ.-Professor für Geographie, geb. 9. Febr.
1865 zu Königsberg i. Pr. (o. 1912, a.o. 1909), Gaußstr. 6.
Dr. Otto Frank, o. Univ.-Professor für Physiologie, Direktor des Physiolo-
gischen Instituts, geb. 21. Juni 1865 zu Großumstadt, Hessen (o. 1912,
a. o. 1909), Haydnstr. 511.
Ausserordentliches Mitglied:
Dr. Max Schmidt, Dipl.-Ing., K. Geh. Hofrat, o. Professor für Geodäsie
und Topographie an der Techn. Hochschule, geb. 17. März 1850 zu
Tambach (1911), Franz Josophstr. 13111.
2*
20 Personalstand
Historische Klasse.
Ordentliche Mitglieder:
Dr. Ludwig v. Rockinger, K. Geh. Rat, Reichsarchivdirektor a. D.,
geb. 29. Dez. 1824 zu Würzburg (o. 1868, a. o. 1856), Odeonsplatz 12/11.
Dr. Johann Friedrich, o. Univ.-Professor für Geschichte, geb. 5. Mai
1836 zu Poxdorf, Ofr. (o. 1880, a. o. 1869), von der Tannstr. 17/11.
Dr. Karl Theodor Ritter v. Hei gel (o. 1887, a. o. 1875), s. Präsident S. 14.
Dr. Sigmund Ritter v. Riezler, K. Geh. Rat, o. Univ.-Profes9or für
bayer. Landesgeschichte, geb. 2. Mai 1843 zu München (o. 1888,
a. o. 1877), K. Maximilianeum.
Dr. Franz v. Reber, K. Geh. Rat, o. Professor für Kunstgeschichte an
der Technischen Hochschule a.D., K. Zentralgemäldegaleriedirektor a.D.,
Honorarprofessor an der Universität, geb. 10. Nov. 1833 zu Cham, Opf.
(o. 1890, a. o. 1887), Kaulbachstr. 31/0 1.
Dr. Hermann Grauert, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Geschichte
geb. 7. Septbr. 1850 zu Pritzwalk i. d. Ostpriegnitz (o. 1899, a. o. 1898),
Tengstr. 35/11.
Dr. Lujo Brentano, K. Sachs. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für National-
ökonomie, Finanzwissenschaft und Wirtschaftsgeschichte, geb. 18. Dez.
1844 zu Aschaffenburg (1901), Mandlstr. 5.
Dr. Robert Ritter v. Pöhlmann (o. 1901, a. o. 1900, korr. 1887), s. Klassen-
sekretär S. 14.
Dr. Hans Prutz, K. Preuß. Geh. Reg.-Rat, emerit. Univ.-Professor für
Geschichte, geb. 20. Mai 1843 zu Jena (1902), Galeriestr. 23/1, ab
Mitte März Reitmorstr. 52/111.
Dr. Henry Simonsfeld, o. Univ.-Professor für Geschichte, insbesondere
historische Hilfswissenschaften, geb. 15. Oktober 1852 zu Mexiko
(o. 1902, a. o. 1888), Schellingstr. 89/111.
Dr. Franz Ludwig Ritter v. Baumann, K. Geh. Rat, Reichsarchivdirektor,
geb. 8. Juni 1846 zu Leutkirch im Algäu (o. 1906, a. o. 1895, korr.
1882), Theresienstr. 14/11.
Dr. Heinrich Wölfflin, K. Preuß. Geh. Reg.-Rat, o. Univ.-Professor für
Kunstgeschichte, geb. 21. Juni 1864 zu Winterthur (1912), Widen-
mayerstraße 26/11 1.
Dr. Adolf Sand berger, o. Univ.-Professor für Musikwissenschaft, geb.
19. Dez. 1864 zu Würzburg (o. 1912, a. o. 1902), Prinzregentenstr. 48/1.
Personalstand 2 1
Ausserordentliche Mitglieder:
Dr. Ludwig Quidde, Professor, geb. 23. März 1858 zu Bremen (1892),
Gedonstr. 4/1.
Dr. Michael Doeberl, K. Oberregierungsrat, Honorarprofessor an der
Universität, geb. 15. Januar 1861 zu Waldsassen (1903), Schönfeld-
strafie 6/1II.
Dr. Georg Leidinger, K. Oberbibliothekar der K. Hof- und Staats-
bibliothek, geb. 30. Dezbr. 1870 zu Ansbach (1909), Kaulbachstr. 40/0.
Dr. Karl Mayr, (1909), s. Verwaltung S. 15.
Dr. Georg Hab ich, Direktor des K. Münzkabinetts, geb. 24. Juni 1868
zu Darmstadt (1910), Schönfeldstr. 20/11.
Dr. Georg Hager, K. Genaralkonservator der Kunstdenkmale und Alter-
tümer Bayerns, geb. 20. Oktbr. 1863 zu Nürnberg (1911), Kochstr. 18/11.
Dr. Leopold W eng er, o. Univ. -Professor für römisches Zivilrecht und
deutsches bürgerliches Recht, geb. 4. September 1874 zu Obervellach
in Kärnten (1912), Adelheidstr. 15/1.
22
Personalstand
Auswärtige und korrespondierende Mitglieder
nach den drei Klassen (bzw. Sektionen derselben), in alpha-
betischer Ordnung.
Die Zahl vor dem Namen bezeichnet das Jahr der Wahl in die Akademie.
Philosophisch - philologische Klasse.
Auswärtige Mitglieder:
1878 Conze Alexander in Berlin
1890 Delbrück Bertold in Jena
1884 Förster Wendelin in Bonn
1897 Hirth Friedrich in New- York
1884 Imhoof- Blumer Friedrich
in Winterthur
1891 Jagic Yatroslav in Wien
1874 Kern Heinrich in Utrecht
1892 Leskien August in Leipzig
1877 Meyer Wilhelm in Göttingen
1879 Nöldeke Theodor in Straß-
burg i. E.
1890 Stumpf Karl in Berlin
1888 Wim m er Ludwig in Kopen-
hagen.
Korrespondierende Mitglieder:
1912 Behaghel Otto in Gießen
1908 Bezold Karl in Heidelberg
1907 Boll Franz in Heidelberg
1904 Braune Wilhelm in Heidel-
berg
1895 Brugmann Karl in Leipzig
1911 Bulle Heinrich in Würzburg
1879 Comparetti Domenico in
Florenz
1910 Cumont Franz in Brüssel
1898 Di eis Hermann in Berlin
1896 Er man Adolf in Berlin
1901 Evans Artur J. in Oxford
1880 Foucart Paul in Paris
1888 Geiger Wilhelm in Erlangen
1900 Götz Georg in Jena
1906 GrenfellBernardP. in Oxford
1899 Grünwedel Albert in Berlin
1893 Hei big Wolfgang in Rom
1910 Hillebrand Alfred in Breslau
1911 Hirzel Rudolf in Jena
1912 Hülsen Christian in Florenz
1909 Hunt Artur in Oxford
1905 HusserlEdmundinGöttingen
1907 Jacob Georg in Kiel
1909 Jacobi Hermann in Bonn
1902 I i r e c e k Joseph Konstantin in
Wien
Personalstand
23
1886 Jolly Julius in Würzburg
1910 Kenyon Frederic George in
London
1909 Kluge Friedrich in Freiburg
im Breisgau.
1907 LambrosSpjridonP.inAthen
1903 Lenel Otto in Freiburg i. Br.
1908 Lieb ermann Felix in Berlin
1892 Luchs August in Erlangen
1903 Mitteis Ludwig in Leipzig
1905 Noreen Adolf in Upsala
1904 Omont Henri in Paris
1902 Per rot Georges in Paris
1S83 Römer Adolf in Erlangen
1876 Sathas Konstantin in Paris
1883 Schanz Martin v.in Würzburg
1906 Schlum berger Gustav in
Paris
1897 Schuchardt Hugo in Graz
1905 Senart Emil in Paris
1889 Sievers Georg Eduard in
Leipzig
1895 Söd er wall Knut Frederic in
Lund
1886 Steinmeyer Elias in Er-
langen
1895 Sweet Henry in Oxford
1904 Thomsen Vilhelm in Kopen-
hagen
1893 Vitelli Girolamo in Florenz
1904 Wilamo witz-Moellen-
d o r f f Ulrich v. in Berlin
1904 Windelband Wilhelm in
Heidelberg
1905 Windisch Ernst in Leipzig
1900 Wundt Wilhelm in Leipzig
1906 Zeumer Karl in Berlin
1908 Z iel in skiThaddäus in St. Pe-
tersburg.
II. Mathematisch- physikalische Klasse.
Astronomie und Geodäsie.
Korrespondierende Mitglieder:
1882 Auwers Artur in Berlin
1911 Bauschinger Julius inStraß-
burg i. E.
1897 Bruns Ernst Heinr. in Leipzig
1911 Duner Christofer in Upsala
1892 Förster Wilhelm in Berlin
1896 Helmert F. Robert in Pots-
dam
1908 Hill George William in West-
Nyak.
1912 Struve Hermann in Berlin.
Mathematik.
Korrespondierende Mitglieder:
1882 B rill Alexander in Tübingen 1887 Nöther Max in Erlangen
1899 Darboux Gaston in Paris
1903 Hubert David in Göttingen
1879 Klein Felix in Göttingen
1880 Königsberg er Leo in Heidel-
berg
1912 Mittag-Leffler Gustav in
Stockholm
1895 Neumann Karl in Leipzig
1872 Prym Friedrich in Würzburg
1912 Schwarz Hermann Amandus
in Berlin
1903 Weber Heinrich in Straßburg
im Elsaß
1910 Zeuthen Hieronymus in Ko-
penhagen.
24 Personalstand
Physik.
Korrespondierende Mitglieder:
1910 Hann Julius in Wien 1909 Riecke Eduard in Göttingen
1896 Hittorf Wilhelm in Münster 1911 Rutherford Ernst in Man-
1895 Loren tz H. A. in Haarlem ehester
1890 Mach Ernst in Wien 1907 Thomson Joseph John in
1912 N ernst Walter in Berlin Cambridge (England)
1911 Planck Max in Berlin . 1909 Voigt Woldemar in Göttingen
1873 Quincke Georg Hermann in 1905 Warburg Emil in Charlotten-
Heidelberg burg
1890 Rayleigh Lord in London 1907 Wien Wilhelm in Würzburg.
1888 Recknagel Georg in Augs-
burg
Chemie.
Auswärtiges Mitglied:
1910 Hof mann Karl in Charlottenburg.
Korrespondierende Mitglieder:
1910 Ciamician Giacomo in Bo- 1909 Haller Albin in Paris
lo£na 1886 Lieben Adolf in Wien
1888 Claisen Rainer Ludwig in 1910 paternö di Sessa in Rom
Godesberg a. Rh. 1911 perkin William Henri in Man-
1907 Curtius Theodor in Heidel- ehester
berg 1908 RamsayWilliamSir inLondon
1880 Fischer Emil in Berlin 1882 ROScoe Henry E. in London
1884 Fischer Otto in Erlangen 1901 Thiele Johannes in Strafi-
1878 Grabe Karl in Frankfurt a. M. bürg i. E.
Physiologie.
Korrespondierende Mitglieder:
1912 Exner Siegmund in Wien 1910 HerinannLudimarinKönigs-
1885 Hensen Viktor in Kiel berS L Pr-
1901 Hering Ewald in Leipzig 19U *ries Jfa™es v- in Frei'
& r ö bürg l. Br.
Zoologie und Anatomie.
Auswärtige Mitglieder:
1870 Häckel Ernst in Jena 1884 Weis mann August in Frei-
burg i. Br.
Korrespondierende Mitglieder:
1903 Boveri Theodor in Würzburg 1906 Froriep Aug. v. in Tübingen
1900 Bütschli Otto in Heidelberg 1903 Fürbringer Max in Heidel-
1905 Chun Karl in Leipzig berg
Personalstand
25
1897 Hertwig Oskar in Berlin
1906 Rabl Karl in Leipzig
1899 Retzius Gustav in Stock-
holm
1911 Roux Wilhelm in Halle
1896 Schulze Franz Eilhard in
Berlin
1896 Wald ey er Wilhelm in Berlin
1910 Wilson Edmond Beecher in
New- York.
Botanik.
Korrespondierende Mitglieder:
1909 Bower Frederik Orpen in
Glasgow
1902 Engler Adolf Gustav Heinr.
in Berlin
1908 Nawaschin Sergius in Kiew
1880 Pfeffer Wilhelm in Leipzig
1909 Prain David in Kew
1880 Seh wendener Simon in
Berlin
1903 Solms-Laubach Hermann
Graf zu, in Straßburg i. E.
1906 Stahl Ernst in Jena
1900 Vries Hugo de, in Amsterdam
1893 Warming Eugen in Kopen-
hagen
1903 Wiesner Julius v. in Wien
1906 Wittrock Veit Brecher in
Stockholm.
Mineralogie, Geologie und Paläontologie.
Korrespondierende Mitglieder:
1898 Barrois Charles in Lille
stofer in Christiania
1862 Brush J. George in New-
Haven, V. St. A.
1891 Capellini Giovanni in Bo-
logna
1896 Fedorow Eugraph v., in St.
Petersburg •
1910 Fletcher L. in London
1895 Geikie Sir Archibald in
London
1907 Gilbert Karl Grove in Wash-
ington
1899 Karpinsky Alexander in St.
Petersburg
Erdkunde.
Korrespondierende Mitglieder:
1909 Partsch Joseph in Leipzig 1882 Schweinfurth Gg. in Berlin
1910 Miers Henry Alexander in
London
1912 Nathorst Alfred Gabriel in
Stockholm.
1910 Osborn Henry Fairfield in
New-York
1902 Rosenbusch Karl Harry
Ferd. in Heidelberg
1910 Scott Dukinfield Henry in
London
1880 Suess Eduard in Wien
1870 Tschermak Gustav v. in
Wien
1912 Willis Bailey in Chicago.
1909 Penck Albrecht in Berlin
1911 Wi ediert Emil in Göttingen
26
Personalstand
III. Historische Klasse.
Auswärtige Mitglieder:
1886 Brunner Heinrich in Berlin 1870 Ritter Moriz in Bonn.
1893 Do ve Alfred in Freibun? i. Br.
Korrespondierende Mi
1904 Below Georg v. in Freiburg 1912
i- Br- 1898
1910 Bernheim Ernst in Greifs- 1911
wald
1881 Bezold Friedrich v. in Bonn 1395
1891 Bode Wilhelm in Berlin iggo
1887 Bressl au Harry in Straßburg
LE" m 1904
1895 Bücher Karl in Leipzig jggg
1898 Chuquet Artur in Paris
1892 Cipolla Carlo Graf in Turin jogg
1904 D'Avenel Georges Vicomte
in Paris
1909 Davidsohn Robert in Florenz
1882 Dehio Georg Gottfried in
Straßburg i. E.
1890 Duchesne Louis in Rom
1903 Fester Richard in Halle a. S.
1909 Finke Heinrich in Freiburg
i. Br.
1901 Fournier Paul in Grenoble
1903 Gierke Otto in Berlin 1892
1904 Goetz Walter in Tübingen
1897 HarnackC. G.Adolf in Berlin
1902 Hauck Albert in Leipzig
1888 Kaufmann Georg in Breslau
1902 Knapp Georg Friedrich in
Straßburg i. E.
1891 Kolde Theodor in Erlangen
1901 Koser Reinhold in Charlotten- 19U
bürg 1903
1890 Lenz Max in Berlin 1871
1891 Leroy-Beaulieu Anat. in I903
Paris 1908
1906 Luschin Ritter v. Eben-
greuth Arnold in Graz 1891
1908
1902
1912
1901
1909
1899
1908
1895
1887
1875
1906
1884
tglieder:
Mahaffy John P. in Dublin
Marcks Erich in Hamburg
Mein ecke Friedrich in Frei-
burg i. Br.
Meyer Eduard in Berlin.
Meyer v. Knonau Gerold
in Zürich
Monaci Ernesto in Rom
Müller Karl Ferd. Friedr. in
Tübingen
Ob er hu mm er Eugen inWien
Ottenthai Emil v. in Wien
Pais Ettore in Rom
Pirenne Henri in Gent
P reu 8 8 Georg in Breslau
Redlich Oswald in Wien
Rooses Max in Antwerpen
Schäfer Dietrich in Berlin
Schmoller Gustav v. in
Berlin
Schröder Richard in Heidel-
berg
Schulte Alois in Bonn
S i m s 0 n Bernhard v. in Berlin
So hm Rudolf in Leipzig
Strzygowki Joseph in Graz
Ulmann Heinrich in Greifs-
wald
Valois Noel in Paris
Venturi Adolfo in Rom
Villari Pasquale in Florenz
Vi seh er Robert in Göttingen
Vogüe Charles Jean Melchior
Marquis de in Paris
Winter Gustav in Wien.
Personalstand 27
Besondere Kommissionen
bei der K. Akademie der Wissenschaften.
I. Kommission für die Herausgabe der Monumenta Boica.
Mitglieder
auf unbestimmte Zeit gewählt:
Pöhlmann v., Vorsitzender Riezler v.
Heigel v. Baumann v.
Petz Dr. Johann, K. Reichsarchivrat, Redakteur und Schriftführer,
2. Historische Kommission.
I. Ordentliche Mitglieder:
Ritter Moriz, Bonn, Vorsitzender Friedrich Johann, München
Riezler Siegmund v., München, Kos er Reinhold, Charlottenburg
Sekretär Dove Alfred, Freiburg i. Br.
Heigel Karl Theodor v., Exz., Grauert Hermann, München
München Winter Gustav, Wien
Rockinger Ludwig v., München Hauck Albert, Leipzig
Bezold Friedrich v., Bonn Below Georg v., Freiburg i. Br.
Meyer v. Knonau Gerold, Zürich Quidde Ludwig, München
Lenz Max, Berlin Redlich Oswald, Wien.
II. Ausserordentliche Mitglieder:
Beckmann Gustav, Erlangen Goetz Walter, Tübingen
Herre Hermann, München Mayr Karl, München.
Brandenburg Erich, Leipzig
Wissenschaftliche Mitarbeiter in München :
Bauckner Artur Endres Fritz Müller Karl Alexander v.
3. Kommission für die Savigny-Stiftung
(auf unbestimmte Zeit gewählt).
Amira v., Vorsitzender Brentano
Grauert Pöhlmann v.
28 Personalstand
4. Kuratorium der Liebig-Stiftung.
Heigel v., Vorsitzender So xhl et Dr. Franz v., Schriftführer
Goebel v., Vertreter des Vor- Radlkofer
sitzenden Brentano, Lujo
Lieb ig Hans Frhr. v., Privatdozent für Chemie in Gießen, als Vertreter
der Familie.
Ferner die gegenwärtigen Inhaber der goldenen Liebig-Medaille:
Settegast Dr. H., Geh. Regierungsrat, Professor in Berlin
Kellner Dr. 0., Geh. Hof rat, Professor in Möckern
Frank Dr. Adolf, Professor in Charlottenburg
Rubner Dr. Max, Geh. Medizinalrat, Professor in Berlin
Kraus Dr. Karl, Professor an der Technischen Hochschule in München
König Dr. Joseph, Geh. Regierungsrat, Professor in Münster in Westf.
5. Kommission für den Zographos-Fonds
(auf je drei Jahre gewählt).
Wecklein Wolters.
Crusius
6. Kommission der Münchener Bürger- und Cramer-Klett-Stiftung.
Heigel v. Seeliger v.
Goebel v. Hertwig v.
Baeyer v.
7. Kommission für die Thereianos-Stiftung
(auf je drei Jahre gewählt).
Kuhn, Vorsitzender Wolters
Crusius Heisenberg
Wecklein Pöhlmann v.
8. Kommission der Hardy-Stiftung.
Heigel v. Streitberg
Kuhn Pöhlmann v.
Crusius
9. Kommission der Koenigsstiftung zum Adolf von Baeyer-Jubiläum.
Heigel v. Goebel v.
Baeyer v.
Personalstand 29
10. Kommission der Wilhelm Koenigs-Stiftung
für botanische und zoologische Forschungen und Forschungsreisen.
Heigel v. Hertwig v.
Goebel v.
II. Kommission für den Hitl'schen Fonds zur Förderung
der Medaillenkunst.
Heigel v., Exz. Habich
Hitl Georg, Privatier Seidl Gabriel v. Dr., Professor
Frauendorfer v., Exz. Stadler Anton, Professor
Diez Julius, Professor Mayr-Graz Karl, Kunstmaler.
12. Kommission für die Brunckstiftung.
Heigel v. Goebel v.
Baeyer v. Muthmann.
13. K. B. Kommission für die internationale Erdmessung.
Mitglieder:
Heigel v., Vorsitzender Finsterwalder
Seeliger v., Sekretär und Stell- Schmidt.
Vertreter des Vorsitzenden
Kustos: z. Z. Verweser Dr. Ernst Zapp, Assistent.
Technischer Offiziant: Friedrich Hesselba rth.
14. Mitglieder der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae
historica
von der K. B. Akademie gewählt am 5. März 1875 und 9. Februar 1895
ohne Begrenzung der Funktionsdauer.
Riezler v.
Steinmeyer, korr. Mitglied der historischen Klasse.
15. Kommission für Herausgabe des Thesaurus linguae Latinae.
Vollmer, Vertreter der K. Akademie der Wissenschaften in München,
z. Z. Vorsitzender.
Thesaurus-Bureau:
Dittmann Dr. Georg, K. Preufi. Oberlehrer in Urlaub
Maurenbrecher Dr. Berthold, Professor, Redaktor
Hey Dr. Oskar, Gymnasialprofessor in Urlaub, Sekretär
15 Assistenten.
30 Personalstand
16. Kommission für Herausgabe einer Enzyklopädie
der mathematischen Wissenschaften.
Dyck Dr. Walter v., Vertreter der K. Bayer. Akademie der Wissen-
schaften, z. Z. Vorsitzender
Seeliger Dr. Hugo v., Vertreter der K. Bayer. Akademie der Wissen-
schaften
17. Mitglied der Kommission für luftelektrische Forschungen.
Ebert
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Ho ff mann Karl.
18. Kommission für Herausgabe der Bibliothekskataloge
des Mittelalters.
Grauert Vollmer
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Lehmann Paul.
19. Kommission für das Corpus griechischer Urkunden.
Crusius Grauert
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Marc Paul.
20. Kommission für Herausgabe von Wörterbüchern
der bayerischen Mundarten.
Kuhn Paul
Riezler v. Streitberg
Amira v. Berneker
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Mausser Otto.
Vertreter der Bayer. Akademie für das Ägyptische Wörterbuch.
Bissing Frhr. v.
Vertreter der math.-phys kaiischen Klasse der Bayer. Akademie
für das ständige Bureau der Internationalen Assoziation.
Lindemann.
31
Satzungen der Kommissionen.
Satzung der historischen Commission bei der königlichen
Akademie der Wissenschaften.
Ich habe beschlossen, eine Commission für deutsche Ge-
schichts- und Quellenforschung bei Meiner Akademie der
Wissenschaften nach ähnlichen Grundsätzen, wie die natur-
wissenschaftlich-technische Commission zu errichten, und be-
stimme desshalb auf solange Ich nicht anders verfüge, wie
folgt:
Die Commission besteht aus:
1. einem Vorstände,
2. einem Sekretär,
3. aus 15 — 20 ordentlichen Mitgliedern, von welchen
mindestens drei Mitglieder der historischen Classe der
Akademie sein müssen, die übrigen aber ohne sonstige
Bedingung aus den wissenschaftlichen Notabilitäten
Deutschlands und den deutschen Provinzen der Nach-
barstaaten ausgewählt werden,
4. einer unbestimmten Anzahl ausserordentlicher Mit-
glieder.
Diese Commission bildet einen integrierenden Theil der
königl. Akademie der Wissenschaften, ist daher mit dieser dem
königl. Staatsministeriuni des Innern für Kirchen- und Schul-
Angelegenheiten untergeordnet.
II.
Der Vorstand leitet in den Sitzungen die Debatte, hält
die Umfrage, gibt zuletzt seine Stimme ab. und hat bei Stimmen-
gleichheit den Stichentscheid.
Er wird im Falle der Abwesenheit von dem Sekretär ver-
treten. Er muss Mitglied der Akademie sein.
32 Satzungen der Kommissionen
Der Sekretär führt das Protokoll und besorgt die Cor-
respondenzen. Er muss ein in München residirendes ordent-
liches Mitglied der Akademie sein.
Für den ersten Fall erfolgt Meinerseits die Ernennung
des Vorstandes, des Sekretärs und der ordentlichen Mitglieder
der Commission unmittelbar. Weiterhin hat die Commission
in der jährlichen Plenarsitzung der ordentlichen Mitglieder
bei dem Abgange des Vorstandes oder Sekretärs oder ordent-
licher Mitglieder Mir deren Nachfolger, ebenso wie die ausser-
ordentlichen Mitglieder zur Ernennung in Vorschlag zu bringen.
III.
Die Commission wird sich vornehmlich mit der Auffindung
und Herausgabe werthvollen Quellenmaterials für die deutsche
Geschichte in deren ganzen Umfange beschäftigen, soweit
dasselbe nicht in den Bereich bereits bestehender Unterneh-
mungen fällt. Sie wird ausserdem wissenschaftliche Arbeiten,
die in diesem Gebiete nothwendig oder erspriesslich erscheinen,
hervorzurufen suchen, sie wird endlich hervorragende wissen-
schaftliche Arbeiten dieses Gebietes, welche sonst nicht zur
Publikation gelangen würden, veröffentlichen.
Sie ist ermächtiget, Jedem, der in ihrem Auftrage die
Bearbeitung eines Gegenstandes übernimmt, die zu liquidirenden
Baarausgaben dafür zu vergüten, und die Arbeit selbst in
geeigneter Weise zu honoriren.
IV.
Zu Michaelis jeden Jahres findet eine Plenarsitzung aller
ordentlichen Mitglieder statt.*) Für die Theilnahme an der-
selben erhält jedes ausserhalb Münchens wohnende Mitglied
eine Reiseentschädigung von 200 fl.
In dieser Sitzung berichtet der Sekretär über die Arbeiten
und Verwendung der Geldmittel des abgelaufenen Jahres. Die
Commission fasst sodann Beschluss über die Arbeiten und den
*) Seit dem Jahre 1891 findet die Plenarversammlung mit Aller-
höchster Genehmigung nicht mehr zu Michaelis statt, sondern in der
Pfingstwoche.
Satzungen der Kommissionen 33
Etat des kommenden Jahres. Sie fasst Beschluss über etwaige
Wahlen. Wenn bei der Ausführung der Beschlüsse dringende
Fälle eine sofortige Entscheidung fordern, deren Beschliessung
zur Competenz der Plenarsitzung gehören würde, so kann
darüber durch eine Berathung des Vorstandes und des Sekretärs
in Gemeinschaft mit den in München anwesenden und den
näher bei der Sache betheiligten Mitgliedern, deren Beschluss
gefasst werden.
Der Vorstand und sämmtliche Mitglieder der Akademie,
sowie die ausserordentlichen Mitglieder der Commission haben
die Befugniss, der Plenarsitzung beizuwohnen. Stimm- und
wahlberechtigt sind jedoch nur die ordentlichen Mitglieder der
Commission.
V.
Die in München anwesenden Mitglieder der Commission
treten, so oft es einem derselben erforderlich scheint, zu einer
Sitzung zusammen, die von dem Vorstande, — oder in dessen
Abwesenheit von dem Sekretär berufen und geleitet wird. Die
Beschlüsse dieser Sitzungen werden den auswärtigen Mitgliedern
durch den Sekretär mitgetheilt.
VI.
Die Commission hält ihre Sitzungen in den Lokalitäten
der Akademie der Wissenschaften.
VII.
Sie veröffentlicht ihre Arbeiten in zwanglosen Bänden, die
auf ibrem Titel als: „ herausgegeben durch die historische
Commission bei der Königlich bayerischen Akademie der Wissen-
schaften" bezeichnet werden.
Die Kosten der Herausgabe werden überall aus dem
Fonde der Commission gedeckt, welchem dagegen der etwaige
buchhändlerische Ertrag der Publikationen zuwächst.
VIII.
Ich bewillige der Commission jährlich die Summe von
15 000 fl. aus Meiner Cabinettscassa.
Aus diesem Fonde werden ausser den Autor-Honorarien,
Reiseentschädigungen und Druckkosten auch die Regieausgaben
Jahrbuch 1912. °
.'U Satzungen der Kommissionen
für Schreibmaterialien, Post [Fracht] bestritten. Was von
demselben in einem Jahre nicht verbraucht wird, wächst der
Einnahme des nächsten Jahres zu.
IX.
Unter der Aufsicht des Vorstandes, der im Falle seiner
Abwesenheit auch in dieser Beziehung durch den Sekretär
vertreten wird, führt der Cassier der Akademie der Wissen-
schaften die Cassa und Rechnung der Commission gegen eine
jährliche Remuneration von 150 fl. und entwirft jährlich den
Etat zur Instruktion der Plenarsitzung.
X.
Die Plenarsitzung hat jährlich über die Arbeiten der
Commission und die Verwendung ihrer Geld-Mittel umständ-
lichen Bericht zu erstatten, welcher Bericht durch das Staats-
ministerium des Innern für Kirchen- uud Schulangelegenheiten
Mir zur Genehmigung in Vorlage zu bringen ist.
XL
Ich ernenne zu Mitgliedern der Commission die Akademiker
von Rudhart, von Spruner, von Sybel und zum Sekretär
derselben den Akademiker von Sybel. Dieselben haben sofort
Anträge über die Ernennung auswärtiger Mitglieder einzureichen.
Nach deren Eingang behalte Ich Mir vor, den Vorstand der
Commission zu bezeichnen. Zugleich bestimme Ich, dass die
Commission in den Kreis ihrer Arbeiten und auf ihren Fond
die Herausgabe der deutschen Reichstagsakten, wie Ich solche
auf den Antrag des Professors von Sybel genehmigt habe,
sowie die Arbeiten der seither bestehenden archivalischen Com-
mission übernehme.
XII.
Der jährliche Etat der Commission ist Mir zur Genehmigung
vorzulegen, die Revision der Rechnungen aber, wie bei der
naturwissenschaftlich-technischen Commission, von der k. Rech-
nungskammer zu führen.
München am 26. November 1858.
gez. MAX.
Satzungen der Kommissionen 35
Urkunde über die Errichtung einer Witteisbacher-
Stiftung für Wissenschaft und Kunst.
LUDWIG IL,
von Gottes Gnaden König von Bayern,
Pfalzgraf bei Rhein,
Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben etc. etc.
Um die Allerhöchsten Intentionen Unseres vielgeliebten,
nun in Gott ruhenden Herrn Vaters, Seiner Majestät des Königs
Maximilian IL von Bayern im thunlichsten Umfange in ehrende
Verwirklichung zu bringen und insbesondere für die Arbeiten
der von Höchstdemselben bei der Akademie der Wissenschaften
in München gegründeten historischen Kommission auch ferner-
hin die entsprechenden Mittel zu sichern, haben Wir in Ge-
meinschaft mit Unseres vielgeliebten Herrn Bruders, des Prinzen
Otto von Bayern Königlicher Hoheit beschlossen, eine allgemeine
Landesstiftung, zunächst zur Förderung wissenschaftlicher Zwecke,
zu errichten und verordnen hier wegen was folgt:
I.
Die bezeichnete Stiftung führt den Namen „Witteisbacher-
Stiftung für Wissenschaft und Kunst u ; sie besitzt die Eigen-
schaft einer Landesstiftung mit juristischer Persönlichkeit und
hat ihren Sitz in München.
IL
Zur Dotation derselben bestimmen wir und Unseres Herrn
Bruders, des Prinzen Otto von Bayern Königliche Hoheit den
Betrag von zusammen sechsmal hundert fünfzig tausend Mark
aus dem Nachlasse Unseres Höchstseligen Herrn Vaters.
3*
36 Satzungen der Kommissionen
III.
Die Verwaltung des Stiftungsvermögens wird der Kassa-
verwaltung der Akademie der Wissenschaften in München unter
der Aufsicht des jeweiligen Vorstandes der von Unserem Höchst-
seligen Herrn Vater, Seiner Majestät dem König Maximilian II.
von Bayern gegründeten Kommission für deutsche Geschichts-
und Quellenforschung oder des Stellvertreters desselben über-
tragen.
B IV.
Die Renten des Stiftungsvermögens sind bis auf Weiteres
für die Zwecke und Arbeiten der vorgenannten historischen
Kommission zu verwenden.
Hinsichtlich der Zusammensetzung und der Aufgaben,
dann des Geschäftsganges und der sonstigen Einrichtungen
dieser Kommission verweisen Wir auf die von Unserem Höchst-
seligen Herrn Vater, dem Könige Maximilian II. von Bayern
hierüber getroffenen Bestimmungen, deren allenfallsige Aen-
derungen Wir übrigens Uns und Unseren Regierungsnachfolgern
vorbehalten.
V.
Für den Fall die Zwecke der genannten historischen Kom-
mission seinerzeit von Uns oder Unseren Regierungsnachfolgern
als erfüllt erachtet werden sollten, behalten Wir Uns und
Unseren Regierungsnachfolgern vor, die Renten der bezeich-
neten Stiftung anderen wissenschaftlichen Zwecken oder auch
Zwecken der bildenden Künste zuzuwenden und hienach auch
die Bestimmungen über die Verwaltung des Stiftungsvermögens
zu ändern.
VI.
Unser Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-
angelegenheiten ist beauftragt, die zum Vollzuge dieser Stiftung
erforderlichen weiteren Anordnungen zu treffen.
Gegeben zu München, den 23. März 1880.
LUDWIG.
Dr. von Lutz.
Satzungen der Kommissionen 37
Bestimmungen über die Organisation einer Bayerischen
Kommission für die internationale Erdmessung.*)
§ 1.
Zur Durchführung der für die Zwecke der internationalen
Erdmessung in Bayern vorzunehmenden Arbeiten wird auf die
Dauer derselben eine aus Mitgliedern der mathematisch-physi-
kalischen Klasse der k. Akademie der Wissenschaften bestehende
Kommission unter der Yorstandschaft des Generalkonservators
der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates [bezw. des Vor-
standes der k. Akademie der Wissenschaften] gebildet, welche
den Namen
„K. Bayerische Kommission für die internationale
Erdmessung*
führt und dem k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten untergeordnet ist.
§ 2.
In dieser Kommission sind die Referate über astronomische,
geodätische, mathematische und physikalische Fragen je einem
Fachmanne zu übertragen, und es ist hierauf von dem Vor-
stande der Kommission sowohl bei der Verteilung der Referate
als bei den Anträgen auf Wiederbesetzung erledigter Funk-
tionen Rücksicht zu nehmen.
§ 3.
Die formellen Geschäfte der Kommission besorgt ein stän-
diger Sekretär, welcher Mitglied der Kommission ist, und auf
Vorschlag des Vorstandes von dem k. Staatsministerium des
Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten bestimmt wird.
") Ursprünglich Kommission für die europäische Gradmessung.
38 Satzungen der Kommissionen
Derselbe ist in Fällen der Verhinderung des Vorstandes dessen
Stellvertreter, führt in den Sitzungen der Kommission das Pro-
tokoll*) und besorgt die Redaktion der Druckschriften, welche
die Erdmessungskommission herauszugeben für gut findet. Siegel
und Akten der Kommission sind in seiner Verwahrung. Bei
der Aufstellung des ständigen Sekretärs wird zugleich dessen
Stellvertreter bezeichnet.
§ *•
Das Kassa- und Rechnungswesen wird dem für das k. Ge-
neralkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des
Staates und die k. Akademie der Wissenschaften aufgestellten
Rechnungsbeamten übertragen und von diesem nach den für
jene Institute geltenden administrativen Vorschriften besorgt.
§ 5.
Die Mitglieder der Erdmessungskommission und deren
Vorstand besorgen die ihnen zukommenden Arbeiten unent-
geltlich; für auswärtige Beschäftigungen erhalten dieselben
die ihnen gebührenden Taggelder und Reisekosten und für
Druckschriften, welche die Ergebnisse ihrer Beobachtungen
darstellen, das für Abhandlungen der akademischen Denk-
schriften übliche Honorar.
Dem Rechnungsführer [sowie dem Sekretär der Akademie]
wird von dem k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten auf den gutachtlichen Antrag der
Kommission eine [ihren] Dienstleistungen entsprechende Re-
muneration bewilligt**) und dem Sekretär [der Kommission]
durch den Etat eine Aversalsumme zur Bestreitung der Aus-
lagen für Schreibgeschäfte und Bureaubedürfnisse angewiesen.
*) Laut Ministerialentschliessung vom 10. Juli 1878 ist „in den
Fällen, in welchen der beständige Sekretär der Kommission als Vor-
stand zu fungieren hat, ein Administrativ -Beamter der k. Akademie
oder des Generalkonservatoriums als Sekretär zu verwenden".
**) Diese Remunerationen sind seit dem Jahre 1889, bezw. 1898
aufgehoben.
Satzungen der Kommissionen 39
§ 6.
Die Kommission hat darüber zu wachen, dass alle auf
Bayern treffenden Erdmessungsarbeiten mit möglichst geringem
Kostenaufwande rechtzeitig und genau nach den Beschlüssen
der allgemeinen Konferenzen und der permanenten Kommission
der internationalen Erdmessung vollzogen und publiziert werden.
Zu dem Ende hat dieselbe
1. mit der letztgenannten Kommission die erforderliche
Korrespondenz zu unterhalten;
2. während jedes Winterhalbjahrs in einer Sitzung durch
wohlerwogene Beschlüsse die Arbeiten zu bestimmen,
welche im Sommerhalbjahr auszuführen sind und die
Summen festzusetzen, welche von jedem Kommissär
gegen vorschriftsmässige Verrechnung auf die seiner
Leitung unterstellten Arbeiten verwendet werden dürfen;
3. zu jeder Zeit die vorgelegten Manuskripte für Druck-
schriften in der Richtung zu prüfen, ob sie im Sinne
der obengenannten Beschlüsse abgefasst und überhaupt
druckwürdig sind und je nach dem Ergebnisse dieser
Prüfung die Genehmigung zum Drucke des Manuskriptes
zu geben oder zu versagen; endlich
4. jährlich jedesmal im Laufe des Winters über den Fort-
gang der Erdmessungsarbeiten in Europa und Bayern
an das k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten zu berichten und die erforder-
lichen Anträge über Beschickung der allgemeinen und
besonderen Konferenzen der Erdmessungskommissäre
durch Mitglieder der bayerischen Kommission zu stellen.
§ 7.
Regelmässige Sitzungen der Erdmessungskommission haben
jährlich nur zwei, eine im Winter- und eine im Sommer- Se-
mester stattzufinden; in dringenden Fällen kann der Vorstand,
wenn er es für nötig findet oder zwei Mitglieder es beantragen,
ausserordentliche Sitzungen halten. Bei allen Abstimmungen
über geschäftliche Fragen entscheidet einfache Stimmen mehr-
40 Satzungen der Koraniissionen
heit, kommt eine solche nicht zu Stande, so zählt die Stimme
des Vorstandes doppelt. In allen wissenschaftlichen und tech-
nischen Fragen sind die Konferenzbeschlüsse und deren allen-
fallsige Interpretationen durch die permanente Kommission der
internationalen Erdmessung massgebend. Diese Interpretationen
sind in zweifelhaften Fällen durch den Vorstand der bayerischen
Kommission zu veranlassen.
§8.
Alle Ausfertigungen und Berichte der Kommission werden
von dem Vorstande und dem Sekretär, beziehungsweise von
deren Stellvertretern unterzeichnet.
Das Amtssiegel der Kommission trägt das bayerische Wap-
pen und die Umschrift: „K. Bayerische Kommission für die
internationale Erdmessung". Ein Exemplar dieses Siegels er-
hält jedes Kommissionsmitglied zu einem speziellen dienstlichen
Gebrauche für Korrespondenzen in Erdmessungsangelegenheiten
und für Verhandlungen, welche für diesen Zweck mit Behörden
und Privaten zu pflegen sind.
§ 9.
Die bayerische Kommission für die internationale Erd-
messung geniesst für ihre Korrespondenzen und ihre mit der
Fahrpost zu versendenden Akten die Postportofreiheit auf
Grund der Allerhöchsten Verordnung vom 23. Juni 1829 und
beziehungsweise der Artikel 26 und 47 der Postverträge vom
23. November 1867.
§ io.
Die Assistenten, welche ein Kommissär bedarf, werden
von diesem ausgewählt und von dem Vorstand der Erdmes-
sungskommission bei dem vorgesetzten k. Staatsministerium
zur Bestätigung ihrer Funktionen und Bezüge beantragt.
Dieselben sind dem Kommissär untergeordnet und erhalten
von diesem ihre von der Erdmessungskommission genehmigten
Instruktionen, wesshalb auch der betreffende Kommissär für
alle Arbeiten seiner Assistenten verantwortlich ist.
Satzungen der Kommissionen 41
Um sich bei dem persönlichen Verkehre mit Stellen, Be-
hörden und Privaten gehörig legitimieren zu können, wird
jedem Kommissär auf Antrag des Vorstandes der Erdmessungs-
kommission vom k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten und jedem Assistenten auf Antrag
des betreffenden Kommissärs von dem Vorstande der Erd-
messungskommission eine Legitimationsurkunde ausgefertigt.
München, den 20. Oktober 1868.
42
Satzungen der Stiftungen.
i.
Satzung der Savigny- Stiftung.
Bei der Feier, welche die Juristische Gesellschaft zu Berlin
am 29. November 1861 zum Gedächtnisse des am 25. Oktober
desselben Jahres verstorbenen kgl. Preussischen Staatsministers
Dr. Friedrich Karl v. Savigny beging, wurde der Beschluss
verkündet, das Andenken des grossen Rechtslehrers durch Grün-
dung einer Stiftung zu ehren.
Da zur Ausführung dieses Beschlusses die Summe von
16,436 Thlr. Preuss. Cour, bereits verfügbar ist, wird nach-
stehendes Statut errichtet:
I. Zweck der Stiftung.
§ 1. Der Zweck der Stiftung ist:
in wesentlicher Berücksichtigung der Bedürfnisse der Gesetz-
gebung und der Praxis
1. wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiete des Rechts
der verschiedenen Nationen zu fördern,
namentlich solche, welche das römische Recht und
die verschiedenen Germanischen Rechte sowohl für sich
als auch im Verhältniss zu einander behandeln,
ferner solche, welche die von Savigny begonnenen
Untersuchungen in seinem Sinne weiterführen;
Satzungen der Stiftungen 43
2. besonders befähigte Rechtsgelehrte in den Stand zu
setzen, die Rechtsinstitutionen fremder Länder durch
eigene Anschauung kennen zu lernen und darüber Be-
richte oder weitere Ausführungen zu liefern.
2. Befähigung zur Theilnahme.
§ 2. Die Befähigung zur Theilnahme an den Vortheilen,
welche die Stiftung behufs der Förderung ihres Zweckes ge-
währt, ist an keine Nationalität gebunden.
3. Rechte der Stiftung.
§ 3. Die Stiftung besitzt unter dem Namen „Savigny-
Stiftung" die Rechte einer Korporation und führt in ihrem
Siegel das Wappen der Familie v. Savigny. Sie hat ihren
Sitz in Berlin und ihren Gerichtsstand bei dem kgl. Stadt-
gerichte daselbst.
4. Stiftungs-Vermögen.
§ 4. Das Kapital-Vermögen der Stiftung wird aus den
bisher gesammelten Beiträgen und aus den künftig eingehenden
Zuwendungen gebildet, sofern der Geber nicht eine andere
Bestimmung über die Art der Verwendung treffen sollte.
Das Kapital-Vermögen der Stiftung darf niemals angegriffen
werden.
§ 5. Für die Zwecke der Stiftung werden nur die Zinsen
des Kapital-Vermögens verwendet.
5. Kuratorium der Stiftung.
§ 6. Die Stiftung wird durch ein Kuratorium von sechs
Personen vertreten.
Das Kuratorium wird bei seiner Gründung aus zwei Mit-
gliedern der kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, zwei
Mitgliedern der juristischen Fakultät der kgl. Friedrich- Wil-
helms-Universität daselbst und zwei Mitgliedern der juristischen
Gesellschaft daselbst gebildet, welche von diesen Körperschaften,
beziehungsweise von der juristischen Gesellschaft gewählt werden.
44 Satzungen der Stiftungen
Die Legitimation der von der juristischen Gesellschaft ge-
wählten zwei Mitglieder wird dadurch geführt, dass die von
der Akademie und der Fakultät gewählten vier Mitglieder des
Kuratoriums die Wahl derselben als giltig anerkennen.
§ 7. Scheidet ein Mitglied aus dem Kuratorium aus, so
erfolgt die Neuwahl von derjenigen Körperschaft, von welcher
die Stelle des ausgeschiedenen Mitgliedes bei der Gründung
des Kuratoriums besetzt worden war. — Ein gleiches Wahl-
recht steht in gleichem Umfange der juristischen Gesellschaft
zu Berlin zu. In Beziehung auf die Prüfung der Legitimation
der von der letzteren gewählten Mitglieder findet auch bei
Neuwahlen die Vorschrift des § 6 Alinea 3 des Statuts An-
wendung.
Ist dieses Wahlrecht innerhalb eines von dem Kuratorium
zu bestimmenden angemessenen Zeitraumes nicht ausgeübt
worden, so ergänzt sich das Letztere durch Kooptation aus
der Zahl der in Berlin wohnenden Rechtsverständigen. Es
müssen jedoch stets zwei Mitglieder im Kuratorium sitzen,
welche weder der Akademie noch der Universität angehören.
Ueber jeden Wahlakt des Kuratoriums wird eine notarielle
Urkunde aufgenommen.
§ 8. Das Kuratorium legitimiert sich als Vertreter der
Stiftung durch ein Attest des kgl. Polizei-Präsidiums zu Berlin
darüber, dass das Kuratorium der Stiftung zur Zeit aus den
im Atteste genannten Personen besteht.
Das Kuratorium hat die Befugniss, einen Syndikus aus
seiner Mitte zu wählen und diesem General- und Spezialvoll-
macht cum facultate substituendi zu ertheilen, auch für ein-
zelne Rechtsgeschäfte oder Prozesse Jemand, sei derselbe Mit-
glied des Kuratoriums oder nicht, unter Beilegung sämmtlicher
Rechte, welche dem Vertreter einer abwesenden Partei zustehen,
zu bevollmächtigen.
§ 9. Das Kuratorium wählt aus seiner Mitte einen Vor-
sitzenden, dessen Name durch eine von dem Kuratorium zu
bestimmende Berliner, Wiener und Münchener Zeitung ver-
öffentlicht wird.
Satzungen der Stiftungen 45
Der Vorsitzende repräsentirt die Stiftung in allen ausser-
gerichtlichen Angelegenheiten. Die Zahlungs-Anweisungen an
die Kasse der Stiftung bedürfen jedoch der Unterschrift des
Vorsitzenden und zweier Mitglieder des Kuratoriums.
§ 10. Die Beschlüsse des Kuratoriums werden durch
Stimmenmehrheit seiner Mitglieder gefasst.
Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme des Vorsitzenden
den Ausschlag.
Lässt der Vorsitzende schriftlich abstimmen, so muss die
schriftlich zu formulirende Frage jedem Mitgliede zur Erklärung
vorgelegt werden, und steht es dann in der Befugniss jedes
Einzelnen, über die Frage eine mündliche Berathung und Ab-
stimmung zu beantragen.
Zu einem giltigen Beschlüsse des Kuratoriums auf Grund
mündlicher Abstimmung ist die Anwesenheit von mindestens
drei Mitgliedern erforderlich.
§ 11. Das Kuratorium hat für die zinsbare und deposital-
mässig sichere Anlegung des Stiftungsvermögens Sorge zu
tragen.
Die Documente der Stiftung sind bei einer mit Deposital-
verwaltung verbundenen öffentlichen Anstalt zu deponiren.
Die Kasse der Stiftung wird durch einen vom Kuratorium
hiermit zu beauftragenden öffentlichen Kassenbeamten geführt.
Diesem wird nach erfolgter Rechnungslegung alljährlich die
Decharge durch das Kuratorium ertheilt.
§ 12. Das Kuratorium stellt nach einem sechsjährigen
vom 1. Januar 1863 ab zu berechnenden Turnus die Zinsen-
masse nach Abzug der Verwaltungskosten in runder Summe
folgenden drei Akademien zu den Zwecken der Stiftung (§ 1)
zur Verfügung und zwar die Zinsenmassen
1. des ersten und zweiten Jahres der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften zu Wien,
2. des dritten und vierten Jahres der kgl. Akademie der
Wissenschaften zu München,
3. des fünften und sechsten Jahres der kgl. Akademie der
Wissenschaften zu Berlin.
46 Satzungen der Stiftungen
§ 13. Von demjenigen Zeitpunkte an, wo das Kapital-
Vermögen der Stiftung die Summe von Dreissigtausend Thalern
Preuss. Cour, erreicht haben wird, tritt ein dreijähriger Turnus
unter den genannten Akademien in der angegebenen Reihen-
folge ein.
§ 14. Der Geschäftsgang bei dem Kuratorium wird durch
die anliegende Geschäftsordnung geregelt.
§ 1 5. Zu einer Abänderung der Geschäftsordnung ist die
Zustimmung von wenigstens vier Mitgliedern des Kuratoriums
erforderlich.
6. Der Wirkungskreis der Akademien.
§ 16. Die Akademie, welcher die Zinsenmasse nach Vor-
schrift des § 12 zur Verfügung gestellt ist, hat die Wahl, aus
derselben
1. ein in Druck oder in Schrift ihr vorliegendes Werk zu
prämiiren,
2. eine Preisaufgabe zur Konkurrenz auszuschreiben,
3. ein Reisestipendium zu ertheilen,
4. die zur Ausführung einer rechtswissenschaftlichen Arbeit
erforderlichen Geldmittel zu gewähren.
Dem freien Ermessen der Akademie bleibt überlassen, ob
sie die ihr zur Verfügung gestellte Zinsenmasse zu einem und
demselben Unternehmen oder zu verschiedenen Zwecken (Nr. 1
bis 4) verwenden will.
Auch die Zinsenmassen mehrerer Jahre können mit Ein-
willigung der betheiligten Akademien für ein und dasselbe
Unternehmen bestimmt und verwendet werden.
Ordentlichen einheimischen Mitgliedern der konferirenden
Akademie dürfen weder Preise noch Reisestipendien ertheilt
werden.
Die wissenschaftlichen Arbeiten ad 1. 2. 4., sowie die
Reiseberichte ad 3. müssen in Lateinischer, Deutscher, Eng-
lischer, Französischer oder Italienischer Sprache abgefasst sein.
§ 17. Beabsichtigt die Akademie ein bereits vollendetes
Werk zu prämiiren (§16 Nr. 1), so hat dieselbe innerhalb
Satzungen der Stiftungen 47
eines Jahres', von dem Zeitpunkte an gerechnet, wo ihr die
Zinsenmasse zur Verfügung gestellt ist, diese Prämiirung aus-
zusprechen und dem Kuratorium unter Uebersendung des Werkes
sowie des die Prämiirung motivirenden Gutachtens die Zahlungs-
anweisung zu ertheilen.
Schriften, welche schon länger als vier Jahre vor dem
Beschlüsse, ein Werk zu prämiiren, durch den Druck veröffent-
licht worden, sind von der Prämiirung ausgeschlossen.
Die Auszahlung der ganzen Prämie für ein Werk, welches
im Manuscripte vorliegt, darf erst nach der Veröffentlichung
des Werkes durch den Druck erfolgen.
§ 18. Stellt die Akademie eine Preisaufgabe (§16 Nr. 2),
so veröffentlicht sie innerhalb eines Jahres, von dem Zeitpunkte
an gerechnet, wo ihr die Zinsenmasse zur Verfügung gestellt
ist, in ihren Organen und in den ihr geeignet erscheinenden
öffentlichen Blättern das Thema, die Bedingungen der Kon-
kurrenz und den Zeitpunkt der Ablieferung der Arbeiten, setzt
auch das Kuratorium hiervon in Kenntniss.
An dem auf diesem Zeitpunkt der Ablieferung zunächst
folgenden 21. Februar oder in der demnächst folgenden Ge-
samtsitzung verkündet die Akademie das Resultat der Kon-
kurrenz-Ausschreibung, sowie den Namen des Verfassers der
gekrönten Preisschrift und ertheilt demnächst dem Kuratorium
bei Uebersendung der Preisschrift und des die Preisertheilung
motivirenden Gutachtens die Zahlungsanweisung.
Die Auszahlung der ganzen Prämie erfolgt auch in diesem
Falle erst dann, wenn die Veröffentlichung der Preisschrift
durch den Druck bewirkt ist.
Ist die Preisaufgabe nach dem Urtheile der Akademie
nicht gelöst, so steht es in ihrer Befugniss, dieselbe Aufgabe
nochmals zur Konkurrenz auszuschreiben.
§ 19. Bewilligt die Akademie ein Reisestipendium (§16
Nr. 3), so wird dieser Beschluss innerhalb eines Jahres, von
dem Zeitpunkte an gerechnet, wo ihr die Zinsenmasse zur
Verfügung gestellt ist, spätestens am nachfolgenden 21. Februar
oder in der demnächstfolgenden Gesamtsitzung verkündet und
48 Satzungen der Stiftungen
steht es in der Befugniss der Akademie, dem Perzipienten eine
bestimmte Anweisung zu ertbeilen. Der diesfällige Beschluss
unter Angabe der Zahlungsmodalitäten ist dem Kuratorium
zur Ausführung mitzutheilen. Die Akademie wird Massregeln
treffen oder durch das Kuratorium treffen lassen, welche die
Veröffentlichung des Reiseberichtes möglichst sichern.
§ 20. Entscheidet sich die Akademie dafür, die Zinsen-
masse ganz oder zum Theile einem Rechtsgelehrten zur Aus-
führung einer bestimmten wissenschaftlichen Arbeit zu ge-
währen (§16 Nr. 4), so ist sie verpflichtet, über den Plan
der Arbeit vom Verfasser eine Vorlage zu erfordern, von dem
Fortgange des Unternehmens sich in Kenntniss zu erhalten
und die Veröffentlichung des Resultates der Forschungen mög-
lichst zu sichern.
Dem Kuratorium wird bei Mittheilung der gemachten
Vorlagen und der in der Angelegenheit von der Akademie
gefassten Beschlüsse die Zahlungs-Anweisung ertheilt.
§ 21. Verfügt die Akademie an dem 21. Februar oder
in der demselben zunächst folgenden Gesammtsitzung (§§ 18
bis 19) nicht über die ihr zur Verfügung gestellte Zinsen-
masse oder macht sie nicht innerhalb des einjährigen Zeit-
raumes von dem ihr nach § 17 resp. § 20 zustehenden Rechte
Gebrauch, ein bereits vollendetes Werk zu prämiiren, be-
ziehungsweise einem Rechtsgelehrten zur Ausführung einer
wissenschaftlichen Arbeit die Mittel zu überweisen, oder er-
klärt sie nicht innerhalb gleicher Frist dem Kuratorium, dass
sie von dem Rechte des § 16 Alinea 3 Gebrauch mache, so
ist die Masse der ferneren Verfügung der Akademie entzogen.
Diese verfallenen Massen werden einem besonders zu ver-
waltenden Fonds der Stiftung zugeschrieben, dessen Zinsen
zur Deckung der Druckkosten für die prämiirten Werke gleich-
zeitig mit der Zinsenmasse des Kapital- Vermögens (§ 12) der
Akademie zur Verfügung gestellt werden.
Die von der Akademie nicht zum Druck angewiesenen
Zinsen des Druckkostenfonds werden zum Kapitale dieses Fonds
geschlagen.
Satzungen der Stiftungen 49
§ 22. Abänderungen dieses Statuts bedürfen, ausser der
Bestätigung der Staatsbehörde, der Zustimmung der drei Aka-
demien und des Kuratoriums der Stiftung.
So beschlossen zu Berlin, den 27. März 1863.
Das Gründungs-Comite der Savigny-Stiftung :
v. Bernuth. v. Bethmann-Hollweg.
Borchardt. Bornemann. Dr. Bruns. Dr. Dove.
Dr. Gneist. Dr. Heydemann. Dr. Homeyer.
Meyen. Freiherr v. Patow. Dr. Richter.
Dr. Rudorff. Graf v. Schwerin. Simson.
Volkmar. Graf v. Wartensleben.
Auf Grund vorstehender Statuten ist die hiesige Savigny-
Stiftung durch die Allerhöchste Ordre vom 20. v. Mts., welche
wörtlich, wie folgt, lautet:
„Auf Ihren Bericht vom 18. ds. Mts. will Ich der
„Savigny-Stiftung zu Berlin auf Grund ihres wieder
„beifolgenden Statuts de dato Berlin den 27. März
„1863 hiermit Meine landesherrliche Genehmigung
„ertheilen"
landesherrlich genehmigt worden.
Salzburg, den 20. Juli 1863.
Gez. WILHELM.
Gez. v. Mühle r.
„An den Minister der geistlichen, Unter-
richts- und Medicinal-Angelegenheiten"
Berlin, den 6. August 1863.
(L. S.)
Der Minister der geistlichen, Unterrichts-
und Medicinal-Angelegenheiten.
In Vertretung: Lehnert.*)
*) Die drei Akademien zu Berlin, München und Wien haben durch
Beschlüsse vom 23. April, bezw. 6. und 7. Mai 1863 die ihnen in der
Satzung zugedachten Funktionen dauernd übernommen. Das Kuratorium
der Stiftung konstituierte sich zu Berlin am 29. Dezember 1863.
4
Jahrbuch 1912.
50 Satzungen der Stiftungen
Durch das Kuratorium der Savigny-Stiftung sind in den
Jahren 1886 und 1887 folgende Zusätze zum Statut gemacht
und von den drei beteiligten Akademien, sowie von Staats-
aufsichtswegen von dem K. Preussischen Minister der geist-
lichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten genehmigt
worden :
1. Zusatz zu § 16. „Die verfügende Akademie ist be-
rechtigt auf Antrag des Kuratoriums die Zinsenmasse bis zu
einem Fünftel zur Unterstützung periodischer Publikationen,
welche zu den Zwecken der Savigny-Stiftung in Beziehung
stehen, zu verwenden."
2. Zusatz zu § 20. „Für die Ausführung der Arbeit in
der von der beteiligten Akademie zu bestimmenden Form hat
dieselbe einen Termin festzusetzen und ist berechtigt, denselben
auf höchstens zwei Jahre zu verlängern. Von der Verlängerung
ist das Kuratorium zu benachrichtigen.
Ist kein Termin festgesetzt, so gilt als solcher der Schluss
des fünften Jahres nach demjenigen Jahre, in welchem der
Auftrag erteilt worden ist. Erfolgt die Ausführung innerhalb
der bezeichneten Frist nicht, so werden die noch nicht er-
hobenen Beträge dem Fonds der Stiftung zugeführt."
II.
Revidierte Satzung der Liebig-Stiftung.*)
Allerhöchst genehmigt laut Entschliessung des K. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 9. April 1892
Nr. 5303.
§ 1.
Die Stiftung hat den Zweck, das Andenken an den Be-
gründer der Landwirtschafts-Wissenschaft auf dem Gebiete
der Naturforschung
*) Die Stiftung wurde begründet mit einem von praktischen Land-
wirten und Freunden der Landwirtschaft für Justus von Liebig gesam-
melten Ehrengeschenk im Betrag von 15200 Gulden. Die Bestimmungen
Satzungen der Stiftungen 51
Justus von Liebig
dauernd zu erhalten und zu ehren.
Dieselbe wurde vom 9. August 1873 landesherrlich be-
stätigt, hat juristische Persönlichkeit und steht unter dem
Schutze der bayerischen Staatsverfassung.
§2.
Der Stiftungszweck soll durch öffentliche Anerkennung
hervorragender Leistungen in Beziehung auf die Landwirt-
schaft und zwar:
1. wissenschaftliche Leistungen,
2. sonstiger erfolgreicher Bestrebungen überhaupt erreicht
werden.
Ausserdem können die aus der Stiftung fliessenden, zu
solchen Anerkennungen nicht verbrauchten Mittel auch behufs
Anregung und Förderung zur Landwirtschaft in Beziehung
stehender wissenschaftlicher Arbeiten, Publikationen oder sonstiger
Unternehmungen Verwendung finden.
§ 3.
Die öffentlichen Anerkennungen erfolgen entweder auf
Grund des Erlasses von Preisausschreiben über wissenschaft-
liche Fragen oder ohne Preisbewerbung nach freiem Ermessen
des Kuratoriums der Liebig- Stiftung.
Bewerbungen, welche nicht durch ein Preisausschreiben
veranlasst wurden, sind unzulässig.
§4.
Die Auszeichnungen bestehen:
1. in Medaillen von Grold, Silber oder Bronce,
2. in Ehrengeschenken in Geld, nicht unter fünfhundert
Mark deutscher Währung.
über die Verwendung dieses Geschenks für eine Liebig - Stiftung und
über den Zweck derselben wurden noch von Liebig selbst, kurz vor
seinem Tode, getroffen. Zur Zeit ist das Stiftungskapital auf 47 700 M.
angewachsen.
4*
52 Satzungen der Stiftungen
§5.
Die Verleihung einer Medaille in Gold schliesst ein Geld-
Ehrengeschenk aus. Mit letzterem dagegen ist die Bewilligung
der silbernen oder broncenen Medaille verbunden, welche aber
auch für sich allein verliehen werden können.
§«
Die Zahl der gleichzeitigen Inhaber der goldenen Me-
daille ist auf acht beschränkt, so dass nach Erfüllung dieser
Zahl eine weitere Verleihung nur nach dem Tode eines In-
habers derselben erfolgen kann. Nur Deutsche oder Deutsch-
Oesterreicher sind befähigt, solche zu erlangen.
§ 7.
Bei einer Konkurrenz um Preise, welche in Folge des-
fallsiger Ausschreiben verliehen werden, sollen nur wissen-
schaftliche Arbeiten zulässig sein, die in deutscher Sprache
abgefasst sind; die Verleihung der Preise dagegen ist, insoferne
nicht die goldene Medaille in Frage steht (§ 6), an eine
Nationalität nicht gebunden.
§ 8.
Ueber die Einkünfte aus dem Stiftungs-Kapital im Sinne
der entsprechenden Bestimmungen verfügt das Kuratorium der
Liebig- Stiftung.
§ 9.
Dieses Kuratorium soll bestehen:
1. aus dem Präsidenten der k. Akademie der Wissen-
schaften in München;
2. aus dem Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse
derselben Akademie;
3. aus einem weiteren Mitgliede dieser Klasse;
4. aus den Inhabern der goldenen Liebig-Medaille;
5. aus einem Lehrer der Volkswirtschaft an der Universität
oder der technischen Hochschule München;
6. aus einem derselben Universität oder einer der beiden
andern Hochschulen Münchens (der technischen und
Satzungen der Stiftungen 53
tierärztlichen) angehörigen Vertreter eines landwirt-
schaftlichen oder zur Landwirtschaft in naher Beziehung
stehenden Faches;
7. aus einem Nachkommen Justus vonLiebigs in männ-
licher Linie, wofern dessen männliche Descendenz diese
Vertretung wünscht und dem Kuratorium die betreffende
Person schriftlich bezeichnet. Dieselbe wird von den
majorennen männlichen Familien-Mitgliedern auf Lebens-
dauer durch Stimmenmehrheit gewählt.
§ 10.
Die in München wohnenden Mitglieder des Kuratoriums
bilden den Lokal-Ausschuss, welcher die laufenden Geschäfte
zu besorgen hat.
Der Präsident der Akademie der Wissenschaften in München
führt als solcher den Vorsitz im Kuratorium, der Sekretär der
mathematisch -physikalischen Klasse vertritt denselben; den
Schriftführer wählt der Vorsitzende aus den Mitgliedern des
Lokal- Ausschusses.
§ ii.
Das unter § 9. 3. erwähnte Mitglied der Akademie und
der unter § 9. 5. erwähnte Lehrer der Volkswirtschaft sowie
das unter § 9. 6. erwähnte Mitglied einer der drei Hoch-
schulen Münchens wird auf Vorschlag des Vorsitzenden von
dem Lokal-Ausschuss gewählt.
§ 12.
Der Lokal-Ausschuss sowie das Plenum des Kuratoriums
treten in Folge besonderer Einladung des Vorsitzenden, welcher
die Gegenstände der Verhandlungen anzufügen sind, nach Be-
dürfnis zusammen, um über die Erreichung der Zwecke der
Stiftung zu beraten.
§ 13.
Jedes Mitglied des Kuratoriums ist berechtigt, schriftlich
oder mündlich Anträge zu stellen, und der Vorsitzende ist
verpflichtet, diese zur Beratung und nach Massgabe des § 14
zur Abstimmung zu bringen.
54 Satzungen der Stiftungen
§ 14-
In allen Fällen, in welchen die Erfüllung des Stiftungs-
zweckes (§ 2) in Frage steht, fasst der Lokal-Ausschuss keine
bindenden Beschlüsse; derselbe formuliert und begutachtet
zunächst nur die eingekommenen Vorschläge und unterbreitet
sie dann den auswärtigen Mitgliedern zur schriftlichen Ab-
stimmung.
Zur Vornahme derselben wird den auswärtigen Mitgliedern
von dem Vorsitzenden eine Präklusivfrist gesetzt, nach deren
fruchtlosem Verlaufe die Stimmenabgabe nicht mehr zulässig
ist. Stimmen, welche nicht bestimmt mit „Ja" oder „Nein"
lauten, werden nicht gezählt.
Die definitive Abstimmung des Lokal- Ausschusses erfolgt
erst nach Eingang der Abstimmung der auswärtigen Mitglieder.
Der definitive Beschluss des Kuratoriums verlangt zwei
Dritteile der von den auswärtigen und einheimischen Mitgliedern
abgegebenen Stimmen.
§ 15-
Das Kuratorium wird nach Aussen durch den Vorsitzenden
desselben vertreten. Derselbe hat die Beschlüsse, so weit solche
von weiterem Interesse für das Publikum sind, bekannt zu
machen.
§ 16.
Verleihungen von Medaillen der Lieb ig- Stiftung oder
von Ehrengeschenken (resp. Zuerkennungen von Preisen in
Folge von Ausschreibungen) oder Unterstützungen von Unter-
nehmungen aus derselben sind der deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft, so lange diese besteht, zur Proklamierung bei
derselben mitzuteilen. Ausserdem werden solche durch die
Presse zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
§ 17.
Die Stiftung domiziliert in München und führt den Namen
Liebig-Stiftung.
Satzungen der Stiftungen 55
§ 18.
Das Vermögen der Stiftung besteht:
1. aus einem von Freunden der Sache gespendeten Ehren-
geschenke von dreissigtausend Mark;
2. aus etwaigen Schenkungen, welche in der Absicht ge-
macht werden, den Grundstock der Stiftung zu erhöhen.
Die Verwaltung des Stiftungsfonds geschieht durch den
Lokal-Ausschuss und die Kassaverwaltung der K. Akademie
der Wissenschaften nach den Normen, welche für diese Kassa-
verwaltung gegeben sind.
Die Kassa-Kuratel und die Rechnungs-Revision hat die
K. Rechnungskammer.
§ 19.
Das Stiftungsvermögen soll pupillarisch, wo möglich hypo-
thekarisch angelegt und darf in keinem Falle dauernd ver-
mindert werden; es soll eine jährliche Rente von mindestens
1200 Mark abwerfen. Tritt durch unvermeidliche Ereignisse
eine Schmälerung dieser Rente ein, so ist die Verwendung
dieser Stiftungsrente ganz oder teilweise zu sistieren, bis die
Normalrente wieder erreicht ist.
§ 20.
Aenderungen an diesem Statut, wenn einzelne Bestimmungen
bei der Ausführung auf Schwierigkeiten stossen, oder wenn die
Zeitverhältnisse solche erfordern sollten, hat das Kuratorium
das Recht jederzeit vorzunehmen; dieselben können jedoch nur
dann bewirkt werden, wenn mindestens zwei Drittel der Mit-
glieder des Kuratoriums zustimmen.
Jede Abänderung des Statuts bedarf der königlichen Ge-
nehmigung.
56 Satzungen der Stiftungen
III.
Satzung des Zographos-Fonds zur Förderung des Studiums
der griechischen Sprache und Literatur
beschlossen von der philos.-philol. Klasse der K. bayer. Akademie der
Wissenschaften in der Sitzung vom 3. Februar 1877, bezw. vom 6. März
1886, genehmigt vom K. Staatsministerium durch EntSchliessung vom
10. Februar 1877, bezw. vom 27. Mai 1886.
§ i.
Das von Herrn Christakis Zographos geschenkte Kapital
im Betrage von 25 000 Francs oder 20 000 Mark wird den
für die Anlage von Stiftungsgeldern massgebenden Vorschriften
entsprechend in Wertpapieren angelegt, welche dem Kassier
der K. Akademie der Wissenschaften zur Aufbewahrung zu
übergeben sind.
§ 2.
Die Beschlussfassung über die Art der ersten Anlage des
Kapitals und über die Wiederanlage etwa heimbezahlt werdender
Kapitalbeträge steht, vorbehaltlich der im § 1 gezogenen
Schranken, dem Vorstande der K. Akademie der Wissenschaften
in Gemeinschaft mit den Klassen-Sekretären zu; jedoch darf
dabei eine Herabminderung des Kapitals unter den Nominal-
wert nicht stattfinden, welchen dasselbe zur Zeit aufweist oder
im betreffenden Zeitpunkte zufolge einer etwa inzwischen ein-
getretenen Admassierung aufweisen wird.
§ 3.
Sollte durch irgend welchen Unglücksfall eine Vermin-
derung des Kapitals eintreten, so sind die aus ihm fliessenden
Renten so lange zu dessen Wiederergänzung zu verwenden
bis dasselbe wieder auf seinen ursprünglichen Nominalbetrag
gebracht ist, und hat so lange jede anderweitige Verwendung
derselben zu unterbleiben.
§ i-
Der Kassier der K. Akademie der Wissenschaften hat nicht
nur für die gehörige Aufbewahrung der Wertpapiere zu sorgen,
Satzungen der Stiftungen 57
sondern auch die Ziehungslisten in Bezug auf diese zu über-
wachen und die fälligen Zinsen rechtzeitig zu erheben. Werden
Papiere des Fonds zur Heimbezahlung gezogen oder ander-
weitig gekündigt, so hat er hievon dem Vorstande der K. Aka-
demie und den Klassensekretären sofort Anzeige zu machen
und auf die ihm gemäss eines nach § 2 gefassten Beschlusses
erteilte Weisung für die Erhebung und Wiederanlage der Be-
träge zu sorgen. Auch hat derselbe jährlich über den Stand
des Fonds und die für denselben bezogenen Einnahmen und
Ausgaben schriftliche Rechnung zu stellen, von deren Ergebnis
in der nächstfolgenden Sitzung der philos.-philol. Klasse Mit-
teilung zu machen ist, nachdem dieselbe zuvor durch den Vor-
stand der Akademie und die Klassensekretäre geprüft worden
sein wird.
§ 5.
Die Verwendung der Renten des Kapitals erfolgt, nach
Abzug der auf dessen Verwaltung erlaufenden Kosten (s. §10)
und vorbehaltlich der im § 3 gesetzten Einschränkung derart,
dass alle zwei bis vier Jahre, je nach dem Umfang oder der
Schwierigkeit der Aufgabe, ein dem jedesmal verfügbaren
Rentenbetrage möglichst entsprechender Preis ausgeschrieben
beziehungsweise zuerkannt wird für die Bearbeitung eines
Themas, welches dem Gebiete der Sprache, Literatur, des
öffentlichen und Privat-Lebens der Griechen im Altertum oder
im Mittelalter entnommen ist. Von dem zuerkannten Preise
wird ein Teil sofort nach der Zuerkennung, der Rest aber erst
dann zahlbar, wenn der Verfasser für die Druck-Veröffent-
lichung genügende Sicherheit geboten hat; die ziffermässige
Ausscheidung der beiden Beträge bleibt von Fall zu Fall dem
Beschlüsse der philos.-philol. Klasse vorbehalten.
§ 6.
Sowohl die Wahl der Preisaufgaben als die Zuerkennung
der Preise erfolgt durch den Beschluss der philos.-philol. Klasse
nach einfacher Mehrheit der in der betreffenden Sitzung an-
wesenden ordentlichen Mitglieder auf Grund eines vorgängigen
58 Satzungen der Stiftungen
Berichtes, welchen ein von ihr gewähltes Comite erstattet
haben wird. Sowohl die gestellten Preisaufgaben als die zu-
erkannten Preise sollen namens der Gesamt- Akademie an ihrem
Stiftungs-Feste verkündet und in einigen der gelesensten Blätter
öffentlich ausgeschrieben werden.
§7.
Konkurrenzfähig sind Arbeiten, welche entweder in deutscher
oder in lateinischer oder in griechischer Sprache geschrieben
sind. Dieselben müssen an Stelle des Namens des Verfassers
ein Motto tragen, welches an der Aussenseite eines mitfolgenden,
den Namen des Verfassers enthaltenden, verschlossenen Couverts
wiederkehrt. Der unerstreckliche Einsendungs-Termin ist der
31. Dezember desjenigen Jahres, mit welchem die Bewerbungs-
frist abläuft.
§ 8.
Die philos.-philol. Klasse wählt aus ihrer Mitte auf drei
Jahre das Comite, dem sie die Berichterstattung über die ein-
gelaufenen Arbeiten und die Vorschläge der neu zu stellenden
Preisaufgaben überträgt. Sie wird in ihrer dem Stiftungstage
der Akademie zunächst vorangehenden Sitzung diesen Bericht
und diese Vorschläge entgegennehmen und über die betreffenden
Fragen Beschluss fassen. Das Ergebnis hievon ist sofort dem
Vorstande der Akademie mitzuteilen.
§ 9.
Glaubt die Klasse keiner der eingelaufenen Arbeiten den
Preis zuerkennen zu können, oder sind solche überhaupt nicht
eingelaufen, so hat dieselbe sofort darüber Beschluss zu fassen,
ob der demzufolge unverwendet bleibende Rentenbetrag zu
weiteren Preis -Ausschreibungen verwendet oder aber zum
Kapital geschlagen werden soll.
§ 10.
Die eigentlichen Regiekosten, Briefporti, Zeitungs-Inserate,
ferner angemessene Remunerationen für den Kassier, sowie für
die jedesmaligen Preisrichter, sind auf Rechnung der laufenden
Renten zu tragen.
Satzungen der Stiftungen 59
IV.
Mtinchener Bürgerstiftung bei der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
Von dem Wunsche geleitet, dem derzeitigen Präsidenten
der Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften, Max
von Pettenkofer, Ehrenbürger der Stadt München und Be-
sitzer der goldenen Bürgermedaille, einen bleibenden Beweis
der Verehrung und des Dankes für sein gemeinnütziges Wirken
zu geben, bat sich eine Anzahl von Münchener Bürgern und
Firmen zu dem Zwecke vereinigt, ein Kapital zu sammeln und
der Kgl. Akademie der Wissenschaften zur Verfügung zu stellen,
um daraus eine „Münchener Bürgerstiftung bei der Kgl. baye-
rischen Akademie der Wissenschaften" zu errichten.
Nachdem die gezeichneten und eingezahlten Beträge die
Summe von 70000 M. überschritten haben, wurde durch den
Präsidenten und die drei Klassensekretäre Namens der Gresamt-
akademie beschlossen, der zu errichtenden Stiftung folgendes
Statut zu geben:
Satzung der Münchener Bürgerstiftung bei der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
Landesherrlich bestätigt laut Entschliessung des K. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 8. Juni 1896
Nr. 8510.
§ 1.
Aus Spenden Münchener Bürger und Firmen wird eine
Stiftung errichtet unter dem Namen „Münchener Bürgerstiftung
bei der Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften".
Zweck der Stiftung ist, aus den Zinsen dieses der Kgl. Aka-
demie zur Verfügung gestellten Kapitals Forschungen auf dem
Gebiet derjenigen Wissenschaften zu veranlassen und zu unter-
stützen, welche in der mathematisch-physikalischen Klasse Ver-
tretung finden.
60 Satzungen der Stiftungen
§ 3.
Das Stiftungsvermögen wird gebildet: durch die bereits
eingezahlten Geldbeträge, ferner durch künftige, dem gleichen
Zwecke gewidmete Spenden, endlich durch nicht aufgebrauchte,
zum Kapital geschlagene Zinsen. — Sollte durch unvorher-
gesehene Ereignisse eine Verminderung des Kapitals eintreten,
so muss dasselbe aus den jährlichen Renten wieder auf seine
vorige Höhe gebracht werden.
§ 4.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassenverwaltung der Kgl. Akademie der Wissen-
schaften nach den für die übrigen akademischen Stiftungen
geltenden Vorschriften.
§ 5.
Ueber die Verwendung der jährlichen Zinsen des Stiftungs-
vermögens zu dem in § 2 bezeichneten Zweck entscheidet eine
Kommission, welche aus dem Präsidenten der Kgl. Akademie, dem
Sekretär der mathem. -physikalischen Klasse und drei weiteren,
auf je drei Jahre gewählten Mitgliedern dieser Klasse besteht.
§ 6.
Die Namen der Bürger und Firmen, welche für die Mün-
chener Bürgerstiftung einen Betrag von mindestens 1000 M.
(eintausend Mark) gespendet haben, werden zum ehrenden Ge-
dächtnis auf einer in den Räumen der Kgl. Akademie anzu-
bringenden Tafel verzeichnet.
§ 7.
Aenderungen dieses Stututs sind nur auf Antrag der mathe-
matisch-physikalischen Klasse durch einmütigen Beschluss des
Präsidenten der Kgl. Akademie und der drei Klassensekretäre
und mit Allerhöchster Genehmigung zulässig.
München, den 25. April 1896.
Der Präsident der Kgl. b. Akademie der Wissenschaften
Dr. M. v. Pettenkofer.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-physikal. und
historischen Klasse
W. Christ, Carl Voit. C.A.Cornelius.
Satzungen der Stiftungen 61
V.
Cramer-Klett-Stiftung bei der Kgl. bayerischen Akademie
der Wissenschaften.
Bestrebt dem Beispiel seines verewigten Vaters nachzueifern,
welcher durch seine Stiftungen für das Gewerbemuseum in
Nürnberg und für die Kgl. technische Hochschule in München
seinen Gemeinsinn bekundet hat, zugleich auch beseelt von dem
Wunsche, dem derzeitigen Präsidenten der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften, Dr. Max von Pettenkofer,
ein Zeichen seiner Verehrung zu geben, hat Herr Theodor
Freiherr von Cramer-Klett, erblicher Reichsrat der Krone
Bayern, unter dem 21. Oktober 1896 durch Vermittlung Seiner
Excellenz des Kgl. Staatsministers des Innern für Kirchen- und
Schulangelegenheiten, Herrn Dr. Robert Ritter von Landmann,
der Kgl. Akademie der Wissenschaften ein Kapital von 60 000 Mark
zur Verfügung gestellt, damit daraus eine
Cramer-Klett-Stiftung
begründet werde, deren Satzungen im allgemeinen den Satzungen
der im April dieses Jahres begründeten Münchener Bürgerstiftung
entsprechen sollen.
Demnach haben der Präsident und die drei Klassensekretäre
Namens der Gesamtakademie am 13. November 1896 folgendes
Statut verabredet und beschlossen, welches von dem Stifter am
23. November 1896 in Rom gebilligt und unter dem 13. De-
zember 1896 landesherrlich bestätigt worden ist:
Satzung der Cramer-Klett- Stiftung bei der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
§ 1.
Mit einem von Herrn Theodor Freiherrn von Cramer-
Klett, erblichen Reichsrat der Krone Bayern, zur Verfügung
gestellten Kapital von 60 000 Mark wird eine Stiftung errichtet
unter dem Namen „Cramer-Klett-Stiftung bei der Kgl. bayer.
Akademie der Wissenschaften".
62 Satzungen der Stiftungen
8 2.
Zweck dieser Stiftung ist, mit den jährlichen Zinsen des
Kapitals, soweit diese nicht zur Vermehrung des Kapitals selbst
bestimmt sind, wissenschaftliche Forschungen, vorzugsweise auf
dem Gebiete der Naturwissenschaften, zu veranlassen und zu
unterstützen.
§ 3.
Zur Erhöhung des Stiftungskapitals soll mindestens ein
Zehntel der jährlichen Zinsen verwendet werden.
§ 4.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Kgl. Akademie der Wissen-
schaften nach den für die übrigen akademischen Stiftungen
geltenden Vorschriften.
§ 5-
Ueber die Verwendung der jährlichen Zinsen des Stiftungs-
vermögens zu den in § 2 und § 3 bezeichneten Zwecken ent-
scheidet eine Kommission, welche aus dem Präsidenten der
Kgl. Akademie, dem Sekretär der mathematisch-physikalischen
Klasse und drei weiteren, auf je drei Jahre gewählten Mit-
gliedern dieser Klasse besteht.
§ 6.
Aenderungen dieses Statuts sind nur auf Antrag der
mathematisch-physikalischen Klasse durch einmütigen Beschluss
des Präsidenten der Kgl. Akademie und der drei Klassensekretäre
und mit Allerhöchster Genehmigung zulässig.
Der Präsident der Kgl. b. Akademie der Wissenschaften
Dr. M. v. Pettenkofer.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-physikal. und
historischen Klasse
W. Christ. Carl Voit. C. A. Cornelius.
Satzungen der Stiftungen 63
VI.
Satzung der Thereianos-Stiftung zur Förderung der alt-
und mittelgriechischen Studien,
Festgesetzt in der Sitzung der philosophisch -philologischen Klasse der
kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften am 5. Februar 1898. Genehmigt
vom kgl. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegen-
heiten am 18. Mai 1898 No. 7716.
§ 1.
Der am 15. März 1897 in Triest verstorbene Gelehrte
Dr. Dionysios Thereianos hat durch testamentarische Ver-
fügung vom 18./ 30. Juli 1895 die kgl. bayer. Akademie der
Wissenschaften zur Universalerbin seines Wertnachlasses ein-
gesetzt, um damit nach Erfüllung der legataren Auflagen
einen Fonds zur Förderung der alt- und mittelgriechischen
Studien zu begründen.
§ 2.
Der Gesamtnachlass betrug nach amtlicher Schätzung
162 844 Gulden 15 Kreuzer österreichischer Währung. Nach
Wegfertigung der testamentarischen einmaligen Auflagen, der
Erbschaftssteuern und sonstigen Kosten der Nachlassbehandlung
sind verblieben:
in Wertpapieren nach dem Kurswerte 258 920 M. 60 Pf.
und im Baaren 3 387 „ 51 „
sohin ein Gesamtvermögen von 262 308 M. 1 1 Pf.
dessen jährliches Zinserträgnis nach Auszahlung zweier auf
Lebenszeit gewährten Leibrenten im Betrag von jährlich 1200
Gulden und 1000 Gulden ö. W. für die Zwecke des Thereianos-
Fonds zu verwenden ist.
§ 3.
Das Fondskapital besteht in Wertpapieren und wird von
der Kassa der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften nach
den für die übrigen akademischen Stiftungen und Fonds be-
stehenden Vorschriften verwaltet.
64 Satzungen der Stiftungen
8 4.
Massgebend ist für die Verwendung der verfügbaren Mittel
der Wille des Stifters, den derselbe in seinem Testament in
nachfolgender Weise kundgegeben hat:
„Ich vermache der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften
mein Vermögen, damit aus den Zinsen desselben alljährlich
beim Stiftungsfeste Preise zu 1000 oder 2000 Frcs. verteilt
und ausserdem wissenschaftliche Unternehmungen unterstützt
werden.
Ueber die Zahl der Preise und über die Höhe der zur
Unterstützung wissenschaftlicher Unternehmungen zu verwen-
denden Summen entscheidet nach den jeweiligen Bedürfnissen
die Akademie, doch muss jedes Jahr wenigstens ein Preis ver-
teilt werden. Sowohl die zu prämiierenden Arbeiten, als die
zu unterstützenden Unternehmungen müssen der Geschichte,
Sprache, Literatur oder Kunst der Griechen, von den ältesten
Zeiten bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken,
angehören. Sowohl die Preise als die sonstigen Unterstützungen
sollen nur an bayerische oder auch an griechische Gelehrte
gegeben werden."
§5.
Ueber die Verwendung der Mittel des Thereianos-Fonds
beschliesst die philosophisch-philologische Klasse der Akademie
alljährlich in einer dem Stiftungsfeste vorausgehenden Sitzung
auf Grund von Vorschlägen einer von ihr gewählten Kommission.
Die Entscheidung erfolgt durch absolute Majorität der in der
betreffenden Sitzung anwesenden ordentlichen Mitglieder und
wird von dem Präsidenten der Akademie in der öffentlichen
Sitzung des Stiftungsfestes bekannt gegeben. Die erste Ver-
kündigung findet an dem Stiftungsfeste des Jahres 1899 statt.
§6.
Zur Vorbereitung der Anträge über die Verwendung der
Mittel wählt die philosophisch-philologische Klasse auf je drei
Jahre eine Kommission von fünf Mitgliedern aus ihrer Mitte.
Dieselbe kann nach Bedürfnis jederzeit auf Anregung der
Satzungen der Stiftungen 65
philosophisch-philologischen Klasse durch ein von der historischen
Klasse zu wählendes sechstes Mitglied ergänzt werden. Die
Kommission wählt aus ihrer Mitte einen Vorsitzenden mit dem
Recht des Stichentscheides bei Stimmengleichheit.
8 7.
Aus den Mitteln des Thereianos-Fonds werden zur För-
derung der Studien auf dem Gebiete der Geschichte, Sprache,
Literatur oder Kunst der Griechen im Altertum und Mittelalter
a) Preise erteilt,
b) Unterstützungen für wissenschaftliche Unternehmungen
gewährt.
§ 8-
Preise im Betrag von 800 oder 1600 Mark sind in Aus-
sicht genommen für wissenschaftlich wertvolle Schriften baye-
rischer, das ist in Bayern geborener oder dauernd in Bayern
domizilierender Gelehrter und Gelehrter griechischer Natio-
nalität. Ausser Konkurrenz bleiben Schriften der ordentlichen
und damit stimmberechtigten Mitglieder der philosophisch- philo-
logischen Klasse der bayerischen Akademie. Preise werden nur
erteilt für Schriften, die zu dem im § 7 bezeichneten Arbeits-
gebiet gehören und im nächstvorausgehenden oder einem der
10 vorausgehenden Jahre erschienen sind.
JF>
§ 9.
Jedes Jahr ist mindestens ein Preis zu erteilen. Für Preis-
erteilung überhaupt können jährlich nicht mehr als 3200 Mark
verwendet werden. Was von diesem Höchstmass für Preise
nicht ausgegeben wird, kann durch Beschluss der philosophisch-
philologischen Klasse zur Unterstützung wissenschaftlicher
Unternehmungen in dem durch § 7 bezeichneten Gebiete ver-
wendet werden.
§ io.
Unterstützungen wissenschaftlicher Unternehmungen werden
nur gewährt auf Grund der Vorlage eines genauen Arbeits-
Jahrbuch 1912.
66 Satzungen der Stiftungen
planes und unter der Voraussetzung eines eingehenden, nach
dem Abschluss des Unternehmens an die Akademie zu erstat-
tenden Berichtes. In Betracht kommen nur Unternehmungen,
welche sich auf Geschichte, Sprache, Literatur oder Kunst der
Griechen im Altertum und Mittelalter beziehen und von einem
bayerischen oder griechischen Gelehrten ausgeführt oder doch
geleitet werden. Ueber die Zeit der Auszahlung der Unter-
stützungssumme ist für jeden einzelnen Fall Beschluss zu fassen.
§ IL
Diejenigen Erträgnisse des Fondskapitals, welche in einem
Jahre für die beiden bezeichneten Zwecke und etwaige Ver-
waltungskosten nicht zur Verwendung kommen, sind nach jedes-
maligem Beschluss der philosophisch-philologischen Klasse ent-
weder für das nächste Jahr zu reservieren oder zu dem Fonds-
kapital zu schlagen. Die Stellung eines Mitgliedes der Kom-
mission gilt als Ehrenamt und wird nicht honoriert.
§ 12.
Eine Aenderung der Statuten kann nur auf Antrag der
philosophisch-philologischen Klasse und des Präsidiums der
Akademie durch Eutschliessung des kgl. bayer. Staatsmini-
steriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten
erfolgen.
Kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften.
M. v. Pettenkofer, Präsident.
v. Christ, C. v. Voit, Friedrich,
Klassensekretäre.
Satzungen der Stiftungen 67
VII.
Satzung der Hardy-Stiftung bei der Kgl. Bayerischen
Akademie der Wissenschaften
Landesherrlich bestätigt laut Entschliessung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 7. Juli 1905
Nr. 13828.
§ 1.
Der am 10. Oktober 1904 zu Bonn verstorbene Univer-
sitätsprofessor a. D. Dr. Edmund Hardy hat durch rechtsgül-
tiges Testament vom 28. Oktober 1901 die Königlich Baye-
rische Akademie der Wissenschaften zur Erbin seiner Hinter-
lassenschaft eingesetzt mit der Bestimmung, daraus abzüglich
einiger Vermächtnisse eine Stiftung für indologische Studien
zu errichten.
§ 2.
Das Stiftungsvermögen besteht
in Wertpapieren zum Kurswerte von 71347 M. 80 Pf.
in Barem 38 M. 50 Pf.
somit in einem Gesamtvermögen von 71 386 M. 30 Pf.
und wird von der Kassaverwaltung der K. Bayer. Akademie
der Wissenschaften nach den für die übrigen akademischen
Stiftungen und Fonds bestehenden Vorschriften verwaltet.
§ 3.
Massgebend ist für die Verwendung der verfügbaren Mittel
der Wille des Stifters, den er in seinem Testament in nach-
folgender Weise kundgegeben hat:
„Der Zinsertrag soll alljährlich am 9. Juli entweder
a) zur Unterstützung eines jungen Gelehrten, gleichviel
welchem deutschen Bundesstaat er angehören mag, der
seine Universitätsstudien bereits vollendet hat, behufs
Fortsetzung seiner Fachstudien, oder b) zu Preisen für
vorliegende, wissenschaftliche Leistungen oder c) zur Unter-
stützung wissenschaftlicher Unternehmungen verwendet
werden, — alles jedoch unter Beschränkung auf das Ge-
68 Satzungen der Stiftungen
biet der Indologie in dem Umfang dieses Begriffes, wie
er wissenschaftlich anerkannt wird.
„Die Verleihung eines Preises für gedruckte Werke
ist auf solche zu beschränken, die im Laufe der letzten
drei Jahre, vom Verleihungstermin an gerechnet, erschienen
sind. In diesem Falle, aber auch nur in diesem allein,
soll die Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit des Ver-
fassers zu einem deutschen Bundesstaat keinen Unterschied
begründen.
„Bei der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften soll
es stehen, im Falle, dass es sich um eine wissenschaftliche
Reise oder um Unterstützung grösserer wissenschaftlicher
Unternehmungen handelt, auch über den Zinsertrag von
zwei oder mehreren aufeinander folgenden Jahren kraft
eines einmaligen Beschlusses zu verfügen. Für die Ver-
längerung über das dritte Jahr hinaus soll es jedoch eines
erneuten Beschlusses bedürfen.
„Die Verwendung des Jahresertrages der Hardy-Stif-
tung soll jedesmal an einer geeigneten Stelle bekannt ge-
geben werden.
„Wenn Verhältnisse irgendwelcher Art die Inanspruch-
nahme der Zinserträge der Stiftung für ihren eigentlichen
Zweck der Förderung der Indologie ausschliessen, so bleibt
es der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften anheim-
gegeben, sie für andere Zweige der orientalischen Forschung,
jedoch unter Bevorzugung solcher Zweige, welche sich mit
der Indologie berühren, entsprechend zu verwenden."
§ 4.
Über die Verwendung der Mittel der Hardy-Stiftung be-
schliesst die philosophisch-philologische Klasse alljährlich in
ihrer Juli-Sitzung auf Grund von Vorschlägen einer zu diesem
Zweck eingesetzten Kommission. Diese besteht aus dem Prä-
sidenten der Akademie, dem Klassensekretär, zwei Mitgliedern
der philosophisch-philologischen und einem Mitglied der histo-
rischen Klasse, welche jeweils auf drei Jahre gewählt werden ;
Satzungen der Stiftungen 69
doch soll unter allen Umständen der Vertreter der Indologie
dieser Kommission angehören.
§ 5.
Diejenigen Erträgnisse des Stiftungsvermögens, welche in
einem Jahre für den bezeichneten Zweck und etwaige Verwal-
tungskosten nicht zur Verwendung kommen, sind nach jedes-
maligem Beschluss der Klasse entweder für das nächste Jahr
zurückzubehalten oder zu dem Stiftungsvermögen zu schlagen.
§ 6.
Änderungen dieser Satzung sind nur auf Antrag der philo-
sophisch-philologischen Klasse und des Präsidiums der Akademie
mit Allerhöchster Genehmigung zulässig.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-phys. und
historischen Klasse
Kuhn. v. Voit. Friedrich.
VIII.
Satzung der Koenigs -Stiftung zum Adolf von Baeyer-
Jubiläum zur Förderung wissenschaftlicher chemischer
Forschungen.
Landesherrlich bestätigt laut Entschliessung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 4. Dezember 1905
Nr. 26449.
§ 1-
Der ausserordentliche Professor an der Universität München
Dr. Wilhelm Koenigs hat bei der Königlich Bayerischen Aka-
70 Satzungen der Stiftungen
demie der Wissenschaften mit einem Kapital von 50 000 Mark
eine Adolf von Baeyer-Jubiläums-Stiftung zur Förderung
wissenschaftlicher chemischer Forschungen errichtet.
§ 2.
Zweck der Stiftung ist, aus den Zinsen des Stiftungs-
vermögens wissenschaftliche chemische Forschungen zu unter-
stützen.
§ 3-
Das Stiftungsvermögen wird gebildet durch die bereits
eingezahlte Summe von 50 000 Mark, ferner durch künftige,
dem gleichen Zweck gewidmete Spenden, endlich durch nicht
aufgebrauchte zum Kapital geschlagene Zinsen.
§ 4.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Kgl. Bayer. Akademie der
Wissenschaften nach den für die übrigen akademischen Stif-
tungen geltenden Vorschriften.
§ 5.
Die Entscheidung über die jährliche Vergebung der Zinsen
wird einer Kommission übertragen, welche besteht aus dem
Präsidenten der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften,
dem Sekretär der mathematisch - physikalischen Klasse und
denjenigen ordentlichen Mitgliedern dieser Klasse, welche Ver-
treter der Chemie sind.
§ 6.
Gesuche um Bewilligung von Geldmitteln aus den Zinsen
der Stiftung sind an den Sekretär der mathematisch-physi-
kalischen Klasse zu richten, welcher sie der Kommission zur
Entscheidung vorlegt.
§ 7.
Sitzungen der Kommission finden wenigstens einmal im
Jahre statt. Die Einladungen hiezu ergehen vom Präsidium.
Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Präsidenten.
Satzungen der Stiftungen 71
§8.
Eine Änderung dieser Statuten kann nur auf Antrag der
in § 5 bezeichneten Kommission und nur mit Allerhöchster
Genehmigung erfolgen.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-phys. und historischen
Klasse
Kuhn. v. Voit. Friedrich.
IX.
Satzung der Wilhelm Koenigs-Stiftung zur Förderung
botanischer und zoologischer Forschungen und
Forschungsreisen.
Landesherrlich bestätigt laut Entschliessung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 25. April 1907
Nr. 7754.
§ 1.
Die Erben des verstorbenen Professors der Chemie an der
Kgl. Universität München Dr. Wilhelm Koenigs stellten im
Sinne des Verstorbenen der Königlich Bayerischen Akademie
der Wissenschaften die Summe von 50 000 Mark zur Verfügung,
deren Zinsen Verwendung finden sollen zur Förderung botanischer
und zoologischer Forschungen und Forschungsreisen.
§ 2.
Die Entscheidung über die Vergebung der Zinsen wird
einer Kommission übertragen, welche besteht aus dem Präsi-
denten der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften, dem
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse und je einem
Vertreter der Botanik und der Zoologie, welche von der
mathematisch-physikalischen Klasse zu wählen sind.
72 Satzungen der Stiftungen
§3.
Die Vorschläge über die Verwendung der Stiftungszinsen
gehen von den beiden, nach § 2 gewählten Vertretern der
Botanik und Zoologie aus, wobei in der Regel abwechselnd
die eine und die andere der beiden Disziplinen berücksichtigt
werden soll.
§ 4.
Die Vergebung der Zinsen findet alle zwei Jahre statt.
Doch kann in besonderen Fällen auf einstimmigen Beschluss
der Kommission auch in der Zwischenzeit über die vorhandenen
Zinsen verfügt werden.
Nicht verwendete Zinsen werden zum Kapital geschlagen.
8 5- _
Die mit Hilfe der Koenigs-Stiftung erworbenen oder ge-
sammelten Objekte (Naturalien und Instrumente) sind den
botanischen oder zoologischen Sammlungen des Staates zu
übergeben.
§6.
Wer aus der Koenigs-Stiftung eine Bewilligung erhält,
hat der Kommission über die Verwendung der Mittel Bericht
zu erstatten.
§ 7.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Kgl. Bayer. Akademie der
Wissenschaften nach den für die übrigen — nicht in das
Depot der Bank gegebenen — Stiftungsgelder geltenden Vor-
schriften.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-phys. und historischen
Klasse
Kuhn. v. Voit. Poehlmann.
Satzungen der Stiftungen 73
Satzung des Georg Hitl'schen Fonds zur Förderung
der Medaillenkunst.
Bestätigt durch EntSchliessung des Kgl. Staatsministeriums des Innern
für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 22. Januar 1909 Nr. 1424.
§ i.
Herr Privatier Georg Hitl in München hat dem Kgl. Ge-
neralkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des
Staates die Summe von 15000 Mark schenkungsweise mit der
Bestimmung überwiesen, dass deren Zinsen Verwendung finden
sollen zur Förderung der modernen Medaillenkunst.
§ 2.
Die Entscheidung über die Vergebung der Zinsen trifft
eine Kommission, die aus dem Generaldirektor der wissen-
schaftlichen Sammlungen des Staates, dem Schenker, zwei
Künstlern und zwei Sachverständigen besteht. Einer der letz-
teren hat der Direktor oder ein Beamter des Münzkabinettes
zu sein.
Die Mitglieder der Kommission werden vom Generaldirektor
im Einvernehmen mit dem Stifter und dem Direktor des Münz-
kabinettes gewählt. Spätere Ergänzungen trifft die Kommission
selbst.
Die Kommission wählt aus ihrer Mitte den Vorsitzenden.
Die Kommission tritt alljährlich mindestens einmal bis
spätestens 20. Dezember zusammen. Die Einberufung geschieht
durch das K. Generalkonservatorium. Die Beratung findet im
K. Münzkabinett statt.
8 3.
Die jährlichen Zinsen können Verwendung finden:
a) alljährlich als Preis für die hervorragendste Leistung
auf dem Gebiet der modernen Medaillenkunst während
des verflossenen Jahres.
Zu diesem Zweck wird alljährlich das K. General-
konservatorium zur Einsendung von einschlägigen Ar-
74 Satzungen der Stiftungen
beiten an das K. Münzkabinett München bis zum 1. De-
zember öffentlich einladen. Hierbei können berück-
sichtigt werden nur fertige Medaillen oder plastische
Medaillenmodelle, ferner auch in Stahl geschnittene,
sowohl negative wie positive Stempel. Übersteigt das
Modell die projektierte Grösse der Medaille, so ist diesem
bei der Einsendung eine photographische Verkleinerung
im beabsichtigten Durchmesser beizufügen,
b) für Erteilung eines Auftrags.
Die Bestimmung des Vorwurfs für die Medaille bleibt
der Kommission vorbehalten, kann aber auch dem freien
Ermessen des zu beauftragenden Künstlers anheimgestellt
werden.
Für Preise und Aufträge kommen nur in Betracht bayerische
oder in Bayern lebende Künstler.
Nicht verwendete Zinsen werden angesammelt und gelangen
spätestens alle drei Jahre, vom Datum dieser Satzungen ab
gerechnet, zur Verwendung.
§ &•
Anlage und Verwaltung des Fondsvermögens, das gemäss
Entschliessung des K. Staatsministeriums des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten vom 12. November 1908 Nr. 23963
als gesondertes, staatliches Zweckvermögen anzusehen ist, er-
folgt durch die Kassaverwaltung der Königlich Bayerischen
Akademie der Wissenschaften nach den für die Verwaltung
von Stiftungsgeldern geltenden Vorschriften.
München, den 18. Januar 1909.
Der Generaldirektor der wissenschaftlichen Sammlungen des
Staates :
v. Heigel.
Der Direktor des K. Münzkabinetts:
H a b i c h .
Satzungen der Stiftungen 75
Satzung der Heinrich v. Brunck-Stiftung.
Landesherrlich bestätigt laut Entschließung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 22. Oktober 1909
Nr. 26067.
§ 1.
Der Geheime Kommerzienrat Dr. Heinrich von Brunck
in Ludwigshafen am Rhein errichtet bei der Königlich Baye-
rischen Akademie der Wissenschaften mit einem Kapital von
50000 Mark eine „Heinrich von Brunck-Stiftung" zur
Förderung wissenschaftlich-chemischer Forschungen.
§ 2-
Zweck der Stiftung ist die Verwendung der Zinsen des
Stiftungsvermögens zur Unterstützung wissenschaftlich-chemi-
scher und physikalisch-chemischer Forschungen.
Die Bewilligung der Mittel erfolgt jährlich, jedoch ist für
den Fall des Auftretens eines größeren Bedarfs eine Über-
tragung von einem Jahr auf das andere zulässig.
§ 3.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Königlich Bayerischen Akademie
der Wissenschaften nach den für die „ Königs-Stiftung " gel-
tenden Vorschriften.
Die Entscheidung über die Vergebung der Mittel wird einer
Kommission übertragen, welche besteht aus dem Präsidenten
der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, dem
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse und denjenigen
ordentlichen Mitgliedern dieser Klasse, welche Vertreter der
Chemie und der physikalischen Chemie sind.
Gesuche um Bewilligung von Geldmitteln sind an den
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse zu richten,
welcher sie der Kommission zur Entscheidung vorlegt.
76 Satzungen der Stiftungen
§ 6.
Sitzungen der Kommission finden wenigstens einmal im
Jahre statt. Die Einladungen hierzu ergehen vom Präsidium.
Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Präsidenten.
§7.
Eine Änderung dieser Statuten kann nur auf Antrag der
in § 4 bezeichneten Kommission und nur mit Allerhöchster
Genehmigung erfolgen.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der
Philos.-philol. Math.-physikal. Histor. Klasse
Kuhn. v. Goebel. v. Poehlmann.
77
Öffentliche Sitzung
zur Feier des 153. Stiftungstages
am 9. März 1912.
Die Sitzung eröffnete der Präsident der Kgl. Akademie
der Wissenschaften Herr K. Th. von Hei gel mit folgender
Ansprache :
Königliche Hoheiten!
Hochgeehrte Festversammlung!
In der Novembersitzung 1906 gab ich, gestützt auf das
Urteil der Sachverständigen, an dieser Stelle der Überzeugung
Ausdruck, daß sich die Anlage eines unseres Staates und
unserer hohen Schulen würdigeren botanischen Gartens
nicht länger hinausschieben lasse. Bald darauf wurden auf
Antrag der k. Staatsregierung — dankbaren Sinnes sei dieser
opferwilligen Hilfe jetzt schon gedacht! — von der Landes-
vertretung die notwendigen Mittel bewilligt, ein günstiger Platz
wurde erworben, mit unermüdlichem Eifer gingen die Betei-
ligten ans Werk, und wenn keine unerwarteten Hindernisse
dazwischen treten, wird längstens das Jahr 1914 die Eröffnung
des neuen Gartens bringen.
Dagegen konnte wegen der ungünstigen Finanzlage des
Staates der dringend notwendige Bau eines großen Museums
für die wissenschaftlichen Sammlungen noch nicht in Angriff
genommen werden, doch ist der Plan nur vertagt, nicht auf-
gegeben. Ich verwies im vorigen Jahre auf den Platz gegen-
über dem bayerischen Landesmuseum. Da mir aber bedeutet
78 öffentliche Sitzung am 9. März
wurde, daß dieser Raum für alle historischen und naturwissen-
schaftlichen Sammlungen nicht genügen würde, möchte ich
mir einen andren Vorschlag erlauben.
Eine ideale Heimstätte für unsre Sammlungen würden
die Baugründe der gegenwärtig frei werdenden Mittelschulen
an der Ludwigstraße bieten. Ein Platz in unmittelbarer Nähe
von Universität und Staatsbibliothek und Kunstsammlungen —
der Gedanke ist so schön, daß ich kaum wage, auf eine Ver-
wirklichung zu hoffen, doch vermag ich mir auch nicht vor-
zustellen, daß man einen so zweckmäßigen Teil der von
Ludwig I. geschaffenen Prunkstraße der Privatspekulation über-
lassen könnte. Und ich würde mich einer Pflichtvergessenheit
schuldig machen, wenn ich nicht darauf hinwiese, daß wenig-
stens für eine von unsren Sammlungen angemessene Unterkunft
schon jetzt geschafft werden muß, für unser ethnographi-
sches Museum. Da diese jüngste unsrer Sammlungen in
gewissem Sinn heuer ihr fünfzigjähriges Jubiläum feiert, möchte
ich ihrer Geschichte ein paar anspruchslose Worte widmen.
Wenn sich Weltreiche allzu mächtig ausbreiten, pflegen
sich einzelne Gebiete abzusondern, und nicht selten sind aus
solchen Teilen selbst wieder gewaltige Reiche emporgewachsen.
Der nämliche Prozeß läßt sich in der Geschichte der Wissen-
schaften verfolgen. Auch hier trennen sich von Zeit zu Zeit von
großen Wissensgebieten kleinere ab, und besonders eingehende
und systematisch betriebene Untersuchungen lassen in manchen
Spezialdoktrinen so wichtige Erfolge erzielen , daß sie selbst
den Stammcharakter selbständiger Wissenschaften annehmen.
So hat sich aus dem ungeheuren geographischen Gebiet
im Laufe des 19. Jahrhunderts die Ethnologie abgezweigt.
Im Gegensatz zur Anthropologie, der Lehre von der Körper-
beschaffenheit des Menschen, betrachtet sie den Menschen als
Mitglied einer Sippe, eines Stammes, eines Volkes, untersucht
die Eigentümlichkeiten der einzelnen Völker und Volksteile
und will durch vergleichende Methode zu Lehrsätzen einer
Völkerpsychologie durchdringen. Wenn nun auch unter den
das Volkstum begründenden Faktoren die Sprache die wich-
Ansprache des Präsidenten 79
tigste Stelle einnimmt und infolgedessen die linguistische Ethno-
graphie die sichersten Grundlagen bietet, so sind doch die
Objekte der deskriptiven Ethnographie, liturgische und Haus-
Geräte, Kleidung und Waffen, Kunst- und Gewerbsprodukte
nicht minder geeignet, über Religion und Mythus, politisches
und gesellschaftliches Leben der Völker aufzuklären und Ein-
blick in ihr Geistesleben zu gewähren. Ohne Zweifel sind die
Variationen der Buddhastatuen, die Tjurungen der Austral-
neger, die Herrschaftsinsignien der afrikanischen Häuptlinge
und tausend andere sakrale und profane Geräte und Werk-
zeuge für die Universalgeschichte nicht minder wichtige Quellen,
als die Chroniken und Urkunden.
Als Begründer einer Länder- und Völkerkunde in wissen-
schaftlichem Sinn ist wohl Alexander von Humboldt anzusehen ;
ihm galt ja immer als Ziel der Wissenschaft, die ganze unge-
heure Komplikation der lebendigen Wirklichkeit kennen und
verstehen zu lernen. Die Namen Theodor Waitz, Adolf Bastian,
Oskar Peschel, Moritz Wagner, Friedrich Ratzel bezeichnen den
glücklichen Aufschwung der neuen Disziplin, für deren syste-
matischen Ausbau freilich noch viel Arbeit zu leisten ist. Wie
notwendig diese Studien sind, liegt offen zutage, denn das Wich-
tigste für den Menschen ist doch immer der Mensch, und bei
der mächtigen Ausbreitung des Verkehrs im Zeitalter der Welt-
politik kann das Interesse unmöglich länger auf einzelne her-
vorragende Kulturkreise beschränkt bleiben, sondern muß sich
auf Geschichte und Leben aller Völker der Erde erstrecken.
Zu diesem Studium haben wir aufgeschlagene Bücher in
den ethnographischen Museen. Hier werden wir unterrichtet
über die religiösen Anschauungen der Völker, über ihre künst-
lerischen Triebe, ihr Rechtsgefühl, ihre technischen Fertig-
keiten ; sie erschließen uns das kulturgeschichtliche Verständnis
der Völker; sie bieten den notwendigen Komplementär zu den
naturwissenschaftlichen Sammlungen, welche die organischen
und anorganischen Naturerzeugnisse vor Augen bringen.
Die ersten ethnographischen Sammlungen entstanden in
Ländern mit lebhaft entwickeltem Seeverkehr; ihnen fiel es ja am
80 Öffentliche Sitzung am 9. März
leichtesten, merkwürdige und charakteristische Objekte auch aus
entfernten Erdteilen zu erwerben. Die übrigen Hauptstädte folg-
ten nach; Berlin kann heute wohl sogar mit London wetteifern.
In München gab es schon aus alter Zeit interessante Be-
stände ; es sei nur an die aus Ingolstadt verpflanzte Sammlung
des Jesuitenmissionärs Ferdinand Orban aus den ersten Jahr-
zehnten des achtzehnten Jahrhunderts erinnert. In systematisch
wissenschaftlicher Weise wurde für München zum erstenmal
von den bekannten Forschungsreisenden Spix und Martius ge-
sammelt. Ihre Expedition bildet ein denkwürdiges Kapitel in
der Geschichte unsrer Sammlungen und Institute.
Als im Frühjahr 1817 der Kaiser von Österreich dem
Adjunkten des Münchner botanischen Gartens, Martius, und
dem Konservator der zoologischen Sammlung, Spix, die Er-
laubnis gab, im Gefolge der Erzherzogin Leopoldine, der Braut
des späteren Kaisers Dom Pedro, die Reise nach Brasilien mit-
zumachen, ergriff eine lebhafte Bewegung die sonst so ruhigen
akademischen Kreise. Auch noch aus den Akten läßt sich er-
kennen, wie aufregend der unerhörte Fall wirkte. Alle drei
Klassen arbeiteten Wunschzettel aus, was die beiden Kollegen
während ihrer Reise und ihres Aufenthalts in Südamerika be-
obachten und erforschen, abbilden und mitbringen sollten. Gar
merkwürdige Forderungen traten an den dreiundzwanzigjährigen
Botaniker und den etwas älteren Zoologen heran ! Nicht bloß
sollten nach Möglichkeit alle in den akademischen Sammlungen
fehlenden Exemplare der brasilianischen Fauna und Flora er-
worben werden : die Philologen wünschten Anfertigung von
Wörterbüchern und Grammatiken der noch unbekannten ameri-
kanischen Dialekte, die Archäologen möglichst genaue Ab-
bildungen der merkwürdigen Architekturen und Denkmäler,
die Anthropologen Aufzeichnung der in physiologischer und psy-
chologischer Hinsicht bemerkenswerten Sitten und Gebräuche,
die Naturwissenschaftler allerlei meteorologische, physikalische
und chemische Beobachtungen, das Münzkabinett unentgelt-
liche oder doch billige Erwerbung von Münzen und Medaillen
der amerikanischen Staaten, und schließlich sollten noch für
Ansprache des Präsidenten 81
die Staatsbibliothek alle erdenklichen Lücken ausgefüllt werden.
Dagegen war in der Instruktion besonders angeordnet, daß die
Reisenden in ihre Tagebücher keine Bemerkungen politischer
oder religiöser Natur eintragen sollten.
Selbstverständlich konnten nicht alle Wünsche erfüllt
werden. Immerhin ist es erstaunlich, was von den beiden
jungen Akademikern in den indianischen Gebieten, die ihnen
als „Paradies heiliger Ruhe, tiefen Ernstes, für süße, herz-
zerschmelzende Wehmut wie geschaffen", erschienen, gearbeitet
wurde. Martius brachte 200000 Pflanzen, wovon 8000 Arten,
Spix eine unübersehbare Menge von Tieren aller Gattungen
und Arten mit Überwindung unsäglicher Hindernisse und
Schwierigkeiten in die Heimat mit. Die Staatsbibliothek er-
hielt wirklich ein paar hundert interessante Handschriften,
das Münzkabinett die gewünschten Münzen, das Antiquarium
eine Reihe mexikanischer und peruanischer Altertümer, das
mineralogische Kabinett seltene Gesteine, das physikalische
Institut altertümliche Instrumente. Außerdem wurden noch
allerlei Waffen, Hausgeräte, Schmucksachen, Idole usw. aus
den besuchten Ländern der alten und neuen Welt heimge-
bracht; sie bildeten den Kern unsres ethnographischen Mu-
seums. Die Gesamtkosten für die Reise, die länger als drei
Jahre gedauert und sich auf 1400 geographische Meilen er-
streckt hatte, mit Einschluß der gesamten Ausbeute betrugen
34 000 Gulden. Da läßt sich schwer begreifen, wie eine Sage
aufwachsen konnte, als ob die hochverdienten Forschungs-
reisenden Mißbrauch mit Staatsmitteln sich erlaubt hätten !
Die ethnographischen Objekte aus Mexiko und Brasilien,
von denen besonders die Häuptlingskleider aus Vogelfedern
Aufsehen erregten, wurden in einem Saale des Naturalien-
kabinetts im Wilhelmin um untergebracht. Die nächste Zeit
brachte außer einigen vom russischen Generalkonsul v. Langs-
dorff gespendeten Gegenständen von den kurilischen Inseln und
den Aleuten keinen nennenswerten Zuwachs. Trotzdem erhob,
als eine Sammlung eines Herrn von Karwinsky, — hauptsäch-
lich handelte es sich um mexikanische Antiquitäten, nach der
Jahrbuch 1912. ^
82 öffentliche Sitzung am 9. März
Annahme des Besitzers „offenbar ägyptischen Ursprungs", —
angekauft wurde, der mit der Obhut über den ethnographischen
Saal betraute Akademiker Protest gegen eine „Überschwem-
mung", die eine geordnete Instandhaltung unmöglich mache.
0 hätte diese Überschwemmung, Segen bringend wie die-
jenige des Nil, noch recht lange angedauert! Damals wäre
um Spottpreise zu erwerben gewesen, was heute nur mit den.
schwersten Opfern zu gewinnen ist!
Wissenschaftliche Sammlungen halten bekanntlich nicht
immer freundliche Nachbarschaft. Da sich das zoologische
Kabinett bequemer ausbreiten wollte, beantragte der Konser-
vator Hofrat Schubert die Entfernung der brasilianischen Samm-
lung ; auch verweigerten Schubert und sein Adjunkt Wagner,
wie sie freimütig erklärten, „aus Mangel an jeglichem Inter-
esse" die ihnen angesonnene Inventarisierung des bunten Heiden-
krams. Die Sammlung wurde nun in das Galeriegebäude am
Hofgarten verbracht. Doch auch die Galeriedirektion wollte
sie, da die Dinge nur wissenschaftlichen Charakter trügen,
wieder los werden, während der Generalkonservator der wissen-
schaftlichen Sammlungen, Baron Freyberg, betonte, daß sie
zum Zeugnis des allgemeinen Strebens aller Völker, „das
Schöne und den Schmuck des Lebens nach ihrer Stufe darzu-
stellen", am planmäßigsten mit den Kunstsammlungen ver-
einigt bliebe. „Gehört in die wissenschaftlichen Sammlungen",
signierte König Ludwig, und das Waisenkind mußte gern oder
ungern von der geognostischen Sammlung aufgenommen werden.
In der Geschichte der Münchner Sammlungen stößt man
immer wieder auf den Namen Ludwigs des Ersten, und ich
gebe nur der Wahrheit die Ehre, wenn ich versichere, daß
er wie kein anderer auf alle ohne Ausnahme weiten Blickes,
anregend und fördernd gewirkt hat.
Während von den gelehrten Herren die ethnographischen
Studien, wie wir sahen, sehr wenig geschätzt wurden, faßte
der König schon 1835 den Gedanken, ein ethnographisches
Museum zu errichten. Erst in den jüngsten Tagen ist ein
Brief des Forschungsreisenden v. Siebold an den König vom
Ansprache des Präsidenten 83
21. April 1835 aufgetaucht. Darin beglücktwünscht Siebold
den König zu seinem Vorhaben und unterbreitet ihm den Plan,
den er selbst für die niederländische Regierung zur Organi-
sierung eines solchen Museums ausgearbeitet hatte. An welchen
Hindernissen das Projekt damals scheiterte, ist nicht bekannt.
Doch eine überaus wertvolle Bereicherung wurde den vor-
handenen Beständen zuteil durch die chinesische Sammlung
Martucci, die König Ludwig in Rom durch Martin Wagner
kaufen ließ, sowie durch andere Erwerbungen dieses verständnis-
vollsten und geschicktesten aller Kunsthändler. Auf die Vorstel-
lung des Generalkonservators, daß es zur Unterbringung an Raum
fehle, antwortete der König mit einem lakonischen Signat, das
mir auch für unsre Verhältnisse von heute die Summe aller
Weisheit zu enthalten scheint: „Kommt Zeit, kommt Rat ! Was
man hat, hat man, und kann später besser untergebracht werden!"
Das Domizil der Sammlung muß aber in der Tat ein kläg-
liches gewesen sein. 1849 wurde von der Regierung eine Neu-
ordnung anbefohlen. Ordnungsarbeiten vorzunehmen, sei unmög-
lich, erwiderte der Generalkonservator Friedrich Thiersch, denn
das Gelaß sei nicht bloß dunkel und unheizbar, sondern auch so
klein, daß sich weder Stuhl noch Tisch mehr unterbringen lasse.
Ein wichtiger Fortschritt wurde aber schon dadurch er-
reicht, daß der Präparator am zoologischen Museum, Dr. Johann
Kuhn, den Auftrag erhielt, in seinen Freistunden für Reinigung
und Ordnung der ethnographischen Gegenstände Sorge zu
tragen; 1854 wurde ihm dafür sogar ein freilich bescheidener
Jahresgehalt von 150 fl. ausgesetzt.
Eine weitere Errungenschaft war die Einräumung von
drei Zimmern im dritten Stock des Wilhelminums. Nun regte
Thiersch an, die Sammlung an bestimmten Tagen dem Besuch
des Publikums zu öffnen, doch mußte davon abgesehen werden,
weil es an verschließbaren Kasten fehlte.
Endlich brachen für das Aschenbrödel der Münchner
Sammlungen bessere Tage an. Im Jahre 1862 besichtigte
König Maximilian IL auf einer Reise durch Holland die Mu-
seen für Völkerkunde im Haag, in Leyden und Amsterdam.
6*
84 Öffentliche Sitzung am 9. März
Bald darauf faßte der für jedes wissenschaftliche Streben emp-
fängliche Monarch den Entschluß, auch für Bayern ein solches
Institut ins Leben zu rufen. Und er gewann auch zur Lei-
tung den bestgeeigneten Mann, den hochverdienten Natur-
forscher Moritz Wagner, der selbst schon in Asien und Amerika
Forschungsreisen gemacht hatte. Der 23. Juni 1862, an dem
Wagner zum Vorstand des ethnographischen Museums ernannt
wurde, kann als Geburtstag des Museums gelten, wenn auch
unter diesem Namen erst 1867 die alten Bestände im Wilhel-
minum, die altnordischen und mexikanisch-indischen Gruppen
im Antiquarium und die bisher in Obhut der Gemäldegalerie-
direktion befindlichen chinesischen und indischen Gegenstände
im alten Galeriegebäude vereinigt wurden.
In einem Artikel, den Ratzel seinem Lehrer und Freund
Moritz Wagner in der Allgemeinen Deutschen Biographie wid-
mete, wird beklagt, daß Wagner bei all seinem rührenden
Eifer für die Sache zu wenig für die wissenschaftliche Ord-
nung des ihm anvertrauten Gutes getan habe. Doch jedenfalls
ließ er sich, was damals noch wichtiger war, die Vermehrung
des Schatzes eifrig angelegen sein. Nicht bloß widmete er
ihm die Ausbeute seiner eigenen Reisen ; er stellte auch uner-
müdlich immer wieder den maßgebenden Stellen vor, wie be-
klagenswert es sei, daß München in Bezug auf Hilfsmittel für
das geographische Studium hinter viel kleineren deutschen
Städten zurückstehe, während doch infolge des emporwachsen-
den Verkehrs, der Massenauswanderung nach fernen Teilen der
Erde, der Aufschließung der wunderbaren ostasiatischen Kultur-
reiche usw. das Interesse an Länder- und Völkerkunde sich
immer noch steigern werde.
Im allgemeinen läßt sich den Gelehrten nicht nachrühmen,
daß sie Disziplinen, die mit ihrer eigenen nichts zu tun
haben, ein besonders liebevolles Verständnis entgegenbringen.
In dieser Einseitigkeit liegt ja die Stärke, wie die Schwäche
der deutschen Wissenschaft. Ein universeller Geist wie Justus
von Liebig, der in so vielem an Alexander von Humboldt er-
innert, war vorurteilsloser. An ihm hatte Wagner den treuesten
Ansprache des Präsidenten 85
Bundesgenossen. Auch Liebig wies mit aller Wärme der
Überzeugung darauf hin, daß ein ethnographisches Museum,
das diesen Namen tatsächlich verdiene, als wichtiger Faktor
der Volksbildung zu gelten habe, daß die zu solchen Zwecken
von erleuchteten Fürsten und einsichtsvollen Volksvertretungen
aufgewendeten Mittel als ein Kapital anzusehen seien, das
durch Erweiterung des geistigen Horizonts weiter Volkskreise
erfreuliche Zinsen tragen werde.
Durch so beharrliche Vorstellungen wurde endlich eine
neue Erweiterung — damals sprach man optimistisch von „ Ver-
vollständigung " — des Museums durchgesetzt. 1866 wurde
die große japanische Sammlung des niederländischen Obersten
Philipp Franz von Siebold, die, wie kaum eine zweite, ein
treues Bild bietet von den religiösen und staatlichen, künst-
lerischen und industriellen Verhältnissen des Inselstaates im
Aufgang der Sonne, um 50 000 Gulden angekauft. Die Samm-
lung war 1859 geradezu mit Unterstützung der japanischen
Regierung angelegt worden, während Siebold bei seinem ersten
Aufenthalt im Jahre 1826 das Wagnis, Kultusgeräte, Waffen,
Landkarten etc. aus Japan mitfortzunehmen, fast mit dem
Leben hätte büßen müssen, — ein beredter Beweis, welch
durchgreifender Umschwung sich inzwischen in der Entwick-
lungsgeschichte des Inselreiches vollzogen hatte! Gleichzeitig
wurde ein leider nur kleiner Teil der indischen Ausbeute der
Gebrüder Schlagintweit angekauft, 1868 prächtige chinesische
und malaische Kunst- und Industrieobjekte aus dem Besitz
des Forschungsreisenden Freiherrn v. Scherzer.
Endlich erhielt das Museum auch einen jährlichen Etat
von 2313 Mark, der freilich zur Ausfüllung der empfindlichen
Lücken nicht ausreichen konnte.
Auf die häuslichen Kriege innerhalb der Münchner Samm-
lungen wegen Überlassung und Entziehung von Lokalitäten und
Ausstellungsobjekten brauche ich hier des näheren nicht ein-
zugehen. Eine schwere Fehde gab es u. a. zwischen Moritz
WTagner und Hefner-Alteneck aus Anlaß der Frage, ob die
japanischen Porzellane, welche ein Pfalzgraf von Pfalz-Birken-
86 öffentliche Sitzung am 9. März
feld im 17. Jahrhundert von Jesuitenmissionaren erhalten hatte,
ob ferner die in den Türken kriegen von den Bayern erbeuteten
Waffen usw. in die ethnographische Sammlung oder in das
Landesmuseum gehörten. Die Ansicht Hefner- Altenecks, daß
das Porzellan im Landesmuseum verbleiben müsse, „um eine
zureichende Vorstellung der Geschmacksrichtung des Orients
jener Zeit im Gegensatz zur gleichzeitigen in Deutschland zu
geben", scheint mir auf schwachen Füßen zu stehen, und zur
Erinnerung an die Erstürmung von Belgrad könnten einzelne
charakteristische Stücke genügen. Meine harmlosen kritischen
Bemerkungen sollen jedoch keineswegs ein Wiederausgraben
der Kriegsaxt bedeuten!
Die bedauerlichste Lücke wies und weist noch heute die
Abteilung der sogenannten Naturvölker auf. Es war also ein
besonders willkommener Zuwachs, daß der Nachfolger Wagners,
Max Buchner, 1885 seine gesamte westafrikanische Ausbeute
dem Museum zum Geschenke machte und das von ihm auf
späteren Reisen in Australien und Ostasien erworbene Material
für das Museum angekauft wurde. Vor allem wichtig war
ein Gewinn, der 1906 unmittelbar der Initiative unsres Ehren-
mitgliedes, der Frau Prinzessin Therese von Bayern, zu ver-
danken ist, die instruktive Sammlung von Keramiken, Idolen,
Gewandstücken, Mumien usw. aus altperuanischen Ruinenstätten.
Im letzten Jahrzehnt mehrten sich die Bestände über-
haupt sowohl durch die erhöhten Zuwendungen aus staatlichen
und Stiftungsmitteln, als durch hochherzige Schenkungen von
Privaten in ganz anderem Umfang und Tempo, als früher.
Ich greife nur willkürlich aus der Fülle von Spenden einzelne
heraus, wenn ich erinnere an die von Herrn Baurat Doering
gestifteten großartigen siamesischen Kunstwerke, an die weitere
siamesische Kunstsammlung des Herrn Ingenieur Spratter, an
die Ausbeute des Herrn Dr. Bruegel aus Siam und Borneo,
an den Schatz von feinsten japanischen Keramiken, den
Professor Große um höchst bescheidene Summen für uns
erwarb, an den prachtvollen individualisierten Buddhakopf,
den war Herrn Ingenieur Eisenhofer, an die reizenden per-
Ansprache des Präsidenten 87
sischen Bronzen und Textilien, die wir Herrn Professor Dr.
Merzbacher verdanken, an die Kunsterzeugnisse der primitiven
Völker auf Neuguinea, die der Gouverneur Exzellenz von Hahl
mit Hilfe der Neuendettelsauer Mission und des Herrn Regie-
rungsrates Füll für uns sammelt, an die mexikanische und
totonakische Antiquitätensammlung Herrn Dr. Lehmanns, an
die mit einer gütigen Spende des bayerischen Stiftungsfonds
gekaufte prähistorische Sammlung aus Mexiko, an die vielen
Einzelgeschenke der allzeit hilfsbereiten Gönner Freiherr von
Schacky auf Schönfeld, Richard Chillingsworth und anderer.
Welche Veränderung unseres Museums diese Massenzu-
gänge mit sich brachten, mögen ein paar Zahlen beweisen. Da-
mals, als der Konservator die lästige Überflutung beklagte, zählte
das Inventar 400 Nummern, zu Ende des Jahres 1911 zählte
es 32127; mit der in jüngster Zeit von Professor Scherman mit-
gebrachten hinterindischen Ausbeute wird es auf 40000 steigen.
Die Sammlung Schermans wird, weil sie im überfüllten
»Museum keinen Platz finden kann, demnächst für einige Zeit
in diesen Räumen ausgestellt werden ; sie wird auch hoch-
gespannte Erwartungen nicht enttäuschen.
Soll der leidigen Überfüllung wegen die Sammeltätigkeit
eingestellt oder herabgemindert werden? Gewiß nicht! Das
Wort Bastians, es sei dringend geboten, alles Erreichbare noch
aufzusammeln, ehe die charakteristische Eigenart der Völker
von der Alles nivellierenden Kultur verdrängt wird, gilt auch
noch für unsere Zeit, freilich eine Mahnung zur zwölften
Stunde! „Kommt Zeit, kommt Rat, man hat, was man hat,
und kann später besser untergebracht werden!"
Hoffentlich ist der Tag nicht allzufern, daß auch München
ein so willkommenes Fest feiern kann, wie Stuttgart im Mai
des vorigen Jahres mit der Eröffnung des Linden museums.
Gelegentlich dieses Ehrentages des Württembergischen
Vereins für Handelsgeographie wurde in der Presse eine un-
freundliche Parallele gezogen zwischen unsrem Münchner
Museum, das überreich sei an ostasiatischen Kunst- und Kunst-
gewerbeerzeugnissen, wie sie die Sammeltätigkeit einer über-
88 öffentliche Sitzung am 9. März
wundenen Geschmacksrichtung bevorzugte, und dem Stuttgarter,
das in ausreichender Fülle die bemerkenswertesten Erzeugnisse
der wichtigsten Naturvölker zu vergleichendem Studium der
Kulturen des Erdkreises zu bieten habe.
Ich kann darüber nicht als Fachmann urteilen. Ich habe
die bedeutenderen ethnographischen Sammlungen nur als Laie,
aber, wie ich hoffe, mit offenen Augen studiert. Nach meinem
Ermessen wäre es gar nicht wünschenswert, daß von den vielen
deutschen Sammlungen die eine genau so aussähe, wie die andere.
Mit Berlin kann heute kein andres deutsches Institut mehr in
Wettbewerb treten ; wer ernste ethnographische Fachstudien
betreiben will, wird immer dorthin seine Schritte lenken müssen.
Im übrigen kann es aber nur erwünscht sein, daß in den ver-
schiedenen Sammlungen bald diese, bald jene Kulturperiode
reichhaltiger vertreten ist. Jetzt in einem Institut, in welchem
— dank einem frühzeitig betätigten Interesse — die seit
uralten Zeiten hochentwickelte Produktion Ostasiens und In-
diens glänzend vertreten ist, diese Kulturen zu vernachlässigen,
die historisch begründete Eigenart unsres Museums zu Gunsten
eines sogenannten moderneren Standpunkts aufzuopfern, wäre
meines Erachtens ebenso verfehlt, wie wenn man bei uns fort-
fahren würde, die tiefer stehenden Naturvölker, die für den
Ethnologen größeres Interesse bieten, unberücksichtigt zu lassen.
Das eine liebevoll pflegen, das andre nach besten Kräften
zu fördern, muß für unser Museum zur Richtschnur dienen.
Den Künstlern und Kunstfreunden soll es den Genuß von
Erzeugnissen eines unendlich feinen Schönheitssinnes und Natur-
gefühls, die Freude an einer im Abendland niemals erreichten
und erreichbaren Form- und Farbengebung vermitteln, aber
zugleich soll es instand gesetzt werden, der wissenschaftlichen
Forschung zur Aufhellung der völkerpsychologischen Gesetze
gute Dienste zu leisten.
Fehlt nur noch eins, was uns ein gütiger Gönner, falls
er über den nötigen Kredit verfügt, auf einem Blättchen
Papier zur Verfügung stellen könnte!
Bewilligungen aus den Stiftungen 89
Hierauf gab der Präsident bekannt, daß aus den der
Akademie der Wissenschaften zur Verfügung stehenden Mitteln
der akademischen Stiftungen folgende Summen bewilligt
wurden :
1. aus den Zinsen des Thereianosfonds:
an Studienrat Karl Reichhold in München zur Fort-
setzung seiner Arbeiten an dem Werke „Griechische Vasen-
malerei" 1000 M.;
an Professor Dr. August Heisenberg in München für
die Herausgabe der „Byzantinischen Zeitschrift" 1500 M.;
an denselben als erste Rate für die Herstellung eines General-
registers zu Band 13 — 24 dieser Zeitschrift 500 M. ;
an denselben für die Unterstützung des mittelgriechischen
Urkundenkorpus 1000 M.;
an Professor Dr. Leopold W enger in München als Zu-
schuß zu seiner Ausgabe der byzantinischen Papyri der K. Hof-
und Staatsbibliothek 500 M.;
an Dr. Friedrich Stählin, Gymnasialprofessor in Nürn-
berg zu topographischen Forschungen in Thessalien als zweite
Rate 1000 M.;
an Dr. Athanasios Buturas in Athen zur Fortsetzung
seiner mittelgriechischen Sprachstudien 500 M. ;
an Dr. Karl Bitterauf, Gymnasialprofessor in Kempten,
zur Neuherausgabe der Aristotelischen Schrift „de generatione
animalium" als zweite Rate 300 M.;
an Dr. Ludwig Bürcher, Gymnasialprofessor in München,
zu topo- und chorographischen Studien in Griechenland 300 M.;
an Professor Dr. Ludwig Curtius in Erlangen zur Vollen-
dung seiner Arbeit „Die Beziehungen der griechischen archa-
ischen Kunst zu Vorderasien " 400 M. ;
einen Preis von 800 M. erhielt Professor Dr. Georgios N.
Hatzidakis in Athen für seine in den letzten Jahren erschie-
nenen Arbeiten auf dem Gebiete der griechischen Sprach-
geschichte ;
90 öffentliche Sitzung am 9. März
2. aus der Zinsenrate der Savigny-Stiftung:
600 M. an das Kuratorium der Stiftung zur Unterstützung
des Honorarfonds der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechts-
geschichte;
2000 M. an Universitätsprofessor Dr. Leopold W enger
in München zur Unterstützung seiner Publikation von byzan-
tinischen Papyrusurkunden der hiesigen Hof- und Staats-
bibliothek;
2400 M. an Universitätsprofessor Dr. Ludwig Wahrmund
in Prag zur Fortsetzung seiner Ausgabe von Quellen zur Ge-
schichte des römisch-kanonischen Prozesses im Mittelalter;
3. aus den Zinsen der Heinrich v. Brunck- Stiftung:
an Dr. Wilhelm Schlenck in München, zur Beschaffung
optischer Apparate zu Untersuchungen des Verhältnisses zwischen
Farbe und Konstitution organischer Verbindungen 1170 M.;
an Professor Dr. A. Ries in Bamberg, für chemisch-kri-
stallographische Untersuchungen 500 M.;
an Dr. Ludwig Kalb für Arbeiten auf dem Indigo-Gebiete
300 M.;
4. aus den Zinsen der Wilhelm Koenigs-Stiftung
zur Förderung botanischer und zoologischer For-
schungen und Forschungsreisen:
an Dr. Erich Zugmeyer in München der Betrag von
2000 M. als Zuschuß zu den Kosten seiner zoologischen For-
schungsreise nach Beludschistan ;
5. aus den Zinsen der Koenigs-Stiftung zum
Adolf v. Baeyer-Jubiläum:
an Dr. Kurt H. Meyer in München, zur Anschaffung von
Apparaten für wissenschaftliche Arbeiten bei hohen Tempera-
turen und Drucken (Pyrometer, elektrische Ofen, Bomben u. a.)
2000 M.;
Bewilligungen aus den Stiftungen 91
an Professor Dr. Piloty in München, zur Anschaffung
von Apparaten und Präparaten für die Fortführung seiner Ar-
beiten über den Blutfarbstoff 1 500 M. ;
an Professor Dr. Wilhelm Prandtl in München, zur Be-
schaffung seltener niob- und tantalhaltiger Mineralien 300 M.;
an Dr. Rudolf Pummerer in München, für seine Arbeiten
über hochkondensierte aromatische Ringsysteme 300 M.;
6. aus den Zinsen der Münchener Bürger- und
Cr am er-Klett- Stiftung:
Leutnant Niedermayer beim 10. Feld-Artillerie-Rgt. als
Beitrag zu einer geographischen Forschungsreise nach Persien
1000 M.;
Professor Ludwig Neumayer in München zu entwick-
lungsgeschichtlichen Untersuchungen über den Kopf und Darm-
kanal von Wirbeltieren in Neapel, Wien und Stuttgart 1200 M. ;
Professor Rieh. Goldschmidt in München für Erblich-
keitsstudien an Enten und Schmetterlingen 1200 M.;
Professor Franz Doflein in München zur Beschaffung
von Untersuchungsmaterial für Studien an dekapoden Krebsen
500 M.;
Professor Ferd. Birkner in München zu Ausgrabungs-
arbeiten im Hohlenstein bei Nördlingen 1000 M. ;
Dr. Edgar Dacque in München zur Herausgabe einer
geologischen Aufnahme des Alpengebietes Bayrischzell-Schlier-
see, Tegernsee, Rottachtal-Valepp-Rothwand 400 M.;
Dr. Rudolf Allers in München zur Durchführung von
Stoffwechsel versuchen bei Geisteskranken 1000 M. ;
Dr. Otto Koehler in München für Untersuchung der
Wachstumsverhältnisse von Kern und Protoplasma an Seeigeln
in Neapel 1500 M.;
Dr. Karl Boden in München über die Tektonik der Ost-
alpen 300 M. ;
92 öffentliche Sitzung am 9. März
Aus dem Etat für besondere wissenschaftliche
Publikationen der philosophisch-philologischen und
der historischen Klasse wurden bewilligt:
an Professor Dr. Hermann Fischer in Tübingen zur Her-
ausgabe des Schwäbischen Wörterbuchs 300 M.;
zur Herausgabe der Mittelalterlichen Bibliotheks-
kataloge 1000 M.;
an Dr. Hermann Stadler, Gymnasial -Rektor in Burg-
hausen zur Herausgabe der Werke des Albertus Magnus 400 M. ;
an Lyz.- Professor Schröder in Dillingen zur Heraus-
gabe der Matrikel der Universität Dillingen 125 M. (4. Rate).
an Dr. H. Stöcklein in München zu seiner Arbeit über
die Neuburger Rüstkammer 500 M. ;
an Dr. Bernhart, Hilfsarbeiter im Münzkabinett, zu numis-
matischen Studien in Paris 500 M.
Hierauf verlasen die Herren Klassensekretäre Ernst Kuhn,
v. Goebel, v. Poehlmann folgende Nekrologe:
Am 3. Oktober 1911 starb zu Bozen Geheimer Rat Dr.
Wilhelm Dilthey, Professor der Philosophie an der Universität
Berlin, der durch feinsinnige Untersuchungen psychologischen,
ästhetischen und literar- historischen Inhalts namentlich die
Theorie und Geschichte der Geisteswissenschaften sowie die
philosophische Auffassung poetischen Schaffens wesentlich ge-
fördert hat und durch sein Werk über Schleiermacher, sowie
durch die unter seiner Leitung unternommene Kant- Ausgabe
der Berliner Akademie auch in weiteren Kreisen bekannt ge-
worden ist.
Am 30. November 1911 starb zu Berlin Geheimer Rat Dr.
Johannes V ah len, Professor der klassischen Philologie, ein be-
sonnener Kritiker und glücklicher Interpret der klassischen
Texte, der vor allem durch seine musterhaften Ausgaben der
Fragmente des Ennius, der Poetik des Aristoteles und von
Ciceros Schrift de legibus seinem Namen ein dauerndes Andenken
gesichert hat.
Nekrologe 93
Am 10. Dezember 1911 starb in seinem 94. Lebensjahr
das auswärtige Mitglied Sir Joseph Dalton Hooker. Er
gehörte unserer Akademie fast 60 Jahre seit 1852 an; er war
so bei weitem das älteste Mitglied sowohl was die Zahl der
Lebensjahre, als was die der Mitgliedschaft anbetrifft. In
seinem Leben spiegelte sich auch ein gutes Stück der Ent-
wicklung der Botanik und der Biologie überhaupt. War er
doch der letzte überlebende Freund Darwins, der diesen bei
seinen botanischen Untersuchungen vielfach unterstützte und
außerdem einer der letzten Naturforscher der älteren Rich-
tung, die noch nicht der leidigen, wenn auch notwendigen
Spezialisierung unserer Zeit unterworfen waren. Wie Darwin
war auch Hooker, wenngleich sein Arbeitsgebiet die Botanik
war, auch auf geologischem und geographischem Gebiete selb-
ständig forschend tätig.
Seine naturwissenschaftlichen Neigungen wurden früher
schon angeregt und gefördert durch seinen Vater, Sir William
Hooker, der ein um die systematische Botanik sehr verdienter
Forscher und der eigentliche Gründer der berühmten Kew-
Gardens war. Joseph Dalton Hooker wurde am 30. Juni 1817
in Halesworth geboren und in Glasgow, wo sein Vater Pro-
fessor war, erzogen. Er studierte zunächst Medizin und trat,
wie Huxley und manche anderen englischen Naturforscher als
Schiffsarzt in die Marine ein, was ihm die Möglichkeit bot,
an Forschungsreisen teilzunehmen. So war er schon als ganz
junger Assistenzarzt Mitglied der berühmten antarktischen Ex-
pedition unter Sir James Clark Ross, die ihn nach Neuseeland,
Australien, Tasmanien, den Kerguelen, Feuerland, und den
Falklandsinseln führte. Reiche Sammlungen, die ihm nachher
als Material zu grundlegenden Werken für die Flora dieser
Länder dienten, waren das Resultat der Reise. Nach wenigen
in der Heimat zugebrachten Jahren trat er 1847 eine Reise
nach Ostindien an, und lernte so auch die Vegetation der
Tropen aus eigener Anschauung kennen. Er untersuchte die
Gangesebene, den Himalaya bis Tibet, und drang sogar — was
bisher nicht mehr geschah — ins östliche Nepal vor. Das
94 öffentliche Sitzung am 9. März
Buch, in dem er seine Reise beschrieb, seine „Himalayan Jour-
nals", gilt in England als eine klassische Reisebeschreibung,
auch darf wohl angenommen werden, daß diese Reise den
ersten Anstoß zu der später von ihm bearbeiteten Flora indica
gab. Im Jahre 1860 besuchte er noch den Libanon und
Syrien, 1871 Marokko und den Atlas, 1877 Nordamerika.
Nach dem Tode seines Vaters 1865 übernahm er die
Direktion des berühmten Kew-Garden, dessen Tätigkeit unter
seiner Leitung mächtig zunahm und namentlich auch für die
Kulturen in den englischen Kolonien wichtig wurde.
1895 zog er sich zurück, blieb aber bis ganz kurz vor
seinem Ende unausgesetzt wissenschaftlich tätig, geliebt und
geehrt von der jüngeren Generation. Vor einigen Jahren war
es mir vergönnt, ihn auf seinem Landsitz Sunningdale zu be-
suchen. Ein alter Kutscher mit einem alten Pferde holte uns
an der Station ab und brachte uns in das Landhaus, dessen
Garten eine auserlesene Pflanzensammlung barg. Sir Joseph
aber war lebhaft und geistig angeregt wie in seinen jungen
Jahren, und ei zählte frisch und munter von seiner letzten
Lieblingsarbeit, einer Monographie der Gattung Impatiens.
Seine wissenschaftliche Tätigkeit hier im einzelnen zu schildern
ist nicht möglich, es kann nur kurz einiges davon angedeutet
werden. Vor allem hat er durch seine Bearbeitung verschie-
dener großer Florengebiete mächtig zur Kenntnis des Pflanzen-
kleides der Erde beigetragen. Es sei nur genannt seine Flora
antarctica, die Flora Novae Zelandiae, die Flora Tasmaniae,
die große Flora of British India, die 1897 abgeschlossen wurde,
Muster eines Riesenfleißes und genauester Sachkenntnis.
Diese floristische Studien leiteten ihn auch zu pflanzen-
geographischen Forschungen.
Seine Untersuchungen über insulare Floren, und sein
„Introductory essay to the flora of Tasmania" waren für die
Entwicklung der Pflanzengeographie von großer Bedeutung.
Der letztere zeigte zugleich, wie sehr ihn die Speziesfrage
beschäftigte, die dann durch Darwin und Wallace in den
Vordergrund des Interesses trat. War es doch auch Hooker,
Nekrologe 95
der zusammen mit Lyell Darwin veranlagte, im Jahre 1858
einen vorläufigen Bericht über seine Theorie zu veröffentlichen,
nachdem dieser durch einen Brief von Wallace, der damals im
malaiischen Archipel weilte, zunächst sehr entmutigt worden
war. Wallace war zu ganz ähnlichen Schlüssen wie Darwin
gelangt, ohne aber eine so durchgearbeitete Theorie wie dieser
bieten zu können.
Indes war Hooker auch auf anderen Gebieten der Botanik,
dem der Morphologie, Ökologie und Paläontologie tätig. Seine
Arbeiten über Balanophoreen, über Welwitschia mirabilis und
über Nepenthes und andere Carnivoren waren von großer Be-
deutung.
Der unermüdliche Arbeiter fand aber Zeit und Kraft auch
für zusammenfassende große Werke. Mit Bentham zusammen
bearbeitete er die Genera plantarum, ein Standardwerk der
systematischen Botanik, und unter seiner Leitung gab Jackson
den Index Kewensis heraus, ein Verzeichnis sämtlicher kritisch
geprüfter Pflanzennamen; ein Riesenwerk, für dessen Ausfüh-
rung Darwin testamentarisch die Mittel hinterlassen hatte.
Außerdem erschienen unter Hookers Leitung zahlreiche
Abbildungswerke.
Wie sein Leben reich an Arbeit war, so war es auch
reich an Ehren. Er war Mitglied fast aller Akademien und
gelehrter Gesellschaften der Welt und mit Recht wählte ihn
die schwedische Akademie bei der 200 jährigen Linne-Feier
zum einzigen Empfänger der goldenen Linne-Medaille. Glich
er doch dem großen Schweden an umfassender Pflanzenkenntnis
und an Arbeitskraft wohl am meisten von allen damals lebenden
Botanikern. War er auch keines von den seltenen Genies, die
ihrer Wissenschaft ganz neue Bahnen wiesen, so hat er doch
unvergängliche Spuren seiner rastlosen Wirksamkeit hinter-
lassen. Goebel.
Am 1. März dieses Jahres starb in Berlin einer der Haupt-
begründer der physikalischen Chemie, Jacobus Henricus
van 'tHoff. Er wurde am 30. August 1852 als Sohn eines
96 öffentliche Sitzung am 9. März
Arztes in Rotterdam geboren, und zeigte schon als kleiner
Knabe eine große Vorliebe für Naturwissenschaften, indem er
mit Kameraden chemische Experimente anstellte und das dafür
notwendige Geld durch Erhebung von Eintrittsgeldern sich ver-
schaffte. Dem Wunsche des Vaters folgend, wollte er sich der
Technik widmen und absolvierte deshalb die Polytechnische
Schule in Delft. Über seinen weiteren Studiengang sagt er
selbst: „Für die chemische Technik bestimmt führte mich mein
mathematisches Bedürfnis alsbald nach der Universität Leiden,
und ich widmete mich der Mathematik, bis die alte Liebe zur
Chemie wieder in den Vordergrund trat und mich ein paar
großen Zentren der Strukturchemie zuführte, bei Kekule in
Bonn und bei Wurtz in Paris. Dieser doppelte Drang zur
Mathematik einerseits und zur Chemie andererseits hat sich
dann meinen sämtlichen wissenschaftlichen Bestrebungen auf-
geprägt."
Unter Kekules Leitung ist dann eine kleine Experimental-
untersuchung entstanden, die den Inhalt von van 'tHoffs erster
Publikation „Über eine neue Synthese der Propionsäure" bil-
dete, aber keineswegs aus dem üblichen Rahmen solcher Erst-
lingsversuche hervortrat. Auch seine späteren experimentellen
Arbeiten sind nicht hervorragend, er galt bei seinen Bekannten
nicht als besonders geschickt im Experimentieren. Sein Auf-
enthalt in Bonn wurde aber nach einer anderen Richtung hin
für seine Laufbahn entscheidend. Er sah in den Vorlesungen
von Kekule dessen Atommodelle, welche aus durch Drähte
verbundenen Kugeln bestehen, die Kekule schon im Jahre 1867
veröffentlicht hat. Als er nun von Bonn nach Paris ging und
dort mit den Arbeiten von Pasteur bekannt wurde, ging ihm
ein Licht auf über den Zusammenhang zwischen der chemi-
schen Konstitution und den optischen Eigenschaften drehender
Substanzen. In der Tat enthalten die Atommodelle Kekules
schon die ganze Theorie des asymmetrischen Kohlenstoffs, wie
man die Lehre von van 'tHoff genannt hat. Kekule hat diese
Folgerung aus seinen Modellen nur heraus interpretiert, indem
er annahm, daß die Atome, welche mit einem mehrwertigen
Nekrologe 97
Atom verbunden sind, ihre Plätze ohne weiteres tauschen können.
Ein Zeitgenosse äußerte sich hierüber sehr treffend: „Die
Modelle sind wieder einmal klüger gewesen als ihr Erfinder."
van 'tHoff veröffentlichte seine Entdeckung im September 1874
in holländischer Sprache, im folgenden Jahre in französischer
Sprache unter dem Titel „La chimie dans l'Espace". Wie sehr
diese Entdeckung in der Luft lag, geht daraus hervor, daß
ein französischer Chemiker Le Bei gleichzeitig dieselbe Ent-
deckung machte und zwar in einer Form, die unseren heutigen
Anschauungen näher lag, als die von van 'tHoff gewählte.
Dieser hat nämlich den Mißgriff gemacht, das Kohlenstoffatom
selbst als ein Tetraeder darzustellen, eine Vorstellung, die im
direkten Widerspruch zu den Tatsachen steht. So erklärt es
sich auch, daß die Lehre van 'tHoffs von dem asymmetrischen
Kohlenstoff so langsam Eingang gefunden hat. Jetzt bildet
diese Theorie aber, namentlich dank den unausgesetzten Be-
mühungen van 'tHoffs um ihre Weiterentwickelung, eine der
wichtigsten Stützen unseres chemischen Lehrgebäudes.
Höchst merkwürdig ist, daß ein anderes Grundgesetz der
Chemie, welches der organischen Chemie erst den Rang einer
Wissenschaft gegeben hat, die Vierwertigkeit des Kohlenstoffs
in ganz gleicher Weise das Licht der Welt erblickt hat. Dieses
Gesetz wurde gleichzeitig von August Kekule und von dem
schottischen Chemiker Archibald Scott Couper aufgestellt, die
es im Jahre 1857 ganz unnbhängig voneinander gefunden
haben. Couper wurde durch einen Sonnenstich, den er sich
beim Angeln zuzog, an weiterer Arbeit verhindert, Kekule da-
gegen hat, wie bekannt, auf Grund seiner Entdeckung das
stolze Gebäude errichtet, welches den Namen „organische
Strukturchemie " trägt.
1877 wurde van 'tHoff als Lektor an die neugegründete
Universität Amsterdam berufen, und erhielt im folgenden Jahr
eine Professur für Chemie, Mineralogie und Geologie. In diese
Zeit fällt der Beginn einer neuen Richtung in seiner Geistes-
tätigkeit, indem er durch das Studium der Bibrombernstein-
säure auf die Reaktionsgeschwindigkeit und die chemischen
7
Jahrbuch 1912.
98 öffentliche Sitzung am 9. März
Gleichgewichte aufmerksam wurde. Diese Untersuchungen führten
ihn zu seiner zweiten wissenschaftlichen Großtat, zur Theorie
des osmotischen Druckes und der Lösungen. Wie er zu dieser
Theorie gekommen, hat er selbst berichtet:
„Durch seinen botanischen Kollegen an der Universität
Amsterdam, de Vries, war er mit den Messungen des osmoti-
schen Druckes durch den Pflanzenphysiologen Pfeffer bekannt
geworden und hatte sie alsbald benutzt, um die Anziehung des
Wassers durch Salze, z. B. Natriumsulfat, zahlenmäßig fest-
zustellen.
Als er dann ferner versuchte eine für gasförmige Systeme
von ihm abgeleitete thermodynamische Gleichung auch für ver-
dünnte Lösungen anzuwenden, kam ihm der glückliche Einfall,
daß mit dem dort benutzten Begriff der halbdurchlässigen Wand
bei Lösungen die reversibeln Umwandlungen ebenfalls durch-
führbar sind. Aus diesem Gedanken ergab sich zunächst die
Übertragung der Gasgesetze von Boyle und Gay-Lussac auf
die verdünnten Lösungen mit dem Resultat, daß der Zucker
im Zuckerwasser einen osmotischen Druck ausübt, demjenigen
Druck gleich, welchen er bei derselben Konzentration und
Temperatur im gasförmigen Zustande ausüben würde." Die
Abweichungen von diesem Gesetz, welche bei Elektrolyten vor-
kommen, hat Arrhenius bekanntlich durch seine Ionentheorie
erklärt, und mit dieser Ergänzung ist die Lösungstheorie von
van 'tHoff von derselben Bedeutung für die nichtgasförmigen Sub-
stanzen geworden wie die Theorie von Avogadro für die Gase.
Im Jahre 1895 legte van 'tHoff seine Professur nieder und
machte mit seiner sechsköpfigen Familie zur Erholung eine
Fußreihe vom Schwarzwald nach Lugano, im Frühjahr 1896
trat er die ihm angebotene Stelle als Mitglied der Berliner
Akademie und Honorarprofessor an der Universität an. In
dieser Stellung begann er seine umfangreichen Arbeiten über
die ozeanischen Salzablagerungen, deren Resultate er in 52 Ab-
handlungen niederlegte. Vor einigen Jahren wählte er sich
ein neues Arbeitsgebiet nämlich die Bildung organischer Materie
in den Pflanzen. Zwei Veröffentlichungen „Über synthetische
Nekrologe 9 9
Fernent Wirkung" legen Zeugnis ab von dem jugendlichen Eifer,
mit dem er dieses schwierigste Problem in Angriff nahm. Ob
es ihm gelungen wäre, auch hier einen Triumph zu feiern, wenn
er länger gelebt hätte? Den nötigen Mut dazu hatte er!
v. Baeyer.
N. Story-Maskelyne. In der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts waren Mineralogie und Kristallographie in England
fast nur in einer Person verkörpert, in dem Inhaber der ein-
zigen, damals in ganz Großbritannien existierenden Professur
der Mineralogie, W. G. Miller in Cambridge, dem Begründer
der heute allgemein adoptierten krstallographischen Bezeich-
nung, neben dem allerdings sein verdienter Mitarbeiter Brooke
der Erwähnung bedarf. Wenn heute auf den genannten wissen-
schaftlichen Gebieten in London (welches damals noch kein
eigenes mineralogisches Museum besaß!), in Oxford, Cambridge
und anderen Orten eine Reihe ausgezeichneter Gelehrter mit
solchem Erfolge tätig sind, daß England besonders in der Er-
forschung der Gesetzmäßigkeiten der Kristalle jetzt in der
ersten Linie steht, wenn das „Mineralogical Magazine", die
Zeitschrift der 1876 gegründeten Mineralogischen Gesellschaft
von Großbritannien und Irland, in ihren bisher erschienenen
16 Bänden eine Fülle von für die Fortschritte der Wissenschaft
hochwichtigen Arbeiten enthält, wenn endlich die mineralogische
Abteilung des Britischen Museums für Naturkunde heute einen
der ersten, wenn nicht überhaupt den ersten Platz unter den
mineralogischen Sammlungen aller Länder einnimmt — so ist
alles dies hauptsächlich dem Einflüsse des am 20. Mai 1911
in hohem Alter verstorbenen, langjährigen korrespondierenden
Mitgliedes unserer Klasse, Maskelyne, zu verdanken.
M. G. Novil Story-Maskelyne war geboren am 3. Sep-
tember 1823 in Basset Down House bei Swindon, Wiltshire,
als Sohn des 1879 verstorbenen Mitgliedes der Royal Society
R. S. Storey und der einzigen Tochter des bekannten Astro-
nomen Novil Maskelyne (1732 — 1811), nach dessen Tode
die Familie der Erbe der Maskelyneschen Güter in Wiltshire
r
100 öffentliche Sitzung am 9. März
wurde. Der junge Maskelyne studierte in Oxford und erhielt
dort 1845 seinen „degree" in Mathematik. Seine ersten wissen-
schaftlichen Arbeiten bewegten sich auf dem Gebiete der Chemie;
auf seine mit Brodie gemeinsam betriebenen Studien blieb
nicht ohne Einfluß Liebigs damaliger Besuch in England;
außerdem arbeitete er in Faradays Laboratorium an der
Royal Institution. 1850 erhielt er die „Readership* in Mine-
ralogie an der Universität Oxford, welche 1861 in eine Pro-
fessur umgewandelt wurde, die aber, mit einem nominellen
Gehalte verbunden, nur zu einer kleinen Anzahl Vorlesungen
während des Jahres und nicht zum Wohnsitze in Oxford ver-
pflichtete. Dieser Umstand ermöglichte es, daß Maskelyne 1857
auch die Leitung der erst in diesem Jahre von der geologisch-
paläontologischen Sammlung getrennten und selbständig ge-
wordenen mineralogischen Abteilung des Britischen Museums
als erster „ Keeper of minerals" übernehmen konnte. Bis dahin
hatte die Zahl der vorhandenen Mineralien zwar eine nicht
unbedeutende Höhe erreicht, aber es fehlte fast durchweg die
Bestimmung der Fundorte, bei einem großen Teile überhaupt
jede Etikettierung. Anfangs nur von einem einzigen Assi-
stenten, den er selbst erst angelernt hatte, unterstützt, gelang
es Maskelyne, nicht nur die wissenschaftliche Durcharbeitung
und Bestimmung des vorhandenen Materials, wozu erst nach
und nach die erforderlichen Einrichtungen getroffen werden
konnten, zu bewältigen und die ganze Sammlung neu zu
ordnen, sondern sie auch durch zahlreiche Erwerbungen, nament-
lich mehrerer großer Privatsammlungen, so zu vermehren und
zu ergänzen, daß sie sehr bald zu den bedeutendsten über-
haupt existierenden mineralogischen Sammlungen gehörte. Be-
sondere Aufmerksamkeit wandte er den Meteoriten zu, welche
er zuerst von den übrigen Beständen trennte und so den
Grund zu der berühmten Kollektion legte, die heute fast ohne
Konkurrenz dasteht.
Neben dieser umfangreichen Arbeit setzte er in Oxford
auch seine Lehrtätigkeit mit solchem Erfolge fort, daß aus
seiner Schule die jetzt an der Spitze der englischen Mineralogie
Nekrologe 101
stehenden Forscher Lewis, Pletcher und Miros hervor-
gingen, sämtlich zeitweilig auch seine Mitarbeiter im Britischen
Museum, denen hier und anderwärts dann eine Reihe hervor-
ragender jüngerer Mineralogen und Kristallographen folgten,
die alle in Maskelyne ihren direkten oder indirekten Lehrer
verehren. Geometrische und physikalische Kristallographie
waren wesentlich Gegenstand seiner Vorlesungen; diesen be-
handelte er auch in einem 1874 — 75 für die Mitglieder der
Chemischen Gesellschaft in London gehaltenen Vortragszyklus
und beabsichtigte, seine Methoden der Darstellung, welche
inzwischen durch seine Schüler bereits Verbreitung in Eng-
land und auch anderwärts gefunden hatten, in einem Hand-
buche niederzulegen. Erst sehr viel später, in dem Jahre
1895, in welchem er von seiner Professur in Oxford zurück-
trat, veröffentlichte er den geometrischen Teil dieses Werkes,
während er für den physikalischen schon früher einigen seiner
Schüler zur Ausarbeitung einzelner Teile Anregung gegeben
hatte; einer solchen verdanken die schönen Arbeiten Fletchers
über die Ausdehnung der Kristalle durch die Wärme (1880)
und über die optische Indikation (1892) ihre Entstehung.
Die Publikationen Maskelynis während seiner Tätigkeit
am Britischen Museum betrafen besonders nur von ihm ent-
deckte Mineralien und Untersuchungen von Meteoriten, aber
neben zahlreichen spezial wissenschaftlichen Forschungen be-
gegnen wir hier einer Reihe von Aufsätzen, welche dazu be-
stimmt waren, Interesse für Mineralogie und Kristallographie
in weiteren Kreisen zu erwecken, wozu auch die von ihm
herausgegebenen Führer in den ihm unterstellten Sammlungen
gehören. Ein wie weites Gebiet jedoch sein Interesse um-
spannte, geht hervor aus seinem Werke über die Gemmen-
sammlung des Herzogs von Marlborough (1870), aus seiner
regen Beteiligung an der Lösung von Fragen des höheren,
wie des Elementarunterrichts in London und Oxford, an den
Versuchen zur Hebung der Landwirtschaft in Wiltshire, wo er
Präsident des Agrikulturkomitees und Mitglied der lokalen Ver-
waltungsbehörde war (in seinen letzten Jahren beschäftigte ihn
102 öffentliche Sitzung am 9. März
eine Schrift über die Herstellung der Butter, die kurz vor seinem
Tode erschien).
Durch öffentliche Angelegenheiten in immer steigendem
Maße in Anspruch genommen, trat er im Jahre 1879 von der
Leitung des Mineralogischen Museums zurück und bewarb sich
um einen Sitz im Parlament, dem er von 1880 — 1892 an-
gehörte. 1895 legte er auch seine Professur in Oxford nieder,
blieb aber noch mehrere Jahre Präsident der Mineralogischen
Gesellschaft, an deren Verhandlungen er sich rege beteiligte,
und leitete von 1898 — 1903 das auf Anregung der Chemischen
Gesellschaft in London eingesetzte Komitee zum Studium der
Struktur der Kristalle.
Daß es sich bei einer so vielseitigen Wirksamkeit, welche
hier natürlich nur angedeutet werden konnte, um eine un-
gewöhnlich bedeutende und energievolle Persönlichkeit handeln
mußte, dürfte schon aus obigem hervorgehen, doch sei es dem
Schreiber dieser Zeilen gestattet, aus persönlichen Erinnerungen
noch einiges zu dem Bilde dieser Persönlichkeit hinzuzufügen.
Von London aus, wo ich im Sommer 1893 einige Zeit weilte,
fuhr ich auf Einladung Maskelynes mit Freund Miros, seinem
späteren Nachfolger als Professor in Oxford, nach Wiltshire.
Am Bahnhof von Swindon empfing uns Maskelyne, eine aristo-
kratische Erscheinung von gewinnender Liebenswürdigkeit.
Während der Fahrt durch die reizvolle parkartige Landschaft
nahm ihn sein lebhaftes Gespann in Anspruch, als er aber
den Zügel zu seinem Herrnhause hinauf in flottem Tempo
genommen und an der Türe, trotz seiner 70 Jahre, mit jugend-
lichem Schwünge die Rosse pariert und die Zügel abgegeben
hatte, widmete er sich, im Verein mit den Gliedern seiner
Familie, voran seiner verehrenswürdigen Gemahlin, seinen
Gästen in einer Weise, welche diesen, wenn auch nur
kurzen Besuch auf Basset Down House unvergeßlich machte.
Unterhaltungen über Wissenschaft, Kunst, Archäologie und
Landwirtschaft wechselten mit Spaziergängen und mit Be-
sichtigungen von Kunstschätzen, besonders seiner herrlichen
Sammlung von Kameen und Gemmen. Welche Bedeutung
Nekrologe 103
diese letztere hatte, mag daraus hervorgehen, daß unser
Furtwängler wenige Jahre später zum Studium derselben
Maskelynes Landsitz besuchte und die mir von dort mit-
gebrachten freundlichen Grüße mit begeisterten Worten über
die daselbst gefundene Aufnahme begleitete. In lebhafter Er-
innerung ist mir aus jenen Tagen die humorvolle und lebhafte
Art der Unterhaltung, selbst über wissenschaftliche Fragen.
Als ich einmal über eine solche eine entgegengesetzte Meinung
äußerte, sprang Maskelyne auf und forderte mich zum Boxen
auf, worauf ich sofort meine Ansicht zurückzuziehen für gut
fand. Als ich ihn 11 Jahre später wieder aufsuchen wollte,
wurde dies durch eine schwere Erkrankung verhindert. Der mehr
als Achtzigjährige unterwarf sich in London einer schwierigen
und selbst für einen jüngeren Körper lebensgefährlichen Unter-
leibsoperation, nach deren Gelingen er nach Basset Down House
zurücktransportiert werden konnte. Als nach einiger Zeit sein
Arzt hinausfuhr, um sich von den Fortschritten der Heilung
zu überzeugen, fand er Maskelyne im Freien in seiner ge-
wohnten Tätigkeit und vollständig wiederhergestellt. Bis zu
dem letzten Jahre vor seinem Tode atmen seine Briefe volle
Geistesfrische und Interesse an seiner Wissenschaft, nicht
minder auch seinen gewinnenden Humor, wenn er z. B. darüber
berichtet, daß er jetzt, statt über Kristalle, über das „Butter-
machen" schreibe. Wie der Verfasser dieser Zeilen, so wird
wohl auch jeder andere, der Maskelyne persönlich kennen
lernte, ihm ein aufrichtig freundschaftliches Andenken be-
wahren. P. Groth.
Am 18. Dezember 1911 starb in Paris Dr. Eduard Bornet,
membre de l'Institut. Geboren 1828 in Querigny, wo er lange
der Nestor der französischen Botaniker und der letzte Über-
lebende aus der Zeit, in welcher Thuret seine glänzenden
Entdeckungen auf dem Gebiete der Apologie machte.
Bornet studierte ursprünglich Medizin, wandte sich aber
unter der Leitung von Leneille und Thuret bald der Botanik
zu. Hier hat er als scharfsinniger, exakter Beobachter Vor-
104 öffentliche Sitzung am 9. März
zügliches geleistet, namentlich durch seine teilweise in Ver-
bindung mit Thuret unternommenen und veröffentlichten alge-
logischen Untersuchungen, sowie durch seine Arbeiten auf dem
Gebiete der Lichenologie.
Die mit Thuret veröffentlichten großen Tafel werke „ Notes
algelogiques" und „Etudes physiologiques" waren wichtig wegen
der eingehenden Mitteilungen über den Vorgang der geschlecht-
lichen Fortpflanzung und der Cystokarpentwicklung bei den
Florideen. Die sexuelle Fortpflanzung dieser Gruppe war lange
unbekannt geblieben. Man wußte wohl, daß Tetrasporen und
Cystokarpione vorhanden sind, auch Anthroidien waren nach-
gewiesen. Aber wo und wie die Befruchtung vor sich geht,
ist erst durch die Untersuchungen von Bornet und Thuret
nachgewiesen worden, deren Resultate zum erstenmal in den
Comptes rendus der Pariser Akademie vom 10. September 1866
veröffentlicht und in den genannten Werken ausführlicher
dargelegt wurden. Zwar hatte schon Naegeli die „Tricho-
gyne" einiger Florideen gesehen. Aber irrige theratische Vor-
aussetzungen ließen ihn in den Tetrasporen die weiblichen
Organe vermuten.
Bornet und Thuret wiesen eine ganze Anzahl höchst merk-
würdiger Vorgänge bei der Cystokarpentwicklung der ver-
schiedenen Fiorideen nach, sie legten den Grund, auf dem
dann die cystologische Forschung weiterbauen konnte.
Bornet hat auch die Systematik der Algen gefördert.
Namentlich bearbeitete er mit Flahault einen Teil der Cyano-
phyceen und regte andere (so namentlich Gomont) zu Unter-
suchungen über diese schwierige Gruppe an.
Seine eingehenden Kenntnisse der Algenformen kamen
ihm auch zustatten bei seinen wichtigen Untersuchungen über
die Flechten.
Diese trugen wesentlich dazu bei, der Schwendnerschen
Flechtentheorie bei allen Urteilsfähigen raschen Eingang zu
verschaffen. Er verfolgte die Entstehung des Flechtenthallus
von der Keimung an, also aus seinen beiden Komponenten
Alge und Pilz und stellte die Algentypen einer größeren
Nekrologe 105
Anzahl von Flechten genau fest, ebenso die Beziehungen, die
zwischen Algen und Pilzen im Flechtenthallus auftreten. Die
frühere Meinung, daß an Hyphen Algenzellen („Genidien")
sich bilden könnten, wurde durch Bornets Untersuchungen
endgültig widerlegt.
Seine botanische Forschertätigkeit war indes keineswegs
auf niedere Pflanzen beschränkt. Wir verdanken ihm eine
vortreffliche entwicklungsgeschichtliche Untersuchung über ein
Seegras (Phuca gnostis) und erst kürzlich sind seine Unter-
suchungen über Kreuzung bei Cistus-Arten von anderer Seite
veröffentlicht worden.
Als Mensch zeichnete er sich aus durch Liebenswürdigkeit
und stete Bereitwilligkeit, die Untersuchungen anderer durch
Rat und durch Untersuchungsmaterial zu unterstützen. Er
war der Typus des feingebildeten, von nationalen Vorurteilen
freien Franzosen der älteren Generation, von der er einer der
letzten Vertreter war. Unserer Akademie gehörte er seit 1899
als korrespondierendes Mitglied an. Goebel.
Am 6. März d. Js. verloren wir das korrespondierende Mit-
glied Professor Physiker Toepler in Dresden. Geboren am
7. September 1836 zu Brühl bei Köln wirkte er zunächst als
Chemiker in Pappelsdorf und am Polytechnikum in Riga. Später
ging er als Physiker nach Graz und wirkte seit 1876 an der
Technischen Hochschule in Dresden.
Er hat vielfache Verdienste auf dem Gebiete der Experi-
mentalphysik, namentlich der Akustik und Dioptrik, und er
teilt sich mit Holtz in das Verdienst, die Influenzmaschine
erfunden zu haben. Auch die theoretische Physik verdankt
dem vielseitigen Forscher wichtige Arbeiten. Goebel.
Die historische Klasse hatte im vergangenen Jahre den
Verlust von vier korrespondierenden Mitgliedern zu beklagen.
Am 31. Oktober 1911 starb Geheimer Rat Dr. Oswald
Holder-Egger, Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta
Germaniae historica, der als langjähriger Leiter der wichtigen
106 öffentliche Sitzung am 9. März
und ausgedehnten Abteilung der Scriptores seine gesamte Kraft
in den Dienst des großen nationalen Werkes stellte und sich
um die Erforschung und Herausgabe deutscher Geschichtsquellen
des Mittelalters hohe Verdienste erwarb.
Am 3. Januar 1912 starb Geheimer Rat Dr. Felix Dahn,
Professor der Rechte an der Universität Breslau, der durch sein
monumentales Werk über die „ Könige der Germanen" auf
schwierigen und dunkeln Gebieten der deutschen Geschichte
bahnbrechend gewirkt hat.
Am 29. Februar 1912 starb Geheimer Rat Dr. Heinrich
Nissen, Professor der alten Geschichte an der Universität Bonn,
der in seinen „Pompejanischen Studien" und in seinem großen
Werk über das alte Italien mustergültige Vorbilder historischer
Städte- und Landeskunde geschaffen hat.
Am 6. März 1912 starb zu Koblenz der hervorragende
Germanist, Wirklicher Geheimer Rat Dr. Rochus Freiherr
von Liliencron, der hochverdiente Herausgeber der histori-
schen Volkslieder der Deutschen vom 13.— 16. Jahrhundert
und des großen nationalen Werkes der „Allgemeinen Deutschen
Biographie*.
Aber auch den Verlust eines ordentlichen Mitgliedes hatte
die Klasse zu beklagen.
Am 5. April 1911 starb der Professor der Kunstgeschichte
an der Universität München, Bertold Riehl. Wir haben an
ihm einen Mann verloren, dessen Forschung und Lehre für
die Kenntnis unserer heimatlichen Kunst von grundlegender
Bedeutung war. Sein langjähriges Wirken für die Aufnahme
der Kunstdenkmäler Oberbayerns und für die Inventarisierung
der bayerischen Kunstdenkmale, sowie die zahlreichen Werke,
in denen er den Ertrag seiner Forschungen niedergelegt hat:
so z. B. seine Schriften über die ältesten Denkmäler der baye-
rischen Malerei (1885) und „Kunsthistorische Wanderungen
durch Bayerns Denkmale frühmittelalterlicher Baukunst" (1888),
seine Studien über Barock und Rokoko in Oberbayern (1893)
und zur Geschichte der bayerischen Malerei des 15. Jahrhun-
Nekrologe 107
derts (1895), seine umfassenden Darstellungen der Geschichte
der Stein und Holzplastik in Oberbayern vom 12. — 15. Jahr-
hundert (1902) und der Münchener Plastik an der Wende vom
Mittelalter zur Renaissance (1904) und noch so vieles andere
bedeuten einen Neubau der Kunstgeschichte unseres engeren
Vaterlandes.
Die chaotische Masse der in Klöstern, Dorfkirchen, Feld-
kapellen verstreuten Grabmonumente, Altäre, Einzelfiguren und
Reliefs hat Riehl systematisch nach Ort und Zeit gruppiert
und gegliedert und so eine sichere Basis für alle weitere
Forschung geschaffen. Und dabei hat er selbst vorbildlich
gewirkt durch die Art und Weise, wie er bei der liebevollsten,
auch das Kleinste und Unscheinbarste nicht verschmähenden
Einzelforschung stets auch die großen allgemeinen Zusammen-
hänge im Auge behielt, immer wieder „vom einzelnen zum
Ganzen zurückgekehrt" ist, wie er es selbst einmal in dem
Geleitwort zu dem schönen Buche über die Kunst des Donau-
tals, de'ssen Herausgabe er leider nicht mehr erleben sollte,
als höchstes Ziel seiner Lebensarbeit bezeichnet hat.
Es liegt auf dieser Lebensarbeit Riehls etwas von dem
Geiste seines Vaters und jener Wissenschaft vom Volke, die
auch das Kunstschaffen überall im Zusammenhang mit der
geistigen und seelischen Eigenart des Volkes zu verstehen sucht,
mit dem oft so verschiedenen Stammescharakter, mit dem ganzen
äußeren und inneren Erleben des Volkes.
Es ist eine Verbindung von Kunst- und Kulturgeschichte,
von der Geschichte der Kunst mit Landes- und Volkskunde,
wie sie uns wohl am reizvollsten in dem Buche über die Kunst
an der Brennerstraße entgegentritt, in dem sich mit einer
feinsinnigen Analyse der Wechselbeziehungen deutscher und
italienischer Kunst und des Ineinanderwirkens der verschiedensten
Kunstanschauungen zugleich eine umfassende kulturgeschicht-
liche Betrachtungsweise verbindet, die mit liebevollem Ver-
ständnis all den Einflüssen nachgeht, durch die Land und Volk,
Wirtschaft und Gesellschaft, Geschichte und Kultur die Ent-
wicklung des reichen und mannigfaltigen Kunstlebens Tirols
108 öffentliche Sitzung am 9. März
bestimmt haben. Ein Werk, von dem recht eigentlich gilt,
was der Vater Riehls von seinem Buche über die bürgerliche
Gesellschaft gesagt hat: „Es ist kein gemachtes, sondern ein
erwandertes und erlebtes Buch."
Liebevoll erwandert und innerlich erlebt! Es ist die Si-
gnatur von Riehls Schaffen überhaupt. Eine Eigenart, die diesem
Schaffen jenes persönliche Gepräge gab, das auch an dem Er-
folg des Lehrers Riehl einen so wesentlichen Anteil hatte. Ein
Lehrerfolg, der nicht nur der Kunstverwaltung tüchtige mit
den Denkmälern vertraute junge Kräfte zuführte sondern auch
bei den künftigen Hütern der Kunstschätze in Dorf- und ehe-
maligen Klosterkirchen jenes lebhafte Interesse erweckte, das
für die weitere Erschließung der Kunstschätze des Landes und
für ihre verständnisvolle Pflege von so großer Bedeutung ist.
Ein Verdienst, das die dankbare Erinnerung an Bertold
Riehl noch lange wach erhalten wird.
(Vgl. F. v. Rebers Nekrolog in der „ Chronik der Uni-
versität München", 1911, S. 14 f. und Philipp Maria Halm,
„ Bertold Riehl zum Gedächtnis". Geleitwort zu dem Buch
„Bayerns Donautal", 1911, p. VII ff.)
Hierauf hielt das außerordentliche Mitglied der philoso-
phisch-philologischen Klasse, Professor Dr. Fr. W. Freiherr
von Bissing die Festrede mit dem Thema:
Der Anteil der Ägyptischen Kunst am Kunstleben
der Völker.
Die Rede ist gedruckt in der Serie der „Akademischen Reden".
109
Öffentliche Sitzung
zu Ehren Seiner Königlichen Hoheit des
Prinz -Regenten
am 16. November 1912.
Der Präsident der Akademie, Herr K. Th. von Hei gel,
eröffnete die Festsitzung mit folgender Ansprache:
Wir stehen noch heute unter dem schmerzlichen Eindruck,
den das Ableben Ihrer Königlichen Hoheit, Frau Prinzessin
Ruprecht, im ganzen Bayerland hervorgerufen hat. Edelste
Abstammung, Jugend, Schönheit, Geist und sittliche Größe
vermochten nicht abzuwenden, daß ihren Tagen ein jähes Ende
gesetzt wurde. Es steht mir nicht zu, dem tiefgebeugten Gatten,
unsrem allverehrten Ehrenmitglied, Trost zu spenden; ich
möchte ihn nur ehrerbietig an das schöne Wort erinnern, wo-
mit in Goethes Natürlicher Tochter der Sekretär den verzwei-
felnden Fürsten aufzurichten sucht:
„0 möchte doch das Viele, das dir bleibt
Nach dem Verlust, als Etwas dir erscheinen!" —
Die außerordentliche Sitzung, zu welcher wir uns heute
vereinigt haben, gilt der Huldigung für unsren ehrwürdigen
Landesherrn. Mit innigen Wünschen für sein Wohlergehen
verbinden wir den Dank für die Fürsorge, die er allen ge-
meinnützigen Einrichtungen des Landes zuwendet. Dank dieser
Förderung durch die Staatsregierung, die, unsre Unterneh-
mungen als ihre eigenen betrachtend, tatkräftige Hilfe spendet,
ohne in die Selbständigkeit und Freiheit der wissenschaftlichen
Unternehmungen störend einzugreifen, nahmen die Arbeiten in
unsren Sammlungen und Instituten, soweit es bei dem fast
110 öffentliche Sitzung am 16. November
überall peinlich fühlbaren Raummangel möglich war, rüstigen
Fortgang.
Vom neuen botanischen Garten sind wichtige Teile bereits
dem Unterricht dienstbar gemacht. Die binnen Jahresfrist zu
erwartende Vollendung wird einen ehrenvollen Sieg der scientia
amabilis bedeuten. Umstellungs- und Neuordnungsarbeiten in
großem Stil werden zur Zeit in den naturwissenschaftlichen
Sammlungen im Wilhelminum durchgeführt. In der minera-
logischen Sammlung wird die sogen. Lagerstätten- und Ge-
steinskollektion aufgestellt. In der paläontologischen Samm-
lung sind besonders große Veränderungen vorgenommen worden.
Die Säugerskelette sind in neuen Räumen untergebracht, wo-
bei man die Erfahrung gemacht hat, daß gerade die großen
Schaustücke in beschränkteren Räumen weit stärker wirken,
als in großen Hallen, z. B. die Skelette der neuerworbenen
Höhlenbärenfamilie aus der von Professor Schlosser beschrie-
benen Tischofenhöhle im Kaisertal, des Urkameels aus Ne-
braska, des mächtigen Nashorns mit zwei Hörnern ebenfalls
aus Nordamerika und anderer. Von nicht minder hohem wissen-
schaftlichen Wert sind die unscheinbaren, von Baron Stromer
und Markgraf aus der libyschen Wüste ausgegrabenen Urwal-
reste. Es wäre dringend zu wünschen, daß den beiden For-
schern die Fortsetzung ihrer mühevollen, aber lohnenden Ar-
beit ermöglicht würde. Auch die Fische, Amphibien und Rep-
tilien, darunter die zahlreichen von Professor Broili aus Texas
mitgebrachten Originale, wirken in ihrer übersichtlicheren und
systematischeren Ordnung wie neuer Besitz. Besonders ein
Ophtalmosaurus wird allgemeines Interesse erregen. Ich brauche
nicht erst zu erwähnen, daß in allen Sammlungen neben den
Bemühungen für Vermehrung und bessere Nutzbarmachung
der Bestände die eigentliche Forschungsarbeit zur Förderung
der Naturerkenntnis nicht vernachlässigt wird.
Die neue allgemeine geologische Sammlung wird zur Zeit
von Professor Rothpletz in dem früheren alpinen Saal aufge-
stellt. Sie bildet gewissermaßen eine Einleitung zur Geologie,
zeigt u. a. die Entstehung der Gesteine durch Anhäufung von
Ansprache des Präsidenten 111
Tierresten, die verschiedenen Arten der Versteinerung usw.
In einem ehedem dem Münzkabinett als Flur dienenden Raum
ist die bayerische außeralpine Sammlung bereits untergebracht;
in den Sälen des früheren Münzkabinetts wird die Geologie
der Alpen zur Anschauung gebracht werden.
In der anthropologisch-prähistorischen Sammlung ist die
somatisch-anthropologische Abteilung- zur Aufstellung gebracht
und für den Besuch des Publikums eröffnet worden. Sie um-
faßt ein großartiges, von keiner andren Sammlung übertroffenes
Material an Schädeln und Skeletten, soweit es für die Beur-
teilung der Rassen von Belang ist, und außerdem Ausgrabungs-
funde, die nicht bloß für das vorgeschichtliche Bayern, sondern
für die paläolithischen Kulturen im allgemeinen charakteri-
stisch sind.
Auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften hat die Aka-
demie — die erste Anregung ist von unserem verehrten Kollegen
Kulm ausgegangen! — ein wissenschaftlich wie vaterländisch be-
deutsames Unternehmen in Angriff genommen. Sie ist mit der
Wiener Akademie in engste Verbindung getreten zu gemeinsamer
Schöpfung eines Bayerischen Wörterbuches in größtem Stil.
Die bayerische Mundart ist ja im wesentlichen in allen
Gruppen des bajuwarischen Stammes lebendig geblieben. Auch
feine Dialektnuancen sind, wie der Österreicher Nagi ver-
sichert, jenseits des Inns und im Alpenland verständlich, und
die bayerischen Sprüche, Volksliedchen und Schwanke bringen
auch dem Österreicher „durchaus anheimelnde Bilder aus der
eigenen Erfahrung vor Augen". Die Schwesterinstitute werden
sich in die Aufgabe in der Weise teilen, daß in Wien und
München je eine aus den Akademikern gewählte Kommission
den Wortschatz der einzelnen Stammessippen und Landschaften
sammelt und bearbeitet nach einem gemeinsamen Plan, dessen
Grundsätze von einer aus österreichischen und bayerischen Ge-
lehrten gebildeten Doppelkommission bereits festgesetzt sind
und noch des weiteren ergänzt oder nötigenfalls berichtigt
werden sollen.
Von der bayerischen Kommission werden gleichzeitig auch
112 öffentliche Sitzung am 16. November
die übrigen im Königreich gesprochenen Mundarten bearbeitet,
mithin auch ein fränkisches und ein rheinpfälzisches Idiotikon
geschaffen werden, wobei durch zweckmäßige Organisation zu
erreichen sein wird, daß die Mitarbeiter der einzelnen Abtei-
lungen sich in geeigneter Weise wechselseitig unterstützen.
Mit der Sammlung des Wortschatzes sollen auch folklo-
ristische Ermittlungen Hand in Hand gehen ; es sollen die Sitten
und Bräuche, Trachten, Sagen, Sprichwörter, Bauernregeln
usw. in den Kreis der Forschung hereingezogen werden. Auch
ein Sprachatlas und ein mundartliches, zur Feststellung der
lautphysiologischen Gesetze trefflich zu verwendendes Phono-
grammarchiv sind geplant. Da uns die K. Staatsregierung
und die Volksvertretung mit ausreichenden Mitteln ausgestattet
haben, — auch von dieser Stelle aus möchte ich für diesen
Beweis weitsichtiger Munifizenz wärmsten Dank aussprechen!
— können wir uns der Hoffnung hingeben, daß mit dem ge-
planten Werk, wie ein verständnisvoller Gönner des Unterneh-
mens in der zweiten Kammer gesagt hat, „etwas Großes und
für Bayern Ehrenvolles geschaffen wird".
Ich fühle mich außerstande, auf Wesen und Wachstum
der Mundarten näher einzugehen. Ich müßte mich ja dazu
auf das schwierigste aller Probleme einlassen, auf den Ur-
sprung der Sprache, ob fteoei oder (pvoet, — der ganze Gegen-
satz der Geistes- und Naturwissenschaften ist in diesen beiden
Schlagworten ausgesprochen! Den für mich allzu glatten meta-
physischen Boden will ich also meiden, ich will nur in Kürze
eine geschichtliche Übersicht über die Entwicklung der mund-
artlichen Forschung in unsrer Heimat zu bieten versuchen.
Umfassende Unternehmungen zur Förderung des Sprach-
studiums gehörten von jeher recht eigentlich zu den Aufgaben
der Akademien. Die ältesten italienischen Akademien waren
ja im wesentlichen Sprachgesellschaften, die sich mit Unter-
suchung der Sprachgesetze und mit Anlage von Wörterbüchern
zu beschäftigen hatten. Die nämliche Aufgabe wurde von
Richelieu der französischen Akademie angewiesen. Im Ge-
schäftskreis der Berliner Sozietät erscheint von Anfang an
Ansprache des Präsidenten 113
neben den res physico-mathematicae und der historia sacra et
profana auch die lingua germanica. Doch die Pflege der
deutschen Sprache und Literatur konnte nur geringe Fort-
schritte machen, solange die Gelehrten sich fast ausschließlich
der Sprachen des Altertums bedienten, und es wurde damit
nicht besser, daß im achtzehnten Jahrhundert den lateinisch
dozierenden Magister die Academiciens ablösten. Erst nach
dem Tode Friedrichs des Großen wies der Kurator der Berliner
Akademie, Graf Hertzberg, darauf hin, die Gelehrten möchten
sich der ihnen vom Stifter übertragenen Obliegenheit wieder
bewußt werden; habe doch die deutsche Sprache, während sie
an den Hochsitzen der Wissenschaft noch immer als Aschen-
brödel am Herd kauere, durch schöpferische Geister jetzt schon
einen Grad von Reichtum, Reinheit und Kraft erlangt, der ihr
vom großen Friedrich wohl gewünscht, aber nicht zugetraut
worden sei. Allmälig nahmen sich denn auch die Gelehrten
der deutschen Sprache eifriger an. Die grammatikalischen und
lexikalischen Arbeiten der Adelung, Frisch, Schmidlin — Les-
sings mannigfaltige Beiträge zur Wortforschung nicht zu ver-
gessen! — kamen aber nur der Schriftsprache zugute. Die Mund-
arten sollten nicht bloß, wie es sich — im nationalen Interesse
muß man sagen: glücklicherweise! — schon herausgebildet hatte,
für literarische Arbeit nicht mehr in Betracht kommen, sondern
auch aus der Umgangssprache ausgemerzt werden. Ein Dekret
der kurbairischen Regierung von 1765 zu Gunsten der „Ex-
colier- und Auszierung der deutschen Muttersprache" mahnt,
daß auch in Bayern nur noch nach dem korrekten Vorbild und
Beispiel andrer deutscher Staaten gesprochen und geschrieben
werden möge. Der Berliner Akademiker Gedicke erklärte, die
verschiedenen Dialekte seien, wie die Vielheit der Sprachen
überhaupt, nur als ein notwendiges Übel anzusehen, und nur
der Sprachforscher habe sich noch, wie man ja auch die altitali-
schen Dialekte nicht außer acht lasse, um das Patois des Pö-
bels zu bekümmern.
Doch zwanzig Jahre später, als auf den Grundlagen der
bahnbrechenden Arbeit von Bopp, Jakob Grimm und Wilhelm
g
Jahrbuch 1912.
114 öffentliche Sitzung am 16. November
von Humboldt eine neue Sprachwissenschaft sich aufbaute,
bahnte sich auch für die Mundarten ein wissenschaftliches Ver-
ständnis an.
Die Bedeutung mundartlicher Studien war schon weit früher
zuerst von jenem deutschen Gelehrten erkannt worden, der nicht
bloß alle Kenntnisse und Kräfte seines Zeitalters in sich ver-
einigte, sondern fast auf allen wissenschaftlichen Gebieten für
die kommenden Jahrhunderte neue Pfade wies, von Leibniz.
In den „ Unvorgreiflichen Gedanken, betreffend die Ausübung
und Verbesserung der deutschen Sprache" gibt er dem Wunsche
Ausdruck, es möge „ein eigen Buch vor alte und Landworte,
ein Glossarium oder Sprachquell* abgefaßt werden, und in
einem Briefe an Fabricius rühmt er, daß ein Regensburger
Gelehrter, Bürgermeister Prasch, mit einem bayerischen Glossar
ein löbliches Beispiel gegeben habe, das hoffentlich bald in
Schwaben und Franken Nachahmung finden werde.
Es ist gewiß kein Zufall, daß gerade in Bayern den Mund-
arten mehr Teilnahme zugewendet wurde, als anderswo. Es
erklärt sich schon aus geschichtlichen Gründen. Von allen
Stämmen, auf deren Vereinigung einst das Deutsche Reich ge-
gründet worden war, gab allein noch der bayerische auf dem
nämlichen Boden, wo er in grauer Vorzeit zuerst festen Boden
gefaßt hatte, einem lebenskräftigen Staat den Namen. Unter
dem Schutz eines festgefügten Gemeinwesens blieben natürlich
auch die Eigentümlichkeiten des Stammes, vor allem seine
Sprache, lebensfähiger, als in andren Teilen des Reiches. Zwölf
Jahrhunderte reichen seine bedeutsamen Sprachdenkmäler zu-
rück. Diese Erscheinung mußte auch die Aufmerksamkeit der
Forscher auf sich ziehen, und so fanden sich immer wieder
Einzelne, die auf die Töne der Heimat lauschten und ihre
Eigenart untersuchten. Auch der vielgeschmähte Berliner Nico-
lai erwarb sich ein Verdienst dadurch, daß er auf den Nutzen
von Sammlungen der Provinzialismen nachdrücklich aufmerk-
sam machte. Ebenso wurde von Heumann, Zaupser, Hübner,
Westenrieder, Docen, Delling u. a. die vaterländische Sprach-
kunde auf mancherlei Weise gefördert. Es fehlte aber ihrer
Ansprache des Präsidenten 115
Forschung noch völlig die feste, historische Grundlage. Delling
z. B. glaubte noch besonders rechtfertigen zu müssen, daß er
in sein bayerisches Idiotikon auch Wörter aufnahm, die in
Osterreich und Tirol üblich seien.
Zu einer Wissenschaft wurde die Dialektkunde erst er-
hoben durch einen Mann, bei dessen Nennung jedem guten
Bayern das Herz aufgehen muß, durch Johann Andreas Schmel-
ler. Mein Lob entspringt nicht einer lokalpatriotischen Auf-
wallung. Der größte Sprachforscher der Deutschen, Jakob
Grimm, sagt in einer für die Historische Kommission bestimmten
Denkschrift, es berühre ihn, wenn er in München an so manchen
Denkmälern vorübergehe, immer wieder schmerzlich, daß dem
größten bayerischen Gelehrten, Schmeller, kein äußeres Zeichen
der Dankbarkeit gestiftet worden sei. Freilich, Alexander von
Humboldt — da taucht jener Gegensatz zwischen fieoei und
cpvoei vor uns auf! — fand es wunderlich, daß Grimm den
Antrag stellte, einem Bibliothekar „wegen seiner vier Bände
eines vortrefflichen bayerischen Wörterbuches" den Orden pour
le merite zu verleihen!
Johann Andreas Schmeller war der Sohn eines armen
Kürbenzäuners, eines Korbflechters, aus Tirschenreut an der
Waldnaab. Schon den Knaben beschäftigte das Problem des
Gegensatzes von Schrift- und Volkssprache. Es wurde ihm
immer klarer, daß eine rechte und richtige Kenntnis der deut-
schen Sprache nicht möglich sei ohne gründliche Kenntnis der
im Munde des Volkes fortlebenden „gemeinen" Sprechweise.
Schmeller wurde nacheinander Theologe, Mediziner, Pädagoge,
Soldat, zuerst in Spanien, dann in Bayern, doch in allen diesen
Stellungen setzte er sein Lieblingsstudium fort. 1815 rückte
er als Oberleutnant im freiwilligen Jägerkorps ins Feld. „Ein
denkwürdiges Bild!" sagt Schröder, „dieser Jägerleutnant mit
der Brille, der seinen Tacitus und Homer im Tornister mit sich
führt, deutsche und französische Dialekte mit aufmerksamem
Ohr studiert und bei allem patriotischen Eifer bereits ein ge-
heimes Sehnen nach den Schätzen der Münchner Bibliothek
niederkämpfen muß." Nach seiner Rückkehr leistete er diesem
8*
116 Öffentliche Sitzung am 16. November
Drang Folge. Mit dem ganzen Einsatz seines Wissens und
Könnens und mit eiserner Beharrlichkeit arbeitete er sich, in-
dem er die einschlägigen Fragen in ihrem gesamten Umfang
sorgfältig untersuchte, zur vollen Klarheit durch. Man weiß
nicht, ob man bei dieser Tätigkeit mehr den Fleiß bewundern
soll oder den Scharfblick, womit er das organische Wesen der
Sprache zu ergründen wußte. Das Glück wollte, daß auch
Kronprinz Ludwig, der damals so recht den Mittelpunkt des
geistigen Lebens in Bayern bildete, an Volkstum und Volks-
sprache lebhaftes Interesse nahm. 1816 gab er der Münchner
Akademie den Wunsch zu erkennen, es möge ihm jemand
empfohlen werden, der die in Bayern gesprochenen Mundarten
zum Gegenstand grammatikalischer und lexikalischer Erfor-
schung zu machen imstande wäre. Auf Vorschlag des Biblio-
thekars Scherer wurde nun auf Schmeller hingewiesen, und der
Kronprinz setzte dem gelehrten Offizier aus seiner Privatkasse
einen bescheidenen Gehalt aus, damit er die nötigen Reisen be-
streiten konnte. Die Frucht der Wanderungen durch Bayern
und der Ausbeutung zahlloser gedruckter und ungedruckter
Quellen war das 1821 veröffentlichte Werk über die bayerischen
Mundarten, „der erste Versuch einer historisch-geographisch-
grammatischen Darstellung der deutschen Sprache, wie sie in
einem beträchtlichen Teil Süddeutschlands noch lebendig ist".
1827 folgte das Bayerische Wörterbuch, gewidmet Ludwig L,
„dem großsinnigen Veranlasser dieses Werkes über Sprache,
Art und Sitte seines Volkes". Es waren damit zugleich ein
großartig angelegtes Idiotikon über die in Stadt und Land ge-
sprochenen Dialekte und ein Glossar über die in den älteren
Schriften und Urkunden sich findenden Ausdrücke geboten.
„Was ist, soll in dem, was war, und dieses in jenem seine
natürliche Erklärung finden." Die Lösung der Aufgabe wurde
von Jakob Grimm in heller Bewunderung gefeiert: „Schmellers
Wörterbuch ist das beste, das von irgend einem deutschen Dia-
lekt besteht, ein Meisterwerk, ausgezeichnet durch philologischen
Scharfsinn, wie durch reiche, nach allen Seiten hin strömende
Sacherläuterung, ein Muster für solche Arbeiten, von dem un-
Ansprache des Präsidenten 117
wandelbaren Trieb seines emsigen, strebenden Geistes durch-
drungen und belebt!"
Da drängt sich unwillkürlich die Frage auf: Ja, wenn
Bayern ein so ausgezeichnetes Werk, zugleich Schatzkammer
der Volkssprache und Bildersaal des mannigfaltigen Volkslebens,
schon besitzt, — ist es da notwendig, ist es da schicklich, ein
neues in Angriff zu nehmen? Verbietet es nicht die Pietät
gegen Schmeller, die Arbeit seines Lebens durch ein anderes
Unternehmen ersetzen zu wollen?
Der Zweifel könnte um so berechtigter erscheinen, da in
den jüngsten Tagen ein Wiederabdruck der zweiten, von Fro-
mann besorgten, aber seit langem vergriffenen Auflage des
Schmellerschen Wörterbuches erschienen und damit einem
schmerzlich empfundenen Bedürfnis abgeholfen ist.
Trotzdem dürfte der neue Plan nicht als überflüssig oder
pietätlos zu betrachten sein.
In der Wissenschaft gibt es keinen Stillstand, und kein
Name, auch nicht der ehrwürdigste, darf als Grenzstein ange-
sehen werden. Es handelt sich ja nicht darum, Schmellers
Lebenswerk zu verdrängen, sondern es in würdiger Weise fort-
zuführen. Schmeller selbst wäre der Erste, der eine Fort-
setzung und Vervollständigung gutheißen würde. „Sammlungen
solcher Art", sagt er im Vorwort seines Werkes, „wird man
wohl nie als abgeschlossen ansehen dürfen; viel ist schon ge-
wonnen, wenn sie nur einmal angelegt sind, alles Mögliche,
wenn sie nicht ganz aufgegeben werden." Und auch König
Ludwig sagte — wie ich der Biographie Schmellers von Ober-
studienrat Nicklas entnehme — bei der Überreichung des Wer-
kes: „Ja, so was wird nie fertig!"
Die Sprachforschung ist seit Grimm und Schmeller noch
ein gutes Stück fortgeschritten. Zahlreiche Sprachdenkmäler
der älteren Zeit sind seither in vervollkommneten Ausgaben
erschienen, nicht wenige sind erst in neuerer Zeit ans Tages-
licht gekommen. Auch unsre jüngste Dialektdichtung hat, wenn
sie auch nicht an Hebel, Claus Groth und Fritz Reuter heran-
118 öffentliche Sitzung am 16. November
reicht, originelle und liebenswürdige Leistungen aufzuweisen,
die für die Dialektforschung von Interesse sind.
Die mundartliche Forschung genießt heute überhaupt ein
ganz anderes Ansehen, als zu Schmellers Zeit. Schmeller sah
noch für geboten an, sich förmlich zu rechtfertigen, daß er
einer provinziellen Sprache so viel Aufmerksamkeit widme.
Freilich gebe es Kritiker, sagt er, die in diesem Punkt ein für
allemal nicht zu bekehren sind, „die nun einmal gewohnt sind,
das Wort und das geistige Leben von neun Zehnteilen eines
Volkes neben dem eines zehnten Zehntels als gleichgültiges
Nichts zu betrachten".
Heute denkt der Fachmann, wie der gebildete Laie von
den Mundarten richtiger und höher. Die Mundart ist ja recht
eigentlich die Muttersprache. Gibt es denn ein köstlicheres,
wertvolleres Gut?
Leider bin ich nicht imstande, plattdeutsche Verse zu
sprechen; ich kann also nur erinnern an den herrlichen Lob-
spruch auf „sin Moderspräk", womit Claus Groth seinen Quick-
born einleitet. Als frischen Born lebendigen Volkstums feiert
Friedrich Theodor Vischer in den Lyrischen Gängen seine hei-
mische Mundart:
„Wohl mir, daß ich im Land' aufwuchs, wo die Sprache
der Deutschen
Noch mit lebendigem Leib im Dialekte sich regt,
Milch der Mutter noch trinkt, noch quellendes Wasser am
Borne,
Vom Schulmeister noch nicht rektifiziertes Getränk." ....
„Kennst du es ganz, das Gut, wenn in Einer Sprache sich
finden,
Sich empfinden, versteh'n sämmtliche Stämme des Volks?
Kennst du des Gutes Wert? Er ist unendlich. Die Mundart,
Traulichem Lampenschein gleicht sie im wohnlichen Haus,
Aber die Sprache, sie gleicht der Königlichen, der Sonne,
Wie sie ins Offne hinaus Meere des Lichtes ergießt." ....
Ansprache des Präsidenten 119
Vischer rühmt sein Schwäbisch. Wir haben uns der
bayerischen Mundart — ich spreche zunächst nur vom baye-
rischen Wörterbuch, weil sich die akademische Kommission
mit ihm wohl zuerst zu beschäftigen haben wird — nicht zu
schämen. Buffon hat gesagt: „ Der Stil ist der Mensch!" Man
kann auch sagen*: „Die Mundart ist der Stamm!" Sie ist der
zuverlässigste Zeuge der natürlichen Veranlagung, des Bildungs-
grades, des Temperaments, des Charakters eines Stammes.
„Das baierische Volk" schreibt Aventin, „ist etwas un-
freuntlicher und ainmuetiger (einfacher, weniger gewandt, we-
niger umgänglich), alse die (indem sie) nit vil außkommen,
. . . . gern anhaims eralten, wenig Hantierung treiben" usw.
Ainmutig, derb, rauh ist auch die bayerische Mundart, aber
kräftig und frisch wie Quell wasser in den Bergen. Der Ber-
liner Gedicke verglich sie vor hundert Jahren mit dem dunklen,
hochtönenden dorischen Dialekt. Ihr Wortschatz ist ebenso
reich wie mannigfaltig. In überraschender Fülle bietet sie Aus-
drücke der Liebe, der Zärtlichkeit, des Zornes, der Bewunderung,
der Verwünschung, — so recht eine Sprache des Herzens und
der Leidenschaft ! Mögen auch die Wortbildungen und Rede-
wendungen nicht immer aus der kastalischen Quelle geschöpft
sein, so übertreffen sie doch an plastischer Anschaulichkeit
häufig das hochdeutsche Analogon. Man schlage nur Aventins
bayerische Chronik, Hundts Stammenbuch, Buchers Satiren und
Schwanke auf! Statt des hochdeutschen „betrügen" sagen
Buch ers Bauern „beluchsen", statt „schmeicheln" „fuchsschwän-
zeln", statt „blitzen" „himmelizen" etc. In den Vergleichen
sind sie meist glücklich: „hainbuchen", „schmalzgut", „bock-
beinig" etc., ebenso in den Bildern: „alle fünfe g'rad sein
lassen" statt „untätig sein" , „Bettelmanns Umkehr" statt
„schlechte Herberge", „dichten, wie der Karpf im Vogelhäusl"
etc. In vielen Fällen hat der provinzielle Ausdruck, wie er
sich im Mund des gemeines Mannes seit Jahrhunderten nur
durch Überlieferung erhalten hat, vor dem Hochdeutschen den
Vorzug des Wohllautes, fast immer den der Richtigkeit. Das
Mundartliche steht neben dem Hochdeutschen, sagt Schindler,
120 öffentliche Sitzung am 16. November
wie eine reiche Erzgrube neben einem Vorrat schon gewonne-
nen und gereinigten Metalles oder wie der noch ungelichtete
Teil eines tausendjährigen Waldes neben einer Partie, die zum
Nutzgehölz durchforstet ist. Die mundartlichen Sprachdenk-
mäler erfüllen den Einen, wie der Anblick von Bauresten aus
grauer Vorzeit, mit Hochgefühl, während Andere sie freilich
nur betrachten, wie die Bauern Italiens oder Griechenlands
ihre Ruinen, d. h. mit dem Wunsche, sie aus dem Wege zu
räumen.
Gerade in unsren Tagen haben Dichter, wie Gerhard Haupt-
mann, Frensen u. a. damit begonnen, häufiger als bisher aus
der Fundgrube der Dialekte ausdrucksvolle Worte in die Schrift-
sprache herüberzunehmen. Man hat sogar schon die Befürch-
tung ausgesprochen, es könnte bei zunehmendem Streben der
Mundarten nach schriftdeutschem Bürgerrecht die Ausbildung
des Hochdeutschen Schaden leiden. Gewiß mit Unrecht. Haben
doch die Griechen ihre Mundarten sogar in der Schriftsprache
beibehalten ! Diese Mannigfaltigkeit in der Einheit bildet gerade
den Reiz in der Literatur der Griechen, d. h. jenes Vereins von
Stämmen, von denen jeder zunächst seine eigentümliche geistige
Kraft ausbildete, und dadurch mittelbar den Gesamtgeist.
Auf den W7iderlagen Schmellers, aber immerhin nach neuem
Grundriß soll der von uns geplante Neubau aufgerichtet werden.
Auf zwei Wegen ist das Material zu beschaffen, durch un-
mittelbares Abhören vom Munde der Eingebornen und durch
möglichst erschöpfende Heranziehung der Schriftquellen. Auf
beiden Wregen wollen wir gleichzeitig vorwärts schreiten. Um
aber die Mundart, wie sie in den verschiedenen Gauen auf der
Gasse und bei der Feldarbeit, in der Spinnstube und in der
Schenke zu hören ist, lauttreu festzuhalten und zugleich eine
Auslese von Eigentümlichem und Volkstümlichem in Feldbau
und Hantierung, bei Festen und Spielen, von Namensagen,
Liedern, Legenden, Sprichwörtern usw. zu bieten, müssen wir
unsre Landsleute selbst zu eifriger und treuer Mitarbeiterschaft
gewinnen. Auch aus den entlegensten Ecken können nützliche
Bausteine herbeigeschafft werden, und auch Kleinigkeiten ge-
Ansprache des Präsidenten 121
winnen im Zusammenhang mit verwandten Erscheinungen Be-
deutung.
Unser erster Appell hatte sich eines glänzenden Erfolges
zu erfreuen. Nur auf eine Anzeige in den Tageszeitungen hin
meldeten sich nahezu 400 Sammler, unter ihnen treffliche
Schriftsteller und Künstler, aber auch Bauern und Knechte.
Viele bekundeten ihren Eifer sogleich durch Mitteilung von volks-
tümlichen Redensarten und Versen ; sogar ein umfangreiches, gut
verwendbares Vokabular lief ein, das Oberpostmeister Karl von
Gumppenberg in dreißigjähriger Arbeit für sich angelegt hatte.
Doch damit ist die Sache noch nicht getan. Wir müssen
das ganze Land haben. Insbesondere die Geistlichen, die Ärzte,
die Lehrer, die in lebendigem Verkehr mit dem ausschließlich
die Sprache seiner Heimat redenden Dörper stehen, können
uns Bundesgenossen werden, um so wertvollere, je nachdem sie
feines Gehör, natürliche Auffassungsgabe und nützliche Vor-
kenntnisse besitzen. Wir wenden uns an Alle mit dem Worte
des Johannes Agricola, der schon im Jahre 1534 zu einem
ähnlichen Unternehmen, zu einer Sammlung Teutscher Sprich-
wörter die allgemeine Hilfe seiner Zeit- und Landesgenossen
erbat. „Die weil es aber schwer ist, wil ich gebeten haben
yedermeniglich, man wolte mir zu gute halten, ob ichs unter-
weilen nicht schnurgleich treffen wurde. Ja, ich will yeder-
meniglich bitten umb aller deutschen ehr und trew willen, es
wolle zu disem wercke helffen, wer da könne, denn wir alle-
sampt werden zu schaffen genug haben, auf daß wir Deutsche
Sprach auffb ringen."
Es ist Gefahr auf Verzug, denn die echten, volkstümlichen
Formen der Volkssprache werden von Jahr zu Jahr mehr ab-
geschliffen und verdorben. Seit der Gründung des Deutschen
Reiches und der Einführung gesetzlicher Freizügigkeit hat ja
die Mischung der deutschen Landsleute eine ungeahnte Aus-
dehnung gewonnen, und ebenso hat sich die Berührung der
ländlichen Bevölkerung mit der städtischen vervielfacht. Es
ist hohe Zeit, daß die Sprachforscher nach dem Beispiel der
Botaniker alles Nötige sammeln und prüfen und ordnen. Auch
122 Öffentliche Sitzung am 16. November
unser Wörterbuch hat alle diejenigen Aufgaben zu erfüllen,
die Voltaire vom Dictionnaire der Pariser Akademie erfüllt
sehen wollte. Voltaire verlangte, wie Condorcet mitteilt, daß
„die Geschichte eines jeden Wortes vom Augenblick seines ersten
Erscheinens bis zur Gegenwart verfolgt, daß alle im Lauf der
Jahrhunderte wechselnden Bedeutungen, alle Auslegungen und
Erklärungen geprüft und richtiggestellt werden. Als Zeugnisse
des Wechsels und Wandels sollen immer vollgültige Beispiele
geboten werden, nicht willkürlich herausgerissene Sätze, sondern
ausreichende Stellen aus den Werken der wichtigsten Schrift-
steller. Nur auf solche Weise wird man den literarischen und
grammatikalischen Anforderungen Genüge leisten und die Aus-
länder, wie die Einheimischen mit den Feinheiten der Sprache
bekannt machen".
Dies alles gilt auch für uns. Eine schwere, aber nicht
unlösbare Aufgabe. Vollständigkeit ist nicht erreichbar, muß
aber angestrebt werden. Daß die Forschung bei uns auf den
rechten Weg gewiesen wird, braucht nicht bezweifelt zu werden,
da die ausführende Kommission Führer besitzt, die schon bis-
her erfolgreich bestrebt waren, die Wortforschung auf der Höhe
einer wirklichen Wissenschaft zu erhalten.
So gehen wir denn rüstig ans Werk. Nur Liebe zum
Vaterland und Liebe zur Wissenschaft gaben uns den Antrieb,
— da dürfen wir wohl hoffen, daß dem großen Gedanken
Schmellers von neuem eine fröhliche Urständ beschieden sein
wird.
Hierauf verkündeten die Klassensekretäre, daß in der all-
gemeinen Wahlsitzung der Akademie am 17. Juli 1912 folgende
neue Mitglieder gewählt und von Sr. K. H. dem Prinz-
regenten Luitpold bestätigt worden sind.
I.
Philosophisch - philologische Klasse.
1. als außerordentliche Mitglieder:
a) Dr. Karl Voss ler, o. Professor der romanischen Philo-
logie an der Universität München,
Wahlen 123
b) Dr. Lucian Scherman, Direktor des Ethnographischen
Museums, a. o. Professor für Sanskritsprache und Lite-
ratur an der Universität München ;
2. als korrespondierende Mitglieder:
a) Dr. Otto Behaghel,o. Professor der germanischen Philo-
logie an der Universität Giessen, Großh. Geh. Regie-
rungsrat,
b) Dr. Christian Hülsen in Florenz, früher Sekretär des
Kais. Deutschen Archäologischen Instituts in Rom;
IL
Mathematisch - physikalische Klasse.
1. als ordentliche Mitglieder:
a) Dr. Heinrich Burkhardt, o. Professor der Mathematik
an der Technischen Hochschule München, bisher a. o.
Mitglied,
b) Dr. Erich v. Drygalski, o. Professor der Geographie
an der Universität München, bisher a. o. Mitglied,
c) Dr. Otto Frank, o. Professor der Physiologie an der
Universität München, bisher a. o. Mitglied;
2. als korrespondierende Mitglieder:
a) Dr. Hermann Struve, o. Professor der Astronomie an
der Universität Berlin, Direktor der Sternwarte daselbst,
K. Preuß. Geh. Regierungsrat,
b) Dr. Gustav Mittag-Leffler, Professor der Mathematik
an der Universität Stockholm,
c) Dr. Hermann Amandus Schwarz, o. Professor der Ma-
thematik an der Universität Berlin, K. Preuß. Geh.
Regierungsrat,
d) Dr. Walther Nernst, o. Professor der physikalischen
Chemie und Elektrochemie an der Universität Berlin,
K. Preuß. Geh. Regierungsrat,
e) Dr. Sigmund Exner, Professor der Physiologie au der
Universität Wien, K. K. Hofrat,
124 öffentliche Sitzung am 16. November
f) Alfred Gabriel Nathorst, Professor und Direktor des
paläophytologischen Museums in Stockholm,
g) Bailey Willis, Professor der Geologie an der Uni-
versität Chigago;
III.
Historische Klasse.
1. als ordentliche Mitglieder:
a) Dr. Heinrich Wölfflin, o. Professor der Kunstgeschichte
an der Universität München, K. Preuß. Geh. Regie-
rungsrat,
b) Dr. Adolf Sandberge r, o. Professor der Musikwissen-
schaft an der Universität München, bisher a. o. Mitglied
der Akademie;
2. als außerordentliches Mitglied:
Dr. Leopold Wenger, o. Professor des römischen Zivil-
rechtes und des deutschen bürgerlichen Rechtes an der
Universität München;
3. als korrespondierende Mitglieder:
a) Dr. Henri Pirenne, o. Professor der Geschichte an der
Universität Gent,
b) John Pentland Mahaffy, Präsident der K. irischen
Akademie der Wissenschaften und o. Professor der alten
Geschichte an der Universität Dublin,
c) Dr. Aloys Schulte, o. Professor der Geschichte an der
Universität Bonn, K. Preuß. Geh. Regierungsrat.
Sodann hielt das ordentliche Mitglied der mathematisch -
physikalischen Klasse, Geheimer Rat Carl v. Linde, die Fest-
rede über
Physik und Technik auf dem Wege zum abso-
luten Nullpunkte der Temperatur.
Die Rede ist gedruckt in der Serie der „Akademischen Reden".
125
Berichte und Protokolle
akademischer Kommissionen.
Bericht des Sekretärs Geh. Rates v. Riezler über die
53. Plenarversammlung der Historischen Kommission
1912.
Die 53. Plenarversammlung der Historischen Kommission
tagte vom 29. bis 31. Mai. Da der Vorstand der Kommission,
Geheimer Regierungsrat Professor Moriz Ritter aus Bonn am
Erscheinen verhindert war, führte der Unterzeichnete den Vorsitz.
Außer ihm hatten sich von den ordentlichen Mitgliedern
eingefunden: die Herren Geheimer Hofrat Professor von Be-
low aus Freiburg i. B., Geheimer Rat Professor a. D. Alfred
Dove aus Freiburg i. B., Professor Friedrich aus München,
Geheimer Hofrat Professor Grauert aus München, Geheimrat
Professor Hauck aus Leipzig, Geheimer Rat Professor und Prä-
sident der K. Akademie der Wissenschaften, Exzellenz von
Heigel aus München, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat
Generaldirektor der K. Preußischen Staatsarchive und General-
direktor der Zentralkommission für Herausgabe der Mon. Germ,
hist. Kos er aus Charlottenburg, Geheimer Regierungsrat Pro-
fessor und z. Z. Rektor der Universität Max Lenz aus Berlin,
Professor Meyer vonKnonau aus Zürich, Professor und z. Z.
Rektor der Universität Redlich aus Wien.
Von außerordentlichen Mitgliedern waren zugegen: die
Herren Professor Beckmann aus Erlangen, Professor Bran-
denburg aus Leipzig, Professor Goetz aus Tübingen, Pro-
fessor Herre und Professor Karl Mayr aus München.
1 26 Kommissionsberichte
An der Teilnahme an den Sitzungen waren außer dem
Vorstande verhindert: Geheimer Regierungsrat Professor Fried-
rich von Bezold aus Bonn, Professor Quidde aus München,
Geheimer Rat von Rockinger aus München, Hofrat Winter,
Sektionschef und Direktor des K. u. K. Haus-, Hof- und Staats-
archivs a. D. in Wien.
Der Unterzeichnete widmete dem am 5. März 1912 im
92. Lebensjahre verstorbenen Senior der Kommission, dem hoch-
verdienten langjährigen Redakteur der Allgemeinen Deutschen
Biographie D. Dr. Rochus Freiherrn von Lilie ncron Worte
ehrenden Andenkens.
Seit der letzten Plenarversammlung sind folgende Publi-
kationen erschienen :
Die Chroniken der deutschen Städte, 31. Band, 1. Teil.
Lübeck, 5. Band, 1. Teil. Herausgegeben von Dr. Friedrich
Bruns. Leipzig, Hirzel, 1911.
Deutsche Reichstagsakten, 15. Band, 1. Hälfte (unter
Kaiser Friedrich III., 1. Abteil., 1. Hälfte, 1440—1441).
Herausgegeben von Prof. Hermann Herre. Gotha, F. A.
Perthes A. G., 1912.
Im Druck befinden sich:
Gerland, Geschichte der Physik, erster Band (die Re-
vision des Manuskriptes und Überwachung des der Vollendung
nahen Druckes hat der Schwiegersohn des verstorbenen Ver-
fassers, Dr. von Stein wehr in Friedenau, ständiger Mit-
arbeiter bei der Physikalisch-technischen Reichsanstalt, über-
nommen) ;
Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, N. F., Band 3: die Werke Veit Arnpecks, heraus-
gegeben von Oberbibliothekar Leidinger in München;
Deutsche Reichstagsakten, 13. Band, 2. Hälfte (1438),
bearbeitet von Professor Gustav Beckmann in Erlangen;
Allgemeine Deutsche Biographie, Registerband, bearbeitet
von Dr. Fritz Ger lieh in München, mit Nachwort von Alfred
Dove;
Kommissionsberichte 127
der dritte Band der mit Unterstützung der Kommission
von Oberbibliothekar a. D. August Hartmann in München
herausgegebenen historischen Volkslieder und Zeitgedichte.
Die Arbeiten für die Unternehmungen der Kommission
befinden sich in den meisten Abteilungen in gedeihlichem
Fortgang. Für die unter Leitung von Bezolds stehenden
Humanistenbriefe haben Kustos Dr. Reicke in Nürnberg und
Stadtschulinspektor Dr. Reimann in Berlin die Arbeiten zur
Herausgabe der Korrespondenz Pirkheimers fortgesetzt. In
der Abteilung Chroniken der Neuen Folge der Quellen
und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Ge-
schichte ist der Druck der von Oberbibliothekar Leidinger
herausgegebenen Chroniken Veit Arnpecks beim 18. Bogen
angelangt. Für die Abteilung Urkunden ist Professor
Bitterauf in München mit den Traditionen des Hochstiftes
Passau beschäftigt. Dr. Joseph Widemann in München hat
den Stand der Überlieferung und der Edition der Traditionen
von 55 altbayerischen Klöstern untersucht.
Von den unter Leitung von Belows stehenden Chroniken
der deutschen Städte wird Dr. Bruns 1913 den Register-
band, zweiten Teil des fünften Bandes der Lübecker Chroniken
fertigstellen. Stadtarchivar Dr. Maurer glaubt im kommenden
Berichtsjahre mit dem Drucke der Konstanzer Chroniken
beginnen zu können. Die Edition der Bremer Chroniken ist
von Professor Walter Stein an Dr. Lüttich in Freiburg i. Br.
übergegangen und von diesem erheblich gefördert worden.
Dr. B äs ecke in Braunschweig arbeitet an dem noch ausstehenden
Bande der Braun Schweiger Chroniken. Der Ausbau dieser
Abteilung wird dadurch gefördert werden, daß Professor a. D.
Friedrich Roth in München zu den Augsburger Chroniken
die von dem Augsburger Archivar Klemens Jäger verfaßte, die
Zeit von 1548 — 1560 behandelnde Chronik nachtragen wird,
von deren großer Wichtigkeit er sich bei der Ausarbeitung
seiner Augsburger Reformationsgeschichte überzeugte, und daß
Oberleutnant Dr. H. Gr. Wirz in Bern die Edition der etwa auf
drei Bände veranschlagten Züricher Chroniken unternimmt.
128 Koramissi onsberichte
An den Jahrbüchern des Deutschen Reichs sind
Professor Uhlirz in Graz (Otto III.), Professor Simons feld
in München (Friedrich L), Professor Hampe in Heidelberg
(Friedrich II.) beschäftigt. Professor Simons feld hat als eine
Vorarbeit den Bericht über seine vorjährige Reise nach Italien
unter dem Titel: „Urkunden Friedrich Rotbarts in Italien,
6. Folge" in den Sitzungsberichten der Münchener Akademie
(1911, 14. Abhdlg.), veröffentlicht; er hat die Sammlung ins-
besondere des urkundlichen Materials vorerst abgeschlossen und
mit der Darstellung des zweiten Bandes begonnen.
An die Jahrbücher werden sich, wie im Vorjahre be-
schlossen wurde, Darstellungen der deutschen Reichs-
geschichte im ausgehenden Mittelalter anschließen, für
welche die für das frühere Mittelalter berechtigten Forderungen
annalistischer Disposition und der Vollständigkeit des Stoffs
fallen gelassen werden. Professor Paul Schweizer in Zürich
wird Albrecht I. und Adolf, Privatdozent Dr. Vi gener in
Freiburg i. Br. wird Karl IV. übernehmen. Auch für Heinrich VII.
ist schon ein Bearbeiter in Aussicht genommen.
Vom Register der Allgemeinen Deutschen Biographie,
bearbeitet von Dr. Fritz Gerlich in München, liegen 15 Bogen
gedruckt vor.
In der älteren Reihe der Reichstagsakten ist der
Druck der zweiten Hälfte des 13. Bandes (1438), bearbeitet
von Professor Beckmann in Erlangen, bis zum 36. Bogen
vorgeschritten. Professor Herre in München wird anfangs
Juli mit dem Drucke der zweiten Hälfte des 15. Bandes be-
ginnen, welche die Akten des Mainzer Reichstages Februar bis
April 1441, sowie das Vorwort und die beiden Register zum
ganzen Bande enthalten wird. In der Schlußredaktion des
16. Bandes ist er bis zum November 1441 vorgeschritten.
Dr. Arthur Bauckner in München hat Professor Quidde in den
Arbeiten für den Supplementband zu K. Wenzel unterstützt
und sich an den Korrekturen der Bände 13 und 15 beteiligt.
Eine Subkommission (mit den Herausgebern dieser Ab-
teilung die Herren Brandenburg und Hauck) wird über die
Kommissionsberichte 129
Frage beraten, wie fortan Kürzungen in dieser Edition am
angemessensten durchzuführen seien. Eine namhafte Reduk-
tion des Stoffes wird übrigens vom Jahre 1448 an schon durch
das Zurücktreten der kirchlichen Angelegenheiten bewirkt
werden.
Für die jüngere Reihe der Reichstagsakten waren
in Leipzig unter der Leitung Professor Brandenburgs Dr.
Julius Volk und seit 1. Januar 1912 Dr. Johannes Kühn
tätig. Dr. Volk hat die Bearbeitung des ersten Reichstags
zu Speier 1526 und seiner Vorgeschichte übernommen, Dr. Kühn
die Zeit vom Ende des ersten bis zum Ende des zweiten Speirer
Reichstags, 1526—1529. Eine von Professor Brandenburg
angestellte Probe hat ergeben, daß sich der neue Modus, der
eine sehr erhebliche Raumersparnis ermöglicht, ohne Schwierig-
keiten durchführen läßt. Voraussichtlich wird im Jahre 1914
mit der Drucklegung des fünften Bandes begonnen werden
können.
In der Abteilung: Briefe und Akten zur Geschichte
des dreißigjährigen Kriegs übernimmt an Stelle des zurück-
tretenden Geheimen Rates Ritter Professor Götz in Tübingen
die Leitung. Dieser und Professor Theobald in Nürnberg
werden hier gemeinsam einen Ergänzungsband: „Beiträge zur
Geschichte Herzog Albrechts V. von Bayern und der soge-
nannten Adelsverschwörung von 1563" herausgeben. Den
zweiten Band der Neuen Folge (1625 und folgende Jahre) be-
arbeiten gemeinsam Professor Götz und Dr. Fritz Endres.
Dr. Karl Alexander von Müller hat seine Hauptarbeit der
Tilly-Korrespondenz von 1631, den Berichten Pappenheims, der
Generalkommissäre u. a. von 1630 an und der Vervollständi-
gung der Sammlung der Spezialliteratur für die Jahre 1630 — 32
zugewendet. Professor Karl Mayr wird in den nächsten Mo-
naten mit dem Drucke des ersten Bandes der Neuen Folge,
1. Abteil., 1618 — 19 beginnen.
Über die publizistischen Schriften zur Reichs-
geschichte (mit Ausschluß der rein kirchlichen) aus der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts berichtete Professor Beckmann,
Jahrbuch 1912. 9
1 30 Kommissionsberichte
der einige dieser Traktate selbst herausgeben wird, für andere
Bearbeiter gewonnen hat. Was die im Vorjahre ins Auge
gefaßte deutsche Ikonographie betrifft, schlug Professor
Beckmann in seinem Gutachten vor, das Unternehmen zunächst
auf ein Porträtwerk zur deutschen Geschichte im Mittelalter
bis 1500 zu beschränken. Da sowohl die finanzielle Frage als
die Organisation des Werkes weiterer Aufklärung bedürftig
erschienen, wurde die endgültige Entscheidung bis zur nächsten
Plenarversammlung vertagt.
Der Sekretär der Historischen Kommission
S. Riezler.
Kommissionsberichte 131
Bericht der Kommission für den Thesaurus linguae latinae
über die Zeit vom 1. April 1911 bis 31. März 1912.
1. Die Kommission hatte ursprünglich ihre Sitzung auf
den 22. April anberaumt: die Berufung des Generalredaktors
Prof. Dr. Ernst Lommatzsch als Ordinarius nach Basel ließ
es wünschenswert erscheinen, die Sitzung früher zu legen; sie
fand darum schon am 30. März statt. Die Kommission ge-
währte dem Generalredaktor den erbetenen Austritt aus seiner
Stellung zum 1. April d. J. unter Anerkennung seiner vortreff-
lichen Amtsführung und kooptierte ihn zum Mitgliede. Es
wurde beschlossen von neuem einen Generalredaktor zu berufen,
und Verhandlungen mit einem geeignet erscheinenden Gelehrten
wurden begonnen. Für den Lauf des Sommers wurde ein Provi-
sorium eingerichtet, in dem die Herren Lommatzsch und
Vollmer abwechselnd die laufenden Geschäfte führen werden,
so daß eine Störung des Fortganges der Arbeiten nicht zu be-
fürchten steht.
2. In dem abgelaufenen Jahre hat sich die Kommission
besonders bemüht, daß der Bestand der Mitarbeiter vergrößert
und damit die Schnelligkeit der Arbeit gesteigert werde. Es
wurden in einer Reihe von kleineren deutschen Staaten geeignete
Gymnasiallehrer ausfindig gemacht und die betr. Regierungen
gebeten, die Herren zur Mitarbeit am Thesaurus zu beurlauben,
wie das Preußen, Bayern, Sachsen, Österreich seit einer Reihe
von Jahren neben ihrer Beitragleistung in Geld getan haben.
Leider haben diese Bemühungen nirgend zu einem Erfolge
geführt.
3. Die zur Zeit der vorigjährigen Sitzung unerfreuliche
Finanzlage hat sich gebessert. Es ist das einer Reihe von
9*
132 Kommissionsberichte
besonderen Zuwendungen zu verdanken: die Wissenschaftliche
Gesellschaft in Straßburg hat zum ersten Male 600 M. bei-
gesteuert, die philologisch -philosophische Klasse der Baye-
rischen Akademie 500 M. bewilligt; die Verlagsbuchhandlung
hat zur Förderung des Unternehmens 6000 M. geleistet; end-
lich hat das K. B. Finanzministerium die von der Kommission
auf das frühere Bureau in der Herzogspitalstraße verwendeten
Einrichtungskosten im Betrage von 2086,88 M. zurückerstattet.
Damit ist das Defizit des vorjährigen Abschlusses beseitigt,
und es konnte der seit zwei Jahren aufgebrauchte Sparfonds
wiedererrichtet werden.
Wie in früheren Jahren haben neben den laufenden
Regierungsbeiträgen die Berliner und die Wiener Akademie
besondere Beiträge zu je 1000 M. geleistet. Der Betrag der
Giesecke-Stiftung (5000 M.), ferner die Zuschüsse der Regie-
rungen von Hamburg, Württemberg, Baden in Höhe von 1000,
700, 600 M. sind wie früher eingegangen. Die preußische
Regierung hat wiederum zwei Stipendien von je 1200 M. an
Thesaurus- Assistenten bewilligt; weiter haben Preußen, Bayern,
Sachsen und Osterreich von neuem je einen Gymnasiallehrer
für ein Jahr auf das Thesaurusbureau beurlaubt.
Die Kommission spricht für alle diese Zuwendungen und
Beihilfen ihren aufrichtigen Dank aus.
4. Nach den der Kommission erstatteten Berichten des
Generalredaktors wurden im letzten Jahre fertiggestellt
55 Bogen, Band III bis zum Schlüsse, Band V bis diclo,
Band VI bis fabula, die Eigennamen bis Cornelius; zurück-
geordnet wurde das Zettelmaterial für Band III com- bis zu
Ende, für Band IV bis cum. Zur Arbeit fertiggeordnet wurden
die Zettel für F bis zu Ende, für die Eigennamen der An-
fang von D.
5. Im Jahre 1911 betrugen
die Einnahmen M. 59 912.85
, Ausgaben . . ', 59 547.59
Überschuß M. 365.26
Kommissionsberichte
133
Unter den Ausgaben befinden sich 7000 M., mit denen
der Sparfonds zur Deckung der notwendig gewordenen Ge-
haltsteigerungen wiederhergestellt wurde.
Die als Reserve für den Abschluß des Unternehmens vom
Buchstaben P an bestimmte Wölfflin- Stiftung betrug am
1. April 1912 55 425.50 M.
6. Übersicht über den Finanzplan für 1913:
Einnahmen:
Beiträge der Akademien und gelehrten Gesellschaften
(einschl. der Sonderbeiträge von Berlin und Wien) M. 32 000. —
Beitrag der Wissenschaftlichen Gesellschaft zu Straßburg „ 600. —
Giesecke-Stiftung 1913 „ 5 000.—
Zinsen, rund „ 300. —
Honorar von Teubner für 70 Bogen . . . „ 11 260. —
Stipendien und Beiträge anderer Staaten „ 8 300. —
Gehaltszuschüsse aus dem Sparfonds . . . „ 1 600. —
M. 59 060.-
Ausgaben:
Gehälter
Laufende Ausgaben
Honorar für 70 Bogen ....
Verwaltung
Exzerpte und Nachträge ....
Konferenz und Druck ....
Unvorhergesehenes
Einlage in den Sparfonds
M.
39 610.
2 500.
5 600.
5 400.
1000.
600.
1000.
1600.
Voraussichtlicher Überschuß
Berlin, Göttingen, Leipzig, München, Wien,
den 30. März 1912
M. 57 310.
M. 1 750.
Brugmann. Diels. Hauler. Leo. Vollmer.
J34 Kommissionsberichte
Bericht der Kommission für die Herausgabe der mittel-
alterlichen Bibliothekskataloge Deutschlands und der
Schweiz über den Fortgang der Arbeiten in der Zeit
von Mai 1911 bis Mai 1912.
Um möglichst bald die Stoffmengen übersehen und mit
der Drucklegung beginnen zu können, haben wir im Berichts-
jahre in verstärktem Maße das Ermitteln bisher unbe-
kannter Verzeichnisse betrieben. Die Nachforschungen,
die in deutschen Archiven und Bibliotheken, insbesondere von
den Mitarbeitern Dr. F. Schillmann (Berlin) und Dr. S. Tafel
(München), sowie dem unterfertigten Redaktor Dr. P. Leh-
mann, angestellt wurden, waren von gutem Erfolge begünstigt,
so daß unsere Katalogsammlung bedeutend an Umfang und
Wert zugenommen hat.
Dr. F. Schillmann bereiste Mai- Juni 1911 die Provinz
Brandenburg (mit Ausnahme Berlins und der Niederlausitz)
undbesuchte Brandenburg, D rossen, Frankfurt a.O.,Jüter-
bogk, Königsberg i. N., Landsberg a. d. W., Münche-
berg, Nauen, Neuruppin, Perleberg, Pritzwalk, Rathe-
now, Straußberg, Spandau, Wilsnack, Wittenberge und
Wriezen. Einige Sammlungen, die Schillmann bereits von
früher her genau kannte oder durch Anfragen erledigen konnte,
wurden nicht aufgesucht. Obwohl das Gebiet kaum je zuvor
so systematisch für Archivalien und Handschriften durchforscht
worden ist, sind keine hervorragenden Entdeckungen gelungen.
Es hat sich herausgestellt — und das ist auch ein Gewinn —
daß von mittelalterlichen Literaturschätzen, die sich hier und
dort noch finden lassen sollten, außerhalb Berlins, kaum die
Rede sein kann. Für unser Unternehmen war das Ergebnis
fast völlig negativ.
Kommissionsberichte 135
Weit erfreulicher sind die Früchte der zweiten Reise, die
Dr. Schillmann Juli-August 1911 nach Schlesien und in
die brandenburgische Niederlausitz führte. Er arbeitete in
Beuthen, Braunau, Breslau, Brieg, Bunzlau, Diebau,
Fürstenstein, Gl atz, Gleiwitz, Glogau, Goldberg, Görlitz,
Grüssau, Hermsdorf, Hirschberg, Kattowitz, Kottbus,
Landeshut, Laubau, Leobschütz, Liegnitz, Lübben,
Lüben, Luckau, Namslau, Neiße, Öls, Oppeln, Pleß,
Ratibor, Schweidnitz, Sommerfeld, Spremberg, Tscher-
nowitz, Waidenburg, Warmbrunn, Wehrau. Leider ver-
weigerte der Fürst Carolath-Beuthen trotz mehrmaligen An-
suchens die Benützung seines Archivs und seiner Bibliothek.
Die meisten und wichtigsten Neufunde wurden in Breslau
gemacht, wo unser Mitarbeiter in allen Sammlungen rühmlichst
unterstützt wurde. Das Stadtarchiv bot z. B. ansehnliche Ver-
zeichnisse der Maria-Magdalenenkirche aus dem 15. Jahrhundert,
ferner das reichhaltige Nachlaßinventar des Altaristen dieser
Kirche, Johann Bischdorff (1486); das Fürstbischof liehe Diö-
zesanarchiv das Testament des Bischofs Apeczo von Lebus (1352) ;
die Universitätsbibliothek umfangreiche Reste eines Katalogs
der Breslauer Dominikaner saec. XV; das Staatsarchiv Rech-
nungen über viele Bücheranschaffungen des gleichen Konventes
(1486) — und sonst noch manches sowohl in Breslau wie in
einigen anderen Orten Schlesiens. Anmerkungsweise erinnere
ich daran, daß auf allen unseren Reisen auch den bereits ge-
druckten Katalogen nachgegangen wird.
Im Oktober 1911 besuchte der gleiche Mitarbeiter in der
Provinz Posen: Fraustadt, Gnesen, Gostyn, Kobyle-
pole, Kurnik, Lissa und Posen. Unveröffentlichte Ver-
zeichnisse kamen nicht zutage, wohl aber in den Domkapitels-
archiven zu Gnesen und Posen etwa 40 interessante und zum
Teil stattliche Stücke aus dem 15. Jahrhundert, die uns zuvor
nicht bekannt geworden waren, obwohl sie Ulanowski bereits
in den 'Monumenta medii aevi historica res gestas Poloniae illu-
strantia' herausgegeben hatte. Februar und März 1912 durch-
forschte er die Archive und Bibliotheken Anhalts in Dessau,
136 Kommissionsberichte
Köthen und Zerbst, ohne mittelalterliche Kataloge ausfindig
machen zu können. Dafür entschädigte uns die Provinz Sachsen,
in der derselbe Mitarbeiter von Mitte März bis Anfang April 1912
die Orte Erxleben, Groß-Salze, Halberstadt, Magdeburg,
Quedlinburg, Salzwedel, Schauen, Seehausen, Stendal
und Wernigerode, in der Provinz Hannover Goslar be-
suchte. Wir heben hervor, daß im Stadtarchiv zu Salzwedel
mehrere noch ungedruckte Testamente teilweise mit ausführ-
lichen Bücherlisten zutage traten und daß besonders das Staats-
archiv zu Magdeburg ergiebig war an Verzeichnissen des 14.
und 15. Jahrhunderts aus Halberstadt, Erfurt, Quedlinburg
und Magdeburg selbst. — Außerdem bearbeitete Dr. Schill-
mann in Berlin einige ihm vom Redaktor angegebene aus-
wärtige Kataloge.
Dr. S. Tafel bereiste im April und Mai 1912 die Biblio-
theken und Archive Württembergs mit Ausnahme derer von
Stuttgart und Ulm, die schon früher durchforscht waren. Er
arbeitete in Aalen, Aulendorf, Beuron, Biberach, Blau-
beuren, Bopfingen, Crailsheim, Ehingen, Ellwangen,
Eßlingen, Eybach, Friedrichshafen, Giengen, Gmünd,
Gorheim, Hall, Hechingen, Heidenheim, Heilbronn,
Isny, Kirchdorf, Langenburg, Leutkirch, Neresheim,
Obermarchthal, Öhringen, Ravensburg, Reutlingen,
Riedlingen, Rottenburg, Rottweil, Saulgau, Sigma-
ringen, Tübingen, Wangen, Wiblingen, Wolfegg und
Zeil, sowie in Baden: Überlingen und Villingen. Abge-
sehen von vielen unbedeutenden Schenkungsnotizen entdeckte
er Verzeichnisse des 15. Jahrhunderts in Biberach, Heilsbronn,
Ohringen, Blaubeuren und Tübingen.
Persönlich arbeitete der Redaktor Dr. Lehmann in nach-
stehenden Gebieten und Orten für die Aufspürung und Abschrift-
nahme des Materials: In München setzte er seine Forschungen
im K. Allgemeinen Reichsarchiv fort und fand dabei neben an-
derem unbekannte Verzeichnisse des Klosters Füssen saec. XV
der deutschen Bücher des Grafen Ludwig von Ottingen (etwa
1430), fernerhin dank Hinweisen des Herrn Geh. Archivrates
Kommissionsberichte 137
Riede r die Schenkung von 40 hebräischen Handschriften durch
den Herzog Albrecht von Bayern an die Regensburger Domini-
kaner (1476), des Herrn Reichsarchivassessors Dr. Mitter-
wieser die Bücher Vermächtnisse des Priesters Ulrich Wülfing
von Rott (1487) und des bekannten Passauer Dompredigers
Paul Wann (1484). Im K. Kreisarchiv für Oberbayern konnte
keine Ausbeute gemacht, im Erzbischöflichen Ordinariatsarchiv
nur bereits literarisch bekanntes Material aufgenommen werden.
Jedoch wurde der Redaktor beim Besuch des Ordinariatsarchivs
von dessen Archivar Dr. H artig darauf aufmerksam gemacht,
daß der Historische Verein für Oberbayern ein noch nicht
veröffentlichtes Bücherverzeichnis des Klosters Inchenhofen
von 1448 besitzt. — Im Juli und August 1911 unternahm
Dr. Lehmann eine mehrwöchentliche Reise, die ihn in Teile
Thüringens und der Provinzen Sachsen nach Eisleben,
Erfurt, Gotha, Halle, Jena, Langensalza, Merseburg,
Mühlhausen, Naumburg, Nordhausen und Weimar führte.
Der Ertrag war wider Erwarten groß. So tauchten in Jena
(Univ.-Bibl.) ein großes Verzeichnis des Klosters Mildenfurth
(1478), ein kleineres der Brüder vom gemeinsamen Leben zu
Hildesheim (saec. XV ex.) auf, in der Hof bibliothek zu Weimar
wichtige Kataloge von Nienburg a. S. (1401, 1473 ff.). Ganz
außerordentlich wurde die Sammlung durch Erfurter Verzeich-
nisse bereichert. Im Staatsarchiv zu Weimar entdeckte der
Redaktor, obwohl die Beamten die Nachforschungen für ganz
aussichtslos erklärten, in einer 'Thuringia literata' des 18. Jahr-
hunderts auch Abschriften mehrerer Kataloge der Alten Univer-
sitätsbibliothek Erfurt, die mit dem Jahre 1407 beginnen und
bis ans Ende des 15. Jahrhunderts führen. Die nicht weniger
als 55 Quartblätter einnehmenden Listen verzeichnen häufig
auch die Schenker der Bücher. Für die Geschichte der zum
großen Teil im 16. Jahrhundert vernichteten großen Bibliothek
wie auch für die der Universität selbst ist der Band von un-
schätzbarem Werte. In der Städtischen Bücherei zu Erfurt er-
wies sich, wie zu erwarten war, daß W. Schum das in den
Amplonianischen Codices steckende Katalogmaterial zuverlässig
138 Kommissionsberichte
gebucht hatte. Dagegen brachte uns das bisher wenig benutzte
Domarchiv frohe Überraschungen. Der Domvikar Dr. Cramer
konnte ein Verzeichnis vorlegen, das an Umfang alle von uns
gesammelten Stücke übertrifft: einen Katalog der Erfurter Kar-
tause aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Auf ca. 140 Folio-
blättern gibt er erst ein ausführliches Standregister, dann eine
chronologisch geordnete Übersicht über die antiken und christ-
lichen Schriftsteller mit einer Aufzählung ihrer Werke, wobei
stets sorgfältig bemerkt ist, was davon in der Bibliothek vor-
handen und unter welcher Signatur es zu finden war. Auch
sonst spendeten die Handschriften und Urkunden des Archives
noch mancherlei. — Weiterhin besuchte Dr. Lehmann im Herbst
1911 von Braunschweig aus Hildesheim und spürte dort z. B.
verschiedene Schatzverzeichnisse des Domes und einen Katalog
des Klosters auf dem Moritzberge bei Hildesheim (1453/54) auf.
— Im März 1912 erledigte der Redaktor auf bayerischem
Gebiete Amberg, Bayreuth, Fürth, Landshut, Metten,
Nürnberg, Passau, Regensburg und Straubing, außer-
dem noch Coburg. Nennenswerte Erfolge wurden in Am-
berg und Nürnberg erzielt. Im Kreisarchiv zu Amberg wurde
z. B. ein großer Katalog des Klosters Waldsassen saec. XV ex.
und ein Büchervermächtnis des Pfarrers Johann Gössel von
Chammünster (1480) ermittelt. In Nürnberg hatte bereits der
Herr Kreisarchivar Dr. G. Schrötter manches Verzeichnis ge-
funden, dazu kamen nun noch z. B. aus dem Germanischen
Museum Bücherverzeichnisse der Pfarrkirche Ravensburg (1435),
einer noch nicht bestimmten, wahrscheinlich Nürnberger Biblio-
thek (um 1490), aus dem Stadtarchiv ein reichhaltiges Bücher-
vermächtnis des Priesters Nicolaus zu Gunsten des Nürnberger
Spitals (1417), aus der Stadtbibliothek die letztwilligen Ver-
fügungen Franz Pirckheimers über seine Bücher (1449).
Ferner ist noch zu berichten, daß Dr. 0. Glauning seine
Arbeiten an den Katalogen Münchener Handschriften fortsetzte
und daß uns besonders das K. Kreisarchiv zu Würzburg zu
Dank verpflichtete, da es uns von mehreren neugefundenen
Verzeichnissen Mitteilung machte. Das wichtigste dieser Stücke
Kommissionsberichte
139
ist ein Katalog der vom Mainzer Domdekan unter Verschluß
gehaltenen Bücher, das aus dem 13. Jahrhundert stammt.
Abgesehen von den Katalogen selbst ergaben die Reisen
und die sonstigen Arbeiten viel neuen Stoff für die geplanten
bibliotheksgeschichtlichen Einleitungen.
Auch die Vorarbeiten für die Indices wurden vom
Redaktor mit Unterstützung der Herren Dr. Dr. Grlauning und
Tafel weitergeführt. Endlich nahmen P. Nonnosus Bühl er
0. S. B. und Dr. Lehmann die Diözesanbestimmung der Kata-
loge vor. Auf Grund der hierdurch gewonnenen Übersicht
glaubte der Redaktor den baldigen Druck der zum Bistum
Konstanz gehörigen Verzeichnisse vorschlagen zu können.
Über den Kassenbestand berichtet die Beilage.
München, 27. Mai 1912.
Der Redaktor:
Dr. Paul Lehmann.
Abrechnung für 1911.
Einnahmen.
Ausgaben.
Überschuß vom Jahre 1910
Beitrag Berlin ....
„ Göttingen . . .
Leipzig . . .
München . . .
Ji
2586
500
500
500
1000
3G
Summe 5086 36
Gehalt des Redaktors .
Honorare der Mitarbeiter
Reisekosten
Kleine Ausgaben(Bureau-
bedarf, Photographien
u. dgl.)
Portoausgaben ....
Ji
1800
65
1506
329
28
21
85
20
Summe 3729 26
Abgleichung.
Einnahmen 5086.36^
Ausgaben 3729.26,
Rest und Übergang auf das Jahr 1912 1357.10.^
140 Kommissionsberichte
Bericht der Kommission für Herausgabe eines Corpus
Griechischer Urkunden.
Im April 1912 unternahm der wissenschaftliche Hilfsarbeiter
Herr Dr. Marc eine Reise nach Venedig. Im Staatsarchiv
der Frari und der Bibliotheca Marciana photographierte er die
dort aufbewahrten Originale von 17 Kaiserurkunden und aus
mehreren Handschriften Kopien. Die Photographien sind vor-
trefflich gelungen und eröffnen die Möglichkeit, dem Plan einer
Ausgabe von Faksimilien byzantinischer Kaiserurkunden näher
zu treten. Die Kollation ergab zwar, daß die bisherigen Aus-
gaben im allgemeinen zuverlässig sind, aber eine genaue Nach-
vergleichung wird für das Corpus nicht ergebnislos sein.
Weniger erfolgreich war das Bemühen, von den in den
Klöstern des Berges Athos und auf der Insel Patmos aufbe-
wahrten Kaiserurkunden Photographien zu erhalten. Zur Her-
ausgabe der Urkunden auf dem Athos ist durch Testament die
Kais. Russische Akademie der Wissenschaften verpflichtet und
besitzt bereits den größten Teil der Urkunden in Photographien.
Sie hat die Herausgabe derselben begonnen, zugleich aber er-
freulicherweise in Aussicht gestellt, nach und nach alle ihre
Photographien unserer Akademie zur Benützung zu überlassen;
kürzlich sind auch schon gegen 50 Photographien eingetroffen,
die für diplomatische Untersuchungen wertvolles Material bieten.
Eine besondere Reise nach dem Athos schien unter diesen
Umständen zunächst nicht notwendig. Dazu kam, daß von dem
privaten „ Institut für techno- wissenschaftliche Photographie"
in Leipzig (H. Jantsch) eine Expedition nach dem Athos unter-
nommen wurde, nur zu Geschäftszwecken in weitem Umfange
Handschriften und Urkunden zu photographieren. Herrn Jantsch
Kommissionsberichte 141
wurde von unserer Akademie kein bestimmter Auftrag erteilt,
doch wurde ihm in Aussicht gestellt, daß alle von ihm ge-
machten Aufnahmen von Urkunden von der Akademie zum
Preise von etwa 1 M. pro Blatt würden erworben werden. Die
Ausbeute scheint nicht groß gewesen zu sein. Zwar erwähnt
Herr Jantsch in seinem letztem Briefe an mich (14. Februar
1912), die Zahl der von ihm aufgenommenen Urkunden be-
trage gegen 130 in etwa 300 Aufnahmen; allein es trafen
bisher nur 12 Aufnahmen von 6 Urkunden ein. Von Seiten
eines Teilnehmers der Expedition erfahre ich, es sei fraglich,
ob wir andere Urkunden als die aus dem Kloster Chiliandar
erhalten würden, da die Mönche fast nirgends Herrn Jantsch
ihre archivalischen Schätze zur Verfügung gestellt hätten außer
eben in Chiliandar; die dort befindlichen Urkunden hat aber
alle schon die Russische Akademie photographieren lassen. Die
Photographien des Herrn Jantsch sind nicht gut gelungen,
aber zur Not brauchbar; ich möchte beantragen, die von ihm
angebotenen Photographien zu dem jetzt verlangten Preise
von M. 1,50 pro Blatt zu erwerben.
Nach der Insel Patmos ging im September Herr Dr. Marc
und arbeitete dort sieben Wochen lang. Er hatte nicht nur
von unserer Akademie, sondern auch von der Straßburger Ge-
sellschaft der Wissenschaften und von verschiedenen anderen
Seiten Aufträge auf Photographien von Handschriften und Ur-
kunden; einen ausführlichen Bericht über seine Expedition hat
er jetzt vorgelegt.
Das Ergebnis ist leider durch ein unvorhergesehenes und
unverschuldetes Mißgeschick sehr stark beeinträchtigt worden.
Herr Dr. Marc photographierte zum Teil auf Platten, zum Teil
machte er Weißschwarzaufnahmen auf Bromsilberpapier. Nach-
dem er bereits mehrere tausend Aufnahmen gemacht hatte, ent-
deckte er eines Tages, daß alle vor länger als drei Tagen ge-
machten noch nicht entwickelten Aufnahmen zurückgegangen
und verschwunden waren. Es haben auch spätere Bemühungen
keine von allen diesen Aufnahmen retten können. Zwar besaß
er einige hundert Meter Bromsilberpapier von einer anderen
142 Kommissionsberichte
Firma, das sich vorzüglich bewährte, aber die übrigen Auf-
nahmen waren verloren. Zum Glück sind die für unsere
Akademie angefertigten Aufnahmen zum Teil gerettet. Denn
wenigstens die Originale der Kaiserurkunden sind auf Platten
aufgenommen und leidlich gut gelungen. Herr Dr. Marc bringt
80 Urkunden in Plattenaufnahmen mit, darunter 43 Kaiser-
urkunden, 12 Beamtenurkunden, 17 kirchliche und 8 private
Urkunden. Leider sind mehrere Originalurkunden, deren Vor-
handensein bekannt war, nicht auffindbar gewesen. Aber es
ist jetzt doch möglich Schriftproben von allen Patmischen Ur-
kunden zu geben und so soll allmählich zu einer Schriftkunde
der Urkunden zu gelangen. Schlimmer steht es mit den zahl-
reichen Urkunden auf Patmos, die nur in Kopien erhalten
sind. Von diesen sind etwa 240 Aufnahmen zugrunde ge-
gangen, 126 gelungen; es bleiben daher noch gegen 80 Ur-
kunden in Patmos übrig, die wir nicht in Photographien be-
sitzen. Sehr nützlich ist es, daß Herr Dr. Marc von allen
Urkunden Beschreibungen gemacht hat; freilich sind sie bei
denjenigen Urkunden, deren Photographien zugrunde gegangen
sind, zum Teil entwertet, weil sie nach der paläographischen
Seite nicht ergänzt werden können.
So ist das eigentliche Ziel der Reise, die vollständige
Aufnahme sämtlicher archivalischer Stücke in Patmos, ver-
eitelt worden. Es fehlen außer den erwähnten Kopien von
Kaiserurkunden die Mehrzahl der übrigen, d. h. der admini-
strativen, kirchlichen und privaten Urkunden. Daher wird
später eine neue Expedition nach der Insel Patmos notwendig
sein. An dem Mißlingen der Photographien trifft Dr. Marc
keinerlei Schuld.
A. Heisenberg.
Kommissionsberichte 143
Protokoll über die Sitzung der Kommission des Kartells
der Deutschen Akademien zur Herausgabe der mittelalter-
lichen Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz
Mittwoch, den 7. August 1912, vormittags 91/2 Uhr
im Präsidialzimmer der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften
zu München.
Anwesend die Herren:
Burdach, als Vertreter der K. Preuß. Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin,
Schröder, als Vertreter der K. Gesellschaft der Wissenschaften
zu Göttingen,
Hauck, als Vertreter der K. Gesellschaft der Wissenschaften
zu Leipzig,
Grauert, Vollmer, Leidinger, als Vertreter der K. Bayer.
Akademie der Wissenschaften zu München,
v. Ottenthai, als Vertreter der Kais. Akademie der Wissen-
schaften zu Wien,
Dr. Gottlieb, als Bearbeiter der Osterreichischen Bibliotheks-
kataloge,
Dr. Lehmann, als Redaktor der Deutschen Bibliothekskataloge.
Herr Grauert begrüßt die Versammelten und schlägt
Herrn Hauck als Leiter der Verhandlungen vor, wogegen
kein Widerspruch sich erhebt.
Auf Herrn Haucks Ersuchen gibt Herr Dr. Lehmann
Auskunft über den Stand der Arbeiten. Er teilt die Ergeb-
nisse der vorgenommenen Zusammenstellung des Stoffes nach
Diözesen mit. Am größten sei der Katalogschatz der Erz-
1 44 Kommissionsberichte
diözese Mainz. Mainz selbst sowie Erfurt würden wohl je
einen Band für sich in Anspruch nehmen. Für Augsburg,
Freising, Regensburg, Konstanz im Süden, Hildesheim im
Norden sei der Stoff am besten gesammelt, am weitesten fort-
geschritten sei Konstanz. Er stelle den Antrag, mit dem
Drucke zu beginnen und zwar mit den Katalogen der Diö-
zese Konstanz.
Herr Hauck bringt den Antrag, der wohl im Auftrage
der Münchener Kommission gestellt sei, zur Debatte.
Herr Grau er t legt die Gründe dar, welche die Münchener
Kommission zur Wahl von Konstanz veranlaßt haben. In der
Debatte werden insbesondere folgende Fragen besprochen: ob
die Göttinger Beschlüsse betreffs Einteilung nach Erzdiözesen
beibehalten werden sollen, ob die einzelnen Diözesen in ge-
schlossenen Bänden erscheinen sollen, ob nur ein Gesamt-
register oder zu jedem Band ein Einzelregister oder ob Einzel-
register und Gesamtregister ausgearbeitet werden sollen.
Es wird sodann einstimmig beschlossen, mit dem Drucke
zu beginnen und zunächst die Diözese Konstanz zu bearbeiten.
Von der Erzdiözesan-Einteilung soll abgesehen, die Diözesan-
Einteilung beibehalten werden. Die Reihenfolge der Diözesen
soll sich nach den praktischen Rücksichten der Bearbeitung
bestimmen. Die Frage der Register wird der Münchener Kom-
mission zur Entscheidung überlassen.
Hierauf wird in die Beratung der Finanzierung des Unter-
nehmens eingetreten.
Herr Vollmer berichtet über die Beschlüsse der Mün-
chener Kommission, teilt mit, daß die Münchener Akademie
den Beitrag zunächst für 1913 verdoppelt hat, und hebt die
Notwendigkeit hervor, daß auch die anderen Akademien höhere
Mittel flüssig machen.
Herr Burdach erklärt, es werde schwer sein, bei der
Berliner Akademie eine Erhöhung des Zuschusses zu erwirken.
Leichter werde sich eine Erhöhung beantragen lassen, sobald
ein erster Band vorliege.
Kommissionsberichte 145
Herr Schröder kann für Göttingen keine bestimmte Zu-
sicherung geben, hofft aber auf Einzelzuschüsse als auf dau-
ernde Erhöhung des Beitrags. Vielleicht sei es auch möglich,
aus den Mitteln der Wedekind -Stiftung einen Band „Nieder-
sachsen" zu bestreiten. Er regt an, ob nicht in ähnlicher
Weise Berlin und Leipzig den Osten übernehmen könnten,
und ersucht, diese Idee mit Nachdruck zu verfolgen.
Herr Hauck glaubt für Leipzig nur je 500 M. für die
nächsten drei Jahre in Aussicht stellen zu können. Eine Er-
höhung sei schwierig.
Herr Grauert spricht die Hoffnung aus, daß es doch
gelingen möge, alle Akademien zur genügenden Finanzierung
zu vereinigen.
Herr Vollmer beantragt, den Gehalt des Redaktors (Herr
Dr. Lehmann ist während dieser Beratung nicht anwesend)
mit Rücksicht auf die wachsende Arbeit zu erhöhen.
Die Erhöhung des Gehaltes auf 2400 M. vom Jahre 1913
ab wird als sachlich berechtigt anerkannt.
Auf eine Anregung des Herrn Burdach, ob nicht von
Seite der Schweiz (für die sie betreffenden Bände, fügt Herr
v. Ottenthai hinzu) ein Beitrag geleistet werden könnte,
wird beschlossen, die weitere Verfolgung dieses Gedankens
der Münchener Kommission aufzutragen. Dieser wird über-
haupt die finanztechnische Durchführung des Unternehmens
auf Grund der angestrebten erhöhten Beiträge überlassen.
Zur Titelfrage wird beschlossen, daß der Untertitel zu
lauten habe: „Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands
und der Schweiz".
Zur Lösung der Verlagsfrage bringt Herr v. Ottenthai
den Wiener Vertrag mit Holzhausen zur Kenntnis. Nach
einiger Debatte wird folgender Beschluß gefaßt:
Die Münchener Kommission wird beauftragt, sowohl von
Holzhausen-Wien, als auch von einer Anzahl reichsdeutscher
Verlagsfirmen, darunter Beck, Teubner, Reimer, Entwürfe
eines Verlagsvertrages einzuholen. Sollten die reichsdeutschen
JalirbucL 1912. 10
146 Kommissionsberichte
Angebote wesentlich ungünstiger sein, so wird die Münchener
Kommission ermächtigt, mit Holz hausen abzuschließen.
Herr Dr. Lehmann bemerkt, daß er den Umfang des
Unternehmens auf 12 Bände schätze.
Bezüglich der Honorarfrage wird sodann beschlossen, jetzt
keinen Entscheid zu treffen. Die Münchener Kommission solle
über die Honorare Antrag stellen, der durch Zirkular bei den
anderen Mitgliedern beraten und erledigt werden solle.
Es erfolgt hierauf Besichtigung der gesammelten Materia-
lien und der Arbeitskästen, wobei der Herr Redaktor Einzel-
heiten der Sammlung und Einrichtung erläutert.
Zum Schlüsse teilt Herr v. Ottenthai im Anschluß an
einen vorgelegten Probedruck noch einige technische Ände-
rungen im Druck mit, die sich bei der Ausgabe der öster-
reichischen Kataloge während der Bearbeitung als notwendig
erwiesen hätten.
Burdach Hauck Schröder v. Ottenthai
Grauert Vollmer Leidinger.
Kommissionsberichte 147
Protokoll über die Sitzungen der luftelektrischen
Kommission der kartellierten Deutschen Akademien
zu München
am 24. und 25. Mai 1912.
Die in diesem Protokoll zitierten Anhänge bzw. Berichte Nr. 1 — 5
wurden ihres größeren Umfanges wegen in den Sitzungsberichten
der math.-phys. Kl. 1912 Heft III abgedruckt.
Erste Sitzung der Kommission
am 24. Mai 1912 vormittags 10 Uhr im Sitzungssaale der
mathematisch-physikalischen Klasse der K. Bayer. Akademie
der Wissenschaften.
Als Vertreter der Akademien waren anwesend die Herren:
Exner (Wien); Riecke und Wiechert (Göttingen); Hall-
wachs (Leipzig); Ebert (München).
Als sachverständige Mitglieder der Kommission die Herren :
Börnstein, Lüdeling (Berlin); Elster, Geitel (Wolfen-
büttel); Benndorf (Graz); von Schweidler (Innsbruck);
Gockel (Freiburg i. d. Schweiz); Dember (Dresden).
Als Gäste die Herren: Dieckmann, Daunderer, Lutz,
Hoffmann, Gleißner, Endrös, Jaufmann, K. Schmidt
(Halle) und Ad. Schmidt (Potsdam).
Nachdem Herr Geheimrat von Seeliger im Namen der
K. Bayerischen Akademie die Kommission begrüßt hatte, wurde
Herr Riecke zum Vorsitzenden und Herr Dember zum Schrift-
führer gewählt.
Herr Ebert machte die Kommission damit bekannt, daß
die Bayerische Akademie Herrn Professor Gockel (Frei-
burg) als sachverständiges Mitglied der Kommission zugezogen
10*
148 Kommissionsberichte
hat, die Kommission erklärte sich damit einverstanden. Herr
Riecke teilte mit, daß die Heidelberger Akademie ebenfalls
Mitglied des Kartells der Deutsehen Akademien geworden ist;
da Heidelberg zur Tagung der diesjährigen Sitzung der luft-
elektrischen Kommission niemanden entsandt hat, beschließt die
Kommission, an die Heidelberger Akademie ein Schreiben zu
entsenden mit der Bitte, Delegierte für die Kommission zu
ernennen.
I. Niederschlagselektrizität.
Herr Benndorf erstattete ein ausführliches Referat der
Forschungen über die Niederschlagselektrizität. (Siehe Anhang
Nr. 1 zu diesem Protokoll.)
Herr Geitel bemerkt zu dem Vortrag des Herrn Benn-
dorf, daß die geschützten Zylinder einen Vorteil durch die
Möglichkeit bieten, während eines Gewitters das Elektrometer
eingeschaltet zu halten. Er weist weiter im Anschluß an ältere
Veröffentlichungen von Elster und ihm darauf hin, daß die
Erforschung der Beziehung zwischen Niederschlagsladungen
nnd Potentialgefälle für die Probleme des Elektrizitätshaus-
haltes der Atmosphäre sehr wichtig ist.
Trotzdem die Niederschläge Ladungen zur Erde trans-
portieren, können sie doch zur Erhöhung eines schon bestehen-
den Feldes beitragen: Ein Tropfen wird z. B. durch das nor-
male elektrische Feld F über der Erdoberfläche so polarisiert,
3F
daß die Ladungsdichte am unteren Punkte + -r — beträgt. In
der Regenwolke gibt es nun kleine und große Tropfen, die
mit verschiedener Geschwindigkeit fallen; außerdem erzeugen
aufsteigende Luftströmungen eine Relativbewegeng der Tropfen
verschiedener Größe gegeneinander. Die kleineren, sich schneller
bewegenden Tropfen können nun mit größeren Wassermengen
zusammentreffen, ohne zusammenzufließen. (Nach Lenard und
Defant.) Lenard gibt an, daß nur bei 50°/o der Zusammen-
stöße ein Zusammenfließen stattfindet. Nach eigenen Versuchen
von Elster und Geitel tritt auch in dem Falle einer elektri-
Kommissionsberichte 149
sehen Potentialdifferenz zwischen den Tropfen nicht immer Zu-
sammenfließen ein. Wenn ein kleiner Tropfen nach oben geht
und vom großen Tropfen positive Elektrizität, die wegen der
negativen Erdladung unten sitzt, mitnimmt, so wird das Feld
verstärkt. Die Energie wird bei diesem Vorgang aus der Fall-
bewegung der großen Tropfen gezogen. Das gleiche gilt für
Schneefälle und Graupeln. Wie das normale Erdfeld können
auch andere elektrische Potentialdifferenzen durch diesen Vor-
gang verstärkt werden.
Unter der Annahme eines kleinen Tropfens von 1 • 10~~3cm
Radius ergibt sich bei einem wirksamen Felde von
° m
eine mit den Versuchen etwa übereinstimmende Ladung auf
dem Tropfen von der Größe — • 10-8 elektrostatischen Ein-
heiten. Eine Folgerung läßt sich aus dieser Anschauung
ziehen : Bei positivem Potentialgefälle wird negative Ladung
zur Erdoberfläche geführt, und mit dem Zeichenwechsel des
Potentialgefälles resultiert auch ein Wechsel im Zeichen der
transportierten Elektrizität. Herr Benndorf glaubt, daß diese
Erklärung des Herrn G eitel eine große Lücke ausfüllt, da
die Simpsonsche Theorie, besonders beim Hagel und Schnee,
nicht ausreicht.
Herr Börnstein berichtet, daß er sich um die Frage be-
müht hat, was einem Wassertropfen geschieht, der durch Luft
fällt, die erstens ganz von Ionen befreit ist und zweitens ganz
mit Ionen angefüllt ist.
Im Anschluß hieran erinnert Herr Ebert an die Arbeiten
von Schmauß und Rud. Seeliger sowie zum ersten Punkt
an die Ansichten Sohnckes, der an einen Reibungseffekt
zwischen Eis und Wasser dachte.
Zur Frage der Niederschlagselektrizität, die neuerdings
wieder in den Vordergrund der luftelektrischen Forschungen
gerückt ist, werden von den Herren Börnstein, Ebert, Elster
und G eitel weitere Untersuchungen in Aussicht gestellt.
1 50 Kommissionsberichte
Herr Lüdeling teilt mit, daß in Potsdam die Nieder-
schlagselektrizität fortlaufend registriert wird, und daß Herr
Schindelhauer eine Arbeit über Niederschlagselektrizität an-
gefertigt hat, die demnächst veröffentlicht werden soll.
Um die Größe der Regentropfen zu bestimmen, diente
bisher die Methode des Auffangens in Gips und auf Fließ-
papier, das mit Eosin getränkt ist. Nach der Absorptions-
methode erhielt Aug. Becker (1907) sehr zuverlässige Werte
für die Tropfengröße.
Es hat sich, wie Herr Ebert bemerkt, fast bei allen Unter-
suchungen gezeigt, daß überwiegend positive Niederschläge auf
den Erdboden gelangen. Es muß daher die Ursache, welche
das normale Erdfeld aufrecht erhält, auch noch diese Ströme
decken. Doch kann ein Leitungsstrom von der Größenordnung
10~16 Amp./cm2 nicht durch die Niederschläge gedeckt werden.
Zweite und dritte Sitzung der Kommission
am 24. Mai nachmittags 3 Uhr und am 25. Mai vormittags
9 Uhr im physikalischen Institute der technischen Hochschule.
2. Potentialgefälle und Leitfähigkeitsmessungen.
Hierüber wurde bei den „ Terminbeobachtungen 8 referiert:
siehe auch unter „ Bodenatmung *.
3. Ultraviolette Strahlung.
Herr Elster gibt einen Bericht über die bisherigen Mes-
sungen, die mit dem Zinkkugelphotometer ausgeführt worden
sind; er beschreibt dann die von ihm und Herrn Geitel kon-
struierte neue Apparatur, die es gestattet, den lichtelektrischen
Effekt galvanometrisch zu beobachten. (Siehe Bericht Nr. 2.)
Herr Hallwachs teilt mit, daß ihm die K. Sächsische
Gesellschaft der Wissenschaften Mittel zur Verfügung gestellt
hat zur Untersuchung des Einflusses der ultravioletten Sonnen-
strahlen. Herr Dember berichtet über die von ihm mit Hilfe
dieser Mittel in der Schweiz in einer Höhe von 2000 und 3400 m
Kommissionsberichte 151
ausgeführten Parallelbeobachtungen zwischen ultravioletter
Sonnenstrahlung und Leitfähigkeit. Die Beobachtungen haben
ergeben, daß parallel mit der ultravioletten Sonnenstrahlung
E-
das Verhältnis -=— , der negativen zur positiven Raumladung,
wächst und fällt. Aus den Versuchen läßt sich der Schluß
ziehen, daß die ultraviolette Sonnenstrahlung eine Vermehrung
der Ionisation in den oberen Schichten hervorruft.
4. lonenstrom.
Hierüber wurde gleichfalls bei den „Terminbeobachtungen"
berichtet.
5. Bodenatmung.
Herr Börnstein teilt mit, daß er die Arbeiten, über
welche er schon im vorigen Jahre berichtet hat, fortgesetzt
hat. Und zwar hat er die Messungen des Luftdruckes jetzt in
1 und in 2 m Tiefe sowie 20 m über dem Boden ausgeführt.
Ein klares Bild von der Bedeutung der Ergebnisse läßt sich
vor der Hand noch nicht machen.
Als Ursache dieser Schwankungen kann die Bewegung des
Grundwassers nicht angesehen werden, da diese für Berlin sehr
gering ist. Wenn Ebbe und Flut des Grundwassers eine Rolle
spielen würden, so müßten die Schwankungen zur Zeit des
Neu- und Vollmondes am stärksten sein. Die Messungen zu
solchen Zeiten zeigen jedoch, daß das Grundwasser oder Ebbe
und Flut darin keine Rolle spielen kann. Herr Ebert be-
merkt, daß bei Messungen, die er bei Icking ausgeführt hat
derartige Schwankungen sich nicht ergeben haben. Die voi
ihm angewandte Methode bestand darin, daß 1 m unter dem
mit Gras bewachsenen Erdboden das offene Ende eines Eisen-
rohres in Kies endigte, während das andere Ende dicht über
dem Erdboden zu einer Toeplerschen Drucklibelle führte.
Durch Anwendung eines sehr stumpfen Winkels bei der Libelle
lassen sich auf diese Weise schon außerordentlich geringe
Druckschwankungen erkennen, doch konnten solche nicht be-
152 Kommissionsberichte
obachtet werden. Eine Schwankung von 0,1 mm Hg hätte
schon einen Ausschlag von 20 — 100 mm geben müssen. Es
ist aber noch die Möglichkeit vorhanden, daß bei den Mün-
chener Messungen gerade die für den vorhandenen Boden ge-
eigneten Tiefen bei den Versuchen in 1, 1,5 und 3 m Tiefe
nicht getroffen worden sind. Die bisherigen Versuche sind
daher nur als provisorische anzusehen und sollen fortgesetzt
werden.
Herr Ad. Schmidt (Potsdam) äußert Bedenken, daß sich
ein großer Druckgradient von — Hg überhaupt halten
kann. Durch Rechnung ist er zu dem Schluß gekommen, daß
dieser Wert mindestens hundertmal größer ist, als ihn die
Theorie errechnen läßt.
Herr Börnstein bemerkt, daß die Ursache der Schwan-
kungen nicht oberhalb des Bodens zu liegen braucht, sondern
sich auch unterhalb der Bodenfläche befinden kann. Es hat
sich auch ergeben, daß eine gewisse Verschiedenheit der Zeit
des Auftretens der Maxima vorhanden ist und zwar findet die
Schwankung in der Atmosphäre etwas früher statt als im Boden.
Herr Dember berichtet über eine Vorrichtung, die er am
Ebertschen Ionenzähler angebracht hat. Sie besteht in der
Einführung eines geeignet geformten Einsatzes in das Rosen-
müllersche Anemometer, das zur Messung der angesaugten
.Luftmenge dient. Der Einsatz wirkt, ohne dem Luftstrom ein
Hindernis zu bereiten, wie eine Düse, so daß die Umdrehungs-
zahl des Wetterrädchens für eine bestimmte Luftmenge um
etwa 10 °/o gesteigert wird und hiermit auch die Genauigkeit
der Luftmengemessung. Es muß auch darauf geachtet werden,
daß die Eichung der Anemometer im Ionenzähler selbst ge-
schieht und nicht außerhalb desselben, weil durch die Krüm-
mungen der Rohre des Ionenzählers die Luftströmung in be-
stimmter Weise beeinflußt wird.
Herr Exner teilt die Ergebnisse von Messungen in Wien
während der Sonnenfinsternis mit. Es hat sich dabei eine Ab-
nahme der Ionenzahlen mit fortschreitender Verfinsterung ge-
Kommissionsberichte 153
zeigt. Vermutlich ist diese Abnahme dadurch hervorgerufen
worden, daß durch die Temperaturstörung eine Molisierung der
Ionen eintritt und die Ionen so der Zählung entgehen.
Herr Ebert weist darauf hin, daß von Elster und Geitel
und ihm ähnliches bei der letzten totalen Sonnenfinsternis be-
obachtet worden ist.
Herr Lüdeling gibt an, daß aus den Potsdamer Mes-
sungen während der Sonnenfinsternis nicht auf einen Einfluß
der Sonnenstrahlung geschlossen werden kann. Ebenso hat
Herr Gockel in Freiburg i. d. Schweiz während der Verfin-
sterung keine sichere Änderung konstatiert. Dagegen hat, wie
Herr Geitel mitteilt, Herr Dr. Bergwitz in Braunschweig
während der Verfinsterung eine Zunahme der Zerstreuung be-
obachtet, bei gleichzeitiger Abnahme der relativen Feuchtig-
keit. Herr Dr. Bude hat auf dem Brocken ebenfalls eine auf-
fällige Zunahme der Ionenzahlen während der Verfinsterung
konstatiert.
6. Radioaktive Bestandteile der Atmosphäre und durchdringende
Strahlung.
Herr Ebert hat gelegentlich einer Ballonfahrt eine Ab-
nahme der durchdringenden Strahlung konstatiert. Wie Herr
Exner mitteilt, hat Herr Heß (Wien) ebenfalls eine solche
beobachtet, aber nur bis zu einer Höhe von 800 m, von da an
eine Zunahme. Dies ist bei vier Fahrten konstatiert worden;
die Untersuchungen sollen auf Hoch fahrten fortgesetzt werden.
Herr Lüdeling will im August dieses Jahres seine bisher
noch nicht vollkommen gelungenen Versuche wieder intensiv
aufnehmen.
Herr von Schweidler hat bei vergleichenden Messungen
über Land und Wasser gefunden, daß die durchdringende
Strahlung über Wasser etwas geringer ist. Weiter hat er
Messungen ausgeführt mit zwei Wulfschen Instrumenten, von
denen das eine nicht luftdicht, das andere ganz dicht war.
Die Apparate zeigten verschiedenen Gang und das verwendete,
2 mm starke Kupferblech zeigte sich aktiv und zwar wurden
1 54 Kommissionsberichte
26 von 30 Ionen von Kupfer selbst erzeugt. Es ließ sich
noch nicht entscheiden, ob der luftdichte Abschluß oder die
Dicke der Gefäßwand einen größeren Einfluß hat. Vorläufig
sind aber die Angaben der Apparate noch nicht eindeutig,
sondern noch von der Konstruktion des Apparates abhängig.
Herr Ebert hält den vollkommen luftdichten Abschluß bei
Vergleichen verschiedener Apparate für durchaus notwendig, und
nach der Ansicht der Herren Geitel und Gockel ist Zink weit
Günstiger als Kupfer für die Ionisationskammern. Es hat sich
auch gezeigt, daß bei Zink die von dem Metall hervorgerufene
Schwankung der Ionisation kleiner ist als beim Kupfer. Herr
Ebert erachtet diese Ergebnisse besonders darum für wichtig,
weil sie bei der Konstruktion registrierender Instrumente be-
achtet werden müssen. Bei dünnwandigen Gefäßen können
nach Gockel die Schwankungen des Luftdruckes durch ein
angefügtes Hilfsgefäß kompensiert werden. Bei starkwandigen
ist das unnötig.
7. Bericht über die Terminbeobachtungen.
Den Beschlüssen der Kommission (siehe Protokoll Göt-
tingen 1911) folgend, sind am 10. — 16. September 1911, 6.-8.
Dezember 1911, 3.-5. Januar 1912, 11.— 13. April 1912
Terminbeobachtungen ausgeführt worden. (Siehe Bericht Nr. 3 :
H. Ebert: Über die Resultate der von den kartellierten
Deutschen Akademien organisierten luftelektrischen Termin-
beobachtungen im Jahre 1911/12.)
Herr Ebert referiert über die Resultate, die in mühevoller
Arbeit von den Herren Hoffmann und Gleißner auf ver-
gleichbare Maße umgerechnet und dargestellt worden sind. Um
diese Arbeit zu erleichtern und um eine einheitliche Art der
Beobachtung festzulegen (z. B. Art der Stundenmittel), erklärt
sich Herr Lüdeling bereit, für die Beobachtungen an den
nächsten Termintagen den Beobachtungsstationen Formulare
zuzuschicken. Die Kommission drückt den Wunsch aus, bis
zum nächsten Versammlungstage die Messungen in der gleichen
Kommissionsberichte 155
Weise wie bisher fortzusetzen und sie bittet Herrn Lüdeling
es möglich zu machen, daß Potsdam die Zentralstation bildet
und die erforderlichen Arbeiten übernimmt.
8. Über die Reichweite funkentelegraphischer Verständigung.
Herr Riecke verliest der Kommission ein Schreiben des
Herrn Professor H. Th. Simon in Göttingen, der leider ver-
hindert ist, an der Sitzung teilzunehmen. Abgedruckt im
Anhang als Nr. 4.
Herr Schmidt (Halle) empfiehlt die subjektive Beobach-
tung der ankommenden Energie mit dem Telephon und durch
nebengeschaltete Widerstände zu verlassen und eine objektive
Beobachtung vorzuziehen.
Herr Benndorf teilt mit, daß er gute Erfahrungen mit
der Beobachtung der Zeichen gemacht, die von Paris aus ge-
geben werden; die Pariser Stationen besitzen eine große Sende-
energie und die Zeichen sind in ihrer Energie viel konstanter als
die von Norddeich gegebenen. Während der Sonnenfinsternis
sind in Graz die von Paris kommenden Zeichen zu Messungen
benutzt worden und es hat sich eine Steigerung der Empfangs-
stärke um circa 80°/o während der Verfinsterung ergeben.
Herr Benndorf schlägt daher vor, neben Norddeich auch mit
Paris als Sendestation zu arbeiten.
Herr Ebert teilt mit, daß folgende Stationen ihre Mit-
wirkung für funkentelegraphische Untersuchungen an den Ter-
mintagen zugesagt haben: Göttingen, Halle, Graz, Laibach,
München, Darmstadt, Karlsruhe und Dresden. Herr Schmidt
(Halle) schlägt vor, noch an eine Station jenseits der Alpen, z. B.
Pola, heranzutreten, da die Wellen über den Firnfeldern ganz
merkwürdige Eigenschaften besitzen. Auch wäre es sehr günstig,
wenn die Messungen zweimal monatlich vorgenommen werden
könnten, um Beziehungen zwischen den Jahreszeiten heraus-
zubekommen. Herr Dieckmann beabsichtigt, an den Termin-
tagen auch von Luftschiffen aus Messungen zu unternehmen.
Was die Ausrüstung der Stationen angeht, so hält es Herr
Schmidt für notwendig, um vergleichbare Resultate zu er-
156 Kommissionsberichte
zielen, daß sämtliche Stationen mit möglichst gleichen An-
tennen arbeiten.
Um über die günstigste Art des Empfanges Aufschluß zu be-
kommen, drückt Herr Riecke den Wunsch der Kommission aus,
Herr Schmidt möchte die verschiedenen Formen der vorhan-
denen, für quantitative Messungen geeigneten Empfangsvorrich-
tungen durchprobieren und der Kommission seine Ergebnisse
mitteilen.
Herr Schmidt berichtet weiter über von ihm 1906 an-
gestellte Vergleichsversuche zwischen Norddeich und Nauen
(siehe Anhang Nr. 5). Dabei wurden die 3000 m langen Wellen
mit einer auf 300 m abgestimmten Vorrichtung empfangen.
Es waren häufig sehr intensive Geräusche zu vernehmen, die
auf luftelektrische Erscheinungen zurückzuführen sind. Die
Geräusche hatten deutlich eine tägliche Periode. Wenn die
relative Feuchtigkeit ein Maximum hat, so ergab sich für die
Geräusche ein Minimum. Eine Abhängigkeit vom Barometer-
stand hat sich nicht ergeben, bei Sturm traten nur kleine
Geräusche auf. Zwischen 12 und 2 Uhr mittags und 12 und
2 Uhr nachts war es nicht möglich, deutliche Versuchskurven
zu bekommen. Diese Erscheinung ging dann weg, als die
Erde der Antenne durch ein Gegengewicht ersetzt wurde. Wird
die Erdleitung durch einen Kondensator unterbrochen, so er-
gibt sich bei großer Kapazität eine starke Störung, bei kleiner
Kapazität eine geringere. Sowohl Herr Schmidt wie Herr
Exner sehen diese Störung an als herrührend vom Eintritt ge-
ladener Teilchen der Atmosphäre. Die Beobachtungen während
der Sonnenfinsternis haben kein Resultat ergeben.
Herr Dieckmann bemerkt hierzu, daß solche Störungen
auch von ihm beobachtet worden sind. Eine gewisse Art der
Störung zeigte sich dann am stärksten, wenn das Potential-
gefälle sehr unruhig war. Maxima der Störungen waren
morgens und nachmittags vorhanden. Herr Exner macht
noch darauf aufmerksam, daß die angegebenen Perioden im
Auftreten der störenden Geräusche eine große Ähnlichkeit mit
der täglichen Periode des Potentialgefälles besitzen.
Komimssionsberichte 157
Herr Gockel stellt der Kommission für die nächste
Sitzung einen zusammenfassenden Bericht über die durch-
dringende Strahlung in Aussicht.
Am Nachmittage des 25. Mai folgte die Kommission einer
Einladung der Herren Ebert und Dieckmann zur Besichti-
gung der luftelektrischen Station des Physikalischen Institutes
der Technischen Hochschule, die sich in Gräfelfing befindet, und
der ebenfalls dort befindlichen funkentelegraphischen Station
des Herrn Dr. Dieckmann.
Durch die ausschließliche Verwendung der außerordent-
lich kompendiösen Saitenelektrometer und -Galvanometer ist die
Aufgabe gelöst, fünf interessierende Elemente teils luftelektri-
scher Natur: Potentialgefälle und freie Raumladung (Mittel-
punktspotential eines würfelförmigen Drahtkäfigs von 3 m Kan-
tenlänge), teils meteorologischer Natur: Unterschied zwischen
Luft- und Bodentemperatur, Helligkeit und Windgeschwindig-
keit auf ein rotierendes, nur 30 cm breites Stück Bromsilber-
papier gleichzeitig nebeneinander photographisch zu registrieren.
Ferner wird hier fortlaufend die auf einer Schirmantenne von
30 m Höhe unter Wirkung des Erdfeldes in der Zeiteinheit
landende Elektrizitätsmenge durch ein hochempfindliches Dreh-
spulen-Galvanometer auf lichtempfindliches Papier aufgezeichnet.
Ein Baro-, Thermo- und Hygrograph ergänzen die meteoro-
logischen Daten der Station.
Schließlich sind auch noch die oben erwähnten Versuche im
Gange, die Börnsteinschen Ergebnisse auch hier zu reproduzieren.
Die Beobachtungshütte ist vollständig aus Holz gezimmert
und durch doppelte Wandungen gegen Temperaturschwan-
kungen geschützt.
Die mit allen Hilfsmitteln ausgestattete funkentelegra-
phische Station des Herrn Dr. Dieckmann widmet sich in
letzter Zeit besonders den Problemen, welche die Luftschiffahrt
der Funkentelegraphie und der Luftelektrizität stellt.
158
Adressen.
Aus Anlaß des Todes S. K. Hoheit des Prinzregenten Luitpold,
des Protektors der Akademie der Wissenschaften, richtete die
Akademie an S. K. Hoheit, den Prinzregenten Ludwig das
folgende Kondolenzschreiben:
Allerdurchlauchtigster Prinz und Regent!
Allergnädigster Regent und Herr!
Die K. B. Akademie der Wissenschaften bittet um die
Erlaubnis, Ew. K. Hoheit anläßlich des Hinscheidens des edlen
Protektors der Akademie die Gefühle ihrer tiefen Trauer be-
kunden zu dürfen. S. K. Hoheit, der hochselige Prinzregent
Luitpold, hat die Wertschätzung, die Pflege und die Liebe
zu den Wissenschaften, die eine erhabene Tradition des Witteis-
bachischen Hauses sind, fortgesetzt und während Seiner Regent-
schaft der Akademie der Wissenschaften viele Beweise dafür
gegeben, daß er mit wahrhaftem, fürstlichem Wohlwollen die
Verehrung vergalt, die seiner ritterlichen Gestalt von unserem
ganzen Kreis aus vollem Herzen entgegengebracht worden ist.
Kann uns etwas in dieser Zeit der Trauer zum Tröste
gereichen, so ist es die Hoifnung, daß auch Ew. K. Hoheit
als nunmehriger Protektor allergnädigst geruhen mögen, Ihre
Hand über der Akademie der Wissenschaften zu halten und
ihren Zielen, die der Wissenschaft und damit dem Ruhme des
Vaterlandes dienen, Schutz und Förderung angedeihen zu lassen.
In tiefster Ehrfurcht
Ew. K. Hoheit
alleruntertänigst, treugehorsamster
Heigel.
München, den 16. Dezember 1912.
Adressen 159
Hierauf antwortete S. K. Hoheit Prinzregent Ludwig mit
folgendem Telegramm:
Exzellenz Dr. v. Hei gel, Präsident der K. Akademie
der Wissenschaften,
München, Theresienstr. 76.
München, 17. Dezember 1912.
Der K. Akademie der Wissenschaften und Ihnen, mein lieber
Herr Präsident, danke ich herzlichst für die warme Teilnahme
und für die meinem geliebten Herrn Vater gewidmeten Worte
treuer Verehrung. Die Akademie der Wissenschaften darf
meines regen Interesses und meiner ernsten Sorge um die
Förderung ihrer hohen Ziele versichert sein.
Ludwig, Prinzregent.
Adresse
an das korrespondierende Mitglied, Wirkl. Geh. Oberregierungs-
rat Arthur Au wer s in Berlin anläßlich der Feier seiner vor
fünfzig Jahren erfolgten Doktorpromotion.
Hochgeehrter Herr Kollege!
Zur Feier des Tages, der an Ihre von fünfzig Jahren er-
folgte Promotion zum Doktor erinnert, sendet die K. B. Aka-
demie der Wissenschaften herzliche Glückwünsche.
Schon vor dreißig Jahren hat sie Ihre Verdienste um die-
jenige Wissenschaft, der Sie Ihr Leben geweiht haben, durch
Ihre Wahl zum Mitglied der mathematisch-physikalischen Klasse
anerkannt. Sie konnte also Ihre glänzenden Erfolge um so
freudiger begrüßen, als sie einem der Ihren beschieden waren.
Der Beginn Ihrer Laufbahn zeigt bereits deutlich den Weg
an, den Sie mit bewundernswerter Energie durch Ihr ganzes
Leben in Ihrer wissenschaftlichen Betätigung und Forschung
verfolgt haben. Sie sahen schon sehr früh ein, daß ein Fort-
160 Adressen
schritt in dem größten Problem der Astronomie: „Einsicht in
die Beschaffenheit der Welt, die unser Planetensystem umgiebt",
zu erhalten, in erster Linie durch möglichst exakte Festlegung
der Örter der außerplanetarischen Weltkörper gewonnen werden
kann. Ihre Bemühungen waren deshalb auf die Sicherstellung
dessen, was die Beobachtungen in Vergangenheit und Gegen-
wart ergeben, gerichtet und mit sicherem Blick haben Sie die
wichtigsten hierbei auftretenden Probleme als solche erkannt.
Wenn der große Bessel bei Errichtung des Fundaments
der neueren Astronomie die Beobachtungen des Greenwicher
Astronomen Bradley als einen der Eckpfeiler erkannte, auf
den sich das ganze Gebäude stützen mußte, so blieb Ihnen
nicht verborgen, daß dieser Eckpfeiler noch fester und sicherer
angelegt werden kann, als es aus mancherlei Gründen durch
Bessel geschehen konnte. So ist denn Ihr großes Werk,
welches die Resultate der Bradley'schen Beobachtungen ent-
hält, im wahren Sinne ein fundamentales geworden, das noch
in den entferntesten Zeiten seine Bedeutung behalten wird.
Nur andeutungsweise kann hier daran erinnert werden,
wie Sie den ungeheuren Beobachtungsschatz, der mit Bradley
angehäuft worden ist, von den anhaftenden Schlacken zu rei-
nigen bestrebt waren, wie Sie dabei einige große Lücken nicht
nur aufdeckten, sondern auch ihre Ausfüllbarkeit erkannten
und ihre Beseitigung sofort in die Hand nahmen, soweit natür-
lich dies möglich war. Ihrer Initiative, Ihrer bewunderns-
würdigen Arbeitskraft ist es in erster Linie zu verdanken, daß
das große Werk der „Astronomischen Gesellschaft", ihr Zonen-
katalog, zu Stande gekommen ist, an dem unter Ihrer Leitung
und Mitarbeit ein Menschenalter gearbeitet hat.
In gleich glänzender Weise, nun aber in einem Ihren
Namen tragenden großen, sechs Bände umfassenden Werke
bewährte sich Ihre Fähigkeit, ein fast unübersehbares Beob-
achtungsmaterial zu bearbeiten und seinen wissenschaftlichen
Inhalt ganz auszuschöpfen. Den Astronomen der letzten vierzig
Jahre ist das seltene Glück zu Teil geworden, zwei Vorüber-
gänge der Venus vor der Sonnenscheibe beobachten zu können.
Adressen 161
Freilich mußten sie zur wissenschaftlichen Ausbeutung dieses
seltenen Phänomens weit entfernte Gegenden aufsuchen, lange
Vorbereitungen waren nötig, große Mittel erforderlich, die der
Einzelne nicht aufbringen konnte. Mit Erfolg wurde die Hilfe
des jungen Deutschen Reichs erbeten und wurden die Vorbe-
reitungen getroffen. Es wird nicht vergessen werden, daß Sie
bei allen diesen Aktionen in wissenschaftlicher wie admini-
strativer Richtung der leitende Mittelpunkt waren, von dem
all' die verzweigten Fäden, die die beiden großen Unterneh-
mungen der Jahre 1874 und 1882 umspannten, ausgingen,
und als das Werk gelungen war, waren Sie wiederum der-
jenige, der das riesige Material an gewonnenen Beobachtungen
sichtete und verarbeitete. Welche Unsumme von Arbeit Sie
dabei durch Jahrzehnte geleistet haben, kann nur ermessen,
wer einen Einblick in die Einzelheiten Ihres großen Werkes
genommen. Alle Ihre Fachgenossen wissen, daß diese Arbeit
nicht umsonst gewesen ist. Hat sie neben vielen Einzelresul-
taten doch den relativen Wert vieler wichtiger Beobachtungs-
methoden, wie auch der anzuwendenden instrumentellen Hilfs-
mittel so scharf beleuchtet, daß eine tiefere Einsicht in viele
der wichtigsten Fragen der praktischen Astronomie gewonnen
wurde.
Noch stehen Sie mitten in einem großen astronomischen
Unternehmen, das Ihre Bemühungen um die Fixsternastronomie
in großartiger Weise zusammenfassend krönen soll. Möchte
es Ihnen vergönnt sein, hier noch lange in ungeschwächter
Kraft zum Heile der Wissenschaft zu wirken und gestützt
durch die Erinnerung an eine ruhmvolle wissenschaftliche Ver-
gangenheit hoffnungsfreudig in die Zukunft "zu sehen.
München im Juni 1912.
Heigel
Präsident.
K. Goebel
Sekretär der math.-phys. Klasse.
Jahrbuch 1912.
162 Adressen
Auf diese Adresse antwortete A. Au wer s:
Berlin-Lichterfelde, 30. Juni 1912.
An die Königlich Bayerische Akademie
der Wissenschaften.
Die Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften hat
mich bei der 50. Wiederkehr des Jahrestages meiner Doktor-
promotion durch eine Glückwunschadresse überrascht und er-
freut, in der meinen Bestrebungen, der erkorenen Wissenschaft
zu dienen und ihr nützliche Beiträge zuzuführen, in freundlich
anerkennenden Worten gedacht wird.
Indem ich der Königlichen Akademie für diesen Glück-
wunsch aufrichtigen Dank sage, sehe ich gerne auf die dreißig
Jahre zurück, während welcher ich die Ehre und die Freude
gehabt habe, mit der Königlichen Akademie in Verbindung
zu stehen und an ihrem regen wissenschaftlichen Leben, wenig-
stens empfangend, Anteil zu nehmen. Gerne und dankbar er-
innere ich mich auch daran, wenn die Adresse einer der um-
fangreichsten meiner Arbeiten besonders gedenkt, daß es
Münchener, von wissenschaftlicher Erkenntnis geleitete Kunst-
fertigkeit gewesen ist, die es mir ermöglicht hat, diese Arbeit
so anzuordnen und durchzuführen, daß ihr Ergebnis nicht
allzuweit von dem erstrebten Ziele entfernt geblieben ist:
wenn Ihr unvergeßlicher Fraunhofer der Gesamtheit der Astro-
nomie ein Wohltäter gewesen ist, so fühle ich selbst mich
ihm und den Werken seiner leider so viel zu früh erlahmten
Hand zu ganz besonderm Dank verpflichtet.
In aufrichtig kollegialischer Gesinnung verbleibe ich
der Königlichen Akademie korrespondierendes Mitglied
A. Auwers.
Adressen 163
Adresse
aus Anlaß der 250. Stiftungsfeier der Royal Society in London.
Der Königlichen Gesellschaft zu London, gegründet
zu einer Zeit, in welcher nur im Geburtslande der neueren
Kultur und auch hier nur als eine ephemere Schöpfung fürst-
licher Gunst (der besonders von Schülern Galileis gebildete
„Ciinento" in Florenz) eine Akademie zur Pflege der exakten
Wissenschaften entstand, und seitdem durch ihre Tätigkeit
ununterbrochen einen eminenten Einfluß auf die Fortschritte
in der Erforschung der Natur ausübend, sendet hiemit zu ihrem
250 jährigen Wiegenfeste eine um 100 Jahre jüngere Schwester,
die Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften zu Mün-
chen, ihre aufrichtigsten Glückwünsche.
München im Juli 1912.
Heigel
Präsident.
K. Goebel
Sekretär der math.-phys. Klasse.
Glückwunschtelegramme :
Der Universität Lemberg entbietet die Königlich Baye-
rische Akademie der Wissenschaften zu ihrer 250. Jubelfeier
Gruß und Heil.
Möge ihr wie bisher so auch in dem neuen Abschnitt
ihrer Entwicklung reges Leben und kräftige Mitarbeit an den
Problemen der Wissenschaft beschieden sein.
Heigel.
Dem Naturwissenschaftlichen Verein für Steier-
mark spricht die Königlich Bayerische Akademie der Wissen-
schaften zur Feier seines fünfzigjährigen Bestandes die herz-
lichsten Glückwünsche für sein ferneres Gedeihen aus.
Heigel.
11*
1 64 Adressen
Dem Böhmischen Mathematisch - physikalischen
Verein spricht die Königlich Bayerische Akademie der Wissen-
schaften zur Feier seines fünzigjährigen Bestandes die besten
Glückwünsche aus.
Heigel.
Glückwunschschreiben
an die Academy of Natural Sciences of Philadelphia.
München, den 5. März 1912.
Die Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften
bedauert zur Hundertjahrfeier der ältesten naturwissenschaft-
lichen Gesellschaft der Vereinigten Staaten keinen Vertreter
schicken zu können. Verknüpfen sie doch mit ihr nicht nur
die allgemeinen, völkerverbindenden Interessen der Wissenschaft,
sondern auch seit vielen Jahren ein reger, stets mit Freude
entgegengenommener Austausch der Gelehrten Schriften.
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften beglück-
wünscht die Academy of Natural Sciences zu der eifrigen
Arbeit, die sie in ihren „Proceedings" und im „Journal" seit
langem für die Wissenschaft leistet und wünscht ihr eine ge-
deihliche und kräftige Weiterentwicklung.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Heigel
Präsident.
Medaillen -Verleihung 165
Die grosse silberne Medaille der Akademie der Wissen-
schaften „Bene merenti"
wurde im Jahre 1912 verliehen
Herrn Karl Jauß in Fürstenfeldbruck,
„ R. Grant Brown J.C.S. in Kindat (Birma,
Britisch-Indien),
„ Dr. Lothar v. Wiedenfeld in Silberkopf bei
Ratibor.
Dieselbe Medaille in Bronze
wurde verliehen
Herrn Rudolf Markgraf in Senures im Fajum,
Dr. Carl Curt Hosseus in Reichenhall.
166
Verzeichnis der gelehrten Gesellschaften und Institute,
welche Schriften der Akademie im Austausch erhalten:
Aachen, Geschichtsverein.
Aarau, Historische Gesellschaft des Kantons Aargau.
Abbeville. Societe d'fimulation.
Aberdeen, University.
Acireale, R. Accademia di Scienze, Lettere e Arti.
Adelaide, R. Geographical Society of Australasia.
— R. Society of South Australia.
Agram, Südslavische Akademie der Wissenschaften.
— Kroatische Archäologische Gesellschaft.
— Kroatische Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Aix, Societe d'Etudes Proveneales.
— Bibliotheque de l'Universite.
Albany, Department of Agriculture (New- York State).
— Education Department of the State of New- York.
Albuquerque, University Library of New-Mexico.
Allegheny, Observatory of the University of Pittsburgh.
Altenburg, Geschichts- und Altertumsforscher -Vereins des Osterlandes.
— Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes.
Amani (Deutsch-Ostafrika), Biologisch -Landwirtschaftliches Institut.
Amiens, Academie.
— Societe des Antiquaires de Picardie.
Amsterdam, K. Academie van wetenschappen.
— K. N. aardrijkskundig genootschap.
— Wiskundig genootschap (Societe de Mathematique).
— K. Zoologisch genootschap.
Annaberg, Verein für Geschichte von Annaberg.
Ansbach, Historischer Verein für Mittelfranken und K. Kreisbibliothek.
Antwerpen, Societe d'Astronomie d'Auvers.
Aschaffenburg, K. Gymnasium.
Athen, Bibl. de l'Ecole francaise.
Berlin, K. Meteorologisches Institut.
— Jahrbuch über Fortschritte der Mathematik.
— Preußische Geologische Landesanstalt.
— Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums.
- K. Astronomisches Recheninstitut.
Athen, Wissenschaftliche Gesellschaft.
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 167
Augsburg, K. Real-Gymnasium.
— Historischer Verein für Schwaben und Neuburg
— Naturwissenschaftlicher Verein.
Aurillac, Societe des Lettres, Sciences et Arts.
Bagneres de Bigorre, Societe Ramond.
Baltimore, Peabody Institute.
— Chemical Society.
— Maryland Geological Survey.
— John Hopkins University.
Bamberg, K. Bibliothek.
— Naturforschende Gesellschaft.
— K. Altes Gymnasium.
— K. Neues Gymnasium.
— K. Lyzeum.
— Sternwarte.
— Historischer Verein.
Barbados (Westindien), Imp. Commission of Agriculture.
Barcelona, R. Academia de Ciencias y Artes.
— Institut d'Estudis Catalans.
Bar-le-Duc, Societe des Lettres, Sciences et Arts.
Basel, Historisch-Antiquarische Gesellschaft.
— Naturforschende Gesellschaft.
— Universitäts-Bibliothek.
Bastia (Corsica), Societe des Sciences hist. et natur.
Batavia, Bataviaasch genootschap van kunsten en wetenschappen.
— Magnet.-meteor. Observatorium.
— Natuurkund. vereenigung in Nederl. Indie.
Bayreuth, K. Gymnasium.
— Historischer Verein.
Belgrad, Serbische Akademie der Wissenschaften.
Bergen (Norwegen), Museum.
Berkeley, University.
Berlin, K. Akademie der Wissenschaften.
— Bibliothek des Auswärtigen Amtes.
— Archiv der Mathematik und Physik.
-- K. Bibliothek.
— Deutsche Chemische Gesellschaft.
— Deutsche Geologische Gesellschaft.
— Medizinische Gesellschaft.
— Deutsche Physikalische Gesellschaft.
— Physiologische Gesellschaft.
— K. Deutsches Archäologisches Institut.
— Kaiser Wilhelm-Institut.
168 Verzeichnis der Institute und Gesellschaften
Berlin, Verein zur Beförderung des Gartenbaus.
— Verein für Geschichte der Mark Brandenburg.
— Verein für die Geschichte Berlins.
— Zeitschrift für Instrumentenkunde.
Bern, Bibliothek.
— Universitäts - Kanzlei.
Besanqon, Societe d'fimulation du Doubs.
Beyrouth, Universite de St. Joseph.
Be'ziers, Societe Archeol., Scientif. et Litteraire.
Birmingham, Natural History and Philosophical Society.
Bistritz (Siebenbürgen), Deutsches Gewerbelehrlinginstitut.
Bologna, Accademia delle Scienze dell' Instituto.
— R. Deputazione di Storia patria per le prov. di Romagna.
Bombay, Meteorological department.
Bonn, Universitäts -Bibliothek.
— Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande.
Bordeaux, Societe de Geographie Commerciale.
— Societe des Sciences Physiques et Naturelles.
— Societe Linneenne.
Boston, Amer. Academy of Arts and Sciences.
— Society of Natural History.
— Public Library.
— Museum of Fine Arts.
Bourg, Societe d'fimulation.
Braunsberg, Lyceum Hosianum.
Braunschweig, Archiv der Stadt Braunschweig.
— Verein für Naturwissenschaften.
Bremen, Naturwissenschaftlicher Verein.
Breslau, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur.
Brisbane, R. Geographical Society.
Bromberg, Stadtbibliothek.
Brooklyn, Museum of the Brooklyn Institute of Arts and Sciences.
Brunn, Mährisches Landesmuseum.
— Deutscher Verein für die Geschichte Mährens und Schlesiens.
— Naturforschender Verein.
Brüssel, Academie R. de Medecine.
— Academie R. des Sciences.
— Bibliotheque R. de Belgique.
— Jardin Botanique de l'fitat.
— Musee du Congo Beige.
— Musee R. d'Histoire Naturelle de Belgique.
— Bibliothek des Polar-Instituts.
— Societe d'Archeologie.
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 16!)
Brüssel, Societe des Bollandistes.
— Societe Botanique de Belgique.
— Societe Chimique de Belgique.
— Societe' Entomologique de Belgique.
— Societe Beige de Geologie, de Paleontologie et d'Hydrologie.
— Societe Zoologique et Malacologique.
Bryn Mawr (Pennsylvania), College.
Budapest, Ungarische Akademie der Wissenschaften.
— Ungarische Ethnographische Gesellschaft.
— K. Ungarische Geographische Gesellschaft.
— K. Ungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften.
— Ungarische Volkswirtschaftliche Gesellschaft.
— Landesrabbinerschule.
— Ungarisches Nationalmuseum.
— Ungarische Geologische Reichsanstalt.
— Reichsanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus.
— K. Ungarische Ornithologische Zentrale.
Buenos Aires, Museo Nacional.
— Oficina Meteorologica Argentina.
— Sociedad cientifica.
— Deutsche Akademische Vereinigung.
Buffalo, Society of Natural sciences.
Buitenzorg, Department van Landbouw.
Bukarest, Academia Romäna.
— Observatorul astr. §i meteor.
— Societe des Sciences (Societatea de stiinta). ■
Caen, Societe Linneenne de Normandie.
Cairo, Institut Egyptien.
— Universite Egyptienne.
Calcutta, Meteorological Department.
— Indian Museum.
— Mathematical Society.
— Botanical Survey.
— Asiatic Society of Bengal.
Cambrai, Societe d'Emulation.
Cambridge (England), Observatory.
— Antiquarian Society.
— Philosophical Society.
Cambridge (Mass.), Museum of Comparat. Zoology.
— Astronomical Observatory.
Capstadt, Public Library.
Catania, Accad. Gioenia di scienze naturali.
— Societä degli spettroscopisti.
170 Verzeichnis der Institute und Gesellschaften
Catania, Societä di storia patria per la Sicilia Orientale.
Chalons s./S., Societe d'Histoire et d'Archeologie.
Charkow, Societe Mathematique (Matemat. Obscestvo).
— Universitäts-Bibliothek.
Charlottenburg, Physikalisch-Technische Reichsanstalt.
Chäteau-Thierry, Societe Historique et Archeologique.
Cherbourg, Societe des sciences naturelles.
Chicago, Academy of Sciences.
— Deutsch-Amerikanische Historische Gesellschaft.
— University-Library.
— Field Museum of Natural History.
Christiania, Norske Geogr. Selskab.
— Universitäts-Bibliothek.
Chur, Historisch- Antiquarische Gesellschaft für Graubünden.
— Naturforschende Gesellschaft für Graubünden.
Cincinnati, Lloyd Library and Museum.
— Observatory (Mount Lookout).
— Society of Natural History.
— University-Library.
Clarement (Californien), Pomona College.
Clermont-Ferrand, Bibliotbeque Universitaire.
Cleveland, Archaeol. Institute of America.
Colmar, Naturhistorische Gesellschaft.
Colombo (Ceylon), Museum.
Columbia (Missouri), University-Library.
Como, Soeieta Storica Comense.
Concarneau, Laboratoire maritime.
Cordoba (Argentinien), Academia Nacional de Ciencias.
Czernowitz, Akademische Lesehalle.
— Universitäts - Bibliothek.
Danzig, Westpreußischer Geschichtsverein.
— Naturforschende Gesellschaft.
— K. Technische Hochschule.
Darmstadt, Historischer Verein für Hessen (durch die Hofbibliothek).
— Großh. Haus- und Staatsarchiv.
Davenport (Jowa V. St.), Academy of Natural Sciences.
Denver (Colorado), Col. Scientific Society.
Des Moines (Jowa V. St.), Geological Survey.
Dessau, Verein für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde.
Dijon, Academie des Sciences.
Donaueschingen, Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar.
Douai, Societe d'Agriculture, Sciences et Arts.
— Union Geogr. du Nord de la France.
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 171
Draguignan, Societe d'fitudes Scientifiques et Archeologiques.
Dresden, K. Sächsischer Altertunisverein.
— K. Sächsischer Landes -Wetterwarte.
— Flora, K. Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau.
— Redaktion des „Journal für praktische Chemie".
— Verein für Erdkunde.
— Verein für die Geschichte Dresdens.
Drontheim, Norske Widenskabens-Selskab.
Dublin, Royal Irish Academy.
— Royal Dublin Society.
Dtinkirchen, Societe Dunkerquoise.
— Pollichia.
Edinburgh, R. College of Physicians.
— R. Botanic Garden.
— Observatory.
— Botanical Society.
— R. Scottish Geographical Society.
— R. Society.
— Geological Society.
— Mathematical Society.
— R. Physical Society.
Eichstätt, K. Gymnasium.
Einbeck, Verein für Geschichte und Altertümer.
Eisenach, Gymnasium.
Eisenberg (S. A.), Geschichts- und Altertumforscher- Verein.
Eisleben, Verein für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld.
Emden, Naturforschende Gesellschaft.
— Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt, Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
— Verein für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt.
Erlangen, K. Gymnasium.
— K. Universitäts- Bibliothek.
Florenz, R. Accademia dei Georgofili.
— Biblioteca Nazionale.
— Societä Asiatica Italiana.
Frankfurt a. M., Senkenbergische Naturforschende Gesellschaft.
— Verein für Geschichte und Altertumskunde.
— Physikalischer Verein.
Frankfurt a. 0., Naturwissenschaftlicher Verein für den Regierungsbezirk
Frankfurt a. 0.
Frauenfeld (Schweiz), Thurgauische Naturforschende Gesellschaft.
Freiburg i. Br., Naturforschende Gesellschaft.
— Breisgau -Verein „ Schau ins Land".
172 Verzeichnis der Institute und Gesellschaften
Freiburg i. Br., Kirchengeschichtlicher Verein.
— Universitäts-Bibliothek.
Freiburg (Schweiz), Universitäts-Bibliothek.
Freising, K. Realschule.
Friedberg (Hessen), Geschieh ts verein.
Friedrichshafen, Verein zur Geschichte des Bodensees.
Fürth, K. Gymnasium.
Fulda, Verein für Naturkunde.
Geestemünde, Männer vom Morgenstern.
Geneva (New York V. St.), Agricultural Experiment Station.
Genf, Conservatoire et Jardin Botanique.
— Institut National Genevois.
— Journal de Chimie, Physique.
— Societe d'Histoire et d'Archeologie.
— Societe de Physique et d'Histoire Naturelle.
— Universität.
Gent, Vlaamsche Akademie van tal - en letterkunde.
Genua, Museo Civico di Storia Naturale.
Giessen, Oberhessischer Geschichtsverein.
— Gesellschaft für Erd- und Völkerkunde Gießen.
-- Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
— Universitäts-Bibliothek.
Glasgow, Geological Society.
Görlitz, Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften.
— Naturforschende Gesellschaft.
Göttingen, K. Gesellschaft der Wissenschaften.
— Universitäts-Bibiothek.
Gothenburg, Gesellschaft der Wissenschaften.
Granville (Ohio), Scientific Association of Denison University.
Graz, Universitäts-Bibliothek.
— Historischer Verein für Steiermark.
— Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark.
Greifswald, Rügisch-Pommerscher Geschichtsverein.
— Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern.
Greiz, Verein der Naturfreunde.
Grenoble, Academie Delphinale.
— Universite.
Grimma, Fürsten- und Landesschule.
Groningen, Astronomisches Laboratorium.
Guben, Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde.
Gue'ret, Societe des Sciences Naturelles et Archeologiques.
K. Instituut voor de taal-, land- en volkenkunde von Nederlandsch-
Indie.
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 173
Haarlem, Hollandsche Maatschappij der Wettenschappen.
— Musee Teyler.
Habana, Sociedad economica de amigos del pais.
Hall (Tirol), K. K. Franz-Josef-Gymnasium.
Hall (Württemberg), Historischer Verein für die Württembergischen
Franken.
Halle, Kaiserl. Leop.-Karol. Deutsche Akademie der Naturforscher.
— Deutsche Morgenländische Gesellschaft.
— Thüringisch -Sächsischer Verein für Erforschung des vaterländischen
Altertums.
Halle a. S., Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen.
— Universitäts- Bibliothek.
Hamburg, Mathematische Gesellschaft.
— Deutsche Seewarte.
— Verein für Hamburgische Geschichte.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
— Verein für Naturwissenschaftlicher Unterhaltung.
Hanau, Geschichts verein.
— Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde.
Hannover, Naturhistorische Gesellschaft.
— Verein für Geschichte der Stadt Hannover.
— Historischer Verein für Niedersachsen.
Hanoi, Ecole Francaise de l'Extreme-Orient.
Hartford (Connect.), Geological and Natural History Survey.
Heidelberg, Akademie der Wissenschaften.
— Grofih. Sternwarte.
— Universitäts-Bibliothek.
— Naturhistorisch-Medizinischer Verein.
Helgoland, Biologische Anstalt.
Helsingfors, Finnische Gesellschaft der Wissenschaften.
— Finnische Altertumsgesellschaft.
— Institut Meteorologique Central.
— Finnische Litteraturgesellschaft.
— Suomen Historiallinen Seura.
— Sällskapet för Finl. geografi (Gesellschaft zur Erforschung der Geo-
graphie Finnlands).
— Finnländische Gesellschaft der Wissenschaften (Societas Scientiarum
Fennica).
— Societas pro fauna et flora Fennica.
Hermannstadt, Verein für Siebenbürgische Landeskunde.
— Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften.
Herzogenburg, Stifts-Bibliothek.
Hildburghausen, Verein für Sachsen-Meiningische Geschichte.
174 Verzeichnis der Institute und Gesellschaften
Hobart Town, R. Society of Tasmania.
Hohenleuben, Voigtländischer Altertumsforscher -Verein.
Igl6, Ungarischer Karpathen- Verein.
Indianopolis, Acadeniy of Sciences.
Ingolstadt, Historischer Verein.
Innsbruck, Ferdinandeura.
-- Naturwissenschaftlich-Medicinischer Verein.
Irkutsk, K. Geographische Gesellschaft (Ostsibirische Abteilung).
Ithaca, Journal of Physical Chemistry.
Jassy, Societatea de Stinti.
— Societe des Medecins et Naturalistes.
Jekaterinburg, Oural-Societe d'Amateurs des Sciencees Naturelles.
Jena, Medizinal-Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
— Verein für Thüringische Geschichte und Altertumskunde.
— Naturwissenschaftliche Wochenschrift.
Johannesburg, Geological Society of South Africa.
Jurjew, Gelehrte Estnische Gesellschaft.
— Naturforscher-Gesellschaft an der Kaiserlichen Universität.
— Universitäts-Bibliothek.
Kahla, Verein für Geschichte und Altertumskunde.
Karlsruhe, Direktion der Badischen Sammlungen für Altertums- und
Völkerkunde.
— Großh. Technische Hochschule.
— Badische Historische Kommission.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
Kasan, Physikalisch-Mathematische Gesellschaft.
— Gesellschaft der Naturforscher.
— Universitäts-Bibliothek.
Kassel, Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde.
— Verein für Naturkunde.
Kaufbeuren, Verein „ Heimat".
Kempten, K. Gymnasium.
Kew bei London, R. Botanical Garden.
Kiel, Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte.
— Universitäts-Bibliothek.
— Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein.
— Anthropologischer Verein in Schleswig-Holstein.
Kiew, Polytechnisches Institut Kaiser Alexander IL
— Gesellschaft der Naturforscher (Universität).
— Ukrainische Gesellschaft der Wissenschaften (Medizinische Sektion).
— Universität.
Klagenfurt, Landesmuseum.
Klausenburg, Siebenbürgischer Museums-Verein.
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 175
Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln.
— Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde.
Königsberg (Preußen), Physikalisch-Ökonomische Gesellschaft.
— K. Universitäts-Bibliothek.
— K. Universitäts-Sternwarte.
Konstantinopel, Institut d'Histoire Ottomane.
Kopenhagen, Akademie der Wissenschaften.
— Carlsberg -Laboratorium.
— Botanisk Haves Bibliothek.
— Gesellschaft für Nordische Altertumskunde.
— Kommissionen for Havunders gelser.
— Astronomisches Observatorium.
Krakau, Kaiserl. Akademie der Wissenschaften.
— Historische Gesellschaft.
— Numismatische Gesellschaft.
Laibach, Musealverein für Krain.
Landau, K. Gymnasium.
Landsberg a. L., K. Realschule.
Landshut, Historischer Verein.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
Langres, Societe Historique et Archeologique.
Lausanne, Redaction des „Bulletin".
— Societe d'Histoire de la Suisse Romande.
— Societe Vaudoise des Sciences Naturelles.
Laval, Commission Historique et Archeologique.
Lawrence, University of Kansas.
Le Hävre, Societe Havraise d'Etudes diverses.
Leiden, Maatschappij der nederl. letterkunde.
— s'Rijks Herbarium.
— Sternwarte.
— Uni versitäts- Bibliothek.
Leipzig, Redaktion der „Beiblätter" zu den „Annalen der Physik".
— K. Gesellschaft der Wissenschaften.
— Gesellschaft für Erdkunde.
— Fürstl. Jablonowskische Gesellschaft.
Leisnig (Sachsen), Geschichts- und Altertumsverein.
Le Mans, Academie Int. de Geographie Botanique.
Lemberg, Sevcenko-Gesellschaft.
— Towarzystwo dla popierania nanki polskiej (Societe pour l'avancement
des sciences.
— Universitäts- Bibliothek.
— Verein für Volkskunde.
Leoben, K. K. Montanistische Hochschule.
176 Verzeichnis der Institute und Gesellschaften
Lexington, Transylvania University (Kentucky).
Lille, Commi8sion Historique du Nord.
— Societe Geologique du Nord.
— Bibliotheque de l'Universite.
Lincoln, University of Nebraska Library.
Linz, Museum Franciaco-Carolinum.
Lissabon, Academie des Sciences de Portugal.
— Commissäo do Servico Geologico.
— Sociedade de Geographia.
Löwen, Redaction von „La Cellule".
— Universite Catholique.
— Societe Scientifique de Bruxelles.
Lohr, K. Gymnasium.
London, British Academy.
— British Astronomical Association.
— „The llluminating Engin eer".
— R. Institution of Great Britain.
— India Office.
— R. Patent Office Library.
— Royal Society.
— R. Society of Arts.
— R. Astronomical Society.
— Chemical Society.
— Faraday Society.
— R. Geographical Society.
— Geological Society.
— Society of Chemical Industry.
— Linnean Society.
— Mathematical Society.
— Microscopical Society.
— Zoological Society.
Lons-le- Saunier, Societe d'Emulation.
Lucca, Accademia delle Scienze, Lettere ed Arti.
Ludwigshafen, K. Oberrealschule.
Lübeck, Naturhistorisches Museum.
Lüneburg, Museumsverein.
Ltittich, Societe Archeologique Liegeois.
— Societe Geologique de Belgique.
— Societe Royale des Sciences.
— Institut Botanique de l'Universite.
— Societe de litterature wallone.
Lund, Kulturhist. förening och Museum.
— Red. v. „Botaniska Notiser".
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 177
Lund, Universität.
Luxemburg, Institut Grand-D ucal.
— Societe des Naturalistes Luxembergeois.
Luzern, Naturforschende Gesellschaft.
— Historischer Verein der 5 Orte etc.
Lyon, Academie des Sciences, Beiles Lettres et Arts.
— Comite du „Bulletin".
— Museum des Sciences Naturelles.
— Societe d'Agriculture, Hist. Nat. et Arts Utiles.
— Societe Linneenne.
— Societe Litteraire, Historique et Archeologique.
— Universite.
Mäcon, Academie.
Madison, Wisconsin Academy of Sciences.
— Wisconsin Geological and Natural History Survey.
Madras, Government Museum.
— Kodaikanal and Madras Observatories.
Madrid, R. Academia de ciencias exactas.
— R. Academia de la Historia de Espafia.
— Sociedad Espaiiola de Fisica y Quimica.
Magdeburg, Museum für Natur- und Heimatkunde.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
Mailand, R. Instituto Lambardo di Scienze, Lettere et Arti.
— Biblioteca Nazionale.
— R. Osservatio Astronomico di Brera.
— Societä Italiana di Scienze Naturali.
— Societä Storica Lombarda.
Mainz, Altertums -Verein .
Manchester (England), Literary and Philosophical Society.
— Victorian - University Library.
Mannheim, Altertumsverein.
— Verein für Naturkunde.
Mantua, Accademia Virgiliana.
Marburg, Universitäts-Bibliothek.
— Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften.
Maredsous (Belgien), Abbaye.
Marnheim (Pfalz), Realanstalt am Donnersberg.
Marseille, Faculte des Sciences.
— Museum d'Histoire Naturelle.
Meiningen, Hennebergischer Altertumsforscher -Verein.
— Öffentliche Bibliothek.
Meissen, Fürsten- und Landesschule St. Afra.
— Verein für Geschichte der Stadt Meißen.
Jahrbuch 1912. ^
178 Verzeichnis der Institute und Gesellschaften
Melbourne, National Museum.
— R. Society of Victoria.
Metten, K. Gymnasium.
Metz, Academie des Sciences.
— Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Altertumskunde.
— Verein für Erdkunde.
Mexico, Instituto Geolögico.
— Museo Nacional.
— Observatorio Meteorologico Magnetico Central.
— Sociedad Cientifica „Ant. Alzate".
— Sociedad Geologica Mexicana.
— Sociedad Mexicana de Historia natural.
Middelburg, Seeländische Gesellschaft der Wissenschaften.
Milwauke, Public Museum.
Minneapolis (Minnesota), Minnesota Academy of Sciences.
— Geological and Natural History Survey.
Missoula, University Library of Montana.
Mitau, Kurländische Gesellschaft für Litteratur und Kunst.
Modena, R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti.
— Societä dei Naturalisti e Matematici.
Mölln, Verein für Geschichte des Herzogtums Lauenburg.
Montbeliard, Societe d'ßmulation.
Montevideo, Museo de Historia Natural.
Montpellier, Academie des Sciences et Lettres.
— Societe Archeologique.
— Societe de Geographie.
Montreal, Numismatic and Antiquarian Society.
Moskau, Archäologische Gesellschaft.
— Historisch -Antiquarische Gesellschaft.
— Mathematische Gesellschaft.
— Lazarevsches Institut für Morgenländische Sprachen.
— Societe des amis d'Histoire Naturelle, d' Anthropologie et d'Ethno-
graphie.
— Societe Imperiale des Naturalistes.
— Universitäts • Bibliothek.
Mount- Hamilton, Lick Observatory.
Mtihlhausen i. E., Historisches Museum.
München, Anthropologische Gesellschaft.
— K. Ludwigs-Gymnasium.
— K. Luitpold-Gymnasium.
— K. Maximilians-Gymnasium.
— K. Theresien-Gymnasium.
— K. Wilhelms Gymnasium.
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 179
München, K. Witteisbacher Gymnasium.
— K. Realgymnasium.
— K. Hof- und Staats-Bibliothek.
— Konsulat der Vereinigten Staaten von Brasilien.
— K. Technische Hochschule.
— Metropolitan -Kapitel.
— Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und
Technik.
— K. Luitpold- Kreis -Oberrealschule.
— K. Gisela -Kreis -Realschule.
— K. Ludwigs -Kreis -Realschule.
— K. Maria Theresia -Kreis -Realschule.
— K. Universitäts- Bibliothek.
— Aerztlicher Verein.
— Historischer Verein von Oberbayern.
— K. Meteorologische Zentralstation.
Münnerstadt, K. Gymnasium.
Münster, Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst.
— Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens.
Nancy, Academie de Stanislas.
— Societe d'Arch. Lorraine et du Musee Historique Lorrain.
— Societe des Sciences.
Nantes, Societe des Sciences Naturelles de l'Ouest de la France.
Narbonne, Commission Archeologique.
Neapel, Instituto d'Incoraggiamento.
— Societä R. di Napoli.
— Stazione Zoologica.
Neisse, Philomathie.
Neuburg, K. Gymnasium.
— K. Kreisarchiv.
— K. Kreis-Bibliothek.
— Historischer Verein.
Neuchätel, Academie.
— Societe Neuchäteloise de Geographie.
— Societe des Sciences Naturelles.
Newcastle upon Tyne, North of England Institute of Mining and Me-
chanical Engineers.
New Haven, American Oriental Society.
— Yale University Library.
New- York, Academy of Sciences.
— American Philological Association.
— American Museum of Natural History.
— Botanical Garden Library.
180 Verzeichnis der Institute und Gesellschaften
New- York, Theological Seminary of America.
— American Geographical Society.
— American Jewish Historical Society.
— American Mathematical Society.
— Geological Society of America.
Nijmegen, Nederl. botan. Vereenigung.
Nimes, Academie.
Nizza, Societe des Lettres, Sciences et Arts.
Nürnberg, Stadtbibliothek.
— Naturhistorische Gesellschaft.
— K. Altes Gymnasium.
— - Germanisches Nationalmuseum.
— Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg.
Oberlin (Ohio), Oberlin College Library.
Odessa, Gesellschaft für Geschichte und Altertümer.
— Historisch-Philologische Gesellschaft an der Universität.
Offenbach, Verein für Naturkunde.
Orenburg, K. Russische Geographische Gesellschaft.
Orleans, Societe Archeologique de l'Orleanais.
Osnabrück, Verein für Geschichte und Landeskunde.
Ottawa, Department of Mines.
— R. Society of Canada.
Oxford, English Historical Review.
— Radclyffe Observatory.
Paderborn, Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens.
Padua, R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti.
— Accad. Veneto-Trentino-Istriana.
— Museo Civico.
Palermo, R. Accademia di Scienze, Lettere e Belle Arti.
— Circolo Matematico.
— Societe Siciliana di Scienze naturali.
— Societä di Scienze naturali ed eeonomiche.
Para (Brasilien), Museu Goeldi.
Parenzo, Societä Istriana di Archeologia et Storia Patria.
Paris, Academie de Medecine.
— Academie des Sciences.
— Bibliotheque Nationale.
— Comite International des Poids et Mesures (in Sevres).
— „Cosmos".
— Ecole Polytechnique.
— Institut Genera] Psychologique.
— Moniteur Scientifique.
— Musee Guimet.
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 181
Paris, Musee d'Historique Naturelle.
— Revue Historique.
— Revue des Questions Historiques.
— Societe d'Anthropologie.
— Societe Astronomique de France.
— Societe de Geographie.
— Societe Mathematique de France.
— Societe des liltudes Historiques.
— Societe Meteorologique de France.
— Societe de Philosophie.
— Societe Zoologique de France.
Parma, R. Deputazione di Storia patria.
Pasing, K. Progymnasium.
Passau, K. Kreis- und Studienbibliothek.
Pavia, Societä Pavese de Storia Patria.
Peradeniya (Ceylon), R. Botanic Gardens.
Perth, Geological Survey.
Peshavar (India), Archeological Survey of India.
Petersburg, Kais. Akademie der Wissenschaften.
— Berginstitut.
— Kais. Bibliothek.
— Comite Geologique.
— K. Russ. Archäologische Gesellschaft (Imp. Russk. Archeologiceskoje
obscestvo).
— Kais. Botanischer Garten.
— Kais. Russ. Geographische Gesellschaft.
— Kais. Russ. Mineralogische Gesellschaft.
— Physikalisch - Chemische Gesellschaft bei der Universität.
— K. Archäologische Kommission (Imp. Arch. Komissija).
— Kais. Universitäts-Bibliothek.
— Physikalisches Zentral-Observatorium Nicolas.
Philadelphia, Academy of Natural Sciences.
— College of Pharmacy.
— Franklin Institute.
— Pennsylvania Museum and School of Industrial Art.
— Geographical Society.
— Historical Society of Pennsylvania.
— American Philosophical Society.
— University.
Pirmasens, K. Gymnasium.
Pisa, Scuola Normale Superiore.
— Societä Toscana di Scienze naturali.
— Societä Italiana Fisica.
182 Verzeichnis der Institute und Gesellschaften
Pistoia, R. Deputatione di Storia Patria.
Plauen, Altertumsverein.
Plymouth, Marine Biological Association.
Poitiers, Societe d'Agriculture, Belles-Lettres, Sciences et Arts.
Portici, R. Scuola Superiore di Agricoltura (Laboratorio di Zoologia).
Porto, Accademia Polytechnica.
Posen, Historische Gesellschaft der Provinz Posen.
Potsdam, K. Preuß. Geodätisches Institut.
— Astrophysikalisches Observatorium.
Prag, Böhmische Kaiser Franz Josephs -Akademie.
— Gesellschaft zur Förderung Deutscher Wissenschaft, Kunst und
Litteratur in Böhmen.
— K. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften.
— K. Böhm. Landesarchiv.
— Lese- und Redehalle der Deutschen Studenten.
— Lotos, Deutscher Naturwissenschaftlich -Medizinischer Verein für
Böhmen.
— Museum des Königreichs Böhmen.
— Öechoslav. Museum.
— K. K. Sternwarte.
— Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
— Verein Böhmischer Mathematiker.
Pressburg, Verein für Natur- und Heilkunde.
Pulkowa, Nikolai - Hauptsternwarte.
Ravenna, Bollettino Storico Romagnolo.
Regensburg, Botanische Gesellschaft.
— K. Neues Gymnasium.
— Historischer Verein.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
Reimsk, Academie.
Reno (Nevada), University.
Riga, Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen.
— Naturforscher -Verein.
Rio di Janairo, Biblioteca nacional.
— Museu nacional.
— Observatorio.
Rochefort, Societe de Geographie.
Rochester, Academy of Science.
Rom, R. Accademia dei Lincei.
— Accademia Pontificiana dei nuovi Lincei.
— Biblioteca Apost. Vaticana.
— R. Comitato Geologico d'Italia.
— K. Deutsches Archäologisches Institut.
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 183
Rom, K. K. österr. Historisches Institut.
— British and American Archaeological Society.
— Societä Italiana delle Scienze (detta „dei 40").
— Societä Romana di Storia Patria.
— Societä Italiana per il Progresso delle Scienze.
— Specola Vaticana.
— R. Ufficio Centrale Meteorologico (al Collegio Romano).
Rosenheim, K. Gymnasium.
Rossleben, Klosterschule.
Rostock, Naturforschende Gesellschaft.
— K. Universitäts-Bibliothek.
Rotterdam, Bataafsch. genootschap d. proefonderwijsbeg.
Rouen, Academie des Sciences et lettres.
Rovereto, R. Accademia degli Agiati.
Saarbrücken, Historischer Verein für die Saargegend.
Saargemünd, Gymnasium.
St. Briene, Association Bretonne.
Saint ■Die', Societe Philomatique.
Saintes, Commission des Arts et Monuments Historiques.
St. Etienne, Societe d'Agriculture, Sciences . . .
Saint Louis, Academy of Science.
— Missouri Botanical Garden.
— Missouri Historical Society.
Salzburg, K. K. Staats-Gymnasium.
— Gesellschaft für Salzburgische Landeskunde.
Salzwedel, Altmärkischer Verein für Vaterländische Geschichte.
Sankt Gallen, Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
— Historischer Verein.
San Fernando (Cadiz), Instituto y Observatorio de Marina.
San Francisco, California Academy of Sciences.
Säo Paulo, Museu Paulista.
— Sociedade Scientifica.
Sarajevo, Landes-Museum.
Sassari, Biblioteca dell' Universitär
Schweinfurt, Magistrat.
— K. Realschule.
Schwerin, Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.
Sdniur en Auxois, Societe des Sciences Historiques et Naturelles.
Sendai, Kais. Universitäts-Bibliothek.
Sevres, Comite Internationale des Poids et Mesures.
Shanghai, North China Branch of the R. Asiatic Society.
Siena, Accademia dei Fisiocritici.
— Deputazione de la Storia Patria.
184 Verzeichnis der Institute und Gesellschaften
Simla, Indian Meteorological Department.
Sofia, Universität.
— Societe Archeologique Bulgare.
Sousse, Societe Archeologique.
Spalato, K. K. Archäologisches Museum.
Speier, Historischer Verein der Pfalz.
Stade, Verein für Geschichte und Altertümer der Herzogtümer Bremen
und Verden und des Landes Hadeln.
Stavanger, Museum.
Stettin, Gesellschaft für Pommersche Geschichte.
Stockholm, K. Svenska vetenskaps-akademien.
— K. Vitterhets Historie och Antik vitets Akademien.
— K. landtbruksakademie.
— Entomologiska föreningen.
— Geologiska förening.
— Nationalekon. föreningen.
— Schwedische Gesellschaft für Anthropologie und Geographie.
— Nordiska Museet.
— Reichsarchiv.
— Sveriges geologiska Undersökning.
Strassburg, Wissenschaftliche Gesellschaft.
— Universitäts-Bibliothek.
— Universitäts-Sternwarte.
Straubing, K. Gymnasium.
Stuttgart, K. Landesbibliothek.
— Statistisches Landesamt.
Sydney, Australian Museum.
— Linnean Society of New-South-Wales.
— R. Society of New-South-Wales.
— Geological Survey of New-South-Wales.
Tacubaya, Observatorio Astronom. Nacional.
Teddington, National Physical Laboratory.
Thorn, Copernikus- Verein für Wissenschaft und Kunst.
Tokyo, Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens.
— Geographical Society.
— Mathematico -Physical Society.
— Imperial Geological Survey of Japan.
— Universität.
Topeka, Kansas Academy of Science.
Toronto, Canadian Institute.
— R. Astronomical Society of Canada.
— University.
Toulouse, Academie.
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 185
Toulouse, Bibliotheque de l'Universite.
— Societe de Geographie.
Tours, Societe Archeologique de Touraine.
Trient, Bibliotheca e museo communale.
Triest, Museo Civico di Storia Naturale.
— R. Osservatorio Marittimo.
— Societä Adriatica di Scienze Naturali.
Tromsö, Museum.
Troppau, Franz-Joseph-Museum für Kunst und Gewerbe.
Tübingen, K. Universitäts - Bibliothek.
Tunis, Institut de Carthage.
Turin, Accademia d'Agricoltura.
— R. Accademia delle Scienze.
— Biblioteca Nazionale.
— Museo die Zoologia ed Anatomia Comparata.
— Societä Astronomia Italiana.
Uccle (Brüssel), Observatoire de Belgique.
— La Revue Congolaise.
Ulm, Verein für Kunst und Altertum (in Ulm und Oberschwaben).
— Verein für Mathematik und Naturwissenschaften.
Upsala, Vetenskap societeten.
— Universitäts - Bibliothek.
Urbana, Illinois State Laboratory of Natural History.
Utrecht, Historisch genootschap.
— Prov. Utr. Genootsch. van Kunstenen Wetenschappen.
— Nederl. Meteorol. Instituut.
— Observatoire Astron. d' Utrecht.
Vaduz, Historischer Verein für das Fürstentum Lichtenstein.
Veglia, Alt-Slavische Akademie.
Vendöme, Societe Archeologique Scientifique et Litteraire.
Venedig, Archivi Veneti.
— R. Istituto Veneto di Scienze.
— Ateneo Veneto.
Verona, Accademia.
— Museo Civico.
Vicenza, Accademia Olimpica.
Warschau, Prace Matematijczno-Fizijczne.
— Towarzystwo Naukowe.
Washington, Bureau of Education.
— Bureau of American Ethnology.
— Department of Agriculture.
— Smithsonian Institution.
— U. St. National Museum.
186 Verzeichnis der Institute und Gesellschaften
Washington, Astrophysical Observatory.
— U. St. Naval Observatory (Nautical Almanac Office).
— Surgeon Generals Office U. St. Anny.
— American Jewish Historical Society.
— Philosophical Society.
— U. St. Coast and Geodetic Survey (Deparment of Commerce and
labour).
— U. St. Geological Survey.
Weihenstephan, K. Akademie für Landwirtschaft und Brauerei.
Weimar, Grofih. Bibliothek.
— Thür. Botanischer Verein.
Wernigerode, Harzverein für Geschichte und Altertumskunde.
Wien, Kais. Akademie der Wissenschaften.
— Gesellschaft der Ärzte.
— Zoologisch -Botanische Gesellschaft.
— Naturhistorisches Hofmuseum.
— K. K. Sternwarte.
— Israelitisch -Theologische Lehranstalt.
— Mechitharisten-Kongregation.
— Geologische Reichsanstalt.
— v. Kuffner'sche Sternwarte.
— Verein zur Verbreitung Naturwissenschaftlicher Kenntnisse.
— Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.
Wiesbaden, Verein für Nassauische Altertumskunde.
— Verein für Naturkunde.
Wilhelmshafen, Kais. Observatorium.
Williams Bay, Yerkes Observatory.
Winterthur, Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Wladiwostock, Orientalisches Institut.
— Verein zur Erforschung des Amurgebietes.
Wolfenbüttel, Geschichtsverein für das Herzogtum Braunschweig.
Worms, Altertumsverein.
Würzburg, Physikalisch-Medizinische Gesellschaft.
— K. Altes Gymasium.
— Historischer Verein.
— K. Universität.
Wunsiedel, K. Realschule.
Zürich, Antiquarische Gesellschaft (Adr.: Stadtbibliothek}.
— Naturforschende Gesellschaft.
— Schweizer Geologische Kommission (Technische Hochschule).
— Schweizer Landesmuseum.
Verzeichnis der Institute und Gesellschaften 187
Zürich, Bibliothek des eidgenössischen Polytechnikums.
— Sternwarte.
— Universitäts- Bibliothek.
— Schweizerische Meteorologische Zentralanstalt.
— Physikalisches Institut.
Zweibrücken, K. Gymnasium.
Während des Druckes verstarb am 12. Februar 1913 das
ordentliche Mitglied der math. -physikalischen Klasse, Geheimer
Hofrat Dr. Hermann Ebert, Professor der Physik an der
K. Technischen Hochschule.
Akademische Buclidruckerei von F. Straub in München.
JAHRBUCH
*
DER
KÖNIGLICH BAYERISCHEN
AKADEMIE der WISSENSCHAFTEN
1913
MÜNCHEN
VERLAG DER K. B. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
IN KOMMISSION DES 0. FRANZ'SOHEN VERLAGS (J. ROTH)
1914
INHALT.
in
Satzung
Geschäftsordnung
Satzungen der Kommissionen
Historische Kommission
Urkunde über die Errichtung einer Witteisbacher Stiftung
für "Wissenschaft und Kunst
Kommission für die internationale Erdmessung .
Satzungen der Stiftungen
Savigny- Stiftung .
Liebig -Stiftung
Zographos- Fonds .
Münchener Bürgerstiftung
Cramer-Klett- Stiftung .
Thereianos - Stiftung
Hardj- Stiftung
Koenigs - Stiftung zum Adolf v. Baeyer-Jubiläum
Wilhelm Koenigs - Stiftung zur Förderung botanischer und
zoologischer Forschungen etc.
Georg Hitl'scher Fonds
Heinrich v. Brunck- Stiftung
Karl v. Dapper-Saalfels-Stiftung
Öffentliche Sitzung am 15. März 1913
Ansprache des Präsidenten .
Bewilligungen aus Stiftungen
Nekrologe . . . ' .
Öffentliche Sitzung am 15. November 1913.
Ansprache des Präsidenten
Verkündigung der Neuwahlen
Seite
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47
51
53
55
57
59
169
61
67
72
106
116
IV
Seite
Personalstand
Verwaltung 118
Ehrenmitglieder, ordentliche und außerordentliche Mitglieder 120
Auswärtige und korrespondierende Mitglieder . . .126
Besondere Kommissionen 131
Berichte und Protokolle der akademischen Kommissionen
Thesaurus linguae latinae 135
Mittelalterliche Bibliothekskataloge . . . .138
Historische Kommission 141
Corpus griechischer Urkunden . . . . . .147
Wörterbuch-Kommission 155
Adresse 171
Akademische Medaillen . . . 172
Verzeichnis der Tauschgesellschaften 173
Satzung und Geschäftsordnung
der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften.
Organisations • Urkunde
der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
vom 21. März 1827.
LUDWIG,
von Gottes Gnaden König von Bayern, etc. etc.
Wir haben Uns über die dermaligen Verhältnisse der
Akademie der Wissenschaften in München, welche von Un-
serem höchstseligen Regierungs- Vorfahrer dem Churfürsten
Maximilian dem III. nach ihrer ersten Stiftung bestätigt,*)
und von Unseres in Gott ruhenden Herrn Vaters, des Königs
Maximilian Joseph Majestät erneuert und neu errichtet
worden,**) Vortrag erstatten lassen, und verordnen, — auf
den Antrag Unseres Staats -Ministeriums des Innern nach
Vernehmung Unseres Staatsraths, wie folgt:
I. Die Akademie der Wissenschaften in München ist ein
unter dem Schutze des Königs stehender Verein von Gelehrten,
um die Wissenschaften zu pflegen, dieselben durch Forschungen
zu erweitern, und durch die vereinten Kräfte ihrer Mitglieder
Werke hervorzubringen, welche die Kraft eines einzelnen Ge-
lehrten übersteigen.
*) Der Stiftungsbrief vom 28. März 1759.
**) Durch Koristitutionsurkunde vom 1. Mai 1807.
Jahrbuch 1913.
2 Organisations-U.rkunde
IL Die Wirksamkeit der Akademie umfaßt das ganze Ge-
biet der allgemeinen Wissenschaften, insbesondere
1. Philosophie, Philologie, alte und neue Literatur;
2. Mathematik und sämmtliche Naturwissenschaften, na-
mentlich Physik, Chemie, Astronomie und die ver-
schiedenen Zweige der Naturgeschichte;
3. Geschichte, und zwar vorzüglich die vaterländische in
ihrem ganzen Umfange, mit ihren Hülfs Wissenschaften,
jedoch mit Ausnahme der politischen Geschichte des
Tages.
Ausgeschlossen sind von dem Wirkungskreise der Aka-
demie die besonderen positiven Wissenschaften, nämlich Theo-
logie, Jurisprudenz, Kameralistik und Medicin.
III. Nach den Hauptgegenständen ihrer Wirksamkeit theilt
sich die Akademie in drey Klassen, nämlich in
1. die philosophisch-philologische,
2. die mathematisch-physikalische, und
3. die historische Klasse.
IV. Das Personal der Akademie soll künftig bestehen aus
1. einem Vorstande,
2. drey Klassen-Sekretären,
3. einer verhältnissmässigen Anzahl sowohl ordentlicher
in München wohnender Mitglieder, als
4. ausserordentlicher oder Ehrenmitglieder, und
5. einer angemessenen Anzahl korrespondirender Mit-
glieder.
Diejenigen ordentlichen Mitglieder, welche ihren Wohn-
sitz in München aufgeben, treten in die Reihe der ausser-
ordentlichen Mitglieder ein.
Die dermaligen auswärtigen ordentlichen Mitglieder be-
halten zwar ihre bisherige Stellung zur Akademie, in Zukunft
können jedoch die ausser München wohnenden Individuen nur
in der Eigenschaft ausserordentlicher oder Ehrenmitglieder,
oder korrespondirender Mitglieder eintreten.
Organisation- Urkunde 3
V. Der Vorstand wird von sämmtlichen ordentlichen Mit-
gliedern der Akademie aus ihrer Mitte durch Stimmenmehrheit
gewählt, bedarf jedoch zur Ausübung seines Amtes Unserer
königlichen Bestätigung. Er bekleidet die ihm auf diese Art
übertragene Stelle jederzeit drey Jahre, ist aber jederzeit wieder
wählbar; die Funktion des aus der ersten Wahl hervorgehenden
Vorstandes wird sich jedoch ausnahmsweise nur auf zwey Jahre
erstrecken.*)
Der Vorstand wacht über die genaue Beobachtung der
Statuten und die Erfüllung der Pflichten eines jeden Mitgliedes
oder Angehörigen der Akademie.
Er führt in den allgemeinen Versammlungen, und, so oft
er es zuträglich findet, auch in den besonderen oder Klassen-
Versammlungen den Vorsitz; er kann ausserordentliche Ver-
sammlungen anordnen; er unterzeichnet alle Ausfertigungen
der Akademie, und hat überhaupt alle Befugnisse, so wie alle
Verpflichtungen eines Collegial- Vorstandes. Im Falle der Ab-
wesenheit oder sonstigen Verhinderung überträgt er die Ge-
schäfte des Vorstandes einem Klassen-Sekretär.
V. Die Klassen-Sekretäre werden aus den ordentlichen
Mitgliedern jeder Klasse und von denselben durch Stimmen-
mehrheit gewählt; diese Wahl muss Uns jedesmal angezeigt
werden, ohne, jedoch Unserer Bestätigung zu bedürfen. Die
Funktionen der Klassen-Sekretäre dauern jederzeit drey Jahre,
nach deren Abfluss eine neue Wahl statt findet, bey welcher
sie wieder wählbar sind. Die Klassen-Sekretäre geben in Ab-
wesenheit des Vorstandes die Gegenstände der Verhandlungen
in den Versammlungen ihrer Klassen an, führen das Protokoll
und die Correspondenz der Klasse, nehmen in Empfang, was
besonders an dieselbe gerichtet ist, verfassen die Ehren-Reden
auf die der Akademie durch den Tod entrissenen Mitglieder
*) Eine Kgl. Verordnung vom 22. November 1841 bestimmt, dato
der Vorstand der Akademie aus der Mitte der ordentlichen Mitglieder
vom König jeweils auf drei Jahre ernannt wird.
1*
4 Organisations-Urkunde
ihrer Klasse, und redigiren gemeinschaftlich die durch den
Druck bekannt zu machenden Jahres-Berichte der Akademie.
VII. Die erste dermalige Ernennung der ordentlichen
Mitglieder der Akademie wird unmittelbar von Uns aus-
gehen, für die Zukunft aber hat die Akademie ihre Mitglieder
durch freie Wahl mit Vorbehalt Unserer jedesmaligen Be-
stätigung zu ersetzen. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder
der Akademie setzen Wir für die Zukunft für jede Klasse auf
höchstens zwölf, daher im Ganzen mit Einschluss des Vor-
standes und der Klassen-Sekretäre auf sechs und dreissig
fest.*) Jeder, der künftig als ordentliches Mitglied der Aka-
demie aufgenommen werden soll, muss der gelehrten Welt
durch schriftstellerische Werke von anerkanntem Werthe oder
durch wichtige Entdeckungen bekannt, von unbescholtenem
Charakter und in München wohnhaft sein. Im Uebrigen ist
die Wahl ganz frey, und die Mitglieder der Akademie können,
unter den obigen Voraussetzungen aus der Klasse der Geist-
lichkeit, der Staatsdiener, des Militärstandes, der öffentlichen
Lehrer an der Universität und Studien-Anstalten und der Privat-
Gelehrten gewählt werden. Die Pflichten der ordentlichen Mit-
glieder liegen unmittelbar im Zwecke der Anstalt, ihre wesent-
liche Verbindlichkeit besteht in thätiger Mitwirkung an den
Arbeiten der Akademie und ununterbrochener Theilnahme an
*) Eine Kgl. Verordnung vom 20. April 1856 bestimmte:
I. Jede Klasse der Akademie ist befugt, zwölf ordentliche Mitglieder
zu zählen, welche das siebenzigste Lebensjahr noch nicht er-
reicht haben.
IL Die ordentlichen Mitglieder der drei akademischen Klassen, welche
das siebenzigste Lebensjahr bereits erreicht oder überschritten
haben , behalten alle als Akademiker bisher besessenen Rechte
und Befugnisse, sind jedoch nur zu jenen Arbeiten und Dienst-
leistungen verpflichtet, welche sie nach freiem Entschlüsse über-
nehmen wollen.
Durch Kgl. Verordnung vom 13. Juli 1809 wurde die Zahl der ordent-
lichen Mitglieder der mathematisch -physikalischen Klasse auf 18, die
der außerordentlichen auf 12, ferner durch Verordnung vom 10. Mai 1909
die Zahl der ordentlichen Mitglieder auf 24 erhöht.
Organisations-Urkunde 5
ihren Berathungen. Jedes Mitglied der Akademie hat bey seinem
Eintritte in dieselbe eine von ihm verfasste, des Druckes würdige
Inaugural-Abhandlung in öffentlicher Sitzung zu verlesen.
VIII. Zu Ehren- oder ausserordentlicheriMitgliedern
werden solche inländische oder auswärtige Individuen gewählt,
welche nach ihren Verhältnissen die Bedingungen zu ordent-
lichen Mitgliedern nicht erfüllen, aber sonst durch Rang oder
andere äussere Verhältnisse, verbunden mit wissenschaftlichen
Kenntnissen und Liebe zu den Wissenschaften, zur Beförderung
der Zwecke der Anstalt beytragen können *) Die Akademie
legt ihnen keine Pflicht auf, es steht ihnen frey, den Sitzungen
beyzuwohnen, und Abhandlungen vorzulesen, oder einzusenden,
welche, wenn sie des Druckes würdig befunden werden, in die
Denkschriften der Akademie aufzunehmen sind.
IX. Zu korrespondirenden Mitgliedern werden von
in- und ausländischen Gelehrten diejenigen ausersehen, welche
durch zweckmässige Mittheilungen über wissenschaftliche Gegen-
stände fortwährend der Akademie nützliche Dienste zu leisten
im Stande und bereitwillig sind.
X. Die ausserordentlichen sowohl, als die correspondirenden
Mitglieder werden von der Akademie selbst mit Vorbehalt
Unserer jedesmaligen Genehmigung gewählt.**)
XI. Jedem Mitgliede der Akademie steht der Austritt aus
diesem Verein frey; zur wirklichen Ausschliessung aber wird
Unsere ausdrückliche Sanktion erfordert.
XII. Nur jene Mitglieder der Akademie, welche zu öffent-
lichen regelmässigen Vorlesungen an der Ludwig-Maximilians-
Universität, an der polytechnischen Schule oder an anderen
ähnlichen Staats-Anstalten sich verpflichten, können in Zukunft
*) Die Geschäftsordnung vom 5. September 1866 trennt die Ehren-
mitglieder von den außerordentlichen Mitgliedern.
**) In der Geschäftsordnung vom 5. September 1866 ist die Höchst-
zahl der korrespondierenden Mitglieder nicht beschränkt.
I) Organisations-Urkunde
aus dem Fond der Akademie einen ständigen Gehalt erhalten.
Ausserdem werden Wir dem Vorstande und den Klassen-
Sekretären für die Dauer ihrer Funktionen angemessene jähr-
liche Remunerationen aus dem der Akademie zugewiesenen
Fond bewilligen.*)
XIII. Dem Vorstande und den Sekretären wird noch zur
Besorgung der Kanzleigeschäfte und zur Führung der Regie-
Rechnung ein Aktuar mit einem angemessenen Funktions-
Gehalte, und ein Kanzleygehülfe gegen Taggeld beygegeben.
Der Aktuar hat zugleich das Einlaufs-Tagebuch zu führen,
die Ausfertigungen der Akademie zu besorgen, und die Regi-
stratur derselben in Ordnung zu erhalten.**)
XIV. Das Staatsministerium des Innern (Sektion für die
Angelegenheiten der Kirche und des Unterrichts oder die hiefür
bestimmt werdende Stelle***), dem in Beziehung auf ihre äussere
Thätigkeit und Geschäfts- Verhältnisse, die Akademie als wissen-
schaftlicher Verein untergeordnet ist, kann, so oft es für noth-
wendig erachtet wird, das Gutachten der Akademie über wissen-
schaftliche Gegenstände, welches diese unentgeldlich zu geben
verpflichtet ist, erholen, auch wegen besonderer Beachtung
einzelner Gegenstände specielle Aufträge an dieselbe erlassen,
sowie hinwieder die Akademie berufen ist, wichtige und ge-
meinnützige Resultate ihrer Forschungen und Beobachtungen,
dann begründete Ansichten über wahrhaft dringende Bedürf-
nisse der im Artikel II bezeichneten Wissenschaften dem ge-
nannten Staatsministerium vorzulegen. Auch hat die Akademie
selbst durch Herstellung und Fortführung einer ununterbrochenen,
*) Zur Zeit erhält kein Akademiker als solcher einen ständigen
Gehalt aus dem Etat der Akademie. Der Vorstand bezieht 900 Mk.,
die 3 Klassensekretäre je 360 Mk. jährliche Remuneration.
**) Gegenwärtig hat die Akademie einen Syndikus, einen Rentamt-
mann, einen Kanzleisekretär, einen Kassensekretär und einen Diener für
die Kanzlei.
***) Jetzt „ Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-
angelegenheiten " .
Organisations-Urkunde 7
freyen, jedoch rein wissenschaftlichen Verbindung mit gelehrten
Instituten und Gesellschaften des In- und Auslandes die zur
Erreichung ihres Zweckes dienlichen Hilfsmittel zu vermehren.
XV. Die wissenschaftliche Thätigkeit der Akademie äussert
sich vorzüglich durch
1. Berathung,
2. Schrift und Druck,
3. Ermunterung.
XVI. Zum Behufe einer freyen wissenschaftlichen Be-
rathung sollen in gewissen Zeiträumen theils ordentliche all-
gemeine, theils Klassen-Sitzungen gehalten werden, in
welchen die von der allerhöchsten Stelle an die Akademie zum
Gutachten gebrachten Fragen berathen, die wichtigeren aus-
wärtigen Correspondenz-Nachrichten vorgelegt, die von den
einzelnen Mitgliedern verfassten Abhandlungen und Vorträge
gelesen, die Wahlen neuer Mitglieder vorgenommen, und
überhaupt alle zur gemeinsamen Berathung der Akademie
oder ihrer einzelnen Klassen geeigneten Gegenstände dis-
cutirt werden.*)
XVII. In jedem Jahre sollen zwey öffentliche, feyerliche
Sitzungen gehalten werden, nämlich am Namenstage des re-
gierenden Königs und am 28. März, als dem Tage der ersten
Stiftung dieses wissenschaftlichen Vereins. In diesen beyden
festlichen Versammlungen sollen, neben gedrängten Rechen-
schafts-Berichten über das Wirken der Akademie, Abhand-
lungen über wissenschaftliche Gegenstände von allgemeinerem
Interesse und Gedächtniss-Reden über ausgezeichnete verstorbene
Mitglieder vorgetragen werden.**)
XVIII. Die Mittheilung durch Schrift und Druck besteht
vorzüglich in der Herausgabe
*) Siehe Geschäftsordnung vom 5. September 1866, Titel „ Sitzungen
1 und 2\
**) Siehe Geschäftsordnung vom 5. September 1866 Titel „Sitzungen 3".
8 Organisations-Urkunde
1. der akademischen Denkschriften, in welche die
von Mitgliedern der Akademie verfassten wichtigeren
Abhandlungen aufzunehmen, jedoch dieselben zur Er-
leichterung des Absatzes in besondere, nach den ver-
schiedenen Klassen der Akademie geordnete Hefte zu
vertheilen sind;
2. der Sammlung der für die vaterländische Geschichte
wichtigen Urkunden, welche unter dem Namen
„Monumenta boica"
bekannt, und unter besonderer Berücksichtigung der
Städte-Urkunden mit Ausdehnung auf geschichtliche
Urkunden aus den neuerworbenen Gebietsteilen des
Königreiches fortzusetzen ist, und
3. einer Literatur-Zeitung unter geeigneter Mit-
wirkung anderer, nicht zur Akademie gehörender
Gelehrten.*)
XIX. Ermunternd wirkt die Akademie der Wissenschaften
vorzüglich
1. durch Ausschreibung wahrhaft interessanter wissen-
schaftlicher Preisfragen und Belohnung ihrer gelungenen
Lösung;
2. durch Zuerkennung akademischer Denkmünzen für ein-
gesendete gelungene Arbeiten.
XX. Indem Wir hierdurch Unserer Akademie der Wissen-
schaften die Hauptbestimmung ihrer künftigen Wirksamkeit
vorgezeichnet haben, tragen Wir derselben auf, eine auf diese
Bestimmungen gegründete Geschäftsordnung zu entwerfen, und
Uns zur Genehmigung vorzulegen.**)
*) Die Literaturzeitung („Gelehrte Anzeigen") hörte im Jahre 1860
auf zu erscheinen, an ihre Stelle traten „Sitzungsberichte", siehe Ge-
schäftsordnung, Titel „Sitzungsberichte".
**) Maßgebend ist gegenwärtig die Geschäftsordnung vom 5. Sep-
tember 1866.
Organisations-Urkunde 9
Gegenwärtige Verordnung soll durch das Regierungsblatt
zur allgemeinen Kenntniss gebracht, und durch Unser Staats-
ministerium des Innern förderlich in Vollzug gesetzt werden.
München am 21. März 1827.
Ludwig.
Fürst v. Wrede. Graf v. Thürheim.
Freyherr v. Zentner, v. Maillot.
Graf v. Armansperg.
Nach dem Befehle
Sener Majestät des Königs :
Egid v. Kobell.
10
Geschäftsordnung der K. Akademie der Wissenschaften.
Von Seiner Majestät König Ludwig IL
unterm 5. September 1866 und 5. Januar 1884 genehmigt.
Wahlen.
1. Wahlberechtigt sind nur die hier residierenden ordent-
lichen Mitglieder der Akademie.
2. Zu den Wahlversammlungen, sowohl der einzelnen Klassen
als der Gesamt-Akademie, werden die ordentlichen Mit-
glieder durch ein Circular eingeladen.
Das unterschriebene Circular gehört zum Akt der
Wahlverhandlung.
3. Die Wahlen der Mitglieder finden in zwei aufeinander-
folgenden Sommer-Monaten statt.
a) Wahl der Klassensekretäre.
1. Die Wahl eines Klassensekretärs geschieht alsbald (im
Fall der Erledigung durch Ableben unter dem Vorsitz
des Vorstandes) durch relative Mehrheit der Anwesenden
in einer Klassensitzung mittelst Stimmzettel, welche der
stellvertretende Sekretär, der Senior der Klasse, einsieht.
2. Nach erfolgter Wahl tritt der Sekretär sofort in seine
Tätigkeit.
3. Die Neuwahl wie die Wiederwahl wird den andern Klassen-
sekretären zur Bekanntgabe mitgeteilt.
b) Wahl der ordentlichen Mitglieder.
1. Die Vorschläge zur Ergänzung einer statusmässigen Stelle
durch einen einheimischen hier wohnenden Gelehrten
unterliegen der Vorberatung und alsdann der Entschei-
dung der Klasse durch Kugelung.
Geschäftsordnung 1 1
2. Die Gültigkeit der Wahl verlangt absolute Stimmenmehr-
heit von drei Viertel der eingeladenen und nicht unab-
weislich abgehaltenen Mitglieder.
3. Das von allen Mitgliedern unterschriebene Wahlprotokoll
wird samt den schriftlichen Vorschlägen durch das Prä-
sidium der Gesamt-Akademie in allgemeiner Sitzung mit-
geteilt und diese entscheidet durch absolute Stimmenmehr-
heit mit Kugeln, ohne Rücksicht auf die Zahl der Er-
schienenen, über die Wahl.
4. Das gleiche Verfahren gilt bei den folgenden unter c
und d aufgeführten Wahlhandlungen.
c) Wahl der ausserordentlichen Mitglieder.
Die Vorschläge stehen jedem einzelnen ordentlichen Mit-
glied der Klasse zu.
d) Wahl der auswärtigen und korrespondierenden
Mitglieder.
1. Die Anträge können gleichfalls von jedem ordentlichen
Mitgliede der Klasse einzeln gestellt werden.
Jeder Vorschlag muss dem Klassensekretär vor der
Wahlsitzung schriftlich übergeben werden.
2. Bei der Würdigung derselben ist, ausser der selbstver-
ständlichen Beachtung der Persönlichkeit, das Bedürfnis
einzelner oder besonderer in der Klasse vertretener Wissen-
schaften wahrzunehmen.
e) Wahl von Ehrenmitgliedern.
Die Vorschläge können nur vom Vorstande nach Benehmen
mit den Klassensekretären an die Gesamt-Akademie gebracht
werden.
Sämtliche Wahlen der Mitglieder unterliegen der könig-
lichen Bestätigung. Ihre Verkündigung erfolgt in öffentlicher
Sitzung.
Nehmen auswärtige oder korrespondierende Mitglieder
ihren bleibenden Wohnsitz hierselbst, so treten jene als ordent-
1 2 Geschäftsordn ung
liehe, diese als ausserordentliche in ihre Klasse ein, auch in
dem Fall, dass damit die Normalzahl der Mitglieder über-
schritten wird.
Sitzungen.
1.
Allgemeine Sitzungen.
Bei Mitteilungen von allgemeinem Interesse beruft der
Vorstand sämtliche hier wohnende Akademiker in besonderer
Einladung, wie gelegentlich der Wahl neuer Mitglieder.
2.
Klassen Sitzungen.
1. Die Sitzungen der drei Klassen werden gleichzeitig am
ersten Samstag des Monats gehalten.
2. Eine Verlegung dieser regelmässigen Sitzung wird vor-
her durch Circular angezeigt.
3. Über die Reihenfolge der Vorträge wird in der November-
Sitzung jeder Klasse Anordnung getroffen.
4. Der von einem Mitgliede in einer Sitzung zu haltende Vortrag
soll vor derselben dem Klassen sekretär angemeldet werden.
5. Die Klasse erledigt in ihren Sitzungen oder in dringen-
den Fällen durch Circulare auch Anfragen oder Aufträge
des Staatsministeriums oder was sonst in den Kreis der
Beratung eintritt.
3.
Oeffentliche Sitzungen.
1. Nach Eröffnung der Sitzungen (welche an einem Königs-
tage und an dem Stiftungstag der Akademie stattfinden*)
durch den Vorstand, erstatten die Klassensekretäre Bericht
über die Personal- Veränderungen innerhalb ihrer Klasse.
2. Die Festrede wechselt nach der Folge der drei Klassen.
Jede Klasse hat rechtzeitig den Redner zu bestimmen
und dem Vorstande bekannt zu geben.
*) Gegenwärtig wird erstere Mitte November, letztere in der ersten
Hälfte des Monats März abgehalten.
Geschäftsordnung 13
Denkschriften.
Jedes Jahr gibt jede Klasse eine Abteilung zu einem
Bande akademischer Denkschriften; dieser enthält circa hundert
Bogen.
Die Aufnahme der Abhandlungen, mögen sie nun in einer
Sitzung vorgetragen oder eingesendet worden sein, hängt von
dem Gutachten der Klasse ab.
Von den einzelnen Abhandlungen werden auch eine Zahl
Separat-Abzüge ausgegeben.
Sitzungsberichte.
Die Sitzungsberichte veröffentlichen , was alles in den
Klassensitzungen zum Vortrag kam, sei es im Auszug, sei es
vollständig.
Über die Aufnahme entscheidet die Klasse.
Dieselben berichten auch über die öffentlichen Sitzungen.
Für künstlerische Beilagen, sowohl zu den Denkschriften
als den Sitzungsberichten, muss ein Voranschlag gemacht und
die besondere Genehmigung des Vorstandes eingeholt werden.
Monumenta boica.
Die hiefür eigens niedergesetzte Kommission hat die Aus-
wahl, die Form und den Bearbeiter der Urkunden zu bestimmen.
Honorare.'
Für die Festrede in der öffentlichen Sitzung, für die Ab-
handlungen in den Denkschriften und den Sitzungsberichten
werden Honorare bezahlt.
Übersteigt eine Abhandlung in einer Abteilung der Denk-
schriften die Zahl von acht Bogen, in den Sitzungsberichten
die Zahl von drei*) Bogen, so wird für das Weitere kein
Honorar bezahlt.
*) Gegenwärtig fünf.
14 Geschäftsordnung
Für die Festrede bleibt ohne Rücksicht auf ihren Umfang
das Honorar festgesetzt.*)
Jetons.
Präsenzgelder werden an die Mitglieder der Klasse für
die Klassensitzung und an die bei einer öffentlichen Sitzung
anwesenden Akademiker verteilt.**)
Ferien.
Die regelmässigen Ferien dauern von August bis Ende
Oktober.
*) Dieselbe wird zur Zeit gleich drei Bogen der Denkschriften
honoriert.
**) Für die Klassensitzungen je 2 Mk. , für die öffentlichen Sit-
zungen je 5 Mk.
15
Satzungen der Kommissionen.
Satzung der historischen Commission bei der königlichen
Akademie der Wissenschaften.
Ich habe beschlossen, eine Commission für deutsche Ge-
schichts- und Quellenforschung bei Meiner Akademie der
Wissenschaften nach ähnlichen Grundsätzen, wie die natur-
wissenschaftlich-technische Commission zu errichten, und be-
stimme desshalb auf solange Ich nicht anders verfüge, wie folgt:
I.
Die Commission besteht aus:
1. einem Vorstande,
2. einem Sekretär,
3. aus 15—20 ordentlichen Mitgliedern, von welchen
mindestens drei Mitglieder der historischen Classe der
Akademie sein müssen, die übrigen aber ohne sonstige
Bedingung aus den wissenschaftlichen Notabilitäten
Deutschlands und den deutschen Provinzen der Nach-
barstaaten ausgewählt werden,
4. einer unbestimmten Anzahl ausserordentlicher Mit-
glieder.
Diese Commission bildet einen integrirenden Theil der
königl. Akademie der Wissenschaften, ist daher mit dieser dem
königl. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-
Angelegenheiten untergeordnet.
IL
Der Vorstand leitet in den Sitzungen die Debatte, hält
die Umfrage, gibt zuletzt seine Stimme ab, und hat bei Stimmen-
gleichheit den Stichentscheid.
Er wird im Falle der Abwesenheit von dem Sekretär ver-
treten. Er muss Mitglied der Akademie sein.
16 Satzungen der Kommissionen.
Der Sekretär führt das Protokoll und besorgt die Cor-
respondenzen. Er muss ein in München residirendes ordent-
liches Mitglied der Akademie sein.
Für den ersten Fall erfolgt Meinerseits die Ernennung
des Vorstandes, des Sekretärs und der ordentlichen Mitglieder
der Commission unmittelbar. Weiterhin hat die Commission
in der jährlichen Plenarsitzung der ordentlichen Mitglieder
bei dem Abgange des Vorstandes oder Sekretärs oder ordent-
licher Mitglieder Mir deren Nachfolger, ebenso wie die ausser-
ordentlichen Mitglieder zur Ernennung in Vorschlag zu bringen.
III.
Die Commission wird sich vornehmlich mit der Auffindung
und Herausgabe werthvollen Quellenmaterials für die deutsche
Geschichte in deren ganzen Umfange beschäftigen , soweit
dasselbe nicht in den Bereich bereits bestehender Unterneh-
mungen fällt. Sie wird ausserdem wissenschaftliche Arbeiten,
die in diesem Gebiete nothwendig oder erspriesslich erscheinen,
hervorzurufen suchen, sie wird endlich hervorragende wissen-
schaftliche Arbeiten dieses Gebietes, welche sonst nicht zur
Publikation gelangen würden, veröffentlichen.
Sie ist ermächtigt, Jedem, der in ihrem Auftrage die
Bearbeitung eines Gegenstandes übernimmt, die zu liquidirenden
Baarausgaben dafür zu vergüten, und die Arbeit selbst in
geeigneter Weise zu honoriren.
IV.
Zu Michaelis jeden Jahres findet eine Plenarsitzung aller
ordentlichen Mitglieder statt.*) Für die Theilnahme an der-
selben erhält jedes ausserhalb Münchens wohnende Mitglied
eine Reiseentschädigung von 200 fl.
In dieser Sitzung berichtet der Sekretär über die Arbeiten
und Verwendung der Geldmittel des abgelaufenen Jahres. Die
Commission fasst sodann Beschluss über die Arbeiten und den
*) Seit dem Jahre 1891 findet die Plenarversammlung mit Aller-
höchster Genehmigung nicht mehr zu Michaelis statt, sondern in der
Pfingstwoche.
Satzungen der Kommissionen 17
Etat des kommenden Jahres. Sie fasst Beschluss über etwaige
Wahlen. Wenn bei der Ausführung der Beschlüsse dringende
Fälle eine sofortige Entscheidung fordern, deren Beschliessung
zur Competenz der Plenarsitzung gehören würde, so kann
darüber durch eine Berathung des Vorstandes und des Sekretärs
in Gemeinschaft mit den in München anwesenden und den
näher bei der Sache betheiligten Mitgliedern deren Beschluss
ge fasst werden.
Der Vorstand und sämmtliche Mitglieder der Akademie,
sowie die ausserordentlichen Mitglieder der Commission haben
die Befugniss, der Plenarsitzung beizuwohnen. Stimm- und
wahlberechtigt sind jedoch nur die ordentlichen Mitglieder der
Commission.
V.
Die in München anwesenden Mitglieder der Commission
treten, so oft es einem derselben erforderlich scheint, zu einer
Sitzung zusammen, die von dem Vorstande, — oder in dessen
Abwesenheit von dem Sekretär berufen und geleitet wird. Die
Beschlüsse dieser Sitzungen werden den auswärtigen Mitgliedern
durch den Sekretär mitgetheilt.
VI.
Die Commission hält ihre Sitzungen in den Lokalitäten
der Akademie der Wissenschaften.
VII.
Sie veröffentlicht ihre Arbeiten in zwanglosen Bänden, die
auf ihrem Titel als: „herausgegeben durch die historische
Commission bei der Königlich bayerischen Akademie der Wissen-
schaften" bezeichnet werden.
Die Kosten der Herausgabe werden überall aus dem
Fonde der Commission gedeckt, welchem dagegen der etwaige
buchhändlerische Ertrag der Publikationen zuwächst.
VIII.
Ich bewillige der Commission jährlich die Summe von
15 000 fl. aus Meiner Cabinettscassa.
Aus diesem Fonde werden ausser den Autor-Honorarien,
Reiseentschädigungen und Druckkosten auch die Regieausgaben
Jahrbuch 1913. 2
18 Satzungen der Kommissionen
für Schreibmaterialien Post [Fracht] bestritten. Was von
demselben in einem Jahre nicht verbraucht wird, wächst der
Einnahme des nächsten Jailres zu.
Unter der Aufsicht des Vorstandes, der im Falle seiner
Abwesenheit auch in dieser Beziehung durch den Sekretär
vertreten wird, führt der Cassier der Akademie der Wissen-
schaften die Cassa und Rechnung der Oommission gegen eine
jährliche Remuneration von 150 fl. und entwirft jährlich den
Etat zur Instruktion der Plenarsitzung.
X.
Die Plenarsitzung hat jährlich über die Arbeiten der
Commission und die Verwendung ihrer Geld-Mittel umständ-
lichen Bericht zu erstatten, welcher Bericht durch das Staats-
ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten
Mir zur Genehmigung in Vorlage zu bringen ist.
XL
Ich ernenne zu Mitgliedern der Commission die Akademiker
von Rudhart, von Spruner, von Sybel und zum Sekretär
derselben den Akademiker von Sybel. Dieselben haben sofort
Anträge über die Ernennung auswärtiger Mitglieder einzureichen.
Nach deren Eingang behalte Ich Mir vor, den Vorstand der
Commission zu bezeichnen. Zugleich bestimme Ich, dass die
Commission in den Kreis ihrer Arbeiten und auf ihren Fond
die Herausgabe der deutschen Reichstagsakten, wie Ich solche
auf den Antrag des Professors von Sybel genehmigt habe,
sowie die Arbeiten der seither bestehenden archivalischen Com-
mission übernehme.
XII.
Der jährliche Etat der Commission ist Mir zur Genehmigung
vorzulegen, die Revision der Rechnungen aber, wie bei der
natuwissenschaftlich-technischen Commission, von der k. Rech-
nungskammer zu führen.
München am 26. November 1858.
gez. MAX.
Satzungen der Kommissionen 19
Urkunde über die Errichtung einer Witteisbacher-
Stiftung für Wissenschaft und Kunst.
LUDWIG IL,
von Gottes Gnaden König von Bayern,
Pfalzgraf bei Rhein,
Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben etc. etc.
Um die Allerhöchsten Intentionen Unseres vielgeliebten,
nun in Gott ruhenden Herrn Vaters, Seiner Majestät des Königs
Maximilian IL von Bayern im thunlichsten Umfange in ehrende
Verwirklichung zu bringen und insbesondere für die Arbeiten
der von Höchstdemselben bei der Akademie der Wissenschaften
in München gegründeten historischen Kommission auch ferner-
hin die entsprechenden Mittel zu sichern, haben Wir in Ge-
meinschaft mit Unseres vielgeliebten Herrn Bruders, des Prinzen
Otto von Bayern Königlicher Hoheit beschlossen, eine allge-
meine Landesstiftung, zunächst zur Förderung wissenschaftlicher
Zwecke, zu errichten und verordnen hierwegen was folgt:
I.
Die bezeichnete Stiftung führt den Namen „Witteisbacher-
Stiftung für Wissenschaft und Kunst"; sie besitzt die Eigen-
schaft einer Landesstiftung mit juristischer Persönlichkeit und
hat ihren Sitz in München.
IL
Zur Dotation derselben bestimmen Wir und Unseres Herrn
Bruders, des Prinzen Otto von Bayern Königliche Hoheit den
Betrag von zusammen sechsmal hundert fünfzig tausend Mark
aus dem Nachlasse Unseres Höchstseligen Herrn Vaters.
20 Satzungen der Kommissionen
III.
Die Verwaltung des Stiftungsvermögens wird der Kassa-
verwaltung der Akademie der Wissenschaften in München unter
der Aufsicht des jeweiligen Vorstandes der von Unserem Höchst-
seligen Herrn Vater, Seiner Majestät dem König Maximilian II.
von Bayern gegründeten Kommission für deutsche Geschichts-
und Quellenforschung oder des Stellvertreters desselben über-
tragen.
IV.
Die Renten des Stiftungs Vermögens sind bis auf Weiteres
für die Zwecke und Arbeiten der vorgenannten historischen
Kommission zu verwenden.
Hinsichtlich der Zusammensetzung und der Aufgaben, dann
des Geschäftsganges und der sonstigen Einrichtungen dieser
Kommission verweisen Wir auf die von Unserem Höchstseligen
Herrn Vater, dem Könige Maximilian II. von Bayern hierüber
getroffenen Bestimmungen, deren allenfallsige Aenderungen Wir
übrigens Uns und Unseren Regierungsnachfolgern vorbehalten.
V.
Für den Fall die Zwecke der genannten historischen Kom-
mission seinerzeit von Uns oder Unseren Regierungsnachfolgern
als erfüllt erachtet werden sollten, behalten Wir Uns und
Unseren Regierungsnachfolgern vor, die Renten der bezeich-
neten Stiftung anderen wissenschaftlichen Zwecken oder auch
Zwecken der bildenden Künste zuzuwenden und hienach auch
die Bestimmungen über die Verwaltung des Stiftungsvermögens
zu ändern.
VI.
Unser Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-
angelegenheiten ist beauftragt, die zum Vollzuge dieser Stiftung
erforderlichen weiteren Anordnungen zu treffen.
Gegeben zu München, den 23. März 1880.
LUDW7IG.
Dr. von Lutz.
Satzungen der Kommissionen 21
Bestimmungen über die Organisation einer Bayerischen
Kommission für die internationale Erdmessung.*)
§ 1-
Zur Durchführung der für die Zwecke der internationalen
Erdmessung in Bayern vorzunehmenden Arbeiten wird auf die
Dauer derselben eine aus Mitgliedern der mathematisch-physi-
kalischen Klasse der k. Akademie der Wissenschaften bestehende
Kommission unter der Vorstandschaft des Generalkonservators
der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates [bezw. des Vor-
standes der k. Akademie der Wissenschaften] gebildet, welche
den Namen
„K. Bayerische Kommission für die internationale
Erdmessung"
führt und dem k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten untergeordnet ist.
§ 2.
In dieser Kommission sind die Referate über astronomische,
geodätische, mathematische und physikalische Fragen je einem
Fachmanne zu übertragen, und es ist hierauf von dem Vor-
stande der Kommission sowohl bei der Verteilung der Referate
als bei den Anträgen auf Wiederbesetzung erledigter Funk-
tionen Rücksicht zu nehmen.
§ 3.
Die formellen Geschäfte der Kommission besorgt ein stän-
diger Sekretär, welcher Mitglied der Kommission ist, und auf
Vorschlag des Vorstandes von dem k. Staatsministerium des
Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten bestimmt wird.
*) Ursprünglich Kommission für die europäische Gradmessung.
22 Satzungen der Kommissionen
Derselbe ist in Fällen der Verhinderung des Vorstandes dessen
Stellvertreter, führt in den Sitzungen der Kommission das
Protokoll*) und besorgt die Redaktion der Druckschriften, welche
die Erdmessungskommission herauszugeben für gut findet. Siegel
und Akten der Kommission sind in seiner Verwahrung. Bei
der Aufstellung des ständigen Sekretärs wird zugleich dessen
Stellvertreter bezeichnet.
§4.
Das Kassa- und Rechnungswesen wird dem für das k. Ge-
neralkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des
Staates und die k. Akademie der Wissenschaften aufgestellten
Rechnungsbeamten übertragen und von diesem nach den für
jene Institute geltenden administrativen Vorschriften besorgt.
§ 5.
Die Mitglieder der Erdmessungskommission und deren
Vorstand besorgen die ihnen zukommenden Arbeiten unent-
geltlich; für auswärtige Beschäftigungen erhalten dieselben
die ihnen gebührenden Taggelder und Reisekosten und für
Druckschriften, welche die Ergebnisse ihrer Beobachtungen
darstellen, das für Abhandlungen der akademischen Denk-
schriften übliche Honorar.
Dem Rechnungsführer [sowie dem Sekretär der Akademie]
wird von dem k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten auf den gutachtlichen Antrag der
Kommission eine [ihren] Dienstleistungen entsprechende Re-
muneration bewilligt**) und dem Sekretär [der Kommission]
durch den Etat eine Aversalsumme zur Bestreitung der Aus-
lagen für Schreibgeschäfte und Bureaubedürfnisse angewiesen.
*) Laut Ministerialentschliessung vom 10. Juli 1868 ist „in den
Fällen, in welchen der beständige Sekretär der Kommission als Vor-
stand zu fungieren hat, ein Administrativ-Beamter der k. Akademie
oder des Generalkonservatoriums als Sekretär zu verwenden".
**) Diese Remunerationen sind seit dem Jahre 1889, bezw. 1898
aufgehoben.
Satzungen der Kommissionen 23
§ 6.
Die Kommission hat darüber zu wachen, dass alle auf
Bayern treffenden Erdmessungsarbeiten mit möglichst geringem
Kostenauf wände rechtzeitig und genau nach den Beschlüssen
der allgemeinen Konferenzen und der permanenten Kommission
der internationalen Erdmessung vollzogen und publiziert werden.
Zu dem Ende hat dieselbe
1. mit der letztgenannten Kommission die erforderliche
Korrespondenz zu unterhalten;
2. während jedes Winterhalbjahrs in einer Sitzung durch
wohlerwogene Beschlüsse die Arbeiten zu bestimmen,
welche im Sommerhalbjahr auszuführen sind und die
Summen festzusetzen, welche von jedem Kommissär
gegen vorschriftsmässige Verrechnung auf die seiner
Leitung unterstellten Arbeiten verwendet werden dürfen ;
3. zu jeder Zeit die vorgelegten Manuskripte für Druck-
schriften in der Richtung zu prüfen, ob sie im Sinne
der obengenannten Beschlüsse abgefasst und überhaupt
druckwürdig sind und je nach dem Ergebnisse dieser
Prüfung die Genehmigung zum Drucke des Manuskriptes
zu geben oder zu versagen; endlich
4. jährlich jedesmal im Laufe des Winters über den Fort-
gang der Erdmessungsarbeiten in Europa und Bayern
an das k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten zu berichten und die erforder-
lichen Anträge über Beschickung der allgemeinen und
besonderen Konferenzen der Erdmessungskommissäre
durch Mitglieder der bayerischen Kommission zu stellen.
§ 7.
Regelmässige Sitzungen der Erdmessungskommission haben
jährlich nur zwei, eine im Winter- und eine im Sommer-Se-
mester stattzufinden; in dringenden Fällen kann der Vorstand,
wenn er es für nötig findet oder zwei Mitglieder es beantragen,
ausserordentliche Sitzungen halten. Bei allen Abstimmungen
über geschäftliche Fragen entscheidet einfache Stimmenmehr-
24 Satzungen der Kommissionen
heit, kommt eine solche nicht zu Stande, so zählt die Stimme
des Vorstandes doppelt. In allen wissenschaftlichen und tech-
nischen Fragen sind die Konferenzbeschlüsse und deren allen-
fallsige Interpretationen durch die permanente Kommission der
internationalen Erdmessung massgebend. Diese Interpretationen
sind in zweifelhaften Fällen durch den Vorstand der bayerischen
Kommission zu veranlassen.
§8.
Alle Ausfertigungen und Berichte der Kommission werden
von dem Vorstande und dem Sekretär, beziehungsweise von
deren Stellvertretern unterzeichnet.
Das Amtssiegel der Kommission trägt das bayerische
Wappen und die Umschrift: „K. Bayerische Kommission für
die internationale Erdmessung. " Ein Exemplar dieses Siegels
erhält jedes Kommissionsmitglied zu seinem speziellen dienst-
lichen Gebrauche für Korrespondenzen in Erdmessungsange-
legenheiten und für Verhandlungen, welche für diesen Zweck
mit Behörden und Privaten zu pflegen sind.
§9-
Die bayerische Kommission für die internationale Erd-
messung geniesst für ihre Korrespondenzen und ihre mit der
Fahrpost zu versendenden Akten die Postportofreiheit auf
Grund der Allerhöchsten Verordnung vom 23. Juni 1829 und
beziehungsweise der Artikel 26 und 47 der Postverträge vom
23. November 1867.*)
§ 10.
Die Assistenten, welche ein Kommissär bedarf, werden
von diesem ausgewählt und von dem Vorstand der Erdmes-
sungskommission bei dem vorgesetzten k. Staatsministerium
zur Bestätigung ihrer Funktionen und Bezüge beantragt.
Dieselben sind dem Kommissär untergeordnet und erhalten
von diesem ihre von der Erdmessungskommission genehmigten
*) Geändert durch Verordnung vom 22. Dezember 1907 (Ges. u.
V. Bl. S. 1082).
Satzungen der Kommissionen 25
Instruktionen, wesshalb auch der betreffende Kommissär für
alle Arbeiten seiner Assistenten verantwortlich ist.
Um sich bei dem persönlichen Verkehre mit Stellen, Be-
hörden und Privaten gehörig legitimieren zu können, wird
jedem Kommissär auf Antrag des Vorstandes der Erdmessungs-
kommission vom k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten und jedem Assistenten auf Antrag
des betreffenden Kommissärs von dem Vorstande der Erd-
messungskommission eine Legitimationsurkunde ausgefertigt.
München, den 20. Oktober 1868.
26
Satzungen der Stiftungen.
i.
Satzung der Savigny -Stiftung.
Bei der Feier, welche die Juristische Gesellschaft zu Berlin
am 29. November 1861 zum Gedächtnisse des am 25. Oktober
desselben Jahres verstorbenen kgl. Preussischen Staatsministers
Dr. Friedrich Karl v. Savigny beging, wurde der Beschluss
verkündet, das Andenken des grossen Rechtslehrers durch
Gründung einer Stiftung zu ehren.
Da zur Ausführung dieses Beschlusses die Summe von
16,436 Thlr. Preuss. Cour, bereits verfügbar ist, wird nach-
stehendes Statut errichtet:
I. Zweck der Stiftung.
§ 1. Der Zweck der Stiftung ist:
in wesentlicher Berücksichtigung der Bedürfnisse der Gesetz-
gebung und der Praxis
1. wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiete des Rechts
der verschiedenen Nationen zu fördern,
namentlich solche, welche das römische Recht und
die verschiedenen Germanischen Rechte sowohl für sich
als auch im Verhältniss zu einander behandeln,
ferner solche, welche die von Savigny begonnenen
Untersuchungen in seinem Sinne weiterführen; ♦
Satzungen der Stiftungen 27
2. besonders befähigte Rechtsgelehrte in den Stand zu
setzen, die Rechtsinstitutionen fremder Länder durch
eigene Anschauung kennen zu lernen und darüber Be-
richte oder weitere Ausführungen zu liefern.
2. Befähigung zur Theilnahme.
§ 2. Die Befähigung zur Theilnahme an den Vortheilen,
welche die Stiftung behufs der Förderung ihres Zweckes ge-
währt, ist an keine Nationalität gebunden.
3. Rechte der Stiftung.
§ 3. Die Stiftung besitzt unter dem Namen „Savigny-
Stiftung" die Rechte einer Korporation und führt in ihrem
Siegel das Wappen der Familie v. Savigny. Sie hat ihren
Sitz in Berlin und ihren Gerichtsstand bei dem kgl. Stadt-
gerichte daselbst.
4. Stiftungs-Vermögen.
§ 4. Das Kapital-Vermögen der Stiftung wird aus den
bisher gesammelten Beiträgen und aus den künftig eingehenden
Zuwendungen gebildet, sofern der Geber nicht eine andere
Bestimmung über die Art der Verwendung treffen sollte.
Das Kapital- Vermögen der Stiftung darf niemals angegriffen
werden.
§ 5. Für die Zwecke der Stiftung werden nur die Zinsen
des Kapital-Vermögens verwendet.
5. Kuratorium der Stiftung.
§ 6. Die Stiftung wird durch ein Kuratorium von sechs
Personen vertreten.
Das Kuratorium wird bei seiner Gründung aus zwei Mit-
gliedern der kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, zwei
Mitgliedern der juristischen Fakultät der kgl. Friedrich- Wil-
helms-Universität daselbst und zwei Mitgliedern der juristischen
Gesellschaft daselbst gebildet, welche von diesen Körperschaften,
beziehungsweise von der juristischen Gesellschaft gewählt werden.
28 Satzungen der Stiftungen
Die Legitimation der von der juristischen Gesellschaft
gewählten zwei Mitglieder wird dadurch geführt, dass die von
der Akademie und der Fakultät gewählten vier Mitglieder des
Kuratoriums die Wahl derselben als giltig anerkennen.
§ 7. Scheidet ein Mitglied aus dem Kuratorium aus, so
erfolgt die Neuwahl von derjenigen Körperschaft, von welcher
die Stelle des ausgeschiedenen Mitgliedes bei der Gründung
des Kuratoriums besetzt worden war. — Ein gleiches Wahl-
recht steht in gleichem Umfange der juristischen Gesellschaft
zu Berlin zu. In Beziehung auf die Prüfung der Legitimation
der von der letzteren gewählten Mitglieder findet auch bei
Neuwahlen die Vorschrift des § 6 Alinea 3 des Statuts An-
wendung.
Ist dieses Wahlrecht innerhalb eines von dem Kuratorium
zu bestimmenden angemessenen Zeitraumes nicht ausgeübt
worden, so ergänzt sich das Letztere durch Kooptation aus
der Zahl der in Berlin wohnenden Rechtsverständigen. Es
müssen jedoch stets zwei Mitglieder im Kuratorium sitzen,
welche weder der Akademie noch der Universität angehören.
Ueber jeden Wahlakt des Kuratoriums wird eine notarielle
Urkunde aufgenommen.
§ 8. Das Kuratorium legitimiert sich als Vertreter der
Stiftung durch ein Attest des kgl. Polizei-Präsidiums zu Berlin
darüber, dass das Kuratorium der Stiftung zur Zeit aus den
im Atteste genannten Personen besteht.
Das Kuratorium hat die Befugniss, einen Syndikus aus
seiner Mitte zu wählen und diesem General- und Spezialvoll-
macht cum facultate substituendi zu ertheilen, auch für ein-
zelne Rechtsgeschäfte oder Prozesse Jemand, sei derselbe Mit-
glied des Kuratoriums oder nicht, unter Beilegung sämtlicher
Rechte, welche dem Vertreter einer abwesenden Partei zustehen,
zu bevollmächtigen.
§ 9. Das Kuratorium wählt aus seiner Mitte einen Vor-
sitzenden, dessen Name durch eine von dem Kuratorium zu
bestimmende Berliner, Wiener und Münchener Zeitung ver-
öffentlicht wird.
Satzungen der Stiftungen 29
Der Vorsitzende repräsentirt die Stiftung in allen ausser-
gerichtlichen Angelegenheiten. Die Zahlungs-Anweisungen an
die Kasse der Stiftung bedürfen jedoch der Unterschrift des
Vorsitzenden und zweier Mitglieder des Kuratoriums.
§ 10. Die Beschlüsse des Kuratoriums werden durch
Stimmenmehrheit seiner Mitglieder gefasst.
Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme des Vorsitzenden
den Ausschlag.
Lässt der Vorsitzende schriftlich abstimmen, so muss die
schriftlich zu formulirende Frage jedem Mitgliede zur Erklärung
vorgelegt werden, und steht es dann in der Befugniss jedes
Einzelnen, über die Frage eine mündliche Berathung und
Abstimmung zu beantragen.
Zu einem giltigen Beschlüsse des Kuratoriums auf Grund
mündlicher Abstimmung ist die Anwesenheit von mindestens
drei Mitgliedern erforderlich.
§ 11. Das Kuratorium hat für die zinsbare und deposital-
mässig sichere Anlegung des Stiftungsvermögens Sorge zu
tragen.
Die Documente der Stiftung sind bei einer mit Deposital-
ver waltung verbundenen öffentlichen Anstalt zu deponiren.
Die Kasse der Stiftung wird durch einen vom Kuratorium
hiermit zu beauftragenden öffentlichen Kassenbeamten geführt.
Diesem wird nach erfolgter Rechnungslegung alljährlich die
Decharge durch das Kuratorium ertheilt.
§ 12. Das Kuratorium stellt nach einem sechsjährigen
vom 1. Januar 1863 ab zu berechnenden Turnus die Zinsen-
masse nach Abzug der Verwaltungskosten in runder Summe
folgenden drei Akademien zu den Zwecken der Stiftung (§ 1)
zur Verfügung und zwar die Zinsenmassen
1. des ersten und zweiten Jahres der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften zu Wien,
2. des dritten und vierten Jahres der kgl. Akademie der
Wissenschaften zu München,
3. des fünften und sechsten Jahres der kgl. Akademie der
Wissenschaften zu Berlin.
30 Satzungen der Stiftungen
§ 13. Von demjenigen Zeitpunkte an, wo das Kapital-
Vermögen der Stiftung die Summe von Dreissigtausend Thalern
Preuss. Cour, erreicht haben wird, tritt ein dreijähriger Turnus
unter den genannten Akademien in der angegebenen Reihen-
folge ein.
§ 14. Der Geschäftsgang bei dem Kuratorium wird durch
die anliegende Geschäftsordnung geregelt.
§ 15. Zu einer Abänderung der Geschäftsordnung ist die
Zustimmung von wenigstens vier Mitgliedern des Kuratoriums
erforderlich.
6. Der Wirkungskreis der Akademien.
§ 16. Die Akademie, welcher die Zinsenmasse nach Vor-
schrift des § 12 zur Verfügung gestellt ist, hat die Wahl,
aus derselben
1. ein in Druck oder in Schrift ihr vorliegendes Werk zu
prämiiren,
2. eine Preisaufgabe zur Konkurrenz auszuschreiben,
3. ein Reisestipendium zu ertheilen,
4. die zur Ausführung einer rechtswissenschaftlichen Arbeit
erforderlichen Geldmittel zu gewähren.
Dem freien Ermessen der Akademie bleibt überlassen, ob
sie die ihr zur Verfügung gestellte Zinsenmasse zu einem und
demselben Unternehmen oder zu verschiedenen Zwecken (Nr. 1
bis 4) verwenden will.
Auch die Zinsenmassen mehrerer Jahre können mit Ein-
willigung der betheiligten Akademien für ein und dasselbe
Unternehmen bestimmt und verwendet werden.
Ordentlichen einheimischen Mitgliedern der konferirenden
Akademie dürfen weder Preise noch Reisestipendien ertheilt
werden.
Die wissenschaftlichen Arbeiten ad 1. 2. 4., sowie die
Heiseberichte ad 3. müssen in Lateinischer, Deutscher, Eng-
lischer, Französischer oder Italienischer Sprache abgefasst sein.
§ 17. Beabsichtigt die Akademie ein bereits vollendetes
Werk zu prämiiren (§ 16 Nr. 1), so hat dieselbe innerhalb
Satzungen der Stiftungen 31
eines Jahres, von dem Zeitpunkte an gerechnet, wo ihr die
Zinsenmasse zur Verfügung gestellt ist, diese Prämiirung aus-
zusprechen und dem Kuratorium unter Uebersendung des Werkes
sowie des die Prämiirung motivirenden Gutachtens die Zahlungs-
anweisung zu ertheilen.
Schriften, welche schon länger als vier Jahre vor dem
Beschlüsse, ein Werk zu prämiiren, durch den Druck veröffent-
licht worden, sind von der Prämiirung ausgeschlossen.
Die Auszahlung der ganzen Prämie für ein Werk, welches
im Manuscripte vorliegt, darf erst nach der Veröffentlichung
des Werkes durch den Druck erfolgen.
§ 18. Stellt die Akademie eine Preisaufgabe (§ 16 Nr. 2),
so veröffentlicht sie innerhalb eines Jahres, von dem Zeitpunkte
an gerechnet, wo ihr die Zinsenmasse zur Verfügung gestellt
ist, in ihren Organen und in den ihr geeignet erscheinenden
öffentlichen Blättern das Thema, die Bedingungen der Kon-
kurrenz und den Zeitpunkt der Ablieferung der Arbeiten, setzt
auch das Kuratorium hiervon in Kenntniss.
An dem auf diesem Zeitpunkt der Ablieferung zunächst
folgenden 2L Februar oder in der demnächst folgenden Ge-
samtsitzung verkündet die Akademie das Resultat der Kon-
kurrenz-Ausschreibung, sowie den Namen des Verfassers der
gekrönten Preisschrift und ertheit demnächst dem Kuratorium
bei Uebersendung der Preisschrift und des die Preisertheilung
motivirenden Gutachtens die Zahlungsanweisung.
Die Auszahlung der ganzen Prämie erfolgt auch in diesem
Falle erst dann, wenn die Veröffentlichung der Preisschrift
durch den Druck bewirkt wird.
Ist die Preisaufgabe nach dem Urtheile der Akademie
nicht gelöst, so steht es in ihrer Befugniss, dieselbe Aufgabe
nochmals zur Konkurrenz auszuschreiben.
§ 19. Bewilligt die Akademie ein Reisestipendium (§16
Nr. 3), so wird dieser Beschluss innerhalb eines Jahres, von
dem Zeitpunkte an gerechnet, wo ihr die Zinsenmasse zur
Verfügung gestellt ist, spätestens am nachfolgenden 21. Februar
oder in der demnächst folgenden Gesamtsitzung verkündet und
32 Satzungen der Stiftungen
steht es in der Befugniss der Akademie, dem Perzipienten eine
bestimmte Anweisung zu ertheilen. Der diesfällige Beschluss
unter Angabe der Zahlungsmodalitäten ist dem Kuratorium
zur Ausführung mitzutheilen. Die Akademie wird Massregeln
treffen oder durch das Kuratorium treffen lassen, welche die
Veröffentlichung des Reiseberichtes möglichst sichern.
§ 20. Entscheidet sich die Akademie dafür, die Zinsen-
masse ganz oder zum Theile einem Rechtsgelehrten zur Aus-
führung einer bestimmten wissenschaftlichen Arbeit zu ge-
währen (§16 Nr. 4), so ist sie verpflichtet, über den Plan
der Arbeit vom Verfasser eine Vorlage zu erfordern, von dem
Fortgange des Unternehmens sich in Kenntniss zu erhalten
und die Veröffentlichung des Resultates der Forschungen mög-
lichst zu sichern.
Dem Kuratorium wird bei Mittheilung der gemachten
Vorlagen und der in der Angelegenheit von der Akademie
gefassten Beschlüsse die Zahlungs- An Weisung ertheilt.
§ 21. Verfügt die Akademie an dem 21. Februar oder
in der demselben zunächst folgenden Gesammtsitzung (§§ 18
bis 19) nicht über die ihr zur Verfügung gestellte Zinsen-
masse oder macht sie nicht innerhalb des einjährigen Zeit-
raumes von dem ihr nach § 17 resp. § 20 zustehenden Rechte
Gebrauch, ein bereits vollendetes Werk zu prämiiren, be-
ziehungsweise einem Rechtsgelehrten zur Ausführung einer
wissenschaftlichen Arbeit die Mittel zu überweisen, oder er-
klärt sie nicht innerhalb gleicher Frist dem Kuratorium, dass
sie von dem Rechte des § 16 Alinea 3 Gebrauch mache, so
ist die Masse der ferneren Verfügung der Akademie entzogen.
Diese verfallenen Massen werden einem besonders zu ver-
waltenden Fonds der Stiftung zugeschrieben, dessen Zinsen
zur Deckung der Druckkosten für die prämiirten Werke gleich-
zeitig mit der Zinsenmasse des Kapital- Vermögens (§ 12) der
Akademie zur Verfügung gestellt werden.
Die von der Akademie nicht zum Druck angewiesenen
Zinsen des Druckkostenfonds werden zum Kapitale dieses Fonds
geschlagen.
Satzungen der Stiftungen 33
§ 22. Abänderungen dieses Statuts bedürfen, ausser der
Bestätigung der Staatsbehörde, der Zustimmung der drei Aka-
demien und des Kuratoriums der Stiftung.
So beschlossen zu Berlin, den 27. März 1863.
Das Gründungs-Comite der Savigny-Stiftung:
v. Bernuth. v. Bethmann-Hollweg.
Borchardt. Bornemann. Dr. Bruns. Dr. Dove.
Dr. Gneist. Dr. Heydemann. Dr. Homeyer.
Meyen. Freiherr v. Patow. Dr. Richter.
Dr. Rudorff. Graf v. Schwerin. Simson.
Volkmar. Graf v. Wartensleben.
Auf Grund vorstehender Statuten ist die hiesige Savigny-
Stiftung durch die Allerhöchste Ordre vom 20. v. Mts., welche
wörtlich, wie folgt, lautet:
„Auf Ihren Bericht vom 18. ds. Mts. will Ich der
„Savigny-Stiftung zu Berlin auf Grund ihres wieder
„beifolgenden Statuts de dato Berlin den 27. März
„1863 hiermit Meine landesherrliche Genehmigung
„ertheilen"
Salzburg, den 20. Juli 1863.
Gez. WILHELM.
Gez. v. Müh ler.
„An den Minister der geistlichen, Unter-
richts- und Medicinal- Angelegenheiten"
landesherrlich genehmigt worden.
Berlin, den 6. August 1863.
(L. S.)
Der Minister der geistlichen, Unterrichts-
und Medicinal-Angelegenheiten.
In Vertretung: Lehne rt.*)
*) Die drei Akademien zu Berlin, München und Wien haben durch
Beschlüsse vom 23. April, bezw. 6. und 7. Mai 18G3 die ihnen in der
Satzung zugedachten Funktionen dauernd übernommen. Das Kuratorium
der Stiftung konstituierte sich zu lierlin am 29. Dezember 1863.
Jahrbuch 1913. 3
34 Satzungen der Stiftungen
Durch das Kuratorium der Savigny-Stiftung sind in den
Jahren 1886 und 1887 folgende Zusätze zum Statut gemacht
und von den drei beteiligten Akademien, sowie von Staats-
aufsichtswegen von dem K. Preussischen Minister der geist-
lichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten genehmigt
worden :
1. Zusatz zu § 16. „Die verfügende Akademie ist be-
rechtigt auf Antrag des Kuratoriums die Zinsenmasse bis zu
einem Fünftel zur Unterstützung periodischer Publikationen,
welche zu den Zwecken der Savigny-Stiftung in Beziehung
stehen, zu verwenden."
2. Zusatz zu § 20. „Für die Ausführung der Arbeit in
der von der beteiligten Akademie zu bestimmenden Form hat
dieselbe einen Termin festzusetzen und ist berechtigt, denselben
auf höchstens zwei Jahre zu verlängern. Von der Verlängerung
ist das Kuratorium zu benachrichtigen.
Ist kein Termin festgesetzt, so gilt als solcher der Schluss
des fünften Jahres nach demjenigen Jahre, in welchem der
Auftrag erteilt worden ist. Erfolgt die Ausführung innerhalb
der bezeichneten Frist nicht, so werden die noch nicht er-
hobenen Beträge dem Fonds der Stiftung zugeführt."
IL
Revidierte Satzung der Liebig-Stif tung. *)
Allerhöchst genehmigt laut Entschliessung des K. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 9. April 1892
Nr. 5303.
§ 1.
Die Stiftung hat den Zweck, das Andenken an den Be-
gründer der Landwirtschafts-Wissenschaft auf dem Gebiete
der Naturforschung
*) Die Stiftung wurde begründet mit einem von praktischen Land-
wirten und Freunden der Landwirtschaft für Justus von Liebig gesam-
melten Ehrengeschenk im Betrag von 15200 Gulden. Die Bestimmungen
Satzungen der Stiftungen 35
Justus von Liebig
dauernd zu erhalten und zu ehren.
Dieselbe wurde am 9. August 1873 landesherrlich be-
stätigt, hat juristische Persönlichkeit und steht unter dem
Schutze der bayerischen Staatsverfassung.
§ 2.
Der Stiftungszweck soll durch öffentliche Anerkennung
hervorragender Leistungen in Beziehung auf die Landwirt-
schaft und zwar:
1. wissenschaftlicher Leistungen,
2. sonstiger erfolgreicher Bestrebungen überhaupt erreicht
werden.
Ausserdem können die aus der Stiftung fliessenden, zu
solchen Anerkennungen nicht verbrauchten Mittel auch behufs
Anregung und Förderung zur Landwirtschaft in Beziehung
stehender wissenschaftlicher Arbeiten, Publikationen oder son-
stiger Unternehmungen Verwendung finden.
. § 3.
Die öffentlichen Anerkennungen erfolgen entweder auf
Grund des Erlasses von Preisausschreiben über wissenschaft-
liche Fragen oder ohne Preisbewerbung nach freiem Ermessen
des Kuratoriums der Lieb ig- Stiftung.
Bewerbungen, welche nicht durch ein Preisausschreiben
veranlasst wurden, sind unzulässig.
§ 4.
Die Auszeichnungen bestehen:
1. in Medaillen von Gold, Silber oder Bronce,
2. in Ehrengeschenken in Geld, nicht unter fünfhundert
Mark deutscher Währung.
über die Verwendung dieses Geschenks für eine Liebig-Stiftung und
über den Zweck derselben wurden noch von Liebig selbst, kurz vor
seinem Tode, getroffen. Zur Zeit ist das Stiftungskapital auf 47 700 M.
angewachsen.
3*
36 Satzungen der Stiftungen
§ 5.
Die Verleihung einer Medaille in Gold schliesst ein Geld-
Ehrengeschenk aus. Mit letzterem dagegen ist die Bewilligung
der silbernen oder broncenen Medaille verbunden, welche aber
auch für sich allein verliehen werden können.
§6.
Die Zahl der gleichzeitigen Inhaber der goldenen Me-
daille ist auf acht beschränkt, so dass nach Erfüllung dieser
Zahl eine weitere Verleihung nur nach dem Tode eines In-
habers derselben erfolgen kann. Nur Deutsche oder Deutsch-
Oesterreicher sind befähigt, solche zu erlangen.
§ 7.
Bei einer Konkurrenz um Preise, welche in Folge des-
fallsiger Ausschreiben verliehen werden, sollen nur wissen-
schaftliche Arbeiten zulässig sein, die in deutscher Sprache
abgefasst sind; die Verleihung der Preise dagegen ist, inso-
ferne nicht die goldene Medaille in Frage steht (§ 6), an eine
Nationalität nicht gebunden.
§ 8.
Ueber die Einkünfte aus dem Stiftungs-Kapital im Sinne
der entsprechenden Bestimmungen verfügt das Kuratorium der
Liebig -Stiftung.
§ 9.
Dieses Kuratorium soll bestehen:
1. aus dem Präsidenten der k. Akademie der Wissen-
schaften in München;
2. aus dem Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse
derselben Akademie;
3. aus einem weiteren Mitgliede dieser Klasse;
4. aus den Inhabern der goldenen Liebig-Medaille;
5. aus einem Lehrer der Volkswirtschaft an der Universität
oder der technischen Hochschule München;
6. aus einem derselben Universität oder einer der beiden
andern Hochschulen Münchens (der technischen und
Satzungen der Stiftungen 37
tierärztlichen) augehörigen Vertreter eines landwirt-
schaftlichen oder zur Landwirtschaft in naher Beziehung
stehenden Faches;
7. aus einem Nachkommen Justus von Liebigs in männ-
licher Linie, wofern dessen männliche Descendenz diese
Vertretung wünscht und dem Kuratorium die betreffende
Person schriftlich bezeichnet. Dieselbe wird von den
majorennen männlichen Familien-Mitgliedern auf Lebens-
dauer durch Stimmenmehrheit gewählt.
§ 10.
Die in München wohnenden Mitglieder des Kuratoriums
bilden den Lokal- Ausschuss , welcher die laufenden Geschäfte
zu besorgen hat.
Der Präsident der Akademie der Wissenschaften in München
führt als solcher den Vorsitz im Kuratorium, der Sekretär der
mathematisch -physikalischen Klasse vertritt denselben; den
Schriftführer wählt der Vorsitzende aus den Mitgliedern des
Lokal- Ausschusses.
§ ii.
Das unter § 9. 3. erwähnte Mitglied der Akademie und
der unter § 9. 5. erwähnte Lehrer der Volkswirtschaft sowie
das unter § 9. 6. erwähnte Mitglied einer der drei Hoch-
schulen Münchens wird auf Vorschlag des Vorsitzenden von
dem Lokal-Ausschuss gewählt.
§ 12.
Der Lokal-Ausschuss sowie das Plenum des Kuratoriums
treten in Folge besonderer Einladung des Vorsitzenden, welcher
die Gegenstände der Verhandlungen anzufügen sind, nach Be-
dürfnis zusammen, um über die Erreichung der Zwecke der
Stiftung zu beraten.
§ 13.
Jedes Mitglied des Kuratoriums ist berechtigt, schriftlich
oder mündlich Anträge zu stellen, und der Vorsitzende ist
verpflichtet, diese zur Beratung und nach Massgabe des 8 14
zur Abstimmung zu bringen.
38 Satzungen der Stiftungen
§ 14.
In allen Fällen, in welchen die Erfüllung des Stiftungs-
zweckes (§ 2) in Frage steht, fasst der Lokal-Ausschuss keine
bindenden Beschlüsse; derselbe formuliert und begutachtet
zunächst nur die eingekommenen Vorschläge und unterbreitet
sie dann den auswärtigen Mitgliedern zur schriftlichen Ab-
stimmung.
Zur Vornahme derselben wird den auswärtigen Mitgliedern
von dem Vorsitzenden eine Präklusivfrist gesetzt, nach deren
fruchtlosem Verlaufe die Stimmenabgabe nicht mehr zulässig
ist. Stimmen, welche nicht bestimmt mit „Ja" oder „Nein"
lauten, werden nicht gezählt.
Die definitive Abstimmung des Lokal-Ausschusses erfolgt
erst nach Eingang der Abstimmung der auswärtigen Mitglieder.
Der definitive Beschluss des Kuratoriums verlangt zwei
Dritteile der von den auswärtigen und einheimischen Mitgliedern
abgegebenen Stimmen.
§ 15.
Das Kuratorium wird nach Aussen durch den Vorsitzenden
desselben vertreten. Derselbe hat die Beschlüsse, so weit solche
von weiterem Interesse für das Publikum sind, bekannt zu
machen.
§ 16.
Verleihungen von Medaillen der Li e big- Stiftung oder
von Ehrengeschenken (resp. Zuerkennungen von Preisen in
Folge von Ausschreibungen) oder Unterstützungen von Unter-
nehmungen aus derselben sind der deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft, so lange diese besteht, zur Proklamierung bei
derselben mitzuteilen. Ausserdem werden solche durch die
Presse zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
§ 17.
Die Stiftung domiziliert in München und führt den Namen
Lieb ig- Stiftung.
Satzungen der Stiftungen 39
§ 18.
Das Vermögen der Stiftung besteht:
1. aus einem von Freunden der Sache gespendeten Ehren-
geschenke von dreissigtausend Mark;
2. aus etwaigen Schenkungen, welche in der Absicht ge-
macht werden, den Grundstock der Stiftung zu erhöhen.
Die Verwaltung des Stiftungsfonds geschieht durch den
Lokal-Ausschuss und die Kassaverwaltung der K. Akademie
der Wissenschaften nach den Normen, welche für diese Kassa-
verwaltung gegeben sind.
Die Kassa-Kuratel und die Rechnungs-Revision hat die
K. Rechnungskammer.
§ 19.
Das Stiftungsvermögen soll pupillarisch, wo möglich hypo-
thekarisch angelegt und darf in keinem Falle dauernd ver-
mindert werden; es soll eine jährliche Rente von mindestens
1200 Mark abwerfen. Tritt durch unvermeidliche Ereignisse
eine Schmälerung dieser Rente ein, so ist die Verwendung
dieser Stiftungsrente ganz oder teilweise zu sistieren, bis die
Normalrente wieder erreicht ist.
§ 20.
Aenderungen an diesem Statut, wenn einzelne Bestimmungen
bei der Ausführung auf Schwierigkeiten stossen, oder wenn die
Zeitverhältnisse solche erfordern sollten, hat das Kuratorium
das Recht jederzeit vorzunehmen; dieselben können jedoch
nur dann bewirkt werden, wenn mindestens zwei Drittel der
Mitglieder des Kuratoriums zustimmen.
Jede Abänderung des Statuts bedarf der königlichen Ge-
nehmigung.
40 Satzungen der Stiftungen
III.
Satzung des Zographos-Fonds zur Förderung des Studiums
der griechischen Sprache und Literatur
beschlossen von der philos.-philol. Klasse der K. bayer. Akademie der
Wissenschaften in der Sitzung vom 3. Februar 1877, bezw. vom 6. März
1886, genehmigt vom K. Staatsministerium durch Entschliessung vom
10. Februar 1877, bezw. vom 27. Mai 1886.
8 i.
Das von Herrn Christakis Zographos geschenkte Kapital
im Betrage von 25000 Francs oder 20000 Mark wird den
für die Anlage von Stiftungsgeldern massgebenden Vorschriften
entsprechend in Wertpapieren angelegt, welche dem Kassier
der K. Akademie der Wissenschaften zur Aufbewahrung zu
übergeben sind.
§ 2.
Die Beschlussfassung über die Art der ersten Anlage des
Kapitals und über die Wiederanlage etwa heimbezahlt werdender
Kapitalbeträge steht, vorbehaltlich der im § 1 gezogenen
Schranken, dem Vorstande der K. Akademie der Wissenschaften
in Gemeinschaft mit den Klassen-Sekretären zu; jedoch darf
dabei eine Herabminderung des Kapitals unter den Nominal-
wert nicht stattfinden, welchen dasselbe zur Zeit aufweist oder
im betreffenden Zeitpunkte zufolge einer etwa inzwischen ein-
getretenen Admassierung aufweisen wird.
§ 3.
Sollte durch irgend welchen Unglücksfall eine Vermin-
derung des Kapitals eintreten, so sind die aus ihm fliessenden
Renten so lange zu dessen Wiederergänzung zu verwenden,
bis dasselbe wieder auf seinen ursprünglichen Nominalbetrag
gebracht ist, und hat so lange jede anderweitige Verwendung
derselben zu unterbleiben.
§ 4.
Der Kassier der K. Akademie der Wissenschaften hat nicht
nur für die gehörige Aufbewahrung der Wertpapiere zu sorgen,
Satzungen der Stiftungen 41
sondern auch die Ziehungslisten in Bezug auf diese zu über-
wachen und die fälligen Zinsen rechtzeitig zu erheben. Werden
Papiere des Fonds zur Heimbezahlung gezogen oder ander-
weitig gekündigt, so hat er hievon dem Vorstande der K. Aka-
demie und den Klassensekretären sofort Anzeige zu machen
und auf die ihm gemäss eines nach § 2 gefassten Beschlusses
erteilte Weisung für die Erhebung und Wiederanlage der Be-
träge zu sorgen. Auch hat derselbe jährlich über den Stand
des Fonds und die für denselben bezogenen Einnahmen und
Ausgaben schriftliche Rechnung zu stellen, von deren Ergebnis
in der nächstfolgenden Sitzung der philos.-philol. Klasse Mit-
teilung zu machen ist, nachdem dieselbe zuvor durch den Vor-
stand der Akademie und die Klassensekretäre geprüft worden
sein wird.
§ 5.
Die Verwendung der Renten des Kapitals erfolgt, nach
Abzug der auf dessen Verwaltung erlaufenden Kosten (s. § 10)
und vorbehaltlich der im § 3 gesetzten Einschränkung derart,
dass alle zwei bis vier Jahre, je nach dem Umfang oder der
Schwierigkeit der Aufgabe, ein dem jedesmal verfügbaren
Rentenbetrage möglichst entsprechender Preis ausgeschrieben
beziehungsweise zuerkannt wird für die Bearbeitung eines
Themas, welches dem Gebiete der Sprache, Literatur, des
öffentlichen und Privat-Lebens der Griechen im Altertum oder
im Mittelalter entnommen ist. Von dem zuerkannten Preise
wird ein Teil sofort nach der Zuerkennung, der Rest aber erst
dann zahlbar, wenn der Verfasser für die Druck- Veröffent-
lichung genügende Sicherheit geboten hat; die ziffermässige
Ausscheidung der beiden Beträge bleibt von Fall zu Fall dem
Beschlüsse der philos.-philol. Klasse vorbehalten.
§ 6-
Sowohl die Wahl der Preisaufgaben als die Zuerkennung
der Preise erfolgt durch den Beschluss der philos.-philol. Klasse
nach einfacher Mehrheit der in der betreffenden Sitzung an-
wesenden ordentlichen Mitglieder auf Grund eines vorgängigen
42 Satzungen der Stiftungen
Berichtes, welchen ein von ihr gewähltes Comite erstattet haben
wird. Sowohl die gestellten Preisaufgaben als die zuerkannten
Preise sollen namens der Gesamt-Akademie an ihrem Stiftungs-
Feste verkündet und in einigen der gelesensten Blätter öffentlich
ausgeschrieben werden.
§ 7.
Konkurrenzfähig sind Arbeiten, welche entweder in deutscher
oder in lateinischer oder in griechischer Sprache geschrieben
sind. Dieselben müssen an Stelle des Namens des Verfassers
ein Motto tragen, welches an der Aussenseite eines« mitfolgenden,
den Namen des Verfassers enthaltenden, verschlossenen Couverts
wiederkehrt. Der unerstreckliche Einsendungs-Termin ist der
31. Dezember desjenigen Jahres, mit welchem die Bewerbungs-
frist abläuft.
§ 8.
Die philos.-philol. Klasse wählt aus ihrer Mitte auf drei
Jahre das Comite, dem sie die Berichterstattung über die ein-
gelaufenen Arbeiten und die Vorschläge der neu zu stellenden
Preisaufgaben überträgt. Sie wird in ihrer dem Stiftungstage
der Akademie zunächst vorangehenden Sitzung diesen Bericht
und diese Vorschläge entgegennehmen und über die betreffenden
Fragen Beschluss fassen. Das Ergebnis hievon ist sofort dem
Vorstande der Akademie mitzuteilen.
§ 9.
Glaubt die Klasse keiner der eingelaufenen Arbeiten den
Preis zuerkennen zu können, oder sind solche überhaupt nicht
eingelaufen, so hat dieselbe sofort darüber Beschluss zu fassen,
ob der demzufolge unverwendet bleibende Rentenbetrag zu
weiteren Preis -Ausschreibungen verwendet oder aber zum
Kapital geschlagen werden soll.
§ io.
Die eigentlichen Regiekosten, Briefporti, Zeitungs-Inserate,
ferner angemessene Remunerationen für den Kassier, sowie für
die jedesmaligen Preisrichter, sind auf Rechnung der laufenden
Renten zu tragen.
Satzungen der Stiftungen 43
IV.
Münchener Btirgerstiftung bei der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
Von dem Wunsche geleitet, dem derzeitigen Präsidenten
der Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften, Max
von Pettenkofer, Ehrenbürger der Stadt München und Be-
sitzer der goldenen Bürgermedaille, einen bleibenden Beweis
der Verehrung und des Dankes für sein gemeinnütziges Wirken
zu geben, hat sich eine Anzahl von Münchener Bürgern und
Firmen zu dem Zwecke vereinigt, ein Kapital zu sammeln
und der Kgl. Akademie der Wissenschaften zur Verfügung zu
stellen, um daraus eine „Münchener Bürgerstiftung bei der
Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften" zu errichten.
Nachdem die gezeichneten und eingezahlten Beträge die
Summe von 70000 M. überschritten haben, wurde durch den
Präsidenten und die drei Klassensekretäre Namens der Gesamt-
akademie beschlossen, der zu errichtenden Stiftung folgendes
Statut zu geben:
Satzung der Münchener Bürgerstiftung bei der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
Landesherrlich bestätigt laut EntSchliessung des K. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 8. Juni 1896
Nr. 8510.
§ 1.
Aus Spenden Münchener Bürger und Firmen wird eine
Stiftung errichtet unter dem Namen „Münchener Bürgerstiftung
bei der Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften".
§ 2.
Zweck der Stiftung ist, aus den Zinsen dieses der Kgl. Aka-
demie zur Verfügung gestellten Kapitals Forschungen auf dem
Gebiet derjenigen Wissenschaften zu veranlassen und zu unter-
stützen, welche in der mathematisch-physikalischen Klasse
Vertretung finden.
44 Satzungen der Stiftungen
§ 3.
Das Stiitungsvermögen wird gebildet: durch die bereits
eingezahlten Geldbeträge, ferner durch künftige, dem gleichen
Zwecke gewidmete Spenden, endlich durch nicht aufgebrauchte,
zum Kapital geschlagene Zinsen. — Sollte durch unvorher-
gesehene Ereignisse eine Verminderung des Kapitals eintreten,
so muss dasselbe aus den jährlichen Renten wieder auf seine
vorige Höhe gebracht werden.
§4.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassenverwaltung der Kgl. Akademie der Wissen-
schaften nach den für die übrigen akademischen Stiftungen
geltenden Vorschriften.
8 5.
Ueber die Verwendung der jährlichen Zinsen des Stiftungs-
vermögens zu dem in § 2 bezeichneten Zweck entscheidet eine
Kommission, welche aus dem Präsidenten der Kgl. Akademie, dem
Sekretär der mathem. -physikalischen Klasse und drei weiteren,
auf je drei Jahre gewählten Mitgliedern dieser Klasse besteht.
§ 6.
Die Namen der Bürger und Firmen, welche für die Mün-
chener Bürgerstiftung einen Betrag von mindestens 1000 M.
(eintausend Mark) gespendet haben, werden zum ehrenden
Gedächtnis auf einer in den Räumen der Kgl. Akademie anzu-
bringenden Tafel verzeichnet.
§ 7.
Aenderungen dieses Statuts sind nur auf Antrag der mathe-
matisch-physikalischen Klasse durch einmütigen Beschluss des
Präsidenten der Kgl. Akademie und der drei Klassensekretäre
und mit Allerhöchster Genehmigung zulässig.
München, den 25. April 1896.
Der Präsident der Kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften
Dr. M. v. Pettenkofer.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-physikal. und
historischen Klasse
W. Christ. Carl Voit. C. A. Cornelius.
Satzungen der Stiftungen 45
V.
Cramer-Klett-Stiftung bei der Kgl. bayerischen Akademie
der Wissenschaften.
Bestrebt dem Beispiel seines verewigten Vaters nachzueifern,
welcher durch seine Stiftungen für das Gewerbemuseum in
Nürnberg und für die Kgl. technische Hochschule in München
seinen Gemeinsinn bekundet hat, zugleich auch beseelt von dem
Wunsche, dem derzeitigen Präsidenten der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften, Dr. Max von Pettenkofer,
ein Zeichen seiner Verehrung zu geben, hat Herr Theodor
Freiherr von Cramer-Klett, erblicher Reichsrat der Krone
Bayern, unter dem 21. Oktober 1896 durch Vermittlung Seiner
Exzellenz des Kgl. Staatsministers des Innern für Kirchen- und
Schulangelegenheiten, Herrn Dr. Robert Ritter von Landmann,
der Kgl. Akademie derWissenschaften ein Kapital von 60000 Mark
zur Verfügung gestellt, damit daraus eine
Cramer-Klett-Stiftung
begründet werde, deren Satzungen im allgemeinen den Satzungen
der im April dieses Jahres begründeten Münchener Bürgerstiftung
entsprechen sollen.
Demnach haben der Präsident und die drei Klassensekretäre
Namens der Gesamtakademie am 13. November 1896 folgendes
Statut verabredet und beschlossen, welches von dem Stifter
am 23. November 1896 in Rom gebilligt und unter dem
13. Dezember 1896 landesherrlich bestätigt worden ist:
Satzung der Cramer-Klett-Stiftung bei der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
§ i-
Mit einem von Herrn Theodor Freiherrn von Cramer-
Klett, erblichen Reichsrat der Krone Bayern, zur Verfügung
gestellten Kapital von 60000 Mark wird eine Stiftung errichtet
unter dem Namen „ Cramer-Klett-Stiftung bei der Kgl. bayer.
Akademie der Wissenschaften".
46 Satzungen der Stiftungen
§ 2.
Zweck dieser Stiftung ist, mit den jährlichen Zinsen des
Kapitals, soweit diese nicht zur Vermehrung des Kapitals selbst
bestimmt sind, wissenschaftliche Forschungen, vorzugsweise
auf dem Gebiete der Naturwissenschaften, zu veranlassen und
zu unterstützen.
§ 3.
Zur Erhöhung des Stiftungskapitals soll mindestens ein
Zehntel der jährlichen Zinsen verwendet werden.
§*■
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Kgl. Akademie der Wissen-
schaften nach den für die übrigen akademischen Stiftungen
geltenden Vorschriften.
§5.
Ueber die Verwendung der jährlichen Zinsen des Stiftungs-
vermögens zu den in § 2 und § 3 bezeichneten Zwecken ent-
scheidet eine Kommission, welche aus dem Präsidenten der
Kgl. Akademie, dem Sekretär der mathematisch-physikalischen
Klasse und drei weiteren, auf je drei Jahre gewählten Mit-
gliedern dieser Klasse besteht.
§ 6.
Aenderungen dieses Statuts sind nur auf Antrag der
mathematisch-physikalischen Klasse durch einmütigen Beschluss
des Präsidenten der Kgl. Akademie und der drei Klassensekretäre
und mit Allerhöchster Genehmigung zulässig.
München, den 13. November 1896.
Der Präsident der Kgl. b. Akademie der Wissenschaften
Dr. M. v. Pettenkofer.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-physikal. und
historischen Klasse
W. Christ. Carl Voit. C. A. Cornelius.
Satzungen der Stiftungen 47
VI.
Satzung der Thereianos-Stiftung zur Förderung der
alt- und mittelgriechischen Studien.
Festgesetzt in der Sitzung der philosophisch-philologischen Klasse der
kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften am 5. Februar 1898. Genehmigt
vom kgl. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegen-
heiten am 18. Mai 1898 No. 7716.
§ 1.
Der am 15. März 1897 in Triest verstorbene Gelehrte
Dr. Dionysios Thereianos hat durch testamentarische Ver-
fügung vom 18./30. Juli 1895 die kgl. bayer. Akademie der
Wissenschaften zur Universalerbin seines Wertnachlasses ein-
gesetzt, um damit nach Erfüllung der legataren Auflagen
einen Fonds zur Förderung der alt- und mittelgriechischen
Studien zu begründen.
§ 2.
Der Gesamtnachlass betrug nach amtlicher Schätzung
162844 Gulden 15 Kreuzer österreichischer Währung. Nach
Wegfertigung der testamentarischen einmaligen Auflagen, der
Erbschaftssteuern und sonstigen Kosten der Nachlassbehandlung
sind verblieben:
in Wertpapieren nach dem Kurswerte 258920 M. 60 Pf.
und im Baren 3387 „ 51 „
sohin ein Gesamtvermögen von 262308 M. 11 Pf.
dessen jährliches Zinserträgnis nach Auszahlung zweier auf
Lebenszeit gewährten Leibrenten im Betrag von jährlich 1200
Gulden und 1000 Gulden ö. W. für die Zwecke des Thereianos-
Fonds zu verwenden ist.
§ 3.
Das Fondskapital besteht in Wertpapieren und wird von
der Kassa der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften nach
den für die übrigen akademischen Stiftungen und Fonds be-
stehenden Vorschriften verwaltet.
48 Satzungen der Stiftungen
Massgebend ist für die Verwendung der verfügbaren Mittel
der Wille des Stifters, den derselbe in seinem Testament in
nachfolgender Weise kundgegeben hat:
„Ich vermache der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften
mein Vermögen, damit aus den Zinsen desselben alljährlich
beim Stiftungsfeste Preise zu 1000 oder 2000 Frcs. verteilt
und ausserdem wissenschaftliche Unternehmungen unterstützt
werden.
Ueber die Zahl der Preise und über die Höhe der zur
Unterstützung wissenschaftlicher Unternehmungen zu verwen-
denden Summen entscheidet nach den jeweiligen Bedürfnissen
die Akademie, doch muss jedes Jahr wenigstens ein Preis ver-
teilt werden. Sowohl die zu prämiierenden Arbeiten, als die
zu unterstützenden Unternehmungen müssen der Geschichte,
Sprache, Literatur oder Kunst der Griechen, von den ältesten
Zeiten bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken,
angehören. Sowohl die Preise als die sonstigen Unterstützungen
sollen nur an bayerische oder auch an griechische Gelehrte
gegeben werden. a
§ 5.
Ueber die Verwendung der Mittel des Thereianos-Fondes
beschliesst die philosophisch-philologische Klasse der Akademie
alljährlich in einer dem Stiftungsfeste vorausgehenden Sitzung
auf Grund von Vorschlägen einer von ihr gewählten Kommission.
Die Entscheidung erfolgt durch absolute Majorität der in der
betreffenden Sitzung anwesenden ordentlichen Mitglieder und
wird von dem Präsidenten der Akademie in der öffentlichen
Sitzung des Stiftungsfestes bekannt gegeben. Die erste Ver-
kündigung findet an dem Stiftungsfeste des Jahres 1899 statt.
§ 6-
Zur Vorbereitung der Anträge über die Verwendung der
Mittel wählt die philosophisch-philologische Klasse auf je drei
Jahre eine Kommission von fünf Mitgliedern aus ihrer Mitte.
Dieselbe kann nach Bedürfnis jederzeit auf Anregung der
Satzungen der Stiftungen 49
philosophisch-philologischen Klasse durch ein von der histo-
rischen Klasse zu wählendes sechstes Mitglied ergänzt werden.
Die Kommission wählt aus ihrer Mitte einen Vorsitzenden mit
dem Recht des Stichentscheides bei Stimmengleichheit.
§ 7.
Aus den Mitteln des Thereianos-Fonds werden zur För-
derung der Studien auf dem Gebiete der Geschichte, Sprache,
Literatur oder Kunst der Griechen im Altertum und Mittelalter
a) Preise erteilt,
b) Unterstützungen für wissenschaftliche Unternehmungen
gewährt.
§ 8.
Preise im Betrag von 800 oder 1600 Mark sind in Aus-
sicht genommen für wissenschaftlich wertvolle Schriften baye-
rischer, das ist in Bayern geborener oder dauernd in Bayern
domizilierender Gelehrter und Gelehrter griechischer Natio-
nalität. Ausser Konkurrenz bleiben Schriften der ordentlichen
und damit stimmberechtigten Mitglieder der philosophisch-philo-
logischen Klasse der bayerischen Akademie. Preise werden nur
erteilt für Schriften, die zu dem im § 7 bezeichneten Arbeits-
gebiet gehören und im nächstvorausgehenden oder einem der
10 vorausgehenden Jahre erschienen sind.
§ 9-
Jedes Jahr ist mindestens ein Preis zu erteilen. Für Preis-
erteilung überhaupt können jährlich nicht mehr als 3200 Mark
verwendet werden. Was von diesem Höchstmass für Preise
nicht ausgegeben wird, kann durch Beschluss der philosophisch-
philologischen Klasse zur Unterstützung wissenschaftlicher
Unternehmungen in dem durch § 7 bezeichneten Gebiete ver-
wendet werden.
§ 10.
Unterstützungen wissenschaftlicher Unternehmungen werden
nur gewährt auf Grund der Vorlage eines genauen Arbeits-
Jahrbuch 1913. 4
50 Satzungen der Stiftungen
planes und unter der Voraussetzung eines eingehenden, nach
dem Abschluss des Unternehmens an die Akademie zu erstat-
tenden Berichtes. In Betracht kommen nur Unternehmungen,
welche sich auf Geschichte, Sprache, Literatur oder Kunst der
Griechen im Altertum und Mittelalter beziehen und von einem
bayerischen oder griechischen Gelehrten ausgeführt oder doch
geleitet werden. Ueber die Zeit der Auszahlung der Unter-
stützungssumme ist für jeden einzelnen Fall Beschluss zu fassen.
§n-
Diejenigen Erträgnisse des Fondskapitals, welche in einem
Jahre für die beiden bezeichneten Zwecke und etwaige Ver-
waltungskosten nicht zur Verwendung kommen, sind nach
jedesmaligem Beschluss der philosophisch-philologischen Klasse
entweder für das nächste Jahr zu reservieren oder zu dem
Fondskapital zu schlagen. Die Stellung eines Mitgliedes der
Kommission gilt als Ehrenamt und wird nicht honoriert.
§ 12.
Eine Aenderung der Statuten kann nur auf Antrag der
philosophisch-philologischen Klasse und des Präsidiums der
Akademie durch Entschliessung des kgl. bayer. Staatsmini-
steriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten
erfolgen.
Kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften.
M. v. Pettenkofer, Präsident.
v. Christ, C. v. Voit, Friedrich,
Klassensekretäre.
Satzungen der Stiftungen 51
VII.
Satzung der Hardy-Stiftung bei der Kgl. Bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
Landesherrlich bestätigt laut Entschliessung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 7. Juli 1905
Nr. 13828.
§ 1.
Der am 10. Oktober 1904 zu Bonn verstorbene Univer-
sitätsprofessor a. D. Dr. Edmund Hardy hat durch rechts-
gültiges Testament vom 28. Oktober 1901 die Königlich Baye-
rische Akademie der Wissenschaften zur Erbin seiner Hinter-
lassenschaft eingesetzt mit der Bestimmung, daraus abzüglich
einiger Vermächtnisse eine Stiftung für indologische Studien
zu errichten.
§ 2.
Das Stiftungsvermögen besteht
in Wertpapieren zum Kurswerte von 71347 M. 80 Pf.
in Barem 38 „ 50 „
somit in einem Gesamtvermögen von 71386 M. 30 Pf.
und wird von der Kassaverwaltung der K. Bayer. Akademie
der Wissenschaften nach den für die übrigen akademischen
Stiftungen und Fonds bestehenden Vorschriften verwaltet.
§ 3.
Massgebend ist für die Verwendung der verfügbaren Mittel
der Wille des Stifters, den er in seinem Testament in nach-
folgender Weise kundgegeben hat:
„Der Zinsertrag soll alljährlich am 9. Juli entweder
a) zur Unterstützung eines jungen Gelehrten, gleichviel
welchem deutschen Bundesstaat er angehören mag, der
seine Universitätsstudien bereits vollendet hat, behufs
Fortsetzung seiner Fachstudien, oder b) zu Preisen für
vorliegende, wissenschaftliche Leistungen oder c) zur Unter-
stützung wissenschaftlicher Unternehmungen verwendet
werden, — alles jedoch unter Beschränkung auf das Ge-
52 Satzungen der Stiftungen
biet der Indologie in dem Umfang dieses Begriffes, wie
er wissenschaftlich anerkannt wird.
„Die Verleihung eines Preises für gedruckte Werke
ist auf solche zu beschränken, die im Laufe der letzten
drei Jahre, vom Verleihungstermin an gerechnet, erschienen
sind. In diesem Falle, aber auch nur in diesem allein,
soll die Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit des Ver-
fassers zu einem deutschen Bundesstaat keinen Unterschied
begründen.
„Bei der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften soll
es stehen, im Falle, dass es sich um eine wissenschaftliche
Reise oder um Unterstützung grösserer wissenschaftlicher
Unternehmungen handelt, auch über den Zinsertrag von
zwei oder mehreren aufeinander folgenden Jahren kraft
eines einmaligen Beschlusses zu verfügen. Für die Ver-
längerung über das dritte Jahr hinaus soll es jedoch
eines erneuten Beschlusses bedürfen.
„Die Verwendung des Jahresertrages der Hardy-Stif-
tung soll jedesmal an einer geeigneten Stelle bekannt
gegeben werden.
„Wenn Verhältnisse irgendwelcher Art die Inanspruch-
nahme der Zinserträge der Stiftung für ihren eigentlichen
Zweck der Förderung der Indologie ausschliessen, so bleibt
es der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften anheim-
gegeben, sie für andere Zweige der orientalischen Forschung,
jedoch unter Bevorzugung solcher Zweige, welche sich mit
der Indologie berühren, entsprechend zu verwenden/
§ 4.
Über die Verwendung der Mittel der Hardy-Stiftung be-
schliesst die philosophisch-philologische Klasse alljährlich in
ihrer Juli-Sitzung auf Grund von Vorschlägen einer zu diesem
Zweck eingesetzten Kommission. Diese besteht aus dem Prä-
sidenten der Akademie, dem Klassensekretär, zwei Mitgliedern
der philosophisch-philologischen und einem Mitglied der histo-
rischen Klasse, welche jeweils auf drei Jahre gewählt werden ;
Satzungen der Stiftungen 53
doch soll unter allen Umständen der Vertreter der Indologie
dieser Kommission angehören.
§ 5.
Diejenigen Erträgnisse des Stiftungsvermögens, welche in
einem Jahre für den bezeichneten Zweck und etwaige Verwal-
tungskosten nicht zur Verwendung kommen, sind nach jedes-
maligem Beschluss der Klasse entweder für das nächste Jahr
zurückzubehalten oder zu dem Stiftungsvermögen zu schlagen.
§6.
Änderungen dieser Satzung sind nur auf Antrag der philo-
sophisch-philologischen Klasse und des Präsidiums der Akademie
mit Allerhöchster Genehmigung zulässig.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-phys. und
historischen Klasse
Kuhn. v. Voit. Friedrich.
VIII.
Satzung der Koenigs-Stiftung zum Adolf von Baeyer-
Jubiläum zur Förderung wissenschaftlicher chemischer
Forschungen.
Landesherrlich bestätigt laut Erschliessung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 4. Dezember 1905
Nr. 26449.
§ 1.
Der ausserordentliche Professor an der Universität München
Dr. Wilhelm Koenigs hat bei der Königlich Bayerischen Aka-
54 Satzungen der Stiftungen
demie der Wissenschaften mit einem Kapital von 50000 Mark
eine Adolf von Baeyer-Jubiläums-Stiftung zur Förderung
wissenschaftlicher chemischer Forschungen errichtet.
§ 2.
Zweck der Stiftung ist, aus den Zinsen des Stiftungs-
vermögens wissenschaftliche chemische Forschungen zu unter-
stützen.
§ 3.
Das Stiftungsvermögen wird gebildet durch die bereits
eingezahlte Summe von 50000 Mark, ferner durch künftige,
dem gleichen Zweck gewidmete Spenden, endlich durch nicht
aufgebrauchte zum Kapital geschlagene Zinsen.
§4.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Kgl. Bayer. Akademie der
Wissenschaften nach den für die übrigen akademischen Stif-
tungen geltenden Vorschriften.
§ &•
Die Entscheidung über die jährliche Vergebung der Zinsen
wird einer Kommission übertragen, welche besteht aus dem
Präsidenten der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften,
dem Sekretär der mathematisch -physikalischen Klasse und
denjenigen ordentlichen Mitgliedern dieser Klasse, welche Ver-
treter der Chemie sind.
§ 6.
Gesuche um Bewilligung von Geldmitteln aus den Zinsen
der Stiftung sind an den Sekretär der mathematisch-physi-
kalischen Klasse zu richten, welcher sie der Kommission zur
Entscheidung vorlegt.
§ 7.
Sitzungen der Kommission finden wenigstens einmal im
Jahre statt. Die Einladungen hiezu ergehen vom Präsidium.
Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Präsidenten.
Satzungen der Stiftungen 55
§ 8.
Eine Änderung dieser Statuten kann nur auf Antrag der
in § 5 bezeichneten Kommission und nur mit Allerhöchster
Genehmigung erfolgen.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-phys. und historischen
Klasse
Kuhn. v. Voit. Friedrich.
IX.
Satzung der Wilhelm-Koenigs-Stiftung zur Förderung
botanischer und zoologischer Forschungen und
Forschungsreisen.
Landesherrlich bestätigt laut EntSchliessung des Kgl. Staatsniinisteriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 25. April 1907
Nr. 7754.
§ 1.
Die Erben des verstorbenen Professors der Chemie an der
Kgl. Universität München Dr. Wilhelm Koenigs stellten im
Sinne des Verstorbenen der Königlich Bayerischen Akademie
der Wissenschaften die Summe von 50 000 Mark zur Verfügung,
deren Zinsen Verwendung finden sollen zur Förderung bota-
nischer und zoologischer Forschungen und Forschungsreisen.
§ 2.
Die Entscheidung über die Vergebung der Zinsen wird
einer Kommission übertragen, welche besteht aus dem Prä-
sidenten der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften, dem
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse und je einem
Vertreter der Botanik und der Zoologie, welche von der
mathematisch-physikalischen Klasse zu wählen sind.
5b* Satzungen der Stiftungen
§ 3.
Die Vorschläge über die Verwendung der Stiftungszinsen
gehen von den beiden, nach § 2 gewählten Vertretern der
Botanik und Zoologie aus, wobei in der Regel abwechselnd
die eine und die andere der beiden Disziplinen berücksichtigt
werden sollen.
M-
Die Vergebung der Zinsen findet alle zwei Jahre statt.
Doch kann in besonderen Fällen auf einstimmigen Beschluss
der Kommission auch in der Zwischenzeit über die vorhandenen
Zinsen verfügt werden.
Nicht verwendete Zinsen werden zum Kapital geschlagen.
§ 5.
Die mit Hilfe der Koenigs-Stiftung erworbenen oder
gesammelten Objekte (Naturalien und Instrumente) sind den
botanischen oder zoologischen Sammlungen des Staates zu
übergeben.
§6-
Wer aus der Koenigs-Stiftung eine Bewilligung erhält,
hat der Kommission über die Verwendung der Mittel Bericht
zu erstatten.
§ 7.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Kgl. Bayer. Akademie der
Wissenschaften nach den für die übrigen — nicht in das
Depot der Bank gegebenen — Stiftungsgelder geltenden Vor-
schriften.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-phys. und historischen
Klasse
Kuhn. v. Voit. Poehlmann.
Satzungen der Stiftungen 57
X.
Satzung des Georg Hitrschen Fonds zur Förderung
der Medaillenkunst.
Bestätigt durch Entschliessung des Kgl. Staatsministeriums des Innern
für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 22. Januar 1909 Nr. 1424.
§ i.
Herr Privatier Georg Hitl in München hat dem Kgl. Ge-
neralkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des
Staates die Summe von 15000 Mark schenkungsweise mit der
Bestimmung überwiesen, dass deren Zinsen Verwendung finden
sollen zur Förderung der modernen Medaillenkunst.
§2.
Die Entscheidung über die Vergebung der Zinsen trifft
eine Kommission, die aus dem Generaldirektor der wissen-
schaftlichen Sammlungen des Staates, dem Schenker, zwei
Künstlern und zwei Sachverständigen besteht. Einer der letz-
teren hat der Direktor oder ein Beamter des Münzkabinettes
zu sein.
Die Mitglieder der Kommission werden vom General-
direktor im Einvernehmen mit dem Stifter und dem Direktor
des Münzkabinettes gewählt. Spätere Ergänzungen trifft die
Kommission selbst.
Die Kommission wählt aus ihrer Mitte den Vorsitzenden.
Die Kommission tritt alljährlich mindestens einmal bis
spätestens 20. Dezember zusammen. Die Einberufung geschieht
durch das K. Generalkonservatorium. Die Beratung findet im
K. Münzkabinett statt.
§ 3.
Die jährlichen Zinsen können Verwendung finden:
a) alljährlich als Preis für die hervorragendste Leistung
auf dem Gebiet der modernen Medaillenkunst während
des verflossenen Jahres.
Zu diesem Zweck wird alljährlich das K. General-
konservatorium zur Einsendung von einschlägigen Ar-
58 Satzungen der Stiftungen
beiten an das K. Münzkabinett München bis zum 1. De-
zember öffentlich einladen. Hierbei können berück-
sichtigt werden nur fertige Medaillen oder plastische
Medaillenmodelle, ferner auch in Stahl geschnittene,
sowohl negative wie positive Stempel. Übersteigt das
Modell die projektierte Grösse der Medaille, so ist diesem
bei der Einsendung eine photographische Verkleinerung
im beabsichtigten Durchmesser beizufügen,
b) für Erteilung eines Auftrags.
Die Bestimmung des Vorwurfs für die Medaille bleibt
der Kommission vorbehalten, kann aber auch dem freien
Ermessen des zu beauftragenden Künstlers anheim-
gestellt werden.
Für Preise und Aufträge kommen nur in Betracht bayerische
oder in Bayern lebende Künstler.
§4.
Nicht verwendete Zinsen werden angesammelt und gelangen
spätestens alle drei Jahre, vom Datum dieser Satzungen ab
gerechnet, zur Verwendung.
§5.
Anlage und Verwaltung des Fondsvermögens, das gemäss
Entschliessung des K. Staatsministeriums des Innern für Kirch en-
und Schulangelegenheiten vom 12. November 1908 Nr. 23963
als gesondertes, staatliches Zweckvermögen anzusehen ist, er-
folgt durch die Kassaverwaltung der Königlich Bayerischen
Akademie der Wissenschaften nach den für die Verwaltung
von Stiftungsgeldern geltenden Vorschriften.
München, den 18. Januar 1909.
Der Generaldirektor der wissenschaftlichen Sammlungen
des Staates:
v. Heigel.
Der Direktor des K. Münzkabinetts:
Habich.
Satzungen der Stiftungen 59
XL
Satzung der Heinrich v. Brunck-Stiftung.
Landesherrlich bestätigt laut Entschließung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 22. Oktober 1909
Nr. 26067.
§ 1-
Der Geheime Kommerzienrat Dr. Heinrich von Brunck
in Ludwigshafen am Rhein errichtet bei der Königlich Baye-
rischen Akademie der Wissenschaften mit einem Kapital von
50000 Mark eine „Heinrich von Brunck-Stiftung" zur
Förderung wissenschaftlich-chemischer Forschungen.
§ 2.
Zweck der Stiftung ist die Verwendung der Zinsen des
Stiftungsvermögens zur Unterstützung wissenschaftlich-chemi-
scher und physikalisch-chemischer Forschungen.
Die Bewilligung der Mittel erfolgt jährlich, jedoch ist für
den Fall des Auftretens eines größeren Bedarfs eine Über-
tragung von einem Jahr auf das andere zulässig.
§ 3.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Königlich Bayerischen Aka-
demie der Wissenschaften nach den für die „Koenigs- Stiftung"
geltenden Vorschriften.
§ 4.
Die Entscheidung über die Vergebung der Mittel wird einer
Kommission übertragen, welche besteht aus dem Präsidenten
der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, dem
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse und denjenigen
ordentlichen Mitgliedern dieser Klasse, welche Vertreter der
Chemie und der physikalischen Chemie sind.
§ 5.
Gesuche um Bewilligung von Geldmitteln sind an den
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse zu richten,
welcher sie der Kommission zur Entscheidung vorlegt.
60 Satzungen der Stiftungen
§6.
Sitzungen der Kommission finden wenigstens einmal im
Jahre statt. Die Einladungen hierzu ergehen vom Präsidium.
Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Präsidenten.
§ 7.
Eine Änderung dieser Statuten kann nur auf Antrag der
in § 4 bezeichneten Kommission und nur mit Allerhöchster
Genehmigung erfolgen.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der
Philos.-philol. Math.-physikal. Histor. Klasse
Kuhn. v. Goebel. v. Poehlmann.
Siehe Nachtrag,
61
Öffentliche Sitzung
zur Feier des 154. Stiftungstages
am 15. März 1913.
Die Sitzung eröffnete der Präsident der Kgl. Akademie
der Wissenschaften Herr K. Th. von Heigel mit folgender
Ansprache:
Königliche Hoheit!
Hochgeehrte Festversammlung!
Nicht unvorbereitet traf uns die Trauerkunde, daß unser
ehrwürdiger Landesherr, Prinzregent Luitpold von Bayern, aus
dem Leben geschieden sei, und doch wirkte das Ereignis wie
eine jähe Überraschung. Drei Menschenalter hatte er schon
erlebt; man hatte sich an den Gedanken gewöhnt, daß er den
Kampf mit dem Alter noch weiterhin siegreich bestehen werde,
— da nahte sich ihm der Tod wie ein alter, liebreicher Freund
und bettete ihn zur ewigen Ruhe.
Als wir den Fürsten — justum et tenacem propositi
vir um! — zur Gruft geleiteten, war es feierlich still auf allen
Wegen, nur der Pulsschlag der Liebe eines Volkes war ver-
nehmbar, das rührende Totenfest wird keinem Teilnehmer aus
dem Gedächtnis entschwinden.
Die Zeit der vollen Erkenntnis, was das bayrische, das
deutsche Volk dem Gütigen zu danken hat, ist noch nicht ge-
kommen; auch würde mich näheres Eingehen auf die Wirk-
samkeit des Regenten in Widerstreit bringen mit den Satzungen
unsres Gemeinwesens, die jede Besprechung politischer Fragen
ausschließen. Nur ein mit flüchtigem Stift gezeichnetes Bild
Jahrbuch 1913. 5
62 öffentliche Sitzung am 15. März
des Verewigten, in dem in seltener Weise reine Menschlichkeit
und fürstliche Hoheit vereinigt waren, möchte ich Ihnen noch-
mals vor Augen bringen.
Als ich zum erstenmal die Ehre hatte, vor ihm zu stehen,
sagte er in seiner schlichten Art: „Sie haben sich einen schönen
Lebensberuf gewählt! Ich selbst habe leider nicht viel Ge-
schichte studiert, aber ich habe viel erlebt, das muß mir die
Kenntnisse ersetzen!"
Ja, er hatte schon vieles an sich vorüberziehen gesehen !
In seiner Jugendzeit war noch wach die Erinnerung an
die Freiheitskriege, deren Feuertaufe zwar nicht die Wieder-
kehr von Kaiser und Reich, aber die Hoffnung auf eine glück-
liche Wiedervereinigung gebracht hatte. Während der Land-
mann wieder goldenes Korn in die Furchen der deutschen
Schlachtfelder säete, wurde der junge Königssohn, seiner Nei-
gung entsprechend, Soldat. Fortan lebte er, obwohl empfäng-
lich für die Reize der Kunst und für das Glück eines innigen
Familienlebens, vor allem einer treuen Pflichterfüllung. Streng
und stramm im Dienst, leutselig und wohlwollend im Verkehr
mit jedermann, gehorsam den Gesetzen des Staates und der
Moral, ein ergebener Sohn seiner Kirche, aber niemals unduld-
sam gegen andere Weltanschauung, war er bei allen beliebt
und angesehen, ohne daß Höheres von ihm erwartet wurde.
Erst später lernte er selbst die eigene Kraft kennen, er wuchs
mit seinen Aufgaben, ihm war ein Lebensgang in aufsteigender
Linie beschieden.
Als zum letztenmal, wie wir heute unbedenklich und
unbedingt sagen dürfen, Deutsche gegen Deutsche das Schwert
erhoben, versuchte er gewissenhaft den ihm übertragenen Auf-
gaben gerecht zu werden, fand jedoch keine Gelegenheit, sich
auszuzeichnen. Als bald darauf ein heißerer Kampf, diesmal
um Vaterland und nationale Ehre, entbrannte, mußte er darauf
verzichten, „als Soldat und brav" die Anstrengungen und Ge-
fahren des Feldzugs mit den Kameraden zu teilen, er mußte
seinen königlichen Neffen im Hauptquartier vertreten. Doch
das eiserne Kreuz, das ihm nach der Schlacht bei Gravelotte
Ansprache des Präsidenten. 63
verliehen wurde, war nicht bloß eine höfische Ehrung, sondern
der Lohn für mutiges Aushalten an der Seite des greisen Waffen-
genossen, mit dem ihn ebenso nahe Verwandtschaft, wie auf-
richtige Freundschaft verband.
Nach der Heimkehr nahm er wieder schlicht und still die
gewohnte Lebensweise auf. Immer sich selber treu, hielt er
fest an der durch redliches Bemühen gewonnenen Auffassung
von staatlichen und kirchlichen Einrichtungen. Auch Ver-
kennung seiner guten Absichten löste in ihm keinen Groll,*
keine Verbitterung aus. In der Öffentlichkeit wurde sein Name
kaum genannt.
Da riß ihn die tragische Katastrophe des Jahres 1886 auf
neue Bahnen. Die Rücksicht auf Ehre und Wohlfahrt des
Vaterlands legte ihm, der bisher seinen Patriotismus nur in
gehorsamer Unterordnung hatte betätigen können, die Pflicht
auf, aus dem Stilleben seines Hauses herauszutreten und die
Zügel der Regierung in die Hand zu nehmen. Wie bitter
wandelte sich nun das Urteil vieler über den bisher kaum
Beachteten! Man wird an ein Wort Voltaires erinnert: „Celui
qui a dit le premier, qu'il n'y a point de sottise, dont l'esprit
humain ne soit capable, etait un grand prophete!" Nein, es
war nicht die Tat eines Usurpators Claudius, wie manche töricht
wähnten, sondern die Tat eines Vaterlandsretters Decius Mus!
In einem Alter, in dem die meisten, im Gefühl, ihr Tage-
werk getan zu haben, sich zur Ruhe setzen, mußte er völlig
neuen, schwierigen, nicht selten peinlichen Aufgaben sich unter-
ziehen. Zu ihrer Lösung entwickelte er eine Tatkraft, die auch
für solche, die ihn gut zu kennen glaubten, eine Überraschung
war. In gewissenhaftester Hingebung widmete er sich den
Regierungsgeschäften. Er besaß die Edelreife des Alters und
zugleich eine Frische und Beweglichkeit, die den Jüngsten
beschämte. Er konnte wie Schiller vor hundert Jahren fragen :
„War es immer, wie jetzt? Ich kann das Geschlecht nicht
begreifen !
Nur das Alter ist jung, ach! und die Jugend ist alt!"
64 Öffentliche Sitzung am 15. März
Diese gesteigerte Tätigkeit in so hohem Alter setzt eine
ganz ungewöhnliche Leben senergie voraus, eine Konzentration
physischer und geistiger Kräfte, ein Gleichgewicht der Seele,
die jeden Unbefangenen zu Achtung und Bewunderung nötigen
muteten. Dieser greise Fürst trug nie eine Maske, kannte keine
Pose! Was er sprach und wirkte, hatte den festen Linienzug
eines klug abwägenden, aber nur nach dem Gebot der Wahr-
haftigkeit entscheidenden Geistes. Obwohl er auch als Regent
die Einfachheit seines früheren Auftretens niemals aufgab, war
es nicht zweifelhaft, daß eine feste Hand die Zügel führe.
Es war ihm beschieden, in Bayern den wichtigsten politischen,
staatsrechtlichen und volkswirtschaftlichen Neuerungen zum
Durchbruch zu verhelfen, so daß seine Regierungsperiode zu
den bedeutsamsten der bayrischen Geschichte zählen wird. Und
auch im übrigen Deutschland wird sein Name unvergessen
bleiben: wie er in Versailles unter den Ersten an der Einigung
Deutschlands mitarbeiten konnte, war es ihm noch vergönnt,
zu ihrem Schutz und ihrer Festigung beizutragen. Obwohl
eine adelige Natur, war er von einer im besten Sinn des Wortes
demokratischen Gesinnung. Er war sicherlich überzeugt von
der Berechtigung und Notwendigkeit sozialer Distanzen, aber
ohne Zweifel ist aus seiner warmen Menschenliebe jener ge-
wagte Entschluß zu erklären, die Zustimmung zur Aufnahme
des allgemeinen Wahlrechts in die Verfassung, wodurch auch
den Besitzlosen im Zeichen der Freiheit und Gleichheit volle
politische Rechte eingeräumt wurden, eine Neuerung, die sogar
über die Forderungen Mirabeaus und Barnaves noch hinausging.
Doch es ist hier nicht am Platz, auf diese Umwälzungen
und Reformen näher einzugehen. Nur das Verhältnis des
gütigen Fürsten zur Wissenschaft und zum Gelehrtenstand sei
noch mit ein paar Worten berührt.
Auch auf diesem Gebiet war seine stille, beharrliche Arbeit
lauterer Segen. Was unter seiner Regierung für Gewinnung
bedeutender Lehrkräfte, für Schöpfung und Ausbau von Samm-
lungen und Instituten, für Vermehrung und Nutzbarmachung
der Büchereien, für Organisierung des Unterrichts geschah, ist
Ansprache des Präsidenten. 65
im reichen Kranz seiner Ehren nicht das geringste Blatt. Es
wäre ein Irrtum, wollte man glauben, daß er selbst daran
nicht persönlichen Anteil genommen hätte. Er war nicht ein
Gelehrter, wie König Johann von Sachsen, auch nicht ein
Herzensfreund der Wissenschaft, wie Maximilian IL, aber es
entging ihm nicht, welche Bedeutung der Wissenschaft für die
Entwicklung der Individuen und der Gesamtheit innewohnt.
Deshalb war es immer sein Wunsch, daß für Pflege der Wissen-
schaft reiche Mittel zur Verfügung gestellt würden, damit dem
verhältnismäßig kleinen Lande ermöglicht werde, im friedlichen
Wettstreit der Nationen einen ehrenvollen Platz zu behaupten.
Durch liebevolle Kulturpflege ist ja die Berechtigung einer
Mittelmacht wie Bayern am kräftigsten zu beweisen und am
anschaulichsten darzutun.
In gewissem Sinne setzte er die Symposien seines Bruders
fort, indem er fast täglich Gelehrte und Künstler in seine
unmittelbare Umgebung zog. Damit wurden Kunst und Wissen-
schaft nicht bloß geehrt, sondern auch gefördert, denn „des
Fürsten Beispiel wirkt mächtig um sich her". Es war mir
vergönnt, den Verkehr unsres hohen Protektors mit Vertretern
aller Fakultäten häufig zu beobachten. Obwohl manches seinem
Bildungsgang fern lag, fand er sich doch im Umgang mit den
gelehrten Herren mit liebenswürdiger Grazie zurecht. Keiner
wird je ein ungeeignetes Wort aus seinem Munde gehört haben.
Und doch wurden in seiner Gegenwart alle erdenklichen Fragen
erörtert ; bald war die Rede von den Fortschritten der Erd-
messung, bald von birmanischen Altertümern, bald vom Streit
über Manet und Monet, bald von karolingischen Handschriften.
Er hörte still und aufmerksam zu ; nur von Zeit zu Zeit warf
er ein aufmunterndes Wort in die Debatte, oder er stellte eine
Frage, die davon Zeugnis gab, daß sein regsamer Geist auch
an den ihm fremden Problemen im stillen mitarbeitete. Wie oft
äußerten fremde Gäste freudiges Erstaunen ob der Sicherheit und
Klarheit dieses Laienurteils ! Auch kühle Naturen konnten sich
dem Zauber der schlichten Würde nicht entziehen. Hier war
ein Glockenton vernehmbar, der unmittelbar ans Herz rührte!
66 öffentliche Sitzung am 15. März
Mit der Hingebung eines Liebenden war er für die Hebung
der Kunst besorgt. Zu all den mannigfaltigen, unser öffentliches
Leben bewegenden Fragen nahm er vom freien und weiten Stand-
punkt einer reichen Erfahrung selbständig Stellung. Und eine
unerschöpfliche Herzensgüte gab seinem ganzen Tun und Lassen
das Gepräge. Keine Enttäuschung war imstande, ihm den Glauben
an die Menschheit zu rauben.
Längst hatte er durch sein gewissenhaftes, gütiges Walten
auch die widerstrebenden Geister bezwungen. Immer inniger
schloß sich die Nation ihrem Führer an, — da machte ein Augen-
blick alle Wünsche und Hoffnungen zunichte, auch er mußte
von seinem Lebenswerk und vom Leben Abschied nehmen.
In aufrichtiger Trauer beklagen wir den Verlust, doch
fühlen wir uns nicht verwaist. Mit herzlichem Vertrauen wen-
den wir uns dem Sohne des edlen Toten zu, dem Herrscher,
dem das Heute und die Zukunft gehören. Wir durften ihn
schon seit Jahren als Ehrenmitglied zu den Unsern zählen,
und er bewies schon durch Wort und Tat, daß er, wie alle
Kulturarbeit, so auch die gelehrten Studien schätzt und in ihrer
Pflege eine Ehrenpflicht seiner fürstlichen Stellung erblickt.
Heute ist der Akademie vergönnt, ihm als ihrem neuen
Protektor den ersten Festgruß darzubringen. Möge ihm ein
friedliches und, wenn einmal das wechselnde Verhängnis die
heitren Lose verschwinden machen sollte, ein sieghaftes Regi-
ment beschieden sein!
Wir leben ja in einer ernsten Zeit. Wenn wir auch die
Hoffnung auf Erhaltung der Segnungen des Friedens nicht auf-
zugeben brauchen, so kann doch jeder Augenblick eine bittre
Wendung bringen. Doch sicherlich würde der Stifter unsrer
Akademie selbst nichts einzuwenden haben, wenn ich, sein Ver-
bot mißachtend, auf die erhebenden Vorgänge der jüngsten
Tage hindeute und daraus die Folgerung ziehe: Da Nord und
Süd des deutschen Vaterlands pflichttreu und freudig zu-
sammenstehen, können wir getrost in die Zukunft blicken!
Mögen auch Wolken den Horizont umschleiern, über ihnen
steht fest und klar das Firmament und leuchten die Sterne!
Preisaufgaben. 67
Tacitus mahnt im Agricola, daß man einen erhabenen
Toten nicht bloß durch schwachmütiges Trauern ehren soll,
sondern dadurch, daß man sich seine Tugenden vor Augen
hält und vor allem seinen Tugenden nacheifert. Wir glauben
in diesem Sinn zu handeln, wenn wir nunmehr, unsrer Berufs-
pflicht entsprechend, zum wissenschaftlichen Teil unsrer Fest-
versammlung übergehen.
Im März 1910 wurde für die Zographos-Stiftung eine
Bearbeitung der Topographie Thessaliens als Preisarbeit aus-
geschrieben. Es ist rechtzeitig eine Bearbeitung eingegangen,
welche das Motto trägt: ""Hjugiti ze TQuärco $>$iy\v igißcolov
Ixot/uqv".
Der Verfasser hat von der ausgesprochenen Erlaubnis, nur
ein größeres Teilgebiet zu bearbeiten, Gebrauch gemacht und
sich auf das Flußgebiet des Spercheios und die Phthiotische
Achaia beschränkt, in diesem zweiten Teile aus Zeitmangel
sogar einige Lücken gelassen, welche vor der Veröffentlichung
ausgefüllt werden müssen. Er bespricht, offenbar auf Grund
eigener Anschauung, die Landschaft im ganzen und die ein-
zelnen antiken Ansiedlungen, deren Reste beschrieben und in
Planskizzen sowie photographischen Aufnahmen veranschau-
licht werden. Die fachmännische Hilfe des Geometers und
Architekten wäre erwünscht gewesen. Im ganzen ist das bis-
her auf diesem Gebiete geleistete geschickt zusammengefaßt
und durch eigene Forschung bereichert.
Über die Forderung der Preisaufgabe hinaus hat der Ver-
fasser nicht nur die geschichtlichen Ereignisse behandelt, deren
Verständnis uns die Bestimmung der erhaltenen Ansiedelungs-
reste ermöglicht, sondern auch die historische Rolle der ein-
zelnen Städte zu veranschaulichen versucht. Hier sind nament-
lich die auf sagengeschichtlichem Gebiete gezogenen Schlüsse
nicht immer einwandfrei.
68 öffentliche Sitzung am 15. März
Auf dem von der Preisaufgabe umschriebenen Gebiete hat
der Verfasser mit Benutzung früherer und eigener Forschungen
und Beobachtungen eine förderliche Arbeit geliefert, die des
Preises würdig erscheint.
Bei der nun vorgenommenen Öffnung des Briefumschlages,
der der Arbeit beigelegt war, ergab sich als Verfasser der
eingesandten Arbeit Dr. Friedrich Stähl in, Gymnasialprofessor
in Nürnberg.
Zur Bewerbung um einen neuen Preis aus der Zographos-
Stiftung stellt die Akademie folgendes Thema auf: „Die
stilistischen und sonstigen Umgestaltungen, welche antike Ko-
pisten und Bildhauerschulen mit den von ihnen wiedergegebenen
oder benützten Bildwerken vorgenommen haben, sollen an
möglichst zahlreichen Beispielen systematisch und zeitlich ge-
ordnet dargelegt und beurteilt werden".
Es ist neuerdings in einigen frappanten Fällen nachge-
wiesen, wie antike Kopisten ihre Vorbilder in bewußter Weise
stilistisch umgewandelt haben, und ebenso hat sich ergeben,
wie rücksichtslos sie ältere Vorbilder zu neuer praktischer
Verwendung zu benutzen verstanden, nicht nur zu dekorativen
Zwecken, wie in der neuattischen Schule, sondern auch sonst
zur Schöpfung von Ehren- und Grabstatuen oder zu Werken
wie man sie der sogenannten pasitelischen Schule zuschreibt.
Es ist eine dringende Aufgabe, kritischer Erforschung der
antiken Plastik dadurch festere Grundlagen zu schaffen, daß
an sicheren Fällen dies Vorgehen der Kopisten nachgewiesen
und so ihre verschiedenartige interpolierende Tätigkeit mög-
lichst vielseitig dargestellt und durch Beurteilung der treibenden
Kräfte historisch verständlich gemacht werde.
Der Preis beträgt 2000 Mark, wovon die Hälfte sofort
nach Zuerkennung des Preises, der Rest nach Drucklegung
des Werkes ausbezahlt wird.
Einlieferun gstermin : 31. Dezember 1916. Der Verfasser-
name ist im Briefumschlage mit Motto beizulegen.
Die Arbeiten können in deutscher, lateinischer oder grie-
chischer Sprache eingeliefert werden.
Bewilligungen aus den Stiftungen. 69
Aus den Zinsen der Akademiestiftungen wurden im Jahre
1913 folgende Beträge bewilligt:
1. Aus dem Thereianos-Fond :
an Professor Dr. August Heisenberg in München für
die Herausgabe der Byzantinischen Zeitschrift 1500 M. ;
an Dr. Willy Hengstenberg in Possenhofen für An-
fertigung des Index zur Byzantinischen Zeitschrift Band 13 — 24
als zweite Rate 700 M.;
für das Corpus der griechischen Urkunden des Mittelalters
1000 M.;
an Dr. Athanasios Buturas in Athen zu einer Unter-
suchung über griechische Personeu- und Ortsnamen des Mittel-
alters 450 M. ;
an Professor Dr. Ioannes Svoronos in Athen als Druck-
unterstützung für sein Corpus der athenischen Münzen 2400 M.;
an Dr. Phaedon Kukules in Athen zu einer Studienreise
nach Deutschland im Interesse seines Werkes über byzan-
tinisches Folklore 450 M. ;
an Studienrat Karl Reichhold in München für die Fort-
setzung des Werkes „Griechische Vasenmalerei" 1000 M.;
an Konrektor Dr. Jakob Haury in Ingolstadt für die
Drucklegung des Index zu seiner Ausgabe des Prokopios 400 M. ;
an Dr. Apostolos Arvanitopullos in Athen zur Be-
arbeitung thessalischer Inschriften 300 M.
Ein Preis von 800 M. wurde zuerkannt an Dr. Adamantios
Adamantiu in Athen für seine beiden Schriften: Tä xQovixä
rov Mcogecog, 1906 und AI Tiagadooeig h rfj xQioTiaviKtj eixovo-
yQacpiq. cAyveiag Tieiga, 1909/12.
2. Aus der Heinrich v. Brunck-Stiftung:
an Privatdozent Dr. Ludwig Kalb in München zur Fort-
führung seiner Arbeiten über Indolone 500 M. ;
an Professor Dr. Oskar Piloty in München zur Anschaf-
fung einer hydraulischen Presse und einer Zentrifuge 1400 M.
70 Öffentliche Sitzung ara 15. März
3. Aus der Wilhelm Koenigs-Stiftung zum Adolf
v. Baeyer-Jubiläum:
an Professor Dr. Heinrich Wieland in München zur Be-
schaffung von Platinmetallen 1000 M. ;
an Privatdozent Dr. Rudolf Pummerer in München zur
Unterstützung seiner Arbeit über hochkondensierte aromatische
Ringsysteme 300 M.;
an Assistent Dr. Jean Piccard in München zur Fort-
setzung seiner kolorimetrischen Untersuchungen 300 M. ;
an Professor Dr. Otto Dimroth in München zur Unter-
stützung seiner Arbeiten über den Farbstoff der Cochenille
1200 M.;
an Professor Dr. Wilhelm Prandtl in München zur Be-
schaffung eines Spaltultramikroskops 800 M.;
an Professor Dr. Ludwig Vanino in München zur Unter-
stützung seiner Arbeiten über Bologneser Leuchtsteine 300 M.
4. Aus der Wilhelm Koenigs-Stiftung zur Förderung
botanischer und zoologischer Forschungen und For-
schungsreisen:
an den K. u. K. Hauptmann d. R. Dr. Joseph Doposcheg-
Uhlar in München als Zuschuß zu seiner botanischen For-
schungsreise nach Java 1900 M.
5. Aus der Münchener Bürger- und Cramer-Klett-
Stiftung:
an Privatdozent Dr. Otto Freiherrn von und zu Aufseß
in München zu Temperaturregistrierungen in den bayerischen
Seen 1300 M.;
an Professor Dr. Friedrich Bidlingmaier in München
für eine Rechenhilfe 1200 M.;
Bewilligungen aus den Stiftungen.
71
an Ingenieur Karl van Douwe in München zur Unter-
suchung niederer Krebse rn Rovigno 200 M. ;
an Assistent Dr. Karl von Frisch in München für An-
schaffung physiologischer Apparate zu Arbeiten über den
Farbensinn der Tiere 300 M.;
an Oberarzt Dr. E. Rüdin in München für Vererbungs-
forschungen 1500 M. ;
an Hauptlehrer Philipp Fauth in Landstuhl zur Ein-
richtung eines Observatoriunis 1200 M.;
an Professor Dr. Richard Goldschmidt in München für
Vererbungsstudien an Enten 1000 M. ;
an Geh. Hofrat Dr. Johannes Ranke in München für
systematische Höhlenforschungen in Bayern 1000 M.
6. Aus dem Hitischen Fond zur Förderung der
Medaillenkunst
wurden für ausgezeichnete Leistungen bei der Medaillenkon-
kurrenz Preise zuerkannt :
Herrn Jan Wysocki (Pasing) 200 M.;
Herrn Adolf Seiler (München) 150 M.;
Herrn Hans Lindl (München) 150 M.;
Frau Paula Riezler (Stettin) 100 M.;
Herrn Ludwig Gies (München) 90 M.
Durch eine lobende Erwähnung hervorgehoben wurden
die künstlerischen und erfindungsreichen Arbeiten der Herren
Karl Ott,
Max Pfeifer,
Friedr. Lommel.
72 Öffentliche Sitzung am 15. März
Hierauf verlasen die Herren Klassensekretäre Kuhn,
v. G-oebel und v. Poehlmann folgende Nekrologe:
Am 5. April 1912 starb der emeritierte K. Gymnasial-
rektor Dr. Karl Meiser. Geboren am 18. Januar 1848 zu
München absolvierte Meiser 1861 das Gymnasium zu Nürnberg
und studierte darauf in München, wo vornehmlich Leonhard
Spengel und Wilhelm Christ seine wissenschaftliche Ent-
wicklung beeinflußten. Nachdem er 1865 die Staatsprüfung be-
standen, war er zuerst als Lehrer am Gymnasium zu Eichstätt,
dann in München am Maximilians- und Wilhelms-Gymnasium
tätig, wo er 1880 zum Professor ernannt wurde. Seit 1888
war er Rektor in Regensburg, zuerst am alten, seit 1892 am
neuen Gymnasium, bis er 1903 in den Ruhestand trat und in
seine Vaterstadt zurückkehrte. Seit 1883 war er außerordent-
liches, seit 1911 ordentliches Mitglied unserer Akademie.
Meisers wissenschaftliche Arbeit galt so gut wie aus-
schließlich der Kritik der klassischen Texte. Hier hat er,
gestützt auf seltene Vertrautheit mit Sprache und Stil der
einzelnen Schriftsteller, mit unermüdlichem Fleiß, eindringen-
dem Scharfsinn, vorsichtiger Besonnenheit tüchtiges geleistet
und allgemeine Anerkennung gefunden. Im römischen wie
griechischen Schrifttum gleichmäßig bewandert, hat er neben
mancherlei anderem in jüngeren Jahren besonders die Werke des
Tacitus, später namentlich griechische Autoren der nachchrist-
lichen Jahrhunderte mit reichem Erfolge durchgearbeitet und
sich vor allem durch seine Ausgabe der Historiae in der Neu-
bearbeitung des Orellischen Tacitus wie durch die von des
Boetius Kommentar zu Aristoteles tieqI §Qjur)veiag ein bleibendes
Andenken gesichert.
Siehe N. Wecklein in den Blättern für das Gymnasial-
Schulwesen Bd. 48 (München 1912), S. 469—473.
Am 29. August 1912 starb zu Wien der Hofrat und Uni-
versitätsprofessor Dr. Theodor Gomperz, ein hervorragender
Graecist, der sich besonders durch grundlegende Forschungen
auf dem Gebiete der griechischen Philosophie um die Wissen-
schaft verdient gemacht hat.
Nekrologe. 73
Am 29. September 1912 starb zu Breslau der Universitäts-
professor Dr. Franz Skutsch, ein begabter und gründlicher
Arbeiter auf dem Felde der römischen Sprach- und Literatur-
geschichte.
Am 12. Februar d. Js. verlor die Akademie in Hermann
Ebert ein besonders tätiges, den Aufgaben der Akademie sich
hingebendes Mitglied, dessen Arbeitskraft in Forschung und
Lehre noch die schönsten Früchte versprach.
Ebert war geboren zu Leipzig am 20. Juni 1861. Schon
auf der Schule interessierte er sich für Naturwissenschaft und
Sternkunde. Seine Studien begann er in seiner Vaterstadt und
beschäftigte sich vorwiegend mit Astronomie bei Bruns und
mit Physik bei Gr. Wiedemann. Mit dessen Sohne Eilhard
siedelte er nach Darmstadt und dann nach Erlangen über;
dort promovierte er, wurde Assistent am physikalischen Institut
und habilitierte sich. Im Frühjahr 1894 folgte er einem Ruf
als Extraordinarius für theoretische Physik nach Leipzig, ging
aber noch im Herbst des gleichen Jahres als Ordinarius für
Experimentalphysik nach Kiel. An der technischen Hochschule
in München wirkte er seit 1898.
Während seiner kurzen Leipziger Dozentenzeit ist er be-
sonders mit Ostwald in wissenschaftliche und freundschaft-
liche Beziehungen getreten. Die energetische Systematik Ost-
walds hat seine allgemeine Naturauffassung nachhaltig bestimmt;
die Spuren dieser Systematik sind noch in seinem letzten Werke,
dem Lehrbuch der Physik, Bd. I, 1912 unverkennbar; dieses
Buch ist ein Niederschlag seiner mit besonderer Liebe ausge-
arbeiteten und mit größtem Erfolge durchgeführten Vorlesungen
an der Münchener technischen Hochschule, in denen die tech-
nischen Interessen in besonderem Maße zur Geltung kamen
und die Experimentierkunst in ihrer Richtung auf objektive
Darstellung für einen großen Zuhörerkreis aufs Höchste ge-
steigert war.
Wenn auch energetisch in seinen Grundanschauungen, war
Ebert doch nicht den mechanischen Bildern abgeneigt, die be-
74 Öffentliche Sitzung am 15. März
sonders von den Engländern ausgebildet und dem englischen
Bedürfnis nach anschaulicher Erfassung angepaßt, bei der Ent-
wickelung der modernen Elektrodynamik eine wichtige Rolle
gespielt haben. Schon aus didaktischen Gründen war Ebert
diese Methode willkommen: er hat sie in seinem Buche „Mag-
netische Kraftfelder" 1897 weitgehend kultiviert mit der leb-
haften persönlichen Färbung, die sein gesprochenes Wort aus-
zeichnete. Schon früher hatte er die cyklischen Systeme von
Helmholtz in ihrer Anwendung auf den Elektromagnetismus
studiert.
Auf experimentellem Gebiet hat er an den Problemen der
Glimmentladung, der Kathodenstrahlen, der elektrischen Schwin-
gungen mitgearbeitet; besonders interessant sind ihrer Frage-
stellung nach seine älteren optischen Arbeiten über Spektral-
linien, über die Interferenzen bei hohen Gangunterschieden,
über das Dopplersche Prinzip in seiner Anwendung auf leuch-
tende Gase, über eine vermutete Abhängigkeit der Lichtge-
schwindigkeit von der Intensität des Lichtes, Fragen, die in
der Zwischenzeit von verschiedenen Seiten, am erfolgreichsten
von Michelson, gefördert worden sind.
Sehr charakteristisch für die wissenschaftliche Persönlich-
keit Eberts ist sein starkes Interesse für astrophysikalische
Fragen, welches in seiner Leipziger Lehrzeit beginnend ihn
sein ganzes Leben lang begleitet hat. Es gibt wenige Fragen
'der Astrophysik und Geophysik, denen er nicht näher getreten
ist. Die Physik der Sonne in ihrem Zusammenhang mit den
Tatsachen der anomalen Dispersion, der Zustand der Mond-
oberfläche, erläutert durch Laboratoriumsmodelle und kontrol-
liert durch Laboratoriumsversuche, das Polarlicht, die Gezeiten
der oberbairischen Seen (sog. Seiches), die Variationen des Erd-
magnetismus, die durch radioaktive Substanzen verursachte
Bodenströmung, der elektrische Zustand der Atmosphäre, alle
diese Probleme hat Ebert teils selbst gefördert, teils durch
seine Mitarbeiter behandeln lassen. Dem letztgenannten Ge-
biete der Luftelektrizität galt seine Energie in ganz besonderem
Maße. Hier hat er seine glänzende Begabung für den Bau
Nekrologe. 75
von Meßapparaten, hier hat er auch — in den Arbeiten der
akademischen luftelektrischen Kommission — sein Organisations-
talent voll entfaltet. Auf diesem Gebiete wird die Lücke ganz
besonders schmerzlich empfunden werden, die sein Tod in die
Reihen der Akademie gerissen hat.
Wie dem tatkräftigen, hülfsbereiten, für die Allgemein-
heit sich einsetzenden Menschen so ist dem vielseitigen, für
wissenschaftliche Schönheit begeisterungsfähigen Forscher ein
treues Andenken gesichert. Sommerfeld.
Unerwartet rasch für seine Schüler und Freunde starb am
19. Mai 1912 Eduard Strasburger: ein glücklicher Tod nach
einem glücklichen, arbeits- und erfolgreichen Leben. Mitten
heraus aus dem Schaffen, ohne daß man irgend merken konnte,
daß „das tückische Alter ihn mit seiner Krücke getroffen" ist
er abberufen worden.
Es sei versucht, seinen Lebensgang und seine Persönlich-
keit kurz zu schildern. Er stammte aus einer von Sachsen
nach Polen eingewanderten Familie. Geboren am 1. Februar
1844 hat er sowohl in seiner Aussprache des Deutschen
(namentlich in früheren Jahren) als auch in seinem Stil, und
man darf wohl sagen auch in der Gewandtheit und Geschmeidig-
keit seines Auftretens die Erinnerung an seine polnische Hei-
mat bewahrt.
Er studierte nach einem einjährigen Aufenthalt in Paris
zunächst in Warschau dann in Bonn und Jena. Er hatte
so Gelegenheit sich von einigen leitenden deutschen Ver-
tretern der Botanik in diese damals in frischer Entwicklung
aufstrebende Wissenschaft einführen zu lassen.
In Bonn wirkte an der Universität Schacht, ein mehr durch
extensive als intensive Tätigkeit ausgezeichneter Mikroskopiker. In
Poppeisdorf an der landwirtschaftlichen Akademie war Julius
Sachs der geniale Pflanzenphysiologe tätig. In Jena endlich
fand er an Pringsheim einen kritischen auf dein Gebiete der
Entwicklungs- und Fortpflanzungsforschung hochverdienten Ge-
lehrten. Außerdem trat damals in Jena durch seine Jugend-
76 Öffentliche Sitzung am 15. März
liehe Begeisterung für phylogenetische Forschung Ernst Haeckel
hervor. Alle diese Lehrer haben seine wissenschaftliche Tätig-
keit tiefgreifend beeinflußt: Schachts Nachfolger ist er nicht
nur später in Bonn geworden, er war es auch als leitender
Mikroskopiker seiner Zeit, nur, seiner Begabung entsprechend
mit viel größerem Erfolge. Sachs hat ihn wohl für die Ex-
perimentalphysiologie (die Strasburger durch mehrere wichtige
Arbeiten bereicherte) gewonnen und so vor der Einseitigkeit
vieler anderer Mikroskopiker bewahrt. Pringsheims Vorbild
zeigte ihm, wie ersprießlich die Erforschung niederer pflanz-
licher Organismen ist, Haeckel aber begeisterte ihn für Dar-
winismus und Deszendenztheorie. Ihm ist es auch zu verdanken,
daß Strasburger für die deutschen Universitäten gewonnen wurde.
Pringsheim legte 1866 seine Professur in Jena nieder und
siedelte nach Berlin über. Strasburger wurde, erst 25 jährig,
sein Nachfolger. 1881 wurde er nach Bonn berufen, wo er
nun dauernd blieb. Berufungen nach Tübingen und München
lehnte er ab, er wollte den ihm liebgewordenen Wirkungskreis
und — wie er mir selbst sagte — auch seine schöne Dienst-
wohnung im Poppelsdorfer Schloße nicht verlassen.
Seine wissenschaftliche Tätigkeit war eine sehr umfang-
reiche. Rasch arbeitend, rasch die Probleme auffassend und
Anregungen anderer leicht zugänglich, liebte er es, zu den von
ihm behandelten Fragen wiederholt Stellung zu nehmen. Das
hatte freilich auch seine Nachteile. Man warf ihm vor, daß
er seine Ansichten leicht wechsle, und seine größeren Abhand-
lungen sind nicht selten mehr eine Wiedergabe seines Beob-
achtungsjournals als ein einheitlich verarbeitetes Ganzes. Man
darf indes nicht vergessen, daß die Fragen um die es sich
handelte meist in lebhaftem Fluße sich befanden und daß er
in einer Zeit lebte, in der die Botanik eine große Umgestal-
tung erfuhr. Daß er einmal erkannte Irrtümer nicht hart-
näckig festhielt, wird man ihm nur danken können. Gewiß,
er hatte auch „les defauts de ses qualites". Man kann ihn
nicht zu den tiefgründig originalen und genialen Naturen
zählen wie sie die Botanik in seinen älteren Zeitgenossen
Nekrologe. 77
Nägeli, Hofmeister und Sachs besaß, und selbst auf seinem Spe-
zialgebiet, dem der Cytologie sind einige fundamentale Beobach-
tungen (z. B. die Längsspaltung der Chromosomen, das Vor-
handensein der Plasmodesmen, die doppelte Befruchtung, der
Nachweis der Chondriosomen) und Folgerungen (z. B. haploide
und diploide Generation, Bedeutung des Kerns für die Ver-
erbung) nicht auf ihn zurückzuführen. Aber trotzdem war
seine Wirksamkeit auf den verschiedensten Gebieten der Bo-
tanik von größter Bedeutung.
Sie bewegte sich namentlich nach drei Richtungen: der
morphologisch - entwicklungsgeschichtlichen , der anatomisch-
physiologischen und der cytologischen.
Einige seiner wichtigsten Leistungen auf diesen Gebieten
seien kurz erwähnt.
1. Es war namentlich die Entwicklungsgeschichte der
Archegoniaten, die ihm zahlreiche wichtige Beiträge verdankt,
so Untersuchungen über Archegonien und Antheridien von
Farn und Moosen und über Azolla. Die Azolla-Untersuchung
ist eine besonders glänzende und für Strasburgers Geschick und
Beobachtungsgabe bezeichnende Arbeit. Was man über diese
merkwürdige Pflanze vorher wußte war ziemlich unklar und ver-
worren. Auf Grund eines recht spärlichen Material es gelang es
Strasburger die Entwicklungsgeschichte fast lückenlos aufzuhellen
(wobei ihm wohl Pringsheims Untersuchung über Salvinia als
Muster vorschwebte). Es sind seither wohl einige Ergänzun-
gen, aber keine wesentlich neuen Erkenntnisse hinzugekommen.
Die große Arbeit über Coniferen und Gnetaceen bringt
eine Menge von Einzeluntersuchungen, sie ist zweifellos eine der
wichtigsten aus der Zeit der Hofmeisterschen Epigonen. Der
starke Einschlag eines jugendlichen Haeckelismus erscheint uns
jetzt schon freilich in anderem Lichte, als der damaligen Zeit.
Seine Untersuchungen setzte er später fort in dem Werke
„Angiospermen und Gymnospermen". Es gelang ihm, die Vor-
gänge bei der Keimung der Makrosporen beider Gruppen auf-
zuhellen und so das Bild dieser Vorgänge zu einem einheit-
licheren zu gestalten, als dies früher der Fall war. Auch konnte
Jahrbuch 1913. 0
78 Öffentliche Sitzung am 15. März
er die alten rätselhaften Fälle von Parthenogenesis und Poly-
embryonie in ihrem Zustandekommen erklären. Es zeigte sich,
daß bei Coelebogyne ilicifolia — zu AI. Brauns Zeit Gegenstand
einer lebhaften Polemik (H. Karsten hatte AI. Braun, der die
Samenbildung von Coelebogyne als Parthenogenesis betrachtete,
vorgeworfen, er habe dies getan „aus Hang zum Glauben
an das Wunderbare", und um der herrschenden oder beliebten
religiösen Richtung zu schmeicheln) — die Embryonen vegetative
Adventivkeime aus dem Nucellus sind. Analoge Erscheinungen
wurden auch bei Citrus und anderen Pflanzen gefunden. Eine
wirkliche Parthenogenesis (d. h. die Weiterentwicklung einer
haploiden Eizelle oder eines sonstigen weiblichen Gameten)
kommt nach Strasburgers Untersuchungen nur bei niederen
Pflanzen vor.
2. Von seinen anatomisch-physiologischen Untersuchungen
ragt schon durch seinen beträchtlichen Umfang hervor das
Buch „Bau und Verrichtung der Leitungsbahnen1)". Es sind
darin niedergelegt einerseits ausgedehnte Untersuchungen über
den Bau der Leitbündel des Holzes und der Rinde, anderer-
seits experimentelle Untersuchungen über das Saftsteigen. Diese
zeigten namentlich, daß eine Abtötung der lebenden Zellen im
Holz das Aufsteigen der Farbstofflösungen in den Wasser-
leitungsbahnen nicht hindert. Auch gelang der Nachweis, daß
in den Gefäßen die Wasserströmung durch Luftblasen (Jamin-
scher Ketten) nicht aufgehalten wird.
Die Arbeit über „Plasmaverbindungen pflanzlicher Zellen"
ist ähnlich wie die über Azolla für seine Arbeitsart charak-
teristisch. Zwar hatte er die Tatsache, daß Piasmaverbindun-
gen vorhanden sind, nicht selbst entdeckt, aber er erkannte
sofort, wie wichtig es sein müsse, die Frage nach der allge-
meinen Verbreitung der Plasmodesmen zu untersuchen. Wenn
wir jetzt (entsprechend einer genialen Vorahnung Hofmeisters)
den gesamten Protoplasmakörper einer Pflanze als einen ein-
*) Die „Saftbibel" wie Sachs das Buch wegen seines Volumens zu
bezeichnen pflegte.
Nekrologe. 79
heitlichen (wenngleich in einzelne Protoplasten gegliederten)
betrachten, so haben Strasburgers Untersuchungen dazu we-
sentlich beigetragen.
Kleinere anatomische Arbeiten können hier übergangen
werden, auch auf die schöne Untersuchung über den Einfluß
des Lichtes auf die Bewegung von Schwärmsporen sei hier
nur flüchtig hingewiesen. Seine Hauptbedeutung liegt auf dem
Gebiete der Cytologie.
3. Ein Fortschritt war hier nur zu erreichen durch Ver-
besserung der Untersuchungsmethoden, durch Härtung, Fi-
xierung und ^Färbung. Diese hat er, vielfach dem Vorgänge
der Zoologen folgend, unablässig ausgebaut und verbessert. So
konnte er, entgegen der früheren Annahme, daß der Zellkern
bei der Zellteilung aufgelöst werde, und dann neu sich bilde,
nachweisen, daß Zellkerne stets nur aus Teilung schon vor-
handener hervorgehen — eine Tatsache, die namentlich auch
für die Vererbungslosen von größter Bedeutung ist. Beson-
ders wichtig für die allgemeine Biologie war auch der Nach-
weis, daß „die Vorgänge der Zell- und Kernteilung im Pflanzen-
und Tierreiche in den wichtigsten Punkten übereinstimmen a.
Die einzelnen Phasen in der Entwicklung der botanischen
Cytologie hat Strasburger selbst in seiner Ontogenie der Zelle
seit 1875 in den Progressus rei botanicae Bd. I geschildert.
Hier können sie nicht näher verfolgt werden. Erwähnt sei
nur, daß — wie dies kaum anders möglich war — es ohne
Irrtümer der Beobachtung und der Auffassung dabei nicht ab-
ging. Strasburger selbst hat diese stets freimütig zugegeben
und ältere unvollkommene Beobachtungen durch wiederholte
Untersuchung zu verbessern gesucht.
Daß er eine allseitige Kenntnis der Pflanzenzellen erstrebte,
zeigen seine umfangreichen Untersuchungen über die pflanzlichen
Zellhäute. Er suchte darin nachzuweisen, daß die Zellhautstofte
an der Oberfläche des Protoplasmakörpers ausgeschiedene Pro-
dukte des letzteren sind, daß das Flächenwachstum durch passive
Dehnung und gleichzeitige Anlagerung neuer Membranlamellen
oder durch aktive Substanzeinlagerung, das Dickenwachstum
80 öffentliche Sitzung am 15. März
aber nur durch Anlagerung neuer Membranlamellen erfolgt,
die dann durch Einlagerungen verändert werden können.
Die cytologischen Untersuchungen mußten ihn notwendig
zu den Problemen der Sexualität und Vererbung führen.
Es gelang, die Kernverschmelzung der Gameten als eine
allgemeine Erscheinung nachzuweisen, und die oben schon er-
wähnte angebliche Parthenogenesis aufzuklären — sie erwies
sich in allen genauer untersuchten Fällen als Entwicklung
diploider Eizellen.
Daneben beschäftigten ihn die „ Pfropfbastarde * und die
Vererbungsfragen auf das lebhafteste. Doch es ist unmöglich,
seine rastlose wissenschaftliche Tätigkeit auch nur andeutungs-
weise hier zu schildern.
Dagegen muß noch auf seine Bedeutung als Lehrer hin-
gewiesen werden. Im Bonner Institut versammelten sich junge
Botaniker aus den verschiedensten Ländern, namentlich auch
von Amerika und Japan. Aber auch viele tausende, die nicht
zu Strasburger persönlich in Verkehr traten, können sich als
seine Schüler bezeichnen. Das „große botanische Praktikum"
und dessen kleine Ausgabe sind in allen botanischen Labora-
torien verbreitet und haben mächtig zur Verbreitung der neuen
mikroskopischen Technik gewirkt. Wenn sie mit dazu bei-
trugen, die einseitig mikroskopische Ausbildung der jüngeren
Botaniker zu fördern, so ist das nicht Strasburgers Schuld-
Er selbst hatte ein offenes Auge nicht nur für die Formen
der Pflanzen, sondern auch für ihre Schönheit, wie am besten
seine „Streifzüge an der Riviera" zeigen.
Außer dem mikroskopischen Praktikum ist namentlich auch
das von ihm im Verein mit anderen Botanikern herausgegebene
Bonner Lehrbuch zu nennen, das einen großen Erfolg hatte. Ich
gestehe, daß ich die von Strasburger bearbeiteten Teile nicht für
die gelungensten halte, aber jedenfalls hat das Buch einem Bedürf-
nis entsprochen, sonst wäre es nicht in 11. Auflage erschienen.
Daß ein so arbeitsfroher Gelehrter nicht in der Arbeit
aufging, sondern nicht müde wurde an Kunst und Natur
sich zu erfreuen und zu erfrischen, das bedingte wohl, daß
Nekrologe. 81
der lebhafte, stets angeregte Mann kaum zu altern schien.
Er war auch ein trefflicher Erzähler und geistreicher Korres-
pondent, einer der nicht eben häufigen liebenswürdigen Ver-
treter der scientia amabilis. Hat auch seinem Leben das Trübe
nicht gefehlt (namentlich bedingt durch eine lange Erkrankung
seiner vor ihm verstorbenen hochbegabten Frau) so können wir
doch sagen, daß es ein sonniges und reiches gewesen ist und
reiche Früchte getragen hat. Goebel.
Am 11. Juni 1912 starb in Bonn, wo er am 20. Mai 1838
geboren war, wo er alljährlich seine Ferien zu verleben pflegte
und wohin er sich nach seinem Rücktritte vom Lehramte
zurückgezogen hatte, Ferdinand Zirkel, dessen Name mit der
Geschichte der Entwicklung der Petrographie in den sechziger
und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts für immer un-
trennbar verknüpft bleiben wird. An der Universität seiner
rheinischen Vaterstadt machte er auch, in der Absicht, sich
dem Bergfache zu widmen, von 1855 — 59, mit Unterbrechungen
durch praktische bergmännische Tätigkeit, seine Studien, nach
deren Vollendung er, unzweifelhaft angeregt durch die inter-
essanten geologischen Verhältnisse der vulkanischen Gegenden
seiner Heimat, zusammen mit dem Geologen Preyer eine
Forschungsreise nach Island antrat, über die er in fesselnder
Weise in einer an weitere Kreise sich wendenden Schrift be-
richtet hat, während er die wissenschaftlichen Resultate in
seiner Dissertation (Bonn 1861) niederlegte.
Nach seiner Promotion begab sich Zirkel nach Wien, um
in den reichen Sammlungen des Hofmineralienkabinets und in
der geologischen Reichsanstalt zu arbeiten, und hier erwarb
er besonders die praktische Kenntnis der Mineralien, wie sie
bei den Mineralogen der alten Schule die Regel war, bei den
neueren leider immer mehr zur Ausnahme wird. In Wien
blühte in jener Zeit, durch Grailich begründet, eine Kristallo-
graphenschule, welche, wie es als Erster in Deutschland Fran-
kenheim in Breslau begonnen hatte, die Kristallkunde als
eine physikalische Wissenschaft behandelte, eine Auffassung,
82 Öffentliche Sitzung am 15. März
welche notwendig bald zur herrschenden werden mußte. Es
ist zu bedauern, daß unser junger Mineralog zu dieser Schule
ebensowenig in nähere Beziehung trat, wie vorher in Bonn zu
dem Optiker Beer und zu G. vom Rath, dem wenigstens in
der praktischen Kristallographie eine reiche Erfahrung zu Ge-
bote stand.
Während der wieder in Bonn verlebten Sommerferien des
Jahres 1862 machte Zirkel daselbst durch Vermittlung des in
den Rheinlanden unvergeßlichen Förderers aller naturwissen-
schaftlichen Bestrebungen, des Berghauptmanns G. vonDechen,
eine Bekanntschaft, welche für sein Lebenswerk von entschei-
dender Bedeutung werden sollte. Henry Clifton Sorby in
Sheffield, damals 36 Jahre alt, einer jener fast nur in Eng-
land vorkommenden Gelehrten, welche in der glücklichen Lage
sind, frei von „business and professional cares" ihr Leben ganz
der wissenschaftlichen Arbeit widmen zu können, war schon
seit 1849 mit der mikroskopischen Untersuchung von Gesteinen
beschäftigt, zu denen er sehr dünne Schliffe benutzte, welche
die Betrachtung im durchfallenden Lichte gestatteten. Bis 1861,
in welchem Jahre er der deutschen Naturforscherversammlung
in Speyer seine Methode demonstrierte, hatte er schon über
1000 Gesteinsdünnschliffe hergestellt und studiert, sowie zahl-
reiche wichtige Resultate publiziert, ohne in England sonderlich
viel Nachfolge gefunden zu haben. Versuche in derselben
Richtung waren auch fast zu gleicher Zeit in Berlin begonnen
worden, und bereits 1856 legte G. Rose der deutschen geo-
logischen Gesellschaft eine von Oschatz angefertigte Sammlung
von Gesteinsdünnschliffen vor und wies auf die große Wichtig-
keit der mikroskopischen Untersuchung für die Petrographie
hin; aber abgesehen von ihm und seinen Schülern Wedding
und G. vom Rath, sowie von Websky, welcher in Deutschland
zuerst die optischen Methoden bei der Untersuchung von
Dünnschliffen anwendete, hat die mikroskopische Erforschung
der Gesteine bis zu dem Jahre, in welchem Zirkel durch Sorby
in seine Methode eingeführt wurde, auch bei uns keine Ver-
breitung gefunden, und auch Sorby's weit umfangreichere Ar-
Nekrologe. 83
beiten auf diesem Gebiete scheinen bis dahin in Deutschland
kaum beachtet worden zu sein.
Hierin trat nun bald eine wesentliche Änderung ein, nach-
dem Zirkel sofort nach seiner Rückkehr nach Wien syste-
matisch seine mikroskopisch-petrographischen Untersuchungen
begann und damit solche Anerkennung fand, daß er bereits
im nächsten Jahre als außerordentlicher Professor nach Lem-
berg, wo er bald zum Ordinarius aufrückte, und 1868 an die
Universität Kiel berufen wurde. Unter den aus jener Zeit
stammenden Publikationen sind besonders für die Petrographie
wichtig geworden seine 1870 erschienenen „Untersuchungen
über die mikroskopische Beschaffenheit und Struktur der Basalt-
gesteine ", über deren mineralogische Zusammensetzung, weil
diese meist dichten Felsarten nur selten mit dem freien Auge
ihre Bestandteile erkennen lassen, bis dahin fast nur Vermu-
tungen bestanden; es zeigte sich, daß man unter dem Namen
„Basalt" Gesteinsarten zusammengefaßt hatte, welche zum Teil
aus ganz verschiedenen Mineralien zusammengesetzt sind, die
aber im Dünnschliff sofort zu unterscheiden sind. Durch
solche Arbeiten wurde nun erst die Grundlage für die petro-
graphische Systematik geschaffen und die Kenntnis der Para-
genesis der Mineralien in vorher ungeahnter Weise erweitert.
Das Jahr 1870 bezeichnet zugleich einen wesentlichen Ab-
schnitt im Leben Zirkel's: er wurde auf den durch Naumann's
Rücktritt frei gewordenen Lehrstuhl der Mineralogie und
Geognosie an der Universität Leipzig berufen. Zwei Seiten
seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sind es hauptsächlich, durch
welche Karl Friedrich Naumann einer der hervorragendsten
Mineralogen seiner Zeit geworden ist. Einerseits hat er das
vollkommenste Lehrgebäude der Kristallographie geschaffen,
welches auf Grund der rein deskriptiven Auffassung dieser
Wissenschaft überhaupt möglich war und dessen Vorzüge für
die Systematik, Bezeichnung und Benennung der Kristallformen
so große sind, daß es auch heute noch, obgleich seine prin-
zipiellen Mängel längst erkannt sind, wenigstens in Deutschland
noch vielfach gültig geblieben ist. Andererseits hat Naumann
84 öffentliche Sitzung am 15. März
durch die erste auf deutschem Boden durchgeführte geognos-
tische Kartierung und durch sein leider unvollendet gebliebenes
Lehrbuch der Geognosie seinen Namen unter die der verdien-
testen Geologen jener Zeit eingereiht. Während dieser große
Gelehrte, welcher in seiner sächsischen Heimat, wohl haupt-
sächlich wegen seiner übergroßen Bescheidenheit, bei weitem
nicht die ihm gebührende Anerkennung gefunden hat, sich mit
geradezu kläglichen Einrichtungen begnügen mußte, bewilligte
man seinem Nachfolger in liberalster Weise die Mittel für den
Neubau eines mineralogisch -geologischen Museums, welcher
nach dessen Plänen 1873 - 74 ausgeführt wurde. Außer den
Sammlungssälen enthielt das neue Universitätsinstitut auch aus-
reichende Räume für chemische Arbeiten und, was bei Zirkel's
bisheriger Tätigkeit selbstverständlich war, für die Herstellung
von Gesteinsdünnschliffen — aber für kristallographische und
sonstige physikalische Untersuchungen war keinerlei Vorsorge
getroffen, obgleich ein „mineralogisches Institut", welches auch
für Arbeiten der letzteren Art in geeigneter Weise eingerichtet
war, schon seit 1872 in Straßburg bestand und verschiedene
Universitäten Deutschlands und Österreichs die Einrichtung
ähnlicher Institute begonnen hatten. Wie zu erwarten war,
erfuhr die mikroskopische Gesteinsuntersuchung durch die Grün-
dung jenes Institutes und durch die anregende Lehrtätigkeit
seines Leiters neuen Aufschwung, wenn auch der Mangel exakter
optischer Methoden in den daraus hervorgegangenen Arbeiten
nicht verkannt werden kann. War Zirkel selbst durch den
feinen und geübten Blick, der ihm eigen war, befähigt, bei
der Bestimmung eines Minerals in einem Gesteinsschliffe fast
immer das Richtige zu treffen, so konnte er doch diesen „Blick"
nicht auf seine Schüler übertragen, und jene Methoden standen
ihm nicht in genügender Weise zur Verfügung. Da nun gleich-
zeitig auch allerorts Mineralogen und Geologen sich dem so
viel versprechenden Studium der mikroskopischen Petrographie
zugewandt hatten, entstand in den siebziger Jahren eine Über-
flutung der Literatur mit „Dünnschliffsbeschreibungen", bei
denen oft als weiterer Mangel das Fehlen jeder Beziehung zu
Nekrologe. 85
den geologischen Verhältnissen bezeichnet werden muß; denn
nachdem die mineralogische Zusammensetzung der Gesteins-
typen im Wesentlichen festgestellt war, handelte es sich in
erster Linie um die Verwendung der mikroskopischen Unter-
suchung der Gesteine zum Zwecke der Erforschung der Art
ihres Auftretens in der Natur und der Verhältnisse ihrer Ent-
stehung. Nach alledem war es begreiflich, daß gegen jene
Richtung eine Reaktion eintreten mußte, und als in Heidelberg
ein petrographisches Institut entstanden war, dessen Leiter mit
den exakten optischen Methoden der mikroskopischen Mineral-
bestimmung vertraut war, wurden Diejenigen, welche sich dem
Studium der modernen Petrographie widmen wollten (besonders
viele Ausländer), immer mehr von dieser neuen Arbeitsstätte
angezogen, und es war unausbleiblich, daß Zirkel seit den
achtziger Jahren keinen wesentlichen Einfluß mehr auf die
Entwickelung der mineralogischen Wissenschaften ausgeübt
hat und daß seine Ansichten mancherlei Angriffe erfahren
haben, welche, wenn man auch mit ihrer Form nicht immer
einverstanden sein kann, in der Sache eine gewisse Berechti-
gung hatten.
In wohltuendem Gegensatze zu alledem steht aber nun die
Treue, mit der Zirkel an seiner Wissenschaft hing, und der
unermüdliche Fleiß, mit welchem er bis an sein Lebensende
sich bemüht hat, von allen neuen Fortschritten der gesamten
Mineralogie Kenntnis zu nehmen. Für die Gesteinskunde geht
dies besonders hervor aus dem umfangreichen Werke, das er
in den neunziger Jahren als 2. Auflage seines früheren Lehr-
buches der Petrographie erscheinen ließ und das, wenn es
auch inbezug auf Gleichmäßigkeit und auf Strenge der Kritik
der darin wiedergegebenen Einzelnheiten manches zu wün-
schen läßt, doch noch auf lange Zeit ein unentbehrliches
Nachschlagewerk für Jeden, der sich wissenschaftlich mit
den Gesteinen beschäftigt, bleiben wird. Wie eingehend er
ebenso die Fortschritte der kristallographischen Kenntnis
der Mineralien verfolgte, lehren seine Bearbeitungen der
neueren Auflagen von Naumann' s „Elementen der Minera-
86 Öffentliche Sitzung am 15. März
logie". Dieses Werk entsprach, als es 1846 zum ersten
Male erschien, als Lehrbuch in ausgezeichneter Weise dem da-
maligen Stande der Wissenschaft und hatte in Folge seines
hohen pädagogischen Wertes großen Erfolg. Wurde die Ein-
heitlichkeit desselben schon in den folgenden Auflagen durch
Hinzufügung zahlreicher Ergänzungen verringert, so war dies
in noch höherem Maße der Fall, seit Zirkel nach dem Tode
Naumann's (1873) die Herausgabe der weiteren Auflagen über-
nahm. Mit großer Sorgfalt wurden die Resultate der meisten
neueren Forschungen aufgenommen, aber der Umstand, daß
der Herausgeber den Prinzipien der physikalischen, wie der
chemischen Kristallographie innerlich wohl immer fremd ge-
blieben ist, bewirkte es, daß diese Zutaten nur äußerlich auf
das vorhandene, immer mehr veralternde Gerippe des Werkes
aufgepfropft, nicht organisch mit demselben verbunden wurden.
So gestalteten sich die „Elemente" mit jeder neuen Auflage
umfangreicher und „vollständiger", entfernten sich aber immer
mehr von dem jeweiligen Stande der Wissenschaft. Vielleicht
wird dies durch nichts besser bewiesen, als durch die Tatsache,
daß der Kristallstruktur, deren Gesetzmäßigkeiten seit Jahr-
zehnten als das eigentliche Ziel der kristallographischen For-
schung erkannt worden ist, in einem Lehrbuche, in welchem
die Eigenschaften der Kristalle auf fast dreihundert Seiten
behandelt werden, nicht eine Zeile gewidmet ist.
Und nun zum Schlüsse dieser Darlegungen das erfreu-
lichste Bild, dasjenige Zirkel's als Menschen. Rheinländer nicht
blos durch Geburt und Heimatssinn, sondern auch durch Lebens-
freudigkeit und erquickenden Humor, verband er diese Eigen-
schaften eines angenehmen Gesellschafters mit felsenfester Zu-
verlässigkeit und innerer Vornehmheit des Charakters, die sich
auch dem Fernerstehenden durch sein Verhalten Angriffen
gegenüber dokumentierte ; wer ihm aber näher stand, der
konnte sicher sein, an ihm einen Freund von allzeit uner-
schütterlicher Treue zu besitzen, und für den bleiben die Tage,
die er mit Zirkel verlebte, eine unvergeßliche wertvolle
Erinnerung. v- Groth.
Nekrologe. 87
Wilhelm Fiedler1) ist geboren am 3. April 1832 in
Chemnitz in Sachsen als ältester Sohn des Schuhmacher-
meisters Christian Wilhelm Fiedler und seiner Frau Amalie,
geb. Ruppert. Die Verhältnisse der Eltern waren höchst be-
scheidene. Kaum war es ihnen möglich, die Ausgabe von ein
bis zwei Groschen wöchentlich für ihre Kinder zum Besuch
der Bürgerschule zu erschwingen. In die Jugendzeit des armen,
schwächlichen Knaben, der auf seinen Ausgängen für ein
Fabrikgeschäft noch dazu das Unglück hatte, von einem Last-
wagen überfahren zu werden, mag wohl kaum ein Hoffnungs-
strahl von den reichen Erfolgen gefallen sein, die ihm später
zu Teil werden sollten. Aber diese harte Schule hat ihn wohl
auch gestählt für ein langes arbeitsreiches Leben.
Sein sich frühe entwickelndes ungewöhnliches Zeichen-
talent, das ihn schon mit 13 Jahren zu kunstvollen Feder-
zeichnungen nach größeren Gemälden befähigte (eine derselben
befindet sich im städtischen Museum in Leipzig), erregte die
Aufmerksamkeit menschenfreundlicher Gönner. Ihrem Einflüsse
ist.es zu verdanken, daß er auch die obere Abteilung der
Bürgerschule, und später von 1846—49 mit Hilfe eines Staats-
stipendiums die höhere Gewerbeschule in Chemnitz besuchen
konnte. Dort war namentlich der bekannte Techniker Julius
Weisbach sein Lehrer in der Mechanik und angewandten
Mathematik. Als Weisbach 1849 an die Bergakademie zu
Freiberg in Sachsen berufen war, ging auch Fiedler dahin.
Dort erwarb er seinen Unterhalt durch Privatstunden, durch
Arbeit in den Silber berg werken ; auch an den geodätischen
Arbeiten sowie den Beobachtungen des Physikers F. Reich
zur Bestimmung der Dichtigkeit der Erde nahm er Teil.
1) Bei der Abfassung dieser Gedächtnisschrift sind benutzt worden
der Nachruf von M. Groß mann in der Schweizerischen Bauzeitung
(XL, Nr. 22) sowie ein anderer in der Züricher Wochenchronik (XIV,
Nr. 48), ganz besonders aber die ausführlichen biographischen Mitteilungen,
welche mir der älteste Sohn Fiedlers, Dr. E. Fiedler in Zürich, gütigst
zur Verfügung gestellt hat.
88 Öffentliche Sitzung am 15. März
Aber sein heißer Wunsch, zur Vervollkommnung seiner
mathematischen Studien, die ihn während der ganzen Zeit un-
ablässig beschäftigt hatten, die Universität Leipzig 1852 zu
beziehen, konnte nicht in Erfüllung gehen. Der Tod des
Vaters nötigte ihn, zur Unterstützung der Mutter und der
Geschwister 1852, noch nicht 20 Jahre alt, eine Stelle als
Lehrer an der Werkmeisterschule zu Freiberg, dann 1853 an
der höheren Gewerbeschule zu Chemnitz für Mathematik und
Mechanik zu übernehmen.
Hier nun, unter der Last von 28 wöchentlichen Lehr-
stunden, vertieft er sich ganz aus eigener Kraft mit einer
geradezu erstaunlichen Energie in die umfangreichsten mathe-
matischen, physikalischen, naturwissenschaftlichen und lite-
rarischen Studien. Er treibt Englisch und Französisch, über-
setzt für sich ins Deutsche M. Chasles' Traite de Geometrie
superieure , sowie die ihn besonders anziehenden Werke
G. Lames (die Theorie mathematique de l'elasticite, die Lecons
sur les functions inverses des transcendantes, die Theorie des
coordonnees curvilignes) und die Memoiren von Barre de St.
Venant über die Biegung elastischer prismatischer Stäbe.
Schon 1858 entsteht so eine an diese letzten Untersuchungen
anknüpfende Arbeit; er vernichtet sie infolge der abfälligen
Ansicht eines wohl nicht kompetenten Beurteilers und wendet
sich in Folge dieser Enttäuschung von da an fast ganz geo-
metrischen Untersuchungen, dem Studium der Werke Pon-
celets, Steiners, Plückers, von Staudts zu. Zu derselben
Zeit wird er auf die Entwicklung aufmerksam, welche die Geo-
metrie in England unter G. Salmon, A. Cayley, J. Sylvester
genommen hatte, insbesondere auf die Conic sections des erst-
genannten.
Im Jahre 1859 machte Fiedler Salmon den Vorschlag zu
einer freien deutschen Bearbeitung dieses Werkes über Kegel-
schnitte. Und damit beginnt nicht nur seine 45 jährige Freund-
schaft mit dem englischen Theologen und Mathematiker —
Salmon war seit 1866 Professor regius of divinity in Dublin —
die sich sowohl im brieflichen Verkehr, als auch in wieder-
Nekrologe. 89
holter persönlicher Begegnung betätigte, sondern auch die un-
ermüdliche Arbeit, welche er der Verbreitung der algebraisch-
geometrischen Methoden widmete, die sich in England und
Deutschland entwickelt hatten. Eine erste Frucht dieser Studien
war seine Dissertation von 1859, „die Zentralprojektion als
geometrische Wissenschaft", die dem völlig autodidaktisch Ge-
bildeten auf die Empfehlung von A. F. Möbius den Doktor-
titel der Universität Leipzig verschaffte. Seit 1857 in Chem-
nitz auch Lehrer der darstellenden Geometrie, die er durch
Weisbachs Vorlesungen über Kristallographie sicher von der
axonometrischen Seite aus kennen gelernt hatte, zu der er sich
aber anfangs wenig hingezogen fühlte, läßt er schon 1860 die
„ Analytische Geometrie der Kegelschnitte mit besonderer Be-
nutzung der neueren Methoden, frei bearbeitet nach G. Sal-
mon" (7. Auflage 1907) erscheinen, dann 1862 das selbstän-
digere Werk „Die Elemente der neueren Geometrie und die
Algebra der binären Formen", 1863 die „Vorlesungen über
die Algebra der linearen Transformationen nach Salmon" (3. Auf-
lage 1879). Und schon um dieselbe Zeit beginnt die Be-
arbeitung von Salmons Treatise on analytic geometry of three
dimensions 1862 (3. Auflage 1879, von der vierten ist nur der
erste Teil 1898 erschienen)1); erst später (1873) schließt sich
daran die „Analytische Geometrie der höheren ebenen Kurven,
frei bearbeitet nach G. Salmon" (2. Auflage 1882).
Eine so vielseitige, ja fast unbegreifliche Tätigkeit, mußte
die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Schon 1856 hatte ihm
Weisbach empfohlen, sich um die erledigte Lehrstelle für
Mathematik an der Bergakademie zu bewerben; Fiedler hatte
aus Bescheidenheit den Vorschlag abgelehnt. 1863 wird er
als Professor für höhere Mathematik an die Technische Hoch-
a) Daneben fand Fiedler sogar noch Zeit, als Vorsitzender des lite-
rarischen Vereins in Chemnitz durch naturwissenschaftliche und lite-
rarische Vorträge eine vielseitige Tätigkeit zu entfalten. So entstand
1863 sogar ein 147 Seiten zählendes Buch mit dem Titel „Mythologie
und Naturanschauung ", das er unter dem Pseudonym Dr. II. F. Willer
veröffentlichte.
90 öffentliche Sitzung am 15. März
schule zu Prag berufen; 1864 übernimmt er dort die Professur
für darstellende Geometrie, und damit vollzieht sich seine ent-
scheidende Stellung zu dieser für die Technik und die ange-
wandte Mathematik gleich wichtigen Disziplin. Inzwischen
(1860) hatte er sich mit Elise Springer, der Pflegetochter
seines väterlichen Freundes E. Clauss in Chemnitz verheiratet.
Dieser glücklichen Ehe — 1910 konnte er noch die Feier der
goldenen Hochzeit begehen — sind vier Töchter und drei
Söhne entsprungen, von denen der älteste, Dr. Ernst Fiedler,
Professor und Rektor der Oberrealschule Zürich ist; der zweite
höchst begabte Sohn Alfred starb zum großen Kummer der
Eltern 1894 als Privatdozent der Zoologie an der Universi-
tät Zürich.
Im Jahre 1867 folgte Fiedler einem Ruf an das Eid-
genössische Polytechnikum zu Zürich als Professor für dar-
stellende Geometrie. An der Züricher Hochschule fand er einen
besonders empfänglichen Böden für die wissenschaftliche Aus-
gestaltung seiner Lehraufgabe. Namentlich trug dazu der
Umstand bei, daß der geniale, von den wissenschaftlichen
Traditionen der Ecole polytechnique zu Paris erfüllte Ingenieur
C. Culmann von der damals in das allgemeine Verständnis
noch weniger eingedrungenen projektiven Geometrie die wich-
tigsten Anwendungen auf die Mechanik, insbesondere die
graphische Statik (Kräfteplan, Nullsystem) in seinen hoch-
wissenschaftlichen Vorträgen zu machen begonnen und damit
der Praxis ganz neue konstruktive Wege eröffnet hatte. Und
es entsprach der inneren Überzeugung Fiedlers, daß vorwiegend
auf diesem geometrisch exakten Boden die zweckmäßigste Aus-
bildung seiner Zuhörer zu erreichen sei. Gewohnt, an sich
selbst die höchsten Anforderungen zu stellen, forderte er aller-
dings von diesen nicht geringes. Kompromisse, die gegen seine
Überzeugung gingen, kannte er überhaupt nicht. Und wenn
er auch trotz seines glänzenden Lehrtalents nicht immer das
wünschenswerte Verständnis fand, ja von einigen Seiten sogar
Undank erfahren mußte, so hat er doch als Vorstand der Fach-
abteilung für Lehrer an der Züricher Hochschule und des von
Nekrologe. 91
ihm 1871 an derselben ins Leben gerufenen mathematischen
Seminars während der Jahre 1868 — 1881 ganz wesentlich dazu
beigetragen, die wissenschaftliche Stellung des schweizerischen
Lehrerstandes auf diejenige Höhe zu erheben, die sie gegen-
wärtig auszeichnet. Eine ganze Reihe von Schülern Fiedlers
hat später in akademischen und höheren Lehrämtern gewirkt.
Einer seiner ersten Zuhörer in Prag war E. Weyr, dann auch
C. Pelz. Von seinen Assistenten in Zürich seien hier genannt
A. Fliegner (Zürich), A. Beck (Riga), A. Weiler (Zürich),
M. Distel i (Karlsruhe), E. Waelsch (Brunn) und sein Nach-
folger in Zürich M. Großmann.1)
Trotz mehrfacher weiterer Berufungen — so zum zweiten-
male 1875 nach Wien, außerdem nach Dresden und Darm-
stadt — ist er der freien Schweiz, in der der unabhängig
denkende, demokratisch fühlende Mann unerschütterlichen Cha-
rakters seine eigentliche Heimat fand, immer treu geblieben.
Im Jahre 1875 verlieh ihm die Stadt Zürich das Bürgerrecht,
1884 erhielt er den Steinerpreis der Berliner Akademie der
Wissenschaften; 1906 wurde er zum korrespondierenden Mit-
gliede unserer Akademie, 1907 zum Ehrendoktor der technischen
Wissenschaften von der technischen Hochschule zu Wien er-
nannt. Aber der Mann, der in seiner Jugend mit einer Energie
sondergleichen schon den höchsten Zielen nachstrebte, der sich
nicht scheute, in seiner Heimat Sachsen unerschrocken seine
Meinung zu Gunsten seines Freundes G. Zeuner auszusprechen,
dessen kraftvolle Persönlichkeit in Prag namentlich in dem
schwierigen Jahre 1866 für seine deutsch gesinnten Kollegen
eine Hauptstütze war, in dessen Herz stets das wärmste In-
teresse für seine Schüler schlug, strebte nicht nach äußern
Ehren. Er selbst bekennt (in dem Aufsatze im 14. Bande der
Jahresberichte der Deutschen Mathematiker- Vereinigung p. 493
„Meine Mitarbeit an der Reform der darstellenden Geometrie
in neuerer Zeit4) „Durch die briefliche Verbindung mit vielen
der Besten unter den Mathematikern der Zeit, wie Möbius,
!) Auch G.Veronese gehörte um die Mitte der siebziger Jahre
der Fachabteilung für Lehrer an der Züricher Hochschule an.
92 öffentliche Sitzung am 15. März
Plücker, Hesse, Aronhold, Clebsch, Kronecker, Cay-
ley, Salmon, Brioschi, Beltrami, Cremona, um nur
bereits Abgerufene zu nennen, hat mich meine einsame Arbeit
immer beglückt."
Seit seinem Übertritt in den Ruhestand 1907 lebte er in
stiller Zurückgezogenheit in Zürich, unermüdlich mit Arbeiten
beschäftigt, so weit es das zunehmende Alter ihm noch ge-
stattete. Im Jahre 1909 beging er noch sein fünfzigjähriges
Doktorjubiläum; am 19. November 1912 entschlief er nach
kurzer Krankheit im einundachtzigsten Jahre.
In der vorstehenden kurzen Lebensbeschreibung1) ist schon
mehrfach Fiedlers wissenschaftliche Tätigkeit berührt; sie ist
eben unzertrennlich mit seinem arbeitsreichen Leben selbst ver-
bunden. Indes müssen wir davon absehen, auf eine Bespre-
chung seiner zahlreichen kleineren Veröffentlichungen in den
Vierteljahrsberichten der Naturforschenden Gesellschaft zu Zürich,
der Zeitschrift für Mathematik und Physik, den Sitzungsbe-
richten der Wiener Akademie und an anderen Orten einzu-
gehen, und beschränken uns darauf, nur einzelne Hauptzüge
aus seinen großen den geometrischen Wissenschaften gewidmeten
Arbeitsgebieten hervorzuheben.
Veranlaßt durch die Bedürfnisse der Perspektive in der
Malerei und Architektur entwickelte sich schon frühe eine
geometrische Zeichenkunst; wir erinnern nur an Brunelleschi
(1377—1446) und an A. Dürer (1471 — 1528), dessen „Unter-
weisung" 1525 erschien. Mit G. Desargues' Methode uni-
verselle de mettre en perspective les objets donnes reellement
ou en devis (1636)2) und dessen berühmtem „Brouillon projet"
(1639) tritt diese Zeichenkunst in engste Verbindung mit der
allgemeinen Projektionsvorstellung. Und namentlich in Frank-
a) In dieser Biographie wird man manche Züge wahrnehmen, die
unserer jetzigen Zeit, der so viel günstigere äussere Verhältnisse und
Unterrichtsmittel zugänglich sind, als nicht gewöhnlich erscheinen dürften.
2) Diese Schrift ist allerdings verloren gegangen ; die wissenschaft-
lichen Ideen von Desargues fanden damals überhaupt keinen dauern-
den Eingang in die geometrische Zeichenkunst.
Nekrologe. 93
reich erlangte die Kunst der Darstellung durch Perspektive
und senkrechte Projektion für die praktischen Forderungen (so
in Frezier's Werk, La theorie pratique de la coupe de pierres
1788) eine weite Ausdehnung.
Aber erst G. Monge (1746—1818) schuf in seiner Geo-
metrie descriptive 1795 daraus ein systematisches Lehrgebäude,
welches mit den * einfachsten Konstruktionen der senkrechten
Projektion die Aufgabe löste, anschauliche Zeichnungen in der
Ebene für räumliche Verhältnisse zu gewinnen, die zur Beur-
teilung ihrer wirklichen Maße und damit auch für die Praxis
geeignet sind. Durch V. Poncelets Traite des proprietes
projectives des figures (1822), insbesondere durch die Ein-
führung der Polarentheorie und der Reciprocität nimmt die
Geometrie der Lage einen großen Aufschwung ; in Deutschland
entwickelt sich dieselbe zu einer ausgebreiteten Wissenschaft
durch Möbius Barycentrischen Kalkül (1827), J. Steiners
Systematische Entwicklung (1832) und K. Chr. v. Staudts
Geometrie der Lage (1847).
So lag denn ein großes Gebiet geometrischer Unter-
suchungen vor, welches eigentlich nur auf den Augenblick
wartete, wo es auch zielbewußte Anwendung auf die Aufgaben
der darstellenden Geometrie fand, deren Konstruktionen wegen
der Benutzung räumlicher Verhältnisse mit dem Desargues'schen
Satze oder der Vierseitskonstruktion immer implizite verbunden
waren. Auch hat es nicht an einzelnen Schriften, in Frank-
reich z. B. von E. B. Cousinery in seiner Geometrie descrip-
tive (1828), in Deutschland von G.Schreiber (1839) gefehlt,
welche die projektiven Methoden in die Darstellung hinein-
zogen.
Aber es bleibt das Verdienst Fiedlers1), zuerst in vollem
*) Chr. Wiener sagt in seiner darstellenden Geometrie (Teil I p. 38,
1884): „die volle Einführung der projektiven Geometrie in die darstel-
lende Geometrie ist hauptsächlich Fiedler zu verdanken" und weiterhin:
„Fiedler gebührt ein Hauptteil des Verdienstes, in Deutschland der pro-
jektiven Geometrie die Aufnahme in den Unterricht der darstellenden
Geometrie an den technischen Hochschulen verschafft zu haben *.
Jahrbuch 1913. 7
94 Öffentliche Sitzung am 15. März
Umfange die Wichtigkeit der Geometrie der Lage für die dar-
stellende Geometrie erkannt zu haben. Schon 1857 ward er
aufmerksam auf die nahen Beziehungen zwischen den Lagen-
verhältnissen in der Grundriß- und Aufrißebene zur Lehre von
der Affinität (man vgl. seine Note „Über die Anwendung der
Affinitätsaxen zur graphischen Bestimmung der Ebene 1859,
veröffentlicht in der Zeitschrift für Mathematik und Physik,
Bd. VI, p. 76, 1861). War er nun hierbei auch mit K. Pohlke
zusammengetroffen, dessen darstellende Geometrie, Teil I, 1860
erschien, so erweitern sich bei ihm doch diese Gesichtspunkte
bald zur Einführung der allgemeinen Zentralprojektion und
der projektiven Verwandtschaft überhaupt. So ergibt sich ihm
nun das, was er selbst später als seine Mitwirkung an der
Reform der darstellenden Geometrie bezeichnete. Es ist
dies die bewußte Durchführung des Gedankens, die konstruk-
tiven Elemente der projektiven Geometrie — und zwar nicht
allein im reellen, sondern auch im imaginären — für den un-
mittelbaren Gebrauch in der Praxis und dadurch eine Disziplin
auszubilden, welche für die Belebung der geometrischen An-
schauung höchst fruchtbar zu sein versprach. Denn nur durch
Aufnahme der allgemeinen Projektivität konnte es gelingen,
alles was auf dem früheren Standpunkte vereinzelt dastand
und manche überflüssigen Wiederholungen einschloß, zu einer
vollständigen Einheit zusammenzufassen.
Und so verstehen wir, wie sich bei Fiedler im Verfolge
der weiteren Auflagen seines großen Werkes über darstellende
Geometrie dieses Programm zu einem vollständigen System der
neueren Geometrie überhaupt entwickelte, das — wenn auch
überall die praktisch konstruktive Durchführung besonders
betonend — gleichzeitig in sich die synthetischen und ana-
lytischen Methoden, die Koordinaten der geometrischen Grund-
gebilde, Punkt, Ebene, Gerade in sich begreift. Gleich das
erste hierher gehörige Werk Fiedlers, die darstellende Geo-
metrie (1871) wurde auch ins Italienische übersetzt ; die dritte
Auflage erschien unter dem erweiterten Titel als „darstel-
lende Geometrie in organischer Verbindung mit der
Geometrie der Lage" in drei Teilen 1883—1888.
Nekrologe 95
Den wissenschaftlichen Wert eines so weit ausschauenden
Gesichtspunktes wird man gewiß aufs vollste anerkennen.
Andererseits wird man es aber auch begreiflich finden, wenn
von Mathematikern analytischer Richtung, wie auch von Ver-
tretern der technischen Wissenschaften einer so ausgedehnten
Betonung der geometrisch-konstruktiven Ausbildung aus päda-
gogischen Gründen nicht immer rückhaltslos zugestimmt wurde.
Tatsächlich sind auch andere Lehrbücher und Werke über
darstellende Geometrie zu einer Behandlungsweise zurückge-
kehrt, welche, wenn auch die hohe wissenschaftliche Bedeutung
des Fiedlerschen Standpunktes — wie das ja gar nicht anders
sein kann — vollkommen anerkennend, doch die Ausschließ-
lichkeit, mit welcher dieser den gesamten Inhalt der ana-
lytischen und konstruktiven Methoden in die darstellende
Geometrie verlegte, weniger prinzipiell hervorhebt; eine ver-
mittelnde Stellung nimmt etwa das große zweibändige Werk
von Chr. Wiener ein (1884—1887).
Es ist allgemein bekannt, wie diese Gegensätze, die wir
hier nur flüchtig andeuten können, auch zum Teil mit den
leidenschaftlichen Kämpfen zusammenhängen, die sich über die
Organisation des mathematischen Unterrichts an den tech-
nischen Hochschulen deutscher Zunge gegen das Ende des
vorigen Jahrhunderts erhoben. So sah sich Fiedler im weiteren
Verlauf der siebenziger Jahre, besonders aber nach dem 1881
erfolgten Tode Culmanns manchen ihm entgegenwirkenden
Einflüssen ausgesetzt. Dieselben beruhten indessen nicht allein
auf der Verschiedenheit wissenschaftlicher Meinungen. Es war
auch namentlich die Festigkeit, mit der Fiedler an der durch
die Studienordnung des Züricher Polytechnikums vorgeschrie-
benen Beschränkung einer absoluten Lernfreiheit festhalten zu
müssen glaubte, die dem Geschmacke mancher Studierenden
nicht mehr zusagte. Übrigens war Fiedler keineswegs ein
prinzipieller Gegner einer wahren akademischen Freiheit, dies
wäre auch mit seinem eigenen Bildungsgange unvereinbar ge-
wesen. Man würde sich überbaupt ein ganz falsches Bild von
Fiedlers Persönlichkeit machen, wenn man den Ernst seines
96 Öffentliche Sitzung am 15. März
Charakters mit einer gewissen Schroffheit verbunden sich vor-
stellt. Wahre Freundschaft wußte er stets aufs höchste zu
schätzen und so erfreute er sich auch der Neigung vieler aus-
gezeichneter Männer, unter denen G. Zeuner, A. Clebsch,
H. Durege, C. Culmann, V. Böhmert, H. Weber, G.
Semper, J. Scherr, G. Keller, R. Clausius genannt sein
mögen.
Einen versöhnenden Abschluß für diese Erfahrungen, die
dem seiner Überzeugung getreu bleibenden Manne manche
schmerzliche Stunde bereitet haben werden, bilden aber die
warmen Worte, mit denen der schweizerische Schulrat seinen
Übertritt in den Ruhestand 1907 begleitete, die hier angeführt
sein mögen. Sie lauten: „Ohne nennenswerte Unterbrechung
haben Sie durch die lange Flucht der Jahre als Autorität auf
dem von Ihnen vertretenen Wissensgebiet und als glänzender
Dozent das anvertraute Lehramt mit vorzüglicher Pflichttreue
ausgeübt; streng in den Anforderungen an sich selbst waren
Sie unabläßig bemüht, die studierende Jugend für ernste Ar-
beit zu begeistern und zu verständigem Denken anzuspornen.
Das Bewußtsein, mit Überzeugung und zäher Ausdauer das
höchste Ziel und unentwegt das Beste erstrebt zu haben, be-
gleitet Sie in Ihre Zurückgezogenheit und erhebt Sie über
vereinzelte Enttäuschungen, die auch Ihnen nicht erspart ge-
blieben sind, deren Bedeutung vor dem Gewicht Ihrer Ver-
dienste verschwindet."
Aber Fiedler hat sich in seiner wissenschaftlichen Pro-
duktion keineswegs auf die darstellende Geometrie beschränkt.
Mit unermüdlicher Sorgfalt war er bemüht, die algebraisch-
geometrische Richtung, die er durch die Schriften Salmons
und Cayleys zuerst kennen gelernt hatte, mit den Forschun-
gen der deutschen Mathematiker Hesse, Aronhold, Clebsch
zu verbinden. Und durch die Art und Weise, wie er in den
freien Bearbeitungen der großen Salmonschen Werke, die zum
Teil mehr das Gepräge einer genialen der Zeit voraneilenden
Konzeption als das einer systematischen Darstellung tragen,
alle diese Ergebnisse zu einem abgerundeteren Ganzen zu ver-
Nekrologe 97
schmelzen bestrebt war, hat er die Entwicklung der Geometrie
in Deutschland, die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts so charakteristisch hervortritt, mächtig gefördert.1)
Es ist eine Tatsache, daß eine ganze Generation aus seinen
Bearbeitungen ihre Kenntnisse geschöpft hat. Auch C leb seh
pflegte in seinen Vorlesungen über algebraische Geometrie
immer die Bedeutung dieser Fiedlerschen Werke hervorzuheben.
Unermüdlich war Fiedler in der Bearbeitung neuer Auf-
lagen derselben. Noch in seinen letzten Lebensjahren trug er
sich mit dem Gedanken, für die vierte Auflage der Salmonschen
Raumgeometrie auch den zweiten Teil einer Neubearbeitung
zu unterziehen. Aber dieser Plan, der namentlich wegen der-
jenigen Abschnitte, welche die partiellen Differentialgleichungen
und die ganze Differentialgeometrie betreffen, ganz durch-
greifende Änderungen erfordert hätte, die in Rücksicht auf die
großen Ergebnisse der Forschungen von J. Weingarten,
G. Darboux, S. Lie, L. Bianchi und anderen nötig er-
schienen, die Aufgabe, die außerordentlichen Fortschritte welche
die Geometrie der algebraischen Flächen durch die Arbeiten
der italienischen und französischen Mathematiker gemacht
hatte, im Zusammenhange darzustellen, konnte nicht mehr zur
Ausführung gelangen.
Für den Mathematiker hat jedoch ein besonderes Interesse
eine Arbeit Fiedlers, die allerdings mit geometrisch-darstellen-
den Methoden aufs engste zusammenhängt, seine Einführung
der projektiven Koordinaten.
Das rechtwinklige Parallel -Koordinatensystem, für die
differentielle Untersuchung der Kurven und Flächen seit A.
Clairaut und L. Euler das wichtigste Hülfsmittel, hatte in
x) Von einzelnen Seiten ist auch Anstoß an dieser Behandlungs-
weise genommen, die ein lebendiges Zeugnis .iblegt für die Intensität,
mit der Fiedler die Werke anderer in sich aufzunehmen und zu durch-
dringen wußte. Aber niemand wird ihren großen Nutzen für die Ver-
breitung vielseitiger geometrischer Kenntnisse bestreiten, und demgegen-
über werden einzelne kleinere Un Vollkommenheiten in der Darstellung
als nebensächlich erscheinen.
i
98 Öffentliche Sitzung. am 15. März
Monges Applications de l'analyse ä la g^omätrie seine ganze
epochemachende Kraft entfaltet. Aber für die Verfolgung des
„geometrischen Zusammenhanges im großen" war es oft mehr
ein bequemes Verifikationsmittel für anderweitig bereits er-
haltene Resultate, dem die durchsichtige Einfachheit völlig
abging, welche die synthetische Geometrie so glänzende Fort-
schritte erreichen ließ. Erst mit Möbius barycentrischem
Kalkül und J. Plückers Einführung der Dreieckkoordinaten
in den „ analytisch-geometrischen Entwicklungen" (1828), der
Tetraederkoordinaten (Journ. f. Mathematik 5, 1829) wird die
Schwerfälligkeit der analytischen Behandlung allmählig über-
wunden; man lernt, was namentlich Hesse in seinen Vor-
lesungen später als eigentlichen Zweck der analytischen Geo-
metrie hervorhob, lesen in den Gleichungen und an ihnen
die geometrischen Transformationen verfolgen. Die
Determinantentheorie wird durch C. G. J. Jacobis Arbeiten
(Journ. f. Math. 22, 1841) Gemeingut aller Mathematiker und
die homogenen Koordinaten x1, x2, #3, xA an Stelle der —
allerdings mit Unrecht so bezeichneten — Kartesischen Ko-
ordinaten x, y, z zeigen ihre große Wichtigkeit in den Ar-
beiten von 0. Hesse, dann von A. Clebsch, der mit Hülfe
derselben Eliminationsprobleme in der Theorie der Flächen zu
bewältigen wußte, die noch über Hesses Lösung des Doppel-
tangentenproblems hinausgingen (Journ. f. Mathematik Bd. 58,
1861 „Zur Theorie der algebraischen Flächen" p. 93; „Über
eine Klasse von Eliminationsproblemen", p. 109). Und unge-
fähr zu derselben Zeit hatte sich in England die Invarianten-
theorie ausgebildet. In G. Boole's ersten Ansätzen (Cam-
bridge Math. Journal III, p. 1, 1841) auf die Gebilde zweiten
Grades beschränkt, wo sie schon bei Lagranges und Gaußs
Untersuchungen über binäre quadratische Formen aufgetreten
war, wird sie nun unter A. Cayley und J. J. Sylvester von
1844 an zu einem großartigen Hilfsmittel, welches den Apparat
eines bestimmten Koordinatensystems entbehrlich macht und
zugleich der vollkommene Ausdruck für den projektiven Ge-
danken, d. h. die linearen Transformationen wird.
Nekrologe 99
Durch 0. Hesses und S. Aronholds Arbeiten über die Kur-
ven dritter Ordnung in den Bänden 28, 38 und 39 des Journals
für Mathematik, insbesondere aber aus der großen Theorie der
homogenen Funktionen dritten Grades von drei Veränderlichen
des letzteren (ebenda Band 55, 1858), dann weiter durch Aron-
holds fundamentale Begründung der Invariantentheorie (daselbst
Band 62, p. 281, 1863) entwickelte sich namentlich die al-
gebraisch-geometrische Behandlungsweise, die schließlich mit-
telst Clebschs ganz allgemein durchgeführter symbolischer Dar-
stellung der algebraischen Formen (daselbst Band 59 p. 1, 1861)
ihre höchste Vollendung finden sollte.
Aber der allgemeine Begriff der homogenen Koordinaten,
den Clebsch mit so außerordentlicher Virtuosität zu handhaben
wußte, war doch — und noch mehr bei Hesse, der dieselben
fast durchgängig nur durch eine homogen machende Variable
einführt — nur ein analytisches Hilfsmittel. So pflegte sie
auch Clebsch in seinen Göttinger Vorlesungen (1868) rein
analytisch durch die mit beliebigen Zahlen multiplizierten Ab-
standsverhältnisse von den Ebenen des Koordinatensystems zu
definieren. Allerdings hat Möbius seine barycentrischen Ko-
ordinaten schon 1827 als Doppelverhältnisse und damit
ihre prinzipielle Wichtigkeit für alle projektiven Untersuchun-
gen vollkommen klar erkannt. Möbius sagt dort p. 334: „Es
läßt sich aber die barycentrische Rechnung bedeutend abkürzen,
dadurch nämlich, daß man die Koeffizienten der Punkte nur
aus solchen Zahlen bestehen läßt, die bei jeder Figur, welche
mit der gegebenen kollinear verwandt ist, dieselben bleiben.
Der Zweck dieses abgekürzten Kalküls ist demnach die Er-
mittelung aller derjenigen Eigenschaften einer Figur, welche
sie mit jeder ihr Kollinearverwandten gemein hat."
Aber das war, wie es scheint, ganz unbeachtet geblieben.
So erkannte denn Fiedler doch eigentlich zuerst (Vierteljahrs-
schrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich, Bd. 15,
p. 169, 1870; in der 1869/70 verfaßten darstellenden Geometrie
von 1871, p. 532) die homogenen Koordinaten als Doppelver-
hältnisse und damit die invariante Natur derselben bei allen
100 Öffentliche Sitzung am 15. März
linearen Transformationen; er verbindet durch seinen Begriff
der Einheitselemente die eigentümliche Symbolik der Punkt-
und Ebenenkoordinaten und der um dieselbe Zeit eingeführten
Koordinaten der geraden Linie, mit denen der Physiker von
Bonn in seinen letzten Lebensjahren ein neues Gebiet betreten
hatte, die auch Clebsch schon 1868 in seinen Vorlesungen
über Liniengeometrie im projektiven Sinne zu Grunde legte.
So einfach und naheliegend auch der Gedanke Fiedlers
ist, der aus dem Studium von von Staudts „Beiträgen zur
Geometrie der Lage" (1865) erwachsen war, so wird dadurch
doch sein Verdienst nicht geschmälert. Erst vermöge dieser
Auffassung tritt auf das klarste die Bedeutung der „allgemeinen
homogenen Dreieck- und Tetraeder- Koordinaten" hervor: man
sieht unmittelbar, wie die Unveränderlichkeit der projektiven
Eigenschaften einer Kurve (oder Fläche) darin ihren Ausdruck
findet, daß bei einer Projektion des Koordinatendreiecks (all-
gemeiner bei einer linearen Transformation) in ein neues, falls
nur der Einheitspunkt des letzteren die Projektion des Ein-
heitspunktes des ersteren ist, die Gleichung der Kurve
vollkommen ungeändert bleibt.
Wir gedenken endlich noch eines ausführlicheren Werkes,
auf das Fiedler besonderen Wert legte, der 1882 erschienenen
Cyklographie oder Konstruktion der Aufgaben über Kreise
und Kugeln.
Die synthetische Geometrie der Kreise und Kugeln war
aufs neue belebt worden durch das Interesse, welches die
Schüler Monges den Aufgaben des Apollonischen Berührungs-
problems und dessen Verallgemeinerungen zuwandten. C. F.
Dupuis und J. P. N. Hache tte erkennen 1804, daß die Mittel-
punkte der Kugeln, welche drei Kugeln berühren, auf einem
Kegelschnitte liegen; Ch. Dupin wird dann 1813 auf die
Enveloppe dieser Kugeln, die Cyklide geführt. Durch Pon-
celets Traite 1822 treten diese Fragen mit der Theorie der
Polaren in Verbindung. Sodann kündigt Steiner 1826 die
Lösung des verallgemeinerten Apollonischen Problems (Kreise
(Kugeln), welche drei Kreise (vier Kugeln) unter vorgegebenen
Nekrologe 101
Winkeln schneiden) an, während das von Plücker (Journ. f.
Math. 11, p. 219, 1831) zuerst ausgesprochene, durch W.Thom-
son und J. Liouville erst fast 15 Jahre später aufs neue
gefundene Prinzip der reziproken Radien ein weiteres wichtiges
Hilfsmittel liefert.
Fiedler hat, wie er selbst berichtet, seit 1866 sich schon
mit dem Gedanken getragen, die Methoden der darstellenden
Geometrie, insbesondere der Zentralprojektion in die Behand-
lung dieser Aufgaben einzuführen, zu deren Verfolgung er
wohl durch das Studium von Steiners Arbeiten im Band 1 und 3
des Journals für Mathematik angeregt war. Er benutzt dabei
den einfachen Gedanken, die Mannigfaltigkeit der Kreise in
der Ebene durch die Punkte des Raumes abzubilden, in dem
jedem Kreise vom Radius r und den Mittelpunktskoordinaten
x, y in der Ebene X Y der Punkt mit den Koordinaten x, y, r
im Räume zugeordnet wird; positiven und negativen Werten
von r entsprechen dabei Kreise von verschiedenem Drehungs-
sinn. Diese Anschauung, die allerdings schon in allgemeinerem
Sinne von Plücker verwendet war und wohl auch verschie-
denen Mathematikern im Anfang der siebenziger Jahre, wenn
auch in mehr analytischer Form, geläufig gewesen ist, liefert
z. B. sofort den Satz, daß die Kreise, welche einen festen unter
gegebenem Winkel schneiden, den Punkten eines gleichseitigen
Rotationshyperboloides zugehören. So ergibt sich ihm eine
anschauliche Darstellung der Kreissysteme, welche nun zur
Lösung der Steinerschen Verallgemeinerung des Apollonischen
Problems für Kreise und weiterhin auch für die Behandlung
der analogen Fragen für Kugeln und Kreise auf der Kugel-
fläche verwandt werden.
Auf den reichen Inhalt dieses Buches können wir hier
nicht näher eingehen. Fiedler hat dasselbe erst dann (1882)
veröffentlicht, und seine Untersuchungen auch in die dritte
Auflage seiner darstellenden Geometrie (1884) aufgenommen,
als er sich überzeugt hatte, daß das Steinersche etwa 25 — 30
Bogen starke Manuskript für unwiederbringlich verloren galt,
und demnach auch bei der Herausgabe der Werke Steiners
102 öffentliche Sitzung am 15. März
durch die Berliner Akademie (1881) sich keine Anhaltspunkte
dafür ergeben hatten, daß Steiners Betrachtung von demselben
Gedanken wie seine eigene ausgegangen sei.
Ein erhöhtes Interesse gewinnt die Fiedlersche Arbeit
dadurch, daß bereits 1879 das Werk von Th. Reye über die
synthetische Geometrie der Kugeln und linearen Kugelsysteme
erschienen war, das einen nahe verwandten Gegenstand mit
anderen Mitteln behandelt, während andererseits Sophus Lies
merkwürdige Untersuchungen über die Beziehungen der Kugel-
geometrie zur Geometrie der Komplexe, die mit dessen Arbeiten
in den Mathematischen Annalen Band 5, 1872 beginnen, ab-
gesehen von ihrer weittragenden Bedeutung für die Geometrie
der Flächen ebenfalls in naher Beziehung zu den Berührungs-
aufgaben stehen.
Erst 1893 wurde das Steinersche Manuskript in Bern
wieder aufgefunden ; Fiedler sah zu seiner höchsten Befriedi-
gung seine Ansicht von der Selbständigkeit seiner eigenen
Darstellung bestätigt.
Die Berliner Akademie aber ehrte den unermüdlichen
Forscher 1884 durch die Verleihung des Steiner-Preises mit
den folgenden Worten, die wir aus dem von K. Weierstraß
an Fiedler gerichteten Briefe entnehmen: „Die Akademie wür-
digt in vollem Maße das Verdienst, das Sie sich durch die den
Bedürfnissen unserer studierenden Jugend angepaßte Bearbei-
tung der Salmonschen Lehrbücher um die Verbreitung gründ-
lichen mathematischen Wissens erworben haben, sowie sie auch
Ihre Leistungen auf dem Gebiete der darstellenden Geometrie
gebührend schätzt. Vorzugsweise ist es aber Ihre Cyklographie,
in der sie ein Werk erkennt, das mit dem Steiner-Preise ge-
krönt zu werden vollen Anspruch hat."
Mit Wilhelm Fiedler ist wieder ein Geometer von originel-
ler Begabung und außerordentlicher Arbeitskraft dahingegangen.
Die mathematische Forschung hat seit den letzten dreißig
Jahren sich vorwiegend anderen Fragen zugewandt, die auf
dem Gebiet der reinen Analysis liegen: dort winken Erfolge,
die weit über das hinausgehen, was die kühnste Phantasie
Nekrologe 103
noch vor einem Menschenalter für möglich gehalten hätte. Es
mag sein, daß das, worin Fiedler seine Lebensaufgabe sah, nur
einen bescheideneren Platz in dem ungeheuren Gebiet der
mathematischen Abstraktion und Kritik einnimmt, durch welches
die gegenwärtige Epoche charakterisiert ist. Aber auch die
Zeiten werden wiederkehren, wo man mit den neu gewonnenen
Erkenntnissen aus den der Anschauung angehörigen Quellen
die Ansätze zu neuen und fruchtbaren Problemen schöpfen wird.
Und so lange die Geometrie als Wissenschaft gepflegt
wird, wird man auch der Verdienste Fiedlers gedenken, dessen
Leben ein hervorragendes Beispiel für die Energie ist, mit der
der Idealismus eines deutschen Forschers die größten Hinder-
nisse zu überwinden wußte. Sein Name, der mit der Geschichte
der Schweizer Technischen Hochschule für alle Zeiten in hohen
Ehren verbunden verbleiben wird, wird auch in unserer Aka-
demie nicht vergessen werden. A.Voss.
Am 17. Juli 1912 starb an den Folgen einer Operation in
Paris Henri Poincare, einer der berühmtesten Mathematiker
und mathematischen Physiker unserer Zeit. Er wurde am
29. April 1854 in Nancy als Sohn eines Arztes geboren und
zeigte schon auf dem Gymnasium sein angeborenes großes
mathematisches Talent. Nachdem er die Ecole polytechnique
besucht hatte, war er seit 1879 an der Faculte des sciences in
Caen tätig, und ging 1881 als maitre de Conference nach Paris,
wo er 1884 Professor der mathematischen Physik, später Professor
der theoretischen Astronomie wurde. 1887 wurde er Mitglied des
Institut de France, 1908 Mitglied der französischen Akademie.
Seine ungemein reiche wissenschaftliche Tätigkeit war zu-
nächst der Mathematik gewidmet. Seine Arbeiten über die
Theorie der Fuchs'schen Funktionen gehören zu den wichtig-
sten und reichhaltigsten auf dem Gebiete der mathematischen
Literatur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Wesentliche Förderung verdankt ihm ferner die allge-
meine und die kosmische Mechanik. Seine große Abhand-
lung über das Problem der drei Körper gewann 1889 den von
104 Öffentliche Sitzung am 15. März
König Oskar von Schweden gestifteten Preis, mit dessen Zu-
erkennung eine internationale Kommission beauftragt war. Sein
Hauptwerk auf dem Gebiete der Astronomie sind die „Methodes
nouvelles de la me'canique Celeste" (Paris 1892—93). Außerdem
veröffentlichte er Vorlesungen über Elektrizität und Optik,
Thermodynamik, die mathematische Theorie des Lichtes u. a.
— ein Beweis dafür, daß er fast alle Gebiete der theoretischen
Physik in den Bereich seiner Forschungen gezogen hatte.
In weiten Kreisen bekannt wurde aber Poincare nament-
lich dadurch, daß er es unternahm, in ebenso geistvollen wie
anregenden, allgemein verständlichen Darstellungen die Ergeb-
nisse seines Forschens und Denkens darzustellen. Seine Bücher
über die Stabilität unseres Weltsystemes und namentlich die
über „Wissenschaft und Hypothese" und „der Wert der Wissen-
schaft" zeigen den genialen Forscher auch als glänzenden
Stilisten und tiefgrabenden Erforscher allgemeiner Probleme.
Sein vorzeitiger Tod bedeutet deshalb einen schweren
Verlust weit über die Kreise seiner Fachwissenschaft hinaus.
Goebel.
Paul Gor d an wurde am 29. April 1837 geboren. Nach-
dem er 1862 in Gießen promoviert und sich 1863 dort habili-
tiert hatte, wurde es für seine fernere wissenschaftliche Tätig-
keit von entscheidender Bedeutung, daß in dieser Zeit Alfred
Clebsch von Karlsruhe nach Gießen berufen ward. Gordau
war durch seinen Aufenthalt in Königsberg i. Pr. mit Jacobis
Arbeiten über die von ihm eingeführten Transszendenten be-
sonders vertraut, Clebsch hatte sich mit den von den englischen
Mathematikern Caylay und Sylvester eingeführten neuen
algebraischen Methoden und deren geometrischen Anwendungen
beschäftigt. So verschieden wie diese Ausgangspunkte, so ver-
schieden waren die beiden Persönlichkeiten ; und doch ent-
wickelte sich aus ihrem Verkehr eine Periode gemeinsamer
Arbeit von wunderbarer Fruchtbarkeit. Zunächst entstand so
das gemeinsam verfaßte klassische Werk über die Theorie der
Abelschen Funktionen. Zahlreiche weitere Abhandlungen geben
Nekrologe .105
Zeugnis von diesem seltenen Zusammenwirken, dem leider 1873
durch den vorzeitigen Tod des inzwischen nach Göttingen be-
rufenen Clebsch eine Grenze gesetzt war. Gordan ganz eigen-
tümlich war sein 1868 erschienener Beweis für die Endlichkeit
des Formensystems einer binären algebraischen Form; mit
diesem Beweise und den daran sich anknüpfenden weiteren
Forschungen wird Gordans Name in der Geschichte der Mathe-
matik untrennbar verbunden bleiben. Seiner Vereinfachung,
seiner Übertragung auf kompliziertere Fälle, der vollständigen
Durcharbeitung aller damit zusammenhängenden Fragen war
sein weiteres Leben gewidmet. Seit 1875 lehrte er als Pro-
fessor an der Universität Erlangen. (Seine hier gehaltenen
Vorlesungen über die Theorie der algebraischen Formen gab
er zusammen mit Kerschensteiner heraus.) Sein wissen-
schaftliches Leben ist ausgezeichnet durch die höchste Kon-
zentration auf ein begrenztes Gebiet und durch die höchste
Leistung auf diesem Gebiete.
Am 10. April 1912 starb zu Paris Gabriel Monod, Pro-
fessor der Geschichte an der Ecole des hautes etudes, der Be-
gründer der Revue historique, der — aus der Göttinger Schule
hervorgegangen — mit hervorragendem Erfolge bemüht war,
die deutsche historische Literatur und die deutsche kritische
Methode in Frankreich zur Geltung zu bringen.
Am 10. Dezember 1912 starb Karl Justi, Professor der
Kunstgeschichte an der Universität Bonn, der Nestor der
deutschen Kunstwissenschaft, der in seinen monumentalen Wer-
ken über Winckelmann und seine Zeitgenossen, über Velasquez
und sein Jahrhundert, über Michel Angelo großartige kulturge-
schichtliche Gemälde von klassischer Bedeutung geschaffen hat.
Hierauf hielt das ordentliche Mitglied der historischen
Klasse, Geheimer Hofrat Dr. Lujo Brentano die Festrede:
Die Anfänge des modernen Kapitalismus.
Die Rede wird in der Serie der „Akademischen Reden" gedruckt.
106
Öffentliche Sitzung
zu Ehren Seiner Majestät des Königs
am 15. November 1913.
Der Präsident der Akademie, Herr K. Th. von Heigel,
eröffnete die Festsitzung mit folgender Ansprache:
Ew. Majestät,
Königliche Hoheiten,
Hochgeehrte Festversammlung!
Heil dem König! In diesen Ruf des bayerischen Volkes
stimmt auch unsre Akademie heute freudig ein!
Die Pflege der Wissenschaft, die Aufgabe unsrer kleinen
Gemeinde, ist in erster Reihe Vernunftdienst. Mithin haben
gerade wir besonderen Anlaß, die endliche Lösung der Königs-
frage zu feiern, einen Sieg der gesunden Vernunft, der gleich-
mäßig der Würde des Rechts, wie dem Ansehen des Staates
zugute kommt.
Männern der Wissenschaft, mögen sie nun mit den Ge-
heimnissen der Psyche oder mit Wesen und Wandel der Natur-
erscheinungen oder mit den Evolutionen des Völker- und Volks-
lebens sich vertraut zu machen suchen, die aber Alle sich
gewöhnt haben, den Tatsachen mit Ernst und Wahrheitseifer
gegenüberzutreten , steht auch wohl am klarsten vor Augen,
was zumal in Zeiten schroffer Parteigegensätze und leiden-
schaftlicher Klassenkämpfe ein fester Mittelpunkt im Gemein-
wesen, ein über den Parteien stehender Schirmer des Rechts,
ein wirklicher König für Staat und Kultur bedeutet.
Ansprache des Präsidenten 107
Und wir dürfen den Träger der Krone noch in besonderem
Sinne den Unseren nennen! Seit einer langen Reihe von Jahren
ist Seine Majestät Ehrenmitglied unserer Akademie. Wenn ihn
nicht ein dringendes Hindernis fernhielt, versäumte er, getreu
dem Beispiel seines Großvaters, keine akademische Festsitzung,
offenbar von der edlen Absicht beseelt, sein Interesse an uns-
rer Körperschaft kundzugeben und ihre Mitglieder zu ehren
und zu erfreuen. Nach dem Ableben Luitpolds des Gütigen
geruhte er selbst das Protektorat über unsere Akademie zu
übernehmen, und wir dürfen mit Sicherheit erwarten, daß er
auch fortan seinen königlichen Schutz uns nicht versagen wird.
Liebe um Liebe! Treue um Treue!
Auch wir bekennen uns mit freudigem Stolz zu allen
Empfindungen der Anhänglichkeit und Ergebenheit, womit
unsere Mitbürger in diesen Tagen ihrem weit- und lebens-
erfahrenen Fürsten huldigten.
Welche Gegensätze auch sonst in unserem Kreise bestehen
mögen — gegenüber dem Thron gilt für uns Alle als oberstes
Gesetz: In Treue fest! — —
Die heutige Festsitzung würde günstige Gelegenheit bieten,
die neuesten Fortschritte der Wissenschaft und die Betätigung
unserer Akademie an diesen Arbeiten und Bestrebungen zu
schildern. Doch einer solchen, auf alle wissenschaftlichen Dis-
ziplinen sich erstreckenden Aufgabe könnte nur ein Polyhistor
wie Harnack mit würdigem Erfolg sich unterziehen, und ab-
gesehen von meinem Unvermögen bin ich auch durch die Rück-
sicht auf die Festrede, wozu ja die einleitenden Worte des Vor-
sitzenden nur einen anspruchslosen Rahmen bieten sollen, ab-
gehalten, mich an den Versuch einer Lösung heranzuwagen.
Ich will mich also, von allen allgemeineren Betrachtungen
absehend, nur auf Mitteilungen über einige für unsere Akademie
wichtigere Vorkommnisse und auf ein paar uns besonders am
Herzen liegende Wünsche beschränken.
Es ist mir nicht unwahrscheinlich, daß den Populus Ro-
manus ein gewisses Mißbehagen beschlich, wenn der alte Cato
in jeder Versammlung sein Caeterum censeo Carthaginem esse
108 Öffentliche Sitzung am 15. November
delendam, wiederholte. Natürlich fällt mir nicht ein, meine
Wenigkeit mit dem großen Römer und unsere häuslichen
Sorgen mit dem in der Weltgeschichte epochemachenden
Mahnruf zu vergleichen. Doch auch mich drängt es immer
wieder, dem Verlangen nach einem neuen, den neuzeitlichen
Anforderungen entsprechenden Gebäude für die wissenschaft-
lichen Attribute der Akademie und der Hochschulen Ausdruck
zu geben, und ich wünsche und hoffe, daß nicht erst eine ferne
Zukunft die Berechtigung meines Starenliedes anerkennen möge.
Es ist doch wohl kaum als Anmaßung anzusehen, daß bei uns
der Wunsch besteht, es möchten nicht bloß staatliche Behörden,
bei deren Unterbringung das Interesse der Allgemeinheit wenig
mitspricht, sondern auch die einen unschätzbaren Wert reprä-
sentierenden, für Unterricht und Aufklärung der weitesten
Kreise bestimmten Sammlungen eine würdige Heimstätte finden.
Ich will aber auch nicht wie der arme Don Quixote Un-
mögliches zu erkämpfen suchen. Ich muß anerkennen, daß die
ungünstige Finanzlage des Staates auch die Erfüllung berech-
tigter Forderungen nicht gestattet, und will deshalb meinen
Hilferuf vorerst beschränken auf die Ethnographische Samm-
lung, deren gegenwärtige Lagerung, wie in Stadt und Land
bekannt, als unwürdig und unmöglich anzusehen ist. Die K.
Staatsregierung teilt diese Auffassung und will der daraus sich
ergebenden Notwendigkeit Rechnung tragen. Möge auch die
Volksvertretung dem hoffnungsvoll aufstrebenden Institut die
dringend benötigte Hilfe nicht versagen! Natürlich dürfte
das Gebäude nicht an die Peripherie der Stadt gesetzt werden,
nur der beste Platz ist dafür gut genug. —
Seine Majestät der König hat huldvoll der Akademie einen
Betrag von 50 000 Mark überwiesen, mit denen die Dapper-
Saalfels- Stiftung für biologische Forschung errichtet werden
konnte. Sie dient wissenschaftlichen Untersuchungen auf den
Gebieten der Anatomie, Anthropologie, Physiologie, Botanik,
Zoologie und Balneologie, und soll insbesondere auch Studien-
reisen für diese Zwecke ermöglichen.
Aus Zuwendungen des Bayerischen Stiftungsfonds für
Ansprache des Präsidenten 109
Kunst, Wissenschaft und Heimatpflege konnten eine überaus
interessante australische Kollektion für das Ethnographische
Museum erworben und paläontologische Ausgrabungen, die auf
Anregung Prof. Stromers von Reichenbach in Ägypten ver-
anstaltet wurden, unterstützt werden.
Unser Mitglied, Professor Freiherr von Bissing, dem wir
schon manche wertvolle Gabe verdanken, — wir halten es ganz
und gar nicht mit dem Sprichwort, wonach kleine Geschenke
am besten die Freundschaft erhalten sollen! — vermittelte
neuerdings die Überweisung einer Kollektion aus Nubien und
Äthiopien an das Antiqua rium. Die Sammlung ist von der
ägyptischen Regierung unter der Bedingung, daß sie innerhalb
einer bestimmten Zeit zweckentsprechend aufzustellen sei, ge-
schenkt worden; sie enthält Funde aus dem vierten Jahrtausend
vor Christus bis zum vierten Jahrhundert nach Christus, Ton-
figuren, Steintafeln, Elfenbeinskulpturen, Werkzeuge und an-
dere Antiquitäten.
Eine Sammlung, die zu Unrecht nicht allzu häufig mit
Geschenken bedacht wird, die anthropologische, erhielt
eine dankenswerte Zuwendung von Professor Ernst Frizzi, eine
auf seinen Reisen systematisch gesammelte Schädel-Kollektion
von hohem wissenschaftlichen Wert.
Dem Ethnographischen Museum schenkte Hermann
Schoede in Peking eine stattliche Anzahl altchinesischer Ke-
ramiken, die ja gegenwärtig das besondere Interesse der For-
scher auf sich ziehen. Ein nachahmenswertes Beispiel für
unsere in den Kolonien lebenden Landsleute bietet der See-
offizier Joseph Hartl, ein geborener Bayer, der sich mit sicherem
Blick und glücklichstem Erfolg seit Jahren bemühte, am Kai-
serin Augustafluß die wichtigsten Dokumente der materiellen
Kultur der dortigen Eingebornenstämme zu sammeln, und Alles
dem Münchner Museum überließ. Die Gabe wird eine inter-
essante Zierde des künftigen Neubaues bilden. Dr. Karl Döh-
ring in Siam ließ sich angelegen sein, seine früheren Schen-
kungen in methodischer Weise auszubauen. Professor Eduard
Grützner schenkte vier prächtige, lamaistische Bilder, von
Jahrbuch 1913. 8
110 öffentliche Sitzung am 15. November
hohem Wert für die Religionsgeschichte des tibetischen Buddhis-
mus. Kapitän Nauer aus Obergünzburg überwies eine große
Anzahl seltener Objekte zur Bereicherung der ozeanischen Ab-
teilung; eine ähnliche Gabe spendete Privatdozent Dr. Klei-
weg de Zwaan im Haag.
In erfreulicher Weise hat nunmehr auch das K, Kriegs-
ministerium die Hand dazu geboten, daß sich die in unseren
Kolonien wirkenden bayerischen Offiziere mit unseren wissen-
schaftlichen Sammlungen in zweckentsprechende Verbindung
setzen. Hauptmann Holländer schenkte dem Museum eine er-
wünschte Buschmannsammlung, ein Sohn unsres ehemaligen
Kollegen Christ, z. Z. Forstmeister in West-Afrika, eine Samm-
lung guter Bronzen.
Untertänigsten und herzlichsten Dank schulden wir Seiner
Königlichen Hoheit dem Kronprinzen Rupprecht. Dank seiner
Anregung gelangten aus dem königlichen Hausgut unter Vor-
behalt des Eigentumsrechts eine kostbare Sammlung von alten
orientalischen Waffen und andere Cimelien im Ethnographischen
Museum zur Aufstellung. Für den hochsinnigen Kunstfreund
war — gewiß mit Recht — der Grundsatz maßgebend, daß solche
Schätze erst in organischem Zusammenhang mit gleichartigen
anderen zur vollen Geltung kommen und daß der Genuß ihrer
Besichtigung auch der Allgemeinheit nicht versagt bleiben soll.
Reichlich bedacht, wie immer, wurde auch im vergangenen
Jahre die Zoologische Sammlung. Professor Kattwinkel
überwies eine Kollektion von Tieren, die auf einer Reise durch
Deutsch -Ostafrika erlegt und an Ort und Stelle sachgemäß
präpariert worden waren, — L. von Wiedenfeld Vögel aus
Neuguinea, — der Nürnberger Joseph Hesselberger reiche Jagd-
beute aus dem Sudan, darunter ein weißes Nashorn, das an
Größe und Schönheit die wenigen bisher in Museen gekom-
menen Exemplare übertrifft, — der Münchner Rentner Max
Prager einen nach Überwindung unendlicher Schwierigkeiten
und Hindernisse im Kubandistrikt im Kaukasus erlegten Auer-
ochsen, — Professor Lorenz Müller eine bei den Fachgelehrten
in hohem Ansehen stehende herpetologische Sammlung.
Ansprache des Präsidenten 111
Das Münzkabinett begabten die Herren Hugo von Hirsch-
Gereuth und Dr. Paul von Gans, denen wir schon manche wert-
volle Zuwendung verdanken, neuerdings mit seltenen Medaillen
und Steinmodellen.
Die Teilnahme an den Konkurrenzen für Preise aus der
Georg Hitl-Stiftung wächst von Jahr zu Jahr. Mit Hilfe
privater Zuschüsse konnte eine besondere Konkurrenz für eine
Medaille zu Ehren König Ludwigs III. von Bayern ausge-
schrieben und Professor Bleeker mit einer Gedenkmedaille auf
Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Rupprecht beauftragt
werden.
Nicht übergehen darf ich, daß im Institut für theore-
tische Physik unter Leitung Professor Sommerfelds im vorigen
Jahre von Herrn Laue eine bedeutsame Entdeckung über die
beim Durchgang von Röntgenstrahlen durch Kristalle ent-
stehenden Beugungserscheinungen gemacht wurde. Die darüber
in den Abhandlungen unserer Akademie veröffentlichte Denk-
schrift gab Veranlassung, daß das Institut International Solvay
in Brüssel zur Fortsetzung dieser Arbeiten den Betrag von
4000 Francs anwies.
Endlich sei mir noch erlaubt, auf eine unsere historische
Klasse berührende Angelegenheit einzugehen.
Im bayerischen Landtag und zwar in beiden Kammern
wurde im vorigen Jahre beklagt, daß die Erforschung der
Landesgeschichte in Bayern nicht auf erwünschter Höhe stehe.
Natürlich kann sich die Beschwerde nur darauf beziehen, daß
die Forschungs- und Publikationsarbeit auf diesem Gebiet, die
immer wieder neue Ziele suchende und neue Wege erschließende
Kleinarbeit nicht zweckmäßig organisiert sei. Dies wurde
auch in der Abgeordnetenkammer betont, und mit Rücksicht
darauf die Gründung einer Kommission für bayerische Ge-
schichtsforschung nach dem Muster der fränkischen oder rhei-
nischen Gesellschaft gefordert.
Selbstverständlich wäre es ja eine schreiende Ungerech-
tigkeit, behaupten zu wollen, daß für vaterländische Geschichte
in Bayern zur Zeit wenig geleistet werde, denn in keinem
112 Öffentliche Sitzung am 15. November
Staat und in keiner Epoche hatte die Spezialgeschichte so
tüchtige, ja hervorragende Vertreter aufzuweisen. Noch vor
dreißig Jahren galt Stalins Württembergische Geschichte als
Muster einer Territorialgeschichte. „Ich glaube nicht zu viel
zu behaupten," sagt Ranke in seinem Nachruf auf Christoph
Friedrich von Stalin, „wenn ich sage, daß unter allen Pro-
vinzialgeschichten, die wir in Deutschland besitzen, die von
Stalin den Preis verdient." Heute wird von der gesamten ge-
lehrten Welt anerkannt, daß die Geschichte Baierns von Riezler
an diese erste Stelle getreten ist. Hier ist vor allem am glück-
lichsten Rankes Forderung erfüllt, „die lokalen Forschungen und
die allgemeinen Beziehungen" in richtiges Verhältnis zu bringen ;
hier finden die verschiedensten Kulturgebiete angemessene Be-
rücksichtigung; auch der Kunst- und Literarhistoriker, der
Volkswirt und der Statistiker werden aus dieser Arbeit eines
Historikers Nutzen ziehen. Nicht minder dankenswerte Dienste
leistet das Handbuch Doeberls über die Entwicklungsgeschichte
Bayerns. Die Abhandlungen der historischen Klasse unserer
Akademie sind nicht arm an Beiträgen zur Aufhellung vater-
ländischer Geschichte. Von der historischen Kommission wer-
den die Traditionsbücher der bayerischen Hochstifter, die Chro-
niken der bayerischen Städte, die Landeschroniken des 15. Jahr-
hunderts, die Akten über die bayerische Politik in der Zeit
Maximilians I. und andere einschlägige Quellenwerke heraus-
gegeben. Die Monumenta Boica haben in jüngster Zeit —
unser Etat ist dadurch sogar in peinliche Nöte geraten! —
ein erfreulich rasches Tempo eingeschlagen. Mit dem Regens-
burger Urkundenbuch z. B. ist eine wichtige neue Quelle für
Geschichte des deutschen Städtewesens erschlossen. Rührig und
gewissenhaft leisten die in den letzten Jahrzehenten um das
Dreifache vermehrten historischen Vereine treue Mitarbeit.
An Arbeit und Arbeitern fehlt es nicht. Dagegen ist
dem Wunsche des Herrn Landtagsreferenten, es möchte für
alle diese Arbeiten ein Mittelpunkt geschaffen werden, un-
bedingt zuzustimmen, und auch der Behauptung des Herrn
Referenten der ersten Kammer, daß von Seiten des Staates
Ansprache des Präsidenten 113
noch nicht genug für bayerische Geschichte geschehe, wage
ich nicht zu widersprechen.
Unzweifelhaft würde eine noch erhöhte Tätigkeit zur Er-
forschung der vaterländischen Vergangenheit, nicht bloß der
Fürsten- und Staatsgeschichte, sondern auch des sozialen, wirt-
schaftlichen, geistigen und sittlichen Lebens des Volkes, eine
günstige Wirkung auf die weitesten Volkskreise üben.
„Ohne Vaterlandsgeschichte keine Vaterlandsliebe!" Das
schöne Wort wird dem Kurfürsten Max Joseph III. in den
Mund gelegt. Meines Wissens ist noch nicht ausfindig gemacht,
wann und wo es von ihm gesagt oder geschrieben wurde, doch
ist an der Echtheit kaum zu zweifeln. Es mußte einmal ge-
sagt werden, und keinem könnte es mit besserem Fug zuge-
schrieben werden, als dem Stifter unserer Akademie.
Freilich — in einer Zeit, da der Odem der Welt-
geschichte mächtiger denn je vernehmbar ist, da große, wie
kleine Reiche in raschem Aufeinander die gewaltigsten Um-
wälzungen erfahren, — in einer Zeit, da auch die Einheit des
deutschen Volkes, seit Jahrhunderten nur ein idealer Begriff,
zu realer Wirklichkeit geworden ist, — in so mächtig be-
wegter, großer Zeit könnte es befremdlich erscheinen, wenn
auf Spezialgeschichte im allgemeinen und auf Geschichte
eines deutschen Einzelstaates im Besondern Gewicht gelegt wird.
Tatsächlich wurde da und dort die Behauptung aufgestellt,
daß sich der Pflege lokaler oder provinzieller Heimatgeschichte
als einer trotz aller Mühe ertragsarmen, überflüssigen Sache
nur ein gewisses Mitleid widmen lasse. Ludwig Robert nannte
es beschränkten Eigensinn, daß man in den engeren Heimaten
das Studium der Partikularzoologie nicht aufgeben wolle, denn
die Forschung, ob der oder jener Ritter um das Jahr 1300 Hinz
oder Kunz geheißen habe, könne höchstens dem Sammeln und
Suchen einer Mottenart Hinziella oder Kunziella gleichgestellt
werden. Georg Haag gab der Befürchtung Ausdruck, daß
durch die Pflege der Geschichte der Einzelstaaten eine natio-
nale Gefahr heraufbeschworen werde, da sie, ,wie jede Förde-
rung des Autochthonismus, als Hindernis einer Erstarkung des
114 öffentliche Sitzung am .15. November
deutschen Gefühls und für praktische Förderung der vor
allem nötigen staatlichen Gemeinsamkeit" anzusehen sei.
Diese lächerlich ängstliche und ganz und gar unwissen-
schaftliche Auffassung wird heute wohl nur noch von Wenigen
geteilt.
So schwach ist das Band unserer Reichsverfassung nicht,
daß die Einheit des Reiches und das nationale Interesse durch
Bestrebungen im Dienste der Spezialgeschichte und Heimat-
kunde gefährdet werden könnten. Im Gegenteil. Es kann
auch heute nur von Nutzen sein, zu untersuchen, auf welche
Weise sich die Eigentümlichkeiten der einzelnen Teile des
großen Ganzen, gute und schlimme, herausbildeten, und fest-
zustellen, aus welchen Sünden dem Ganzen oder den Teilen
Schaden erwuchs.
Dagegen wird immer allseitiger anerkannt, daß nur durch
eine weitverzweigte, in wissenschaftlichem Sinn betriebene Tätig-
keit auf den beschränkteren Einzelgebieten die notwendige Grund-
lage für deutsche Staats- und Yolksgeschichte zu schaffen ist.
Vielleicht wird ja heute die Wichtigkeit der Heimatkunde
da und dort allzu zärtlich betont, doch besser sentimental, als
blasiert. Daß die Freunde des heimischen Bodens und seiner
Geschichte ihren ernsten nationalen Pflichten weniger treu und
gewissenhaft nachkommen, kann doch im Ernst nicht behauptet
werden.
Wenn aber nun die Gründung einer Gesellschaft oder
Kommission zur Förderung bayerischer Landesgeschichte in
Aussicht genommen wird, empfiehlt es sich, — und deshalb
bin ich heute von dieser Stelle aus auf die Sache eingegangen,
— den neuen Verein in ähnlicher Weise mit der Akademie
in Verbindung zu bringen, wie es — freilich aus anderen
Gründen — bei der Stiftung der Historischen Kommission
geschehen ist. Eine Art von Symbiose, die sich günstig be-
währt hat: nicht ein Unter-, sondern ein Neben- und Mit-
einander! Der Akademie soll nicht etwa die Leitung, auch
nicht eine Oberaufsicht zustehen, doch soll, um den wissen-
schaftlichen Charakter des neuen Instituts und seiner Arbeiten
Ansprache des Präsidenten 115
zu sichern, satzungsmäßig festgelegt werden, daß eine be-
stimmte Anzahl Akademiker der Kommission angehören müssen,
während ihr im Übrigen völlig unbeschränkte Freiheit ein-
geräumt sein soll.
Wenn, wie schon erwähnt, nicht bloß die großen Organi-
sationen des Staates und der Kirche, sondern auch die bisher
weniger berücksichtigten Zweige der Kultur in den Kreis der
Untersuchungen gezogen werden, fehlt es gewiß nicht an
dankbarem Stoff. Es sei, um nur Einiges namhaft zu machen,
an die in Bayern noch ungehobenen Schätze der Adelsarchive,
die bayerischen Kreistagsakten, die jüngeren Städtechroniken,
den unermeßlichen Vorrat der landständischen Akten, an die
Archive von Stiftungen und Anstalten für kulturelle Inter-
essen aller Art erinnert.
Es könnte Mißtrauen einflößen, daß ich, noch während
eine akademische Kommission mit den Vorarbeiten für das
große bayerische Wörterbuch beschäftigt ist, für ein neues
Unternehmen eintrete, doch ist eine Zersplitterung der Kräfte
nicht zu befürchten, denn für die neue Kampagne sind ja
andere Truppen aufzubieten. Auch diesem Unternehmen würde
es nicht an geeigneten Mitarbeitern fehlen, ja, ich möchte in
der Beschäftigung jüngerer Forscher unter sachverständiger
Leitung einen besonderen Nutzen der Gründung erblicken.
Die beste Schule ist nach einem Ausspruch Goethes die Mit-
arbeit der Schüler an der Tätigkeit des Lehrers.
Wir stehen an der Schwelle einer neuen, hoffentlich mit
reichem Glück gesegneten Ära in der Geschichte Bayerns.
Möge damit auch neues Leben in der bayerischen Geschichts-
forschung aufblühen !
Sobald die Volksvertretung für die von ihr selbst ange-
regte Gründung die nicht erheblichen Mittel bewilligt, - - die
königliche Staatsregierung wird ja zweifellos mit Freuden die
Hand dazu bieten, — werden wir rüstig ans Werk gehen, mit
dem Wahlspruch, den vor nahezu hundert Jahren der Reichs-
freiherr vom Stein einem größeren Unternehmen als Losuno-
auf den Weg gegeben hat: Sanctus amor patriae dat animum.
116 Öffentliche Sitzung am 15. November
Aus den für das Jahr 1913 fälligen Renten der Hardy-
Stiftung wurden bewilligt:
je ein Preis von 750 M. an die Herren Professor Dr. A.
Grünwedel und Dr. A. v. Lecoq in Berlin für ihre im letzten
Jahre erschienenen Arbeiten auf dem Gebiete der zentralasia-
tisch - buddhistischen Archäologie,
ein Preis von 500 M. an Herrn Professor Dr. L. Suali in
Pavia für seine Arbeiten über indische Philosophie (zugleich zur
Untertützung seiner Vorarbeiten für ein Prakrit -Wörterbuch),
endlich 600 M. an Herrn Professor Dr. L. Scherman in
München zur Weiterführung seiner Orientalischen Bibliographie.
Hierauf verkündeten die Klassensekretäre, daß in der all-
gemeinen Wahlsitzung der Akademie am 19. Juli 1913 fol-
gende neue Mitglieder gewählt und Allerhöchst bestätigt
worden sind.
I. Philosophisch -philologische Klasse.
1. als ordentliche Mitglieder:
a) Dr. Klemens Baeumker, K. Geheimer Hofrat, o. Pro-
fessor für Philosophie an der Universität München, bis-
her a. o. Mitglied;
b) Dr. August Heisenberg, o. Professor für mittel- und
neugriechische Philologie an der Universität München,
bisher a. o. Mitglied;
c) Dr. Erich Berneker, o. Professor der slavischen Philo-
logie an der Universität München, bisher a. o. Mitglied;
2. als außerordentliches Mitglied:
Dr. Joseph Schick, o. Professor der englischen Philologie
an der Universität München;
3. als korrespondierende Mitglieder:
a) Dr. Hermann v. Fischer, o. Professor der deutschen
Philologie an der Universität Tübingen;
Wahlen 117
b) Dr. Ludwig Heiberg, o. Professor der klassischen
Philologie an der Universität Kopenhagen;
c) Dr. Otto Stählin, o. Professor der klassischen Philo-
logie an der Universität Erlangen.
II. Mathematisch -physikalische Klasse.
1. als ordentliches Mitglied:
Dr. Max Schmidt, K. Geheimer Hofrat, o. Professor der
Geodäsie und Topographie an der Technischen Hoch-
schule München, bisher a. o. Mitglied ;
2. als korrespondierende Mitglieder:
a) J. N. Langley, Professor der Physiologie an der Uni-
versität (Trinity College) Cambridge, England;
b) Dr. Gottlieb Haberlandt, K. Geheimer Regierungsrat,
o. Professor der Botanik an der Universität Berlin;
c) Dr. J. K. Friedrich Becke, o. Professor der Mineralogie
an der Universität Wien.
III. Historische Klasse.
1. als ordentliches Mitglied:
Dr. Erich Marcks, Großherzogl. Efadischer Geheimer Hof-
rat, o. Professor der Geschichte an der Universität
München, bisher korresp. Mitglied;
2. als korrespondierende Mitglieder:
a) Dr. Georg v. Schanz, Reichsrat, K. Geheimer Hofrat,
o. Professor der Nationalökonomie und Finanzwissen-
schaft an der Universität Würzburg;
b) Dr. Michael Tan gl, o. Professor der historischen Hilfs-
wissenschaften an der Universität Berlin.
Sodann hielt das ordentliche Mitglied der philosophisch-
philologischen Klasse, Professor Dr. Friedrich Vollmer, die
Festrede über
Fürsorge und Verständnis für römische Inschriften
in Bayern.
118
Personalstand.
(Januar 1914.)
Protektor:
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
Verwaltung.
Präsident:
Dr. Karl Theodor Ritter v. Heigel, Exz., K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor
für Geschichte, Generaldirektor der wissenschaftlichen Sammlungen
des Staates, geb. 23. Aug. 1842 zu München (o. 1887, a. o. 1875),
Theresienstr. 76/1.
Sekretär der philosophisch-philologischen Klasse:
Dr. Ernst Kuhn, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für arische Philologie,
geb. 7. Febr. 1846 zu Berlin (o. 1883, a. o. 1878), Hefistr. 5/1.
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse:
Dr. Karl Ritter v. Goebel, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Botanik,
Direktor des K. Botanischen Gartens und des Pflanzenphysiologischen
Instituts, geb. 8. März 1855 zu Billigheim, Baden (o. 1892), Menzinger-
straße 15 (Botan. Garten).
Sekretär der historischen Klasse:
Dr. Robert Ritter v. Pöhlmann, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für
alte Geschichte, geb. 81. Okt. 1852 zu Nürnberg (o. 1901, a. o. 1900,
korr. 1887), Hohenzollernstr. 6.
Syndikus:
Dr. Karl Mayr, Honorarprofessor für Geschichte, geb. 28. März 1864 zu
Krumbach (a. o. 1909), Römerstr. 26/0.
Personalstand 119
Bibliothek:
Bibliothekar: Dr. Adolf Hilsen b eck, Bibliothekar der K. Hof- und Staats-
bibliothek.
Kanzlei:
Kanzleisekretär: Adolf Reichel.
Diener: Paul Seidel.
Kassenverwaltung :
Rentamtmann: Gustav Frischholz.
Kassesekretär: Joseph Miller.
Haus :
Hausverwalter: Joseph Ennichl.
Hausdiener und Heizer: Benno Glas.
Pförtner und Hilfsheizer: Anton Schwald.
Buchhändler der Akademie:
G. Franzscher Verlag (Kgl. u. Herzogl. Bayer. Hofbuchhändler J. Roth),
Ottostr. 3 a.
120
Ehrenmitglieder.
1892 Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Therese von Bayern.
1911 Seine Königliche Hoheit Kronprinz Rupprecht von Bayern.
Ordentliche und ausserordentliche Mitglieder.
Philosophisch - philologische Klasse.
Ordentliche Mitglieder
(nach dem Jahre der Wahl und nach dem Stande Ende 1913).
Dr. Ernst Kuhn (o. 1883, a. o. 1878), s. Klassensekretär S. 117.
Dr. Nikolaus Wecklein, K. Geh. Hofrat, Gymnasialrektor a. D.. geb
19. Februar 1843 zu Gänheim (o. 1887, a. o. 1872), Possartstr. 12/0
Dr. Hermann Paul, K. Geh. Hofrat, o. Professor für deutsche Philologie
geb. 7. Aug. 1846 zu Salbke bei Magdeburg (o. 1893, ausw. 1892)
Kaulbachstr. 62a/II.
Dr. Iwan Ritter v. Müller, K. Geh. Rat, o. Univ. -Professor für klass
Philologie und Pädagogik, geb. 20. Mai 1830 zu Wunsiedel (o. 1894
a. o. 1893, korr. 1876), Siegfriedstr. 21/1.
Dr. Georg F. Frhr. v. Hertling, Exz., Staatsrat i. o. D., Staatsminister
des Kgl. Hauses und des Äußern, lebenslänglicher Reichsrat, geb
31. Aug. 1843 zu Darmstadt (o. 1899, a. o. 1896), Promenadeplatz 22
Dr. Theodor Lipps, o. Univ. -Professor der Philosophie, geb. 28. Juli 1851
zu Wallhalben, Rheinpf. (o. 1899, a. o. 1896), Pienzenauerstr. 14/1.
Dr. Karl v. Amira, o. Univ. -Professor für deutsche Rechtsgeschichte,
deutsches bürgerliches Recht, Handelsrecht und Staatsrecht, geb.
8. Februar 1848 zu Aschaffenburg (o. 1901), Möhlstr. 37.
Dr. Otto Crusius, Grofih. Bad. Geh. Hofrat, o. Univ. -Professor der
klass. Philologie, geb. 20. Dez. 1857 zu Hannover (o. 1905, a. o. 1903),
Widenmayerstr. 10/111.
Dr. Franz Muncker, o. Univ. -Professor für neuere insbesondere deutsche
Literaturgeschichte, geb. 4. Dez. 1855 zu Bayreuth (o. 1906, a. o. 1901).
Liebigstr. 39/1, 2. Aufg.
Personalstand 121
Dr. Paul Wolters, o. Univ.-Professor für Archäologie, geb. 1. Sept. 1858
zu Bonn (o. 1908, korr. 1903), Thorwaldsenstr. 11.
Dr. Friedrich Vollmer, o. Univ.-Professor für klassische Philologie, geb.
14. Nov. 1867 zu Fingscheidt (a. 1908, a. o. 1906), Mauerkircherstr. 26.
Dr. Wilhelm Streitberg, o. Univ.-Professor für indogermanische Sprach-
wissenschaft, geb. 23. Februar 1864 zu Rüdesheim a. Rh. (o. 1911,
a. o. 1909), Isabellastr. 31/11.
Dr. Clemens Baeumker, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Philosophie,
geb. 16. Sept. 1853 zu Paderborn (o. 1913, a. o. 1912, korr. 1909), Franz
Josephstr. 30/1.
Dr. August Heisenberg, o. Univ.-Professor für mittel- und neugriechische
Philologie, geb. 13. Novbr. 1869 zu Osnabrück (o. 1913, a. o. 1911),
Hohenzollernstr. 110/III.
Dr. Erich Berneker, o. Univ.-Professor für slavische Philologie, geb.
3. Febr. 1874 zu Königsberg in Preußen (o. 1913, a. o. 1911), Mauer-
kircherstraße 16/11.
Ausserordentliche Mitglieder:
Dr. Friedrich Ohlenschlager, K. Oberstudienrat, Gymnasialrektor a. D.,
geb. 2. Aug. 1840 zu Niedernberg (1883), Luisenstr. 54/IIL
Dr. Friedrich Wilhelm Frhr. v. Bissing, o. Univ.-Professor für Ägyp-
tologie und orientalische Altertumskunde, geb. 22. April 1873 zu
Potsdam (1909), Georgenstr. 10—12.
Dr. Erich Petzet, Bibliothekar an der K. Hof- und Staatsbibliothek,
geb. 3. Mai 1870 zu Breslau (1910), Clemensstr. 38/111.
Dr. Karl Vossler, o. Univ.-Professor für romanische Philologie, geb.
6. Sept. 1872 zu Hohenheim bei Stuttgart (1912), Leopoldstr. 87/11.
Dr. Lucian Scherman, a. o. Univ.-Professor für Sanskrit -Sprache und
Literatur, Direktor des.K. Ethnographischen Museums, geb. 10. Ok-
tober 1864 zu Posen (1912), Herzogstr. 8/II.
Dr. Joseph Schick, o. Univ.-Professor der englischen Philologie, geb.
21. Dez. 1859 zu Rißtissen (1913), Ainmillerstr. 4/II.
Mathematisch-physikalische Klasse.
Ordentliche Mitglieder:
Dr. Adolf Ritter v. Baeyer, Exz., K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für
Chemie, Vorstand des Chemischen Laboratoriums des Staates, geb.
31. Okt. 1835 zu Berlin (o. 1877, a. o. 1875, korr. 1870), Arcisstr. 1.
Dr. Ludwig Radlkofer, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Botanik,
Direktor des Botanischen Museums, geb. 19. Dez. 1829 zu München
(o. 1882, a. o. 1875), Sonnenstr. 7/1.
122 Personalstand
Dr. Paul Heinrich Ritter v. Groth, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor
für Mineralogie, Direktor der Mineralogischen Sammlung des Staates,
geb. 23. Juni 1843 zu Magdeburg (o. 1885, a. o. 1883, korr. 1881),
Kaulbachstr. 62/o.
Dr. Hugo Ritter v. Seeliger, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für Astro-
nomie, Direktor der K. Sternwarte, geb. 23. Sept. 1849 zu Biala,
Österreich (o. 1887, a. o. 1883), Sternwartstr. 15.
Dr. Richard Ritter v. Hertwig, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für
Zoologie und vergleichende Anatomie, Direktor der Zoologischen
Sammlung, geb. 23. Sept. 1850 zu Friedberg (o. 1889, a. o. 1885),
Schackstr. 2/III.
Dr. Aurel Voos, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Mathematik,
geb. 7. Dez. 1845 zu Altona (o. 1889, a. o. 1886), Habsburgerstr. l/II.
Dr. Walther Ritter v. Dyck, K. Geh. Rat, o. Professor der Mathematik
an der Techn. Hochschule, geb. 6. Dez. 1856 zu München (o. 1892,
a. o. 1890), Hildegardstr. 5/1 IL
Dr. Karl Ritter v. Goebel (o. 1892), s. Klassensekretär S. 117.
Dr. Ferdinand Lindemann, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für
Mathematik, geb. 12. April 1852 in Hannover (o. 1895, a. o. 1894),
Laplacestr. 24.
Dr. Alfred Pringsheim, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Mathe-
matik, geb. 2. Sept. 1850 zu Ohlau, Schlesien (o. 1898, a. o. 1894),
Arcisstr. 12.
Dr. Wilhelm Konrad Röntgen, Exz., K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor
für Experimentalphysik, Direktor der physikalisch -metronomischen
Sammlung, geb. 27. März 1845 zu Lennep (o. 1900, korr. 1896), Äußere
Prinzregentenstr. 1/1.
Dr. Johannes Rückert, o. Univ.-Professor für Anatomie, insbesondere
deskriptive und topographische Anatomie, Direktor der Anatomischen
Sammlung, geb. 28. Dez. 1854 zu Koburg (o. 1901, a. o. 1893), Nuß-
baumstraße 10/1.
Dr. Karl Ritter v. Linde, K. Geh. Rat, Professor der Techn. Hochschule,
geb. 11. Juni 1842 zu Berndorf (o. 1901, a. o. 1896), Heilmannstr. 17.
Dr. Johannes Ranke, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Anthropo-
logie und allgemeine Naturgeschichte, Direktor der Anthropologisch-
prähistorischen Sammlung, geb. 23. Aug. 1836 zu Thurnau (o. 1902,
a. o. 1893), Briennerstr. 25/111.
Dr. Sebastian Finster walder, K. Geh. Hofrat, o. Professor der Mathe-
matik an der Techn. Hochschule, geb. 4. Okt. 1862 zu Rosenheim
(o. 1903, a. o. 1899), Flüggenstr. 4.
Dr. August Rothpletz, o. Univ.-Professor für Geologie und Paläonto-
logie, Direktor der Geologischen und Paläontologischen Sammlung,
geb. 25. April 1853 zu Neustadt a. H. (o. 1904, a. o. 1899), Giselastr. 6/1.
Personalstand 123
Dr. Siegmund Günther, K. Geh. Hofrat, o. Professor für Erdkunde an
der Techn. Hochschule, geb. 6. Februar 1848 zu Nürnberg (o. 1905,
a. o. 1900), Nikolaistr. 1/11.
Dr. Aug. Föppl, o. Professor für Mechanik an der Techn. Hochschule,
geb. 25. Jan. 1854 zu Großurastadt, Hessen (o. 1909, a. o. 1903),
Lachnerstr. 22.
Dr. Erwin Voit, K. Geh. Hofrat, z. Z. Rektor der Tierärztl. Hochschule,
o. Professor für Physiologie und Diätetik an der Tierärztl. Hochschule,
geb. 16. Dez. 1852 zu München (o. 1909, a. o. 19o3), Bauerstr. 28/111.
Dr. u. Dr. Ing. h. c. Ludwig Burmester, K. Geh. Hofrat, emerit. o. Pro-
fessor der darstellenden Geometrie und der Kinematik an der Techn.
Hochschule, geb. 5. Mai 1840 zu Othmarschen (o. 1909, a. o. 1905),
Kaulbachstr. 83/11.
Dr. Arnold Sommerfeld, o. Univ. - Professor für theoretische Physik,
Direktor des Instituts für theoretische Physik, geb. 5. Dez. 18b8 zu
Königsberg i. Pr. (o. 1910, a. o. 1908), Leopoldstr. 87/111.
Dr. Max Ritter v. Grub er, K. Obermedizinalrat, o. Univ. -Professor für
Hygiene und Bakteriologie, geb. 6. Juli 1853 zu Wien (o. 1910,
a. o. 1909), Prinzenstr. 10.
Dr. Siegfried Mollier, o. Univ. -Professor für Anatomie, insbesondere
für Histologie und Entwicklungsgeschichte, Konservator der Anato-
mischen Sammlung, geb. 19. Juli 1866 zu Triest (o. 1911, a. o. 1908),
Vilshofenerstr. 10.
Dr. Heinrich Burkhardt, o. Professor der Mathematik an der Techn.
Hochschule, geb. 15. Okt. 1861 zu Schweinfurt (o. 1912, a. o. 1909),
Prinzenstr. 13/1.
Dr. Erich v. Drygalski, o. Univ.-Professor für Geographie, geb. 9. Febr.
1865 zu Königsberg i. Pr. (o. 1912, a. o. 1909), Gaußstr. 6.
Dr. Otto Frank, o. Univ.-Professor für Physiologie, Direktor des Phy-
siologischen Instituts, geb. 21. Juni 1865 zu Großumstadt, Hessen
(o. 1912, a. o. 1909), Haydnstr. 5/II.
Dr. Max Schmidt, Dipl.-Ing. h. c, K. Geh. Hofrat, o. Professor für Geo-
däsie und Topographie an der Techn. Hochschule, geb. 17. März
1850 zu Tambach (o. 1913, a. o. 1911), Franz Josephstr. 13/111.
1 24 Personalstand
Historische Klasse.
Ordentliche Mitglieder:
Dr. Ludwig Ritter v. Rockinger, K. Geh. Rat, Reichsarchivdirektor a. D.,
geb. 29. Dez. 1824 zu Würzburg (o. 1868, a. o. 1856), Odeonsplatz 12/11.
Dr. Johann Friedrich, o. Univ.-Professor für Geschichte, geb. 5. Mai
1836 zu Poxdorf, Ofr. (o. 1880, a. o. 1869), von der Tannstr. 17/11.
Dr. Karl Theodor Ritter v. Heigel (o. 1887, a. o. 1875), s. Präsident S. 117.
Dr. Sigmund Ritter v. Riezler, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für
bayer. Landesgeschichte, geb. 2. Mai 1843 zu München (o. 1888,
a. o. 1877), K. Maxiniilianeum.
Dr. Franz Ritter v. Reber, K. Geh. Rat, o. Professor für Kunstgeschichte
an der Technischen Hochschule a. D., K. Zentral geniäldegalerie-
direktor a. D., Honorarprofessor an der Universität, geb. 10. Nov.
1834 zu Cham, Opf. (o. 1890, a. o. 1887), Kaulbachstr. 31/ol.
Dr. Hermann Grauert, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Geschichte,
geb. 7. Sept. 1850 zu Pritzwalk i. d. Ostpriegnitz (o. 1899, a. o. 1898),
Tengstr. 35/11.
Dr. Lujo Brentano, K. Sachs. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für National-
ökonomie, Finanz wissenschaft und Wirtschaftsgeschichte, geb. 18. Dez.
1844 zu Aschaffenburg (1901), Mandlstr. 5/o.
Dr. Robert Ritter v. Pöhlmann (o. 1901, a. o. 1900, korr. 1887), s. Klassen-
sekretär S. 177.
Dr. Hans Prutz, K. Preufi. Geh. Reg. -Rat, emerit. Univ.-Professor für
Geschichte, geb. 20. Mai 1843 zu Jena (1902), Reitmorstr. 52/111.
Dr. Franz Ludwig Ritter v. Baumann, K. Geh. Rat, Reichsarchivdirektor,
geb. 8. Juni 1846 zu Leutkirch im Allgäu (o. 1906, a. o. 1895, korr.
1882), Theresienstr. 14/11.
Dr. Heinrich Wolf flin, K. Preuß. Geh. Reg.-Rat, o. Univ.-Professor für
Kunstgeschichte, geb. 21. Juni 1864 zu Winterthur (1912), Widen-
mayerstraße 26/111.
Dr. Adolf Sand berger, o. Univ.-Professor für Musikwissenschaft, geb.
19. Dez. 1864 zu Würzburg (o. 1912, a. o. 1902), Prinzregentenstr. 48/1.
Dr. Erich Marcks, Großh. Bad. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor der Ge-
schichte, geb. 17. Nov. 1861 zu Magdeburg (o. 1913, korr. 1898), Eliea-
bethstr. 10/11.
Personalstand 125
Ausserordentliche Mitglieder:
Dr. Ludwig Quidde, Professor, geb. 23. März 1858 zu Bremen (1892),
Gedonstr. 4/1.
Dr. Michael Doeberl, K. Oberregierungsrat, Honorarprofessor an der
Universität, geb. 15. Januar 1861 zu Waldsassen (1903), Schönfeld-
strafie 6/1II.
Dr. Georg Leidinger, K. Oberbibliothekar der K. Hof- und Staats-
bibliothek, geb. 30. Dezbr. 1870 zu Ansbach (1909), Lotzbeckstr. 6/1.
Dr. Karl Mayr, (1909), s. Verwaltung S. 117.
Dr. Georg Habich, Direktor des K. Münzkabinetts, geb. 24. Juni 1868
zu Darmstadt (1910), Schönfeldstr. 20/11.
Dr. Georg Hager, K. Genaralkonservator der Kunstdenkmale und Alter-
tümer Bayerns, geb. 20. Oktbr. 1863 zu Nürnberg (1911), Kochstr. 18/11.
Dr. Leopold W enger, o. Univ. -Professor für römisches Zivilrecht und
deutsches bürgerliches Recht, geb. 4. September 1874 zu Obervellach
in Kärnten (1912), Adelheidstr. 15/1.
Jahrbuch 1913.
126
Personalstand
Auswärtige und korrespondierende Mitglieder
nach den drei Klassen (bzw. Sektionen derselben), in alpha-
betischer Ordnung.
Die Zahl vor dem Namen bezeichnet das Jahr der Wahl in die Akademie.
I. Philosophisch -philologische Klasse.
1878 Conze Alexander in Berlin
1890 Delbrück Bertold in Jena
1884 Förster Wendelin in Bonn
1897 Hirth Friedrich in New- York
1891 Jagic Yatroslav v. in Wien
1884 Imhoof- Blumer Friedrich
in Winterthur
1874 Kern Heinrich in Utrecht
Auswärtige Mitglieder:
1892 Leskien August in Leipzig
1877 Meyer Wilhelm in Göttingen
1879 Nöldeke Theodor in Straß-
burg i. E.
1890 Stumpf Karl in Berlin
1888 Wimmer Ludwig in Kopen-
hagen.
Korrespondierende Mitglieder:
1912 Behaghel Otto in Gießen
1908 Bezold Karl in Heidelberg
1907 Boll Franz in Heidelberg
1904 Braune Wilhelm in Heidel-
berg
1895 Brugmann Karl in Leipzig
1911 Bulle Heinrich in Würzburg
1879 Comparetti Domenico in
Florenz
1910 Cumont Franz in Rom
1898 Di eis Hermann in Berlin
1896 Er man Adolf in Berlin
1901 Evans Artur J. in Oxford
1913 Fischer Hermann v. in Tü-
bingen
1880 Foucart Paul in Paris
1888 Geiger Wilhelm in Erlangen
1900 Götz Georg in Jena
1906 GrenfellBernardP. in Oxford
1899 Grünwedel Albert in Berlin
1913 Heiberg Ludwig in Kopen-
hagen
1893 Heibig Wolfgang in Rom
1910 Hillebrand Alfred in Breslau
1911 Hirzel Rudolf in Jena
1912 Hülsen Christian in Florenz
1909 Hunt Artur in Oxford
1905 Husserl Edmund inGöttingen
1907 Jacob Georg in Kiel
1909 Jacobi Hermann in Bonn
Personalstand
127
1902 Iirecek Joseph Konstantin in
Wien
1886 Jolly Julius in Würzburg
1910 Kenyon Frederic George in
London
1909 Kluge Friedrich in Freiburg
im Breisgau.
1907 LambrosSpyridonP.in Athen
1903 Lenel Otto in Freiburg i. Br.
1908 Liebermann Felix in Berlin
1892 Luchs August in Erlangen
1903 Mitteis Ludwig in Leipzig
1905 Noreen Adolf in Upsala
1904 Omont Henri in Paris
1902 Perrot Georges in Paris
1876 Sathas Konstantin in Paris
1883 Seh an z Martin v.inWürzburg
1906 Schlum berger Gustav in
Paris
1897 Schuchardt Hugo in Graz
1905 Senart Emil in Paris
1889 Sievers Georg Eduard in
Leipzig
1895 So der wall Knut Frederic in
Lund
1913 Stählin Otto in Erlangen
1886 Steinmeyer Elias v. in Er-
langen
1895 Sweet Henry in Oxford
1904 Thomsen Vilhelm in Kopen-
hagen
1893 Vitelli Girolamo in Florenz
1904 Wilamowitz-Moellen-
dorff Ulrich v. in Berlin
1904 Windelband Wilhelm in
Heidelberg
1905 Windisch Ernst in Leipzig
1900 Wundt Wilhelm in Leipzig
1906 Zeu mer Karl in Berlin
1908 ZielinskiThaddäus in St. Pe-
tersburg.
II. Mathematisch -physikalische Klasse.
Astronomie und Geodäsie.
Korrespondierende Mitglieder:
1882 Auwers Artur in Berlin
1911 BauschingerJuliusinStraß-
burg i. E.
1897 Bruns Ernst Heinr. in Leipzig
1911 Duner Christofer in Upsala
1892 Förster Wilhelm in Berlin
1896 Helmert F. Robert in Pots-
dam
1908 Hill George William in West-
Nyak.
1912 Struve Hermann in Berlin.
Mathematik.
Korrespondierende Mitglieder:
1882 Brill Alexander in Tübingen
1899 Darboux Gaston in Paris
1903 Hubert David in Göttingen
1879 Klein Felix in Göttingen
1880 Königsberg er LeoinHeidel-
berg
1912 Mittag-Leffler Gustav in
Stockholm
1895 Neumann Karl in Leipzig
1887 Nöther Max in Erlangen
1872 Prym Friedrich in Würzburg
1912 Schwarz Hermann Amandua
in Berlin
1910 Zeuthen Hieronymus in Ko-
penhagen.
1 28 Personalstand
Physik.
Korrespondierende Mitglieder:
1910 Hann Julius in Wien 1888 Recknagel Georg in Augs-
1896 Hittorf Wilhelm in Münster burS
1895 Lorentz H. A. in Haarlem 1909 Riecke Eduard in Göttingen
1890 Mach Ernst in Haar 1911 Rutherford Ernst in Man-
1912 N ernst Walter in Berlin ehester
1911 Planck Max in Berlin 1907 ^T-8™ (l°seVh John in
,o-7o r\ • i n tr • Cambridge (England)
1873 Quincke Georg Hermann in 10Aft -n- • j.w u • n*±Li
^ & 1909 VoigtWoldemarm Gottingen
,o„„ tT ? fTx. Txrn,. T , 1905 Warburg Emil in Charlotten-
1890 Rayleigh John William Lord buro-
in London 1907 wien Wilhelm in Würzburg.
Chemie.
Auswärtiges Mitglied:
1910 Hof mann Karl in Charlottenburg.
Korrespondierende Mitglieder:
1910 Ciamician Giacomo in Bo- 1886 Lieben Adolf in Wien
lo£na 1910 Paternö di SessaEmanuele
1888 Claisen Rainer Ludwig in jn Rom
Godesberg a. Rh. 1911 perkin William Henri in Ox-
1907 Curtius Theodor in Heidel- for(j
berg
1880 Fischer Emil in Berlin
1908 RamsayWilliamSirinLondon
1882 Roscoe Henry E. in London
1884 bischer Otto m Erlangen 1ftri1 m, . , T , . 0, R
„,„..„ , 1901 Thiele Johannes m Straß-
1878 Grabe Karl in Frankfurt a. M
1909 Hai ler Albin in Paris
bürg i. E.
Physiologie.
Korrespondierende Mitglieder:
1912 Exner Siegmund in Wien 1911 Kries Johannes v. in Frei-
1885 Hensen Viktor in Kiel bürg i. Br.
1901 Hering Ewald in Leipzig 1913 Langley John Newport in
1910 Herrn annLudimar in Königs- Cambridge (England),
berg i. Pr.
Zoologie und Anatomie.
Auswärtige Mitglieder:
1870 Häckel Ernst in Jena 1884 Weis mann August in Frei-
burg i. Br.
Korrespondierende Mitglieder:
1903 Boveri Theodor in Würzburg 1906 Froriep Aug. v. in Tübingen
1900 Bütschli Otto in Heidelberg 1903 Fürbringer Max in Heidel-
1905 Chun Karl in Leipzig berg
Personalstand
129
1897 Hertwig Oskar in Berlin
1906 Rabl Karl in Leipzig
1899 Retzius Gustav in Stock-
holm
1911 Roux Wilhelm in Halle
1896 Schulze Franz Eilhard in
Berlin
1896 Waldeyer Wilhelm in Berlin
1910 Wilson Edmond Beecher in
New- York.
Botanik.
Korrespondierende Mitglieder:
1909 Bower Frederik Orpen in
Glasgow
1902 Eng ler Adolf Gustav Heinr.
in Berlin
1913 Haberlandt Gottlieb in
Berlin
1908 Nawaschin Sergius in Kiew
1880 Pfeffer Wilhelm in Leipzig
1909 Prain David in Kew
1880 Schwendener Simon in
Berlin
1903 Solms-Laubach Hermann
Graf zu, in Straßburg i. E.
1906 Stahl Ernst in Jena
1900 Vries Hugo de, in Amsterdam
1893 Warming Eugen in Kopen-
hagen
1903 Wiesner Julius v. in Wien
1906 Wittrock Veit Brecher in
Stockholm.
Mineralogie, Geologie und Paläontologie.
Korrespondierende Mitglieder:
1898 Barrois Charles in Lille
1913 B e c k e Friedrich J. K. in Wien
1902 Br0gger Waldemar Chri-
stofer in Christiania
1891 Capellini Giovanni in Bo-
logna
1896 Fedorow Eugraph v,, in St.
Petersburg
1910 Fl et eher Lazarus in London
1895 Geikie Sir Archibald in
London
1907 Gilbert Karl Grove in Wash-
ington
1899 Karpin sky Alexander in St.
Petersburg-
1910 Miers Henry Alexander in
London
1912 Nathorst Alfred Gabriel in
Stockholm.
1910 Osborn Henry Fairfield in
New- York
1902 Rosenbusch Karl Harry
Ferd. in Heidelberg
1910 Scott Dukinfield Henry in
London
1880 Suess Eduard in Wien
1870 Tschermak Gustav v. in
Wien
1912 Willis Bailey in Chicago.
Erdkunde.
Korrespondierende Mitglieder:
1909 Partsch Joseph in Leipzig 1882 Schwein furth Gg. in Berlin
1909 Penck Albrecht in Berlin
1911 Wiechert Emil in Göttingen
130
Personalstand
III. Historische Klasse.
Auswärtige Mitglieder:
1886 Brunn er Heinrich in Berlin 1870 Ritter Moriz in Bonn.
1893 Do ve Alfred in Freiburg i. Br.
1904
1910
1881
1891
1887
1895
1898
1892
1904
1909
1882
1890
1903
1909
1901
1903
1904
1897
1902
1888
1902
1901
1890
1891
1906
1912
Korrespondierende Mitglieder:
Below Georg v. in Freiburg 1911 Meinecke Friedrich in Frei-
i. Br.
Bernheim Ernst in Greifs-
wald
B e z o 1 d Friedrich v. in Bonn
Bode Wilhelm in Berlin
Bresslau Harry in Straßburg
i. E.
Bücher Karl in Leipzig
Chuquet Artur in Paris
Cipolla Carlo Graf in Turin
D'Avenel Georges Vicomte
in Paris
Davidsohn Robert in Florenz
Dehio Georg Gottfried in
Straßburg i. E.
Duchesne Louis in Rom
Fester Richard in Halle a. S.
Finke Heinrich in Freiburg
i. Br.
Fournier Paul in Grenoble
Gierke Otto in Berlin
GoetzWalterinStraßburgi.E.
HarnackC. G.Adolf in Berlin
Hauck Albert in Leipzig
Kaufmann Georg in Breslau
Knapp Georg Friedrich in
Straßburg i. E.
K o s e r Reinhold in Charlotten-
burg
Lenz Max in Berlin
Leroy-Beaulieu Anat. in
Paris
Luschin Ritter v. Eben-
greuth Arnold in Graz
Mahaffy John P. in Dublin
bürg i. Br.
1895 Meyer Eduard in Berlin.
1890 Meyer v. Knonau Gerold
in Zürich
1904 Monaci Ernesto in Rom
1888 Müller Karl Ferd. Friedr. in
Tübingen
1898 OberhummerEugeninWien
1908 Ottenthai Emil v. in Wien
1902 Pais Ettore in Rom
1912 Pirenne Henri in Gent
1904 P reu ss Georg in Breslau
1909 Redlich Oswald in Wien
1899 Rooses Max in Antwerpen
1908 Schäfer Dietrich in Berlin
1913 Schanz Georg v. in Würz-
burg
1895 Schmoller Gustav v. in
Berlin
1892 Schröder Richard in Heidel-
berg
1912 Schulte Alois in Bonn
1887 S i m s o n Bernhard v. in Berlin
1875 So hm Rudolf in Leipzig
1906 Strzygowki Joseph in Graz
1913 Tangl Michael in Berlin
1884 Ulmann Heinrich in Greifs-
wald
1911 Valois Noel in Paris
1908 Venturi Adolfo in Rom
1871 Villari Pasquale in Florenz
1903 Vi seh er Robert in Göttingen
1908 Vogüe Charles Jean Melchior
Marquis de in Paris
1891 Winter Gustav in Wien.
Personalstand 131
Besondere Kommissionen
bei der K. Akademie der Wissenschaften.
I. Kommission für die Herausgabe der Monumenta Boica.
Mitglieder
auf unbestimmte Zeit gewählt:
Pöhlmann v., Vorsitzender Riezler v.
Heigel v. Baumann v.
Petz Dr. Johann, K. Reichsarchivrat, Redakteur und Schriftführer.
Hilfsarbeiter: Dr. Steinberger Ludwig, Privatdozent
Dr. Bastian Franz.
2. Historische Kommission.
I. Ordentliche Mitglieder:
Ritter Moriz, Bonn, Vorsitzender Kos er Reinhold, Charlottenburg
1898 (a. o. 1883) 1898
Riezler Siegmund v., München, Dove Alfred, Freiburg i. Br. 1901
Sekretär 1887 (a. o. 1883) Grauert Hermann, München 1901
Heigel Karl Theodor v., Exz., Winter Gustav, Wien 1901
München 1887 (a. o. 1883) Hauck Albert, Leipzig 1903
Rockinger Ludwig v., München Bei ow Georg v., Freiburg i.Br. 1903
1878 Quid de Ludwig, München 1907
Bezold Friedrich v., Bonn 1892 (a. o. 1887)
(a. o. 1883) Redlich Oswald, Wien 1908
Meyer v. Knonau Gerold, Zürich Goetz Walter, Straßburg i. E.
1894 1913 (a. o. 1911)
Lenz Max, Berlin 1894 Brandenburg Erich, Leipzig 1913
Friedrich Johann, München 1898 (a. o. 1911).
II. Ausserordentliche Mitglieder:
Herre Hermann, München 1903 Mayr Karl, München 1911.
Wissenschaftliche Mitarbeiter in München :
Bauckner Artur Endres Fritz Müller Karl Alexander v.
3. Kommission für die Savigny-Stiftung
(auf unbestimmte Zeit gewählt).
Amira v., Vorsitzender Brentano
Grauert Pöhlmann v.
1 32 Personalstand
4. Kuratorium der Liebig-Stiftung.
Heigel v., Vorsitzender S oxhl et Dr. Franz v., Schriftführer
Goebel v., Vertreter des Vor- Radlkofer Ludwig
sitzenden Brentano, Lujo
Lieb ig Hans Frhr. v., Privatdozent für Chemie in Gießen, als Vertreter
der Familie.
Ferner die gegenwärtigen Inhaber der goldenen Liebig-Medaille :
Settegast Dr. H., Geh. Regierungsrat, Professor in Berlin
Kellner Dr. 0., Geh. Hofrat, Professor in Möckern
Frank Dr. Adolf, Professor in Charlottenburg
Rubner Dr. Max, Geh. Medizinalrat, Professor in Berlin
Kraus Dr. Karl, Professor an der Technischen Hochschule in München
König Dr. Joseph, Geh. Regierungsrat, Professor in Münster in Westf.
5. Kommission für den Zographos-Fonds
(auf je drei Jahre gewählt).
Wecklein Wolters.
Crusius
6. Kommission der Münchener Bürger- und Cramer-KIett-Stiftung.
Heigel v. Seeliger v.
Goebel v. Hertwig v.
Baeyer v.
7. Kommission für die Thereianos-Stiftung
(auf je drei Jahre gewählt).
Kuhn, Vorsitzender Wolters
Crusius Heisenberg
Wecklein Pöhlmann v.
8. Kommission der Hardy-Stiftung.
Heigel v. Streitberg
Kuhn Pöhlmann v.
Crusius
9. Kommission der Koenigsstiftung zum Adolf von Baeyer-Jubiläum.
Heigel v. Goebel v.
Baeyer v.
Personalstand 133
10. Kommission der Wilhelm Koenigs-Stiftung
für botanische und zoologische Forschungen und Forschungsreisen.
Heigel v. Hertwig v.
Goebel v.
II. Kommission für den Hitl'schen Fonds zur Förderung
der Medaillenkunst.
Heigel v., Exz. Habich
Hitl Georg, Privatier Stadler Anton, Professor
Frauen dorfer v., Exz. Mayr-Graz Karl, Kunstmaler
Diez Julius, Professor Hahn Hermann, Professor.
12. Kommission für die Heinr. v. Brunckstiftung.
Heigel v. Goebel v.
Baeyer v.
13. K. B. Kommission für die internationale Erdmessung.
Mitglieder:
Heigel v., Vorsitzender Finsterwalder
Seeliger v., Sekretär und Stell- Schmidt.
Vertreter des Vorsitzenden
Kustos: Dr. Ernst Zapp.
Technischer Offiziant: Friedrich Hesseibart h.
14. Mitglieder der Zentraldirektion der IVIonumenta Germaniae
historica
von der K. B. Akademie gewählt am 5. März 1875 und 9. Februar 1895
ohne Begrenzung der Funktionsdauer.
Riezler v.
Steinmeyer v., korr. Mitglied der historischen Klasse.
15. Kommission für Herausgabe des Thesaurus linguae Latinae.
Vollmer, Vertreter der K. Akademie der Wissenschaften in München,
_ z. Z. Vorsitzender.
Thesaurus-Bureau:
Dittmann Dr. Georg, K. Preuß. Oberlehrer in Urlaub, Generalredaktor
— — Redaktor unbesetzt
Hey Dr. Oskar, Gymnasialprofessor in Urlaul), Sekretär
15 Assistenten.
1 34 Personalstand
16. Kommission für Herausgabe einer Enzyklopädie
der mathematischen Wissenschaften.
Dyck Dr. Walter v., Vertreter der K. Bayer. Akademie der Wissen-
schaften, z. Z. Vorsitzender
Seeliger Dr. Hugo v., Vertreter der K. Bayer. Akademie der Wissen-
schaften.
17. Mitglied der Kommission für luftelektrische Forschungen.
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Hoff mann Karl.
18. Kommission für Herausgabe der Bibliothekskataloge
des Mittelalters.
Graue r t Vollmer Leidinger
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Lehmann Paul.
19. Kommission für das Corpus griechischer Urkunden.
Crusius Grauert Heisenberg
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Marc Paul.
20. Kommission für Herausgabe von Wörterbüchern
der bayerischen Mundarten.
Kuhn Paul
Riezler v. Streitberg
Amira v. Berneker
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. M ausser Otto.
Vertreter der Bayer. Akademie für das Ägyptische Wörterbuch.
Bis sing Frhr. v.
Vertreter der math.- physikalischen Klasse der Bayer. Akademie
für das ständige Bureau der Internationalen Assoziation.
Lindemann.
Kommissionsberichte 135
Berichte und Protokolle
akademischer Kommissionen.
Bericht der Kommission für den Thesaurus linguae latinae
über die Zeit vom 1. April 1912 bis 31. März 1913.
1. Zum 1. Oktober 1912 schied wegen Überhäufung mit
Geschäften Herr Di eis, bisher Delegierter der Berliner Akademie,
als solcher aus der Kommission aus; an seine Stelle trat Herr
Eduard Norden. Doch ließ sich Herr Di eis bereit finden,
als kooptiertes Mitglied auch weiterhin der Kommission anzu-
gehören.
2. Der Ersatz des am 1. April 1912 ausgeschiedenen
Generalredaktors Professor Dr. Lommatzsch hat größere
Schwierigkeiten gemacht als vorauszusehen war. Die Kom-
mission mußte am 15. Juni 1912 zum zweiten Male in diesem
Jahre zusammentreten. Das Ergebnis langer Verhandlungen
war die Berufung des von der preußischen Regierung an den
Thesaurus beurlaubten Oberlehrers Dr. Georg Dittmann
(Göttingen), der am 1. Oktober 1912 sein Amt antrat. Bis
zu diesem Zeitpunkte hat Herr Lommatzsch teils von Basel
aus teils in München anwesend die Redaktion weitergeführt,
Herr Vollmer die äußeren Geschäfte erledigt. Zum 1. April
1913 schied der bisherige zweite Redaktor Professor Dr. Mauren-
brecher aus seinem Amte, nachdem er schon einige Monate
hindurch für die Hälfte der Arbeitszeit beurlaubt worden war.
Außerdem mußten einige Assistenten persönlicher Verhältnisse
wegen für kürzere oder längere Zeit beurlaubt werden. Alle
diese Umstände haben naturgemäß etwas hemmend auf den
Fortgang der Arbeiten eingewirkt: doch ist zur Zeit das übliche
136 Kommissionsberichte
Tempo derselben fast ganz wieder erreicht. Die Stelle eines
zweiten Redaktors bleibt auf Wunsch des Generalredaktors
vorläufig unbesetzt.
Da die Organisation des Bureaus so wieder zweckentsprechend
durchgeführt ist und auch die Finanzlage einstweilen keine
besondere Beratung erfordert, hat die Kommission fürs erste
von einer Sitzung im Jahre 1913 Abstand genommen.
3. Weil die Beiträge der deutschen Regierungen seiner
Zeit nur bis zum Ablaufe des Jahres 1914 vorgesehen worden
sind, die Vollendung des Thesaurus aber voraussichtlich erst
um das Jahr 1930 erfolgen wird, hat die Kommission in ihrer
Berliner Sitzung vom Juli 1912 in Anwesenheit des Ministerial-
direktors Schmidt die für die Fortsetzung der Arbeit nötigen
Schritte beraten und im Verfolg dieser Beratung Verhandlungen
mit den beteiligten Regierungen bzw. Akademien begonnen,
über deren Verlauf der nächste Bericht Auskunft geben wird.
4. Außer den regelmäßigen Jahresbeiträgen haben auch
dieses Jahr die Akademien von Berlin und Wien je 1000 M.
dem Thesaurus zugewendet, die wissenschaftliche Gesellschaft
in Straßburg 600 M. Ferner haben wie bisher Hamburg,
Württemberg und Baden einen Jahreszuschuß von 1000 bzw.
700 und 600 M. geleistet; ebenso ist der Betrag der Giesecke-
Stiftung (5000 M.) wie früher eingegangen. Preußen^ Oster-
reich, Bayern und Sachsen haben wieder durch Beurlaubung
von Gymnasiallehrern die Arbeit gefördert, Preußen überdies
zwei Stipendien zu je 1200 M. für Assistenten bewilligt.
Die Kommission wiederholt an dieser Stelle ihren auf-
richtigen Dank für diese Beihilfen.
5. Nach den Halbjahrberichten der Herren Loramatzsch
und Dittmann wurden im Jahre vom 1. April 1912 bis 1. April
1913 fertiggestellt 40 Bogen, Band V bis dimitto, Band VI bis
familia, das Onomasticon bis Cydippe; die Rückordnung des
schon ausgeschöpften Zettelmaterials wurde fortgesetzt, dazu
die Zettelsammlungen für die folgenden Buchstaben durch
Ausschreiben neuerer Indices verborum vermehrt.
Kommissionsberichte
137
6. Im Jahre 1912 betrugen
die Einnahmen . . M. 61038.30
die Ausgaben . . „ 60893.13
Überschuß M. 145.17
Unter den Ausgaben befinden sich 4600 M., die als Rücklage
für den Sparfonds verwendet worden sind.
Die als Reserve für den Abschluß des Unternehmens vom
Buchstaben P an bestimmte Wölfflin-Stiftung betrug am 1. Ja-
nuar 1913 56716.42 M.
7. Übersicht über den Finanzplan für 1913/14.
Einnahmen:
Beiträge der Akademien und gelehrten Gesellschaften
(einschließlich der Sonderbeiträge von Berlin und
Wien) M. 32000 —
Beitrag der wissenschaftlichen Gesellschaft zu Straßburg „ 600.—
Giesecke-Stiftung 1914 „ 5000.—
Zinsen, rund „ 200. —
Honorar von Teubner für 70 Bogen „ 11260. —
Stipendien und Beiträge anderer Staaten , 8300.—
Ausgraben:
Gehälter
Laufende Ausgaben .
Honorar für 70 Bogen
Verwaltung
Exzerpte und Nachträge
Konferenz und Druck
Unvorhergesehenes .
In den Sparfonds
M. 57 360.
M. 38500.
„ 3500.
, 5600.
„ 5400.
„ 1000.
600.
„ 1000.
„ 1500.
Voraussichtlicher Überschuß
57 100.
260.
Berlin, Göttingen, Leipzig, München, Wien,
den 1. April 1913.
Brugmann. Diels. Hauler. Leo.
Lommatzsch. Norden. Vollmer.
138 Kommissionsberichte
Bericht über den Fortgang der Arbeiten bei der Kom-
mission für die Herausgabe der mittelalterlichen Biblio-
theks- Kataloge Deutschlands und der Schweiz
vom Mai 1912 bis Mai 1913
erstattet vom Redaktor Dr. Paul Lehmann.
Um über die Zukunft des Unternehmens zu beraten, ver-
einigten sich am 7. August 1912 die Herren K. Burdach
(Berlin), E. Schroeder (Göttingen), A. Hauck (Leipzig), E.
v. Ottenthai (Wien), H. Grauert, G. Leidinger, F. Voll-
mer (München), als Vertreter der kartellierten Gesellschaften,
sowie Th. Gott lieb (Wien) und P. Lehmann (München) als
Redaktoren der österreichischen und der deutschen Kataloge
zu einer Sitzung im Präsidialzimmer der K. B. Akademie der
Wissenschaften zu München. Nach ausführlicher Bericht-
erstattung und Beratung wurde beschlossen, daß auch in der
reichsdeutsch en Abteilung bald mit dem Druck zu beginnen
und zwar zuerst die Diözese Konstanz zu bearbeiten sei. Die
Münchener Kommission übernahm die finanztechnische Durch-
führung und die Verhandlung mit den Verlegern.1)
Diesen Beschlüssen entsprechend hat der Redaktor Dr. Leh-
mann sich mit den Verlagen von A. Holzhausen (Wien), G.
Reimer (Berlin), W. Weidmann (Berlin), 0. Harrassowitz
(Leipzig), B. G. Teubner (Leipzig), C. Winter (Heidelberg)
und C. H. Beck (München) in Verbindung gesetzt und Kosten-
voranschläge erbeten. Die daraufhin übersandten Vertrags-
entwürfe zeigten durchweg ein weitgehendes Entgegenkommen
der Verleger. Die Münchner Kommission hat darüber beraten,
sich jedoch einstweilen noch nicht zu entscheiden vermocht.
x) Für alle Einzelheiten der Beratung sei auf das im vorigen Bande
gedruckt vorliegende Protokoll der Sitzung verwiesen.
Kommissionsberichte 139
Nach endgiltiger Beantwortung der Verlagsfrage wird es
uns aller Voraussicht nach möglich sein, schon zu Beginn des
Jahres 1914 mit dem Druck des I. Bandes zu beginnen.1)
Die Redaktion hat ihre Zeit und Kraft seit der gemein-
samen Sitzung im Besonderen auf den Abschluß der Vor-
arbeiten für die Konstanzer Bibliothekskataloge verwendet.
Für die meisten der zuerst in Frage kommenden alten Biblio-
theken sind die geschichtlichen Einleitungen vorbereitet. Außer-
dem konnte das Konstanzer Katalogmaterial selbst noch er-
gänzt werden. Hinzu kamen zu den Stücken, von denen in
der Augustsitzung 1912 eine Liste vorgelegt war, Kataloge der
hagiographischen Bücherbestände von St. Gallen saec. IX ex.
und Blaubeuren saec. XV ex., die beide bisher ungedruckt
und schon durch ihre kalendarische Form von eigenartigem
Werte sind; ferner eine — längere Zeit verschollene — Fassung
des Verzeichnisses der Bücher, die Abt Berthold von Wein-
garten (1200 — 1231) schreiben ließ, und Bibliothekskataloge
saec. XV des Klosters Wengen bei Ulm. Für die letztge-
nannten werden wir uns vermutlich auf die Wiederholung
eines Abdruckes aus dem 18. Jahrhundert beschränken müssen,
wenn die bisher vergeblich gesuchte handschriftliche Grund-
lage nicht schließlich noch auftaucht.
Bestand unsere Tätigkeit also vorzugsweise in Arbeiten
für den 1. Band, der die Kataloge des alten Konstanzer Spren-
geis bieten soll, so konnte doch auch das übrige Material ver-
schiedentlich vermehrt werden.
Einmal auf Forschungsreisen:
Dr. F. Schillmann (Berlin) erledigte im August 1912
Hamburg und die preuß. Provinz Schleswig- Holstein.
Hamburg brachte uns eine stattliche Zahl neuer Kataloge, von
denen ein Teil in Gottliebs Buche ,Über mittelalterliche Biblio-
theken' nicht verzeichnet ist. Auch in Kiel wurde einiges er-
mittelt.
l) (Inzwischen ist der Vertrag mit der Firma C. H. Beck (München)
abgeschlossen worden.)
140
Kommissionsberichte
Dr. P. Lehmann besuchte im September bis Oktober 1912
Memmingen, Ottobeuren, Buxheim, Rot a. R., Kempten,
Füssen, Innsbruck und Melk und machte dabei Funde in
Memmingen, Kempten und Innsbruck. Im Stiftsarchiv Melk
wurden die bibliothek- geschichtlich wertvollen Kollektionen
der Brüder Pez durchgearbeitet.
Dr. S. Tafel (München) setzte im Winter 1912/13 seine
Arbeiten in Blaubeuren und Stuttgart fort.
Außerdem lieferten gelegentlich die Herren Professor
Dr. Löffler (Stuttgart), Dr. F. Schillmann (Berlin), Stifts-
archivar J. Müller (St. Grallen) Abschriften von Katalogen.
Herr Dr. Th. Gott lieb (Wien) stellte eine Reihe von Notizen
über ungedruckte Bibliothekskataloge zur Verfügung, andere
freundlichst in Aussicht.
Abrechnung für 1912.
Einnahmen.
Ausgaben.
Überschuß vom Jahre
Beitrag Berlin .
, Göttingen
Leipzig .
„ München
Ji
4-
irel911
1357
10
500
—
500
—
500
—
2000
Summe
4857
10
Gehalt des Redaktors .
Honorare der Mitarbeiter
Reisen
Kleine Ausgaben (Bureau-
bedarf, Photographien
u. a.)
Portoausgaben ....
M
1800
189
1405
135
27
Summe 3557
43
80
Abgleichung.
Einnahmen 4857.10^
Ausgaben 3557.80 „
Rest und Übergang aufs Jahr 1913 . . 1299.30 J&
141
Bericht des Sekretärs Geh. Rates v. Riezler über die
54. Plenarversammlung der Historischen Kommission.
Die 54. Plenarversammlung der Historischen Kommission
tagte vom 14. bis 16. Mai unter dem Vorsitz ihres Vorstands,
Geheimen Regierungsrates Professor Moriz Ritter aus Bonn.
Außer ihm und dem unterzeichneten Sekretär hatten sich
von den ordentlichen Mitgliedern eingefunden: die Herren
Geheimer Rat Professor a.D. Alfred Dove aus Freiburg i. B.,
Professor Friedrich aus München, Geheimer Hofrat Professor
Grauert aus München, Geheimrat Professor Hauck aus Leipzig,
Geheimer Rat, Professor, Präsident der K. Akademie der Wissen-
schaften, Exzellenz von Heigel aus München, Geheimer Re-
gierungsrat, Professor und z. Z. Prorektor der Universität Max
Lenz aus Berlin, Professor Meyer von Knonau aus Zürich,
Professor Quidde aus München, Hofrat, Professor und z. Z.
Prorektor der Universität Redlich aus Wien.
Von außerordentlichen Mitgliedern waren zugegen: die
Herren Professor Beckmann aus Erlangen, Professor Branden-
burg aus Leipzig, Professor Walter Goetz aus Tübingen,
Professor Hermann Herre aus München und Professor Karl
Mayr aus München.
An der Teilnahme an den Sitzungen waren verhindert:
Geheimer Regierungsrat Professor Friedrich von Bezold aus
Bonn, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat, Generaldirektor
der K. Preußischen Staatsarchive und Generaldirektor der Zentral-
kommission für Herausgabe der Mon. Germ. hist. Kos er aus
Charlottenburg, Geheimrat von Rockinger aus München und
Jahrbuch 1913. 10
142 Kommissionsberichte
Ilofrat Winter, Sektionschef und Direktor des K. u. K. Haus-,
Hof- und Staatsarchivs a. D. in Wien.
Der Unterzeichnete widmete dem am 5. April 1913 ver-
storbenen Mitarbeiter der Kommission, Professor Henry Simons-
feld in München, Worte ehrenden Andenkens.
Seit der letzten Plenarversammlung sind folgende Publi-
kationen erschienen:
Allgemeine Deutsche Biographie, Registerband, bearbeitet
von Dr. Fritz Gerlich in München, mit Nachwort von Allfred
Dove, 56. und Schlußband des Werkes.
Geschichte der Wissenschaften: Gerland, Geschichte der
Physik, erster Teil.
Briefe und Akten zur Geschichte des 16. Jahrhunderts,
VI. Band. Beiträge zur Geschichte Herzog Albrechts V. und
der sogenannten Adelsverschwörung von 1563, bearbeitet von
Walter Goetz und Leonhard Theobai d.
Ein anastatischer Neudruck von Schmellers Bayerischem
Wörterbuch.
Im Drucke befinden sich:
Quellen und Erörterungen, N. F., Abt. Chroniken, III. Band:
Die Werke Veit Arnpecks, herausgegeben von Oberbibliothekar
Leidinger.
Deutsche Reichstagsakten, 13. Band, 2. Hälfte, bearbeitet
von Professor Gustav Beckmann.
Deutsche Reichstagsakten, 15. Band, 2. Hälfte, bearbeitet
von Professor Hermann Herre (bis auf das Orts- und Personen-
register und Vorwort gedruckt).
Der dritte Band der mit Unterstützung der Kommission
von Oberbibliothekar a. D. Aug. Hartmann herausgegebenen
Historischen Volkslieder und Zeitgedichte.
Die Arbeiten für die Unternehmungen der Kommission
befinden sich in fast sämtlichen Abteilungen in gedeihlichem
Fortgang. Über die Fortsetzung der durch den Tod Professor
Gerlands verwaisten Geschichte der Physik schweben Unter-
handlungen. Für die unter Leitung von Bezolds stehenden
Humanistenbriefe haben Kustos Dr. Reicke in Nürnberg
Kommissionsberichte 143
und Stadtschulinspektor Dr. Reimann in Berlin die Arbeiten
zur Herausgabe der Korrespondenz Pirkheimers fortgesetzt.
160 Briefe liegen bereits druckfertig vor. Mit der Herausgabe
der Celtisbriefe wird Professor Dr. Joachimsen in München
betraut.
In der Abteilung Chroniken der Neuen Folge der Quellen
und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Ge-
schichte wird der bis zum 34. Bogen fortgeschrittene Druck
der von Oberbibliothekar Lei dinge r herausgegebenen Chroniken
Veit Arnpecks wohl im folgenden Jahre beendigt werden können.
Leidinger hat auch die Untersuchung der handschriftlichen
Überlieferung der Quellen zum Landshuter Erbfolgekriege in
Angriff genommen. In der Abteilung Urkunden war Pro-
fessor Bitterauf durch amtliche Verpflichtungen verhindert,
die Arbeiten an den Traditionen des Hochstiftes Passau weiter
zu führen. Um die Sammlung der bayerischen Bistumstradi-
tionen zu vervollständigen, wurde Dr. Joseph Widemann in
München mit Herausgabe der Traditionen des Hochstiftes Regens-
burg und des Klosters St. Emmeram betraut. Die Bedenken,
welche vor zwei Jahren die Aufnahme dieser Traditionen in
die Sammlung zu widerraten schienen, wurden als nicht durch-
schlagend erachtet.
Von den unter Leitung von Belows stehenden Chroniken
der deutschen Städte hat Dr. Bruns die Register zu den
Lübecker Chroniken vollendet, während Privatdozent Dr. Zie-
semer in Königsberg das Glossar bearbeitet. Im Herbst wird
mit dem Drucke des zweiten Teiles des fünften Bandes be-
gonnen werden können. Die Edition der Bremer Chroniken
hat Privatdozent Dr. Lüttich in Freiburg i. B. erfolgreich
gefördert. Auch die Arbeiten Dr. Bäsekes für den noch aus-
stehenden Band der Braunschweiger Chroniken nehmen guten
Fortgang, während Dr. Rein ecke durch amtliche Verpflich-
tungen abgehalten wurde die Lüneburger Chroniken zu fördern.
Stadtarchivar Dr. Maurer ist mit den Konstanzer, Oberleutnant
Dr. H. G. Wirz in Bern mit den Züricher Chroniken beschäf-
tigt. Professor Friedrich Roth in München hat als wesent-
10*
144 Kommissionsberichte
liehe Vorlage der Augsburger Chronik des Clemens Jäger das
„Memoribuch" des Ratsdieners Paul Hektor Mair, das in die
Edition einzureihen sein wird, ermittelt.
An den Jahrbüchern des Deutschen Reichs arbeiten
Professor Uhlirz in Graz (Otto III.) und Professor Hampe
in Heidelberg (Friedrich IL). Mit der Fortsetzung der durch
Professor Simons felds Tod verwaisten Jahrbücher Friedrichs L,
für deren zweiten Band der Verstorbene mancherlei Vorarbeiten
hinterließ, wird ein neuer Bearbeiter betraut werden.
Für die Darstellungen der deutschen Reichs-
geschichte im ausgehenden Mittelalter, die sich nach
eineai Beschlüsse des Vorjahres den Jahrbüchern anschließen
sollen, hat Professor Paul Schweizer in Zürich Albrecht I.
und Adolf, Privatdozent Dr. V igen er in Freiburg i. B. Karl IV.
übernommen. Der Abschluß der Verhandlungen mit dem in
Aussicht genommenen Bearbeiter der Reichsgeschichte unter
Heinrich VII. hängt von dem Eintreten gewisser Voraus-
setzungen ab.
In der älteren Reihe der Reichstagsakten ist der
Druck der zweiten Hälfte des 13. Bandes (1438), bearbeitet
von Professor Beckmann in Erlangen, bis zum 98. Bogen
vorgeschritten und dürfte im Herbst d. J. vollendet werden.
Für Band 14 (1439) hat Professor Beckmann den Stoff in der
Hauptsache gesammelt. Die zweite Hälfte des 15. Bandes, be-
arbeitet von Professor Herre in München, ist bis auf Orts-
und Personenregister und Vorwort fertig gedruckt. Die Re-
daktion des 16. Bandes wird Herre im Herbst wieder aufnehmen.
Für die Supplemente war nach Bericht des Leiters, Professor
Quidde in München, Dr. Bauckner in München tätig, der
sich auch mit den Korrekturen der laufenden Bände und mit
Durcharbeitung der Bände 1 und 2 nach dem Weizsäckerschen
Handexemplare beschäftigte.
Die Diskussion über die angemessenste Durchführung von
Kürzungen in dieser Edition wurde auf die nächste Plenar-
versammlung verschoben.
Kommissionsberichte 145
Für die jüngere Reihe der Reichstagsakten waren
unter der Leitung Professor Brandenburgs in Leipzig Dr. Julius
Volk und Dr. Johannes Kühn besonders auf ausgedehnten
Archivreisen tätig. Die Sammlungen für den ersten Speierer
Reichstag dürften im Jahre 1914 ihren Abschluß finden. Es
besteht die Neigung, später in einem Ergänzungsbande die
Akten des Reichsregiments (1521—1530) herauszugeben.
Die Briefe und Akten des 16. Jahrhunderts wurden
durch einen von Professor Goetz in Tübingen und Professor
Theobald in Nürnberg bearbeiteten sechsten Band: Beiträge
zur Geschichte Herzog Albrechts V. von Bayern und der so-
genannten Adelsverschwörung von 1563 vervollständigt.
Für den 2. Band der von Professor Goetz geleiteten Ab-
teilung: Briefe und Akten zur Geschichte des 30jährigen
Kriegs in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Witteis-
bacher N. F. 2. Abteilung (1625 und folgende Jahre) hat Dr. Fritz
Endres in München Nachträge aus dem Münchener Reichs-
und Staatsarchive aufgearbeitet und mit Sichtung und Zusammen-
stellung des Materials begonnen. Professor Goetz wird von
diesem Bande lx\% Jahre, Dr. Endres das weitere bearbeiten.
Dr. Karl Alexander von Müller hat seine Arbeiten für die
Jahre 1630 ff. hauptsächlich durch die Durchforschung der mili-
tärischen Korrespondenzen weiter gefördert. Professor Karl
Mayr wird im September mit dem Drucke des ersten Bandes
der Neuen Folge, 1. Abteilung (1618 — 19) beginnen können.
Über die publizistischen Schriften zur Reichs-
geschichte (mit Ausschluß der rein kirchlichen) in der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts berichtete der Leiter dieses Unter-
nehmens, Professor Beckmann. Der Traktat de regia ac papali
potestate von Ludovico de Strassoldo (1413) wird von Dr. Hösl
in München, der Traktat de potestate paparum et imperatorum
von Piero del Monte (1433) von Dr. Zellfelder in Erlangen,
der Traktat Monarchia von Antonio de Roselli von Beckmann
selbst bearbeitet. Von den Reformtraktaten ist das Avisa-
mentum pro reformatione imperii von Dr. Zellfelder fertig-
gestellt, der Traktat des Heinrich Toke über die Reform der
146 Kommissionsberichte
Kirche und des Reiches (1430) wird von Beckmann kom-
mentiert, der Vorschlag des Bischofs Schele (1434) ist von
Professor Haller in Gießen druckfertig gemacht, der weitere
Traktat von 1442 über Reichs- und Kirchenreform gleichfalls
bereits erledigt. Wegen Übernahme der Reformation K. Sig-
munds schweben Verhandlungen.
Die Beschlußfassung über das im vorigen Jahre ins Auge
gefaßte, unter Leitung Professor Beckmanns auszuführende
Porträtwerk zur deutschen Geschichte im Mittelalter
wurde ausgesetzt.
Auf Antrag von Belows erklärte sich die Kommission
grundsätzlich, mit zwei neuen, wirtschaftsgeschichtlichen Pu-
blikationen einverstanden: 1. einer Edition der süddeutschen
Handlungsbücher aus dem ausgehenden Mittelalter und dem
16. Jahrhundert; 2. einer Edition der mittelalterlichen deutschen
Zolltarife. Dr. Strieder in Leipzig wird unter Leitung
von Belows ein Verzeichnis der süddeutschen Handlungsbücher
abfassen und der nächsten Plenarversammlung vorlegen. Eine
Subkommission, bestehend aus von Below, Meyer von Knonau
und Redlich, wird die zur Aufstellung eines Verzeichnisses der
deutschen Zolltarife geeigneten Persönlichkeiten bestimmen.
Der Sekretär der Historischen Kommission
S. Riezler.
Komniissionsberichte 147
Corpus der griechischen Urkunden des Mittelalters
und der Neueren Zeit.
Bericht und Vorschläge, bestimmt für die Versammlung der
Internationalen Association der Akademien,
St. Petersburg, IL— 17. Mai 1913.
Über das Corpus der griechischen Urkunden des Mittel-
alters und der neueren Zeit ist zuletzt auf der Versammlung
der Internationalen Association der Akademien in Rom,
9. — 15. Mai 1910, berichtet worden. In der damals be-
schlossenen Weise wurden inzwischen die Arbeiten an der
Münchener Akademie fortgesetzt und zwar war die Arbeit,
wie es die Association gebilligt hat, zunächst auf die Kaiser-
urkunden gerichtet. Es wurden folgende Vorarbeiten für die
Ausgabe der Kaiserurkunden ausgeführt:
Das Repertorium der Aussteller in Form eines chrono-
logischen Verzeichnisses aller erhaltenen Kaiserurkunden wurde
fertiggestellt; es verzeichnet bei jedem Stück die maßgebende
Ausgabe und gewährt eine Übersicht über das für das Corpus
vorliegende Material. — Das Repertorium der Empfänger,
alphabetisch geordnet, wurde hergestellt; es ist angelegt als
ein Index zu dem Aussteller-Repertorium. — Das Repertorium
der heutigen Aufbewahrungsorte wurde angelegt und fertig-
gestellt auf Grund der gedruckten und in München erreich-
baren Werke und der bisherigen Archivreisen und Mitteilungen.
Es verzeichnet für jede Kaisei Urkunde den Aufbewahrungsort
und (soweit bekannt) den Erhaltungszustand, dann die in der
Literatur gemachten Mitteilungen und die an irgend einer
Stelle etwa vorhandenen Photographien und die erschienenen
Ausgaben. Vor allem die Repertorien der in den Athosklöstern
liegenden Urkunden und die Identifizierung der einzelnen Stücke
1 48 Kommissionsberichte
verursachten bei der Zerstreutheit der Angaben eine erhebliche
Arbeit. Das in einer Reihe von Kasten nach örtlichen Gruppen
geordnete Repertorium gestattet nun einen raschen und be-
quemen Überblick und kann als Grundlage für weitere For-
schungen in den Archiven selbst und den Bibliotheken dienen.
Ferner wurden Regesten von Kaiserurkunden nach dem
von der Association gebilligten Schema angefertigt. Diese
Arbeit wird fortgesetzt mit dem Endziel eines selbständigen
ausführlichen Regestenwerkes, das eine historisch -kritische
Durcharbeitung des gesamten Urkundenmaterials bieten soll.
Es besteht die Hoffnung, der nächsten Versammlung einen
Faszikel vorlegen zu können.
Entsprechend den Beschlüssen der letzten Versammlung
wurde die Erforschung der Überlieferungsgeschichte der in
juristischen Handschriften vorliegenden Kaiser -Konstitutionen
und Novellen in Angriff genommen. Diese Erlasse bilden
für die ältere byzantinische Zeit bis zum 10. Jahrhundert das
hauptsächlich erhaltene urkundliche Material, kommen also
gerade für den ersten Band des Corpus in Betracht. Da sie
nur in Ausgaben vorliegen, die besonders in überlieferungs-
geschichtlicher Hinsicht ungenügend sind, ist ihre textkritische
Behandlung nicht nur für das Corpus unerläßlich, sondern
dürfte auch für die rechtshistorische Forschung von Wert sein.
Im übrigen war die Arbeit wie früher darauf gerichtet,
für die Ausgabe das Material in Photographien allmählich voll-
ständig zu sammeln. Zu diesem Zwecke unternahm Herr
Dr. Paul Marc im April 1911 eine Reise nach Venedig und
brachte vor allem aus dem Frari-Archiv Aufnahmen von sämt-
lichen dort vorhandenen byzantinischen Originalurkunden mit.
Im September-Oktober desselben Jahres arbeitete Herr Dr. Marc,
begleitet von Herrn Dr. W. Hengstenberg, in der Bibliothek
des Klosters Patmos. Es verdient die höchste Anerkennung,
daß die hochverehrten Mönche des Klosters vom Hl. Johannes
mit der größten Liberalität alle Schätze ihres wundervollen
Archivs und ihrer herrlichen Bibliothek zur Verfügung stellten.
Infolge eines bedauerlichen Mißgeschickes konnten nicht alle
Kommissionsberichte 149
Früchte der sechswöchentlichen Arbeit geerntet werden, immer-
hin aber ist unsere Photographiensammlung doch um mehr
als 200 Stück bereichert worden; unter ihnen befinden sich die
ältesten bis jetzt bekannten Originale von Kaiserurkunden, die
auch nach ihren äußeren Merkmalen von besonderem Interesse sind.
Außerdem wurden von den schwer zu erreichenden Athos-
urkunden mehrere Sammlungen für unsere Arbeiten zugänglich
gemacht. In erster Linie hat die Kais. Russische Akademie
der Wissenschaften durch das liebenswürdige Entgegen-
kommen von Herrn W. Regel die für ihre besondere Ausgabe der
Athosurkunden bereits verwerteten Photographien der Urkunden
von Esphigmenou und Zographou zur Verfügung gestellt. Die
von Herrn Jantsch in Leipzig zu geschäftlichen Zwecken im
Jahre 1911 geführte Expedition nach dem Athos brachte uns
gegen 150 Aufnahmen, vor allem aus dem Kloster Chiliandar.
Herr Privatdozent Dr. Jakovenko in Jurjew gestattete freund-
licher Weise die Kopierung einer Reihe von ihm aus dem
Kloster Roussikon mitgebrachter Photographien. Aufnahmen
von Urkunden des Klosters Karakallou wurden durch das Ent-
gegenkommen von Herrn Millet aus der Collection des Hautes
Etudes in Paris, Kopien der Urkunden von Xeropotamou aus
der Bibliotheque Nationale in Paris erworben.
In der wissenschaftlichen Diskussion des Urkundenunter-
nehmens wurde schon früher der Gedanke erwogen, durch eine
Publikation von Faksimiles die Erforschung des byzan-
tinischen Urkunden wesens zu fördern und die Untersuchung
in rascheren Gang zu bringen. Die uns jetzt zur Verfügung
stehenden Photographien ermöglichen die Ausführung des
Unternehmens. Die Kommission denkt an die Herausgabe eines
1. Heftes von Kaiserurkunden und hat den unten abgedruckten
Plan entworfen; ein Probeblatt dieser Sammlung wird der
Association vorgelegt. Nach dem Voranschlag würden sich
die Kosten der Ausgabe bei einer Auflage von 250 Exemplaren
4000 M. stellen. Es steht zu hoffen, daß diese Summe ent-
weder durch entsprechende Subvention oder durch ausreichende
Subskription aufgebracht werden kann.
150 Kommissionsberichte
Über den finanziellen Stand des Unternehmens ist zu-
letzt in dem der Versammlung in Rom vorgelegten Bericht
Mitteilung gemacht worden. Durch die fortdauernden Zu-
wendungen der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
und der Kgl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften in
München hat der damals vorhandene Fonds von 10906.50 M.
inzwischen trotz erheblicher Aufwendungen die Höhe von
13906.03 M. erreicht. Es bleibt zu wünschen, daß in An-
betracht der in naher Aussicht stehenden Faksimileausgabe
auch von anderen Akademien Zuwendungen gemacht werden.
Übersichtsplan über Heft I der geplanten Faksimileausg-abe.
Tafel 1 — 3 bringen zwei Urkunden aus Patmos als die ältesten
bisher überhaupt bekannt gewordenen byzantinischen Kaiser-
originale, ein Chrysobull des Kaisers Nikephoros Botaneiates
vom Oktober 1079 und ein Chrysobull des Alexios Kom-
nenos vom März 1085 (herausgegeben von Miklosich-Müller,
Acta et diplomata VI 21—23. 23—25). Die beiden ge-
waltigen Stücke (39 X 192 und 40 X 126,5 cm) werden
in einer bei der Größe der Buchstaben gut leserlichen
Verkleinerung vollständig reproduziert, dazu von der
Botaneiates-Urkunde die untere Partie mit der Namens-
unterschrift des Kaisers in Originalgröße (der Association
als Probeblatt vorgelegt).
Der hier entdeckte Typus ist ein Novum und ist un-
schätzbar für die Entwicklungsgeschichte der byzantini-
schen Kaiserurkunde. Der Beschreibstoff ist sogenanntes
Bombycinpapier von einer weichen, schmiegsamen und, wie
die Erhaltung zeigt, vorzüglich dauerhaften Qualität und
einem hellchamoisfarbenen, warmleuchtenden Ton: es tritt
hier ein hochoffizieller Gebrauch des Bombycin zutage,
das in der Kaiserkanzlei den Papyrus abgelöst zu haben
scheint, während das Pergament erst spät aus den Schreiber-
stuben in die Kanzlei gedrungen ist; ebenfalls erst später
wurde ein allerdings geringwertigeres Bombycin auch von
Kommissionsberichte 151
den Buchschreibern verwendet. Eine nicht minder große
Überraschung bedeutet die monumentale Schrift dieser
alten Urkunden, die eine stilisierte, aber reine Kursive
darstellt und vor allem durch die langen Hasten einen aus-
geprägten Kanzleistil zeigt, wie er in den bisher allein be-
kannten jüngeren byzantinischen Urkunden vermißt wurde.
Die Schrift ist unverkennbar die Weiterbildung der Riesen-
schrift des zwei bis drei Jahrhunderte älteren, bisher ganz
isoliert dastehenden byzantinischen Kaiserbriefs auf Papyrus
aus St. Denis (vgl. die letzte Publikation durch K. Brandi,
Archiv für Urkundenforschung I 5 — 86). So ist mit den
patmischen Urkunden die empfindlichste Lücke in der
Entwicklungsreihe der byzantinischen Kaiserurkunde not-
dürftig überbrückt.
Für die nächsten Komnenenkaiser fehlt es leider vor-
läufig an Belegen, nachdem die ornamentierten Pracht-
urkunden des Joannes und Manuel im Vatikan kaum
charakteristisch für den Kanzleigebrauch sein dürften. Da-
gegen liegt für die letzte Zeit vor der Lateinerherrschaft
wieder genügendes Material vor:
Tafel 4 bringt wiederum aus Patmos zwei Chrysobullen des
Kaisers Isaak II Angelos vom August 1186 und Alexios III
Angelos vom November 1197 (herausg. von Miklosich-
MüllerVI 121 — 122. 137-139), beide etwa in halber
Originalgröße. Das Bombycin ist dünner, glatter und
spröder als bei den älteren Urkunden, die Schrift der
Isaak-Urkunde zeigt neben den langen Hasten bereits die
Neigung- zu der runden Schnörkelschrift, die in der Alexios-
Urkunde voll entwickelt ist und die Hasten verdrängt hat;
die letztere ist interessant durch die Ausstreichung eines
Passus mit der roten Tinte der Unterschrift und durch
die Dorsalvermerke über die Eintragung der Urkunde in
die verschiedenen Sekreta.
Tafel 5 und 6 bringen aus Genua zwei Schreiben des Isaak II
Angelos vom Dezember 1188 und September 1191 (ed.
Miklosich-Müller III 1-2. 2-3) in Originalgröße (34 x 26
152 Kommissionsberichte
und 26 x 25 cm). Sie haben als Briefe die Form der Man-
date : Querformat, kaiserliche Unterfertigung nur mit Monat
und Indiktion (Menologema), Mangel eines Goldsiegels;
auch die Schrift zeigt einen weniger feierlichen, mehr
flüchtigen Duktus. Eine Besonderheit der in das Abend-
land geschickten Briefe ist die beigegebene lateinische
Übersetzung. — Die Aufnahmen zur Reproduktion sind
aus Genua erst zu beschaffen.
Tafel 7 bringt aus Patmos ein Chrysobull des Michael Palaio-
logos vom Mai 1259 (ed. Miklosich-Müller VI 199—201)
etwa in der Hälfte der Originalgröße (31 x 123 cm). Da
die Urkunde noch aus der Zeit vor der Restauration
stammt, scheint es, daß die nikänischen Kaiser, von denen
bisher keine Originale bekannt geworden sind, den neuen
Chrysobulltypus geschaffen haben, der das an Kaiser-
urkunden für uns weitaus ergiebigste 14. Jahrhundert be-
herrscht. In diesem Typus ist an die Stelle des Bom-
bycins das Pergament getreten; die Schrift hat den kur-
siven Kanzleiduktus ganz eingebüßt und die Abwechslung
von Schnörkelschrift und reiner Buchschrift verrät einen
Mangel an Kanzleitradition; dagegen sind die Schriftzüge
vielfach charakteristisch ausgeprägt, so daß es bei genügen-
dem Material wohl gelingen wird, die Hände bestimmter,
wenn auch anonymer Schreiber zu unterscheiden; aus der
auch in der Buchstabengröße normalen Buchminuskel
springt die alte Riesenkursive der mit Purpur geschriebenen
Ausfertigungsworte übermäßig hervor.
Tafel 8 bringt aus dem Frari-Archiv in Venedig in Original-
größe die Schlußpartie einer langen Urkunde (45 x 195 cm)
des Michael Palaiologos vom 19. März 1277 (ed. Miklosich-
Müller III 84 — 96). Als Vertrag zeigt die Urkunde, wie
die Genueser Briefe, nicht die Form des Privilegiums-
Chrysobulls und ist dementsprechend auch noch auf Bom-
bycin geschrieben. Bemerkenswert ist die dorsale Sig-
nierung der Klebstellen durch den Logotheten Theodoros
Mouzalon.
Kommissionsberichte . 153
Tafel 9 stellt in halber Originalgröße die Schlußpartien von
zwei Chrysobullen Andronikos' II nebeneinander: Novem-
ber 1292 für Patmos (ed. Miklosich-Müller VI 236-237)
und Oktober 1324 für Venedig (ib. III 100-105).
Tafel 10 stellt zwei patmische Chrysobullen Andronikos' III
von 1326 und 1331 nebeneinander (ed. Miklosich-Müller VI
248 — 250. 252 — 254); sie zeigen bereits den letzten byzan-
tinischen Urkundentypus: reine Buchschrift auf einer ein-
zigen Pergamenthaut, deren Höhe und Breite sich etwa
wie 3x4 verhält.
Tafel II dagegen, ein patmisches Chrysobull desselben Andronikos
von 1329 (ed. Miklosich-Müller VI 250-251), zeigt noch
die ältere aus verschiedenen Stücken zusammengeklebte
Streifenform (26 x 115 cm) und eine auf Athosurkunden
wiederholt begegnende charakteristische Kanzleischrift mit
schrägem Duktus und auffälliger Betonung der Rundformen
einzelner Buchstaben.
Tafel 12 und 13 bringen zwei venezianische Urkunden des
Ioannes V Palaiologos von 1357 und 1362 (ed. Miklosich-
Müller III 121 — 126. 129 — 130), die erste mit der originalen
danebengesetzten lateinischen Übersetzung.
Tafel 14 — 15 bringen wieder zwei venezianische Urkunden
Manuels II Palaiologos von 1406 und 1418 (ed. Miklosich-
Müller III 144 — 153. 153 - 163) mit originaler lateinischer
Übersetzung und der offenbar unter abendländischem Einfluß
eingeführten Namensunterschrift der Urkundenschreiber.
Tafel 16—17 bringen ebenfalls aus Venedig zwei Urkunden des
vorletzten Kaisers Ioannes VIII von 1436 und 1447 (ed.
Miklosich-Müller III 186-195. 216—224), deren saubere
Buchschrift und deren zum Teil abendländisch beeinflußtes
Formular das Ende der byzantinischen Kaiserkanzlei an-
kündigen.
Tafel 18 vereinigt einige der scharf von den Privilegien-Chryso-
bullen unterschiedenen Mandate byzantinischer Kaiser, die
in kleinem Querformat gehalten, fortdauernd auf Born-
154 Kommissionsberichte
bycin geschrieben wurden und vorn Kaiser nur mit dem
Menologema unterzeichnet und auch nicht mit Goldbulle
gesiegelt wurden (von den seit dem 11. Jahrhundert be-
zeugten kaiserlichen Blei- und Wachssiegeln hat sich bisher
keines an einer Urkunde gefunden).
Tafel 19 bringt aus der Athoslaura die Schlußpartie eines Chryso-
bulls Andronikos' III von 1329 mit angehängter Goldbulle,
dazu ebendaher in Originalgröße Recto und Verso (Kaiser-
und Christosbild) von angehängten Goldbullen Andronikos' II
und III (die meisten Urkunden, z. B. auch die patmischen,
sind ihres Siegels beraubt worden).
Tafel 20 ist reserviert für eine oder zwei Athosurkunden
Michaels VIII oder eines der beiden Andronikoi (womöglich
mit angehängter Goldbulle), wofür die Aufnahmen ent-
weder von der Kais, russischen Akademie der Wissen-
schaften (aus Kloster Zographou) oder von Herrn P. Louis
Petit, Erzbischof von Athen (aus Kloster Chiliandar) er-
beten werden sollen.
Kommissionsberichte 155
Erster Bericht der Kommission für die Herausgabe von
Wörterbüchern bayerischer Mundarten.
Schmellers Bayerisches Wörterbuch, dessen zweite Auf-
lage mit Unterstützung der Historischen Kommission bei der
Akademie der Wissenschaften in München herausgegeben wurde,
war seit langem eine buchhändlerische Seltenheit geworden.
In privaten und öffentlichen Kreisen Bayerns, unter anderem
im Sommer 1908 aus Anlaß der Ausgabe des I. Jahresberichtes
des Rheinischen Wörterbuches1), wurde die Frage erörtert, ob
und wie Schmellers Bayerisches Wörterbuch neu aufzulegen
sei. Eindringende Überlegung mußte zeigen, daß das Werk
eine Neubearbeitung nicht vertrage und daß die moderne Le-
xikographie eine ganz neue Aufnahme des mundartlichen Wort-
schatzes verlange.
Diese Erwägungen gaben die Veranlassung zu einem Schrei-
ben, welches der Endesunterzeichnete mit Genehmigung des
Herrn Akademie -Präsidenten am 20. September 1910 an das
Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in
Wien Hofrat Professor Dr. Joseph Seemüller richtete. In ihm
wurde die hohe Dringlichkeit einer derartigen erneuten Dialekt-
aufnahme und besonders auch einer Organisation zur Schaffung
eines gesamtbayerischen Wörterbuches betont und zu diesem
Zwecke ein Arbeitskartell der Akademien in München und
Wien für nötig erklärt. Die Wiener Akademie möge die Ini-
tiative zur Verwirklichung dieser Arbeitsgemeinschaft ergreifen.
l) Vgl. die Beilage der Münchner Neuesten Nachrichten 1908 Nr. 45,
S. 420 ff.
156 Kommissionsberichte
In Österreich, wo die mundartlichen Studien seit langem
sorgsam gepflegt werden, wurde diese Anregung gern auf-
genommen. Herr Seemüller beantragte in der Sitzung der
philosophisch-historischen Klasse der Wiener Akademie vom
11. Januar 1911 die Einsetzung einer Kommission von zehn
Mitgliedern zur Beratung des Planes, ein umfassendes Wörter-
buch der bayerisch-österreichischen Mundart im Verein mit
der Münchener Akademie der Wissenschaften zu schaffen.
Am 15. März 1911 wurde dann in Wien eine engere Fach-
kommission gebildet, die gegenwärtige Wiener Wörterbuch-
kommission, bestehend aus den Herren Seemüller als Obmann,
Kretschmer als Obmann -Stellvertreter, von Jagic, Schönbach,
Meyer -Lübke, Minor und Much, die sich zunächst mit der Or-
ganisation der Vorarbeiten für die Schaffung eines Wörterbuches
der bayerischen Dialekte Österreichs beschäftigte.
In den Winter- und Frühjahrsmonaten des Jahres 1911
verfolgte die Münchener Akademie der Wissenschaften die An-
regung weiter. In Erwägung der wissenschaftlichen Bedenken
gegen eine etwaige Neubearbeitung des ScHMELLERSchen Wörter-
buches empfahl die Historische Kommission in ihrer Plenar-
versammlung an Pfingsten 1911 der Verlagsbuchhandlung,
lediglich einen anastatischen Neudruck des berühmten Werkes
zu veranstalten, der auch im Herbst 1912 erschienen ist. Am
1. Juli 1911 wurde eine engere Fachkommission, die heutige
Wörterbuchkommission, zur Vorbereitung des Unternehmens
eingesetzt. In diese Kommission wurden gewählt die Akademie-
mitglieder: Kuhn, von Bjezler, Paul, von Amira, Streitberg,
Berneker, von denen Kuhn zum ersten, Streitberg zum zweiten
Vorsitzenden bestimmt wurde; zu ihnen ist später noch Herr
Muncker hinzugetreten. Vor allem beauftragte die Kommission
ihre beiden Vorsitzenden, die Beratungen mit der Wiener
Kommission zur Verwirklichung der angestrebten Arbeits-
gemeinschaft einzuleiten. Von der österreichischen Kommission
wurden die Herren Seemüller und Much mit gleicher Vollmacht
versehen. Am 28. September 1911 fanden sich diese vier
akademischen Delegierten zu einer Beratung in Salzburg zu-
Kommissionsberichte 157
sammen. Man konnte eine Übereinstimmung in den grund-
legenden Fragen feststellen, die gleichzeitig die Wahrung der
Gleichberechtigung der beiden Akademien und die dringend
nötige einheitliche Ausführung des Unternehmens eines Ge-
samtbayerischen , d. h. Bayerisch - Österreichischen Wörter-
buches ermöglichte.
Von der Salzburger Besprechung ab wurden die Organi-
sationsvorarbeiten für das Bayer.-Österr. Wörterbuch von beiden
Fachkommissionen zusammen erledigt. Die Wiener Kommission
arbeitete für den Arbeitsverband der beiden Akademien einen
Organisationsplan aus, der als geeignete Grundlage für weitere
Verhandlungen diente. Nach den getroffenen Modifikationen
ist München an allen Stufen der Arbeit in derselben Weise
beteiligt wie die Wiener Kanzlei. Im Juli 1912 wurde dann
der durch gemeinsame Arbeit zustande gekommene Organi-
sationsplan, der auch die Verteilung der finanziellen Lasten
regelte, unter dem Titel „Arbeitsplan und Geschäftsordnung
für das Bayerisch-Österreichische Wörterbuch" in Druck ge-
geben.
Auf Grund der im Arbeitsplan und im Finanzplan von den
beiden Kommissionen beratenen und beschlossenen Bestim-
mungen wurde das der Herausgabe eines Gesamtbayerischen,
d. h. Bayerisch-Österreichischen Wörterbuches dienende Arbeits-
kartell der Akademien in München und Wien genehmigt und
in gleichlautenden Schriftstücken vom 31. Dezember 1912,
München und vom 17. Januar 1913, Wien zum Ausdruck ge-
bracht.
Im November 1912 hat die Akademie der Wissenschaften
für die Arbeiten der Kommission vorläufig zwei Zimmer zur
Verfügung gestellt. Später sollen größere Lokalitäten ein-
geräumt werden. Als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter wurde
Dr. Otto Mausser angenommen. Die Registraturarbeiten besorgt
der K. Sekretär a. D. Wilhelm Schmidt.
Im Dezember 1912 besprachen sich Prof. Dr. Primus Lessiak
(Prag) und Dr. Mausser unter Anwesenheit von Kuhn und
Streitberg in München über praktische Arbeitsfragen. Um die
Jahrbuch 1913. 11
158 Kommissionsberichte
Erfahrungen älterer großer Wörterbuchorganisationen nutzbar
zu machen, reiste sodann Dr. Mausser im Mai 1913 in die
Schweiz und nach Württemberg zur Information über die Ein-
richtungen des Schweizerischen Idiotikons und des Schwäbischen
Wörterbuches, sowie des vorzüglich organisierten Glossaire des
patois de la Suisse Romande. Alle Leiter dieser Unternehmungen
gewährten Dr. Mausser in liebenswürdigster Weise Aufschluß und
Einblick. Insbesondere ist die Kommission den Herren Bachmann
und Gauchat in Zürich, Tappolet in Basel, Fischer in Tübingen,
Kluge und Sütterlin in Freiburg, außerdem Behaghel in Gießen
und Brenner in Würzburg zum Dank für freundliche Rat-
schläge verpflichtet.
Im Oktober 1913 nahm Dr. Mausser an der Konferenz der
Leiter und Mitarbeiter der deutschen Mundartenwörterbücher
zu Marburg teil, über die ein als Manuskript gedruckter Be-
richt bereits erschienen ist.
Die Gewinnung der Sammler wurde durch einen von den
Fachkommissionen in Wien und München gemeinsam redigierten
„Aufruf eingeleitet, der im November 1912 versendet wurde.
Ein besonderer Zusatz in den für Bayern bestimmten Exem-
plaren nahm zugleich ein Rheinpfälzisches und ein Ostfrän-
kisches Wörterbuch in Aussicht, während der vierte Dialekt
Bayerns, das Schwäbische, aus dem Spiel bleiben konnte, da
er in dem vortrefflichen Schwäbischen Wörterbuch Hermann
Fischers genügende Berücksichtigung gefunden hat. In allen
Schichten des Volkes fand der Aufruf ein überraschend großes
und freudiges Echo. Auch die Presse stellte sich in Erkenntnis
der Wichtigkeit des Werkes in den Dienst der Sache. Be-
sonders waren es die bayerischen Bezirks- und Forstämter,
die unsere Bestrebungen mit größtem Erfolge förderten. Für
die Gewinnung von Sammlern bemühten sich mit Erfolg die
Rektorate und Direktorate folgender Gymnasien, Realschulen und
Lehrerbildungsanstalten: Cham, Deggendorf, Eichstätt, München
(Ludwigsgymnasium), Nürnberg (Neues Gymnasium, Kreisreal-
schule I), Pasing, Rosenheim (Gymnasium), Straubing (Gym-
nasium), Weiden. Rektor Dr. Lutz vom humanistischen Gymna-
Kommissionsberichte 159
sium in Rosenheim suchte und fand auch außerhalb seines Amts-
bereiches tüchtige Mitarbeiter, stellte sich persönlich als Sammler
zur Verfügung und organisierte eine ganze Vereinigung von
Sammlern in und um Rosenheim. Ein besonderer Werbeaufruf
„Die Arbeiten der Münchener Akademie der Wissenschaften zur
Dialektaufnahme Bayerns" erging anfangs Januar 1913 an
die Volksschullehrer und wurde von der Fachpresse der Lehrer
und besonderen Versammlungen aufs lebhafteste unterstützt.
Hauptsächlich Herr Oberlehrer und Landtagsabgeordneter
Schubert hat uns dabei seine überaus wertvolle Hilfe zuteil
werden lassen.
Die wissenschaftlichen Arbeiten umfassen:
1. Die Feststellung des Wortschatzes der heute gesprochenen
Mundart durch systematische und freie Sammlung.
2. Mundartgeographische Studien mit dem Ziele der Schöp-
fung eines bayerischen Mundartenatlasses.
3. Die Herstellung einer Bibliographie der für das Wörter-
buch in Betracht kommenden dialektischen und wissen-
schaftlichen Literatur.
4. Die Exzerpierung des in der mundartlichen Literatur alter
und neuer Zeit niedergelegten Wortschatzes.
5. Die Verarbeitung des Materials nach bestimmten Grund-
sätzen und seine Vereinigung zu einem Wörterbuch, in
welchem der gesamte bayerische Wortschatz von der
althochdeutschen Zeit an bis auf die Gegenwart behandelt
sein wird.
Die systematische Sammlung des Wortschatzes der heute
gesprochenen Mundart erfolgt durch Fragebogen, die stets
einen in sich geschlossenen Vorstellungskomplex behandeln
und vom Sammler, teilweise unter nachhelfender Anführung
von Beispielen, die Benennungen und die Redensarten zu er-
fahren suchen, die den Einzelvorstellungen und Einzelbegriffen
in der Mundart des Bauern und des Städters entsprechen. Es
wird dabei dem Sammler immer empfohlen, die Spracheigen-
tümlichkeiten der Stände und Einzelpersonen, den Wort- und
11*
1 60 Kommissionsberichte
Sprachgebrauch in der gewöhnlichen und in der Affektrede, den
Sprachtypus der verschiedenen Altersstufen, die Variation der
Sprache im Verkehr mit Erwachsenen und Kindern scharf im
Auge zu halten und klar zu sondern. Eine Übersicht über die
Fragebogen wurde von Professor Lessiak entworfen und von
Hofrat Seemüller und Dr. Mausser ergänzt. Als Anweisung
für die Sammler dient die von Professor Lessiak, Professor
Schatz (Lemberg), Hofrat Seemüller (Wien) und Dr. Mausser
hergestellte und anfangs März 1913 ausgegebene „Belehrung
für die Sammler des bayerisch - österreichischen Wortschatzes * f
die sich unter anderem mit der höchst wichtigen Frage der
zweckmäßigen Schreibung der mundartlichen Laute beschäftigt.
Zur freudigen Überraschung der Kommission haben sich
die Sammler mit dieser schwierigen Aufgabe rasch und fast
durchweg befriedigend abgefunden. Man merkt es sehr vielen
Beantwortungen von Fragebogen an, mit welchem Ernst sich
Leute aus den verschiedensten Berufs- und Bildungsschichten
die richtige Transkribierung angelegen sein lassen, wie es
ihnen sichtliche Freude macht, Laute, die sie täglich sprechen
und die ihnen lieb geworden sind, in Schriftzeichen wieder-
zugeben.
Neben der Belehrung wurde den Sammlern die Musterbeant-
wortung eines Fragebogens „Kopf, hergestellt von Dr. Mausser,
nach der Mundart von Grafenau mitgeteilt, damit dem Sammler
die Wichtigkeit grammatischer Fragen, wie Angabe der Flexion
des Verbums und Substantivums, Angabe des Geschlechts, An-
führung der Deformationserscheinungen des bestimmten Ar-
tikels usw. sowie besonders die Bedeutsamkeit einer genauen
Angabe des Wortinhaltes und der Belegung der Einzelworte
durch Redensarten und Sachangaben erläutert und deutlich
vor Augen geführt werde.
Die Beantwortung der Fragebogen erfolgt auf Zettel-
abreißblöcken, deren Format für Bayern und Osterreich gleich,
deren Farbe aber nach den Kreisen verschieden ist. Die
Blöcke enthalten je 125 Zettel mit dem Aufdruck der vom
Sammler auszufüllenden Rubriken „ Nummer, Ort und Sammler",
Kommissionsberichte 161
d. h. „Nummer des Fragebogens, Ort, dem eine Auskunft gilt,
Name des Beantworters".
Die Verfasserschaft der für das Bayerisch- Österreichische
Wörterbuch auszugebenden Fragebogen wurde im Vorjahre
1912 nach allen Seiten von den Fachkommissionen in München
und Wien geregelt und die erste Verfasserkonferenz im De-
zember 1912 in München einigte sich über den praktischen
Modus des Zusammenarbeiten bei der Herstellung der Frage-
bogen. Demgemäß werden die Fragebogen in der Weise ge-
meinsam abgefaßt, daß jeweils die wissenschaftlichen Arbeits-
kräfte der einen oder anderen Fachkommission den Erstentwurf
liefern, während die der anderen die Revision geben. Hofrat
Seemüller in Wien redigiert dann Erstentwurf und Revision
zu einem Ganzen zusammen. Der erste Fragebogen konnte im
April verschickt und von da ab durchschnittlich alle drei
Wochen ein Fragebogen ausgegeben werden. Bis zum Schlüsse
des Berichtsjahres wurden 19 Fragebogen im Druck fertig-
gestellt. 11 davon konnten mit geringen Ausnahmen sämt-
lichen Sammlern übermittelt werden, während eine größere
Zahl von Mitarbeitern schon die Fragebogen 12/13 und einige
schon bis zu 15 in Händen und bearbeitet haben. Diese Frage-
bogen behandeln die Themen: Kopf (1, 4, 6, 12, 13); Osterwoche
(2, 3); Zeit zwischen Ostern und Fronleichnam (5); Hochzeit
(7/11); Besiedelung, Flur, Feld, Feldbestellung (14/19). Diese
19 Fragebogen erlaubten etwa 2000 Fragen zu stellen, über
das Thema „Kopf (17 S.) etwa 600, über das Thema „Oster-
woche, Zeit zwischen Ostern und Fronleichnam" mehr als 400,
während die Hochzeitsbogen auf 22 Seiten reichlich über 400
und die angefangenen landwirtschaftlichen Bogen (32 S., 1 Skizze)
etwa 600 Fragen vorbringen. Die Sinnesfunktionen wurden
aus dem „Kopf" -Bogen ausgeschieden und einem eigenen
Fragebogen reserviert. An der Abfassung aller sind beteiligt
Professor Lessiak und Dr. Mausser, die „Osterwoche" wurde
abgefaßt von Dr. Pfalz, Wien, Professor Lessiak und Dr.
Mausser, während die „Hochzeits" -Bogen von Dr. Pfalz,
Professor Lessiak, Dr. Mausser und Dr. Dietrich von Kualik,
162 Kommissionsberichte
Wien, herrühren. Die Fragebogen über „Besiedelung" und „Feld u
rühren her von Dr. Steinhauser, Dr. Dietrich von Kralik, Pro-
fessor Lessiak und Dr. Mausser. An der Herstellung sämtlicher
Bogen ist endlich Hofrat Seemüller beteiligt. Im Manuskript
sind weitere Fragebogen über: Hafer, Korn, Weizen, Gerste,
Dinkel, Spelt, türkischer Weizen, Klee und sonstige Feld-
früchte, Wiesenbau bereits abgeschlossen. In Angriff genom-
men sind die Themen: Schneiderei, Kleidung, Jagd, Körper-
teile (außer „Kopf"), Pflanzen (außer „ Feldfrüchte "). Die in
den 19 Fragebogen den Sammlern zur Erledigung vorgelegten
Fragen verteilen sich auf insgesamt 81 Druckseiten in 8°.
Das Material, das durch die Beantwortung der Fragebogen
einlief, ist zum weitaus größten Teil den Vorschriften der Be-
lehrung gemäß auf den eingeführten offiziellen Zettelblöcken
enthalten. Nur ein geringer Rest von Aufschlüssen zu den
Fragebogen ist uns auf anderen Formaten (Briefformat, Post-
karten, Quart- und Folioblätter) übermittelt worden. Es sind
meist sehr willkommene zusammenhängende Darstellungen,
kleine volkskundliche Prosatexte und Gedichte, teilweise mit
Noten versehen. Nicht selten sind derartige zusammenhän-
gende Schilderungen durchsetzt von größeren oder kleineren
mundartlichen Partien oder, wie manche Einsendungen von
Frau Franziska Ertl in Hengersberg, ganz im Dialekt ge-
schrieben.
Nach einer ungefähren Schätzung betrug bis gegen Ende
des Berichtsjahres das auf Grund der bis dahin erledigten
Fragebogen eingegangene Material etwa 90000 Zettel. Eine
größere Anzahl von Sammlern widmete der Erledigung der
Fragebogen ein besonderes Interesse und füllte sie mit einer
Genauigkeit und Sorgfalt aus, die eine eigene Hervorhebung
um so mehr verdient, als fast alle, denen wir eine öffentliche
Nennung schulden, die Zwecke des Wörterbuchs durch münd-
liche oder besondere briefliche Aufschlüsse, durch Beischaffung
von Zeichnungen, Illustrationen, Photographien, Heiligenbildern
und Medaillen, durch Verweise auf literarische Erscheinungen,
die zuweilen recht schwer zu finden sind, durch Schenkung
Kommissionsberichte 163
von einschlägigen Urkunden, wie Übergabs- und Heirats-
verträgen oder durch leihweise Überlassung von wertvollem,
handschriftlichem Material (Heiratsbriefe, Hochzeitsladesprüche,
Segensammlungen usw.) überdies förderten. In diesem Sinne
sind wir folgenden Persönlichkeiten verbunden:
Konrektor Dr. Ammer, München; Privatdozent Dr. Frei-
herr von Aufsess, München; Ökonomierat Landtagsabgeordneter
Bauernfeind, Naabdemenreuth; Lehrerin Beisel, Englmar; Haus-
besitzer Bock, Hof hegnenberg ; Ökonom Brandmair, Derching;
Pfarrer Brand, Erlach; Präparandenhauptlehrer Brunner, Cham;
Bauführer Cormeau, Landshut; Lehrer Deigendesch, Schwaibach;
Benefiziat Eckmiller, Osterhofen; Pfarrer Eitlinger, Finsing;
Frau Steuerver walter Ertl, Hengersberg; Oberstleutnant Ferchl,
München; Frau Franziska Feuerschuh, Burghausen; Eisenbahn-
pensionist George, Stadlern; Privatier Gerauer, Altötting; Land-
wirt Geyer, Lauterbach; Seminarlehrer Gschwend, Eichstätt;
Förster Haaser, Griesbach in der Oberpfalz; Geistl. Rat P. Ham-
merschmid, Bad Tölz ; Bergmann Hauptmann, Hohenpeißenberg;
Benefiziat Hausl, Bad Höhenstadt; Hofrat Dr. Höfler, Bad
Tölz; cand. med. Janker, München; Postadjunkt Kiepfer, Wald-
sassen; Lehrer Kleindinst, Mering bei Augsburg; Förster Kulzer,
Beratzhausen; Kaminkehrermeister Kulzer, Tittling; Oberin
M. Ludovika mit zwei Lehrschwestern vom Kloster St. Joseph,
Aiterhofen; Lehrer Luthner, Passau; Oberstudienrat Rektor
Dr. Lutz, Rosenheim; Hauptmann und Kompagniechef August
Miller, Ingolstadt; Verwaltungsschreiber Mühlbauer, Ingolstadt;
Gymnasialassistent Niedermeier, Ettal; Kooperator Oswald,
Iggensbach; Gustav Pappenberger, München; Lehrerin Pösel,
Kirchasch; Lehrer Richtsfeld, Gottsdorf; Joseph Rohrmüller,
Passau; Lehrer Schadenfroh, München; Ökonom Schaumeier,
Mettenheim; Oberlehrer Sciilereth, Geisenfeld; Hauptlehrer
Schieder, Amberg; Lehrer Schmalhofer, Meßnerschlag; Söldner
Schön, Adlersberg; Frl. Maria Schnepf, Traunstein; Pfarrer
Schnirle, PfafTenberg; cand. phil. Schrott, Regensburg; Seminar-
lehrer Senft, Eichstätt; Pfarrer Sporrer, Schönau; Hauptlehrer
Steinbacher, Aubing; Georg Störzer, Haimhausen bei Dachau;
164 Kommissionsberichte
Fischereibesitzer Strasser, Altötting; Oberstlandesgerichtsrat
Vierling, Münclien; Geschwister Vogt, Beilngries; Oberlehrer
Vollmann, München; Georg Weiss, Altfalter; Ökonom Winds-
huber, Kölling; Thomas Wild, München; Registratur Wipp,
München; Gymnasiallehrer Wolferseder, Bamberg; prakt. Arzt
Dr. Zieglwallner, München.
Der Verkehr mit den Sammlern brachte eine große Zahl
teilweise recht umfänglicher Korrespondenzen, die viele Auf-
schlüsse über Einzelmundarten und deren Grenzen, sowie
über einzelne Worte enthalten und wertvolle Wegweiser nicht
nur für die den Zwecken des Mundartenatlasses dienende
Bereisung des Landes sind, sondern auch eine mit Nutzen zu
exzerpierende Quelle darstellen.
Manche Sammler, die sich an der systematischen Erhebung
des Wortschatzes durch regelmäßige Beantwortung der Frage-
bogen beteiligen, sandten uns auch nach den Grundsätzen der
Belehrung freigesammeltes Material, teilweise von erheblichem
Umfang, ein; so Kommissionär Acher, Miesbach (Altmiesbacher
Idiotismen — Orts- und Flurnamen der Gegend — Landwirt-
schaftstermini aus Bayrischzell und Umgegend); Dombenefiziat
Harrasser, München (Hochzeitsterminologie aus dem Leitzach-
talgebiet); K. Hauptkassakontrolleur Heindl, München (Nieder-
bayerisches Sprachgut der verschiedensten Art, u. a. Zusammen-
fassendes über die Interjektionen); Jos. Rohrmüller, Passau
(vieles zum altpassauischen Wortschatz, Vierzeiler); Zahn-
arzt Otto Rostock, Tann in Niederbayern (Niederbayerisches);
Geheimer Archivrat Otto Rieder, München (Münchner, be-
sonders Altmünchner Idiotismen); Fabrikant J. E. Saueracker,
Nürnberg (Nürnbergisch-Oberpfälzisches), sowie Frau Steuer-
verwalter Maria Ertl, Hengersberg (Niederbayerisches) und
Frau Leni Jerusalem, München (Idiotismen aus dem Glonntal,
besonders Systematisches zu den üblichsten Vornamen und den
Namen der Wochentage); Privatier Ferdinand Gerauer, Alt-
ötting (vor allem eine Sammlung landwirtschaftlicher Fach-
ausdrücke, die auch für die Abfassung der Fragebogen land-
wirtschaftlichen Inhalts wertvolle Aufschlüsse gaben); Lehrer
Kommissionsberichte 165
Franz Luthner, Passau (aus dem unteren Rottal, namentlich
auch Landwirtschaftliches, Vierzeiler und Tanzlieder mit Noten)
sowie Frau Franziska Feuerschuh, Burghausen (reichhaltige und
sorgsame Aufzeichnungen zum Wortschatz und Brauch des
bayerischen und österreichischen Inn- und Salzachtales (Weih-
nachtsbräuche, Lokalsagen u. a.). Ganz besonders erfreulich
war die Schenkung eines oberbayerischen Vokabulars, das der
Oberpostmeister Karl Freiherr von Gumppenberg in 30jähriger
Arbeit zusammengetragen hat. Seine Überweisung durch die
Tochter des Verfassers, Frau Hedwig Esslair, München, war
die erste Frucht des Aufrufes zum bayerischen Wörterbuch.
Das Vokabular enthält 18000 schriftdeutsche Worte mit den
dialektischen Entsprechungen, wie sie zwischen Isar und Inn
üblich sind, und außerdem noch 15000 Dialektwörter, Exzerpte
aus Mundartdichtern, metrische Notizen und Bemerkungen, dia-
lektgeographische Feststellungen, Grammatisches und Kritisches.
Im kommenden Berichtsjahr werden die für die syste-
matische, wie freie Sammlung des Wortschatzes angemeldeten
und teilweise schon tätigen Mitarbeiter die erwünschte Gelegen-
heit erhalten, das Wörterbuch auch durch Exzerpierungsarbeiten
auf besonderen Zetteln aus der Tagespresse, namentlich den
Rubriken „Aus der Provinz usw., Gerichtssaal, Unterhaltungs-
teil, Feuilleton", aus Haushaltungsbüchern, lokalen Urkunden
usw. zu bereichern.
Im Ganzen haben sich für das Bayerische Wrörterbuch etwa
600 Sammler gemeldet, unter denen alle Stände der Bevölke-
rung vertreten sind, am stärksten der Stand der Volksschul-
lehrer. Von ihnen sind bis jetzt 350 ständig und ausnahmslos
mit aufrichtigem, fruchtbarem Bemühen an der systemati-
schen Feststellung des Wortschatzes durch regelmäßige Frage-
bogenausfüllung beteiligt. Der Rest mußte die Erledigung
teilweise aufschieben oder sammelt unabhängig von den Frage-
bogen, aber in engem Anschluß an die „ Belehrung". Zahl-
reiche und eifrige Sammler besitzt das Unternehmen unter
den Staatsbeamten, der Geistlichkeit, den Mittelschullehrern
und freien Berufen (Künstler, Schriftsteller, Anwälte, Ärzte,
166 Kommissionsberichte
Techniker). Nicht zu vergessen sind unter ihnen zahlreiche
Frauen, darunter einige sehr tätige Klosterfrauen; zwei Bauern-
knechte und eine Beerensammlerin liefern vorzügliches Material.
Eine noch stärkere Beteiligung der landwirtschaftlichen Be-
rufe wäre sehr erwünscht.
Das allgemeine Interesse für das Wörterbuchunternehmen
zeigte sich auch in der freudigen Unterstützung durch die
Bibliotheksbehörden und in einer Anzahl freundlicher Zuwen-
dungen zur Bibliothek der Kommission. Die der Kommission
zur Verfügung stehenden Mittel erlaubten zwar den Grund-
stock einer Handbibliothek zu schaffen, sie erlauben es aber
leider nicht, eine weitere Ausgestaltung namentlich der Ab-
teilung „Texte, Urkundenpublikationen, historische, volks-
kundliche, sprachwissenschaftliche Zeitschriften" vorzunehmen.
Es wäre aber sehr erwünscht, wenn, ähnlich wie es in der
Schweiz geschieht, Schriftsteller, historische Vereine und die
Tagespresse durch Übermittlung der einschlägigen Werke und
Aufsätze zum Zwecke der Exzerpierung und Verarbeitung an
die Wörterbuchkommission der Akademie ihre Sympathie mit
dem vaterländischen Unternehmen bezeugen möchten.
Von Anfang an fand das Unternehmen das größte Ver-
ständnis und die freudigste Förderung durch das K. Staatsmini-
sterium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten
und durch den bayerischen Landtag, der im Sommer 1912
der Kommission jährlich 10 000 Mark für 15 Jahre gesichert
hat. Es darf auch wohl der Hoffnung Ausdruck gegeben
werden, daß bei der Erhöhung der Bedürfnisse, die sich bei
weiterem Fortschreiten des Unternehmens zweifellos ergeben
wird, sich auch die Landräte, Gemeindeverwaltungen und Pri-
vate mit Zuschüssen beteiligen werden, wie dies in Osterreich
und in der Schweiz der Fall ist.
Eine sehr fühlbare Erleichterung der laufenden Ausgaben
brachte im Juli 1913 die von dem K. Staatsministerium für
Verkehrsangelegenheiten geneigtest gewährte Portofreiheit für
die Sammler. Für das Entgegenkommen, das die gemäß jener
Entschließung als Vermittlungsstellen tätigen Bezirksämter,
Kommissionsberichte 167
Bürgermeisterämter und sonstigen Verwaltungsbehörden, so-
wie Stadtmagistrate und Pfarrämter unseren Sammlern be-
wiesen, sei an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt. Ganz
besonders verbunden sind wir in dieser Sache dem Magistrat
der Kgl. Haupt- und Residenzstadt München und dessen
II. Bürgermeister Dr. v. Brunner.
Rheinpfälzisches Wörterbuch.
Die allgemeinen Vorbereitungen für das Bayerische Wörter-
buch kamen auch dem Rheinpfälzischen und Ostfränkischen
Wörterbuch zu Gute. Der besondere Werbeaufruf an die
Volksschullehrer erging ebenfalls an die pfälzischen und frän-
kischen Lehrervereinigungen. Wie der Bayerische Volksschul-
lehrerverein so hat auch der Katholische Lehrerverein der
Pfalz, besonders Hauptlehrer W. Krebs, das Unternehmen
kräftig unterstützt. Unter Mitwirkung Dr. Maussers und des
Lehrers Theodor Zink, Kaiserslautern, wurde die „Belehrung für
die Sammler des Rheinpfälzischen Wörterbuches" und der erste
Fragebogen Kopf I von Gymnasialrektor Dr. Georg Heeger,
Würzburg, entworfen. Dr. Heeger und Zink nahmen die rhein-
pfälzische Musterbeantwortung in der Mundart von Westheim
bei Speyer und Ulmet a. Gl. in Angriff, so daß zu Anfang des
neuen Jahres mit der Erhebung des Wortschatzes begonnen
werden kann. Der Werbung und Aufklärung dienten zahl-
reiche Vorträge Dr. Heegers und Zinks in pfälzischen Lehrer-
vereinen im November und Dezember 1913. Lehrer Jacob in
Obernheim bei Landstuhl stellte das Manuskript seines unter
hauptsächlicher Berücksichtigung des Glanthales (Potzberg und
Umgebung) bearbeiteten Wörterbuches der Westricher Mund-
art zur Verfügung (39 S.). Zahlreiche Korrespondenzen von
Julius Exter, Starnberg, behandeln Probleme der pfälzischen
Wortkunde. An Sammlern haben sich bis Ende 1913 mehr
als 200 gemeldet.
Ostfränkisches Wörterbuch.
Auch für das den größeren Teil der drei fränkischen Kreise
einbegreifende Ostfränkische Wörterbuch wurden die Weil».'-
168 Kommissionsberichte
und wissenschaftlichen Vorarbeiten im Berichtsjahre begonnen.
Die Abfassung der „ Belehrung" für die Sammler des Ost-
fränkischen Wortschatzes, der Fragebogeu und einer Muster-
beantwortung hat Professor August Gebhardt in Erlangen über-
nommen. Bisher haben sich 392 Sammler zur Verfügung ge-
stellt. In der nächsten Zeit kann mit der Sammlung des Wort-
schatzes der lebenden Mundart durch regelmäßigen Versand
der Fragebogen begonnen werden. Von manchen Sammlern er-
hielten wir auch schon freigesammeltes Material zugestellt, so
vor allem Idiotismen aus der Rhön von Lehrer Lamm, Weiß-
bach in Unterfranken, die speziell auch durch gute Angabe
der Lautung Wert erhalten, ferner Wortsammlungen aus Fürth
von Uhrmacher Peter Teschner und aus Urphertshofen (Mittel-
franken) von Frau Maria Ringler. Besonders erfreulich war
die äußerst rege Teilnahme Frankens an der Beantwortung
des Sonderfragebogens „Kitsch", eine Teilnahme, die uns die
besten Aussichten für die Erledigung der kommenden regel-
mäßigen Fragebögen eröffnet. Der Sammeleifer des oben er-
wähnten Oberpostmeisters Freiherrn von Gumppenberg erstreckte
sich auch auf das ostfränkische Gebiet : in der von Frau Ess-
lair überwiesenen Schenkung fanden sich auch alte Zeitungs-
ausschnitte als Beiträge zu einem Bamberger Lexikon.
Dezember 1913.
Die Wörterbuchkommission
der K. B. Akademie der Wissenschaften
E. Kuhn
Vorsitzender.
Nachtrag zu den Satzungen 169
Nachtrag.
Satzung der Karl von Dapper- Saalfels -Stiftung
für biologische Studien in München.
Landesherrlich bestätigt laut Entschließung des K. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 23. September 1913
Nr. 24126.
1. Aus einer von dem K. Hofrat, Großherzoglich Olden-
burgischen Geheimen Medizinalrate und K. Preußischen
Professor Dr. med. Karl von Dapper -Sa alfels in Kis-
singen gespendeten Summe wurde von S. K. Hoheit Prinz
Ludwig der Betrag von 50,000 Mark der mathematisch-
physikalischen Klasse der K. Akademie der Wissenschaften
für biologische Studien zur Verfügung gestellt. Die K.
Akademie der Wissenschaften widmet diesen Betrag für
die Errichtung einer selbständigen Stiftung mit dem
Namen „Karl von Dapper-Saalfels-Stiftung für
biologische Studien in München".
2. Die Verwaltung dieser Stiftung steht der K. Bayerischen
Akademie der Wissenschaften in München zu, die Ent-
scheidung über die Verwendung der Zinsen wird einer
Kommission übertragen, welche besteht aus dem Präsi-
denten der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften,
dem Sekretär der mathematisch - physikalischen Klasse
und den Vertretern der Biologie in der Klasse.
3. Unterstützt werden können aus den Zinsen der Stiftung
sowohl wissenschaftliche Untersuchungen auf dem Gebiete
der Anatomie, Anthropologie, Botanik, Physiologie, speziell
Stoffwechsellehre und Balneologie und Zoologie, als auch
Studienreisen, indes keine Sammelreisen.
170 Satzungen der Stiftungen
4. Die Gesuche sind vor 1. Dezember jedes Jahres an den
Klassensekretär zu richten. Die Sitzung der Kommission
findet im Dezember statt.
5. Über die mit Unterstützung der Stiftung ausgeführten
Untersuchungen ist der Klasse ein Bericht vorzulegen.
Mit Stiftungsmitteln gesammelte Objekte oder aus Stif-
tungsmitteln angeschaffte Apparate sind einer bayerischen
Staatssammlung oder einem bayerischen wissenschaftlichen
Staatsinstitut zu überweisen.
6. Nicht verwendete Zinsen werden zum Kapital geschlagen.
7. Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassenverwaltung der K. Bayerischen Akademie
der Wissenschaften nach den für Stiftungsgelder geltenden
Vorschriften.
Die Kassenkuratel und die Rechnungsrevision hat die
K. Rechnungskammer.
München, den 5. September 1913.
K. Akademie der Wissenschaften.
Heigel
Präsident.
Adresse 171
Adresse
an das korrespondierende Mitglied Friedrich Prym in Würz-
burg anläßlich der Feier seiner vor fünfzig Jahren erfolgten
Doktorpromotion.
Hochgeehrter Jubilar!
Als Sie vor fünfzig Jahren Ihre Inaugural- Dissertation
„Nova Theoria Functionum Ultraellipticarum" veröffentlichten,
zeigten Sie sich sofort als Meister in einem Arbeitsgebiete,
dem Sie seitdem in seltener Beharrlichkeit und mit seltenem
Erfolge treu geblieben sind. Ihre Absicht, in dieser Abhand-
lung die damals neuen Methoden Riemanns in einem beson-
deren Falle darzustellen und dadurch zugänglich zu machen,
hatten Sie so vollkommen erreicht, daß noch neuerdings eine
neue Ausgabe der so wertvollen Schrift nötig wurde. Der
Ausbreitung, Vertiefung und Erweiterung von Riemanns Werk
war auch weiterhin Ihre nie ermüdende Arbeit gewidmet; und
wenn seine Theorie der mehrblättrigen Flächen und deren An-
wendung heute zum Allgemeingut der Mathematiker geworden
ist, so ist die Wissenschaft dafür wesentlich Ihnen zu Dank
verpflichtet.
Neben Ihrer Lehrtätigkeit fanden Sie Zeit, in aller Ruhe
und Gründlichkeit auszuarbeiten, was Sie im Laufe von fünf
Dezennien an wissenschaftlichen Problemen in Angriff nahmen.
Es war Ihnen vergönnt, Ihre Lebensarbeit vor kurzem in einem
groß angelegten Werke zur Darstellung zu bringen und den
Mitstrebenden zu unterbreiten.
Unsere Akademie, der Sie nun seit vierzig Jahren an-
gehören, beglückwünscht Sie, hochgeehrter Herr Kollege, herz-
172 Medaillen -Verleihung
lieh zum heutigen Tage; mögen Sie in ungeminderter geistiger
und körperlicher Frische auch ferner zum Ruhme der mathe-
matischen Wissenschaften sich Ihren Studien hingeben können !
München, den 21. Februar 1913.
Die Kgl. Bayerische Akademie der Wissenschaften
Heigel
Präsident.
Goebel
Sekretär der math.-phys. Klasse.
Die grosse silberne Medaille der Akademie der Wissen-
schaften „Bene merenti"
wurde im Jahre 1913 verliehen
Herrn Dr. Paul v. Gans auf Schmolz bei Garmisch,
„ Konrad Frhrn. v. Bassus in München,
„ Joseph Hartl, Schiffsoffizier,
„ Kapitän Fritz Michell in München.
173
Liste der gelehrten Gesellschaften, Institute und Be-
hörden, die mit der Akademie der Wissenschaften in
litterarischem Verkehr stehen.
Aachen, Geschichtsverein.
— Meteorologisches Observatorium.
Aarau, Historische Gesellschaft des Kantons Aargau.
— Aargauische Naturforschende Gesellschaft.
Abbeville, Societe d'Emulation.
Aberdeen, University.
Acireale, R. Accademia di Scienze, Lettere e Arti.
Adelaide, Astronom, and meteorological Observatory.
— R. Geographical Society of Australasia.
— R. Society of South Australia.
Agram, Südslavische Akademie der Wissenschaften.
— Kroatische Archäologische Gesellschaft.
— Kroatisch-slavonisch-dalmatinisches Landesarchiv.
— Kroatische Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Aix, Societe d'Etudes Proven9ales.
— Bibliotheque de 1' Universite.
Alabama, Geological Survey.
Albany, Department of Agriculture (New York State).
— Education Department of the State of New York.
Albi, Societe d'sciences, arts et belles-lettres du Tarn.
Albuquerque, University Library of New Mexico.
Alencon, Societe historique et archeologique de l'Orne.
Allegheny, Observatory of the University of Pittsburgh.
Altenburg, Geschichts- und Altertumsforsch. Verein des Osterlandes.
— Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes.
Ämani (Deutsch-Ostafrika), Biologisch-Landwirtschaftliches Institut.
Amberg, K. Kreisarchiv.
Amiens, Academie.
— Societe des Antiquaires de Picardie.
Amsterdam, K. Academie van wetenschappen.
— K. N. aardrijkskundig genootschap.
Jahrbuch 1913. *2
174 Tauschliste
Amsterdam, Wiskundig genootschap (Societe de Mathematique).
— K. Zoologisch genootschap.
Annaberg, Verein für Geschichte von Annaberg.
Ann Arbor, Detroit Observatory.
— University.
Ansbach, Historischer Verein für Mittelfranken und K. Kreisbibliothek.
— K. Gymnasium.
— K. Realschule.
Antwerpen, Societe d' Astronomie d'Anvers.
— Stadtverwaltung.
Arpino, Museo Civico.
Arras, Academie des sciences, lettres et arts.
Aschaffen bürg, K. Gymnasium.
— K. Hofbibliothek.
Athen, Bibl. de V feile francaise.
— Wissenschaftliche Gesellschaft.
— Universität.
— Observatoire National.
Augsburg, K. Gymnasium bei St. Anna.
— K. Real-Gymnasium.
— Historischer Verein für Schwaben und Neuburg.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
— Stadtarchiv.
Aurillac, Societe des Lettres, Sciences et Arts.
Bagneres de Bigorre, Societe Ramond.
Baltimore, Peabody Institute.
— Chemical Society.
— Maryland Geological Survey.
— John Hopkins University.
Bamberg, K. Bibliothek.
— Naturforschende Gesellschaft.
— K. Altes Gymnasium.
— K. Neues Gymnasium.
— K. Lyzeum.
— Sternwarte.
— Historischer Verein.
— K. Kreisarchiv.
Barbados (Westindien), Imp. Commission of Agriculture.
Barcelona, R. Academia de Ciencias y Artes.
— Club Montangenc.
— Institut d'Estudis Catalans.
Bar-Ie-Duc, Societe des Lettres, Sciences et Arts.
Tauschliste 17 J
Basel, Historisch-Antiquarische Gesellschaft.
— Naturforschende Gesellschaft.
— Universitäts-Bibliothek.
Bastia (Corsica), Societe des Sciences hist. et natur.
Batavia, Bataviaasch genootschap van kunsten en wetenschappen.
— Magnet.-meteor. Observatorium.
— Natuurkund. vereenigung in Nederl. Indie.
Bayreuth, K. Gymnasium.
— Historischer Verein.
— K. Bibliothek.
Belgrad, Serbische Akademie der Wissenschaften.
Bergen (Norwegen), Museum.
Bergzabern, K. Progymnasium.
Berkeley, University.
Berlin, K. Akademie der Wissenschaften.
— Akademische Lesehalle.
— Archiv der Mathematik und Physik.
— Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft.
— K. Astronomisches Recheninstitut.
— Bibliothek des Auswärtigen Amtes.
— K. Bibliothek.
— Deutsche Chemische Gesellschaft.
— Deutsche Geologische Gesellschaft.
— Medizinische Gesellschaft.
— Deutsche Physikalische Gesellschaft.
— Physiologische Gesellschaft.
— K. Deutsches Archäologisches Institut.
— Jahrbuch über Fortschritte der Mathematik.
— Kaiser Wilhelm-Institut.
— Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums.
— Meteorologisches Institut.
— Motorluftschiff-Studiengesellschaft.
— Preußische Geologische Landesanstalt.
— Reichsmarineamt.
— K. Sternwarte.
— K. Technische Hochschule.
— K. Universitäts-Bibliothek.
— Verein zur Beförderung des Gartenbaus.
— Verein für Geschichte der Mark Brandenburg.
— Verein für die Geschiphte Berlins.
— Zeitschrift für Instrumentenkunde.
— Zentralstelle für Balneologie.
— Zentralbureau der internationalen Krdmessung.
12*
176 Tauschliste
Bern, Bibliothek.
— Universitäts-Kanzlei.
Besan$on, Societe d'fimulation du Doubs.
Beuron (Württemberg), Bibliothek der Erzabtei.
Beyrouth, Universite de St. Joseph.
Beziers, Societe Archeol., Scientif. et Litte>aire.
Bielefeld, Naturwissenschaftlicher Verein.
Birmingham, Natural History and Philosophical Society.
Bistritz (Siebenbürgen), Deutsches Gewerbelehrlinginstitut.
Bologna, Accademia delle Scienze dell' Institute
— Biblioteca comunale.
— R. Deputazione di Storia patria per le prov. di Romagna.
Bombay, Archaeological Survey of India.
— Government.
— Meteorological department.
Bonn, Universitäts-Bibliothek.
— Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande.
— Naturhistorischer Verein der preußischen Rheinlande.
Bordeaux, Academie Nationale.
— Societe de Geographie Commerciale.
— Societe des Sciences Physiques et Naturelles.
— Commission meteorologique.
— Societe Linneenne.
Boston, Amer. Academy of Arts and Sciences.
— American Urological Association.
— Society of Natural History.
— Public Library.
— Museum of Fine Arts.
Bourg, Societe d'Emulation.
Brasso, Historische Kommission.
Braunsberg, K. Lyzeum Hosianum.
Braunschweig, Archiv der Stadt Braunschweig.
— Verein für Naturwissenschaften.
Bremen, Meteorologisches Observatorium.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
Breslau, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur.
— Technische Hochschule.
— Universitäts- Sternwarte.
Brisbane, R. Geographical Society.
— Queensland Museum.
Bromberg, Stadtbibliothek.
— - Kaiser Wilhelms-Institut für Landwirtschaft.
Tauschliste 177
Brooklyn, Museum of the Brooklyn Institute of Arts and Sciences.
Brunn, Deutsch-akademischer Leseverein.
— Landesbibliothek.
— Mährisches Landesmuseum.
— Naturforschender Verein.
— Verein für Geschichte Mährens und Schlesiens.
Brüssel, Academie R. de Medecine.
— Academie R. des Sciences.
— Bibliotheque R. de Belgique.
— Jardin Botanique de l'Etat.
— Institut Solvay.
— Musee du Congo Beige.
— Musee R. d'Histoire Naturelle de Belgique.
— Bibliothek des Polar-Instituts.
— Societe d'Archeologie.
— Societe des Bollandistes.
— Societe Botanique de Belgique.
— Societe Chimique de Belgique.
— Societe Entomologique de Belgique.
— Societe Beige de Geologie, de Paleon tologie et d'Hydrologie.
— Societe Zoologique et Malacologique.
Bryn Mawr (Pennsylvania), College.
Budapest, K. Ungarische Akademie der Wissenschaften.
— Association internationale de sismologie.
— Ungarische Ethnographische Gesellschaft.
— K. Ungarische Geographische Gesellschaft.
— K. Ungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften.
— Ungarische Volkswirtschaftliche Gesellschaft.
— Landesrabbinerschule.
— Ungarisches Nationalmuseum.
— Ungarische Geologische Reichsanstalt.
— Reichsanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus.
— Statistisches Bureau.
— K. Ungarische Ornithologische Zentrale.
Buenos Aires, Museo Nacional.
— Archivo Publico Nacional.
— Instituto geografico militar.
— Oficina Meteorologica Argentina.
— Sociedad cientifica.
— Deutsche Akademische Vereinigung.
Buffalo, Society of Natural sciences.
Buitenzorg, Department van Landbouw.
178 Tauschliste
Bukarest, Academia Romäna.
— Observatorul astr. §i meteor.
— Societe des Sciences (Societatea de §tiinte).
Burghausen, K. Gymnasium.
Bulawayo, Rhodesia Museum.
Burma (India), Archaeological Survey.
Caen, Societe Linneenne de Normandie.
Cairo, Institut lilgyptien.
— Universite lilgyptienne.
— Ministry of Finance.
Calcutta, Meteorological Departement.
— Indian Museum.
— Mathematical Society.
— Botanical Survey.
— Asiatic Society of Bengal.
— Indian Association for the Cultivation of Science.
— Board of Scientific Advice for India.
— Sanscrit College.
— Imperial Department of agriculture.
— Archaeological Survey.
— Survey of India.
— Geological Survey of India.
Cambrai, Societe d'^mulation.
Cambridge (England), Observatory.
— Antiquarian Society.
— Philosophical Society.
Cambridge (Mass.), Museum of Comparative Zoology.
— Astronomical Observatory.
— Tufts College.
— Peabody Museum of American Archaeology and Ethnology.
Capstadt, Public Library.
— South African Association of Science.
— Geological Commission.
— South African Museum.
— R. Society of South Africa.
— Geodetic Survey of South Africa.
Catania, Accad. Gioenia di scienze naturali.
— Societä degli spettroscopisti.
— Societä di storia patria per la Sicilia Orientale.
Chalons s. S., Societe d'Histoire et d'Archeologie.
Charkow, Gesellschaft für physikalische und chemische Wissenschaften.
— Societe Mathematique (Matemat. Obscestvo).
— Universitäts-Bibliothek.
Tauschliste 179
Charlottenburg, Physikalisch-Technische Reichsanstalt.
— K. Preußisches Hausarchiv.
Chäteau-Thierry, Societe Historique et Archeologique.
Cherbourg, Societe des sciences naturelles.
Chicago, Academy of Sciences.
— Deutsch-Amerikanische Historische Gesellschaft.
Chicago, University Library.
— Field Museum of Natural History.
— John Crerar Library.
Christiania, Norske Geogr. Selskab.
— Videnskabs Selskabet.
— Universitäts-Bibliothek.
Chur, Historisch- Antiquarische Gesellschaft für Graubünden.
— Naturforschende Gesellschaft für Graubünden.
Cincinnati, Lloyd Library and Museum.
— Observatory (Mount Lookout).
— Society of Natural History.
— University Library.
Clarement (Californien), Pomona College.
Clermont-Ferrand, Bibliotheque Universitaire.
Cleveland, Archaeol. Institute of America.
— Physical Laboratory.
Coimbra, Sociedade Broteriana.
Cold Spring Harbor, Biological laboratory.
— Station of Experimental Station.
Colmar, Naturhistorische Gesellschaft.
Colombo (Ceylon), Museum.
— Department of agriculture.
Columbia (Missouri), University-Library.
— Laws Observatory.
Como, Societä Storica Comense.
Concarneau, Laboratoire maritime.
Czernowitz, Akademische Lesehalle.
— Universitäts-Bibliothek.
Danzig, Westpreußischer Geschichtsverein.
— Naturforschende Gesellschaft.
— K. Technische Hochschule.
— Verein für Herstellung der Marienburg.
— Westpreußischer botanisch-zoologischer Verein.
Darmstadt, Historischer Verein für Hessen (durch die Hofbibliothek).
— Historische Kommission für das Großherzogtum Hessen.
Davenport (Jowa V. St.), Academy of Natural Sciences.
180 Tauschliste
Davos, Meteorologische Station.
Dehra-Dun (India), Trigonometrical Sürvey.
Delft, Technische Hochschule.
Denver (Colorado), Col. Scientific Society.
Des Moines (Jowa V. St.), Geological Survey.
Dessau, Verein für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde.
Dijon, Aeademie des Sciences.
Dijon, Societe Bourguignonne de Geographie et d'Histoire.
Dillingen, Historischer Verein.
— K. Gymnasium.
Disko (Grönland), Danske arktiske Station.
Donaueschingen, Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar.
Douai, Societe d'Agriculture, Sciences et Arts.
— Union Geographique du Nord de la France.
Donauwörth, Historischer Verein.
Draguignan, Societe d'^tudes Scientifiques et Archeologiques.
Dresden, K. Sächsischer Altertumsverein.
— K. Sächsische Landes- Wetterwarte.
— Flora, K. Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau.
— Redaktion des „ Journal für praktische Chemie".
— Verein für Erdkunde.
— Verein für die Geschichte Dresdens.
Drontheim, Norske Videnskabens-Selskab.
Dublin, Royal Irish Academy.
— Royal Dublin Society.
Dünkirchen, Societe Dunkerquoise.
Dürkheim, Pollichia.
— K. Progymnasium.
Easton (Pennsylvania), American Chemical Society.
Edinburgh, R. College of Physicians.
— R. Botanic Garden.
— Observatory.
— Botanical Society.
— R. Scottish Geographical Society.
— R. Society.
— Geological Society.
— Mathematical Society.
— R. Physical Society.
— Scottish Microscopical Society.
Eichstätt, K. Bibliothek.
— K. Gymnasium.
Einbeck, Verein für Geschichte und Altertümer.
Tauschliste 181
Einsiedeln, Stiftsbibliothek.
Eisenach, Gymnasium.
Eisenberg (S.-A.), Geschichts- und Altertumsforscherverein.
Eisleben, Verein für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld.
Emden, Naturforschende Gesellschaft.
— Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt, Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
— Verein für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt.
Erlangen, K. Gymnasium.
— K. Universitäts-Bibliothek.
— Historisches Seminar der Universität.
Ettal, Gymnasialbibliothek.
Evreux, Societe libre d'agriculture, sciences, arts et belles-lettres.
Ferrara, Accademia di scienze mediche.
Fiume, Deputazione Fiumana di storia patria.
Florenz, R. Accademia dei Georgofili.
— Biblioteca Nazionale.
— Societä Asiatica Italiana.
— R. Istituto di studj superiori pratici e di perfezionamento.
Frankfurt a. M., Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft.
— Verein für Geschichte und Altertumskunde.
— Römisch-Germanische Kommission des K. Deutschen Archäologischen
Instituts.
— Physikalischer Verein.
Frankfurt a. 0., Naturwissenschaftlicher Verein für den Regierungsbezirk
Frankfurt a. 0.
Frauenfeld (Schweiz), Thurgauische Naturforschende Gesellschaft.
Freiburg i. Br., Naturforschende Gesellschaft.
— Breisgauverein „Schau ins Land".
— Kirchengeschichtlicher Verein.
— Universitäts-Bibliothek.
Freiburg (Schweiz), Universitäts-Bibliothek.
Freising, K. Gymnasium.
— K. Realschule.
— K. Lyzealbibliothek.
Friedberg (Hessen), Geschichtsverein.
Friedrichshafen, Verein zur Geschichte des Bodensees.
Fürth, K. Gymnasium.
Fulda, Verein für Naturkunde.
Geestemünde, Männer vom Morgenstern.
Geneva (New York V. St.), Agricultural Experiment Station.
Genf, Conversatoire et Jardin Botanique.
— Institut National Genevois.
182 Tauschliste
Genf, Journal de Chimie, Physique.
— Observatoire.
— Societe d'Histoire et d'Archeologie.
— Societe* de Physique et d'Histoire Naturelle.
— Universität.
— Schweiz, paläontologische Gesellschaft.
Gent, Vlaarasche Akademie van taal- en letterkunde.
— Het Vlaamsch Natur- en geneeskundig Congres.
Gent, Kruidkundig genootschap Dodonaea.
Genua, Museo Civico di Storia Naturale.
Giessen, Oberhessischer Geschichtsverein.
— Gesellschaft für Erd- und Völkerkunde Gießen.
— Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
— Universitäts-Bibliothek.
Glasgow, Geological Society.
Görlitz, Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften.
— Naturforschende Gesellschaft.
Göttingen, K. Gesellschaft der Wissenschaften.
— Universitäts-Bibliothek.
Gotha, Herzogliche Bibliothek.
Gothenburg, Gesellschaft der Wissenschaften.
Granville (Ohio), Scientific Association of Denison University.
Graz, Universitäts-Bibliothek.
— Historischer Verein für Steiermark.
— Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark.
Greifswald, Rügisch-Pommerscher Geschichtsverein.
— Naturwissenschaftlicher Verein für Neu- Vorpommern.
Greiz, Verein der Naturfreunde.
Grenoble, Academie Delphinale.
— Societe de statistique des sciences naturelles et des arts industriels.
— Universite.
Grimma, Fürsten- und Landesschule.
Groningen, Astronomisches Laboratorium.
Guben, Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde.
Gueret, Societe des Sciences Naturelles et Archeologiques.
Gunzenhausen, K. Realschule.
Haag, K. Instituut voor de taal-, land- en volkenkunde von Nederlandsch-
Indie.
— Gesellschaft zur Verteidigung der christlichen Religion.
— Fondation pour l'internationalisme.
Haarlem, Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen.
— Musee Teyler.
Tauschliste 183
Habana, Sociedad economica de amigos del pais.
Halifax, Nova Scotian Institute of Science.
Hall (Tirol), K. K. Franz Joseph-Gymnasium.
Hall (Württemberg), Historischer Verein für die Württembergischen
Franken.
Halle, Kaiserl. Leop.-Karol. Deutsche Akademie der Naturforscher.
— Deutsche Morgenländische Gesellschaft.
— Naturforschende Gesellschaft.
Halle, Thüringisch-Sächsischer Verein für Erforschung des vaterländischen
Altertums.
Halle a. S., Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen.
— Universitäts-Bibliothek.
— Thüringisch-Sächsischer Verein für Erforschung des vaterländischen
Altertums.
Hamburg, Mathematische Gesellschaft.
— Deutsche Seewarte.
— Verein für Hamburgische Geschichte.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
— Stadt-Bibliothek.
— Hauptstation für Erdbebenforschung.
— Sternwarte.
— Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hanau, Geschichtsverein.
— Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde.
Hannover, Naturhistorische Gesellschaft.
— Verein für Geschichte der Stadt Hannover.
— Historischer Verein für Niedersachsen.
— Technische Hochschule.
HanoY, ßcole Francaise de l'Extreme-Orient.
Hartford (Connect.), Geological and Natural History Survey.
Heidelberg, Akademie der Wissenschaften.
— Historisch-Philosophischer Verein. H
— Großherzogliche Sternwarte.
— Universitäts-Bibliothek.
— Naturhistorisch-Medizinischer Verein.
— Reichs-Limes-Kommission.
Helgoland, Biologische Anstalt.
Helsingfors, Finnische Gesellschaft der Wissenschaften.
— Finnische Altertumsgesellschaft.
— Commission geologique de Finlande.
— Institut Meteorologique Central.
— Finnische Literaturgesollschaft.
— Geograf. föreningen in Finland.
184 Tauschliste
Helsingfors, Suomen Historiallinen Seura.
— Sällskapet för Finl. geografi (Gesellschaft zur Erforschung der Geo-
graphie Finnlands).
— Finnländische Gesellschaft der Wissenschaften (Societas Scientiarum
Fennica).
— Societas pro fauna et flora Fennica.
— Universitäts-Bibliothek.
— Senats-Druckerei.
— Schwedische Literaturgesellschaft.
Hendaye (Basses-Pyrenees), Observatoire d'Abbadia.
Hermannstadt, Verein für siebenbürgische Landeskunde.
— Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften.
Herzogenburg, Stifts-Bibliothek.
Hildburghausen, Verein für Sachsen-Meiningische Geschichte.
Hobart-Town, R. Society of Tasmania.
Hohenleuben, Voigtländischer Altertumsforscherverein.
Homburg i. Pf., K. Progymnasium.
Iglo, Ungarischer Karpathen- Verein.
Indianopolis, Academy of Sciences.
Ingolstadt, K. Gymnasium.
— Historischer Verein.
Innsbruck, Ferdinandeum.
— Naturwissenschaftlich-Medizinischer Verein.
Irkutsk, K. Geographische Gesellschaft (Ostsibirische Abteilung).
Ithaca, Journal of Physical Chemistry.
Jassy, Societatea de Stinti.
— Societe des Medecins et Naturalistes.
Jefferson, Missouri Bureau of geology and mines.
Jekaterinburg, Oural-Societe d' Amateurs des Sciences Naturelles.
Jena, Medizinal-Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
— Geographische Gesellschaft.
— Verein für Thüringische Geschichte und Altertumskunde.
— Naturwissenschaftliche Wochenschrift.
Johannesburg, Geological Society of South Africa.
— Transvaal meteorological Departement.
— Union Observatory.
Jurjew, Gelehrte Estnische Gesellschaft.
— Naturforscher-Gesellschaft an der Kaiserlichen Universität.
— Universitäts-Bibliothek.
— Observatorium.
Kahla, Verein für Geschichte und Altertumskunde.
Kaiserslautern, K. Gymnasium.
Tauschliste 185
Karlsruhe, Direktion der Badischen Sammlungen für Altertums- und
Völkerkunde.
— Großh. Technische Hochschule.
— Badische Historische Kommission.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
-- Zentralbureau für Meteorologie und Hydrographie.
Kasan, Physikalisch-Mathematische Gesellschaft.
— Gesellschaft der Naturforscher.
— Universitäts-Bibliothek.
Kassel, Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde.
— Verein für Naturkunde.
Kaufbeuren, Verein „Heimat".
— K. Progymnasium.
Kempten, K. Gymnasium.
— Stadt-Bibliothek.
Kew bei London, R. Botanical Garden.
Kiel, Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte.
— Universitäts-Bibliothek.
— Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein.
— Anthropologischer Verein in Schleswig-Holstein.
— Sternwarte.
Kiew, Polytechnisches Institut Kaiser Alexander II.
— Gesellschaft der Naturforscher (Universität).
— Ukrainische Gesellschaft der Wissenschaften (Medizinische Sektion).
— Universität.
Kischlneff, Naturforschende Gesellschaft.
Klagenfurt, Landesmuseum.
Klausenburg, Siebenbürgischer Museums verein.
— Fontes rerum Transylvanicarum.
Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln.
— Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde.
Königsberg (Preußen), Altertumsgesellschaft „Prussia".
— Physikalisch-Ökonomische Gesellschaft.
— K. Universitäts-Bibliothek.
— K. Universitäts-Sternwarte.
Konstantinopel, Institut d'Histoire Ottomane.
Kopenhagen, Akademie der Wissenschaften.
— Carlsberg-Laboratorium.
— Botanisk Haves Bibliothek.
— Gesellschaft für Nordische Altertumskunde.
— Kommissionen for Havunders ögelser.
— Astronomisches Observatorium.
— Conseil permanent International pour rKxploration de la Mer.
186 Tauschliste
Kopenhagen, Dänische biologische Station.
— Sternwarte.
Krakau, Kaiserl. Akademie der Wissenschaften.
— Historische Gesellschaft.
— Numismatische Gesellschaft.
— Universität.
Kyoto (Japan), University.
Lahore, Archaeological Survey.
Laibach, Musealverein für Krain.
Landau, K. Gymnasium.
Landsberg a. L., K. Realschule.
Landshut, Historischer Verein.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
— K. Gymnasium.
Langres, Societe Historique et Archeologique.
Lausanne, Redaction des „ Bulletin d'astronomie".
— Societe d'Histoire de la Suisse Romande.
— Societe Vaudoise des Sciences Naturelles.
— Institut agricole.
Laval, Commission Historique et Archeologique.
Lawrence, University of Kansas.
Le Hävre, Societe Havraise d'Etudes diverses.
Leiden, Maatschappij der nederl. letterkunde.
— Redaction des Museum.
— s'Rijks Herbarium.
— Sternwarte.
— Universitäts-Bibliothek.
— Physikalisches Laboratorium der Universität.
Leipzig, Redaktion der „Beiblätter zu den Annalen der Physik".
— K. Gesellschaft der Wissenschaften.
— Gesellschaft für Erdkunde.
— Fürstl. Jablonowskische Gesellschaft.
— Akademische Lesehalle.
— Literarisches Zentralblatt für Deutschland.
— Thomasschule.
Leisnig (Sachsen), Geschichts- und Altertums verein.
Le Mans, Academie Int. de Geographie Botanique.
Lemberg, Sevcenko-Gesellschaft.
— Towarzystwo dla popierania nauki polskiej (Societe pour l'avancement
des sciences).
— Universitäts-Bibliothek.
— Verein für Volkskunde.
Leoben, K. K. Montanistische Hochschule.
Tauschliste 187
Lexington, Transylvania University (Kentucky).
Lille, Commission Historique du Nord.
— Societe Geologique du Nord.
— Bibliotheque de l'Universite.
Lima, Cuerpo de ingenieros de minas del Peru.
— Sociedad geografica.
Lincoln, University of Nebraska Library.
— University Library.
Lindenberg, Aeronautisches Observatorium.
Linz, Museum Francisco-Carolinum.
Lissabon, Academie des Sciences de Portugal.
— Commissäo do Servico Geologico.
— Sociedade de Geographia.
— Sociedade Portuguesa de Sciencias Naturales.
Liverpool, School of Tropical Medicine.
— Literary and philosophical Society.
Löwen, Redaktion von „La Cellule".
— Universite Catholique.
— Societe Scientifique de Bruxelles.
Lohr, K. Gymnasium.
London, British Academy.
— British Astronomial Association.
— »The llluminating Engineer".
— R. Institution of Great Britain.
— India Office.
— R. Patent Office Library.
— Royal Society.
— R. Society of Arts.
— R. Astronomical Society.
— Chemical Society.
— Faraday Society.
— R. Geographical Society.
— Geological Society.
— Society of Chemical Industry.
— Linnean Society.
— Mathematical Society.
— Microscopical Society.
— Zoological Society.
— Nature.
— Meteorological Office.
— University.
Lons-Ie-Saunier, Societe d'Kmulation.
Lucca, Accademia delle Scienze, Lettere ed Arti.
188 Tauschliste
Ludwigshafen, K. Gymnasium.
— K. Oberrealschule.
Lübeck, Naturhistorisches Museum.
Lüneburg, Museumsverein.
Lüttich, Societe Archeologique Liegois.
— Societe Geologique de Belgique.
— Societe Royale des Sciences.
— Institut Botanique de l'Universite.
— Societe de litterature wallone.
Lund, Kulturhist. förening och Museum.
— Redaktion v. „Botaniska Notiser".
— Universität.
Luxemburg, Institut Grand-Ducal.
— Societe des Naturalistes Luxembergeois.
Luzern, Naturforschende Gesellschaft.
— Historischer Verein der 5 Orte.
Lyon, Academie des Sciences, Beiles Lettres et Arts.
— Comite du „Bulletin historique".
— Museum des Sciences Naturelles.
— Societe d'Agriculture, Hist. Nat. et Arts Utiles.
— Societe Linneenne.
— Societe Litteraire, Historique et Archeologique.
— Universite.
Mäcon, Academie.
Madison, Wisconsin Academy of Sciences.
— Wisconsin Geological and Natural History Survey.
— Washburne Observatory of the University of Wisconsin.
Madras, Government Museum.
— Government.
— Kodaikanal and Madras Observatories.
— Archaeological Department.
— Meteorological Department.
Madrid, R. Academia de ciencias exactas.
— R. Academia de la Historia de Espana.
— Sociedad Espanola de Fisica y Quimica.
Magdeburg, Museum für Natur- und Heimatkunde.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
Mailand, Archivio storico civico.
— R. Instituto Lambardo di Scienze, Lettere et Arti.
— R. Osservatorio Astronomico di Brera.
— Societä Italiana di Scienze Naturali.
— Societä Storica Lombarda.
— Societä lombarda di Scienze mediche e biologiche.
Tauschliste 189
Mainz, Stadtbibliothek.
Manchester (England), Literary and Philosophical Society.
— Museum.
— Victoria University Library.
Mannheim, Alterturasverein.
— Verein für Naturkunde.
Mantua, Accademia Virgiliana.
Marbach, Schwäbischer Schillerverein.
Marburg, Universitäts-Bibliothek.
— Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften.
Maredsous (Belgien), Abbaye.
Marienwerder, Historischer Verein.
Marnheim (Pfalz), Realanstalt am Donnersberg.
Marseille, Faculte des Sciences.
— Museum d'Histoire Naturelle.
Meiningen, Hennebergischer Altertumsforscher-Verein.
— Öffentliche Bibliothek.
Meissen, Fürsten- und Landesschule St. Afra.
— Verein für Geschichte der Stadt Meißen.
— Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis".
Melbourne, Nationalmuseum.
— Commonwealth of Australia.
— R. Societe of Victoria.
— Mines Departement.
Memmingen, Stadt-Bibliothek.
Messina, Accademia Peloritana.
Metten, K. Gymnasium.
Metz, Academie des Sciences.
— Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Altertumskunde.
— Verein für Erdkunde.
Mexico, Instituto Geolögico.
— Museo Nacional.
— Observatorio astronomico Nacional.
— Observatorio Meteorologico Magnetico Central.
— Sociedad Cientifica „Ant. Alzate".
— Sociedad Geologica Mexicana.
— Sociedad de geografia.
— Sociedad Mexicana de Historia natural.
— Biblioteca Nacional.
— Comite Nacional Mexicano.
— Escuela Nacional Preparatoria.
Middelburg, Seeländische Gesellschaft der Wissenschaften.
Jahrbuch 1913.
190 Tauschliste
Milwaukee, Public Museum.
Minneapolis (Minnesota), Minnesota Academy of Sciences.
— Geological and Natural History Survey.
Missoula, University Library of Montana.
Mitau, Kurländische Gesellschaft für Literatur und Kunst.
Modena, R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti.
— Societä dei Naturalisti e Matematici.
Mölln, Verein für Geschichte des Herzogtums Lauenburg.
Monaco, Musee et institut oceanographique.
Montbeliard, Societe d'ßmulation.
Montecassino, Bibliothek des Klosters.
— Archivio.
Montevideo, Museo de Historia Natural.
— Direccion de estadistica de Uruguay.
Montpellier, Academie des Sciences et Lettres.
— Societe Archeologique.
— Societe de Geographie.
— Universite.
Montreal, Numismatic and Antiquarian Society.
Moskau, Archäologische Gesellschaft.
— Historisch-Antiquarische Gesellschaft.
— Mathematische Gesellschaft.
— Lazarevsches Institut für morgenländische Sprachen.
— Öffentl. und Rumjantzovsches Museum.
— Societe des amis d'Histoire Naturelle, d'Anthropologie et d'Ethno-
graphie.
— Societe Imperiale des Naturalistes.
— Meteorologisches Observatorium der K. Universität.
— Universitäts-Bibliothek.
Mount-Hamilton, Lick Observatory.
Mühlhausen i. E., Historisches Museum.
München, K. Allgemeines Reichsarchiv.
— Anthropologische Gesellschaft.
— Armee-Bibliothek.
— Ärztlicher Verein.
— Benediktiner-Stift ,St. Bonifaz".
— Bibliothek der Professoren des K. Kadettenkorps.
— Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und
Technik.
— Flurbereinigungs-Kommission.
— Franziskanerkloster.
— K. Geheimes Hausarchiv.
— K. Geheimes Staatsarchiv.
Tauschliste 191
München, Georgianum.
— K. Gisela-Kreis-Realschule.
— K. Hof- und Staatsbibliothek.
— Historisches Seminar der K. Universität.
— Historischer Verein von Oberbayern.
— Hydrotechnisches Bureau.
— Kirchenhistorisches Seminar der K. Universität.
— Kommission für internationale Erdmessung.
— K. Kreisarchiv.
— Landtagsarchiv.
— Landwirtschaftliche Zentral-Versuchsstation.
— K. Ludwigs-Gymnasium.
— K. Luitpold-Gymnasium.
— K. Luitpold-Kreis-Oberrealschule.
— K. Ludwigs-Kreis-Realschule.
— Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie.
— K. Maximilians-Gymnasium.
— K. Maximilianeum.
— Magistrats-Bibliothek.
— K. Maria Theresia-Kreis-Realschule.
— Metropolitan-Kapitel.
— K. Meteorologische Zentralstation.
— K. Museum für Abgüsse klassischer Bildwerke.
— K. Nationalmuseum.
— Oberbergamt.
— Ornithologische Gesellschaft,
— Philologisches Seminar der K. Universität.
— Polytechnischer Verein.
— K. Post-Kommission.
— K. Real-Gymnasium.
— Staatsministerium des Innern.
— Staatsministerium für Kirchen- und Schulangelegenheiten.
— Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten.
— Stadt-Archiv.
— Städtische Volksbibliothek.
— Statistisches Amt.
— K. Sternwarte.
— K. Theresien-Gymnasium.
— K. Technische Hochschule.
— K. Universitäts-Bibliothek.
— Thesaurus linguae Latinae.
— K. Wilhelms-Gymnasium.
Münnerstadt, K. Gymnasium.
13*
192 Tauschliste
Münster, Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst.
— K. (Paulinische) Universitäts-Bibliothek.
— Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens.
Nancy, Academie de Stanislas.
— Societe d'Archeologie Lorraine et du Musee Historique Lorrain.
— Societe des Sciences.
Nantes, Societe des Sciences Naturelles de l'Ouest de la France.
Narbonne, Commission Archeologique.
Neapel, Instituto d'lncoraggiamento.
— Societä R. di Napoli.
Neapel, Stazione Zoologica.
— Städtische Archäologische Kommission.
Neisse, Philomathie.
Neuburg, K. Gymnasium.
— K. Kreisarchiv.
— K. Kreis-Bibliothek.
— Historischer Verein.
Neuchätel, Academie.
— Societe Neuchäteloise de Geographie.
— Societe des Sciences Naturelles.
Neumarkt I. 0., Historischer Verein.
Neustadt a. H., K. Gymnasium.
Newcastle upon Tyne, North of England Institute of Mining and Me-
chanical Engineers.
New Haven, American Oriental Society.
— Yale University Library.
— Astronomical Yale Observatory.
— Connecticut Academy of arts and sciences.
New Orleans, Louisiana State Museum.
New York, Academy of Sciences.
— American Association of genito-urinary surgeons.
— American Philological Association.
— American Museum of Natural History.
— Botanical Garden Library.
— Rockefeller Institute for medical research.
— Theological Seminary of America.
— American Geographical Society.
— American Jewish Historical Society.
— American Mathematical Society.
— Geological Society of America.
— Zoological Society.
Nijmwegen, Nederl. botan. Vereenigung.
Nimes, Academie.
Tauschliste 193
Nizza, Societe des Lettres, Sciences et Arts.
— Observatoire de Nice.
Nürnberg, Stadtbibliothek.
— Naturhistorische Gesellschaft.
— K. Altes Gymnasium.
— Germanisches Nationalmuseum.
— Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg.
Oberlin (Ohio), Oberlin College Library.
Odessa, Gesellschaft für Geschichte und Altertümer.
— Historisch-Philologische Gesellschaft an der Universität.
Odessa, Neurussische Gesellschaft der Naturforscher.
— Universität.
Offenbach, Verein für Naturkunde.
Orenburg, K. Russische Geographische Gesellschaft.
Orleans, Societe Archeologique de l'Orleanais.
Osnabrück, Verein für Geschichte und Landeskunde.
Ottawa, Department of Mines.
— R. Society of Canada.
— Department of Interior.
Oxford, English Historical Review.
— Radclyffe Observatory.
Paderborn, Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens.
Padua, R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti.
— Accademia Veneto-Trentino-Istriana.
— Museo Civico.
Palermo, R. Accademia di Scienze, Lettere e Belle Arti.
— Circolo Matematico.
— Collegio degli Ingegneri.
— Societä Siciliana di Scienze naturale.
— Societä di Scienze naturali ed economiche.
Para (Brasilien), Museu Goeldi.
Parenzo, Societä Istriana di Archeologia e Storia Patria.
Paris, Academie de Medecine.
— Academie des Sciences.
— Bibliotheque Nationale.
— Comite International des Poids et Mesures (in Sevres).
— Ecole d' Anthropologie.
— ]£cole Polytechnique.
— Institut General Psychologique.
— Ministere de l'instruction publique.
— Moniteur Scientifique.
— Musee Guimet.
1 94 Tauschliste
Paris, Musee d'Histoire Naturelle.
— La Paix et le Droit.
— Revue Historique.
— Revue des Questions Historiques.
— Revue des etudes historiques.
— Societe d' Anthropologie.
— Societe Astronomique de France.
— Societe de Geographie.
— Societe Mathematique de France.
— Societe Meteorologique de France.
— Societe de Philosophie.
— Societe Zoologique de France.
Parma, R. Deputazione di Storia patria.
Pasing, K. Progymnasium.
Passau, K. Kreis- und Studienbibliothek.
— K. Lyzeum.
Pavia, Societä Pavese de Storia Patria.
Peradeniya (Ceylon), R. Botanic Gardens.
Perth, Geological Survey.
Peshavar (India), Archeological Survey of India.
Petersburg, Kais. Akademie der Wissenschaften.
— Berginstitut.
— Kais. Bibliothek.
— Comite Geologique.
— K. Russ. Archäologische Gesellschaft (Imp. Russk. Archeologiceskoje
obscestvo).
— Kais. Botanischer Garten.
— Kais. Russ. Geographische Gesellschaft.
— Kais. Russ. Mineralogische Gesellschaft.
— Physikalisch-Chemische Gesellschaft bei der Universität.
— K. Archäologische Kommission (Imp. Arch. Kommissija).
— Kais. Universitäts-Bibliothek.
— Physikalisches Zentral-Observatorium Nicolas.
— Societe des naturalistes.
— Societe des chemins de fer chinois de l'Est.
— Sect. geologique du Cabinet de Sa Majeste.
Philadelphia, Academy of Natural Sciences.
— College of Pharmacy.
— Home for the training in speech of deaf children.
— Franklin Institute.
— Pennsylvania Museum and School of Industrial Art.
— Geographica! Society.
Tauschliste 195
Philadelphia, Historical Society of Pennsylvania.
— American Philosophical Society.
— University.
Pirmasens, K. Gymnasium.
Pisa, Scuola Normale Superiore.
— Societä Toscana di Scienze naturali.
— Societä Italiana Fisica.
— Universitä.
Pistoia, R. Deputatione di Storia Patria.
Plauen, Altertumsverein.
Plauen, Gymnasium.
Plymouth, Marine Biological Association.
Poitiers, Societe d'Agriculture, Belles-Lettres, Sciences et Arts.
Pola, Hydrographisches Amt der K. K. Kriegsmarine.
Portici, R. Scuola Superiore di Agricoltura (Laboratorio di Zoologia).
Portland (Maine), Society of natural history.
Porto, Accademia Polytechnica.
Posen, Historische Gesellschaft der Provinz Posen.
Potsdam, K. Preuß. Geodätisches Institut.
— Astrophysikalisches Observatorium.
— Zentralbureau der internationalen Erdmessung.
Prag, Böhmische Kaiser Franz Josephs-Akademie.
— Gesellschaft zur Förderung Deutscher Wissenschaft, Kunst- und
Litteratur in Böhmen.
— K. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften.
— Böhmischer Klub für die Naturwissenschaften.
— K. Böhm. Landesarchiv.
— Germania.
— Lese- und Redehalle der Deutschen Studenten.
— Lotos, Deutscher Naturwissenschaftlich-Medizin. Verein für Böhmen.
— Museum des Königreichs Böhmen.
— öechoslav. Museum.
— K. K. Sternwarte.
— Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
— Verein Böhmischer Mathematiker.
— Universität.
Pressburg, Verein für Natur- und Heilkunde.
Pretoria, Mines department (Geologie Survey).
— Transvaal meteorological department.
Princeton, University Observatory.
Pulkowa, Nikolai-Hauptsternwarte.
Pusa, Agricultural Research Institute and College.
196 Tauschlisfee
Quito, Observatorio astronoinico y meteorologico.
Ravenna, Bollettino Storico Romagnolo.
Regensburg, Botanische Gesellschaft.
— K. Neues Gymnasium.
— Historischer Verein.
— Naturwissenschaftlicher Verein.
— K. Kreisbibliothek.
— K. Lyzealbibliothek.
— Sternwarte.
Reims, Academie.
Reno (Nevada), University.
Riga, Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen.
— Naturforscher- Verein.
Rio di Janeiro, Biblioteca nacional.
— Museu nacional.
— Observatorio.
Rochefort, Societe de Geographie.
Rochester, Academy of Science.
Rolla (Missouri), Bureau of geology and mines.
Rom, R. Accademia dei Lincei.
— Accademia Pontificiana dei nuovi Lincei.
— Biblioteca Apost. Vaticana.
— R. Comitato Geologico d'Italia.
— K. Deutsches Archäologisches Institut.
— K. K. Österr. Historisches Institut.
— British and American Archaeological Society.
— Societa Italiana delle Scienze (detta „dei 40").
— Societa Romana di Storia Patria.
— Societa Italiana per il Progresso delle Scienze.
— Specola Vaticana.
— R. Ufficio Centrale Meteorologico (al Collegio Romano).
— Ministerio dell' istruzione publico.
— K. Preuß. Historisches Institut.
Rosenheim, K. Gymnasium.
Rossleben, Klosterschule.
Rostock, Naturforschende Gesellschaft.
— K. Universitäts-Bibliothek.
Rotterdam, Bataafsch genootschap d. proefondervindelijke Wiisbegeerte.
— Societe Batave de philosophie experimentale.
Rouen, Academie des Sciences et lettres.
Rovereto, R. Accademia degli Agiati.
Saarbrücken, Historischer Verein für die Saargegend.
Saargemünd, K. Gymnasium.
Tauschliste 197
Saint-Andrews (Schottland), University.
St. Brieue, Association Bretonne.
Saint-Die, Societe Philomatique.
Saintes, Commission des Arts et Monuments Historiques.
St. Etienne, Societe d'Agriculture, Sciences et Belles-lettres.
Saint Louis, Academy of Science.
— Missouri Botanical Garden.
— Missouri Historical Society.
Salatiga, Allgemeine Proefstation.
Salzburg, K. K. Staats-Gymnasium.
— Gesellschaft für Salzburgische Landeskunde.
Salzburg, Bibliothek des Stiftes St. Peter.
Salzwedel, Altmärkischer Verein für Vaterländische Geschichte.
Sankt Gallen, Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
— Historischer Verein.
— Stiftsbibliothek.
San Fernando (Cadiz), Instituto y Observatorio de Marina.
San Francisco, California Academy of Sciences.
Santiago de Chile, Instituto Meteorologico y geofisico de Chile.
— Observatorio astronomico.
Säo Paulo, Museu Paulista.
— Sociedade Scientifica.
Sarajevo, Landes-Museum.
— Bosnisch-Herzegowinische Landesregierung.
Sassari, Biblioteca dell' Universitär
Scheyern, Benediktinerabtei.
Schweinfurt, Magistrat.
— K. Gymnasium.
— K. Realschule.
Schweiklberg (Niederbayern), Kloster.
Schwerin, Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.
Semur en Auxois, Societe des Sciences Historiques et Naturelles.
Sendai, Kais. Universitäts-Bibliothek.
Sevres, Comite International des Poids et Mesures.
Shanghai, North China Branch of the R. Asiatic Society.
Siena. Accademia dei Fisiocritici.
— Deputazione de la Storia Patria.
Simla, Indian Meteorological Department.
— Office of archeology.
Sofia, Academie des Sciences.
— Universität.
— Societe Archeologique Bulgare.
198 Tauschliste
Sousse, Societe Archeologique.
Spalato, K. K. Archäologisches Museum.
Speier, Historischer Verein der Pfalz.
— K. Gymnasium.
— K. Kreisarchiv.
— K. Realschule.
Stade, Verein für Geschichte und Altertümer der Herzogtümer Bremen
und Verden und des Landes Hadeln.
Stanford (Leland Stanford, California) University.
Stavanger, Museum.
Stettin, Gesellschaft für Pommersche Geschichte.
Stockholm, K. Svenska vetenskaps-akademien.
Stockholm, K. Bibliothek.
— K. Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien.
— K. landtbruksakademie.
— Entomologiska föreningen.
— Geologiska föreningen.
— Nationalekon. föreningen.
— Schwedische Gesellschaft für Anthropologie und Geographie.
— Nordiska Museet.
— Reichsarchiv.
— Sveriges geologiska Undersökning.
— Forstliche Versuchsanstalt Schwedens.
— Svenska litteratursälskapet.
Stonyhurst (England) Observatory.
Strassburg i. E., Wissenschaftliche Gesellschaft.
— Seminar für neuere Geschichte an der Universität.
— Internationale Kommission für wissenschaftliche Luftschiffahrt.
— K. Hauptstation für Erdbebenforschung.
— Universitäts-Bibliothek.
— Universitäts-Sternwarte.
Straubing, K. Gymnasium.
— Historischer Verein.
Stuttgart, K. Landesbibliothek
— Statistisches Landesamt.
— K. Haus- und Staatsarchiv.
— Württembergische Kommission für Landesgeschichte.
Sunderland, West Hendon House Observatory.
Sydney, Australian Museum.
— Linnean Society of New South Wales.
— R. Society of New South Wales.
— Geological Survey of New South Wales.
— Austral. Association for the advancement of science.
Tauschliste 199
Sydney, National Art Gallery.
Tacubaya, Observatorio Astronom. Nacional.
Taihoku, Government of Formosa.
Taschkent, Turkestanische Abteilung der K. Russ. Geographischen Gesell-
schaft.
Teddington, National Physical Laboratory.
Thorn, Copernikus- Verein für Wissenschaft und Kunst.
Tiflis, Kaukasisches Museum und öffentliche Bibliothek.
— Physikalisches Observatorium.
Tokyo, Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens.
— Geographical Society.
— Mathematico-Physical Society.
— Imperial Geological Survey of Japan.
— Universität.
— Imperial Academy.
— Imperial Earthquake Investigation Committee.
— Kriegs-Ministerium.
— Zoological Society.
Topeka, Kansas Academy of Science.
Torgau, Altertums- Verein.
Toronto, Canadian Institute.
— R. Astronomical Society of Canada.
— University.
Toulouse, Academie.
— Bibliotheque de l'Universite.
— Societe de Geographie.
Tournai, Societe historique et archeologiquo.
Tours, Societe Archeologique de Touraine.
Trient, Bibliotheca e museo communale.
Triest, Museo Civico di Storia Naturale.
— R. Osservatorio Marittimo.
— Societä Adriatica di Scienze Naturali.
Tromsö, Museum.
Troppau, Franz Joseph-Museum für Kunst und Gewerbe.
Tübingen, K. Universitäts-Bibliothek.
Tunis, Institut de Carthage.
Turin, Accademia d'Agricoltura.
— R. Accademia delle Scienze.
— Biblioteca Nazionale.
— Museo die Zoologia ed Anatomia Comparata.
— Societä Astronomica Italiana.
Uccle (Brüssel), Observatoire de Belgique.
— La Revue Conerolaise.
200 Tauschliste
Ulm, Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
- Verein für Mathematik und Naturwissenschaften.
Upsala, Vetenskap-societeten.
— Universitäts-Bibliothek.
— Meteorologisches Observatorium der Universität.
— - Humanistika Vetensskaps-Samfundet.
Urbana, Illinois State Laboratory of Natural History.
Utrecht, Historisch genootschap.
— Prov. Utr. Genootsch. van Künsten en Wetenschappen.
— Nederl. Meteorol. Instituut.
— Observatoire Astron. d'Utrecht.
— Physiol. Laboratorium d. Hoogeschool.
Vaduz, Historischer Verein für das Fürstentum Lichtenstein.
Veglia, Alt-Slavische Akademie.
Vendome, Societe Archeologique Scientifique et Litteraire.
Venedig, Archivi Veneti.
— Bibliotheca di S. Marco.
— Comitato talassografico Italiano.
— R. Istituto Veneto di Scienze.
— Ateneo Veneto.
Verona, Accademia.
— Museo Civico.
Vicenza, Accademia Olimpica.
Warschau, Prace Matematijczno-Fizijczne.
— Towarzystwo Naukowe.
Washington, Academy of Sciences.
— Bureau of Education.
— National Academy of Sciences.
— Bureau of American Ethnology.
— Department of Agriculture.
— Smithsonian Institution.
— U. St. National Museum.
— American forestry association.
— - Astrophysical Observatory.
— Bureau of railway economics.
— U. St. Naval Observatory (Nautical Almanac Office).
— Surgeon Generals Office U. St. Army.
— American Jewish Historical Society.
— Carnegie Institution.
— Philosophical Society.
— U. St. Coast and Geodetic Survey (Department of Commerce and
labour).
~— U. St. Geological Survey.
Tauschliste 201
Washington, Library of congress.
Weiden, K. Gymnasium.
Weihenstephan, K. Akademie für Landwirtschaft und Brauerei.
Weltenburg, Kloster.
Weimar, Großh. Bibliothek.
— Thüringischer Botanischer Verein.
Wernigerode, Harzverein für Geschichte und Altertumskunde.
Wien, Kais. Akademie der Wissenschaften.
— Gesellschaft der Ärzte.
— Zoologisch-Botanische Gesellschaft.
— Naturhistorisches Hofmuseum.
— K. K. Sternwarte.
— Israelitisch-Theologische Lehranstalt.
— Mechitharisten-Kongregation.
— Geologische Reichsanstalt.
— v. KufFnersche Sternwarte.
— Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse.
— Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.
— Privatbibliothek des Kaisers.
— K. K. Ministerium für öffentliche Arbeiten.
— Österreichische Kommission für internationale Erdmessung.
— K. K. Militärgeographisches Institut.
— K. K. Hofbibliothek.
— Institut für Geschichtsforschung.
— Lese- und Redehalle an der Technischen Hochschule.
— Niederösterreichischer Landesausschuß.
— Universität.
Wiesbaden, Verein für Nassauische Altertumskunde.
— Verein für Naturkunde.
Wilhelmshafen, Kais. Observatorium.
Williams Bay, Yerkes Observatory.
Winterthur, Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Wladiwostock, Orientalisches Institut.
— Verein zur Erforschung des Amurgebietes.
Wolfenbüttel, Geschichtsverein für das Herzogtum Braunschweig.
— Herzogliche Bibliothek.
Worms, Altertumsverein.
Würzburg, Physikalisch-Medizinische Gesellschaft.
— K. Altes Gymnasium.
— Historischer Verein.
— K. Universität.
— K. Kreisarchiv.
202 Tauschliste
Würzburg, Polytechnischer Zentralverein.
— Sternwarte.
— K. Universitäts-Bibliothek.
Wunsiedel, K. Realschule.
Zerbst, Naturwissenschaftlicher Verein.
Zürich, Antiquarische Gesellschaft.
— Concilium bibliographicum.
— Naturforschende Gesellschaft.
— Schweizer Geologische Kommission.
— Schweizerische Geodätische Kommission.
— Schweizer Landesmuseum.
— Bibliothek des eidgenössischen Polytechnikums.
— Sternwarte.
— Universitäts-Bibliothek.
— Schweizerische Meteorologische Zentralanstalt.
— Physikalische Gesellschaft.
Zweibrücken, K. Gymnasium.
Akademische Buchdruckerei von F. Straub in München.
4
JAHEBUCH
DER
KÖNIGLICH BAYERISCHEN
AKADEMIE der WISSENSCHAFTEN
1914
MÜNCHEN
VERLAG DER K. B. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
IN KOMMISSION DES G. FRANZ'SOHEN VERLAGS (J. ROTH)
1914
Akademische Buchdruckerei von F. Straub in München.
INHALT.
in
Satzung
Geschäftsordnung
Satzungen der Kommissionen
Historische Kommission
Urkunde über die Errichtung einer Witteisbacher Stiftung
für Wissenschaft und Kunst
Kommission für die internationale Erdmessung .
Satzungen der Stiftungen
Savigny- Stiftung .
Liebig -Stiftung
Zographos - Fonds
Münchener ßürgerstiftung
Cramer-Klett- Stiftung .
Thereianos - Stiftung
Hardy- Stiftung
Koenigs- Stiftung zum Adolf v. Baeyer-Jubiläum
Wilhelm Koenigs -Stiftung zur Förderung botanischer und
zoologischer Forschungen etc. .
Georg Hitl'scher Fonds ....
Heinrich v. Brunck- Stiftung
Karl v. Dapper-Saalfels-Stiftung .
Öffentliche Sitzung am 14. März 1914
Ansprache des Präsidenten ....
Bewilligungen aus Stiftungen und Preisaufgaben
Nekrologe .......
öffentliche Sitzung am 14. November 1914
Verkündigung der Neuwahlen
Seite
1
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21
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40
43
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47
51
53
55
57
59
61
63
72
80
111
111
IV
Seite
Personalstand
Verwaltung 113
Ehrenmitglieder, ordentliche und außerordentliche Mitglieder 115
Auswärtige und korrespondierende Mitglieder . . . 121
Besondere Kommissionen 126
Berichte und Protokolle der akademischen Kommissionen
Thesaurus linguae latinae 130
Mittelalterliche Bibliothekskataloge . . . . 133
Historische Kommission 137
Wörterbuch-Kommission . 144
Adresse 154
Akademische Medaille 154
Satzung und Geschäftsordnung
der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften.
Organisations-Urkunde
der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
vom 21. März 1827.
LUDWIG,
von Gottes Gnaden König von Bayern, etc. etc.
Wir haben Uns über die dermaligen Verhältnisse der
Akademie der Wissenschaften in München, welche von Un-
serem höchstseligen Regierungs- Vorfahrer dem Churfürsten
Maximilian dem III. nach ihrer ersten Stiftung bestätigt,*)
und von Unseres in Gott ruhenden Herrn Vaters, des Königs
Maximilian Joseph Majestät erneuert und neu errichtet
worden,**) Vortrag erstatten lassen, und verordnen, — auf
den Antrag Unseres Staats-Ministeriums des Innern nach Ver-
nehmung Unseres Staatsraths, wie folgt:
I. Die Akademie der Wissenschaften in München ist ein
unter dem Schutze des Königs stehender Verein von Gelehrten,
um die Wissenschaften zu pflegen, dieselben durch Forschungen
zu erweitern, und durch die vereinten Kräfte ihrer Mitglieder
Werke hervorzubringen, welche die Kraft eines ein/einen Ge-
lehrten übersteigen.
*) Der Stiftungsbrief vom 28. März 1759.
**) Durch Konstitutionsurkunde vom 1. Mai 1807.
Jahrbuch 1914.
2 Organisations-Urkunde
II. Die Wirksamkeit der Akademie umfaßt das ganze Ge-
biet der allgemeinen Wissenschaften, insbesondere
1. Philosophie, Philologie, alte und neue Literatur;
2. Mathematik und sämmtliche Naturwissenschaften, na-
mentlich Physik, Chemie, Astronomie und die ver-
schiedenen Zweige der Naturgeschichte;
3. Geschichte, und zwar vorzüglich, die vaterländische in
ihrem ganzen Umfange, mit ihren Hilfswissenschaften,
jedoch mit Ausnahme der politischen Geschichte des
Ausgeschlossen sind von dem Wirkungskreise der Aka-
demie die besonderen positiven Wissenschaften, nämlich Theo-
logie, Jurisprudenz, Kameralistik und Medicin.
III. Nach den Hauptgegenständen ihrer Wirksamkeit theilt
sich die Akademie in drey Klassen, nämlich in
1. die philosophisch-philologische,
2. die mathematisch-physikalische, und
3. die historische Klasse.
IV. Das Personal der Akademie soll künftig bestehen aus
1. einem Vorstände,
2. drey Klassen-Sekretären,
3. einer verhältnissmässigen Anzahl sowohl ordentlicher
in München wohnender Mitglieder, als
4. ausserordentlicher oder Ehrenmitglieder, und
5. einer angemessenen Anzahl korrespondirender Mit-
glieder.
Diejenigen ordentlichen Mitglieder, welche ihren Wohn-
sitz in München aufgeben, treten in die Reihe der ausser-
ordentlichen Mitglieder ein.
Die dermaligen auswärtigen ordentlichen Mitglieder be-
halten zwar ihre bisherige Stellung zur Akademie, in Zukunft
können jedoch die ausser München wohnenden Individuen nur
in der Eigenschaft ausserordentlicher oder Ehrenmitglieder,
oder korrespondirender Mitglieder eintreten.
Organisations-Urkunde 3
V. Der Vorstand wird von sämmtlichen ordentlichen Mit-
gliedern der Akademie aus ihrer Mitte durch Stimmenmehrheit
gewählt, bedarf jedoch zur Ausübung seines Amtes Unserer
königlichen Bestätigung. Er bekleidet die ihm auf diese Art
übertragene Stelle jederzeit drey Jahre, ist aber jederzeit wieder
wählbar; die Funktion des aus der ersten Wahl hervorgehenden
Vorstandes wird sich jedoch ausnahmsweise nur auf zwey Jahre
erstrecken.*)
Der Vorstand wacht über die genaue Beobachtung der
Statuten und die Erfüllung der Pflichten eines jeden Mitgliedes
oder Angehörigen der Akademie.
Er führt in den allgemeinen Versammlungen, und, so oft
er es zuträglich findet, auch in den besonderen oder Klassen-
Versammlungen den Vorsitz; er kann ausserordentliche Ver-
sammlungen anordnen; er unterzeichnet alle Ausfertigungen
der Akademie, und hat überhaupt alle Befugnisse, so wie alle
Verpflichtungen eines Collegial -Vorstandes. Im Falle der Ab-
wesenheit oder sonstigen Verhinderung überträgt er die Ge-
schäfte des Vorstandes einem Klassen-Sekretär.
VI. Die Klassen-Sekretäre werden aus den ordentlichen
Mitgliedern jeder Klasse und von denselben durch Stimmen-
mehrheit gewählt; diese Wahl muss Uns jedesmal angezeigt
werden, ohne jedoch Unserer Bestätigung zu bedürfen. Die
Funktionen der Klassen-Sekretäre dauern jederzeit drey Jahre,
nach deren Abfluss eine neue Wahl statt findet, bey welcher
sie wieder wählbar sind. Die Klassen-Sekretäre geben in Ab-
wesenheit des Vorstandes die Gegenstände der Verhandlungen
in den Versammlungen ihrer Klassen an, führen das Protokoll
und die Correspondenz der Klasse, nehmen in Empfang, was
besonders an dieselbe gerichtet ist, verfassen die Ehren-Reden
auf die der Akademie durch den Tod entrissenen Mitglieder
*) Eine Kgl. Verordnung vom 22. November 1841 bestimmt, daß
der Vorstand der Akademie aus der Mitte der ordentlichen Mitglieder
vom König jeweils auf drei Jahre ernannt wird.
1*
4 Organisations-Urkunde
ihrer Klasse, und redigiren gemeinschaftlich die durch den
Druck bekannt zu machenden Jahres-Berichte der Akademie.
VII. Die erste dermalige Ernennung der ordentlichen
Mitglieder der Akademie wird unmittelbar von Uns aus-
gehen, für die Zukunft aber hat die Akademie ihre Mitglieder
durch freie Wahl mit Vorbehalt Unserer jedesmaligen Be-
stätigung zu ersetzen. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder
der Akademie setzen Wir für die Zukunft für jede Klasse auf
höchstens zwölf, daher im Ganzen mit Einschluss des Vor-
standes und der Klassen-Sekretäre auf sechs und dreissig
fest.*) Jeder, der künftig als ordentliches Mitglied der Aka-
demie aufgenommen werden soll, muss der gelehrten Welt
durch schriftstellerische Werke von anerkanntem Werthe oder
durch wichtige Entdeckungen bekannt, von unbescholtenem
Charakter und in München wohnhaft sein. Im Uebrigen ist
die Wahl ganz frey, und die Mitglieder der Akademie können,
unter den obigen Voraussetzungen aus der Klasse der Geist-
lichkeit, der Staatsdiener, des Militärstandes, der öffentlichen
Lehrer an der Universität und Studien-Anstalten und der Privat-
Gelehrten gewählt werden. Die Pflichten der ordentlichen Mit-
glieder liegen unmittelbar im Zwecke der Anstalt, ihre wesent-
liche Verbindlichkeit besteht in thätiger Mitwirkung an den
Arbeiten der Akademie und ununterbrochener Theilnahme an
*) Eine Kgl. Verordnung vom 20. April 1856 bestimmte:
I. Jede Klasse der Akademie ist befugt, zwölf ordentliche Mitglieder
zu zählen, welche das siebenzigste Lebensjahr noch nicht er-
reicht haben.
IL Die ordentlichen Mitglieder der drei akademischen Klassen, welche
das siebenzigste Lebensjahr bereits erreicht oder überschritten
haben, behalten alle als Akademiker bisher besessenen Rechte
und Befugnisse, sind jedoch nur zu jenen Arbeiten und Dienst-
leistungen verpflichtet, welche sie nach freiem Entschlüsse über-
nehmen wollen.
Durch Kgl. Verordnung vom 13. Juli 1869 wurde die Zahl der ordent-
lichen Mitglieder der mathematisch -physikalischen Klasse auf 18, die
der außerordentlichen auf 12, ferner durch Verordnung vom 10. Mai 1909
die Zahl der ordentlichen Mitglieder auf 24 erhöht.
Organisations-Urkunde 5
ihren Berat hungen. Jedes Mitglied der Akademie hat bey seinem
Eintritte in dieselbe eine von ihm verfasste, des Druckes würdige
Inaugural-Abhandlung in öffentlicher Sitzung zu verlesen.
VIII. Zu Ehren- oder ausserordentlichen Mitgliedern
werden solche inländische oder auswärtige Individuen gewählt,
welche nach ihren Verhältnissen die Bedingungen zu ordent-
lichen Mitgliedern nicht erfüllen, aber sonst durch Rang oder
andere äussere Verhältnisse, verbunden mit wissenschaftlichen
Kenntnissen und Liebe zu den Wissenschaften, zur Beförderung
der Zwecke der Anstalt beytragen können.*) Die Akademie
legt ihnen keine Pflicht auf, es steht ihnen frey, den Sitzungen
beyzuwohnen, und Abhandlungen vorzulesen, oder einzusenden,
welche, wenn sie des Druckes würdig befunden werden, in die
Denkschriften der Akademie aufzunehmen sind.
IX. Zu korrespondirenden Mitgliedern werden von
in- und ausländischen Gelehrten diejenigen ausersehen, welche
durch zweckmässige Mittheilungen über wissenschaftliche Gegen-
stände fortwährend der Akademie nützliche Dienste zu leisten
im Stande und bereitwillig Sind.
X. Die ausserordentlichen sowohl, als die correspondirenden
Mitglieder werden von der Akademie selbst mit Vorbehalt
Unserer jedesmaligen Genehmigung gewählt.**)
XL Jedem Mitgliede der Akademie steht der Austritt aus
diesem Verein frey; zur wirklichen Ausschliessung aber wird
Unsere ausdrückliche Sanktion erfordert.
XII. Nur jene Mitglieder der Akademie, welche zu öffent-
lichen regelmässigen Vorlesungen an der Ludwig-Maxiurilians-
Universität, an der polytechnischen Schule oder an anderen
ähnlichen Staats- Anstalten sich verpflichten, können in Zukunft
*) Die Geschäftsordnung vom 5. September 1866 trennt die Rhren-
mitglieder von den außerordentlichen Mitgliedern.
**) In der Geschäftsordnung vom 5. September 1806 ist die Höchst-
zahl der korrespondierenden Mitglieder nicht beschränkt.
6 Organisations-Urkunde
aus dem Fond der Akademie einen ständigen Gehalt erhalten.
Ausserdem werden Wir dem Vorstande und den Klassen-
Sekretären für die Dauer ihrer Funktionen angemessene jähr-
liche Remunerationen aus dem der Akademie zugewiesenen
Fond bewilligen.*)
XIII. Dem Vorstande und den Sekretären wird noch zur
Besorgung der Kanzleigeschäfte und zur Führung der Regie-
Rechnung ein Aktuar mit einem angemessenen Funktions-
Gehalte, und ein Kanzleygehülfe gegen Taggeld beygegeben.
Der Aktuar hat zugleich das Einlaufs-Tagebuch zu führen,
die Ausfertigungen der Akademie zu besorgen, und die Regi-
stratur derselben in Ordnung zu erhalten.**)
XIV. Das Staatsministerium des Innern (Sektion für die
Angelegenheiten der Kirche und des Unterrichts oder die hiefür
bestimmt werdende Stelle,***) dem in Beziehung auf ihre äussere
Thätigkeit und Geschäfts- Verhältnisse, die Akademie als wissen-
schaftlicher Verein untergeordnet ist, kann, so oft es für noth-
wendig erachtet wird, das Gutachten der Akademie über wissen-
schaftliche Gegenstände, welches diese unentgeldlich zu geben
verpflichtet ist , erholen , auch wegen besonderer Beachtung
einzelner Gegenstände specielle Aufträge an dieselbe erlassen,
sowie hinwieder die Akademie berufen ist, wichtige und ge-
meinnützige Resultate ihrer Forschungen und Beobachtungen,
dann begründete Ansichten über wahrhaft dringende Bedürf-
nisse der im Artikel II bezeichneten Wissenschaften dem ge-
nannten Staatsministerium vorzulegen. Auch hat die Akademie
selbst durch Herstellung und Fortführung einer ununterbrochenen,
*) Zur Zeit erhält kein Akademiker als solcher einen ständigen
Gehalt aus dem Etat der Akademie. Der Vorstand bezieht 900 Mk.,
die 3 Klassensekretäre je 300 Mk. jährliche Remuneration.
**) Gegenwärtig hat die Akademie einen Syndikus, einen Rentamt-
mann, einen Kanzleisekretär, einen Kassensekretär und einen Diener für
die Kanzlei.
***) Jetzt „Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-
angelegenheiten".
,
Organisations-Urkunde 7
freyen, jedoch rein wissenschaftlichen Verbindung mit gelehrten
Instituten und Gesellschaften des In- und Auslandes die zur
Erreichung ihres Zweckes dienlichen Hilfsmittel zu vermehren.
XV. Die wissenschaftliche Thätigkeit der Akademie äussert
sich vorzüglich durch
1. Berathung,
2. Schrift und Druck,
3. Ermunterung.
XVI. Zum Behufe einer freyen wissenschaftlichen Be-
rathung sollen in gewissen Zeiträumen theils ordentliche all-
gemeine, theils Klassen-Sitzungen gehalten werden, in
welchen die von der allerhöchsten Stelle an die Akademie zum
Gutachten gebrachten Fragen berathen, die wichtigeren aus-
wärtigen Correspondenz- Nachrichten vorgelegt, die von den
einzelnen Mitgliedern verfassten Abhandlungen und Vorträge
gelesen , die Wahlen neuer Mitglieder vorgenommen , und
überhaupt alle zur gemeinsamen Berathung der Akademie
oder ihrer einzelnen Klassen geeigneten Gegenstände dis-
cutirt werden.*)
XVII. In jedem Jahre sollen zwey öffentliche, feyerliche
Sitzungen gehalten werden, nämlich am Namenstage des re-
gierenden Königs und am 28. März, als dem Tage der ersten
Stiftung dieses wissenschaftlichen Vereins. In diesen beyden
festlichen Versammlungen sollen , neben gedrängten Rechen-
schafts-Berichten über das Wirken der Akademie, Abhand-
lungen über wissenschaftliche Gegenstände von allgemeinerem
Interesse und Gedächtniss-Reden über ausgezeichnete verstorbene
Mitglieder vorgetragen werden.**)
XVIII. Die Mittheilung durch Schrift und Druck besteht
vorzüglich in der Herausgabe
*) Siehe Geschäftsordnung vom 5. September 1866, Titel „Sitzungen
1 und 2\
**) Siehe Geschäftsordnung vom 5. September 1866, Titel „Sitzungen 8*.
8 Organisations-Urkunde
1. der akademischen Denkschriften, in welche die
von Mitgliedern der Akademie verfassten wichtigeren
Abhandlungen aufzunehmen, jedoch dieselben zur Er-
leichterung des Absatzes in besondere, nach den ver-
schiedenen Klassen der Akademie geordnete Hefte zu
vertheilen sind;
2. der Sammlung der für die vaterländische Geschichte
wichtigen Urkunden, welche unter dem Namen
„Monumenta boica"
bekannt, und unter besonderer Berücksichtigung der
Städte-Urkunden mit Ausdehnung auf geschichtliche
Urkunden aus den neuerworbenen Gebietstheilen des
Königreiches fortzusetzen ist, und
3. einer Literatur-Zeitung unter geeigneter Mit-
wirkung anderer, nicht zur Akademie gehörender
Gelehrten.*)
XIX. Ermunternd wirkt die Akademie der Wissenschaften
vorzüglich
1. durch Ausschreibung wahrhaft interessanter wissen-
schaftlicher Preisfragen und Belohnung ihrer gelungenen
Lösung ;
2. durch Zuerkennung akademischer Denkmünzen für ein-
gesendete gelungene Arbeiten.
XX. Indem Wir hierdurch Unserer Akademie der Wissen-
schaften die Hauptbestimmung ihrer künftigen Wirksamkeit
vorgezeichnet haben, tragen Wir derselben auf, eine auf diese
Bestimmungen gegründete Geschäftsordnung zu entwerfen, und
Uns zur Genehmigung vorzulegen.**)
*) Die Literaturzeitung („Gelehrte Anzeigen") hörte im Jahre 1860
auf zu erscheinen, an ihre Stelle traten „Sitzungsberichte", siehe Ge-
schäftsordnung, Titel „Sitzungsberichte".
**) Maßgebend ist gegenwärtig die Geschäftsordnung vom 5. Sep-
tember 1866.
Organisations-Urkunde 9
Gegenwärtige Verordnung soll durch das Regierungs-
blatt zur allgemeinen Kenntniss gebracht, und durch Unser
Staatsministerium des Innern förderlich in Vollzug gesetzt
werden.
München am 21. März 1827.
Ludwig.
Fürst v. Wrede. Graf v. Thürheim.
Freyherr v. Zentner. v. Maillot.
Graf v. Armansperg.
Nach dem Befehle
Seiner Majestät des Königs:
Egid v. Kobell.
10
Geschäftsordnung der K. Akademie der Wissenschaften.
Von Seiner Majestät König Ludwig II.
unterm 5. September 1866 und 5. Januar 1884 genehmigt.
Wahlen.
1. Wahlberechtigt sind nur die hier residierenden ordent-
lichen Mitglieder der Akademie.
2. Zu den Wahlversammlungen, sowohl der einzelnen Klassen
als der Gesamt- Akademie, werden die ordentlichen Mit-
glieder durch ein Circular eingeladen.
Das unterschriebene Circular gehört zum Akt der
Wahlverhandlung.
3. Die Wahlen der Mitglieder finden in zwei aufeinander-
folgenden Sommer-Monaten statt.
a) Wahl der Klassensekretäre.
1. Die Wahl eines Klassensekretärs geschieht alsbald (im
Fall der Erledigung durch Ableben unter dem Vorsitz
des Vorstandes) durch relative Mehrheit der Anwesenden
in einer Klassensitzung mittelst Stimmzettel, welche der
stellvertretende Sekretär, der Senior der Klasse, einsieht.
2. Nach erfolgter Wahl tritt der Sekretär sofort in seine
Tätigkeit.
3. Die Neuwahl wie die Wiederwahl wird den andern Klassen-
sekretären zur Bekanntgabe mitgeteilt.
b) Wahl der ordentlichen Mitglieder.
1. Die Vorschläge zur Ergänzung einer statusmässigen Stelle
durch einen einheimischen hier wohnenden Gelehrten
unterliegen der Vorberatung und alsdann der Entschei-
dung der Klasse durch Kugelung.
Geschäftsordnung 1 1
2. Die Gültigkeit der Wahl verlangt absolute Stimmenmehr-
heit von drei Viertel der eingeladenen und nicht unab-
weislich abgehaltenen Mitglieder.
3. Das von allen Mitgliedern unterschriebene Wahlprotokoll
wird samt den schriftlichen Vorschlägen durch das Prä-
sidium der Gesamt- Akademie in allgemeiner Sitzung mit-
geteilt und diese entscheidet durch absolute Stimmenmehr-
heit mit Kugeln, ohne Rücksicht auf die Zahl der Er-
schienenen, über die Wahl.
4. Das gleiche Verfahren gilt bei den folgenden unter c
und d aufgeführten Wahlhandlungen.
c) Wahl der ausserordentlichen Mitglieder.
Die Vorschläge stehen jedem einzelnen ordentlichen Mit-
glied der Klasse zu.
d) Wahl der auswärtigen und korrespondierenden
Mitglieder.
1. Die Anträge können gleichfalls von jedem ordentlichen
Mitgliede der Klasse einzeln gestellt werden.
Jeder Vorschlag muss dem Klassensekretär vor der
Wahlsitzung schriftlich übergeben werden.
2. Bei der Würdigung derselben ist, ausser der selbstver-
ständlichen Beachtung der Persönlichkeit, das Bedürfnis
einzelner oder besonderer in der Klasse vertretener Wissen-
schaften wahrzunehmen.
e) Wahl von Ehrenmitgliedern.
Die Vorschläge können nur vom Vorstande nach Benehmen
mit den Klassensekretären an die Gesamt- Akademie gebracht
werden.
Sämtliche Wahlen der Mitglieder unterliegen der könig-
lichen Bestätigung. Ihre Verkündigung erfolgt in öffentlicher
Sitzung.
Nehmen auswärtige oder korrespondierende Mitglieder
ihren bleibenden Wohnsitz hierselbst, so treten jene als ordent-
1 2 Geschäftsordnung
liehe, diese als ausserordentliche in ihre Klasse ein, auch in
dem Fall, dass damit die Normalzahl der Mitglieder über-
schritten wird.
Sitzungen.
1.
Allgemeine Sitzungen.
Bei Mitteilungen von allgemeinem Interesse beruft der
Vorstand sämtliche hier wohnende Akademiker in besonderer
Einladung, wie gelegentlich der Wahl neuer Mitglieder.
2.
Klassen Sitzungen.
1. Die Sitzungen der drei Klassen werden gleichzeitig am
ersten Samstag des Monats gehalten.
2. Eine Verlegung dieser regelmässigen Sitzung wird vor-
her durch Circular angezeigt.
3. Über die Reihenfolge der Vorträge wird in der November-
Sitzung jeder Klasse Anordnung getroffen.
4. Der von einem Mitgliede in einer Sitzung zu haltende Vortrag
soll vor derselben dem Klassensekretär angemeldet werden.
5. Die Klasse erledigt in ihren Sitzungen oder in dringen-
den Fällen durch Circulare auch Anfragen oder Aufträge
des Staatsministeriums oder was sonst in den Kreis der
Beratung eintritt.
3.
Öffentliche Sitzungen.
1. Nach Eröffnung der Sitzungen (welche an einem Königs-
tage und an dem Stiftungstag der Akademie stattfinden*)
durch den Vorstand, erstatten die Klassensekretäre Bericht
über die Personal- Veränderungen innerhalb ihrer Klasse.
2. Die Festrede wechselt nach der Folge der drei Klassen.
Jede Klasse hat rechtzeitig den Redner zu bestimmen
und dem Vorstande bekannt zu geben.
*) Gegenwärtig wird erstere Mitte November, letztere in der ersten
Hälfte des Monats März abgehalten.
Geschäftsordnung 13
Denkschriften.
Jedes Jahr gibt jede Klasse eine Abteilung zu einem
Bande akademischer Denkschriften ; dieser enthält circa hundert
Bogen.
Die Aufnahme der Abhandlungen, mögen sie nun in einer
Sitzung vorgetragen oder eingesendet worden sein, hängt von
dem Gutachten der Klasse ab.
Von den einzelnen Abhandlungen werden auch eine Zahl
Separat-Abzüge ausgegeben.
Sitzungsberichte.
Die Sitzungsberichte veröffentlichen, was alles in den
Klassensitzungen zum Vortrag kam, sei es im Auszug, sei es
vollständig.
Über die Aufnahme entscheidet die Klasse.
Dieselben berichten auch über die öffentlichen Sitzungen.
Für künstlerische Beilagen, sowohl zu den Denkschriften
als den Sitzungsberichten, muss ein Voranschlag gemacht und
die besondere Genehmigung des Vorstandes eingeholt werden.
Monumenta boica.
Die hiefür eigens niedergesetzte Kommission hat die Aus-
wahl, die Form und den Bearbeiter der Urkunden zu bestimmen.
Honorare.
Für die Festrede in der öffentlichen Sitzung, für die Ab-
handlungen in den Denkschriften und den Sitzungsberichten
werden Honorare bezahlt.
Übersteigt eine Abhandlung in einer Abteilung der Denk-
schriften die Zahl von acht Bogen, in den Sitzungsberichten
die Zahl von drei*) Bogen, so wird für das Weitere kein
Honorar bezahlt.
*) Gegenwärtig fünf.
14 Geschäftsordnung
Für die Festrede bleibt ohne Rücksicht auf ihren Umfang
das Honorar festgesetzt.*)
Jetons.
Präsenzgelder werden an die Mitglieder der Klasse für
die Klassensitzung und an die bei einer öffentlichen Sitzung
anwesenden Akademiker verteilt.**)
Ferien.
Die regelmässigen Ferien dauern von August bis Ende
Oktober.
*) Dieselbe wird zur Zeit gleich drei Bogen der Denkschriften
honoriert.
**) Für die Klassensitzungen je 2 Mk. , für die öffentlichen Sit-
zungen je 5 Mk.
15
Satzungen der Kommissionen.
Satzung der historischen Commission bei der königlichen
Akademie der Wissenschaften.
Ich habe beschlossen, eine Commission für deutsche Ge-
schichts- und Quellenforschung bei Meiner Akademie der
Wissenschaften nach ähnlichen Grundsätzen, wie die natur-
wissenschaftlich-technische Commission zu errichten, und be-
stimme desshalb auf solange Ich nicht anders verfüge, wie folgt:
I.
Die Commission besteht aus:
1. einem Vorstande,
2. einem Sekretär,
3. aus 15 — 20 ordentlichen Mitgliedern, von welchen
mindestens drei Mitglieder der historischen Classe der
Akademie sein müssen, die übrigen aber ohne sonstige
Bedingung aus den wissenschaftlichen Notabilitäten
Deutschlands und den deutschen Provinzen der Nach-
barstaaten ausgewählt werden,
4. einer unbestimmten Anzahl ausserordentlicher Mit-
glieder.
Diese Commission bildet einen integrirenden Tbeil der
königl. Akademie der Wissenschaften, ist daher mit dieser dem
königl. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-
Angelegenheiten untergeordnet.
II.
Der Vorstand leitet in den Sitzungen die Debatte, hält
die Umfrage, gibt zuletzt seine Stimme ab, und hat bei Stimmen-
gleichheit den Stichentscheid.
Er wird im Falle der Abwesenheit von dem Sekretär ver-
treten. Er tnuss Mitglied der Akademie sein.
16 Satzungen der Kommissionen
Der Sekretär führt das Protokoll und besorgt die Cor-
respondenzen. Er muss ein in München residirendes ordent-
liches Mitglied der Akademie sein.
Für den ersten Fall erfolgt Meinerseits die Ernennung
des Vorstandes, des Sekretärs und der ordentlichen Mitglieder
der Commission unmittelbar. Weiterhin hat die Commission
in der jährlichen Plenarsitzung der ordentlichen Mitglieder bei
dem Abgange des Vorstandes oder Sekretärs oder ordentlicher
Mitglieder Mir deren Nachfolger, ebenso wie die ausserordent-
lichen Mitglieder zur Ernennung in Vorschlag zu bringen.
III.
Die Commission wird sich vornehmlich mit der Auffindung
und Herausgabe werthvollen Quellenmaterials für die deutsche
Geschichte in deren ganzen Umfange beschäftigen , soweit
dasselbe nicht in den Bereich bereits bestehender Unterneh-
mungen fällt. Sie wird ausserdem wissenschaftliche Arbeiten,
die in diesem Gebiete nothwendig oder erspriesslich erscheinen,
hervorzurufen suchen, sie wird endlich hervorragende wissen-
schaftliche Arbeiten dieses Gebietes, welche sonst nicht zur
Publikation gelangen würden, veröffentlichen.
Sie ist ermächtigt, Jedem, der in ihrem Auftrage die
Bearbeitung eines Gegenstandes übernimmt, die zu liquidirenden
Baarausgaben dafür zu vergüten , und die Arbeit selbst in ge-
eigneter Weise zu honoriren.
IV.
Zu Michaelis jeden Jahres findet eine Plenarsitzung aller
ordentlichen Mitglieder statt.*) Für die Theilnahme an der-
selben erhält jedes ausserhalb Münchens wohnende Mitglied
eine Reiseentschädigung von 200 fl.
In dieser Sitzung berichtet der Sekretär über die Arbeiten
und Verwendung der Geldmittel des abgelaufenen Jahres. Die
Commission fasst sodann Beschluss über die Arbeiten und den
*) Seit dem Jahre 1891 findet die Plenarversammlung mit Aller-
höchster Genehmigung nicht mehr zu Michaelis statt, sondern in der
Pfingstwoche.
Satzungen der Kommissionen 17
Etat des kommenden Jahres. Sie fasst Beschluss über etwaige
Wahlen. Wenn bei der Ausführung der Beschlüsse dringende
Fälle eine sofortige Entscheidung fordern, deren Beschli essung
zur Competenz der Plenarsitzung gehören würde, so kann
darüber durch eine Berathung des Vorstandes und des Sekretärs
in Gemeinschaft mit den in München anwesenden und den
näher bei der Sache betheiligten Mitgliedern deren Beschluss
gefasst werden.
Der Vorstand und sämmtliche Mitglieder der Akademie,
sowie die ausserordentlichen Mitglieder der Commission haben
die Befugniss, der Plenarsitzung beizuwohnen. Stimm- und
wahlberechtigt sind jedoch nur die ordentlichen Mitglieder der
Commission.
V.
Die in München anwesenden Mitglieder der Commission
treten, so oft es einem derselben erforderlich scheint, zu einer
Sitzung zusammen, die von dem Vorstande, — oder in dessen
Abwesenheit von dem Sekretär berufen und geleitet wird. Die
Beschlüsse dieser Sitzungen werden den auswärtigen Mitgliedern
durch den Sekretär mitgetheilt.
VI.
Die Commission hält ihre Sitzungen in den Lokalitäten
der Akademie der Wissenschaften.
VII.
Sie veröffentlicht ihre Arbeiten in zwanglosen Bänden, die
auf ihrem Titel als: „ herausgegeben durch die historische
Commission bei der Königlich bayerischen Akademie der Wissen-
schaften" bezeichnet werden.
Die Kosten der Herausgabe werden überall aus dem
Fonde der Commission gedeckt, welchem dagegen der etwaige
buchhändlerische Ertrag der Publikationen zuwächst.
VIII.
Ich bewillige der Commission jährlich die Summe von
15000 fl. aus Meiner Cabinettscassa.
Aus diesem Fonde werden ausser den Autor-Honorarien,
Reiseentschädigungen und Druckkosten auch die Kegieausgaben
Jahrbuch 1814.
18 Satzungen der Kommissionen
für Schreibmaterialien , Post [Fracht] bestritten. Was von
demselben in einem Jahre nicht verbraucht wird, wächst der
Einnahme des nächsten Jahres zu.
IX.
Unter der Aufsicht des Vorstandes, der im Falle seiner
Abwesenheit auch in dieser Beziehung durch den Sekretär
vertreten wird, führt der Cassier der Akademie der Wissen-
schaften die Cassa und Rechnung der Commission gegen eine
jährliche Remuneration von 150 fl. und entwirft jährlich den
Etat zur Instruktion der Plenarsitzung.
X.
Die Plenarsitzung hat jährlich über die Arbeiten der
Commission und die Verwendung ihrer Geld-Mittel umständ-
lichen Bericht zu erstatten, welcher Bericht durch das Staats-
ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten
Mir zur Genehmigung in Vorlage zu bringen ist.
XL
Ich ernenne zu Mitgliedern der Commission die Akademiker
von Rudhart, von Spruner, von Sybel und zum Sekretär
derselben den Akademiker von Sybel. Dieselben haben sofort
Anträge über die Ernennung auswärtiger Mitglieder einzureichen.
Nach deren Eingang behalte Ich Mir vor, den Vorstand der
Commission zu bezeichnen. Zugleich bestimme Ich, dass die
Commission in den Kreis ihrer Arbeiten und auf ihren Fond
die Herausgabe der deutschen Reichstagsakten, wie Ich solche
auf den Antrag des Professors von Sybel genehmigt habe,
sowie die Arbeiten der seither bestehenden archivalischen Com-
mission übernehme.
XII.
Der jährliche Etat der Commission ist Mir zur Geneh-
migung vorzulegen, die Revision der Rechnungen aber, wie
bei der naturwissenschaftlich-technischen Commission, von der
k. Rechnungskammer zu führen.
München am 26. November 1858.
gez. MAX.
Satzungen der Kommissionen 19
Urkunde über die Errichtung einer Witteisbacher-
Stiftung für Wissenschaft und Kunst.
LUDWIG IL,
von Gottes Gnaden König von Bayern,
Pfalzgraf bei Rhein,
Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben etc. etc.
Um die Allerhöchsten Intentionen Unseres vielgeliebten,
nun in Gott ruhenden Herrn Vaters, Seiner Majestät des Königs
Maximilian IL von Bayern im thunlichsten Umfange in ehrende
Verwirklichung zu bringen und insbesondere für die Arbeiten
der von Höchstdemselben bei der Akademie der Wissenschaften
in München gegründeten historischen Kommission auch ferner-
hin die entsprechenden Mittel zu sichern, haben Wir in Ge-
meinschaft mit Unseres vielgeliebten Herrn Bruders, des Prinzen
Otto von Bayern Königlicher Hoheit beschlossen, eine allge-
meine Landesstiftung, zunächst zur Förderung wissenschaftlicher
Zwecke, zu errichten und verordnen hierwegen was folgt:
I.
Die bezeichnete Stiftung führt den Namen „Witteisbacher-
Stiftung für Wissenschaft und Kunst" ; sie besitzt die Eigen-
schaft einer Landesstiftung mit juristischer Persönlichkeit und
hat ihren Sitz in München.
IL
Zur Dotation derselben bestimmen Wir und Unseres Herrn
Bruders, des Prinzen Otto von Bayern Königliche Hoheit den
Betrag von zusammen sechsmal hundert fünfzig tausend Mark
aus dem Nachlasse Unseres Höchstseligen Herrn Vaters.
2*
20 Satzungen der Kommissionen
III.
Die Verwaltung des Stiftungsvermögens wird der Kassa-
verwaltung der Akademie der Wissenschaften in München unter
der Aufsicht des jeweiligen Vorstandes der von Unserem Höchst-
seligen Herrn Vater, Seiner Majestät dem König Maximilian IL
von Bayern gegründeten Kommission für deutsche Geschichts-
und Quellenforschung oder des Stellvertreters desselben über-
tragen.
IV.
Die Renten des Stiftungs Vermögens sind bis auf Weiteres
für die Zwecke und Arbeiten der vorgenannten historischen
Kommission zu verwenden.
Hinsichtlich der Zusammensetzung und der Aufgaben, dann
des Geschäftsganges und der sonstigen Einrichtungen dieser
Kommission verweisen Wir auf die von Unserem Höchstseligen
Herrn Vater, dem Könige Maximilian IL von Bayern hierüber
getroffenen Bestimmungen, deren allenfallsige Aenderungen Wir
übrigens Uns und Unseren Regierungsnachfolgern vorbehalten.
V.
Für den Fall die Zwecke der genannten historischen Kom-
mission seinerzeit von Uns oder Unseren Regierungsnachfolgern
als erfüllt erachtet werden sollten, behalten Wir Uns und
Unseren Regierungsnachfolgern vor, die Renten der bezeich-
neten Stiftung anderen wissenschaftlichen Zwecken oder auch
Zwecken der bildenden Künste zuzuwenden und hienach auch
die Bestimmungen über die Verwaltung des Stiftungsvermögens
zu ändern.
VI.
Unser Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-
angelegenheiten ist beauftragt, die zum Vollzuge dieser Stiftung
erforderlichen weiteren Anordnungen zu treffen.
Gegeben zu München, den 23. März 1880.
LUDWIG.
Dr. von Lutz.
Satzungen der Kommissionen 21
Bestimmungen über die Organisation einer Bayerischen
Kommission für die internationale Erdmessung.*)
§ 1.
Zur Durchführung der für die Zwecke der internationalen
Erdmessung in Bayern vorzunehmenden Arbeiten wird auf die
Dauer derselben eine aus Mitgliedern der mathematisch-physi-
kalischen Klasse der k. Akademie der Wissenschaften bestehende
Kommission unter der Vorstandschaft des Generalkonservators
der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates [bezw. des Vor-
standes der k. Akademie der Wissenschaften] gebildet, welche
den Namen
„K. Bayerische Kommission für die internationale
Erdniessung"
führt und dem k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten untergeordnet ist.
§ 2.
In dieser Kommission sind die Referate über astronomische,
geodätische, mathematische und physikalische Fragen je einem
Fachmanne zu übertragen, und es ist hierauf von dem Vor-
stande der Kommission sowohl bei der Verteilung der Referate
als bei den Anträgen auf Wiederbesetzung erledigter Funk-
tionen Rücksicht zu nehmen.
§ 3.
Die formellen Geschäfte der Kommission besorgt ein stän-
diger Sekretär, welcher Mitglied der Kommission ist, und auf
Vorschlag des Vorstandes von dem k. Staatsministerium des
Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten bestimmt wird.
*) Ursprünglich Kommission für die europäische Gradmeasung.
22 Satzungen der Kommissionen
Derselbe ist in Fällen der Verhinderung des Vorstandes dessen
Stellvertreter, führt in den Sitzungen der Kommission das
Protokoll*) und besorgt die Redaktion der Druckschriften, welche
die Erdmessungskommission herauszugeben für gut findet. Siegel
und Akten der Kommission sind in seiner Verwahrung. Bei
der Aufstellung des ständigen Sekretärs wird zugleich dessen
Stellvertreter bezeichnet.
§ 4.
Das Kassa- und Rechnungswesen wird dem für das k. General-
konservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates
und die k. Akademie der Wissenschaften aufgestellten Rech-
nungsbeamten übertragen und von diesem nach den für jene
Institute geltenden administrativen Vorschriften besorgt.
§ 5.
Die Mitglieder der Erdmessungskommission und deren Vor-
stand besorgen die ihnen zukommenden Arbeiten unentgeltlich;
für auswärtige Beschäftigungen erhalten dieselben die ihnen
gebührenden Taggelder und Reisekosten und für Druck-
schriften, welche die Ergebnisse ihrer Beobachtungen dar-
stellen, das für Abhandlungen der akademischen Denkschriften
übliche Honorar.
Dem Rechnungsführer [sowie dem Sekretär der Akademie]
wird von dem k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten auf den gutachtlichen Antrag der
Kommission eine [ihren] Dienstleistungen entsprechende Re-
muneration bewilligt**) und dem Sekretär [der Kommission]
durch den Etat eine Aversalsumme zur Bestreitung der Aus-
lagen für Schreibgeschäfte und Bureaubedürfnisse angewiesen.
*) Laut Ministerialentschliessung vom 10. Juli 1868 ist „in den
Fällen, in welchen der beständige Sekretär der Kommission als Vorstand
zu fungieren hat, ein Administrativ-Beamter der k. Akademie oder des
Generalkonservatoriums als Sekretär zu verwenden".
**) Diese Remunerationen sind seit dem Jahre 1889, bezw. 1898
aufgehoben.
Satzungen der Kommissionen 23
§6.
Die Kommission hat darüber zu wachen, dass alle auf
Bayern treffenden Erdmessungsarbeiten mit möglichst geringem
Kostenaufwande rechtzeitig und genau nach den Beschlüssen
der allgemeinen Konferenzen und der permanenten Kommission
der internationalen Erdmessung vollzogen und publiziert werden.
Zu dem Ende hat dieselbe
1. mit der letztgenannten Kommission die erforderliche
Korrespondenz zu unterhalten;
2. während jedes Winterhalbjahrs in einer Sitzung durch
wohlerwogene Beschlüsse die Arbeiten zu bestimmen,
welche im Sommerhalbjahr auszuführen sind und die
Summen festzusetzen , welche von jedem Kommissär
gegen vorschriftsmässige Verrechnung auf die seiner
Leitung unterstellten Arbeiten verwendet werden dürfen;
3. zu jeder Zeit die vorgelegten Manuskripte für Druck-
schriften in der Richtung zu prüfen, ob sie im Sinne
der obengenannten Beschlüsse abgefasst und überhaupt
druckwürdig sind und je nach dem Ergebnisse dieser
Prüfung die Genehmigung zum Drucke des Manuskriptes
zu geben oder zu versagen; endlich
4. jährlich jedesmal im Laufe des Winters über den Fort-
gang der Erdmessungsarbeiten in Europa und Bayern
an das k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten zu berichten und die erforder-
lichen Anträge über Beschickung der allgemeinen und
besonderen Konferenzen der Erdmessungskommissäre
durch Mitglieder der bayerischen Kommission zu stellen.
§ 7.
Regelmässige Sitzungen der Erdmessungskommission haben
jährlich nur zwei, eine im Winter- und eine im Sommer-Se-
mester stattzufinden; in dringenden Fällen kann der Vorstand,
wenn er es für nötig findet oder zwei Mitglieder es beantragen,
ausserordentliche Sitzungen halten. Bei allen Abstimmungen
über geschäftliche Fragen entscheidet einfache Stimmenmehr-
24 Satzungen der Kommissionen
heit, kommt eine solche nicht zu Stande, so zählt die Stimme
des Vorstandes doppelt. In allen wissenschaftlichen und tech-
nischen Fragen sind die Konferenzbeschlüsse und deren allen-
fallsige Interpretationen durch die permanente Kommission der
internationalen Erdmessung massgebend. Diese Interpretationen
sind in zweifelhaften Fällen durch den Vorstand der bayerischen
Kommission zu veranlassen.
Alle Ausfertigungen und Berichte der Kommission werden
von dem Vorstande und dem Sekretär, beziehungsweise von
deren Stellvertretern unterzeichnet.
Das Amtssiegel der Kommission trägt das bayerische
Wappen und die Umschrift: ,K. Bayerische Kommission für
die internationale Erdmessung." Ein Exemplar dieses Siegels
erhält jedes Kommissionsmitglied zu seinem speziellen dienst-
lichen Gebrauche für Korrespondenzen in Erdmessungsangelegen-
heiten und für Verhandlungen, welche für diesen Zweck mit
Behörden und Privaten zu pflegen sind.
§ 9-
Die bayerische Kommission für die internationale Erd-
messung geniesst für ihre Korrespondenzen und ihre mit der
Fahrpost zu versendenden Akten die Postportofreiheit auf
Grund der Allerhöchsten Verordnung vom 23. Juni 1829 und
beziehungsweise der Artikel 26 und 47 der Postverträge vom
23. November 1867.*)
§ io.
Die Assistenten, welche ein Kommissär bedarf, werden
von diesem ausgewählt und von dem Vorstand der Erdmessungs-
kommission bei dem vorgesetzten k. Staatsministerium zur Be-
stätigung ihrer EAunktionen und Bezüge beantragt.
Dieselben sind dem Kommissär untergeordnet und erhalten
von diesem ihre von der Erdmessungskommission genehmigten
*) Geändert durch Verordnung vom 22. Dezember 1907 (Ges. u.
V. Bl. S. 1082).
Satzungen der Kommissionen 25
Instruktionen, wesshalb auch der betreffende Kommissär für
alle Arbeiten seiner Assistenten verantwortlich ist.
Um sich bei dem persönlichen Verkehre mit Stellen, Be-
hörden und Privaten gehörig legitimieren zu können, wird
jedem Kommissär auf Antrag des Vorstandes der Erdmessungs-
kommission vom k. Staatsministerium des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten und jedem Assistenten auf Antrag
des betreffenden Kommissärs von dem Vorstande der Erd-
messungskommission eine Legitimationsurkunde ausgefertigt.
München, den 20. Oktober 1868.
26
Satzungen der Stiftungen.
i.
Satzung der Savigny - Stiftung.
Bei der Feier, welche die Juristische Gesellschaft zu Berlin
am 29. November 1861 zum Gedächtnisse des am 25. Oktober
desselben Jahres verstorbenen kgl. Preussischen Staatsministers
Dr. Friedrich Karl v. Savigny beging, wurde der Beschluss
verkündet, das Andenken des grossen Rechtslehrers durch
Gründung einer Stiftung zu ehren.
Da zur Ausführung dieses Beschlusses die Summe von
16,436 Thlr. Preuss. Cour, bereits verfügbar ist, wird nach-
stehendes Statut errichtet:
I. Zweck der Stiftung.
§ 1. Der Zweck der Stiftung ist:
in wesentlicher Berücksichtigung der Bedürfnisse der Gesetz-
gebung und der Praxis
1. wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiete des Rechts
der verschiedenen Nationen zu fördern,
namentlich solche, welche das römische Recht und
die verschiedenen Germanischen Rechte sowohl für sich
als auch im Verhältniss zu einander behandeln,
ferner solche, welche die von Savigny begonnenen
Untersuchungen in seinem Sinne weiterführen;
Satzungen der Stiftungen 27
2. besonders befähigte Rechtsgelehrte in den Stand zu
setzen , die Rechtsinstitutionen fremder Länder durch
eigene Anschauung kennen zu lernen und darüber Be-
richte oder weitere Ausführungen zu liefern.
2. Befähigung zur Theilnahme.
§ 2. Die Befähigung zur Theilnahme an den Vortheilen,
welche die Stiftung behufs der Förderung ihres Zweckes ge-
währt, ist an keine Nationalität gebunden.
3. Rechte der Stiftung.
§ 3. Die Stiftung besitzt unter dem Namen „Savigny-
Stiftung" die Rechte einer Korporation und führt in ihrem
Siegel das Wappen der Familie v. Savigny. Sie hat ihren
Sitz in Berlin und ihren Gerichtsstand bei dem kgl. Stadt-
gerichte daselbst.
4. Stiftungs-Vermögen.
§ 4. Das Kapital- Vermögen der Stiftung wird aus den
bisher gesammelten Beiträgen und aus den künftig eingehenden
Zuwendungen gebildet, sofern der Geber nicht eine andere
Bestimmung über die Art der Verwendung treffen sollte.
Das Kapital-Vermögen der Stiftung darf niemals ange-
griffen werden.
§ 5. Für die Zwecke der Stiftung werden nur die Zinsen
des Kapital-Vermögens verwendet.
5. Kuratorium der Stiftung.
§ 6. Die Stiftung wird durch ein Kuratorium von sechs
Personen vertreten.
Das Kuratorium wird bei seiner Gründung aus zwei Mit-
gliedern der kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, zwei
Mitgliedern der juristischen Fakultät der kgl. Friedrich-Wilhelms-
Universität daselbst und zwei Mitgliedern der juristischen Ge-
sellschaft daselbst gebildet, welche von diesen Körperschaften,
beziehungsweise von der juristischen Gesellschaft gewählt werden.
28 Satzungen der Stiftungen
Die Legitimation der von der juristischen Gesellschaft ge-
wählten zwei Mitglieder wird dadurch geführt, dass die von
der Akademie und der Fakultät gewählten vier Mitglieder des
Kuratoriums die Wahl derselben als giltig anerkennen.
§ 7. Scheidet ein Mitglied aus dem Kuratorium aus, so
erfolgt die Neuwahl von derjenigen Körperschaft, von welcher
die Stelle des ausgeschiedenen Mitgliedes bei der Gründung
des Kuratoriums besetzt worden war. — Ein gleiches Wahl-
recht steht in gleichem Umfange der juristischen Gesellschaft
zu Berlin zu. In Beziehung auf die Prüfung der Legitimation
der von der letzteren gewählten Mitglieder findet auch bei
Neuwahlen die Vorschrift des § 6 Alinea 3 des Statuts An-
wendung.
Ist dieses Wahlrecht innerhalb eines von dem Kuratorium
zu bestimmenden angemessenen Zeitraumes nicht ausgeübt
worden, so ergänzt sich das Letztere durch Kooptation aus der
Zahl der in Berlin wohnenden Rechts verständigen. Es müssen
jedoch stets zwei Mitglieder im Kuratorium sitzen , welche
weder der Akademie noch der Universität angehören.
Ueber jeden Wahlakt des Kuratoriums wird eine notarielle
Urkunde aufgenommen.
§ 8. Das Kuratorium legitimiert sich als Vertreter der
Stiftung durch ein Attest des kgl. Polizei-Präsidiums zu Berlin
darüber, dass das Kuratorium der Stiftung zur Zeit aus den
im Atteste genannten Personen besteht.
Das Kuratorium hat die Befugniss , einen Syndikus aus
seiner Mitte zu wählen und diesem General- und Spezialvoll-
macht cum facultate substituendi zu ertheilen, auch für ein-
zelne Rechtsgeschäfte oder Prozesse Jemand, sei derselbe Mit-
glied des Kuratoriums oder nicht, unter Beilegung sämtlicher
Rechte , welche dem Vertreter einer abwesenden Partei zu-
stehen, zu bevollmächtigen.
§ 9. Das Kuratorium wählt aus seiner Mitte einen Vor-
sitzenden, dessen Name durch eine von dem Kuratorium zu
bestimmende Berliner, Wiener und Münchener Zeitung ver-
öffentlicht wird.
Satzungen der Stiftungen 29
Der Vorsitzende repräsentirt die Stiftung in allen ausser-
gerichtlichen Angelegenheiten. Die Zahlungs-Anweisungen an
die Kasse der Stiftung bedürfen jedoch der Unterschrift des
Vorsitzenden und zweier Mitglieder des Kuratoriums.
§ 10. Die Beschlüsse des Kuratoriums werden durch
Stimmenmehrheit seiner Mitglieder gefasst.
Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme des Vorsitzenden
den Ausschlag.
Lässt der Vorsitzende schriftlich abstimmen, so muss die
schriftlich zu formulirende Frage jedem Mitgliede zur Er-
klärung vorgelegt werden, und steht es dann in der Befugniss
jedes Einzelnen, über die Frage eine mündliche Berathung und
Abstimmung zu beantragen.
Zu einem giltigen Beschlüsse des Kuratoriums auf Grund
mündlicher Abstimmung ist die Anwesenheit von mindestens
drei Mitgliedern erforderlich.
§ 11. Das Kuratorium hat für die zinsbare und deposital-
mässig sichere Anlegung des Stiftungsvermögens Sorge zu
tragen.
Die Documente der Stiftung sind bei einer mit Deposital-
ver waltung verbundenen öffentlichen Anstalt zu deponiren.
Die Kasse der Stiftung wird durch einen vom Kuratorium
hiermit zu beauftragenden öffentlichen Kassen beamten geführt.
Diesem wird nach erfolgter Rechnungslegung alljährlich die
Decharge durch das Kuratorium ertheilt.
§ 12. Das Kuratorium stellt nach einem sechsjährigen
vom 1. Januar 1863 ab zu berechnenden Turnus die Zinsen-
masse nach Abzug der Verwaltungskosten in runder Summe
folgenden drei Akademien zu den Zwecken der Stiftung (§ 1)
zur Verfügung und zwar die Zinsenmassen
1. des ersten und zweiten Jahres der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften zu Wien,
2. des dritten und vierten Jahres der kgl. Akademie der
Wissenschaften zu München,
3. des fünften und sechsten Jahres der kgl. Akademie
der Wissenschaften zu Berlin.
30 Satzungen der Stiftungen
§ 13. Von demjenigen Zeitpunkte an, wo das Kapital-
Vermögen der Stiftung die Summe von Dreissigtausend Thalern
Preuss. Cour, erreicht haben wird, tritt ein dreijähriger Turnus
unter den genannten Akademien in der angegebenen Reihen-
folge ein.
§ 14. Der Geschäftsgang bei dem Kuratorium wird durch
die anliegende Geschäftsordnung geregelt.
§ 15. Zu einer Abänderung der Geschäftsordnung ist die
Zustimmung von wenigstens vier Mitgliedern des Kuratoriums
erforderlich.
6. Der Wirkungskreis der Akademien.
§ 16. Die Akademie, welcher die Zinsenmasse nach Vor-
schrift des § 12 zur Verfügung gestellt ist, hat die Wahl, aus
derselben
1. ein in Druck oder in Schrift ihr vorliegendes Werk zu
prämiiren,
2. eine Preisaufgabe zur Konkurrenz auszuschreiben,
3. ein Reisestipendium zu ertheilen,
4. die zur Ausführung einer rechtswissenschaftlichen Arbeit
erforderlichen Geldmittel zu gewähren.
Dem freien Ermessen der Akademie bleibt überlassen, ob
sie die ihr zur Verfügung gestellte Zinsenmasse zu einem und
demselben Unternehmen oder zu verschiedenen Zwecken (Nr. 1
bis 4) verwenden will.
Auch die Zinsenmassen mehrerer Jahre können mit Ein-
willigung der betheiligten Akademien für ein und dasselbe
Unternehmen bestimmt und verwendet werden.
Ordentlichen einheimischen Mitgliedern der konferirenden
Akademie dürfen weder Preise noch Reisestipendien ertheilt
werden.
Die wissenschaftlichen Arbeiten ad 1. 2. 4., sowie die
Reiseberichte ad 3. müssen in Lateinischer, Deutscher, Eng-
lischer, Französischer oder Italienischer Sprache abgefasst sein.
§ 17. Beabsichtigt die Akademie ein bereits vollendetes
Werk zu prämiiren (§16 Nr. 1), so hat dieselbe innerhalb
Satzungen der Stiftungen 31
eines Jahres, von dem Zeitpunkte an gerechnet, wo ihr die
Zinsenmasse zur Verfügung gestellt ist, diese Prämiirung aus-
zusprechen und dem Kuratorium unter Uebersendung des Werkes
sowie des die Prämiirung motivirenden Gutachtens die Zahlungs-
anweisung zu ertheilen.
Schriften , welche schon länger als vier Jahre vor dem
Beschlüsse, ein Werk zu prämiiren, durch den Druck veröffent-
licht worden, sind von der Prämiirung ausgeschlossen.
Die Auszahlung der ganzen Prämie für ein Werk, welches
im Manuscripte vorliegt, darf erst nach der Veröffentlichung
des Werkes durch den Druck erfolgen.
§ 18. Stellt die Akademie eine Preisaufgabe (§ 16 Nr. 2),
so veröffentlicht sie innerhalb eines Jahres, von dem Zeitpunkte
an gerechnet, wo ihr die Zinsenmasse zur Verfügung gestellt
ist, in ihren Organen und in den ihr geeignet erscheinenden
öffentlichen Blättern das Thema, die Bedingungen der Kon-
kurrenz und den Zeitpunkt der Ablieferung der Arbeiten, setzt
auch das Kuratorium hiervon in Kenntniss.
An dem auf diesem Zeitpunkt der Ablieferung zunächst
folgenden 21. Februar oder in der demnächst folgenden Ge-
samtsitzung verkündet die Akademie das Resultat der Kon-
kurrenz-Ausschreibung, sowie den Namen des Verfassers der
gekrönten Preisschrift und ertheilt demnächst dem Kuratorium
bei Uebersendung der Preisschrift und des die Preisertheilung
motivirenden Gutachtens die Zahlungsanweisung.
Die Auszahlung der ganzen Prämie erfolgt auch in diesem
Falle erst dann, wenn die Veröffentlichung der Preisschrift
durch den Druck bewirkt wird.
Ist die Preisaufgabe nach dem Urtheile der Akademie
nicht gelöst, so steht es in ihrer Befugniss, dieselbe Aufgabe
nochmals zur Konkurrenz auszuschreiben.
§ 19. Bewilligt die Akademie ein Reisestipendium (§ 16
Nr. 3), so wird dieser Beschluss innerhalb eines Jahres, von
dem Zeitpunkte an gerechnet, wo ihr die Zinsenmasse zur
Verfügung gestellt ist, spätestens am nachfolgenden 21. Februar
oder in der demnächst folgenden Gesamtsitzung verkündet und
•*2 Satzungen der Stiftungen
steht es in der Befugniss der Akademie, dem Perzipienten eine
bestimmte Anweisung zu ertheilen. Der diesfällige Beschluss
unter Angabe der Zahlungsmodalitäten ist dem Kuratorium
zur Ausführung mitzutheilen. Die Akademie wird Massregeln
treffen oder durch das Kuratorium treffen lassen, welche die
Veröffentlichung des Reiseberichtes möglichst sichern.
§ 20. Entscheidet sich die Akademie dafür, die Zinsen-
masse ganz oder zum Theile einem Rechtsgelehrten zur Aus-
führung einer bestimmten wissenschaftlichen Arbeit zu ge-
währen (§16 Nr. 4), so ist sie verpflichtet, über den Plan der
Arbeit vom Verfasser eine Vorlage zu erfordern, von dem
Fortgange des Unternehmens sich in Kenntniss zu erhalten
und die Veröffentlichung des Resultates der Forschungen mög-
lichst zu sichern.
Dem Kuratorium wird bei Mittheilung der gemachten
Vorlagen und der in der Angelegenheit von der Akademie
gefassten Beschlüsse die Zahlungs-Anweisung ertheilt.
§ 21. Verfügt die Akademie an dem 21. Februar oder
in der demselben zunächst folgenden Gesammtsitzung (§§ 18
bis 19) nicht über die ihr zur Verfügung gestellte Zinsen-
masse oder macht sie nicht innerhalb des einjährigen Zeit-
raumes von dem ihr nach § 17 resp. § 20 zustehenden Rechte
Gebrauch , ein bereits vollendetes Werk zu prämiiren , be-
ziehungsweise einem Rechtsgelehrten zur Ausführung einer
wissenschaftlichen Arbeit die Mittel zu überweisen, oder er-
klärt sie nicht innerhalb gleicher Frist dem Kuratorium, dass
sie von dem Rechte des § 16 Alinea 3 Gebrauch mache, so
ist die Masse der ferneren Verfügung der Akademie entzogen.
Diese verfallenen Massen werden einem besonders zu ver-
waltenden Fonds der Stiftung zugeschrieben , dessen Zinsen
zur Deckung der Druckkosten für die prämiirten Werke gleich-
zeitig mit der Zinsenmasse des Kapital- Vermögens (§ 12) der
Akademie zur Verfügung gestellt werden.
Die von der Akademie nicht zum Druck angewiesenen
Zinsen des Druckkostenfonds werden zum Kapitale dieses Fonds
geschlagen.
Satzungen der Stiftungen 33
§ 22. Abänderungen dieses Statuts bedürfen, ausser der
Bestätigung der Staatsbehörde, der Zustimmung der drei Aka-
demien und des Kuratoriums der Stiftung.
So beschlossen zu Berlin, den 27. März 1863.
Das Gründungs- Comite der Savigny-Stiftung:
* v. Bernuth. v. Bethmann-Hollweg.
Borchardt. Bornemann. Dr. Bruns. Dr. Dove.
Dr. Gneist. Dr. Heydemann. Dr. Homeyer.
Meyen. Freiherr v. Patow. Dr. Richter.
Dr. Rudorff. Graf v. Schwerin. Simson.
Voikmar. Graf v. Wartensleben.
Auf Grund vorstehender Statuten ist die hiesige Savigny-
Stiftung durch die Allerhöchste Ordre vom 20. v. Mts., welche
wörtlich, wie folgt, lautet:
„Auf Ihren Bericht vom 18. ds. Mts. will Ich der
„Savigny-Stiftung zu Berlin auf Grund ihres wieder
„beifolgenden Statuts de dato Berlin den 27. März
„1863 hiermit Meine landesherrliche Genehmigung
„ertheilen"
Salzburg, den 20. Juli 1863.
Gez. WILHELM.
Gez. v. Mühler.
„An den Minister der geistlichen, Unter-
richts- und Medicinal- Angelegenheiten"
landesherrlich genehmigt worden.
Berlin, den 6. August 1863.
(L. S.)
Der Minister der geistlichen, Unterrichts-
und Medicinal-Angelegenheiten.
In Vertretung: Lehnert.*)
*) Die drei Akademien zu Berlin, München und Wien haben durch
Beschlüsse vom 23. April, bezw. 6. und 7. Mai 1863 die ihnen in der
Satzung zugedachten Funktionen dauernd übernommen. Das Kuratorium
der Stiftung konstituierte sich zu Berlin am 29. Dezember 1863.
Jahrbuch 1914. 3
34 Satzungen der Stiftungen
Durch das Kuratorium der Savigny- Stiftung sind in den
Jahren 1886 und 1887 folgende Zusätze zum Statut gemacht
und von den drei beteiligten Akademien , sowie von Staats-
aufsichtswegen von dem K. Preussischen Minister der geist-
lichen, Unterrichts- und Medizinal -Angelegenheiten genehmigt
worden:
1. Zusatz zu § 16. „Die verfügende Akademie ist be-
rechtigt auf Antrag des Kuratoriums die Zinsenmasse bis zu
einem Fünftel zur Unterstützung periodischer Publikationen,
welche zu den Zwecken der Savigny -Stiftung in Beziehung
stehen, zu verwenden."
2. Zusatz zu § 20. „Für die Ausführung der Arbeit in
der von der beteiligten Akademie zu bestimmenden Form hat
dieselbe einen Termin festzusetzen und ist berechtigt, denselben
auf höchstens zwei Jahre zu verlängern. Von der Verlängerung
ist das Kuratorium zu benachrichtigen.
Ist kein Termin festgesetzt, so gilt als solcher der Schluss
des fünften Jahres nach demjenigen Jahre, in welchem der
Auftrag erteilt worden ist. Erfolgt die Ausführung innerhalb
der bezeichneten Frist nicht, so werden die noch nicht er-
hobenen Beträge dem Fonds der Stiftung zugeführt."
II.
Revidierte Satzung der Liebig-Stiftung.*)
Allerhöchst genehmigt laut Entschliessung des K. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 9. April 1892
Nr. 5303.
§ 1.
Die Stiftung hat den Zweck, das Andenken an den Be-
gründer der Landwirtschafts-Wissenschaft auf dem Gebiete der
Naturforschung
*) Die Stiftung wurde begründet mit einem von praktischen Land-
wirten und Freunden der Landwirtschaft für Justus von Liebig gesam-
melten Ehrengeschenk im Betrag von 15200 Gulden. Die Bestimmungen
Satzungen der Stiftungen 35
Justus von Liebig
dauernd zu erhalten und zu ehren.
Dieselbe wurde am 9. August 1873 landesherrlich be-
stätigt, hat juristische Persönlichkeit und steht unter dem
Schutze der bayerischen Staatsverfassung.
§ 2.
Der Stiftungszweck soll durch öffentliche Anerkennung
hervorragender Leistungen in Beziehung auf die Landwirt-
schaft und zwar:
1. wissenschaftlicher Leistungen,
2. sonstiger erfolgreicher Bestrebungen überhaupt erreicht
werden.
Ausserdem können die aus der Stiftung fliessenden, zu
solchen Anerkennungen nicht verbrauchten Mittel auch behufs
Anregung und Förderung zur Landwirtschaft in Beziehung
stehender wissenschaftlicher Arbeiten, Publikationen oder son-
stiger Unternehmungen Verwendung finden.
§ 3.
Die öffentlichen Anerkennungen erfolgen entweder auf
Grund des Erlasses von Preisausschreiben über wissenschaft-
liche Fragen oder ohne Preisbewerbung nach freiem Ermessen
des Kuratoriums der Liebig- Stiftung.
Bewerbungen , welche nicht durch ein Preisausschreiben
veranlasst wurden, sind unzulässig.
§ 4.
Die Auszeichnungen bestehen:
1. in Medaillen von Gold, Silber oder Bronce,
2. in Ehrengeschenken in Geld, nicht unter fünfhundert
Mark deutscher Währung.
über die Verwendung dieses Geschenks für eine Liebig - Stiftung und
über den Zweck derselben wurden noch von Liebig selbst, kurz vor
seinem Tode, getroffen. Zur Zeit ist das Stiftungskapital auf 47 700 M.
angewachsen.
3*
36 Satzungen der Stiftungen
§ 5.
Die Verleihung einer Medaille in Gold schliesst ein Geld-
Ehrengeschenk aus. Mit letzterem dagegen ist die Bewilligung
der silbernen oder broncenen Medaille verbunden, welche aber
auch für sich allein verlieren werden können.
§6.
Die Zahl der gleichzeitigen Inhaber der goldenen Me-
daille ist auf acht beschränkt, so dass nach Erfüllung dieser
Zahl eine weitere Verleihung nur nach dem Tode eines In-
habers derselben erfolgen kann. Nur deutsche oder Deutsch-
Oesterreicher sind befähigt, solche zu erlangen.
§ 7.
Bei einer Konkurrenz um Preise, welche in Folge des-
fallsiger Ausschreiben verliehen werden , sollen nur wissen-
schaftliche Arbeiten zulässig sein, die in deutscher Sprache
abgefasst sind; die Verleihung der Preise dagegen ist, inso-
ferne nicht die goldene Medaille in Frage steht (§ 6), an eine
Nationalität nicht gebunden.
§ 8.
Ueber die Einkünfte aus dem Stiftungs-Kapital im Sinne
der entsprechenden Bestimmungen verfügt das Kuratorium der
Lie big- Stiftung.
§9.
Dieses Kuratorium soll bestehen:
1. aus dem Präsidenten der k. Akademie der Wissen-
schaften in München;
2. aus dem Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse
derselben Akademie;
3. aus einem weiteren Mitgliede dieser Klasse;
4. aus den Inhabern der goldenen Lie big-Medaille;
5. aus einem Lehrer der Volkswirtschaft an der Universität
oder der technischen Hochschule München;
6. aus einem derselben Universität oder einer der beiden
andern Hochschulen Münchens (der technischen und
Satzungen der Stiftungen 37
tierärztlichen) an gehörigen Vertreter eines landwirtschaft-
lichen oder zur Landwirtschaft in naher Beziehung
stehenden Faches;
7. aus einem Nachkommen Justus von Liebigs in männ-
licher Linie, wofern dessen männliche Descendenz diese
Vertretung wünscht und dem Kuratorium die betreffende
Person schriftlich bezeichnet. Dieselbe wird von den
majorennen männlichen Familien-Mitgliedern auf Lebens-
dauer durch Stimmenmehrheit gewählt.
§ 10.
Die in München wohnenden Mitglieder des Kuratoriums
bilden den Lokal-Ausschuss, welcher die laufenden Geschäfte
zu besorgen hat.
Der Präsident der Akademie der Wissenschaften in München
führt als solcher den Vorsitz im Kuratorium, der Sekretär der
mathematisch - physikalischen Klasse vertritt denselben; den
Schriftführer wählt der Vorsitzende aus den Mitgliedern des
Lokal- Ausschusses.
§n.
Das unter § 9. 3. erwähnte Mitglied der Akademie und
der unter § 9. 5. erwähnte Lehrer der Volkswirtschaft sowie
das unter § 9. 6. erwähnte Mitglied einer der drei Hoch-
schulen Münchens wird auf Vorschlag des Vorsitzenden von dem
Lokal-Ausschuss gewählt.
§ 12.
Der Lokal-Ausschuss sowie das Plenum des Kuratoriums
treten in Folge besonderer Einladung des Vorsitzenden, welcher
die Gegenstände der Verhandlungen anzufügen sind, nach Be-
dürfnis zusammen, um über die Erreichung der Zwecke der
Stiftung zu beraten.
§ 13.
Jedes Mitglied des Kuratoriums ist berechtigt, schriftlich
oder mündlich Anträge zu stellen, und der Vorsitzende ist ver-
pflichtet, diese zur Beratung und nach Massgabe des § 14 zur
Abstimmung zu bringen.
38 Satzungen der Stiftungen
§ 14-
In allen Fällen, in welchen die Erfüllung des Stiftungs-
zweckes (§ 2) in Frage steht, fasst der Lokal-Ausschuss keine
bindenden Beschlüsse; derselbe formuliert und begutachtet
zunächst nur die eingekommenen Vorschläge und unterbreitet
sie dann den auswärtigen Mitgliedern zur schriftlichen Ab-
stimmung.
Zur Vornahme derselben wird den auswärtigen Mitgliedern
von dem Vorsitzenden eine Präklusivfrist gesetzt, nach deren
fruchtlosem Verlaufe die Stimmenabgabe nicht mehr zulässig
ist. Stimmen, welche nicht bestimmt mit „Ja" oder „Nein"
lauten, werden nicht gezählt.
Die definitive Abstimmung des Lokal-Ausschusses erfolgt
erst nach Eingang der Abstimmung der auswärtigen Mitglieder.
Der definitive Beschluss des Kuratoriums verlangt zwei
Dritteile der von den auswärtigen und einheimischen Mitgliedern
abgegebenen Stimmen.
§ 15.
Das Kuratorium wird nach Aussen durch den Vorsitzenden
desselben vertreten. Derselbe hat die Beschlüsse, so weit solche
von weiterem Interesse für das Publikum sind, bekannt zu
machen.
§ 16.
Verleihungen von Medaillen der Liebig-Stiftung oder
von Ehrengeschenken (resp. Zuerkennungen von Preisen in
Folge von Ausschreibungen) oder Unterstützungen von Unter-
nehmungen aus derselben sind der deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft, so lange diese besteht, zur Proklamierung bei
derselben mitzuteilen. Ausserdem werden solche durch die
Presse zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
§ 17.
Die Stiftung domiziliert in München und führt den Namen
Liebig-Stiftung.
Satzungen der Stiftungen 39
' § 18.
Das Vermögen der Stiftung besteht:
1. aus einem von Freunden der Sache gespendeten Ehren-
geschenke von dreissigtausend Mark;
2. aus etwaigen Schenkungen, welche in der Absicht ge-
macht werden, den Grundstock der Stiftung zu erhöhen.
Die Verwaltung des Stiftungsfonds geschieht durch den
Lokal - Ausschuss und die Kassa Verwaltung der K. Akademie
der Wissenschaften nach den Normen, welche für diese Kassa-
verwaltung gegeben sind.
Die Kassa- Kuratel und die Rechnungs- Revision hat die
K. Rechnungskammer.
§ 19.
Das Stiftungsvermögen soll pupillarisch, wo möglich hypo-
thekarisch angelegt und darf in keinem Falle dauernd ver-
mindert werden; es soll eine jährliche Rente von mindestens
1 200 Mark abwerfen. Tritt durch unvermeidliche Ereignisse
eine Schmälerung dieser Rente ein, so ist die Verwendung
dieser Stiftungsrente ganz oder teilweise zu sistieren, bis die
Normalrente wieder erreicht ist.
§ 20.
Aenderungen an diesem Statut, wenn einzelne Bestimmungen
bei der Ausführung auf Schwierigkeiten stossen, oder wenn die
Zeitverhältnisse solche erfordern sollten, hat das Kuratorium
das Recht jederzeit vorzunehmen; dieselben können jedoch
nur dann bewirkt werden, wenn mindestens zwei Drittel der
Mitglieder des Kuratoriums zustimmen.
Jede Abänderung des Statuts bedarf der königlichen Ge-
nehmigung.
40 Satzungen der Stiftungen
III.
Satzung des Zographos-Fonds zur Förderung des Studiums
der griechischen Sprache und Literatur
beschlossen von der philos.-philol. Klasse der K. bayer. Akademie der
Wissenschaften in der Sitzung vom 3. Februar 1877, bezw. vom 6. März
1886, genehmigt vom K. Staatsministerium durch Entschliessung vom
10. Februar 1877, bezw. vom 27. Mai 1886.
§ i.
Das von Herrn Christakis Zographos geschenkte Kapital
im Betrage von 25000 Francs oder 20000 Mark wird den
für die Anlage von Stiftungsgeldern massgebenden Vorschriften
entsprechend in Wertpapieren angelegt , welche dem Kassier
der K. Akademie der Wissenschaften zur Aufbewahrung zu
übergeben sind.
§ 2.
Die Beschlussfassung über die Art der ersten Anlage des
Kapitals und über die Wiederanlage etwa heimbezahlt werdender
Kapitalbeträge steht, vorbehaltlich der im § 1 gezogenen
Schranken, dem Vorstande der K. Akademie der Wissenschaften
in Gemeinschaft mit den Klassen-Sekretären zu; jedoch darf
dabei eine Herabminderung des Kapitals unter den Nominal-
wert nicht stattfinden, welchen dasselbe zur Zeit aufweist oder
im betreffenden Zeitpunkte zufolge einer etwa inzwischen ein-
getretenen Admassierung aufweisen wird.
§3.
Sollte durch irgend welchen Unglücksfall eine Vermin-
derung des Kapitals eintreten, so sind die aus ihm fliessenden
Renten so lange zu dessen Wiederergänzung zu verwenden,
bis dasselbe wieder auf seinen ursprünglichen Nominalbetrag
gebracht ist, und hat so lange jede anderweitige Verwendung
derselben zu unterbleiben.
§*•
Der Kassier der K. Akademie der Wissenschaften hat nicht
nur für die gehörige Aufbewahrung der Wertpapiere zu sorgen,
Satzungen der Stiftungen 41
sondern auch die Ziehungslisten in Bezug auf diese zu über-
wachen und die fälligen Zinsen rechtzeitig zu erheben. Werden
Papiere des Fonds zur Heimbezahlung gezogen oder ander-
weitig gekündigt, so hat er hievon dem Vorstande der K. Aka-
demie und den Klassensekretären sofort Anzeige zu machen
und auf die ihm gemäss eines nach § 2 gefassten Beschlusses
erteilte Weisung für die Erhebung und Wiederanlage der Be-
träge zu sorgen. Auch hat derselbe jährlich über den Stand
des Fonds und die für denselben bezogenen Einnahmen und
Ausgaben schriftliche Rechnung zu stellen, von deren Ergebnis
in der nächstfolgenden Sitzung der philos.-philol. Klasse Mit-
teilung zu machen ist, nachdem dieselbe zuvor durch den Vor-
stand der Akademie und die Klassensekretäre geprüft worden
sein wird.
§ 5.
Die Verwendung der Renten des Kapitals erfolgt, nach
Abzug der auf dessen Verwaltung erlaufenden Kosten (s. § 10)
und vorbehaltlich der im § 3 gesetzten Einschränkung derart,
dass alle zwei bis vier Jahre, je nach dem Umfang oder der
Schwierigkeit der Aufgabe, ein dem jedesmal verfügbaren
Rentenbetrage möglichst entsprechender Preis ausgeschrieben
beziehungsweise zuerkannt wird für die Bearbeitung eines
Themas , welches dem Gebiete der Sprache , Literatur , des
öffentlichen und Privat-Lebens der Griechen im Altertum oder
im Mittelalter entnommen ist. Von dem zuerkannten Preise
wird ein Teil sofort nach der Zuerkennung, der Rest aber erst
dann zahlbar, wenn der Verfasser für die Druck -Veröffent-
lichung genügende Sicherheit geboten hat; die ziffermässige
Ausscheidung der beiden Beträge bleibt von Fall zu Fall dem
Beschlüsse der philos.-philol. Klasse vorbehalten.
§ 6.
Sowohl die Wahl der Preisaufgaben als die Zuerkennung
der Preise erfolgt durch den Beschluss der philos.-philol. Klasse
nach einfacher Mehrheit der in der betreffenden Sitzung an-
wesenden ordentlichen Mitglieder auf Grund eines vorgängigen
42 Satzungen der Stiftungen
Berichtes, welchen ein von ihr gewähltes Comite erstattet haben
wird. Sowohl die gestellten Preisaufgaben als die zuerkannten
Preise sollen namens der Gesamt- Akademie an ihrem Stiftungs-
Feste verkündet und in einigen der gelesensten Blätter öffent-
lich ausgeschrieben werden.
§ 7.
Konkurrenzfähig sind Arbeiten, welche entweder in deutscher
oder in lateinischer oder in griechischer Sprache geschrieben
sind. Dieselben müssen an Stelle des Namens des Verfassers
ein Motto tragen, welches an der Aussenseite eines mitfolgenden,
den Namen des Verfassers enthaltenden, verschlossenen Couverts
wiederkehrt. Der unerstreckliche Einsendungs-Termin ist der
31. Dezember desjenigen Jahres, mit welchem die Bewerbungs-
frist abläuft.
§ 8.
Die philos.-philol. Klasse wählt aus ihrer Mitte auf drei
Jahre das Comite, dem sie die Berichterstattung über die ein-
gelaufenen Arbeiten und die Vorschläge der neu zu stellenden
Preisaufgaben überträgt. Sie wird in ihrer dem Stiftungstage
der Akademie zunächst vorangehenden Sitzung diesen Bericht
und diese Vorschläge entgegennehmen und über die betreffenden
Fragen Beschluss fassen. Das Ergebnis hievon ist sofort dem
Vorstande der Akademie mitzuteilen.
§9.
Glaubt die Klasse keiner der eingelaufenen Arbeiten den
Preis zuerkennen zu können, oder sind solche überhaupt nicht
eingelaufen, so hat dieselbe sofort darüber Beschluss zu fassen,
ob der demzufolge unverwendet bleibende Rentenbetrag zu
weiteren Preis- Ausschreibungen verwendet oder aber zum Kapital
geschlagen werden soll.
§ 10.
Die eigentlichen Regiekosten, Briefporti, Zeitungs-Inserate,
ferner angemessene Remunerationen für den Kassier, sowie für
die jedesmaligen Preisrichter, sind auf Rechnung der laufenden
Renten zu tragen.
Satzungen der Stiftungen 43
IV.
Münchener Bürgerstiftung bei der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
Von dem Wunsche geleitet, dem derzeitigen Präsidenten
der Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften, Max
von Pettenkofer, Ehrenbürger der Stadt München und Be-
sitzer der goldenen Bürgermedaille , einen bleibenden Beweis
der Verehrung und des Dankes für sein gemeinnütziges Wirken
zu geben, hat sich eine Anzahl von Münchener Bürgern und
Firmen zu dem Zwecke vereinigt, ein Kapital zu sammeln
und der Kgl. Akademie der Wissenschaften zur Verfügung zu
stellen, um daraus eine „ Münchener Bürgerstiftung bei der
Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften" zu errichten.
Nachdem die gezeichneten und eingezahlten Beträge die
Summe von 70000 M. überschritten haben, wurde durch den
Präsidenten und die drei Klassensekretäre Namens der Gesamt-
akademie beschlossen, der zu errichtenden Stiftung folgendes
Statut zu geben:
Satzung der Münchener Bürgerstiftung bei der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
Landesherrlich bestätigt laut Entschliessung des K. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 8. Juni 1896
Nr. 8510.
§ 1.
Aus Spenden Münchener Bürger und Firmen wird eine
Stiftung errichtet unter dem Namen „ Münchener Bürgerstiftung
bei der Kgl. bayerischen Akademie der Wissenschaften*.
§ 2.
Zweck der Stiftung ist, aus den Zinsen dieses der Kgl. Aka-
demie zur Verfügung gestellten Kapitals Forschungen auf dem
Gebiet derjenigen Wissenschaften zu veranlassen und zu unter-
stützen , welche in der mathematisch - physikalischen Klasse
Vertretung finden.
44 Satzungen der Stiftungen
§3.
Das Stiftungs vermögen wird gebildet: durch die bereits
eingezahlten Geldbeträge, ferner durch künftige, dem gleichen
Zwecke gewidmete Spenden, endlich durch nicht aufgebrauchte,
zum Kapital geschlagene Zinsen. — Sollte durch unvorher-
gesehene Ereignisse eine Verminderung des Kapitals eintreten,
so muss dasselbe aus den jährlichen Renten wieder auf seine
vorige Höhe gebracht werden.
§ 4.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassenverwaltung der Kgl. Akademie der Wissen-
schaften nach den für die übrigen akademischen Stiftungen
geltenden Vorschriften.
§ 5.
Ueber die Verwendung der jährlichen Zinsen des Stiftungs-
vermögens zu dem in § 2 bezeichneten Zweck entscheidet eine
Kommission, welche aus dem Präsidenten der Kgl. Akadmie, dem
Sekretär der matbem. -physikalischen Klasse und drei weiteren,
auf je drei Jahre gewählten Mitgliedern dieser Klasse besteht.
§ 6.
Die Namen der Bürger und Firmen, welche für die Mün-
chener Bürgerstiftung einen Betrag von mindestens 1000 M.
(eintausend Mark) gespendet haben , werden zum ehrenden
Gedächtnis auf einer in den Räumen der Kgl. Akademie anzu-
bringenden Tafel verzeichnet.
§ 7.
Aenderungen dieses Statuts sind nur auf Antrag der mathe-
matisch-physikalischen Klasse durch einmütigen Beschluss des
Präsidenten der Kgl. Akademie und der drei Klassensekretäre
und mit Allerhöchster Genehmigung zulässig.
München, den 25. April 1896.
Der Präsident der Kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften
Dr. M. v. Pettenkofer.
Die Sekretäre der philos.-philol, math.-physikal. und
historischen Klasse
W. Christ. Carl Voit. C. A. Cornelius.
Satzungen der Stiftungen 45
V.
Cramer-Klett-Stiftung bei der Kgl. bayerischen Akademie
der Wissenschaften.
Bestrebt dem Beispiel seines verewigten Vaters nachzueifern,
welcher durch seine Stiftungen für das Gewerbemuseum in
Nürnberg und für die Kgl. technische Hochschule in München
seinen Gemeinsinn bekundet hat, zugleich auch beseelt von dem
Wunsche, dem derzeitigen Präsidenten der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften, Dr. Max von Pettenkofer,
ein Zeichen seiner Verehrung zu geben, hat Herr Theodor
Freiherr von Cramer-Klett, erblicher Reichsrat der Krone
Bayern, unter dem 21. Oktober 1896 durch Vermittlung Seiner
Exzellenz des Kgl. Staatsministers des Innern für Kirchen- und
Schulangelegenheiten, Herrn Dr. Robert Ritter von Landmann,
der Kgl. Akademie der Wissenschaften ein Kapital von 60 000 Mark
zur Verfügung gestellt, damit daraus eine
Cramer-Klett-Stiftung
begründet werde, deren Satzungen im allgemeinen den Satzungen
der im April dieses Jahres begründeten Münchener Bürgerstiftung
entsprechen sollen.
Demnach haben der Präsident und die drei Klassensekretäre
Namens der Gesamtakademie am 13. November 1896 folgendes
Statut verabredet und beschlossen , welches von dem Stifter
am 23. November 1896 in Rom gebilligt und unter dem
13. Dezember 1896 landesherrlich bestätigt worden ist:
Satzung der Cramer-Klett-Stiftung bei der Kgl. bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
§ 1.
Mit einem von Herrn Theodor Freiherrn von Cramer-
Klett, erblichen Reichsrat der Krone Bayern, zur Verfügung
gestellten Kapital von 60000 Mark wird eine Stiftung errichtet
unter dem Namen „Cramer-Klett-Stiftung bei der Kgl. bayer.
Akademie der Wissenschaften".
46 Satzungen der Stiftungen
§ 2.
Zweck dieser Stiftung ist, mit den jährlichen Zinsen des
Kapitals, soweit diese nicht zur Vermehrung des Kapitals selbst
bestimmt sind, wissenschaftliche Forschungen, vorzugsweise auf
dem Gebiete der Naturwissenschaften, zu veranlassen und zu
unterstützen.
§3.
Zur Erhöhung des Stiftungskapitals soll mindestens ein
Zehntel der jährlichen Zinsen verwendet werden.
§4.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Kgl. Akademie der Wissen-
schaften nach den für die übrigen akademischen Stiftungen
geltenden Vorschriften.
§ 5.
Ueber die Verwendung der jährlichen Zinsen des Stiftungs-
vermögens zu den in § 2 und § 3 bezeichneten Zwecken ent-
scheidet eine Kommission , welche aus dem Präsidenten der
Kgl. Akademie, dem Sekretär der mathematisch-physikalischen
Klasse und drei weiteren, auf je drei Jahre gewählten Mit-
gliedern dieser Klasse besteht.
§6.
Aenderungen dieses Statuts sind nur auf Antrag der
mathematisch-physikalischen Klasse durch einmütigen Beschluss
des Präsidenten der Kgl. Akademie und der drei Klassensekretäre
und mit Allerhöchster Genehmigung zulässig.
München, den 13. November 1896.
Der Präsident der Kgl. b. Akademie der Wissenschaften
Dr. M. v. Pettenkofer.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-physikal. und
historischen Klasse
W. Christ. Carl Voit. C. A. Cornelius.
Satzungen der Stiftungen 47
VI.
Satzung der Thereianos-Stiftung zur Förderung der
alt- und mittelgriechischen Studien.
Festgesetzt in der Sitzung der philosophisch-philologischen Klasse der
kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften am 5. Februar 1898. Genehmigt
vom kgl. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegen-
heiten am 18. Mai 1898 Nr. 7716.
§ i-
Der am 15. März 1897 in Triest verstorbene Gelehrte
Dr. Dionysios Thereianos hat durch testamentarische Ver-
fügung vom 18. /30. Juli 1895 die kgl. bayer. Akademie der
Wissenschaften zur Universalerbin seines Wertnachlasses ein-
gesetzt, um damit nach Erfüllung der legataren Auflagen
einen Fonds zur Förderung der alt- und mittelgriechischen
Studien zu begründen.
§ 2.
Der Gesamtnachlass betrug nach amtlicher Schätzung
162 844 Gulden 15 Kreuzer österreichischer Währung. Nach
Wegfertigung der testamentarischen einmaligen Auflagen, der
Erbschaftssteuern und sonstigen Kosten der Nachlassbehandlung
sind verblieben:
in Wertpapieren nach dem Kurswerte 258920 M. 60 Pf.
und im Baren 3387 „ 51 „
sohin ein Gesamtvermögen von 262308 M. 11 Pf.
dessen jährliches Zinserträgnis nach Auszahlung zweier auf
Lebenszeit gewährten Leibrenten im Betrag von jährlich 1200
Gulden und 1000 Gulden ö. W. für die Zwecke des Thereianos-
Fonds zu verwenden ist.
§ 3.
Das Fondskapital besteht in Wertpapieren und wird von
der Kassa der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften nach
den für die übrigen akademischen Stiftungen und Fonds be-
stehenden Vorschriften verwaltet.
48 Satzungen der Stiftungen
§4.
Massgebend ist für die Verwendung der verfügbaren Mittel
der Wille des Stifters, den derselbe in seinem Testament in
nachfolgender Weise kundgegeben hat:
„Ich vermache der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften
mein Vermögen, damit aus den Zinsen desselben alljährlich
beim Stiftungsfeste Preise zu 1000 oder 2000 Frcs. verteilt
und ausserdem wissenschaftliche Unternehmungen unterstützt
werden.
Ueber die Zahl der Preise und über die Höhe der zur
Unterstützung wissenschaftlicher Unternehmungen zu verwen-
denden Summen entscheidet nach den jeweiligen Bedürfnissen
die Akademie, doch muss jedes Jahr wenigstens ein Preis ver-
teilt werden. Sowohl die zu prämiierenden Arbeiten, als die
zu unterstützenden Unternehmungen müssen der Geschichte,
Sprache, Literatur oder Kunst der Griechen, von den ältesten
Zeiten bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken,
angehören. Sowohl die Preise als die sonstigen Unterstützungen
sollen nur an bayerische oder auch an griechische Gelehrte
gegeben werden."
§5.
Ueber die Verwendung der Mittel des Thereianos-Fondes
beschliesst die philosophisch-philologische Klasse der Akademie
alljährlich in einer dem Stiftungsfeste vorausgehenden Sitzung
auf Grund von Vorschlägen einer von ihr gewählten Kommission.
Die Entscheidung erfolgt durch absolute Majorität der in der
betreffenden Sitzung anwesenden ordentlichen Mitglieder und
wird von dem Präsidenten der Akademie in der öffentlichen
Sitzung des Stiftungsfestes bekannt gegeben. Die erste Ver-
kündigung findet an dem Stiftungsfeste des Jahres 1899 statt.
§ 6.
Zur Vorbereitung der Anträge über die Verwendung der
Mittel wählt die philosophisch-philologische Klasse auf je drei
Jahre eine Kommission von fünf Mitgliedern aus ihrer Mitte.
Dieselbe kann nach Bedürfnis jederzeit auf Anregung der
Satzungen der Stiftungen 49
philosophisch - philologischen Klasse durch ein von der histo-
rischen Klasse zu wählendes sechstes Mitglied ergänzt werden.
Die Kommission wählt aus ihrer Mitte einen Vorsitzenden mit
dem Recht des Stichentscheides bei Stimmengleichheit.
§ 7.
Aus den Mitteln des Thereianos - Fonds werden zur För-
derung der Studien auf dem Gebiete der Geschichte, Sprache,
Literatur oder Kunst der Griechen im Altertum und Mittelalter
a) Preise erteilt,
b) Unterstützungen für wissenschaftliche Unternehmungen
gewährt.
§ 8.
Preise im Betrag von 800 oder 1600 Mark sind in Aus-
sicht genommen für wissenschaftlich wertvolle Schriften baye-
rischer, das ist in Bayern geborener oder dauernd in Bayern
domizilierender Gelehrter und Gelehrter griechischer Natio-
nalität. Ausser Konkurrenz bleiben Schriften der ordentlichen
und damit stimmberechtigten Mitglieder der philosophisch-philo-
logischen Klasse der bayerischen Akademie. Preise werden nur
erteilt für Schriften, die zu dem im § 7 bezeichneten Arbeits-
gebiet gehören und im nächst vorausgehenden oder einem der
10 vorausgehenden Jahre erschienen sind.
§9.
Jedes Jahr ist mindestens ein Preis zu erteilen. Für Preis-
erteilung überhaupt können jährlich nicht mehr als 3200 Mark
verwendet werden. Was von diesem Höchstmass für Preise
nicht ausgegeben wird, kann durch Beschluss der philosophisch-
philologischen Klasse zur Unterstützung wissenschaftlicher Un-
ternehmungen in dem durch § 7 bezeichneten Gebiete ver-
wendet werden.
§ io.
Unterstützungen wissenschaftlicher Unternehmungen werden
nur gewährt auf Grund der Vorlage eines genauen Arbeits-
jahrbuch 1914. 4
50 Satzungen der Stiftungen
planes und unter der Voraussetzung eines eingehenden, nach
dem Abschluss des Unternehmens an die Akademie zu erstat-
tenden Berichtes. In Betracht kommen nur Unternehmungen,
welche sich auf Geschichte, Sprache, Literatur oder Kunst der
Griechen im Altertum und Mittelalter beziehen und von einem
bayerischen oder griechischen Gelehrten ausgeführt oder doch
geleitet werden. Ueber die Zeit der Auszahlung der Unter-
stützungssumme ist für jeden einzelnen Fall Beschluss zu fassen.
§ n.
Diejenigen Erträgnisse des Fondskapitals, welche in einem
Jahre für die beiden bezeichneten Zwecke und etwaige Ver-
waltungskosten nicht zur Verwendung kommen, sind nach
jedesmaligem Beschluss der philosophisch-philologischen Klasse
entweder für das nächste Jahr zu reservieren oder zu dem
Fondskapital zu schlagen. Die Stellung eines Mitgliedes der
Kommission gilt als Ehrenamt und wird nicht honoriert.
§ 12.
Eine Aenderung der Statuten kann nur auf Antrag der
philosophisch - philologischen Klasse und des Präsidiums der
Akademie durch Entschliessung des kgl. bayer. Staatsmini-
steriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten
erfolgen.
Kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften.
M. v. PettenkoferT Präsident.
v. Christ, C. v. Voit, Friedrich,
Klassensekretäre.
Satzungen der Stiftungen 51
VII.
Satzung der Hardy-Stiftung bei der KgL Bayerischen
Akademie der Wissenschaften.
Landesherrlich bestätigt laut Entschliessung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 7. Juli 1905
Nr. 13828.
§ 1.
Der am 10. Oktober 1904 zu Bonn verstorbene Univer-
sitätsprofessor a. D. Dr. Edmund Hardy hat durch rechts-
gültiges Testament vom 28. Oktober 1901 die Königlich Baye-
rische Akademie der Wissenschaften zur Erbin seiner Hinter-
lassenschaft eingesetzt mit der Bestimmung, daraus abzüglich
einiger Vermächtnisse eine Stiftung für indologische Studien
zu errichten.
§ 2.
Das Stiftungsvermögen besteht
in Wertpapieren zum Kurswerte von 71347 M. 80 Pf.
in Barem 38 „ 50 „
somit in einem Gesamtvermögen von 71386 M. 30 Pf.
und wird von der Kassaverwaltung der K. Bayer. Akademie
der Wissenschaften nach den für die übrigen akademischen
Stiftungen und Fonds bestehenden Vorschriften verwaltet.
§ 3.
Massgebend ist für die Verwendung der verfügbaren Mittel
der Wille des Stifters, den er in seinem Testament in nach-
folgender Weise kundgegeben hat:
„Der Zinsertrag soll alljährlich am 9. Juli entweder
a) zur Unterstützung eines jungen Gelehrten, gleichviel
welchem deutschen Bundesstaat er angehören mag, der
seine Universitätsstudien bereits vollendet hat, behufs
Fortsetzung seiner Fachstudien, oder b) zu Preisen für
vorliegende, wissenschaftliche Leistungen oder c) zur Unter-
stützung wissenschaftlicher Unternehmungen verwendet
werden, — alles jedoch unter Beschränkung auf das Ge-
4*
52 Satzungen der- Stiftungen
biet der Indologie in dem Umfang dieses Begriffes, wie
er wissenschaftlich anerkannt wird.
„Die Verleihung eines Preises für gedruckte Werke
ist auf solche zu beschränken, die im Laufe der letzten
drei Jahre, vom Verleihungstermin an gerechnet, erschienen
sind. In diesem Falle, aber auch nur in diesem allein,
soll die Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit des Ver-
fassers zu einem deutschen Bundesstaat keinen Unterschied
begründen.
„Bei der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften soll
es stehen, im Falle, dass es sich um eine wissenschaftliche
Reise oder um Unterstützung grösserer wissenschaftlicher
Unternehmungen handelt, auch über den Zinsertrag von
zwei oder mehreren aufeinander folgenden Jahren kraft
eines einmaligen Beschlusses zu verfügen. Für die Ver-
längerung über das dritte Jahr hinaus soll es jedoch eines
erneuten Beschlusses bedürfen.
„Die Verwendung des Jahresertrages der Hardy-Stif-
tung soll jedesmal an einer geeigneten Stelle bekannt
gegeben werden.
„Wenn Verhältnisse irgendwelcher Art die Inanspruch-
nahme der Zinserträge der Stiftung für ihren eigentlichen
Zweck der Förderung der Indologie ausschliessen, so bleibt
es der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften anheim-
gegeben, sie für andere Zweige der orientalischen Forschung,
jedoch unter Bevorzugung solcher Zweige, welche sich mit
der Indologie berühren, entsprechend zu verwenden."
§ i-
Über die Verwendung der Mittel der Hardy- Stiftung be-
schliesst die philosophisch -philologische Klasse alljährlich in
ihrer Juli-Sitzung auf Grund von Vorschlägen einer zu diesem
Zweck eingesetzten Kommission. Diese besteht aus dem Prä-
sidenten der Akademie, dem Klassensekretär, zwei Mitgliedern
der philosophisch-philologischen und einem Mitglied der histo-
rischen Klasse, welche jeweils auf drei Jahre gewählt werden;
Satzungen der Stiftungen 53
doch soll unter allen Umständen der Vertreter der Indologie
dieser Kommission angehören.
§ 5.
Diejenigen Erträgnisse des Stiftungsvermögens, welche in
einem Jahre für den bezeichneten Zweck und etwaige Verwal-
tungskosten nicht zur Verwendung kommen, sind nach jedes-
maligem Beschluss der Klasse entweder für das nächste Jahr
zurückzubehalten oder zu dem Stiftungsvermögen zu schlagen.
§ 6.
Änderungen dieser Satzung sind nur auf Antrag der philo-
sophisch-philologischen Klasse und des Präsidiums der Akademie
mit Allerhöchster Genehmigung zulässig.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-phys. und historischen
Klasse
Kuhn. v. Voit. Friedrich.
VIII.
Satzung der Koenigs - Stiftung zum Adolf von Baeyer-
Jubiläum zur Förderung wissenschaftlicher chemischer
Forschungen.
Landesherrlich bestätigt laut EntSchliessung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 4. Dezember 1905
Nr. 26449.
§ 1.
Der ausserordentliche Professor an der Universität München
Dr. Wilhelm Koenigs hat bei der Königlich Bayerischen Aka-
54 Satzungen der Stiftungen
demie der Wissenschaften mit einem Kapital von 50000 Mark
eine Adolf von Baeyer-Jubiläums-Stiftung zur Förderung
wissenschaftlicher chemischer Forschungen errichtet.
§ 2.
Zweck der Stiftung ist, aus den Zinsen des Stiftungs-
vermögens wissenschaftliche chemische Forschungen zu unter-
stützen.
§ 3.
Das Stiftungsvermögen wird gebildet durch die bereits
eingezahlte Summe von 50000 Mark, ferner durch künftige,
dem gleichen Zweck gewidmete Spenden, endlich durch nicht
aufgebrauchte zum Kapital geschlagene Zinsen.
§ 4.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Kgl. Bayer. Akademie der
Wissenschaften nach den für die übrigen akademischen Stif-
tungen geltenden Vorschriften.
§ 5.
Die Entscheidung über die jährliche Vergebung der Zinsen
wird einer Kommission übertragen, welche besteht aus dem
Präsidenten der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften,
dem Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse und den-
jenigen ordentlichen Mitgliedern dieser Klasse, welche Ver-
treter der Chemie sind.
§ 6.
Gesuche um Bewilligung von Geldmitteln aus den Zinsen
der Stiftung sind an den Sekretär der mathematisch - physi-
kalischen Klasse zu richten, welcher sie der Kommission zur
Entscheidung vorlegt.
§ 7.
Sitzungen der Kommission finden wenigstens einmal im
Jahre statt. Die Einladungen hiezu ergehen vom Präsidium.
Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Präsidenten.
Satzungen der Stiftungen 55
§ 8.
Eine Änderung dieser Statuten kann nur auf Antrag der
in § 5 bezeichneten Kommission und nur mit Allerhöchster
Genehmigung erfolgen.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-phys. und historischen
Klasse
Kuhn. v. Voit. Friedrich.
IX.
Satzung der Wilhelm-Koenigs-Stiftung zur Förderung
botanischer und zoologischer Forschungen und
Forschungsreisen.
Landesherrlich bestätigt laut Entschliessung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 25. April 1907
Nr. 7754.
§ 1.
Die Erben des verstorbenen Professors der Chemie an der
Kgl. Universität München Dr. Wilhelm Koenigs stellten im
Sinne des Verstorbenen der Königlich Bayerischen Akademie
der Wissenschaften die Summe von 50 000 Mark zur Verfügung,
deren Zinsen Verwendung finden sollen zur Förderung bota-
nischer und zoologischer Forschungen und Forschungsreisen.
§ 2.
Die Entscheidung über die Vergebung der Zinsen wird
einer Kommission übertragen, welche besteht aus dem Prä-
sidenten der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften, dem
Sekretär der mathematisch -physikalischen Klasse und je einem
Vertreter der Botanik und der Zoologie, welche von der
mathematisch-physikalischen Klasse zu wählen sind.
56 Satzungen der Stiftungen
§ 3.
Die Vorschläge über die Verwendung der Stiftungszinsen
gehen von den beiden, nach § 2 gewählten Vertretern der
Botanik und Zoologie aus, wobei in der Regel abwechselnd
die eine und die andere der beiden Disziplinen berücksichtigt
werden sollen.
§ 4.
Die Vergebung der Zinsen findet alle zwei Jahre statt.
Doch kann in besonderen Fällen auf einstimmigen Beschluss
der Kommission auch in der Zwischenzeit über die vorhandenen
Zinsen verfügt werden.
Nicht verwendete Zinsen werden zum Kapital geschlagen.
§ 5.
Die mit Hilfe der Koenigs - Stiftung erworbenen oder
gesammelten Objekte (Naturalien und Instrumente) sind den
botanischen oder zoologischen Sammlungen des Staates zu
übergeben.
§ 6.
Wer aus der Koenigs - Stiftung eine Bewilligung erhält,
hat der Kommission über die Verwendung der Mittel Bericht
zu erstatten.
§ 7.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Kgl. Bayer. Akademie der
Wissenschaften nach den für die übrigen — nicht in das
Depot der Bank gegebenen — Stiftungsgelder geltenden Vor-
schriften.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der philos.-philol., math.-phys. und historischen
Klasse
Kuhn. v. Voit. Poehlmann.
Satzungen der Stiftungen 57
X.
Satzung des Georg HitFschen Fonds zur Förderung
der Medaillenkunst.
Bestätigt durch Entschliessung des Kgl. Staatsministeriums des Innern
für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 22. Januar 1909 Nr. 1424.
§ i.
Herr Privatier Georg Hitl in München hat dem Kgl. Ge-
neralkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des
Staates die Summe von 15000 Mark schenkungsweise mit der
Bestimmung überwiesen, dass deren Zinsen Verwendung finden
sollen zur Förderung der modernen Medaillenkunst.
§ 2.
Die Entscheidung über die Vergebung der Zinsen trifft
eine Kommission, die aus dem Generaldirektor der wissen-
schaftlichen Sammlungen des Staates, dem Schenker, zwei
Künstlern und zwei Sachverständigen besteht. Einer der letz-
teren hat der Direktor oder ein Beamter des Münzkabinettes
zu sein.
Die Mitglieder der Kommission werden vom General-
direktor im Einvernehmen mit dem Stifter und dem Direktor
des Münzkabinettes gewählt. Spätere Ergänzungen trifft die
Kommission selbst.
Die Kommission wählt aus ihrer Mitte den Vorsitzenden.
Die Kommission tritt alljährlich mindestens einmal bis
spätestens 20. Dezember zusammen. Die Einberufung geschieht
durch das K. Generalkonservatorium. Die Beratung findet im
K. Münzkabinett statt.
§ 3.
Die jährlichen Zinsen können Verwendung finden:
a) alljährlich als Preis für die hervorragendste Leistung
auf dem Gebiet der modernen Medaillenkunst während
des verflossenen Jahres.
Zu diesem Zweck wird alljährlich das K. General-
konservatorium zur Einsendung von einschlägigen Ar-
58 Satzungen der Stiftungen
beiten an das K. Münzkabinett München bis zum 1. De-
zember öffentlich einladen. Hierbei können berück-
sichtigt werden nur fertige Medaillen oder plastische
Medaillenmodelle, ferner auch in Stahl geschnittene,
sowohl negative wie positive Stempel. Übersteigt das
Modell die projektierte Grösse der Medaille, so ist diesem
bei der Einsendung eine photographische Verkleinerung
im beabsichtigten Durchmesser beizufügen,
b) für Erteilung eines Auftrags.
Die Bestimmung des Vorwurfs für die Medaille bleibt
der Kommission vorbehalten, kann aber auch dem freien
Ermessen des zu beauftragenden Künstlers anheim-
gestellt werden.
Für Preise und Aufträge kommen nur in Betracht bayerische
oder in Bayern lebende Künstler.
§ 4.
Nicht verwendete Zinsen werden angesammelt und gelangen
spätestens alle drei Jahre, vom Datum dieser Satzungen ab
gerechnet, zur Verwendung.
§ 5.
Anlage und Verwaltung des Fondsvermögens, das gemäss
Entschliessung des K. Staatsministeriums des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten vom 12. November 1908 Nr. 23963
als gesondertes, staatliches Zweckvermögen anzusehen ist, er-
folgt durch die Kassaverwaltung der Königlich Bayerischen
Akademie der Wissenschaften nach den für die Verwaltung
von Stiftungsgeldern geltenden Vorschriften.
München, den 18. Januar 1909.
Der Generaldirektor der wissenschaftlichen Sammlungen
des Staates:
v. Heigel.
Der Direktor des K. Münzkabinetts:
Habich.
Satzungen der Stiftungen o9
XI.
Satzung der Heinrich v. Brunck-Stiftung.
Landesherrlich bestätigt laut Entschließung des Kgl. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 22. Oktober 1909
Nr. 26067.
§ 1.
Der Geheime Kommerzienrat Dr. Heinrich von Brunck
in Ludwigshafen am Rhein errichtet bei der Königlich Baye-
rischen Akademie der Wissenschaften mit einem Kapital von
50000 Mark eine „Heinrich von Brunck-Stiftung" zur
Förderung wissenschaftlich-chemischer Forschungen.
§ 2.
Zweck der Stiftung ist die Verwendung der Zinsen des
Stiftungsvermögens zur Unterstützung wissenschaftlich-chemi-
scher und physikalisch-chemischer Forschungen.
Die Bewilligung der Mittel erfolgt jährlich, jedoch ist für
den Fall des Auftretens eines größeren Bedarfs eine Über-
tragung von einem Jahr auf das andere zulässig.
§ 3.
Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassaverwaltung der Königlich Bayerischen Aka-
demie der Wissenschaften nach den für die „Koenigs-Stiftung"
geltenden Vorschriften.
§4.
Die Entscheidung über die Vergebung der Mittel wird einer
Kommission übertragen, welche besteht aus dem Präsidenten
der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, dem
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse und denjenigen
ordentlichen Mitgliedern dieser Klasse, welche Vertreter der
Chemie und der physikalischen Chemie sind.
§ 5.
Gesuche um Bewilligung von Geldmitteln sind an den
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse zu richten,
welcher sie der Kommission zur Entscheidung vorlegt.
60 Satzungen der Stiftungen
§ 6.
Sitzungen der Kommission finden wenigstens einmal im
Jahre statt. Die Einladungen hierzu ergehen vom Präsidium.
Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Präsidenten.
§7.
Eine Änderung dieser Statuten kann nur auf Antrag der
in § 4 bezeichneten Kommission und nur mit Allerhöchster
Genehmigung erfolgen.
Der Präsident der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften
v. Heigel.
Die Sekretäre der
Philos.-philol. Math.-physikal. Histor. Klasse
Kuhn. v. Goebel. v. Poehlmann.
Satzungen der Stiftungen 61
XII.
Satzung der Karl von Dapper- Saalfels -Stiftung
für biologische Studien in München.
Landesherrlich bestätigt laut Entschließung des K. Staatsministeriums
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 23. September 1913
Nr. 24126.
1. Aus einer von dem K. Hofrat, Großherzoglich Olden-
burgischen Geheimen Medizinalrate und K. Preußischen
Professor Dr. med. Karl von Dapper -Saal fels in Kis-
singen gespendeten Summe wurde von S. K. Hoheit Prinz
Ludwig der Betrag von 50,000 Mark der mathematisch-
physikalischen Klasse der K. Akademie der Wissenschaften
für biologische Studien zur Verfügung gestellt. Die K.
Akademie der Wissenschaften widmet diesen Betrag für
die Errichtung einer selbständigen Stiftung mit dem
Namen „Karl von Dapper-Saalfels-Stiftung für
biologische Studien in München".
2. Die Verwaltung dieser Stiftung steht der K. Bayerischen
Akademie der Wissenschaften in München zu, die Ent-
scheidung über die Verwendung der Zinsen wird einer
Kommission übertragen, welche besteht aus dem Präsi-
denten der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften,
dem Sekretär der mathematisch -physikalischen Klasse
und den Vertretern der Biologie in der Klasse.
3. Unterstützt werden können aus den Zinsen der Stiftung
sowohl wissenschaftliche Untersuchungen auf dem Gebiete
der Anatomie, Anthropologie, Botanik, Physiologie, speziell
Stoffwechsellehre und Balneologie und Zoologie, als auch
Studienreisen, indes keine Sammelreisen.
62 Satzungen der Stiftungen
4. Die Gesuche sind vor 1. Dezember jedes Jahres an den
Klassen sekretär zu richten. Die Sitzung der Kommission
findet im Dezember statt.
5. Über die mit Unterstützung der Stiftung ausgeführten
Untersuchungen ist der Klasse ein Bericht vorzulegen.
Mit Stiftungsmitteln gesammelte Objekte oder aus Stif-
tungsmitteln angeschaffte Apparate sind einer bayerischen
Staatssammlung oder einem bayerischen wissenschaftlichen
Staatsinstitut zu überweisen.
6. Nicht verwendete Zinsen werden zum Kapital geschlagen.
7. Anlage und Verwaltung des Stiftungsvermögens erfolgt
durch die Kassenverwaltung der K. Bayerischen Akademie
der Wissenschaften nach den für Stiftungsgelder geltenden
Vorschriften.
Die Kassenkuratel und die Rechnungsrevision hat die
K. Rechnungskammer.
München, den 5. September 1913.
K. Akademie der Wissenschaften.
Heigel
Präsident.
63
Öffentliche Sitzung
zur Feier des 155. Stiftungstages
am 14. März 1914.
Die Sitzung eröffnete der Präsident der Kgl. Akademie
der Wissenschaften Herr K. Th. von Heigel mit folgender
Ansprache :
Ew. Majestät!
Königliche Hoheiten!
Hochgeehrte Festversammlung!
Eine Umschau auf politischem Gebiet ist in unseren Tagen
wenig erfreulich. Überall Störungen oder doch Verstimmungen
im Konzert der Mächte, Friedensschlüsse, die keinen Frieden
bringen, offene Feindschaft zwischen den Nachbarn und selbst
zwischen Stammesgenossen, heimliche Begehrlichkeit im Lager
der Freunde, überall hochgespannte Elektrizitätsmengen, deren
Entladung früher oder später erfolgen wird.
Auch ein Blick auf die Geisteskultur von heute, auf den
Entwicklungsprozeß des wissenschaftlichen Lebens, gemahnt an
Piatons Wort: „JioÄe/uiovg ehai navxag Tiäoi", „daß alle mit
allen sich im Kriege befinden". Vor den Mauern von Weins-
berg kann seinerzeit der Ruf: Hie Weif, hie Waibling! nicht
stürmischer erklungen sein, als in unseren Tagen das Feld-
geschrei: Hie Humanismus, hie reale Bildung! Natur- und
Geisteswissenschaften befehden sich, statt sich zu unterstützen,
und auch innerhalb der einzelnen Disziplinen wird der Kampf
der Richtungen oft mit einem ochlokratischen Lärm geführt,
der mit der Würde der Wissenschaft nicht vereinbar ist.
64 Öffentliche Sitzung am 14. März
Um so dankbarer müssen wir am heutigen Festtage des
Stifters unsrer Akademie gedenken, der ein Institut schaffen
wollte, das allen einzelnen Wissenschaften dienen, aber auch
als friedlicher Hort für alle die ideale Einheit der Wissen-
schaft verwirklichen , als ein Mittel- und Sammelpunkt der
gesamten Forschungsarbeit dienen soll. Die Wissenschaften
haben ja bei aller Teilung und Spezialisierung am Ende doch
nur eine Aufgabe. Es verhält sich mit ihnen wie mit dem
Nervensystem des Menschen. Von den zahllosen Nervensträngen
scheint jeder nur für sich zu arbeiten; sie dienen den ver-
schiedenartigsten Zwecken, viele auffällig selbständig und un-
abhängig, aber alle stehen im Dienst des Gesamtorganismus
und erhalten in ihrer Gesamtwirkung den Menschen, die Mensch-
heit am Leben.
Lebenszweck der Akademien ist die Förderung des Wechsel-
verkehrs der einzelnen Wissenschaften, der es allein ermög-
licht, in allen Zonen des Kosmos zur Wahrheit vorzudringen.
Freilich können wir unser Fortschreiten auf diesen Bahnen
gar nicht bescheiden genug bewerten. „Der Wahrheit Schleier
hebt keine sterbliche Hand, wir können nur meinen und raten!"
Ursprung und Wesen, Werdeprozeß und Ordnung der geheimnis-
vollen psychischen und physischen Vorgänge und Erscheinungen
endgiltig zu erklären, scheint über unsere Kräfte zu gehen,
doch wir dürfen deshalb nicht erlahmen. „Im Gebirge der
Wahrheit" sagt Nietzsche, „kletterst Du nie umsonst; ent-
weder Du kommst schon heute weiter hinauf oder übst Deine
Kräfte, um morgen höher steigen zu können." Wir werden
dem Ziel wenigstens näher kommen, wenn wir eifrig und un-
verdrossen der Forschungsarbeit obliegen, stetig und unbeirrt,
wie das Feuer nach oben strebt und der Stein zur Tiefe.
Aus der Chronik der Akademie im abgelaufenen Jahre sei
nur Einiges hervorgehoben.
Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Therese geruhte,
dem Generalkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen
bekannt zu geben, daß sie ihre umfangreiche, bei Fachgelehrten
in hohem Ansehen stehende ethnographische Sammlung durch
Ansprache des Präsidenten. 65
testamentarische Verfügung dem Münchner ethnographischen
Museum zugewendet hat. Dieser Zuwachs wird um so will-
kommener sein, da die größtenteils von Ihrer Königlichen
Hoheit selbst auf wissenschaftlichen Reisen erworbenen Be-
stände hauptsächlich dem Kulturkreis von Brasilien angehören,
der in unsrem Museum nur spärlich vertreten ist. Auch von
dieser Stelle aus sei Ihrer Königlichen Hoheit, der immer hilfs-
bereiten und opferwilligen Freundin der Wissenschaft, unter-
tänigster Dank ausgesprochen.
Mit freudigem Dank würde es begrüßt werden, wenn das
Antiquarium, wozu sich Gelegenheit zu bieten scheint, wieder
in dem gegenüber der Glyptothek gelegenen Ausstellungsgebäude
eine Heimstätte finden könnte.
Das Antiquarium ist seit geraumer Zeit das Aschenputtel
unter den Münchner Sammlungen. Das gegenwärtige Quartier
ist so ungünstig wie möglich. Das Erdgeschoß der Neuen
Pinakothek bietet, wie in neuester Zeit ein unliebsamer Vor-
fall bewiesen hat, nicht genügende Sicherheit. Überdies haben
die kasemattenartigen Räume nur so dürftiges Licht, daß eine
Besichtigung kleiner Gegenstände überhaupt nur an ganz hellen
Tagen möglich ist. Und doch ist das Antiquarium nicht bloß
die älteste, sondern auch eine der wertvollsten unter den
Münchner Sammlungen! Bietet sie doch eine Fülle von köst-
lichen Denkmälern jener Periode, von der alle wahre Kunst-
geschichte ausgeht, und gerade in den kleinen Bronzen und
Tonarbeiten ist fast alle Herrlichkeit der hohen griechischen
Kunst in ihren feinsten Äußerungen zusammengedrängt.
An sich ist ja die Aufspeicherung antiker Kunstwerke,
die ehedem in ehrwürdigen Tempelhallen oder in intimen Privat-
gemächern aufgestellt waren, in öffentlichen Museen keineswegs
eine erfreuliche Sache. Ein hochherziger Wortführer des Großen
und Schönen in der Kunst, Herder, beklagt ihr Schicksal:
„Hier seh' ich einen Rumpf, dort eine Büste,
Grausam zerstückte, schöne Götterglieder,
Geflickt und hingestellt, o Angst und Jammer!
In ein Museum, eine Rumpelkammer!"
5
Jahrbuch 1914.
66 Öffentliche Sitzung" am 14. März
Die Barbarei kann nur dadurch verzeihlicher gemacht
werden, daß die Gefangenen eine würdige und liebenswürdige
Behandlung erfahren. Den Kunstwerken muß, wenn nicht die
Massenschau den Besucher betäuben soll wie ein schmettern-
des Trompeterkonzert, jene feinsinnige Ordnung zu Teil werden,
wofür Winkelmann das Richtmaß gegeben hat.
Vor Allem aber muß der Inhalt von Kunstsammlungen,
die dem Beschauer Genuß und Belehrung bieten sollen, ge-
sehen werden können, und. diese Möglichkeit ist bei der gegen-
wärtigen Unterbringung des Antiquariums fast ausgeschlossen.
Diese erste museale Bedingung war allerdings auch in den
ersten und ältesten Wohnräumen des Antiquariums nicht be-
friedigend erfüllt.
Wilhelm Christ, der frühere Konservator des Antiquariums,
meinte seinerzeit, die Sammlung könne im Jahre 1900 ihr
dreihundertjähriges Jubiläum feiern, da der dafür bestimmte
Bau an der Westseite des Brunnenhofes der Residenz nach
Ausweis einer Inschrift über einem Kamin von Herzog Maxi-
milian I. im Jahre 1600 errichtet sei. Sammlung und Gebäude
sind aber älter. Der Ursprung der Sammlung reicht zurück
zu der berühmten Kunstkammer Herzog Albrechts V., die frei-
lich außer den Altertümern auch alle möglichen anderen Kunst-
werke und Kuriositäten umfaßte, wie es dem Geschmack der
Zeit entsprach. Um das Jahr 1569 erbaute der Herzog »zu
seiner Bibliothek und Antiquitäten ein neue Behausung." Der
Sohn und Nachfolger Albrechts, Wilhelm V., ließ zwischen
1588 und 1596 in den Blenden der Fensterbogen durch den
Hofmaler Hans Thonauer Ansichten bayerischer Städte, Märkte
und Schlösser malen. Peter Candid fertigte etwas später die
Gemälde an der Decke des Gewölbes. Wenn in den Räumen
auch, wie erwähnt, Schaugegenstände der verschiedensten Art
vereinigt waren, so überwogen doch die wirklichen oder angeb-
lichen Werke aus griechischer und römischer Zeit. „ Antiqui-
täten"— so wird im ehrwürdigen Zedlerschen Universallexikon
von 1750 erklärt — „seind solche Sachen, die durch Kunst
verfertigt und in alter Zeit in Gebrauch gewesen." Die In-
Ansprache des Präsidenten. 67
schrift über dem Haupteingang: Sacrae vetustati dedicatum !
Dem ehrwürdigen Altertum gewidmet! belehrt über die Be-
stimmung des Gewölbes. Adrianus Romanus berichtet in seinem
Theatrum urbium (1595), daß die Münchner „Sammlung der
ältesten Monument und Bildnuß aus Rom und anderswoher
um groß Geld zusammengebracht worden.8 Damit waren haupt-
sächlich die Bildsäulen und Büsten mythologischer und histo-
rischer Persönlichkeiten gemeint, welche im Auftrag Maxi-
milians I. in Rom erworben wurden. Der Jesuit Bälde feiert
in begeisterten Versen den Genuß, den der Anblick der Götter-
und Heldenbilder im Antiquarium Serenissimi ducis Bavariae
gewähre. Auch einige ägyptische Mumien und Anticaglien
waren schon damals aufgestellt.
Neuen Zuwachs brachten die Übertragung der Mannheimer
Antikensammlung, darunter besonders wichtiger Bronzen, nach
München, um die Wende des achtzehnten Jahrhunderts, ferner
die Erwerbung der Sammlungen des letzten Fürstabts von
St. Emmeram, Steiglehner, des Passauer Bischofs Grafen von
Thun etc.
Ein warmer Freund antiker Kleinkunst war Ludwig I.
Auf seinen vielen Reisen in Italien und Griechenland war er
unablässig bemüht, archaisch -griechische, hellenistische und
römische Skulpturen, Gefäße und Geräte, sowie auch ganze
Sammlungen anzukaufen. Er war dabei noch begünstigt durch
die heutzutage unglaublich billig erscheinenden Preise. Leider
waren damals die den italischen an Feinheit überlegenen grie-
chischen Terrakotten überhaupt selten, und als in den acht-
ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts jene unübertrefflich fein
und scharf ausgeführten Figürchen aus Tanagra plötzlich auf-
tauchten, versäumte man, diese Lücke zu schließen. Das ist aber
später einigermaßen durch die Sammlung Arndt geschehen.
Die glücklichste Erwerbung des Königs war der antike
goldene Totenkranz aus der Sammlung der Gräfin Lipona, der
an Kunstwert alle ähnlichen bekannten Exemplare weit über-
trifft. Die Nike in der Mitte des Laubgewindes ist wohl eins
der köstlichsten Werke griechischer Goldschmiedekunst. „Das
68 Öffentliche Sitzung, am 14. März
Ganze" sagt Furtwängler „macht einen geradezu berauschen-
den Eindruck von höchstem Reichtum und lebendigster Frei-
heit, verbunden mit Kraft der Gestaltung."
Auch aus den Ausgrabungen von Pompeji und Vulci zu
einer Zeit, da noch kein Verkaufs verbot bestand, und aus Aus-
grabungen in Römerorten, in Bayern, Regensburg, Weißen-
burg, Epfach, Aubstadt, Tacherting etc. kamen wertvolle Funde
nach München, es sei nur erinnert an den sogenannten Ingol-
städter Silberbecher, an die sandalenlösende Venus und andere
anmutige Skulpturen, außerdem Bruchstücke von Wandmalereien
und Reliefs, Rüstungsgegenstände, Spiegel, Gläser, Lampen
u. dgl. aus den verschiedensten Werkstätten und Zeiten.
Da das Antiquarium schon so überfüllt war, daß — nach
einem Weheruf des Kustos Joseph v. Hefner — die älteste
Kunstsammlung Münchens förmlich zur Trödelbude herabzu-
sinken drohte, ließ König Ludwig seinen Besitz nicht in der
Residenz, sondern in den sogenannten Vereinigten Sammlungen
im alten Galeriegebäude aufstellen.
Bis 1869 blieb das Antiquarium im alten Residenzgewölbe.
Ich erinnere mich noch recht gut an die prunkvollen, aller-
dings etwas dumpfen und sehr dunklen Renaissanceräume, in
welche man durch das Pförtchen neben dem Merkur im lau-
schigen Grottenhof gelangte. Den Hauptbestandteil der Samm-
lung bildeten Marmorbüsten und andere Skulpturen, daneben
antike Tempel- und Hausgeräte. Es mußte später manches
Falsche und durch schlechte Restaurierung Verdorbene entfernt
werden, so daß die bayrische Kunstkammer Albrechts V. in
üblen Ruf kam. Sieveking konstatiert jedoch, daß auch unter
den ältesten Beständen viel Echtes und Wertvolles sich befindet.
Aus Anlaß der Neubildung des ethnographischen Museums
im Galeriegebäude wurde die Unterbringung der dort aufge-
stellten antiken Kunstgegenstände in der Residenz beantragt.
Da jedoch hier kein Platz geboten war, kamen die kleinen
Antiken aus dem Besitz König Ludwigs zusammen mit denjenigen
des Antiquariums in der Residenz in das schöne Tempelgebäude,
das 1845 für „Industrie- und Kunstausstellungs-Zwecke u von
Ansprache des Präsidenten. 69
Ziebland errichtet worden war. Es verdient besonders hervor-
gehoben zu werden, daß der Bauherr selbst, König Ludwig L,
auf die Anfrage, ob er mit der Übersiedlung einverstanden
sei, in einem eigenhändigen Signat sein volles Einverständnis
kundgab. Er traf auch die Verfügung, daß alle seine Antiken
zu Museumszwecken mit dem übrigen Hof- und Staatsbesitz
vereinigt werden sollten, so daß die Sammlung antiker Klein-
kunst als glückliche Ergänzung der Glyptothek gelten konnte.
Doch schon 1872 mußte trotz des lebhaftesten Protestes
des Generalkonservatoriums ein neuer Exodus angetreten werden.
Die Sammlung mußte in das Erdgeschoß der Neuen Pinakothek
wandern, wo sie, wie erwähnt, unter den ungünstigsten räum-
lichen Verhältnissen zu leiden hat.
Das Münchner „ Antiquarium" steht in der Mitte zwischen
Wissenschaft und Kunst. Es wird immer von der Persönlich-
keit des jeweiligen Leiters abhängen, nach welcher Seite sich
die Schwerkraft neigen wird. Zur Zeit überwiegt das Interesse
an künstlerischen Werten. Wie ich glaube, mit Recht. Seit
in Italien und Griechenland antike Gegenstände in unermeß-
licher Zahl aufgefunden worden sind und täglich aufgefunden
werden, können deutsche Museen in Bezug auf Vollständig-
keit mit den italienischen und griechischen unmöglich gleichen
Schritt halten. Man wird natürlich die Abteilung der Sakral-
und Privataltertümer nicht aufgeben, denn sie gewähren für
den Anschauungsunterricht nützliche Hilfe, aber unzweifelhaft
ist es zweckmäßiger und lohnender, nach Erzeugnissen des
feinen Schönheitssinnes der Alten auszuschauen und deren Er-
werbung, so weit es die bescheidene Dotierung zuläßt, zu be-
treiben. So gelang es z. B. vor einigen Jahren ein entzücken-
des Kunstwerk aus der besten griechischen Zeit um verhältnis-
mäßig niedrigen Preis zu kaufen, die Bronzestatuette eines
nackten Mädchens mit Kopfhaube, ein Original polykleischen
Stils, das der glückliche Käufer, der gegenwärtige Vorstand
des Antiquariums, mit berechtigtem Stolz „das schönste Stück
der Sammlung" nennen darf. Das Standbild des Mädchens in
der Blüte der Jugend, von zartester, noch nicht erschlaffter
70 Öffentliche Sitzung- am 14. März
Weichheit, gehört zu jenen Kunstwerken, von denen Theokrit
rühmt, daß sie im Urborn der Grazien getauft seien! Auch
Geschenke von Gönnern und Leihgaben des bayrischen Museums-
vereins bildeten eine dankenswerte Bereicherung, u. a. der
prachtvolle Volutenkrater, ein Meisterwerk griechischer Tor-
nutik aus dem sechsten Jahrhundert.
Immerhin bestehen noch empfindliche Lücken. Es wäre
sicherlich keine Verschwendung, wenn sich an den Ausgra-
bungen, wie sie seit einigen Jahrzehnten in großartigem Maß-
stab im Orient vorgenommen werden, auch einmal Bayern mit
einer selbständigen Expedition beteiligen würde. Welch impo-
santen Schatz haben durch die auf Betreiben Conzes ins Werk
gesetzte Ausgrabung in Pergamon die Stadt Berlin, der preus-
sische Staat, die ganze gebildete Welt gewonnen !
Vor allem wäre ein Ausbau der ägyptischen Sammlung
wünschenswert. Ihre Lückenhaftigkeit ist um so mehr zu be-
dauern, da nach meinem Laienurteil die gerade vor hundert
Jahren von der Berliner Akademie gestellte Preisfrage über
die Verwandtschaft der griechischen Kunst mit der ägyptischen
auch heute noch keineswegs vollgiltig gelöst ist und da gerade
in jüngster Zeit so viel Neues, Großes und Schönes aus dem
Boden Ägyptens zu Tage gefördert wird, daß es sich wohl ver-
lohnen möchte, einen Anteil an dem kostbaren Erbe zu erbeuten.
Der Grund zur ägyptischen Abteilung wurde 1820 durch
den Ankauf der damals sehr berühmten Sammlung Siber in
Prag gelegt. Dazu kamen später die Sammlungen Michel,
Dumreicher, auch Stücke der Dodwellschen Sammlung usw.
Von Altertümern der ältesten Periode und ebenso auch vom
mittleren Reich ist nur Weniges vorhanden, besser vertreten
ist das neue Reich. Sehr dankenswert ist die jüngst hinzu-
gekommene Sammlung nubischer und äthiopischer Altertümer.
Auf Verwendung unsres verehrten Mitglieds v. Bissing über-
ließ die ägyptische Regierung unsrem Antiquarium unentgelt-
lich einen Teil der im Niltal südlich vom ersten Katarakt auf-
gefundenen Statuen, Grabtafeln, Gefäße usw. Es sei für die
Spende nochmals verbindlichster Dank ausgesprochen !
Ansprache des Präsidenten. 71
Um für diesen Zuwachs Raum zu gewinnen, — schon die
vor einigen Jahren erworbene Arndtsche Sammlung von wert-
vollen Objekten der Kleinkunst und des Kunstgewerbes im
alten Hellas mußte wegen Platzmangels im assyrischen Saal
der Glyptothek untergebracht werden, — war es notwendig,
eine Gruppe von Sammlungsgegenständen, die bisher auf den
Hauptteil der Museumsbesucher die größte Anziehungskraft aus-
geübt hatten, zu entfernen. Es wurde, um einen vulgären
Ausdruck zu gebrauchen, aus der Not eine Tugend gemacht;
es wurden die Korknachbildungen von griechischen und römi-
schen Bauwerken, die im Auftrag Ludwigs I. Baurat May
in Frankfurt angefertigt hatte, in ihrer Art ausgezeichnete
Arbeiten, nach dem Grundsatz, daß Kunstwerke immer dort
Aufstellung finden sollen, wo sie am meisten gesehen werden
und von größtem Nutzen sind, an die Architekturabteilung
der technischen Hochschule abgegeben. Auch ans National-
museum wurde aus den gleichen Gründen eine Reihe von spä-
teren Bronzen abgetreten. Doch wenn dem Antiquarium, wie
es unter allen Umständen angestrebt werden muß, denn Still-
stand einer Sammlung bedeutet Rückgang, noch irgend welche
neue Bereicherung zu Teil werden sollte, wäre eine Aufstel-
lung in den alten Räumen ausgeschlossen.
Wie die Dinge heute liegen, kann nur durch Verlegung
oder vielmehr Zurückverlegung in das Ausstellungsgebäude
Abhilfe geschaffen werden. Daß deshalb eine hochangesehene
Kunstgenossenschaft ihr liebgewordene Räume verlassen muß,
ist zu beklagen, doch Niemand wird das Vorgehen eines Haus-
besitzers ungerecht oder unbillig schelten können, wenn er
einen bisher von einem Freunde bewohnten Teil seines Hauses
doch noch lieber seiner eignen Familie anweist. Antiquarium
und Vasensammlung im Ausstellungsgebäude sind das natür-
liche Gegenstück und die natürliche Ergänzung der Glyptothek,
während sich die übrigen historischen Sammlungen, ethnogra-
phisches und prähistorisches Museum und Münzkabinett am
glücklichsten an das Nationalmuseum angliedern würden.
Sowohl die harmlosen Museumsgäste aus der Stadt und
72 Öffentliche Sitzung am 14. März
der Fremde, als auch die Wissenden und Wißbegierigen, die
in den wissenschaftlichen Sammlungen liebevollem Studium
obliegen wollen, würden eine solche organische Gruppierung
dankbar begrüßen.
Im Frühjahr 1911 wurde folgende Preisaufgabe für die
Zographos-Stiftung gestellt: „Es soll untersucht werden,
wie weit in der östlichen Hälfte des römischen Reiches neben
dem Griechischen das Lateinische als Amts-, Rechts-, Heeres-
und Kirchensprache verwendet wurde und welche Folgen seine
Verwendung für die griechische Umgangs- und Literatursprache
hatte. Die zeitliche Begrenzung der Aufgabe bleibt dem Be-
arbeiter überlassen."
Am 18. Dezember 1913 ist bei der Akademie eine Arbeit
eingelaufen mit dem Motto:
„East is East and West is West
And never the twain shall meet."
Die Kommission hat darüber folgendes Urteil gefällt :
Der Verfasser hat, von der Erlaubnis die zeitliche Grenze
selbst zu bestimmen Gebrauch machend, die Behandlung der
Frage in der Hauptsache auf die Zeit von Hadrian bis Dio-
kletian und Konstantin beschränkt, hat jedoch z. B. bei der
Sprache der Kolonien auch auf die frühere Zeit zurückgegriffen
und ist bei anderen Gebieten wie in dem Kapitel Kirchen-
sprache weit über Diokletian hinausgegangen.
Die Arbeit behandelt die Frage, welchen Einfluß Rom auf
die griechische und orientalische Welt ausgeübt hat und wie
sich die kulturellen Beziehungen zwischen dem Osten und
Westen entwickelt haben, in sehr eingehender und umfassender
Weise unter Benützung der bis jetzt bekannten Inschriften,
der Papyri, der Literatur, der Märtyrerakten usw. und zeigt
an der Verwendung der lateinischen Sprache, wie im Osten
der Romanismus besonders auf dem Gebiete des Rechts und
der Staatsverwaltung maßgebend wurde, während der Hellenis-
Preisaufgaben. 73
mus seine Herrschaft in Kunst und Wissenschaft im Wesent-
lichen behauptete.
Der Einfluß auf die hellenische Begriffswelt ist vorzugs-
weise an dem Gebrauch lateinischer Lehn- und Fremdwörter
nachgewiesen. Über die Verbreitung römischen Rechts im Osten
werden nur allgemeine Gesichtspunkte geboten. Das gleiche
ist der Fall auf dem Gebiete der Theologie. Römisches Maß-,
Münz- und Kalenderwesen wird gleichfalls nur nebenbei berührt.
Der Verfasser ist sich wohl bewußt, daß er für die von
mehreren Seiten vermißte Untersuchung der kulturellen und
sprachlichen Einwirkung Roms auf den griechischen und orien-
talischen Osten lediglich eine Art Rohbau darbietet, der in
allen Teilen der Ergänzung und Vertiefung bedarf, kann aber
auch mit Recht beanspruchen durch die Sammlung und Sich-
tung eines umfangreichen Materials eine grundlegende Vor-
arbeit für diese bedeutsamen Fragen geschaffen zu haben.
Vor der Veröffentlichung sollten einzelne Partien umge-
arbeitet und einiges berichtigt und ergänzt werden.
Bei der Fülle und dem Werte des Dargebotenen jedoch
hindert dieser Vorbehalt die Akademie nicht, der vorgelegten
Arbeit den Preis zuzuerkennen.
Der Verfasser ist Dr. Ludwig Hahn, Kgl. Gymnasial-
professor am Neuen Gymnasim in Nürnberg.
Zugleich wird folgende neue Zographos-Preisauf-
gabe gestellt:
„Das Unterrichtswesen im byzantinischen Reiche vom Zeit-
alter Justinians bis zum 15. Jahrhundert."
Über das Unterrichtswesen der byzantinischen Frühzeit ist
in den letzten Jahren durch wertvolle Untersuchungen Licht
verbreitet worden. Im Anschluß daran soll der Versuch ge-
macht werden, auch für das byzantinische Mittelalter die An-
stalten und Einrichtungen festzustellen, die dem niederen und
dem höheren Unterricht dienten. Dabei wäre zunächst die
äußere Organisation zu schildern, der Anteil des Privathauses,
der staatlichen und der geistlichen Behörden, dann vor allem
74 Öffentliche Sitzung am 14. März
der Betrieb und die Methode des Unterrichts sowohl in den
Elementarfächern wie auf den verschiedenen Stufen des höheren
Unterrichts. Da bis jetzt nur wenige Vorarbeiten für einzelne
Unterrichtsanstalten und bestimmte Zeitabschnitte vorliegen,
müßte die gedruckte Literatur vollständig durchgearbeitet wer-
den, vor allem die Schriften der Grammatiker und Rhetoren,
sowie die Kommentare zu den Werken der antiken Klassiker;
außerdem aber ist in den griechischen Handschriften der euro-
päischen Bibliotheken ein reiches Material überliefert, das bis-
her nicht verwertet worden ist.
Der Preis beträgt 2000 Mark, der Termin der Ablieferung
ist der 31. Dezember 1917.
Zuweisungen aus den Stiftungen der K. Akademie der
Wissenschaften :
1. Thereianos-Stiftung:
ein Preis von 800 M. an Universitäts-Professor Dr. Alb.
Rehm für sein Werk über die Inschriften von Milet;
ferner :
für die Unterstützung der Byzantinischen Zeitschrift 1500 M. ;
zur Fortsetzung des Corpus der griechischen Urkunden
1000 M.;
an A. S. Arbanitopullos, Ephoros der Altertümer in
Athen zur Bearbeitung Thessalischer Inschriften 300 M. ;
an Studienrat Karl Reichhold in München zu Zeich-
nungen für das Werk „Furtwängler- Reichhold, Griechische
Vasenmalerei" 1000 M.;
an N. A. Bees aus Athen zur Herausgabe seines Kataloges
der Handschriften der Meteoren-Klöster 1500 M.;
an Dr. S. B. Kugeas, Gymnasial-Professor in Athen zur
Fortführung seiner paläographisch- literarischen griechischen
Forschungen in Italienischen Bibliotheken 500 M. ;
Bewilligungen aus den Stiftungen. 75
an Dr. Josef Heeg, Kustos an der Universitäts-Bibliothek
München zur Untersuchung der Synesios-Handschriften in Paris
400 M.;
an Dr. K. Kuruniotes, Ephoros der Altertümer von
Attika in Athen zur Herausgabe der Funde von Berekla am
Lykaion 900 M.;
an Dr. J. B. Aufhauser, Privatdozent an der Universität
München zur Neuausgabe der Briefe des Patriarchen Photios,
als I. Rate 400 M.;
an Dr. W. Hengstenberg in Berlin zur Herstellung des
Registers der Byzantinischen Zeitschrift (Band 13 — 24) 600 M.
2. Heinrich von Brunck-Stiftung:
an Dr. Kurt H. Meyer, München, zur Anschaffung von
Präparaten und Apparaten zu Arbeiten über Desmotropine und
zu chemischen Forschungszwecken in der neuen Abteilung des
Chemischen Laboratoriums 1500 M.;
an Dr. L. Kalb, München, zu Arbeiten über ein hetero-
cyklisches Radikal 500 M.;
an Prof. Dr. 0. Piloty, München, zur Beschaffung von
Präparaten über die Derivate des Pyrrols 1500 M.
3. Georg Hitl-Fonds zur Förderung der Medaillen-
kunst:
an Bildhauer B. Run gas, München, einen Preis von 200 M.;
an Bildhauer M. Pfeiffer, München, einen Preis von 150 M.;
an Professor M. Dasio, München, K. Oberregierungsrat,
einen Preis von 150 M.
Außerdem waren vom Stifter für das Jahr 1914 500 M.
zu einem Wettbewerb für das beste Medaillenporträt König
Ludwigs III. ausgesetzt. Hievon erhielten:
Bildhauer H. Lindl, München, einen Preis von 100 M.;
Bildhauer K. Ott, Nymphenburg, einen Preis von 100 M.;
Bildhauer O. Obermaier, München, einen Preis von
100 M.;
76 Öffentliche Sitzung am 14. März
Bildhauer M. Preisin ger, München, einen Preis von 50 M.;
Bildhauer E. Mayer, München, einen Preis von 50 M.;
Bildhauer M. Olofs, München, einen Preis von 50 M. ;
Bildhauer L. Gies, München, einen Preis von 50 M.
4. Königs-Stiftung zum Adolf von Baeyer-Jubiläum:
an Dr. L. Kalb, München, zu Arbeiten über ein hetero-
cyklisches Radikal 300 M.;
an Dr. J. Piccard, München, zur Fortsetzung von kolori-
metrischen Untersuchungen 400 M. ;
an Dr. R. Pummerer, München, zur Beschaffung eines
Taschenspektroskops und Untersuchung organischer Radikale
600 M.;
an Dr. H. Fischer, München, zur Beschaffung der Aus-
gangsrnaterialien für die Gewinnung von Blut- und Gallen-
farbstoff und für Pyrrole 1200 M.
5. Koenigs-Stiftung zur Förderung botanischer und
zoologischer Forschungen und Forschungsreisen:
an Dr. J. Doposcheg-Uhlar, München, zu einer Reise
nach Java und den Malaiischen Inseln 1100 M.
6. Münchener Bürger-Stiftung:
an Dr. K. W. Lutz, München, zu luftelektrischen For-
schungen 800 M.;
an Dr. C. Lebling, München, zu einer geologischen For-
schungsreise nach der Oase Bajrie 2500 M.;
an Prof. Dr. W. Leise witz, München, zu Untersuchungen
über die zentral-asiatische Fauna in Petersburg und Moskau
900 M.;
an Dr. 0. Aufseß, Freiherr von und zu, München, für
Temperaturregistrierungen in oberbayerischen Seen 1000 M. ;
an Prof. Dr. J. Königsberger, Freiburg i. Br., für Ge-
steinsammlungen und Zeichenarbeiten zur Veröffentlichung einer
mineralogischen und geologischen Karte des St. Gotthard 600 M.
Bewilligungen aus den Stiftungen. 77
7. Cramer-Klett-Stiftung:
an Prof. Dr. 0. Maas, München, zu experimentellen Unter-
suchungen an Meeresschwämmen in Roskoff 900 M.;
an C. E. Hellmayer, München, für Studien über die Vögel
des tropischen Amerika in Paris 700 M.;
an Hauptlehrer Ph. Fauth, Landstuhl, zur Unterstützung
seiner meteorologischen Arbeiten und Beobachtungen 600 M.
8. Dapper-Saalfels-Stiftung:
an Prof. F. Birkner, München, zu einer Reise nach
Spanien zwecks Studien über den paläolithischen Menschen
1000 M.;
an Dr. A. Kühl, München, zur Beobachtung der totalen
Sonnenfinsternis am 21. August 1914 in Rußland 1000 M.
9. Aus den Zinsen des Mannheimer akademischen
Reservefonds:
1. Zur Ergänzung des Kryptogamenherbars 1000 M. ;
2. der Anthropologisch-prähistorischen Sammlung zum An-
kauf der Ausbeute von Grabungen des Rentamtmanns Joseph
F raunholz in Kastl (Kostenersatz) 500 M. ;
3. der Mineralogischen Sammlung zu Anschaffungen, ohne
die die Neuaufstellung der Lagerstättensammlung nicht durch-
geführt werden kann, 2000 M.;
4. der Paläontologischen Sammlung zum Ankauf von Fun-
den des Dr. Reck in der Seringeti -Wüste 1500 M.;
5. dem Münzkabinett zum Ankauf eines Tetradrachmons
von Mende 2000 M.;
6. dem Gipsmuseum zur Erwerbung von Abgüssen archa-
ischer Skulpturen von der Akropolis zu Athen 2400 M.
10. Aus dem Etat für naturwissenschaftliche
Erforschung des Königreichs Bayern:
1. Dem K. Pfarrer Dr. Ignaz F am i 11 er in Karthaus Prüll
zur Durchforschung einiger noch nicht untersuchter Gebiete
nach Lebermoosen 300 M.;
78 öffentliche Sitzung am 14. März
2. dem Hauptlehrer Anton Mayer in Regensburg zur Durch-
forschung Bayerns nach Diatomeen 300 M.;
3. der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern (München)
zur Fortsetzung der Beobachtungen über den Vogelzug 300 M. ;
4. dem Benefiziaten Alois Weber in München zur weiteren
Erforschung der Molluskenfauna in den bayerischen Moosen
100 M.;
5. der Paläontologischen Sammlung (München) zum An-
kauf von Funden aus Bayern 500 M. ;
6. dem Professor Dr. Wilhelm Leisewitz in München zu
Untersuchungen über die Nagetiere in Bayern 300 M.;
7. dem Konservator Dr. Hermann Roß in München für
Fortsetzung der Gallenuntersuchungen 300 M.;
8. der Anthropologisch-prähistorischen Sammlung (Mün-
chen) zur Fortsetzung der Höhlenforschungen in Bayern (Jura-
gebiet) 500 M.;
9. dem Privatdozenten Dr. Karl Boden in München zur
geologischen Aufnahme der Alpen zwischen dem Tegernsee
und dem Isartal 250 M.
11. Aus dem Etat für besondere wissenschaftliche
Publikationen:
a) der philosophisch-philologischen Klasse:
1. an Studienrat Dr. Ferdinand Ruess, München, zur
Herausgabe des Casseler Codex der tironischen Noten 500 M.;
2. an Prof. Hermann Fischer, Tübingen, zur Heraus-
gabe des „Schwäbischen Wörterbuches" 300 M.;
3. an Dr. Joh. Stöcklein, München, zur Fortsetzung
seiner Waffenforschungen 500 M. ;
4. an Prof. Dr. Theodor Kroyer, München, zu musik-
geschichtlichen Studien in Italien 500 M. ;
5. an Dr. Sigm. Tafel, München, zur Herstellung von
Tafeln zur Entwicklungsdarstellung der Lyoner Schrift 100 M.
Bewilligungen aus den Stiftungen. 79
b) der mathematisch-physikalischen Klasse:
1. an den Privatdozenten Dr. Joseph Würschmidt in Er-
langen zur Herausgabe der Schrift: „De meteoroscopicis" 200 M. ;
2. an den K. Seminarlehrer Joseph Dinges in Amberg als
Beitrag zu den Herstellungskosten eines Ätna-Reliefs 300 M.;
3. an den K. Gymnasialprofessor Dr. Anton Endrös in
Freising als Beitrag zu den Kosten für Seichesforschungen in
bayerischen Seen 250 M.
c) der historischen Klasse:
1. an Prof. Dr. Alfred Schröder in Dillingen zur Druck-
legung des Matrikel von Dillingen 125 M. ;
2. zu dem Etat der Monumenta Boica 1000 M.
Aus den Renten der Hardystiftung wurden von der
philosophisch-philologischen Klasse folgende Mittel zur Unter-
stützung indischer Forschungen genehmigt:
1. an Geheimrat Professor Dr. H. Jacobi in Bonn zur
Bearbeitung seiner Studien über die Jaina- Religion und die
Apabhramsa-Literatur 1200 M. ;
2. an Professor Dr. Richard Schmidt in Münster als
Druckzuschuß für seine Ausgabe des indischen Dramas Pär-
vatiparinayanätakam 400 M. ;
3. an Professor Dr. Lucian Scher man dahier zur Weiter-
führung des indischen Teiles seiner Orientalischen Bibliogra-
phie 600 M.
80 Öffentliche Sitzung am 11. März
Die Herren Klassensekretäre Kuhn, v. Goebel und
v. Poehlmann verlasen folgende Nekrologe:
Am 27. April 1913 starb zu Erlangen das korrespon-
dierende Mitglied Geheimer Hofrat Professor Dp. Adolf Roemer,
dessen emsige Tätigkeit vor allem Homer und seinen antiken
Erklärern, namentlich Aristarch, ferner der Rhetorik des
Aristoteles und unter den griechischen Dramatikern besonders
Aischylos, Sophokles und Aristophanes gewidmet gewesen ist.
Siehe H. Koehert in den Blättern für das Gymnasial-
Schulwesen, Bd. 49 (1913), S. 449 -457. N. Wecklein im Biogra-
phischen Jahrbuch für Altertumskunde, Bd. 36 (1914) (Beiblatt
zum Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Alter-
tumswissenschaft, Bd. 169), S. 90—98.
Wilhelm Muthmann , geb. 8. Februar 1861 in Elberfeld,
studierte zuerst in Leipzig und Berlin, dann in Heidelberg,
wo er sich, wohl hauptsächlich unter dem Einflüsse Bunsens,
für die wissenschaftliche Laufbahn im Gebiete der anorgani-
schen Chemie entschied. 1884 trat er in das chemische La-
boratorium des Staates in München ein und führte unter der
Leitung des früh verstorbenen Cl. Zimmermann eine Unter-
suchung über die niederen Oxyde des Molybdäns aus, mit der
er 1886 promovierte. Nachdem er kurze Zeit als Assistent
an dem chemischen Laboratorium des mineralogischen Institutes
gewirkt hatte, folgte er einer Berufung an die neugegründete
Universität Worcester in Nordamerika, von wo er aber wenig
befriedigt bald nach München zurückkehrte und 1888 wieder
als Assistent in das Laboratorium des mineralogischen Institutes
eintrat. Hier arbeiteten damals eine Anzahl junger Mineralogen,
meist Ausländer, auf dem Gebiete der chemischen Kristallo-
graphie und Mineralogie, und an zahlreichen der aus diesem
Laboratorium hervorgegangenen Publikationen hat Muthmann
einen wesentlichen Anteil. Von seinen eigenen, hier ausge-
führten Untersuchungen sind die wichtigsten diejenige über
Nekrologe 81
die verschiedenen Modifikationen des Schwefels und des Tellurs
(1890) und die „Beiträge zur Volumtheorie der kristallisierten
Körper *, auf Grund deren er sich 1894 an der Universität
habilitierte. 1895 starb, ebenfalls jung, der Nachfolger Zimmer-
manns als Vertreter der speziellen anorganischen Chemie im
Staatslaboratorium, Krüß, und Muthmann wurde an seine
Stelle zum außerordentlichen Professor befördert. Nach vier-
jähriger Tätigkeit an dem genannten Institute erfolgte 1899
seine Berufung zum ordentlichen Professor der anorganischen
und physikalischen Chemie an die Technische Hochschule in
München. Hier setzte er besonders die bereits früher begon-
nenen Untersuchungen über die seltenen Erden in größerem
Maßstabe fort und es gelang ihm, eine Reihe der betreffenden
Metalle, besonders der Cergruppe, die selbst sein Lehrer Bunsen
nicht in reinem Zustande herstellen konnte oder deren Re-
duktion überhaupt noch nicht möglich gewesen war, rein dar-
zustellen und ihre Eigenschaften, sowie diejenigen ihrer Le-
gierungen festzustellen. Diesen elektrolytischen Arbeiten schloß
sich 1903 die wichtige Untersuchung über die Verbrennung
des Stickstoffs zu Stickoxyd in der elektrischen Flamme an,
welche den Ausgangspunkt bildete für die seitdem zu so hoher
Bedeutung gelangte Erzeugung der Salpetersäure aus dem Stick-
stoff der Luft. Es war daher natürlich, daß Muthmann bei
der Entwicklung der neuen Industrie und der Einrichtung der
betreffenden Fabriken (Norwegen, Dalmatien usw.) vielfach als
Ratgeber hinzugezogen wurde. Ein großer Teil seiner Arbeits-
kraft wurde aber, abgesehen von seiner umfangreichen Lehr-
tätigkeit, in Anspruch genommen durch den Neuban des che-
mischen Laboratoriums der Technischen Hochschule, dessen
Einrichtung er bis ins einzelne anordnete und leitete. Dank
dieser mehrjährigen Arbeit besitzt die Technische Hochschule
jetzt ein den heutigen Ansprüchen an ein chemischen Labora-
torium vorzüglich entsprechendes Institut, welches namentlich
in Bezug auf seine elektrischen Einrichtungen mustergültig ist.
Als Mitglied der Akademie hat sich Muthmann an deren
Arbeiten sowohl durch wissenschaftliche Mitteilungen, als durch
Jahrbuch 1914. 6
82 öffentliche Sitzung am 14. März
seine Tätigkeit in den Kommissionen rege betätigt, bis ein in
den letzten Jahren sich allmählich entwickelndes tückisches
Leiden ihn daran hinderte, dem er am 10. August 1913 erlag.
Die Akademie verlor an ihm einen allgemein anerkannten
tüchtigen Gelehrten, die Lehrer der Technischen Hochschule
einen vortrefflichen Kollegen, die ihm näher Stehenden einen
zuverlässigen Freund. p. Groth.
Das am 20. Januar 1914 verstorbene korrespondierende
Mitglied der Akademie Heinrich (später „Harry") Rosenbusch
war am 24. Juni 1836 zu Eimbeck (Hannover) geboren, stu-
dierte 1855 — 1857 in Göttingen klassische Philologie und
ging alsdann als Hauslehrer nach Brasilien. Von dort kehrte
er 1862 mit seinen Zöglingen nach Deutschland zurück, um
in Freiburg i. B. und in Heidelberg deren Studien zu leiten
und zugleich selbst, nun aber Naturwissenschaften zu studieren.
In Freiburg wirkte damals als Professor der Mineralogie und
Geologie ein für seine Wissenschaft begeisterter Forscher und
darum lebhaft anregender Lehrer, der für die von Rosenbusch
eingeschlagene wissenschaftliche Richtung bestimmend geworden
ist, Heinrich Fischer.
Fischers Bedeutung für die Entwicklung der Mineralogie
ist der heutigen Generation so gut wie unbekannt, und selbst
unter den gleichzeitig mit ihm wirkenden Fachgenossen waren
es nur wenige Auserwählte, wie der mit ihm in lebhaftem
Verkehr stehende Gustav Rose, welche den jedem persön-
lichen Vordrängen abholden Forscher, dessen Anspruchslosig-
keit ihresgleichen wohl nur in der seines ebengenannten Ber-
liner Kollegen fand, seinem wahren Werte nach zu schätzen
wußten. Fischer, dem wir damals bereits außer wichtigen
mineralchemischen Arbeiten die ersten exakten mineralogischen
Untersuchungen der Gesteine des Schwarzwaldes verdankten,
hatte Anfang der 60er Jahre begonnen, bei seinen petrogra-
phischen Arbeiten, ebenso wie Websky und Zirkel, die von
G. Rose und Sorby eingeführten mikroskopischen Methoden
anzuwenden, und wurde nicht müde, die Wichtigkeit des Mi-
Nekrologe 83
kroskopes für die Untersuchung der Gesteine und Mineralien
hervorzuheben; er war auch der Erste, der (im Jahre 1867)
ein mikroskopisches Praktikum für Mineralogie und Geologie
abhielt.
Unter Fischers Leitung hat nun Rosenbusch, wie aus
seiner ersten wissenschaftlichen Arbeit über den Nephelinit
vom Katzenbuckel, mit der er 1868 in Freiburg promovierte,
deutlich hervorgeht, seine grundlegenden Studien begonnen.
Fortgesetzt hat er sie außerdem während mehrerer Semester
in den Jahren 1865 und 1866 in Heidelberg, wo er Vor-
lesungen bei Blum hörte und im Laboratorium von Bunsen
arbeitete. Im letzteren hat er die in seiner ebengenannten
Arbeit veröffentlichten Analysen ausgeführt, während seine
brasilianischen Zöglinge im Anfängersaale desselben Labora-
toriums qualitative Analyse erlernten. Verfasser verdankt dem
damaligen Assistenten Bunsens, Prof. F. Rose in Straßburg,
die freundliche Mitteilung, daß Bunsen, der ja ein so großes
Interesse an der chemischen Zusammensetzung der Gesteine
nahm, sich oft und gern mit Rosenbusch beschäftigte und
ihm persönlich half, geringe Spuren von Kobalt in dem unter-
suchten Nephelinit nachzuweisen; in nähere Beziehung zu dem
großen Meister ist Rosenbusch erst sehr viel später getreten.
Gleichzeitig mit ihm arbeitete in Bunsens Laboratorium ein
junger Mineraloge, der, ebenfalls auf Anregung und mit Unter-
stützung Fischers, angefangen hatte, sich mit der mikrosko-
pischen Untersuchung der Gesteine zu beschäftigen, E. Cohen,
der seitdem, auch nachdem Rosenbusch wieder nach Frei-
burg zurückgekehrt war, in stetem Verkehr mit ihm blieb
und später sein Nachfolger in Straßburg werden sollte. Der
scharfe kritische Geist und die eminente Lehrbegabung dieses
seines Freundes ist gewiß nicht ohne Einfluß auf den Ent-
wicklungsgang von Rosenbusch gewesen.
In Freiburg hat nun Letzterer, wie erwähnt, im Jahre 1868
promoviert und sich noch am Schlüsse desselben Jahres als
Privatdozent habilitiert. Nach einer kürzeren zweiten Reise
nach Brasilien, deren wissenschaftliche Resultate er 1870 in
0*
84 Öffentliche Sitzung am 14. März
den Berichten der naturforschenden Gesellschaft in Freiburg
veröffentlichte, hat er daselbst seine Lehrtätigkeit aufgenommen.
Ein „ Mineralogisches Institut" gab es damals noch nirgends,
und so mußte er sich eine Arbeitsstätte in seiner Wohnung be-
schaffen; vielfach verweilte er auch in dem neben dem Samm-
lungssaale befindlichen Zimmer Fischers, der damals mit der
erfolgreichsten seiner Forschungen beschäftigt war, den „Kriti-
schen mikroskopisch -min eralogischen Studien", durch welche er
dem Unfuge steuerte, ohne exakte Prüfung auf ihre Homoge-
nität Mineralstoffe mit einem Namen zu belegen, und durch die
es ihm gelang, zahlreiche „neuentdeckte Mineralien" als me-
chanische Gemenge zu erkennen. Diesem regen Verkehr hat
Rosenbusch sicher auch damals noch Vieles zu verdanken,
und Fischer sprach später wiederholt seine Befriedigung
darüber aus, in ihm einen jüngeren Mitarbeiter auf dem Ge-
biete der mikroskopischen Petrographie gefunden zu haben,
der die hierzu bei weiterem Eindringen erforderlichen Studien
in der Kristalloptik noch machen könne, wozu er selbst in
seinem vorgerückten Alter sich nicht mehr für befähigt halte.
Zu dieser Resignation hat vielleicht auch beigetragen, daß
Fischer zu jener Zeit, ausgehend von der mikroskopischen
Untersuchung von prähistorischen Nephritgegenständen, ange-
fangen hatte, sich mit ethnographischen Fragen zu beschäftigen,
und schließlich sein Interesse fast ganz Untersuchungen zu-
wandte, die zwar immer wissenschaftlichen Wert behalten
werden, aus denen er aber Folgerungen zog, welche später
zum Teil durch die ethnographische Forschung widerlegt
wurden. Für seine Selbstlosigkeit ist es bezeichnend, daß er
es mit aufrichtiger Freude begrüßte, als im Jahre 1873
Rosenbusch durch seine Berufung nach Straßburg Gelegen-
heit gegeben wurde, sich in den für sein Spezialgebiet so
wichtigen Teilen der Physik noch tiefer einzuarbeiten. Mit
der Gründung der Straßburger Universität (Ostern 1872) war
auch zum ersten Male die eines mineralogischen Institutes ver-
bunden worden, eines Laboratoriums für die krystallographische,
physikalische und chemische Untersuchung der Mineralien,
Nekrologe 85
welches eine mit jedem Semester steigende Zahl angehender
Mineralogen aus dem In- und Auslande anzog, das in den
Ferien eifrig von Kollegen des Begründers, besonders den
jüngeren Privatdozenten der Nachbaruniversität Heidelberg,
Cohen und Klein, besucht wurde und wo selbst ein so hoch-
angesehener älterer Forscher, wie G. vom Rath, es nicht ver-
schmähte, wochenlang zu verweilen, um die dort geübten
kristalloptischen Methoden kennen zu lernen. Bald nach Er-
öffnung der neuen Universität hatten sich die Vertreter der
Geologie und der Mineralogie in dem Bestreben vereinigt,
dem Reichslande eine geologische Untersuchung zu verschaffen,
und schlugen vor, hierfür eine Kommission zu ernennen, zu
der als drittes und zugleich geschäftsführendes Mitglied ein
Forscher zu berufen sei, welchem zugleich als außerordent-
lichem Professor an der Universität das Spezialfach der Petro-
graphie zu übertragen sei. Ihrem Antrage gemäß wurde im
folgenden Jahre Rosen bu seh für diese Stellung berufen, und
die neue Kommission begann ihre Tätigkeit mit einer gemein-
samen orientierenden Bereisung des Landes, aus welcher sich
die Zuteilung einzelner Gebiete an die Mitglieder behufs spe-
zieller Untersuchungen ergab, denen erst nach der Herstellung
neuer topographischer Aufnahmen des Reichslandes die eigent-
liche geologische Kartierung folgen konnte. Rosenbusch
übernahm die Untersuchung der Gegend von Barr-Andlau
und Hohwald im Unterelsaß, eine Arbeit, deren Resultate für
die Kenntnis der Kontaktmetamorphose von fundamentaler
Wichtigkeit geworden ist. Da sich eine eigene Arbeitsstätte
für ihn erst später beschaffen ließ, arbeitete er vorläufig im
Mineralogischen Institute, wo ihm die Hälfte des Vorstands-
zimmers eingeräumt wurde, und hier lernte er nun die damals
neuesten Apparate zur Untersuchung kennen und hatte viel-
fach Gelegenheit, auch über schwierigere Fragen den Rat
eines hervorragenden Physikers, August Kundt, einzuholen,
der mit dem Vorstande des Institutes schon von Berlin her, wo
beide im Laboratorium von Magnus gleichzeitig gearbeitet
hatten, bekannt war und der ein reges Interesse für die Kri-
86 Öffentliche Sitzung am 14. März
stallphysik besaß. Wenn auch Rosenbusch ein Eindringen
in die Theorie versagt war, weil ihm die hierzu erforderliche
mathematische und physikalische Vorbildung fehlte, so gelang
es ihm doch, die damaligen optischen Methoden der Kristall-
bestimmung so vollkommen zu beherrschen, daß er das Ver-
ständnis derselben auch seinen Schülern in ausgezeichneter
Weise zu vermitteln imstande war. Noch in Freiburg hatte
er seine „Mikroskopische Physiographie der petrographisch
wichtigen Mineralien" geschrieben, welche kurz nach seiner
Übersiedelung nach Straßburg erschien; in diesem Lehrbuche
werden zwar die optischen Eigenschaften der Mineralien be-
handelt, aber das Deskriptive tritt doch in den Vordergrund,
während in der zwölf Jahre später erschienenen zweiten Auf-
lage die exakten optischen Methoden zur Bestimmung der
Mineralien unter dem Mikroskope den Hauptgegenstand der
Darstellung bilden und auch die allgemeine Besprechung der
optischen Verhältnisse der Kristalle wesentlich gewonnen hat.
Im Jahre 1874 wurden für die geologische Landesunter-
suchung Räume beschafft, in denen ein, wenn auch bescheidenes
„Petrographisches Institut" eingerichtet wurde, so daß Rosen-
busch nun nicht nur eigene Unterrichtsmittel zur Verfügung
hatte, sondern auch in den Stand gesetzt war, Schüler zu
selbständigen Untersuchungen in seinem Spezialfache anzu-
leiten, und mehrere wertvolle Arbeiten sind aus diesem In-
stitute hervorgegangen. Eine weit reichere Lehrtätigkeit konnte
er aber entfalten, nachdem er im Jahre 1877 als ordentlicher
Professor der Mineralogie und Geologie an die Universität
Heidelberg berufen worden war. Seiner neuen Stellung ent-
sprechend las er nun auch Mineralogie und hielt praktische
Übungen, aber die wissenschaftlichen Arbeiten in dem von ihm
geleiteten Institute beschränkten sich auf sein eigentliches Fach,
die Petrographie, wuchsen hier jedoch zu einer solchen Bedeu-
tung heran, daß das im Jahre 1873 gegründete älteste petro-
graphische Institut, das der Universität Leipzig, bald in den
Schatten gestellt wurde. Seine Art der Unterweisung seiner
Schüler zog eine immer steigende Zahl solcher aus den ver-
Nekrologe 87
schiedensten Ländern an, und in den achtziger und neunziger
Jahren galt es für einen Petrographen so gut wie unerläßlich,
eine Zeitlang bei Rosenbusch gearbeitet zu haben.
Zu diesem wohlverdienten großen Lehrerfolge trug nicht
wenig seine umfassende literarische Tätigkeit bei. Der „Mikro-
skopischen Physiographie der petrographisch wichtigen Mine-
ralien" folgte nach einigen Jahren (1877) als zweiter Teil
die „Mikroskopische Physiographie der massigen Gesteine",
in welcher zum ersten Male die mikroskopischen Verhältnisse
der Eruptivgesteine auf Grund eigener exakter optischer Be-
stimmungen ihrer Gemengteile und ihrer Textur1) unter kriti-
scher Berücksichtigung der bisherigen Arbeiten zusammen-
gefaßt, sowie bereits die Ideen zu einer rationellen Systematik
der Gesteine angedeutet wurden. Diese Ideen entwickelten
und änderten sich nun schrittweise durch neue Erfahrungen
und besonders durch die Erkenntnis gewisser Regeln in der
Ausscheidungsfolge der Mineralien bei der Erstarrung der
massigen Gesteine, Regeln, deren rein empirischer Charakter
mehrfach mißverstanden worden ist, ein Umstand, der zu teil-
weise ungerechtfertigten Angriffen gegen Rosenbusch Ver-
anlassung gegeben hat. Die Folge dieser Änderungen seiner
Anschauungen war nun eine gänzliche Umarbeitung der „Phy-
siographie der massigen Gesteine", welche als zweite Auflage
1887 erschien. .
Im folgenden Jahre unternahm er eine Studienreise nach
Norwegen, und hier führte ihn Brögger auf seinen Exkur-
sionen und machte ihn mit seinen Anschauungen über die
genetischen Verwandtschaftsverhältnisse der Eruptivgesteine be-
kannt, die er schon zwei Jahre vorher (1886) auf einer skan-
dinavischen Naturforscherversammlung veröffentlicht hatte2).
») Die Benennung .Struktur", welche den Begriff eines regel-
mäßigen Aufbaues involviert, sollte logischerweise nur für den Bau
des Atoms, des chemischen Moleküls und des Kristalls verwendet werden.
2) Die aber damals nur in Form eines Referates gedruckt wurden
(Mitteilung Bröggers).
88 öffentliche Sitzung am 14. März
Rosenbuschs nächste Arbeiten lassen deutlich erkennen, wie
stark diese neuen Gesichtspunkte auf ihn einwirkten. Brögger
hatte nachgewiesen, daß die für das Kristianiagebiet charak-
teristischen Gesteinstypen, trotz der großen Mannigfaltigkeit
in ihrer Zusammensetzung, eine kontinuierliche Reihe bilden,
welche ihrer geologischen Altersfolge entspricht, und daraus den
Schluß gezogen, daß dieselben einem abgeschlossenen Magma
entstammten, dessen chemische Zusammensetzung eine konti-
nuierliche Änderung erfuhr, zu deren Erklärung außer den
früher schon von den Geologen herangezogenen Ursachen die
Diffusion der schwerer löslichen Verbindungen nach der Ab-
kühlungsfläche hin geltend gemacht wurde. Es ist bekannt,
welche große Wichtigkeit diese Idee für das Verständnis der
magmatischen Ausscheidungen, besonders derjenigen von Erzen,
sehr bald erlangt hat. Ein anderes wichtiges Ergebnis der
Brögg ersehen Forschungen war die Erkenntnis der nahen
Beziehungen der Ganggesteine zu den Grenzfazies der Tiefen-
gesteine.
Rosenbusch hatte zwar schon in der oben erwähnten
zweiten Auflage seiner Physiographie den wichtigen Schritt
getan, die Tiefen gesteine von den Ergußgesteinen vollständig zu
trennen, hatte aber die Ganggesteine noch besonders behandelt,
ohne jedoch die Pegmatite in einer ihrer Wichtigkeit genügenden
Weise zu berücksichtigen. Bestimmter als hier spricht er in
einem 1891 erschienenen Aufsatze die Überzeugung aus, daß die
Ganggesteine stofflich abhängig von gewissen Tiefengesteinen
seien, nachdem er 1890 die chemischen Beziehungen der Eruptiv-
gesteine (ohne Rücksicht auf die Ganggesteine) in einer Ab-
handlung besprochen hatte, in welcher er ihre Zusammen-
setzung als Mischungen gewisser Magmen zu deuten versuchte,
die durch Spaltung eines einheitlichen Urmagmas entstanden
seien. Einen wesentlichen Fortschritt erfuhr nun 1896 die
petrographische Systematik in der dritten Auflage seiner „ Mi-
kroskopischen Physiographie der massigen Gesteine", in welcher
die Zugehörigkeit der Ganggesteine zu gewissen Tiefengesteins-
gruppen als Spaltungsprodukte der den letzteren entsprechenden
Nekrologe 89
Magmen festgestellt und systematisch berücksichtigt wurde,
und noch weiteren Ausbau erfuhr das System in der vierten
Auflage (1907), in welcher auch die frühere, längst schon
als unhaltbar erkannte Trennung der älteren und jüngeren
Eruptivgesteine von gleicher mineralogischer Zusammensetzung
vollständig beseitigt wurde. Eine kürzere Zusammenfassung
seiner Darstellung der Gesteinslehre, gleichsam das Resultat
seiner Lehrtätigkeit, gab Rosenbusch endlich in seinen „Ele-
menten der Gesteinslehre " (3. Auflage 1910).
Bereits in seiner Erstlingsarbeit hatte er betont, daß die
mikroskopische Untersuchung eines Gesteines stets Hand in
Hand zu gehen habe mit der Untersuchung seines Vorkom-
mens in der Natur, und diesem Grundsatze entsprachen auch
seine geologischen Arbeiten in Elsaß -Lothringen, sowie seine
1888 begonnene Tätigkeit als Leiter der Badischen Geologi-
schen Landesanstalt. Hier war es die Erforschung des einen
großen Teil des Schwarzwaldes bildenden Gneissgebietes, durch
welche die Kenntnis der kristallinen Schiefer und des Meta-
morphismus, dem sie ihre jetzige Beschaffenheit verdanken,
ganz wesentliche Fortschritte machte und die schwierigen hier
vorliegenden Probleme, welche schon zahlreiche der bedeutend-
sten Geologen beschäftigt hatten, in den Vordergrund des petro-
graphischen Interesses gerückt wurden. Ein erheblicher Teil
der bisher als Gneiss bezeichneten Gesteine erwies sich als pri-
mär, d. h. als Granite mit schieferiger Textur, während andere
als umgewandelte Sedimente erkannt wurden, somit als Glieder
der eigentlichen kristallinen Schieferformation. Die Umwand-
lung von Sedimenten oder Eruptivgesteinen in kristalline Schiefer
betrachtete Rosen busch als eine rein mechanische (Dynamo-
metamorphismus) , ohne Änderung der chemischen Zusammen-
setzung vor sich gegangene, eine Anschauung, welche durch
weitere Forschungen allerdings mehrfache Modifikationen er-
fahren hat.
Um die Wende des Jahrhunderts begann auch für die
Petrographie eine neue Zeit. Einerseits wurden für die mikro-
skopische Bestimmung der Mineralien in den Gesteinen exaktere
90 öffentliche Sitzung am 14. März
Methoden ersonnen, welche ein tieferes Eingehen in die theo-
retische Optik voraussetzten, andererseits brach sich immer
mehr die Erkenntnis Bahn , daß die Bildung der Mineralien
und somit auch die der Gesteine sich nicht durch noch so
geschickte Kombination beobachteter Tatsachen, sondern nur
auf Grund strenger physikalischer Gesetze erkennen lasse, und
damit wurden auch für die Experimente zur Darstellung von
Mineralgemengen die physikalisch -chemischen Methoden maß-
gebend. So wurde es unausbleiblich, daß die Rolle, welche
die Heidelberger Schule in der Petrographie während des
letzten Viertels des vorigen Jahrhunderts gespielt hatte, all-
mählich auf andere Orte überging, und die Erkenntnis dieses
natürlichen Prozesses mag wohl mit zu dem Entschlüsse ihres
Führers beigetragen haben, sich im Jahre 1903 von seinem
Lehramte zurückzuziehen. Rosenbusch verbrachte die letzten
Jahre seines Lebens vorwiegend in der Beschäftigung mit den
Schriftstellern des Altertums, dem Gegenstande seiner ersten
Studien, denen er während seines Lebens niemals ganz untreu
geworden war. p. Groth.
Heinrich Weber. Der am 17. Mai 1913 verstorbene aus-
gezeichnete Mathematiker H. Weber ist geboren am 5. Mai 1842
zu Heidelberg als Sohn des Verfassers des bekannten Lehr-
buchs der Weltgeschichte, Professor und Direktor Dr. G. Weber,
und seiner Gattin Ida, geborene Becker. Schon in den mitt-
leren Klassen des Gymnasiums entwickelte sich bei ihm die
Neigung für Mathematik, die namentlich durch seinen Lehrer
A. Arneth, den Verfasser einer Geschichte der reinen Mathe-
matik (1852), gefördert wurde.1) Entscheidend wird aber auch
der durch viele Interessen angeregte häusliche Familienkreis
für seine gesamte Ausbildung gewesen sein, der ihn zugleich
auf die akademische Laufbahn hinweisen mochte. 1860 — 61
bezog er die Universität seiner Vaterstadt, an der damals
!) Noch 1903, bei Gelegenheit seines Aufsatzes über Elementar-
mathematik, Deutsche Mathematiker -Vereinigung 12, S. 401, gedenkt
Weber dankbar dieses Mannes.
Nekrologe 91
neben den glänzenden Vertretern der Naturwissenschaften
R. Bunsen (seit 1852), G. Kirchhoff (seit 1854) und H. Helm-
holtz (seit 1858), Otto Hesse (seit 1856) als Mathematiker
außer dem gegenwärtig 85jährigen Altmeister der Geschichte
der Mathematik, M. Cantor, wirkte. „Glücklich die deutsche
Jugend, die von solchen Professoren erzogen wird", hatte der
italienische Geometer L. Cremona beim Erscheinen von Hesses
Vorlesungen über Raumgeometrie (1861) in Bewunderung ihrer
unvergleichlichen Eleganz in der Darstellung algebraischer
Beziehungen ausgerufen, und das feine Verständnis dafür, das
alle Schriften Webers auszeichnet, mag schon damals bei Hesse
von ihm erworben sein. Von 1861 bis 1862 hörte er in Leipzig
bei dem originellen geistvollen Geometer A. F. Möbius und
dem Analytiker W. Scheibner. 1862/63 war er wieder in
Heidelberg, wo er am 19. Februar 1863 auf Grund seines
Examens zum Dr. phil. promoviert wurde.1) Alsdann wandte
er sich nach Königsberg, wo der unter C. G. J. Jacobi (seit
1822) durch die 1834 erfolgte Einrichtung des mathematischen
Seminars bewirkte glänzende Aufschwung der mathematischen
Studien durch F. Richelot und Franz Neu mann in der erfolg-
reichsten Weise fortgesetzt war. Hier hat denn auch Weber
die Richtung auf die Behandlung der großen analytischen und
physikalischen Probleme empfangen, die für seine ganze Pro-
duktion so charakteristisch ist.
Zu Beginn des Sommers des Kriegsjahres 1866, dem letzten
den Riemann noch erlebte, habilitierte sich Weber in Heidel-
berg; bereits 1869 wurde er dort außerordentlicher Professor.
Bei der geradezu erstaunlichen und erfolgreichen Entwicklung
seiner wissenschaftlichen Tätigkeit kann es nicht überraschen,
daß er noch in demselben Jahre an das Eidgenössische Poly-
technikum in Zürich berufen wurde. Dort verheiratete er
sich 1870 mit Emilie Dittenberger, Tochter des weimarischen
Oberhofsuperintendenten W. Dittenberger.
a) Eine durch den Druck zu veröffentlichende Dissertation wurde
damals in Heidelberg und auch noch einige Jahre später nicht verlangt.
92 öffentliche Sitzung am 14. März
Im Jahre 1875 folgte er einem Rufe nach Königsberg,
der Stadt, in der er selbst die Weihe der Wissenschaft emp-
fangen hatte. Acht Jahre hat er dort gewirkt, und die reichen
Erfolge, die er hier als Lehrer und Forscher erzielte, haben
ihn wohl die herrliche Umgebung seiner Heimat und das groß-
artige Gebirgspanorama der schweizerischen Universitätsstadt
weniger vermissen lassen. Trotzdem nahm er 1883 eine Be-
rufung an die Technische Hochschule Berlin-Charlotten-
burg an, siedelte aber bereits 1884 an die Universität Mar-
burg über. Eine größere Wirksamkeit wurde ihm zuteil, als
er acht Jahre später, 1892, den Ruf nach Göttingen erhielt.
Aber Weber ist nur kurze Zeit dort geblieben; bereits 1895
folgte er einem Rufe nach Straßburg, wo er noch fast
18 Jahre tätig geblieben ist. Die zunehmenden Jahre ver-
mochten weder seine Gesundheit noch seine unerschöpfliche
Produktionskraft und seine Tätigkeit als Lehrer zu beeinträch-
tigen, bis unvermutet ein Schlaganfall seinem der Wissenschaft
in so hervorragender Weise gewidmeten Leben ein Ziel setzte :
wie ein Liebling der Götter ist er ohne Schmerz und Kampf
dahingegangen.
Seine Ehe war mit einer reichen Zahl von Kindern ge-
segnet, von denen allerdings drei ihm schon in früher Jugend
wieder entrissen wurden. Einer seiner Söhne, Rudolf Heinrich
Weber, geboren 1874, ist Professor für theoretische Physik an
der Universität Rostock; in ihm gewann der Vater allmählich
einen verständnisvollen Mitarbeiter.1) Besonders nahe stand
seinem Herzen seine jüngste Tochter Emilie, die zu seinem
großen Kummer 1911 verstarb. Denn mit diesem hochbegabten
Kinde verbanden ihn namentlich auch wissenschaftliche Inter-
essen, die in der vortrefflich gelungenen deutschen Herausgabe
von H. Poincares Valeur de la science (Der Wert der Wissen-
l) So bei der Heransgabe von Gauss' Principia generalia theoriae
figurae fluidorum in statu aequilibrii, Ostwalds Klassiker der exakten
Wissenschaften Nr. 135. Herrn Weber bin ich auch bei der Abfassung
dieses Aufsatzes für Mitteilungen aus dem Leben seines Vaters zu vielem
Danke verpflichtet.
Nekrologe 93
schaft, ins Deutsche übertragen von E. Weber, mit Anmerkungen
und Zusätzen von H. Weber, 2. Aufl. 1910) und der Schrift
von E. Boutroux, Wissenschaft und Religion in der Philosophie
unserer Zeit, mit Genehmigung des Verfassers ins Deutsche
übertragen von E. Weber, mit einem Einführungswort von
Professor H. Holtzmann, 1910, einen beredten Ausdruck ge-
funden haben.
Weber machte auch äußerlich den Eindruck einer hervor-
ragenden, überaus sympathischen Persönlichkeit, die sich indes
nicht leicht im ersten Augenblicke Fremden gegenüber mitteilte.
Er war eine durch und durch vornehme Natur, deren abge-
klärtes zurückhaltendes und schweigsames Wesen wohl nicht
unbemerkt bleiben konnte. Aber bei näherer Bekanntschaft
erschloß er den Reichtum seines Innern um so ungeteilter den
zahlreichen Freunden, mit denen ihn wissenschaftliche Aufgaben
und gemeinsame Interessen zusammenführten.
Seit seiner Studien- und Privatdozentenzeit stand er einer
ganzen Reihe von vortrefflichen Männern nahe, die gleich ihm
hervorragende Dienste der Wissenschaft geleistet haben, so z. B.
A. Mayer (Leipzig), P. du Bois-Reymond (Tübingen), C. F.
Geiser (Zürich), F. Kohlrausch (dem späteren Präsidenten
der Physikalischen Reichsanstalt zu Berlin), W. Voigt (Göt-
tingen). In Göttingen trat er dann in besonders freundschaft-
liche Beziehungen zu F. Klein, die auch mehrfach in seinen
Publikationen Ausdruck fanden; in Straßburg war es Th. Reye,
sowie der Kreis der jüngeren, dort vereinigten Mathematiker,
denen sich der verehrte Meister mit der ganzen Liebenswürdig-
keit seines Wesens anschloß, dessen Umfang sich durch die
persönlichen Beziehungen zwischen den Dozenten der Hoch-
schulen Heidelberg, Tübingen, Freiburg, Karlsruhe, Straßburg
noch erweiterte.
Von den obenerwähnten Freunden ist schon eine namhafte
Zahl längst dahingegangen. Einer seiner ältesten und intimsten
Freunde aber ist der ausgezeichnete Mathematiker It. Dede-
kind in Braunschweig (geb. 1831), neben dem ein Jahr früher
geborenen C. Neumann und dem aus dem Jahre 1829 stam-
94 Öffentliche Sitzimg am 14. März
menden M. Cantor, einer der ältesten deutschen Mathematiker,
mit dem Weber schon frühe (1876) in die engste Beziehung
durch die gemeinschaftliche Herausgabe der Werke B. Riemanns
trat, und mit dem er auch später sich zur gemeinsamen Bearbei-
tung großer und wichtiger Probleme vereinigte: ein seltenes
Dioskurenpaar in unserer oft so eigennützig denkenden Zeit.
Und ebenso ist er seinen zahlreichen Schülern später
auch freundschaftlich nahegetreten, so z. B. H. Minkowski,
D. Hubert, A. Kneser, L. Fricke und anderen. Weber war
überall der anregende Lehrer, der zugleich persönlichen Anteil
an den Schicksalen seiner Jünger nahm.
Aber seine Interessen beschränkten sich nicht nur auf
den Austausch mit ihm durch die gleiche Wissenschaft ver-
bundenen Männern. Webers vielseitige, schon im Vaterhause
gewonnene Bildung fand auch eine wesentliche Befriedigung
im freundschaftlichen Verkehr mit dem bekannten Theologen
H. Holtzmann, dem Orientalisten und Theologen J. Well-
hausen. So war Webers ganzes Wesen erfüllt von einem
edlen Humanismus, der sich auch äußerlich in dem durch-
geistigten Ausdrucke seines Gesichtes aussprach.
Webers siebenzigster Geburtstag wurde unter allseitiger
Teilnahme der wissenschaftlichen Welt und insbesondere seiner
Schüler und Freunde festlich begangen, sowie auch von der
Deutschen Mathematiker-Vereinigung, die er selbst mit-
begründet hatte, und der Redaktion der Mathematischen
Annalen, der er seit Mai 1893 im Verein mit F. Klein,
W. von Dyck, M. Noether und anderen vorstand.
Daß eine solche Persönlichkeit überall das vollste Ver-
trauen der Kollegen gewinnen mußte, ist wohl selbstverständ-
lich. So hat denn auch Weber wiederholt (in Königsberg
1880, in Marburg 1890, in Straßburg 1900) die höchste
akademische Würde, das Rektorat, bekleidet, und seine reiche
Erfahrung war bei vielen organisatorischen Fragen von wesent-
licher Bedeutung.
Mannigfaltige Ehrenbezeugungen sind ihm während seines
Lebens zuteil geworden. Bei der Feier des hundertjährigen
Nekrologe 95
Geburtstages von N. H. Abel, des großen norwegischen Mathe-
matikers, dessen Ideen Weber selbst in so hervorragender Weise
nachgegangen ist, wurde er zum Ehrendoktor der Universität
Kristiania ernannt; er war Mitglied der Akademien von
Göttingen, München, Stockholm, Upsala, der Acce-
demia dei Lincei in Rom etc. Im Jahre 1904 war er in
Heidelberg auch Vorsitzender des Internationalen Mathema-
tiker-Kongresses. Aber bei alledem blieb er immer der beschei-
dene Mann der Wissenschaft, der die höchste Befriedigung für
alle Anstrengungen in der eigenen unablässigen Arbeit zu
finden gewohnt ist.
Wir haben versucht, kurz das Leben eines deutschen
Gelehrten zu schildern, das sich in glücklichen und harmo-
nischen Verhältnissen bewegt hat. Werfen wir jetzt einen Blick
auf seine wissenschaftlichen Leistungen. Bei der ungeheuren
Vielseitigkeit und der Beherrschung der verschiedensten Gebiete
der Mathematik, durch die sich Weber auszeichnete, ist es
allerdings nicht leicht, darüber auch nur etwas eingehender
zu handeln. Das könnte nur vermöge einer Analyse geschehen,
welche sich die Aufgabe zu stellen hätte, bei jeder seiner
Schriften genau den Punkt zu bezeichnen, wo er mit seinen
eigenen Gedanken fördernd eingriff. Wir müssen uns daher
hier bescheiden, nur einzelne Züge aus seinen Arbeiten hervor-
zuheben in der Hoffnung, daß auch so noch die hervorragende
wissenschaftliche Persönlichkeit Webers zum Ausdruck kommen
werde.
Webers Arbeiten haben immer den höchsten Teilen der
Analysis nebst ihren Anwendungen auf Zahlentheorie, Mechanik
und mathematische Physik angehört. Und während bei manchen
Mathematikern im Laufe ihrer Entwicklung eine Verschiebung
ihrer wissenschaftlichen Interessen in dem Sinne stattzufinden
scheint, daß sie, in jüngeren Jahren nach einer bestimmten
Richtung arbeitend, später dieselbe mehr oder weniger ver-
lassen, um sich anderen Fragen zuzuwenden, und so verschie-
96 Öffentliche Sitzung am 14. Mär/
dene Perioden ihrer Entwicklung durchlaufen, ist Weber in
seiner Universalität sich immer gleichgeblieben. Aber mit immer
wachsendem Erfolge greift er denselben Kreis von Problemen
an, die ihn schon in seiner Jugend beschäftigt hatten, und mit
wahrem Enthusiasmus arbeitet er noch im Alter die fünfte
Auflage seiner partiellen Differentialgleichungen in der mathe-
matischen Physik in Rücksicht auf die neuen mathematischen
und physikalischen Theorien durch, die sich erst kurz zuvor
entwickelt hatten. Bestimmend für den ganzen Charakter seiner
Produktion aber sind die Eindrücke gewesen, die er in Königs-
berg erhalten hat: die Richtung auf physikalische Probleme
in Verbindung mit der Theorie der Besselschen Funktionen
durch F. Neumann, die gründliche Kenntnis der algebraischen
Funktionen und ihre transzendente Untersuchung mittels der
Jacobischen und Riemannschen Gedanken durch F. Riche-
lot, endlich das Interesse für die damit in enger Verbindung
stehenden zahlentheoretischen Fragen.
Webers erste Arbeit „Zur Theorie der singulären Lösungen
der partiellen Differentialgleichungen", J. f. M.1) LXVI, S. 193,
1866 ist aus den Anregungen hervorgegangen, die er im
Seminar bei Richelot empfangen hatte, und ganz im Geiste
Ja co bis geschrieben, dessen posthume Abhandlung über Diffe-
rentialgleichungen im J. f. M. LX erschienen war.2) Sie stellt
sich die Aufgabe, unter gewissen beschränkenden Annahmen
die Bedingungen für die Existenz singulärer Lösungen einer
partiellen Differentialgleichung erster Ordnung mit beliebig
vielen unabhängigen Variabein aufzustellen, die nicht nur
partikulär, sondern wirklich singulär sind.
Die Arbeit „Über ein Prinzip der Abbildung der Teile
einer krummen Oberfläche auf einer Ebene", J. f. M. LXVII,
S. 229, 1867 steht dagegen unter dem Zeichen Riemanns.
Bei der konformen Abbildung einer Fläche auf die Ebene wird
natürlich ein endlicher Teil der in den kleinsten Teilen ähn-
*) Mit J. f. M. ist das Journal für Mathematik bezeichnet.
2) Jacobi war schon 1851 gestorben.
Nekrologe 97
liehen Karte mehr oder weniger starke Verzerrungen aufweisen.
Weber sucht nun ein Maß für die Größe derselben und zugleich
die Bedingungen aufzustellen, unter denen diese ein Minimum
wird. Setzt man den Bedingungen der Konformität gemäß
voraus, daß zwischen dem Längenelement der Fläche dS und
dem der Ebene ds die Beziehung dS = pds stattfindet, so wird
dt)
die relative Verzerrung von dS durch ausgedrückt, und es
kommt nur darauf an, die Funktion q = logp so zu bestimmen,
daß das aus den mit q2 multiplizierten Flächenelementen der
Ebene gebildete Integral ein Minimum wird. Dies Problem
der Variationsrechnung führt allerdings auf eine verwickelte
partielle Differentialgleichung, aber es gelingt Weber, für
Rotationsflächen die Rechnung vollständig durchzuführen und
seine Lösung mit der von Gauß für diesen Fall ermittelten
vorteilhaftesten Lösung in Übereinstimmung zu bringen. Aller-
dings ist seitdem durch A. Tissots Memoire sur la represen-
tation des surfaces et les projeetions des cartes geographiques
(1881) das Problem der Kartenprojektion in andere Bahnen
gelenkt, aber auch jetzt noch dürfte der aus dem Wesen der
Sache geschöpfte Gedanke Webers von Interesse sein. — Da-
neben beschäftigt sich Weber schon mit der Integration der
Gleichung A (u) -f- Wu — 0 unter gegebenen Randbedingungen
(mit dieser Arbeit eröffnete A. Clebsch die Redaktion der
Mathematischen Annalen), M. A. I, S. 1, 1869, a) und seine kon-
forme Abbildung der allgemeinen Lemniskate durch einfache
algebraische, im speziellen Falle rationale ganze Funktionen,
ib. II, 1870, gab einen hübschen Beitrag zu der Arbeit von
H. A. Schwarz, „Über einige Abbildungsaufgaben", J. f. M.
LXX, S. 105.
Fast unmittelbar zu derselben Zeit erschien die Arbeit
„Über eine Transformation der hydrodynamischen Gleichungen",
J. f. M. LXVIII, S. 286. Bekanntlich lassen sich die Probleme
der Hydrodynamik auf zwei Wegen behandeln, je nachdem
*) Mit M. A. werden hier die Mathematischen Annalen bezeichnet.
Jahrbuch 1914. 7
98 öffentliche Sitzung am 14. März
man sich mit Eulers partiellen Differentialgleichungen erster
Ordnung die Aufgabe stellt, den Geschwindigkeitszustand der
Flüssigkeit an jeder Stelle x, y1 z zur Zeit t zu ermitteln, oder
nach Lagranges (übrigens auch schon bei Euler auftretenden)
Auffassung mittels Gleichungen zweiter Ordnung die Bahn jedes
Teilchens als Funktion seines Anfangszustandes und der Zeit
zu bestimmen sucht. Weber machte nun darauf aufmerksam,
daß auch im zweiten Falle durch eine partielle Integration
und Einführung einer neuen Unbekannten . ein System von
Gleichungen erster Ordnung gewonnen wird, das für den Fall
eines Geschwindigkeitspotentials besonders einfach ausfällt.
Aber schon wendet sich Weber, so z. B. auch in dem in
den M. A. VIII, S. 49, 1874 veröffentlichten Beweise des Abel-
schen Theorems in seiner allgemeinsten Fassung, den großen
Problemen der Analysis zu, welche die algebraischen Funktionen
betreffen. Im Jahre 1865 waren die Vorlesungen von Karl
Neu mann über Riemanns Theorie der Abelschen Integrale,
1866 das Werk von Alfred Clebsch und Paul Gordan über
die Abelschen Funktionen erschienen. Hatte das erstere die
wesentliche Bedeutung, die genialen Gedanken Riemanns in
vereinfachter Darstellung einem größeren Kreise zugänglich
zu machen, so fand sich in dem letzteren eine ganz neue an
die Vorstellung der algebraischen Kurven im geometrischen
Sinne anknüpfende Behandlung, welche dann aber auch nament-
lich bei dem Jacobischen Umkehrproblem über den von Weier-
straß behandelten hyperelliptischen Fall hinausgehend die
allgemeine Lösung bringt. Weber hat hier mit der ganzen
Kraft seiner Begabung eingegriffen. Ihm lag daran, die Rie-
mannschen Gedanken rein algebraisch in Riemanns Geist zu
entwickeln. Und es ist bewunderungswürdig, wie der kaum
27jährige Dozent in den umfangreichen Arbeiten („Über das
Additionstheorem der Abelschen Integrale" und „Zur Theorie
der Umkehrung der Abelschen Integrale", J. f. M. 1869/70) seine
Aufgabe gelöst hat. Das hat auch C. Neumann voll gewürdigt,
als er in der zweiten Auflage seines obenerwähnten Werkes
Nekrologe 99
(1884) S. 375 schrieb: „Ich werde mich (bei der Umkehrung
der Abelschen Integrale) wesentlich stützen auf das ausgezeich-
nete Werk von Clebsch und Gordan, daneben aber auch auf die
diesem Werke sich anschließenden Aufsätze von H. Weber."
Sodann geht Weber daran, seine Untersuchungen über die
©-Funktionen mit zahlentheoretischen zu verbinden. Jacobi
hatte bemerkt, daß die bei den unendlich vielen Formen der
elliptischen ©-Funktionen auftretende Konstantenbestimmung
mit Hilfe der Gaußschen Summen durchführbar sei und
Ch. Her mite hatte dies direkt nachgewiesen. Weber stellte
sich nun die Aufgabe, für die O von mehreren Variabein ana-
loge Resultate zu gewinnen. So entstehen die großen Arbeiten
im 74. Bande des J. f. M. (S. 14 und 57), in denen es ihm
gelingt, das von Clebsch und Gordan (S. 326 der Abelschen
Funktionen) so genial gelöste Problem dieser Konstanten-
bestimmung auf dem von ihm eingeschlagenen Wege zu be-
wältigen.
So sehen wir den jungen Dozenten in Heidelberg und
Zürich überall an den großen Aufgaben der damaligen Zeit
arbeiten. Da kann es nicht überraschen, daß er bereits 1875
nach Königsberg berufen wurde.
Kleinere Arbeiten, wie z. B. die über die Transformation
algebraischer Funktionen, J. f. M. LXXVI übergehend, wenden
wir uns nun zu der großen infolge einer Preisfrage der
Benekeschen Stiftung an der Göttinger Gesellschaft der
Wissenschaften verfaßten und auch von dieser mit dem zweiten
Preise geehrten Abhandlung über die Abelschen Funktionen
vom Geschlecht 3, die 1876 mit Unterstützung der Berliner
Akademie herausgegeben wurde. Auch hier verfolgt Weber
die Riemannschen Gedanken, indem er sich die Aufgabe stellt,
mittels einer Untersuchung der Charakteristiken der ©-Funk-
tionen von drei Variablen die geometrischen Sätze von Steiner,
Hesse und Aronhold zu gewinnen und zugleich seine Be-
trachtungen mit dem von Clebsch eingeführten Geschlechts-
begriff zu verbinden. Auf diese Untersuchungen ist Weber
mehrfach zurückgekommen, so z. B. in den Annali di matematica
100 Öffentliche Sitzung am 14. März
IX, S. 126, 1878, dann in der Arbeit über die Kummersche
Fläche, J. f. M. LXXXIV, deren homogene Punktkoordinaten
sich durch & von zwei Variabein darstellen lassen und deren
merkwürdige Eigenschaften nach den Arbeiten von E. Kummer
(1864), A. Cayley und F. Klein (von 1870 an) allgemeines
Interesse erregt hatten. Gelegentlich verfolgt er noch später
den besonderen Fall, wo diese Fläche zur Fresnelschen
Wellen fläche wird, die infolge ihrer speziellen Natur die
Darstellung durch elliptische 0 gestattet (Vierteljahrsschrift
der Nafcurforschenden Gesellschaft zu Zürich XLI).
Während dieser ganzen Zeit hat sich Weber zugleich mit
Aufgaben beschäftigt, welche die mathematische Durchführung
physikalischer Probleme stellte. Da sind es vorzugsweise die
Besselschen Funktionen, deren funktionentheoretische Behand-
lung er sich in immer neuen Wendungen vornimmt. Bald
sind es Wärmeprobleme, wie z. B. in der Züricher Vierteljahrs-
schrift von 1871, bald die der statischen und strömenden Elek-
trizität, die den physikalischen Hintergrund abgeben.
Diese Untersuchungen, mit dem Studium eines an die
Wärmebewegung anknüpfenden Integrals 1868 (J. f. M. LXIX,
S. 222) beginnend, haben zunächst die Ermittlung von be-
stimmten Integralen durch Besselsche Funktionen im Auge;
sie schreiten dann fort zu mathematisch völlig ausgeführter
Behandlung von physikalischen Versuchsbedingungen über die
stationäre Strömung der Elektrizität in Zylindern (J. f. M.
LXXVI, S. 1 u. 345) und zur Darstellung willkürlicher Funk-
tionen vermöge Fourierscher Reihen, deren Koeffizienten Bessel-
sche Funktionen sind (M. A. VI, S. 146, 1873). Dabei wird
man auch noch der sorgfältigen Studie über Besselsche Diffe-
rentialgleichungen (M. A. XXXVII, S. 404, 1890) gedenken,
in der sich Weber der Schleifenintegrale bedient, um die
funktionentheoretische Lösung zu gewinnen.
Im Jahre 1893 kommt Weber in den Göttinger Nach-
richten auf die Gleichung der Wärmebewegung zurück, von
der er teils beständig konvergente teils durch halbkonvergente
Reihen (mit genauer Bestimmung des Restgliedes) ausgedrückte
Nekrologe 101
Lösungen gibt, die bestimmten Problemen angepaßt sind. —
Einem etwas anderen Kreise dagegen gehört die schon viel
früher entstandene Untersuchung der kräftefreien Bewegung
eines starren Körpers in einer unendlich ausgedehnten inkom-
pressiblen Flüssigkeit (M. A. XIV, S. 171, 1878) an, bei der
unter Voraussetzung eines rotationslosen Anfangszustandes des
Körpers die Lösung durch hyperelliptische 0 gewonnen wird,
sowie die in den Berliner Berichten von 1897 (S. 936) ver-
öffentlichte Arbeit über die Differentialgleichungen der elektro-
lytischen Verschiebungen, in der es sich um die Untersuchung
der Ionenbewegung, namentlich in Rücksicht auf die funktio-
nalen Unstetigkeiten derselben handelt.
Doch das Gebiet, mit dem sich Weber wohl am ein-
gehendsten und andauerndsten beschäftigt hat, ist das der
Algebra und der Zahlentheorie im weitesten Umfange.
Hier weiß er, im Wetteifer mit dem ausgezeichneten franzö-
sischen Mathematiker Ch. Hermite, unaufhörlich neue Ge-
danken und Methoden zur Lösung der schwierigsten Fragen
in Bewegung zu setzen. Bei der abstrakten Natur dieser
Untersuchungen müssen wir es uns versagen, auf Einzelnheiten
einzugehen; nur einige besonders wichtige Arbeiten können
hier angeführt werden. Dieselben gehen nach zwei verschie-
denen Richtungen, je nachdem sie rein algebraischer Natur
sind oder sich der transzendenten Funktionen zur Untersuchung
der speziellen Beschaffenheit der arithmetischen Probleme be-
dienen.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die vorwiegend al-
gebraischen Arbeiten! Im Jahre 1882 erschien gemeinsam
mit Dedekind (J. f. M. XCII) die grundlegende Abhandlung
über die algebraischen Funktionen einer Veränderlichen. Der
Zweck der Verfasser war, diejenige strenge und rein arith-
metische Begründung der Riemannschen Theorie der algebra-
ischen Funktionen zu geben, welche ohne Anknüpfung an
den Begriff der Stetigkeit und die geometrische Anschauung
mit Berücksichtigung aller Grenzfälle auskommt. Sie legt
dar, wie es mit Hilfe des Begriffes des Ideals, dessen von
102 öffentliche Sitzung .am 14. März
E. Kummer eingeführte Betrachtung Dedekind selbst so
glänzend weiter entwickelt hatte, gelingt, den Begriff des Ge-
schlechtes, dann den des Differentials erster Gattung einer
algebraischen Funktion zu gewinnen und so bis zum Beweise
des Riemann-Rochschen Satzes vorzudringen. Mit Recht be-
tonen die Verfasser, daß so ein umfassender Teil der Theorie
der algebraischen Funktionen rein algebraisch behandelt war,
eine Leistung, die in der Geschichte schon allein durch den
dabei aufgewandten Scharfsinn von dauernder Bedeutung
bleiben wird.
Zugleich wird es nun aber die Galoissche Gleichungs-
theorie, die Weber mit seinen Untersuchungen über die
transzendenten Funktionen im Sinne der Preisarbeit von 1876
verbindet. So entsteht die Arbeit über die Galoissche Gruppe
der Gleichung 28; Grades, von der das Doppeltangentenproblem
der Kurven vierter Ordnung abhängt (M. A. XXIII, 1884);
dann folgen die Aufsätze in den Acta mathematica VI, VIII
und IX über die Charakteristiken der Teilungsgleichungen, die
Theorie der Abelschen Zahlkörper, in welchen z. B. der Kron-
ecker sehe Satz bewiesen wird, daß alle absoluten Abelschen
Körper Kreiskörper, d. h. aus rationalen Zahlen und Einheits-
wurzeln bestehende Körper sind (vgl. auch J. f. M. CXXXII,
S. 167 1906), sowie die Schrift über die Grundlagen der Ga-
loisschen Theorie auf Grund des Körperbegriffes, in dem auch
schon Körper mit unendlich vielen Elementen betrachtet wer-
den (M. A. XLIII, 1893).
Doch schon zuvor (1891) waren die akademischen Vor-
lesungen über elliptische Funktionen und algebra-
ische Zahlen erschienen. In diesem Werke, das überall die
neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Invarianten- und
Gruppentheorie heranzieht, findet sich zunächst eine Zusammen-
fassung der Theorie der elliptischen Funktionen nach Jacobi
und Weierstraß, und auf dieser Grundlage werden mittels
der von Abel und Galois geschaffenen Gruppentheorie die
Teilungsgleichungen, die Theorie der Transformation, endlich
Nekrologe 103
auch die Gleichung fünften Grades behandelt, die ein so hohes
Interesse durch die Untersuchungen Hermites und F. Kleins
(Vorlesungen über das Ikosaeder 1884) erregte.
Am bedeutsamsten ist aber wohl der dritte Teil des Buches,
von dem Weber mit Recht sagen konnte, daß er vorwiegend
solche Gegenstände betreffe, die noch nicht Gemeingut weiterer
Kreise geworden waren. Er stellt sich hier die Aufgabe, die
von Abel in seinen Bemühungen um die komplexe Multi-
plikation nur fragmentarisch hinterlassenen Fälle, die erst
durch Hermite und Kronecker einen Beweis gefunden hatten,
im Zusammenhang darzulegen.
Und hiermit steht dann wieder eine ganze Reihe von
speziellen zahlentheoretischen Arbeiten Webers in enger Ver-
bindung. Da ist vor allem die Arbeit in den Mathematischen
Annalen XX, 1882 zu erwähnen, nach der jede eigentlich
primitive quadratische Form unendlich viele Primzahlen dar-
zustellen fähig ist. Dirichlet hatte schon 1840 seinen be-
rühmten Satz von den unendlich vielen Primzahlen in einer
arithmetischen Reihe auf gewisse quadratische Formen von
negativer Diskriminante ausgedehnt. Weber zeigt nun, in
welchem Sinne diese Beschränkung des Diskriminantencha-
rakters beseitigt werden kann und macht zugleich auf eine
Lücke in Dirichlets Beweis aufmerksam, deren Beseitigung
dieser nur als möglich bezeichnet hatte, die aber bisher nicht
weiter beachtet zu sein schien.
Von der großen Zahl seiner weiteren Untersuchungen
mögen hier noch die in den Göttinger Nachrichten von 1893,
S. 46, 138, 245 erwähnt werden, die sich ebenfalls auf eine
schon von Dirichlet für den Fall einer negativen Diskriminante
entwickelte Formel, deren besondere Gestalt Kronecker durch
elliptische O dargestellt hatte, bezieht. Weber ermittelt sie
auch für positive Diskriminanten, zeigt aber zugleich, daß
diese entsprechende letztere Umformung eine neue Tran-
szendente £ erfordert.
Auf Grund aller dieser Arbeiten reifte nun bei Weber
der Plan, in einem umfassenden Werke den Zustand der ge-
104 Öffentliche Sitzung am 14. März
samten algebraischen Untersuchungen in der Gegenwart dar-
zulegen. So entstand das ausgezeichnete Lehrbuch der
Algebra 1895/96 in zwei Bänden. Dieses Werk sollte, nach-
dem jahrzehntelang J. A. Serrets Cours d'algebre superieure
für die Lehrbücher auch in Deutschland maßgebend geblieben
war, die großen Gesichtspunkte der Gruppentheorie und die
durch C. Jordan und andere, namentlich auch Weber selbst,
weit entwickelte Galoissche Theorie in Verbindung mit Kron-
eckers Untersuchungen zur Darstellung bringen. Mit welchem
Beifall es aufgenommen wurde, geht daraus hervor, daß schon
1898 eine neue Auflage nötig wurde, in die der unermüdliche
Verfasser in erneuter Gestalt seine Untersuchungen über die
algebraischen Zahlen, die ihn seit 1890 unausgesetzt beschäf-
tigt hatten, aufnahm.
So ist dieses große Werk ein bewunderungswürdiges
Zeugnis von dem Scharfsinn und der Klarheit geworden, mit
der Weber die schwierigsten Gegenstände der höheren Arith-
metik zu beherrschen verstand, ein Werk, dem keine andere
Literatur ein ähnliches auf diesem Gebiete zur Seite stellen
kann. Schon im Jahre 1900 wurde es ins Französische über-
setzt. Endlich war es Weber noch vergönnt 1908 als dritten
Band des Lehrbuches eine völlige Umarbeitung des Buches
von 1891 über elliptische Funktionen hinzuzufügen, ein im
höchsten Grade der allgemeinen Bewunderung würdiges Buch.
Zum Schlüsse ist noch eines ausgezeichneten Werkes von
Weber zu gedenken, derPartiellen Differentialgleichungen
in der mathematischen Physik. B. Riemann hatte nach
Dirichlets Tode zunächst über Potentialtheorie und partielle
Differentialgleichungen, dann über mathematische Physik über-
haupt, Vorlesungen in Göttingen gehalten. Dieser Tätigkeit
Riemanns (zuletzt im Winter 60/61) verdanken wir zwei von
seinem Zuhörer K. Hattendorff herausgegebene Werke. Ins-
besondere finden sich in den „Partiellen Differentialgleichungen
und deren Anwendung auf physikalische Fragen" (1869, 3. Auf-
lage 1882) neben den Grundlagen der Lehre vom bestimmten
Nekrologe 105
Integral und der Theorie der Reihen ausführlichere Unter-
suchungen über Wärmeleitung, Elastizitätstheorie und Hydro-
dynamik behandelt.
Aber seit Max we 11s bahnbrechendem Treatise of electri-
city and magnetism (1873) mußte sich das Interesse ganz be-
sonders auf die Bearbeitung der elektrischen und magnetischen
Erscheinungen richten, die Riemann von dem damaligen Stand-
punkt aus behandelt hatte, der nun gänzlich umgewandelt er-
schien. Zu einer Bearbeitung dieses Stoffes in dem streng
mathematischen Sinne, der genau zwischen den hypothetischen
Voraussetzungen und deren logischer Durchführung unter-
scheidet, konnte wohl kaum jemand geeigneter sein, wie H.
Weber. Und so ergriff er gegen das Ende der neunziger
Jahre gern den Vorschlag des Verlegers Vieweg, die Vor-
lesungen Riemanns neu zu bearbeiten. Mit Recht durfte er
Riemanns Namen dem neuen Werke voransetzen, denn es ist
wahrhaft in Riemanns Geist geschrieben. Aber er hat es
zugleich durch eine so außerordentliche Fülle des ihm Eigen-
tümlichen bereichert, daß eine neue Auflage wohl den Namen
Webers allein tragen sollte. So entwickelt das Werk nament-
lich die für jede mathematisch-physikalische Darstellung grund-
legende Auffassung der Vektorentheorie, die Theorie der Po-
tential- und Kugelfunktionen usw. in derjenigen Weise, wie
sie einerseits durch die funktionentheoretische Untersuchung der
Kugelfunktionen, andererseits durch die Lehre von den ein-
wertigen Potentialfunktionen und nicht zum wenigsten durch
Webers Arbeiten selbst maßgebend geworden war.
Während der verschiedenen Auflagen des Werkes, die
bis zur fünften (1910/12) nötig wurden, war Weber unab-
lässig bemüht, in dasselbe die neuesten Fortschritte der mathe-
matischen Physik aufzunehmen. So finden wir denn auch in
dem zweiten Teile desselben die Lehre von den Integralglei-
chungen, das Relativitätsprinzip, die Grundlagen der Thermo-
dynamik, soweit sie bei der von Riemann behandelten Theorie
der Luftstöße herangezogen werden mußten, berücksichtigt.
106 öffentliche Sitzung am 14. März
Das vortreffliche Buch ist unentbehrlich für jeden, der die
mathematischen Hilfsmittel, welche die moderne theoretische
Physik erfordert, kennen lernen will.
Das Interesse für physikalische Probleme führte Weber
dazu, sich auch mehrfach mit naturphilosophischen Fragen
sowie mit der Geschichte der mechanischen Naturwis-
senschaften zu beschäftigen. So entstanden die Aufsätze:
„Über Kausalität in den Naturwissenschaften", Rektoratsrede
(Königsberg 1881), „Die Entwicklung unserer modernen Natur-
anschauung im 19. Jahrhundert", Rektoratsrede (Straßburg 1900)
und „Der heutige Stand der mechanischen Weltanschauung"
(Deutsche Revue 1909). Auf den Inhalt des ersteren legte
Weber besonderes Gewicht; noch nach 25 Jahren ist er bei der
Herausgabe von Poincares Wert der Wissenschaft auf den-
selben zurückgekommen. Allerdings ist hier von einer eigentlich
erkenntnistheoretischen Untersuchung des Kausalitätsbegriffes
nicht die Rede, sondern nur von seiner für das Wesen der
wissenschaftlichen Erklärung charakteristischen Begriffsbestim-
mung. Um zu einer präzisen Fassung zu gelangen, muß man
nach Weber nicht die Ereignisse einzeln betrachten. „Denn
die oft gegebene Definition: A ist die Ursache von JB (B die
Wirkung von A), wenn B nicht sein würde, falls A nicht
wäre", ist unvernünftig; denn wir haben nur eine Welt, und
in dieser ist das A; wie können wir wissen, was in einer
anderen Welt sein würde, in der das A nicht ist?" Man muß
daher unter Voraussetzung des notwendigen und gesetzmäßigen
Zusammenhanges des Geschehens zunächst Ereignisklassen W
und Ursachsklassen U voneinander sondern. Solche Klassen
heißen einfach, wenn sie hinsichtlich ihrer Elemente möglichst
große Übereinstimmung zeigen. Der Zusammenhang zwischen
"PF und U ist dann ein gesetzmäßiger, wenn Wund U beide
einfach sind; ist dagegen U nicht einfach, so ist er ein zu-
fälliger. Und das Wesen der Naturerklärung beruht darin,
zu den einfachen Erscheinungsklassen die zugehörigen (ein-
fachen) Ursachsklassen aufzusuchen.
Nekrologe 107
Durch seinen Schwager H. Holtzmann, den geistvollen
freidenkenden Straßburger Theologen, wurde er in späteren
Jahren dazu geführt, auch theologische Schriften in den Kreis
seiner Gedanken zu ziehen. Daneben beschäftigten ihn aber un-
ausgesetzt Fragen des Unterrichts, insbesondere seiner Organi-
sation, und zwar nicht allein an den Universitäten. Da er
selbst mehrere Jahre an zwei technischen Hochschulen gewirkt
hatte, kannte er aus eigener Erfahrung das Verhältnis, in dem
bei diesen Anstalten Wissenschaft und Praxis miteinander ver-
bunden sein müssen. Die Frage nach der Angliederung der
technischen Hochschulen an die Universitäten, die ihm im
Interesse der Einheit der wissenschaftlichen Ausbildung wertvoll
war, und die allerdings gegenwärtig in einem anderen Sinne
vorläufig geregelt ist, hat ihn wiederholt lebhaft beschäftigt.
Aber auch dem mathematischen Unterricht an den höheren
Schulen, für dessen zeitgemäßere Ausgestaltung sein Freund
F. Klein mit so wirksamen Impulsen eingetreten war, ist er
mit großem Interesse gefolgt. In den Berichten der Deutschen
Mathematiker-Vereinigung Bd. XII bemerkt er, daß -der Begriff
der Elementarmathematik theoretisch wohl durch den Ausschluß
des Unendlichen oder des Grenzbegriffs bestimmt werden könne,
daß aber damit praktisch nichts erreicht werde, weil einerseits
manche weit über die Elemente hinausgreifende Teile der
Wissenschaft von jener Vorstellung unabhängig sind, anderer-
seits aber schon die einfachsten Aufgaben der Geometrie z. B.
nicht ohne den Grenzbegriff lösbar werden. In welchem Um-
fange derselbe aber in die Elemente aufzunehmen sei, müsse
von der speziellen pädagogischen Begabung des Lehrers ab-
hängig bleiben.
Von seinem Interesse für diese Fragen zeugt auch sein
großes Unternehmen, durch eine Enzyklopädie der Elemen-
tarmathematik der unter Kleins Führung ins Leben ge-
rufenen Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften mit
Einschluß ihrer Anwendungen ein allerdings bescheideneres Werk
an die Seite zu stellen, das, vorwiegend für den praktischen
108 öffentliche Sitzung am 14. März
Schulmann bestimmt, demselben ein sicherer Führer bei den
mannigfachen Schwierigkeiten des wissenschaftlichen Unterrichts
sein könne. Man ist geradezu überrascht, wenn man sieht,
wie Weber, der gewohnt war, sich stets nur mit den höchsten
Problemen der Analysis zu beschäftigen, in den von ihm ge-
lieferten Beiträgen zu diesem Werke sich auf einen ganz ele-
mentaren Standpunkt stellt, diesen aber mit aller Schärfe und
Klarheit, deren sein Darstellungstalent fähig war, formuliert,
während andere Teile des Werkes auch eine weitergehende
Tendenz zeigen. — Die Enzyklopädie der Elementarmathematik
von H. Weber und J. Wellstein (1906) ist 1910 bereits in
dritter Auflage erschienen und zugleich durch B. Kagan ins
Russische übertragen.
Am reichsten aber entfaltete sich Webers tiefes und aus-
gebreitetes Wissen in seinem mathematischen Seminar, das er
fast 20 Jahre hindurch in Straßburg geleitet hat. Und die
Anerkennung seiner Schüler klingt auch aufs lebhafteste in
dem pietätvollen Zeugnisse wieder, das sein Schüler und
späterer Kollege und Mitarbeiter Wellstein kurz nach seinem
Tode von seiner unvergleichlichen Leitung entwarf, die das
ganze große Gebiet der Wissenschaft, das Weber beherrschte,
seinen Hörern zu übermitteln verstand.
Unserer Akademie hat Heinrich Weber seit dem Jahre
1903 als korrespondierendes Mitglied angehört. Sie wird ihm
stets ein verehrungsvolles Andenken bewahren, als eines Mannes,
dessen Bedeutung in der Wissenschaft einen unvergänglichen
Platz behält. Multi pertransibunt et augebitur scientia.
A. Voss.
Nekrologe 109
Die historische Klasse hat zwei Mitglieder durch den Tod
verloren.
Am 5. April 1913 starb das ordentliche Mitglied Henry
Simonsfeld, ord. Professor der Geschichte und der historischen
Hilfswissenschaften an der Universität München. Aus der
Schule von Giesebrecht und Waitz hervorgegangen, hat Si-
monsfeld einen großen Teil seiner Lebensarbeit der Erfor-
schung der deutschen und italienischen Quellen des Mittel-
alters und der Geschichte der Hohenstaufenzeit gewidmet.
Studien, deren umfassendstes Ergebnis in dem großen Werke
vorliegt, mit dem ihn die historische Kommission der K. Aka-
demie betraut hat, in den Jahrbüchern des Deutschen Reiches
unter Kaiser Friedrich I. (1908), deren Vollendung ihm leider
nicht mehr vergönnt war. Höher als diese Arbeit, die ihrer
ganzen Anlage nach eine freiere Gestaltung des Stoffes aus-
schloß, steht das allgemein hochgeschätzte Hauptwerk Simons-
felds über das deutsche Kaufhaus, den Fondaco dei Tedeschi
zu Venedig und die deutsch-venezianischen Handelsbeziehungen
(1887), das für die Wirtschaftsgeschichte und die allgemeine
Kulturgeschichte eine Fülle von neuen Erkenntnissen gebracht
hat. Und diesem Werke reiht sich würdig an die große Arbeit
über die deutsche Kolonie zu Treviso im späteren Mittelalter
(1889), die hochinteressante neue Einblicke in die Beziehungen
deutscher Fürsten, Ritter, Kaufleute und Palästinafahrer zu
dieser Stadt erschlossen hat, wie es denn überhaupt ein um-
fassendes kulturgeschichtliches Interesse ist, das in diesen und
zahlreichen anderen Arbeiten Simonsfelds zum Ausdruck
kommt. Ich erinnere nur an die akademische Festrede, die
er im Jahre 1898 unserem Wilhelm Heinrich Riehl als
Kulturhistoriker gewidmet hat.
Es ist ein reiches Leben, das hier vor der Zeit seinen
Abschluß fand und dessen geistigen Ertrag man um so höher
einschätzen wird, wenn man erwägt, daß der Zwang der Ver-
hältnisse und schwere Enttäuschungen in Bezug auf den
äußeren Erfolg gerade auf dieses Lebenswerk vielfach hem-
mend eingewirkt haben. Unbestritten bleibt jedenfalls das
HO öffentliche Sitzung am 14. März
Endurteil, das in der Chronik unserer Universität niedergelegt
ist, daß in der Reihe der erfolgreichen Vermittler zwischen
der historischen Forscherarbeit Deutschlands und Italiens
Henry Simonsfeld alle Zeit einen ehrenvollen Platz behaupten
wird.
Vgl. die Chronik der Ludwig - Maximilians - Universität
München für das Jahr 1912/1913, S. 11 ff.
Am 22. Oktober 1913 starb das korrespondierende Mit-
glied Theodor von Kolde, ord. Professor der Kirchengeschichte
an der Universität Erlangen.
Hierauf hielt das ordentliche Mitglied der math. -physika-
lischen Klasse, Geh. Hofrat, Professor Dr. Siegmund Günther
die Festrede über
„Kosmo- und geophysikalische Anschauungen eines
vergessenen bayerischen Gelehrten".
Die Rede ist gedruckt in der Reihe der „ Akademischen Reden".
111
Öffentliche Sitzung
zu Ehren Seiner Majestät des Königs
am 14. November 1914.
Der Präsident der Akademie, Herr K. Th. von Hei gel,
eröffnete die Festsitzung mit der Rede:
„Krieg und Wissenschaft."
Sie ist in der Reihe der „ Akademischen Reden" erschienen.
Hierauf verkündeten die Klassensekretäre, daß in der all-
gemeinen Wahlsitzung der Akademie am 15. Juli 1914 fol-
gende neue Mitglieder gewählt und von Seiner Majestät
dem König bestätigt worden sind.
1. Philosophisch -philologische Klasse.
a) als außerordentliche Mitglieder:
1. Dr. Oswald Külpe, o. Professor der Philosophie an
der Universität München;
2. Dr. Albert Rehm, o. Professor der klassischen Philo-
logie und Pädagogik an der Universität München;
b) als korrespondierendes Mitglied:
Dr. August Sauer, K. K. Hofrat, o. Professor der Deut-
schen Sprache und Literatur an der deutschen Uni-
versität Prag.
II. Mathematisch -physikalische Klasse.
Als korrespondierende Mitglieder:
1. Dr. Richard Willstätte r, Geheimer Regierungsrat,
Mitglied des Kaiser Wilhelm -Instituts für Chemie in
Berlin -Dahlem, o. Honorarprofessor an der Universität
Berlin ;
112 Wahlen
2. Dr. Max Kubner, Geheimer Medizinalrat, o. Professor
für Physiologie und Direktor des physiologischen In-
stituts an der Universität Berlin;
3. Dr. Richard Wettstein Ritter von Westersheim,
K. K. Hofrat, o. Professor der Botanik an der Uni-
versität und Direktor des botanischen Gartens und des
botanischen Instituts in Wien.
III. Historische Klasse.
a) als ordentliches Mitglied:
Dr. Leopold Wenger, o. Professor für römisches Zivilrecht
und deutsches bürgerliches Recht an der Universität
München, bisher außerordentliches Mitglied;
b) als außerordentliches Mitglied:
Dr. Theodor Bitterauf, Professor der Geschichte an der
K. Kriegsakademie und außerordentlicher Professor an
der Universität München;
c) als korrespondierende Mitglieder:
1. Dr. Otto Hintze, Geheimer Regierungsrat, o. Professor
der Geschichte an der Universität Berlin;
2. Dr. Ernst Troeltsch, K. Geheimer Regierungsrat,
o. Professor der Theologie und Religionswissenschaft
an der Universität Heidelberg.
Sodann hielt das ordentliche Mitglied der historischen Klasse,
Geheimer Regierungsrat Dr. Heinrich Wölfflin, einen Vortrag
über
„Die Architektur der Deutschen Renaissance".
113
Personalstand.
(Januar 1915.)
Protektor:
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
Verwaltung.
Präsident:
Dr. Karl Theodor Ritter v. Heigel, Exz., K. Geh. Rat, em. Univ.-Professor
für Geschichte, Generaldirektor der wissenschaftlichen Sammlungen
des Staates, geb. 23. Aug. 1842 zu München (o. 1887, a. o. 1875),
Theresienstr. 76/1.
Sekretär der philosophisch-philologischen Klasse:
Dr. Ernst Kuhn, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für arische Philologie,
geb. 7. Febr. 1846 zu Berlin (o. 1883, a. o. 1878), Hefistr. 5/1.
Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse:
Dr. Karl Ritter v. Goebel, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für Botanik,
Direktor des K. Botanischen Gartens und des Pflanzenphysiologischen
Instituts, geb. 8. März 1855 zu Billigheim, Baden (o. 1892), Menzinger-
straße 15 (Botan. Garten).
Sekretär der historischen Klasse:
Dr. Erich Marcks, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für Geschichte, geb.
17. Nov. 1861 zu Magdeburg (o. 1913, korr. 1898), Elisabethstr. 10/IT.
Syndikus:
Dr. Karl Mayr, Honorarprofessor für Geschichte an der Universität, geb.
28. März 1864 zu Krumbach (a. o. 1909), Römerstr. 26/0.
Jahrbuch 1914. 8
114 Personalstand
Bibliothek:
Bibliothekar: Dr. Adolf Hilsenb eck, Bibliothekar der K. Hof- und Staats-
bibliothek.
Kanzlei:
Kanzleisekretär: Adolf Reichel.
Diener: Paul Seidel.
Kassenvep waltung :
Rentamtmann: Gustav Frischholz.
Kassesekretär: Joseph Miller.
Haus :
Hausverwalter: Joseph Ennichl.
Hausdiener und Heizer: Benno Glas.
Pförtner und Hilfsheizer: Anton Schwald.
Buchhändler der Akademie:
G. Franzscher Verlag (Kgl. u. Herzogl. Bayer. Hofbuchhändler J. Roth),
Ottostr. 3 a.
115
Ehrenmitglieder.
1892 Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Therese von Bayern.
1911 Seine Königliche Hoheit Kronprinz Rupprecht von Bayern.
Ordentliche und ausserordentliche Mitglieder.
Philosophisch - philologische Klasse.
Ordentliche Mitglieder
(nach dem Jahre der Wahl und nach dem Stande Ende 1914).
Dr. Ernst Kuhn (o. 1883, a. o. 1878), s. Klassensekretär S. 113.
Dr. Nikolaus Wecklein, K. Geh. Hofrat, Gymnasialrektor a. D., geb.
19. Februar 1843 zu Gänheim (o. 1837, a. o. 1872), Possartstr. 12/0.
Dr. Hermann Paul, K. Geh. Hofrat, o. Professor für deutsche Philologie,
geb. 7. Aug. 1846 zu Salbke bei Magdeburg (o. 1893, ausw. 1892),
Kaulbachstr. G2a/II.
Dr. Iwan Ritter v. Müller, K. Geh. Rat, o. Univ. -Professor für klass.
Philologie und Pädagogik, geb. 20. Mai 1830 zu Wunsiedel (o. 1894,
a. o. 1893, korr. 1876),' Siegfriedstr. 21/1.
Dr. Georg F. Graf v. Hertling, Exz., Staatsrat i. o. D., Staatsminister
des Kgl. Hauses und des Äußern, lebenslänglicher Reichsrat, geb.
31. Aug. 1843 zu Darmstadt (o. 1899, a. o. 1896), Promenadeplatz 22.
Dr. Karl v. Amira, o. Univ. -Professor für deutsche Rechtsgeschichte,
deutsches bürgerliches Recht, Handelsrecht und Staatsrecht, geb
8. Februar 1848 zu Aschaffenburg (o. 1901), Möhlstr. 37.
Dr. Otto Crusius, Großh. Bad. Geh. Hofrat, o. Univ. -Professor der
klass. Philologie, geb. 20. Dez. 1857 zu Hannover (o. 1903, a. o. 1903),
Widenmayerstr. 10/111.
Dr. Franz Muncker, o. Univ. -Professor für neuere insbesondere deutsche
Literaturgeschichte, geb. 4. Dez. 1855 zu Bayreuth (o. 1906, a. o. 1901),
Liebigstr. 39/1, 2. Aufg.
Dr. Paul Wolters, o. Univ.-Professor für Archäologie, geb. 1. Sept. 1858
zu Bonn (o. 1908, korr. 1903), Tengstr. 20/1 r.
116 Personalstand
Dr. Friedrich Vollmer, o. Univ.-Professor für klassische Philologie, geb.
14. Nov. 1867 zu Fingscheidt (a. 1908, a. o. 1906), Mauerkircherstr. 26.
Dr. Wilhelm Streitberg, o. Univ.-Professor für indogermanische Sprach-
wissenschaft, geb. 23. Februar 1864 zu Rüdesheim a. Rh. (o. 1911,
a. o. 1909), Isabellastr. 31/11.
Dr. Clemens Baeumker, K. Geh. Hof rat, o. Univ.-Professor für Philosophie,
geb. 16. Sept. 1853 zu Paderborn (o. 1913, a. o. 1912, korr. 1909), Franz
Josephstr. 30/1.
Dr. August Heisenberg, o. Univ.-Professor für mittel- und neugriechische
Philologie, geb. 13. Novbr. 1869 zu Osnabrück (o. 1913, a. o. 1911),
Hohenzollernstr. 110/III.
Dr. Erich Berneker, o. Univ.-Professor für slavische Philologie, geb.
3. Febr. 1874 zu Königsberg in Preußen (o. 1913, a. o. 1911), Mauer-
kircherstraße 16/11.
Ausserordentliche Mitglieder:
Dr. Friedrich Ohlenschlager, K. Oberstudienrat, Gymnasialrektor a. D.,
geb. 2. Aug. 1840 zu Niedernberg (1883), Luisenstr. 54/111.
Dr. Friedrich Wilhelm Frhr. v. Bissing, o. Univ.-Professor für Ägyp-
tologie und orientalische Altertumskunde, geb. 22. April 1873 zu
Potsdam (1909), Georgenstr. 10—12.
Dr. Erich Petzet, Bibliothekar an der K. Hof- und Staatsbibliothek,
geb. 3. Mai 1870 zu Breslau (1910), Clemensstr. 38/111.
Dr. Karl Vossler, o. Univ.-Professor für romanische Philologie, geb.
6. Sept. 1872 zu Hohenheim bei Stuttgart (1912), Leopoldstr. 87/11.
Dr. Lucian Scherman, a. o. Univ.-Professor für Sanskrit - Sprache und
Literatur, Direktor des K. Ethnographischen Museums, geb. 10. Ok-
tober 1864 zu Posen (1912), Herzogstr. 8/11.
Dr. Joseph Schick, o. Univ.-Professor der englischen Philologie, geb.
21. Dez. 1859 zu Rißtissen (1913), Ainmillerstr. 4/II.
Dr. Oswald Külpe, o. Univ.-Professor der Philosophie (Psychologie), geb.
3. August 1862 zu Candau (1914), Elisabethstr. 13/1.
Dr. Albert Rehm, o. Univers.-Professor der klassischen Philologie und
Pädagogik, geb. 15. August 1871 zu Augsburg (1914), Montsalvastr. 12.
Mathematisch-physikalische Klasse.
Ordentliche Mitglieder:
Dr. Adolf Ritter v. Baeyer, Exz., K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für
Chemie, Direktor des Chemischen Laboratoriums des Staates, geb.
31. Okt. 1835 zu Berlin (o. 1877, a. o. 1875, korr. 1870), Arcisstr. 1.
Personalstand 117
Dr. Ludwig Radlkofer, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Botanik,
Direktor des Botanischen Museums, geb. 19. Dez. 1829 zu München
(o. 1882, a. o, 1875), Sonnenstr. 7/1.
Dr. Paul Heinrich Ritter v. Groth, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für
Mineralogie, Direktor der Mineralogischen Sammlung des Staates,
geb. 23. Juni 1843 zu Magdeburg (o. 1885, a. o. 1883, korr. 1881),'
Kaulbachstr. 62/o.
Dr. Hugo Ritter v. Seeliger, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für Astro-
nomie, Direktor der K. Sternwarte, geb. 23. Sept. 1849 zu Biala,
Österreich (o. 1887, a. o. 1883), Sternwartstr. 15.
Dr. Richard Ritter v. Hertwig, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für
Zoologie und vergleichende Anatomie, Direktor der Zoologischen
Sammlung, geb. 23. Sept. 1850 zu Friedberg (o. 1889, a. o. 1885),
Schackstr. 2/III.
Dr. Aurel Voss, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Mathematik
geb. 7. Dez. 1845 zu Altona (o. 1889, a. o. 1886), Habsburgerstr. l/II.
Dr. Walther Ritter v. Dyck, K. Geh. Rat, o. Professor der Mathematik
an der Techn. Hochschule, geb. 6. Dez. 1836 zu München (o. 1892,
a. o. 1890), Hildegardstr. 5/1II.
Dr. Karl Ritter v. Goebel (o. 1892), s. Klassensekretär S. 113.
Dr. Ferdinand Lindemann, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für
Mathematik, geb. 12. April 1852 in Hannover (o. 1895, a. o. 1894),
Laplacestr. 24.
Dr. Alfred Pringsheim, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Mathe-
matik, geb. 2. Sept. 1850 zu Ohlau, Schlesien (o. 1898, a. o. 1894),
Arcisstr. 12.
Dr. Wilhelm Konrad Röntgen, Exz., K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor
für Experimentalphysik, Direktor der physikalisch - metronomischen
Sammlung, geb. 27. März 1845 zu Lennep (o. 1900, korr. 1896), Äußere
Prinzregentenstr. 1/1.
Dr. Johannes Rückert, o. Univ.-Professor für Anatomie, insbesondere
deskriptive und topographische Anatomie, Direktor der Anatomischen
Sammlung, geb. 28. Dez. 1854 zu Koburg (o. 1901, a. o. 1893), Send-
lingertorplatz 10/111.
Dr. Karl Ritter v. Linde, K. Geh. Rat, Professor der Techn. Hochschule,
geb. 11. Juni 1842 zu Berndorf (o. 1901, a. o. 1896), Heilmannstr. 17.
Dr. Johannes Ranke, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Anthropo-
logie und allgemeine Naturgeschichte, Direktor der Anthropologisch-
prähistorischen Sammlung, geb. 23. Aug. 1836 zu Thurnau (o. 1902,
a. o. 1893), Briennerstr. 25/111.
Dr. Sebastian Finsterwalder, K. Geh. Hofrat, o. Professor der Mathe-
matik an der Techn. Hochschule, geb. 4. Okt. 1862 zu Rosenheim
(o. 1903, a, o. 1899), Flüggenstr. 4.
118 Personalständ
Dr. August Rothpletz, o. Univ.-Professor für Geologie und Paläonto-
logie, Direktor der Geologischen und Paläontologischen Sammlung,
geb. 25. April 1853 zu Neustadt a. H. (o. 1904, a. o. 1899), Giselastr. 6/1.
Dr. Siegmund Günther, K. Geh. Hofrat, o. Professor für Erdkunde an
der Techn. Hochschule, geb. 6. Februar 1848 zu Nürnberg (o. 1905,
a. o. 1900), Nikolaistr. 1/11.
Dr. August Föppl, K. Geh. Hofrat, o. Professor für Mechanik an der
Techn. Hochschule, geb. 25. Januar 1854 zu Großumstadt, Hessen
(o. 1909, a. o. 1903), Lachnerstr. 22.
Dr. Erwin Voit, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für Physiologie und
Diätetik, geb. 16. Dez. 1852 zu München (o. 1909, a. o. 1903), Bauer-
straße 28 III.
Dr. u. Dr. Ing. h. c. Ludwig Burmester, K. Geh. Hofrat, emerit. o. Pro-
fessor der darstellenden Geometrie und der Kinematik an der Techn.
Hochschule, geb. 5. Mai 1840 zu Othmarschen (o. 1909, a. o. 1905),
Kaulbachstr. 83/11.
Dr. Arnold Sommerfeld, o. Univ.-Professor für theoretische Physik,
Direktor des Instituts für theoretische Physik, geb. 5. Dez. 1868 zu
Königsberg i. Pr. (o. 1910, a. o. 1908), Leopoldstr. 87/111.
Dr. Max Ritter v. Grub er, K. Geh. Rat und Obermedizinalrat, o. Univ.-
Professor für Hygiene und Bakteriologie, geb. 6. Juli 1853 zu Wien
(o. 1910, a. o. 1909), Prinzenstr. 10.
Dr. Siegfried Mollier, o. Univ.-Professor für Anatomie, insbesondere
für Histologie und Entwicklungsgeschichte, Konservator der Anato-
mischen Sammlung, geb. 19. Juli 1866 zu Triest (o. 1911, a. o. 1908),
Vilshofenerstr. 10.
Dr. Erich v. Drygalski, o. Univ.-Professor für Geographie, geb. 9. Febr.
1865 zu Königsberg i. Pr. (o. 1912, a. o. 1909), Gaußstr. 6.
Dr. Otto Frank, o. Univ.-Professor für Physiologie, Direktor des Phy-
siologischen Instituts, geb. 21. Juni 1865 zu Großumstadt, Hessen
(o. 1912, a. o. 1909), Haydnstr. 5/II.
Dr. Max Schmidt, Dipl.-Ing. h. c, K. Geh. Hofrat, o. Professor für Geo-
däsie und Topographie an der Techn. Hochschule, geb. 17. März
1850 zu Tambach (o. 1913, a. o. 1911), Franz Josephstr. "13/111.
Personalstand 119
Historische Klasse.
Ordentliche Mitglieder:
Dr. Ludwig Ritter v. Rockinger,K. Geh. Rat, Reichsarchivdirektor a. D.,
geb. 29. Dez. 1824 zu Würzburg (o. 1868, a. o. 1856), Odeonsplatz 12/11.
Dr. Johann Friedrich, o. Univ.-Professor für Geschichte, geb. 5. Mai
1836 zu Poxdorf, Ofr. (o. 1880, a. o. 1869), von der Tannstr. 17/11.
Dr. Karl Theodor Ritter v. Heigel (o. 1887, a. o. 1875), s. Präsident S. 113.
Dr. Sigmund Ritter v. Riezler, K. Geh. Rat, o. Univ.-Professor für
bayer. Landesgeschichte, geb. 2. Mai 1843 zu München (o. 1888,
a. o. 1877), K. Maximilianeum.
Dr. Franz Ritter v. Reber, K. Geh. Rat, o. Professor für Kunstgeschichte
an der Technischen Hochschule a. D., K. Zentralgemäldegalerie-
direktor a. D., Honorarprofessor an der Universität, geb. 10. Nov.
1834 zu Cham, Opf. (o. 1890, a. o. 1887), Kaulbachstr. 31/ol.
Dr. Hermann Ritter v. Grau er t, K. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für
Geschichte, geb. 7. Sept. 1850 zu Pritzwalk i. d. Ostpriegnitz (o. 1899,
a. o. 1898), Tengstr. 35/11.
Dr. Lujo Brentano, K. Sachs. Geh. Hofrat, o. Univ.-Professor für National-
ökonomie, Finanzwissenschaft und Wirtschaftsgeschichte, geb. 18. Dez.
1844 zu Aschaffenburg (1901), Mandlstr. 5/o.
Dr. Hans Prutz, K. Preuß. Geh. Reg. -Rat, emerit. Univ.-Professor für
Geschichte, geb. 20. Mai 1843 zu Jena (1902), Reitmorstr. 52/111.
Dr. Franz Ludwig Ritter v. Baumann, K. Geh. Rat, Reichsarchivdirektor,
geb. 8. Juni 1846 zu Leutkirch im Allgäu (o. 1906, a. o. 1895, korr.
1882), Theresienstr. U/H.
Dr. Heinrich Wolf flin, K. Preuß. Geh. Reg. -Rat, o. Univ.-Professor für
Kunstgeschichte, geb. 21. Juni 1864 zu Winterthur (1912), Widen-
mayerstraße 26/111.
Dr. Adolf Sandberg er, o. Univ.-Professor für Musikwissenschaft, geb.
19. Dez. 1864 zu Würzburg (o. 1912, a. o. 1902), Prinzregentenstr. 48/1.
Dr. Erich Marcks (o. 1913, korr. 1898), s. Klassensekretär S. 113.
Dr. Leopold Wenger, o. Univ.-Professor für römisches Zivilrecht und
deutsches bürgerliches Recht, geb. 4. September 1874 zu Obervellach
in Kärnten (o. 1914, a. 0. 1912), Germaniastr. 5/0.
120 Personalstand
Ausserordentliche Mitglieder:
Dr. Ludwig Quidde, Professor, geb. 23. März 1858 zu Bremen (1892),
Gedonstr. 4/1.
Dr. Michael Doeberl, K. Ministerialrat, Honorarprofessor an der Uni-
versität, geb. 15. Januar 1861 zu Waldsassen (1903), Schönfeld -
straße 6/111.
Dr. Georg Leidinger, K. Oberbibliothekar der K. Hof- und Staats-
bibliothek, geb. 30. Dezbr. 1870 zu Ansbach (1909), Lotzbeckstr. 6/1.
Dr. Karl Mayr, (1909), s. Verwaltung S. 113.
Dr. Georg Hab ich, Direktor des K. Münzkabinetts, geb. 24. Juni 1868
zu Darmstadt (1910), Schönfeldstr. 20/11.
Dr. Georg Hager, K. Genaralkonservator der Kunstdenkmale und Alter-
tümer Bayerns, geb. 20. Oktbr. 1863 zu Nürnberg (1911), Kochstr. 18/11.
Dr. Theodor Bitterauf, Professor der Geschichte an der Kriegsakademie,
a. o. Professor an der Universität, geb. 7. Oktober 1877 zu Nürnberg
(1914), Kaiserplatz 9/1 r.
Personalstand
121
Auswärtige und korrespondierende Mitglieder
nach den drei Klassen (bzw. Sektionen derselben), in alpha-
betischer Ordnung.
Die Zahl vor dem Namen bezeichnet das Jahr der Wahl in die Akademie.
I. Philosophisch -philologische Klasse.
Auswärtige Mitglieder:
1890 Delbrück Bertold in Jena
1884 Förster Wendelin in Bonn
1897 Hirth Friedrich in New- York
1891 Jagic Yatroslav v. in Wien
1884 Imhoof-Blumer Friedrich
in Winterthur
1874 Kern Heinrich in Utrecht
1892 Leskien August in Leipzig
1877 Meyer Wilhelm in Göttingen
1879 Nöldeke Theodor in Straß-
burg i. E.
1890 Stumpf Karl in Berlin
1888 W immer Ludwig in Kopen-
hagen.
Korrespondierende Mitglieder:
1912 Behaghel Otto in Gießen
1908 Bezold Karl in Heidelberg
1907 Boll Franz in Heidelberg
1904 Braune Wilhelm in Heidel-
berg
1895 Brugmann Karl in Leipzig
1911 Bulle Heinrich in Würzburg
1879 Comparetti Domenico in
Florenz
1910 Cumont Franz in Rom
1898 Di eis Hermann in Berlin
1896 Er man Adolf in Berlin
1901 Evans Artur J. in Oxford
1913 Fischer Hermann v. in Tü-
bingen
1880 Foucart Paul in Paris
1888 Geiger Wilhelm in Erlangen
1900 Götz Georg in Jena
1906 G r enf eil Bernard P. in Oxford
1899 Grünwedel Albert in Berlin
1913 Heiberg Ludwig in Kopen-
hagen
1893 Hei big Wolfgang in Rom
1910 Hillebrand Alfred in Breslau
1911 Hirzel Rudolf in Jena
1912 Hülsen Christian in Florenz
1909 Hunt Artur in Oxford
1905 H u ss er 1 Edmund inGöttingen
1907 Jacob Georg in Kiel
1909 Jacob i Hermann in Bonn
122
Personalstand
1902 Iirecek Joseph Konstantin in
Wien
1886 Jolly Julius in Würzburg
1910 Kenyon Frederic George in
London
1909 Kluge Friedrich in Freiburg
im Breisgau.
1907 LambrosSpyridonP.in Athen
1903 Lenel Otto in Freiburg i. Br.
1908 Lieber mann Felix in Berlin
1892 Luchs August in Erlangen
1903 Mitteis Ludwig in Leipzig
1905 Noreen Adolf in Upsala
1904 Omont Henri in Paris
1914 Sauer August in Prag
1883 Schanz Martin v.inWürzburg
1906 Schlumberger Gustav in
Paris
1897 Schuchardt Hugo in Graz
1905 Senart Emil in Paris
1889 Sievers Eduard in Leipzig
1895 Söderwall Knut Frederic in
Lund
1913 Stählin Otto in Erlangen
1886 Steinmeyer Elias v. in Er-
langen
1895 Sweet Henry in Oxford
1904 Thomsen Vilhelm in Kopen-
hagen
1893 Vitelli Girolamo in Florenz
1904 Wilamowitz-Moellen-
dorff Ulrich v. in Berlin
1904 Windelband Wilhelm in
Heidelberg
1905 Windisch Ernst in Leipzig
1900 Wundt Wilhelm in Leipzig
1 908 Z i e 1 i n s k i Thaddäus in St. Pe-
tersburg.
II. Mathematisch -physikalische Klasse.
Astronomie und Geodäsie.
Korrespondierende Mitglieder:
1882 Auwers Artur v. in Berlin
1911 BauschingerJuliusinStraß-
burg i. E.
1897 Bruns Ernst Heinr. in Leipzig
1892 Förster Wilhelm in Berlin
1896 Helm er t F. Robert in Pots-
dam
1908 Hill George William in West-
Nyak.
1912 Struve Hermann in Berlin.
Mathematik.
Korrespondierende Mitglieder:
1882 Brill Alexander in Tübingen
1899 Darboux Gaston in Paris
1903 Hubert David in Göttingen
1879 Klein Felix in Göttingen
1880 KönigsbergerLeoinHeidel-
berg
1912 Mittag-Leffler Gustav in
Stockholm
1895 Neu mann Karl in Leipzig
1887 Noether Max in Erlangen
1872 Prym Friedrich in Würzburg
1912 Schwarz Hermann Amandus
in Berlin
1910 Zeuthen Hieronymus in Ko-
penhagen.
Personalstand 123
Physik.
Korrespondierende Mitglieder:
1910 Hann Julius in Wien 1909 Riecke Eduard in Göttingen
1893 Lorentz H. A. in Haarlem 1911 ßutherford Ernst in Man-
1890 Mach Ernst in Haar ehester
1912 Nernst Walter in Berlin 1907 Thomson Joseph John in
1911 Planck Max in Berlin Cambridge (England)
1873 Quincke Georg Hermann in 1909 J.oi^ Woldemar in Göt-
• Heidelberg tmSen
1890 Rayleigh John William Lord 1905 Warburg Emil in Charlotten-
in London burg
1888 Recknagel Georg in Augs- 1907 Wien Wilhelm in Würzbu^-
bürg
Chemie.
Auswärtiges Mitglied:
1910 Hof mann Karl in Charlottenburg.
Korrespondierende Mitglieder:
1910 Ciamician Giacomo in Bo- 1910 Paternö di SessaEmanuele
logna in Rom
1888 Claisen Rainer Ludwig in 1911 P erk in William Henri in Ox-
Godesberg a. Rh. ford
1907 Curtiüs Theodor in Heidel- 1908 RamsayWilliamSirinLondon
berg 1882 Roscoe Henry E. in London
1880 Fischer Emil in Berlin 1901 Thiele Johannes in Strafi-
1884 Fischer Otto in Erlangen bürg i. E.
1878 Grabe Karl in Frankfurt a.M. 1914 Willstätter Richard in
1909 Haller Albin in Paris Berlin.
Physiologie.
Korrespondierende Mitglieder:
1912 Exner Siegmund in Wien 1913 Langley John Newport in
1885 Hensen Viktor in Kiel Cambridge (England).
1901 Hering Ewald in Leipzig 1914 Rubner Max in Berlin.
1911 Kries Johannes v. in Frei-
burg i. Br.
Zoologie und Anatomie.
Auswärtiges Mitglied:
1870 Häckel Ernst in Jena.
Korrespondierende Mitglieder:
1903 Boveri Theodor in Würz- 1906 Froriep Aug. v. in Tübingen
bürg 1903 Fürbringer Max in Heidel-
1900 Bütschli Otto in Heidelberg berg
124
Personalstand
1897 Hertwig Oskar in Berlin
1906 Rabl Karl in Leipzig
1899 Retzius Gustav in Stock-
holm
1911 Roux Wilhelm in Halle
1896 Schulze Franz Eilhard in
Berlin
1896 Waldey er Wilhelm in Berlin
1910 Wilson Edmond Beecher in
New- York.
Botanik.
Korrespondierende Mitglieder:
1909 Bower Frederik Orpen in
Glasgow
1902 Engler Adolf Gustav Heinr.
in Berlin
1913 Haberlandt Gottlieb in
Berlin
1908 Nawaschin Sergius in Kiew
1880 Pfeffer Wilhelm in Leipzig
1909 Prain David in Kew
1880 Schwendener Simon in
Berlin
1903 Solms-Laubach Hermann
Graf zu, in Straßburg i. E.
1906 Stahl Ernst in Jena -
1900 Vries Hugo de, in Amsterdam
1893 Warming Eugen in Kopen-
hagen
1914 Wettstein Ritter von We-
stersheim Richard in Wien
1903 Wiesner Julius v. in Wien
1906 Wittrock Veit Brecher in
Stockholm.
Mineralogie, Geologie und Paläontologie.
Korrespondierende Mitglieder:
1898 Barrois Charles in Lille
1913 Becke Friedrich J.K. in Wien
1902 Brflgger Waldemar Chri-
stofer in Christiania
1891 Capellini Giovanni in Bo-
logna
1896 Fedorow Eugraph v., in St.
Petersburg
1910 Fl et eher Lazarus in London
1895 Geikie Sir Archibald in
London
1907 Gilbert Karl Grove in Wash-
ington
1899 Karpin sky Alexander in St.
Petersburg
1910 Miers Henry Alexander in
London
1912 Nathorst Alfred Gabriel in
Stockholm.
1910 Osborn Henry Fairfield in
New-York
1910 Scott Dukinfield Henry in
London
1870 Tschermak Gustav v. in
Wien
1912 Willis Bailey in Chicago.
Erdkunde.
Korrespondierende Mitglieder:
1909 Partsch Joseph in Leipzig 1882 Schweinfurth Gg. in Berlin
1909 Penck Albrecht in Berlin
1911 Wiechert Emil in Göttingen
Personalstand
J25
III. Historische Klasse.
Auswärtige Mitglieder:
1886 Brunner Heinrich in Berlin 1870 Ritter Moriz in Bonn.
1893 Do ve Alfred in Freiburg i. Br.
1904
1910
1881
1891
1887
1895
1898
1892
1904
1909
1882
1890
1903
1909
1901
1903
1904
1897
1902
1914
1888
1902
1890
1891
1906
1912
1911
Below Georg v
i. Br.
Bernheim Ernst in Greifs-
wald
Bezold Friedrich v. in Bonn
Bode Wilhelm v. in Berlin
Bresslau Harry in Straßburg
i. E.
Bücher Karl in Leipzig
Chuquet Artur in Paris
Cipolla Carlo Graf in Turin
D'Avenel Georges Vicomte
in Paris
Davidsohn Robert in Florenz
Dehio Georg Gottfried in
Straßburg i. E.
Duchesne Louis in Rom
Fester Richard in Halle a. S.
Finke Heinr. in Freiburg i.Br.
Fournier Paul in Grenoble
Gierke Otto v. in Berlin
Go etzWalter in Straßburg i.E.
Harnack C. G. Adolf v. in
Berlin
Hauck Albert in Leipzig
Hintze Otto in Berlin
Kaufmann Georg in Breslau
Knapp Georg Friedrich in
Straßburg i. E.
Lenz Max in Hamburg
Leroy- Beaulieu Anat. in
Paris
Luschin Ritter v. Eben-
greuth Arnold in Graz
Mahaffy John P. in Dublin
M e i n e c k e Friedrich in Berlin
Korrespondierende Mitglieder:
. in Freiburg 1895 Meyer Eduard in Berlin.
Knonau Gerold
1890 Meyer v.
in Zürich
1904 Monaci Ernesto in Rom
1888 Müller Karl Ferd. Friedr. v.
in Tübingen
1898 OberhummerEugen inWien
1908 Ottenthai Emil v. in Wien
1902 Pais Ettore in Rom
1912 Pirenne Henri in Gent
1909 Redlich Oswald in Wien
1899 Rooses Max in Antwerpen
1908 Schäfer Dietrich in Berlin
1913 Schanz Georg v. in Würz-
burg
1895 Schmoll er Gustav v. in
Berlin
1892 Schröder Richard in Heidel-
berg
1912 Schulte Alois in Bonn
1887 Simson Bernhard v. in Berlin
1875 So hm Rudolf in Leipzig
1906 Strzygowski Joseph in Graz
1913 Tangl Michael in Berlin
1914 Troeltsch Ernst in Heidel-
berg
1884 Ulmann Heinrich in Greifs-
wald
1911 Valois Noel in Paris
1903 Venturi Adolfo in Rom
1871 Villari Pasquale in Floren/.
1903 Vi seh er Robert in Göttingen
1908 Vogüc Charles Jean Melchior
Marquis de in Paris
1891 Winter Gustav in Wien.
126 Personalstand
Besondere Kommissionen
bei der K. Akademie der Wissenschaften.
I. Kommission für die Herausgabe der Monumenta Boica.
Mitglieder
auf unbestimmte Zeit gewählt:
Marcks, Vorsitzender Riezler v.
Heigel v. Baumann v.
Petz Dr. Johann, K. Reichsarchivrat, Redakteur und Schriftführer.
Hilfsarbeiter: Dr. Steinberger Ludwig, Privatdozent
Dr. Bastian Franz.
2. Historische Kommission.
I. Ordentliche Mitglieder:
Ritter Moriz, Bonn, Vorsitzender Grauert Hermann v., München
1898 (a. o. 1883) 1901
Riezler Siegmund v., München, Winter Gustav, Wien 1901
Sekretär 1887 (a. o. 1883) Hauck Albert, Leipzig 1903
Heigel Karl Theodor v., Exz., Below Georg v., Freiburg i.Br. 1903
München 1887 (a. o. 1883) Quidde Ludwig, München 1907
Rockinger Ludwig v., München (a. o. 1887)
1878 Redlich Oswald, Wien 1908
Bezold Friedrich v., Bonn 1892 Goetz Walter, Straßburg i. E.
(a. o. 1883) 1913 (a. o. 1911)
Meyer v. Knonau Gerold, Zürich Brandenburg Erich, Leipzig 1913
1894 (a. o. 1911)
Lenz Max, Hamburg 1894 Marcks Erich, München 1914
Friedrich Johann, München 1898 Beckmann Gustav, Erlangen 1914
Dove Alfred, Freiburg i.Br. 1901 (a. o. 1903).
II. Ausserordentliche Mitglieder:
Herre Hermann, München 1903 Mayr Karl, München 1911.
Wissenschaftliche Mitarbeiter in München:
Bauckner Artur Endres Fritz Müller Karl Alexander v.
3. Kommission für die Savigny-Stiftung
(auf unbestimmte Zeit gewählt).
Amira v., Vorsitzender Brentano
Grauert v. Wenger
Personalstand 127
4. Kuratorium der Liebig-Stiftung.
Heigel v., Vorsitzender S oxhl et Dr. Franz v., Schriftführer
Goebel v., Vertreter des Vor- Radlkofer Ludwig
sitzenden Brentano, Lujo
Lieb ig Hans Frhr. v., Privatdozent für Chemie in Gießen, als Vertreter
der Familie.
Ferner die gegenwärtigen Inhaber der goldenen Liebig-Medaille :
Settegast Dr. H., Geh. Regierungsrat, Professor in Berlin
Kellner Dr. 0., Geh. Hofrat, Professor in Möckern
Frank Dr. Adolf, Geh. Hofrat, Professor in Charlottenburg
Rubner Dr. Max, Geh. Medizinalrat, Professor in Berlin
Kraus Dr. Karl, Geh. Hofrat, Professor an der Techn. Hochschule in München
König Dr. Joseph, Geh. Regierungsrat, Professor in Münster in Westf.
5. Kommission für den Zographos-Fonds
(auf je drei Jahre gewählt).
Wecklein Wolters.
Crusius
6. Kommission der Münchener Bürger- und Cramer-Klett-Stiftung.
Heigel v. Seeliger v.
Goebel v. Hertwig v.
Baeyer v.
7. Kommission für die Thereianos-Stiftung
(auf je drei Jahre gewählt).
Kuhn, Vorsitzender Wolters
Crusius Heisenberg.
Wecklein
8. Kommission der Hardy-Stiftung.
Heigel v. Crusius
Kuhn Streitberg
9. Kommission der Koenigsstiftung zum Adolf von Baeyer-Jubiläum.
Heigel v. Goebel v.
Baeyer v.
128 Personalstand
10. Kommission der Wilhelm Koenigs-Stiftung
für botanische und zoologische Forschungen und Forschungsreisen.
Heigel v. Hertwig v.
Goebel v.
II. Kommission für den Hitl'schen Fonds zur Förderung
der Medaillenkunst.
Heigel v., Exz. Habich
Hitl Georg, Privatier Stadler Anton, Professor
Frauen dorfer v., Exz. Mayr-Graz Karl, Kunstmaler
Diez Julius, Professor Hahn Hermann, Professor.
12. Kommission für die Heinr. v. Brunckstiftung.
Heigel v. Goebel v.
Baeyer v.
13. K. B. Kommission für die internationale Erdmessung.
Mitglieder:
Heigel v., Vorsitzender Finsterwalder
Seeliger v., Sekretär und Stell- Schmidt.
Vertreter des Vorsitzenden
Kustos: Dr. Ernst Zapp.
Technischer Offiziant: Friedrich Hesse Ibarth.
14. Mitglieder der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae
historica
von der K. B. Akademie gewählt am 5. März 1875 und 9. Februar 1895
ohne Begrenzung der Funktionsdauer.
Riezler v.
Steinmeyer v., korr. Mitglied der historischen Klasse.
15. Kommission für Herausgabe des Thesaurus linguae Latinae.
Vollmer, Vertreter der K. Akademie der Wissenschaften in München,
z. Z. Vorsitzender.
Thesaurus- Bureau:
Dittmann Dr. Georg, K. Preufi. Oberlehrer in Urlaub, Generalredaktor
Jachmann Dr. G., Redaktor
Hey Dr. Oskar, Gymnasial professor in Urlaub, Sekretär
13 Assistenten.
Personalstand 129
16. Kommission für Herausgabe einer Enzyklopädie
der mathematischen Wissenschaften.
Dyck Dr. Walter v., Vertreter der K. Bayer. Akademie der Wissen-
schaften, z. Z. Vorsitzender
Seeliger Dr. Hugo v., Vertreter der K. Bayer. Akademie der Wissen-
schaften.
17. Kommission für Herausgabe der Bibliothekskataloge
des Mittelalters.
Grauert v. Vollmer Leidinger
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Lehmann Paul.
18. Kommission für das Corpus griechischer Urkunden.
Crusius Grauert v. Heisenberg
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Marc Paul.
19. Kommission für Herausgabe von Wörterbüchern
der bayerischen Mundarten.
Kuhn Streitberg
Riezler v. Berneker
Amira v. Muncker.
Paul
Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter: Dr. Mausser Otto.
Vertreter der Bayer. Akademie für das Ägyptische Wörterbuch.
Bis sing Frhr. v.
Vertreter der Bayer. Akademie im Ausschuss der Assoziation.
v. Heigel.
Jahrbuch 1914.
130
Berichte und Protokolle
akademischer Kommissionen,
Bericht der Kommission für den Thesaurus linguae latinae
über die Zeit vom 1. April 1913 bis 31. März 1914.
1. Einen ebenso unerwarteten wie unersetzlichen Verlust
hat die Kommission erlitten durch den am 15. Januar 1914
erfolgten Tod Friedrich Leos. Leo, schon 1893 in die eben
konstituierte Kommission berufen, hat in den 20 Jahren seiner
Teilnahme die intensivste und eindringlichste Mitarbeit geleistet,
zuerst durch Leitung der Göttinger Zweigstation, welche haupt-
sächlich die Dichtertexte verzettelt hat, dann durch unermüd-
liche Korrektur der Thesaurusdruckfahnen und -bogen, durch
energische Betätigung in den Kommissionssitzungen und durch
stete Beihilfe und Vermittlung in den oft verwickelten und
wechselvollen Personalfragen. Seine zielbewußte, die höchste
wissenschaftliche Fähigkeit mit der schweren Kunst, Menschen
zu beurteilen und zu leiten, vereinigende Persönlichkeit hat die
Aufgaben des Thesaurus von jeher mit besonderer Liebe erfaßt
und in unverbrüchlicher Treue beraten und gefördert.
An Leos Stelle hat die Göttinger Gesellschaft der Wissen-
schaften zur Frühjahrssitzung 1914 als ihren Vertreter Herrn
Paul Wendland entsandt; Herr Brugmann (Leipzig) mußte
sich wegen persönlicher Behinderung durch Herrn Richard
Heinze vertreten lassen. Da ferner Herr Norden (Berlin) zum
ersten Male an den Sitzungen teilnahm, Herr Di eis durch
anderweitige Geschäfte verhindert war zu erscheinen, so war
die Kommission in ihrer Ostersitzung zur Hälfte durch neue
Mitglieder gebildet.
2. Die Arbeitsleistungen wurden auch in diesem Jahre
durch empfindliche Störungen in Bestand und Gesundheit des
Kommission sberichte 131
Personals stark beeinträchtigt: der Herr Generalredaktor wurde
durch einen Unfall längere Zeit an der Arbeit ganz oder teil-
weise behindert; mehrere Assistenten mußten wegen Krankheit
oder besonderer persönlicher Verhältnisse wochenlang beurlaubt
werden. Da aber augenblicklich alle Störungen behoben sind,
ist die Arbeit wieder in bestem Gange und verspricht im nächsten
Jahre wieder den vollen Ertrag früherer Zeit. Dazu wird bei-
tragen die für den 1. April 1914 erfolgte Berufung des Herrn
Dr. Jachmann (früher Assistenten am Thesaurus, zuletzt Privat-
dozenten in Marburg) als zweiten Redaktors.
3. Die Verhandlungen mit den beteiligten Regierungen
zum Zwecke der weiteren Sicherung ihrer Beiträge über das
Jahr 1914 hinaus haben sehr erfreulichen Fortgang genommen:
es darf als sicher betrachtet werden, daß sämtliche in der Kom-
mission vertretene gelehrte Gesellschaften in der Lage sein
werden, ihre Beiträge bis zum Jahre 1930 weiter zu entrichten.
4. Außer den regelmäßigen Jahresbeiträgen haben auch
dieses Jahr die Akademien von Berlin und Wien je 1000 M.
für den Thesaurus beigesteuert, ebenso die Wissenschaftliche
Gesellschaft in Straßburg 600 M. Weiter haben wie bisher
Hamburg, Württemberg und Baden einen Jahreszuschuß von
1000, bzw. 700 und 600 M. geleistet; ferner konnte über die
Giesecke-Stiftung im Betrage von 5000 M. wie in den letzten
Jahren verfügt werden. Preußen, Osterreich, Bayern und Sachsen
haben von neuem Gymnasiallehrer an die Thesaurusarbeit be-
urlaubt, Preußen zudem noch wie schon früher alljährlich
2 Stipendien zu je 1200 M. für Assistenten bewilligt.
Die Kommission spricht an dieser Stelle noch einmal für
alle diese Beihilfen ihren aufrichtigen Dank aus.
5. Nach den Halbjahrberichten des Herrn Generalredaktors
wurden im Jahre 1. April 1913 bis 1. April 1914 fertiggestellt
24 Bogen, Band V bis discessus, Band VI bis fecundo, das Ono-
mastikon bis Dazas\ die Rückordnung des schon erledigten
Zettelmaterials wurde fortgesetzt (bis deinde), weiter wie üblich
die Sammlungen für die folgenden Buchstaben durch Ex-
zerpierung von neuen Zeitschriften und Inschriften fortgeführt.
9*
132
Kommissionsberichte
6. Im Jahre 1913 betrugen
die Einnahmen . . M. 55942.96
die Ausgaben „ 55765.24
Überschuß M. 177.72
Unter den Ausgaben sind verrechnet M. 7000, die als Rück-
lage für den Sparfonds verwendet worden sind.
Die als Reserve für den Abschluß des Unternehmens vom
Buchstaben P an bestimmte Wölfflin-Stiftung betrug am
1. Januar 1914 59020.97 M.
7. Übersicht über den Finanzplan für 1914.
Einnahmen:
Beiträge der Akademien und gelehrten Gesellschaften
(einschließlich der Sonderbeiträge von Berlin und
Wien) M. 32000.
Beitrag der Wissenschaftlichen Gesellschaft zu Straßburg „ 600.
Giesecke- Stiftung 1914 . , 5000.
Zinsen, rund „ 150.
Honorar von Teubner für 70 Bogen „ 11260.
Stipendien und Beiträge anderer Staaten . . „ 4 700.
Summe M. 53710.
Ausgaben:
Gehälter
Laufende Ausgaben .
Honorar für 70 Bogen
Verwaltung
Exzerpte und Nachträge
Konferenz und Druck
Unvorhergesehenes
M.
37900.
3500.
5600.
4000.
1000.
600.
500.
Summe M. 53100.
Voraussichtlicher Überschuß M. 610.
Berlin, Göttingen, Leipzig, München, Wien,
den 15. April 1914.
Brugmann. Diels. Hauler. Lommatzsch.
Norden. Vollmer. Wendland.
Kommissionsberichte 133
Bericht über den Fortgang der Arbeiten bei der Kom-
mission für die Herausgabe der mittelalterlichen Biblio-
thekskataloge Deutschlands und der Schweiz
in der Zeit von Mai 1913 bis Mai 1914
erstattet vom Redaktor Dr. Paul Lehmann.
Die Arbeiten im Vorjahre galten in erster Linie der Vor-
bereitung des Druckes der Kataloge und dem Drucke selbst.
Nach Prüfung der verschiedenen von den Verlagsfirmen A. Holz-
hausen (Wien), GL Reimer und Weidmann (Berlin), 0. Har-
rassowitz und B. G. Teubner (Leipzig), C. Winter (Heidelberg)
und C. H. Beck (München) gemachten Angebote hat das Prä-
sidium der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften auf Vor-
schlag der Katalogskommission einen Vertrag mit C. H. Beck
(München) abgeschlossen, durch den Druck und Verlag der
alten Kataloge Deutschlands und der Schweiz der genannten
Firma übertragen sind.
Im März 1914 hat dann das von der Kommission gebilligte
erste Drittel des Druckmanuskriptes für die Verzeichnisse der
Konstanzer Diözese in die Druckerei abgeliefert und der Druck
begonnen werden können. Die Korrekturfahnen werden jeweils
nicht nur den Münchener Kommissionsmitgliedern und dem
Redaktor, sondern auch den Herren Burdach, Schröder, Hauck,
v. Ottenthai als den Vertretern der im Kartell vereinigten Ge-
sellschaften Berlin, Göttingen, Leipzig und Wien zugeschickt,
außerdem auch Herrn Dr. Gottlieb (Wien) und Dr. Schillmann
(Berlin). Durchschnittlich binnen 8 Tagen ist es dem Heraus-
geber möglich, die Fahnen zu erledigen. Die folgenden Kor-
rekturbogen erhalten zumeist nur die Münchener Herren. Dank
dem Eifer der Druckerei und der Mitarbeit der genannten Kor-
rekturleser ist bisher der Text für 5 Druckbogen zu 16 Seiten
gesetzt, davon sind 2 bereits für druckreif erklärt und fertig
gedruckt.
1 34 Kominis.sionsberiehte
Weiterhin befindet sich noch für etwa 6 — 7 Bogen Manu-
skript in der Druckerei, die Fortsetzung ist zum Teil fertig,
zum Teil in Vorbereitung, so daß begründete Hoffnung auf
ununterbrochenen Fortgang des gut 30 Bogen fassenden Druckes
und Erledigung des 1. Bandes im Jahre 1915 besteht. Auch
für das Register zum 1. Bande sind bereits Vorbereitungen im
Gange.
Daneben ist es noch möglich gewesen, auf Reisen durch
einige Mitarbeiter und den Redaktor Material für die Kataloge
der übrigen Diözesen zu sammeln.
Dr. F. Schillmann besuchte vom 24. Juli bis 22. August
1913 eine Reihe von Archiven und Bibliotheken Westfalens
und angrenzender Gebiete, nämlich: Holzminden, Höxter,
Corvey, Hameln, Lemgo, Herdingen, Soest, Dortmund,
Münster, Burgsteinfurt, Freckenhorst, Coesfeld, Rhe-
den, Haus Hülshoff, Haus Ruhr, Dülmen, Osnabrück,
Paderborn und Bückeburg. Im allgemeinen erfreute er sich
wohlwollenden Entgegenkommens von Seiten der Vorstände
bzw. Besitzer der Archive und Bibliotheken und konnte so,
abgesehen von bereits aus der Literatur bekannten Katalogen,
einige, wiewohl nicht viele, Stücke neu finden, so im Stadt-
archiv zu Osnabrück ein umfangreiches Testament eines Geist-
lichen vom Jahre 1474, in der Bibliothek des Rittmeisters
von und zur Mühlen auf Haus Ruhr ein kurzes Bücherlegat
aus dem 15. Jahrhundert zu Gunsten der Johanniter in Burg-
steinfurt, in der Dechanei zu Höxter ein Ausleiheverzeichnis
des Klosters Bursfelde von etwa 1487. Zudem war gerade der
Besuch von Höxter insofern wichtig, als hier 15 seit langem
verschollene Handschriften der Klosterbibliothek von Corvey
wiederentdeckt wurden, die der Redaktor zwar nach Mitteilungen
des Herrn Dr. Gerh. Bartels vom Jahre 1906, eines Schülers
von K. Brandi (Göttingen), in Höxter vermutet, aber noch nicht
des näheren zu untersuchen Zeit gehabt hatte. Es befinden
sich dabei Bursfelder Codices, die im 16. Jahrhundert nach
Corvey gekommen waren, aber auch echte alte Corbeienses des
11. und 12. Jahrhunderts.
Kominissionsberichte 135
Der Redaktor Dr. Lehmann sah im Herbst 1913 die etwa
30 Bände umfassende mittelalterliche Sammlung der Leopold-
Sophien-Bibliothek zu Überlingen a. Bodensee durch. Kata-
loge wurden dort nicht gefunden, aber Handschriften, die für
unsere und vielleicht auch für Dr. Gottliebs bibliotheksgeschicht-
liche Einleitungen zu verwerten sind: Handschriften aus dem
Dominikanerkonvent zu Konstanz, aus Hedingen, Villingen,
Salem, Mehrerau und Bregenz. In Zürich unterzog der Re-
daktor nochmals eine Reihe von Codices der Stadtbibliothek
einer Durchsicht, um möglichst viele Bände St. Galler Her-
kunft ausscheiden zu können. Sodann hat er einige Wochen
hindurch mit gütiger Unterstützung der Herren Prälaten Ehrle
und Ehses in der Vatikanischen Bibliothek und im Vatikani-
schen Archiv zu Rom für die Kataloge gearbeitet, teils alt-
bekannte Stücke abschreibend, früher gemachte Kopien er-
gänzend und berichtigend, teils neue Stücke suchend. Jedoch
wurden nur wenige Katalogentdeckungen gemacht, da gerade
in Rom schon oftmals von verschiedenen Gelehrten auf Bücher-
verzeichnisse geachtet worden ist. Zu den erwähnenswerten
Ergebnissen gehört, daß sich ein in einer Lorscher Hand-
schrift (Pal. lat. 210) enthaltener Katalog, von dem man durch
A. Reifferscheid und Th. Gottlieb wußte, als im 8. Jahrhundert
mit insularen Schriftzügen aufgezeichnet erwies, also als eines
der ältesten abendländischen Verzeichnisse. Der in der Vati-
kanischen Bibliothek befindliche Nachlaß des Würzburger Ober-
bibliothekars A. Ruland bot neben anderem bibliotheksgeschicht-
lichen Material eine Abschrift des verschollenen Inventars der
Bücher, die beim Tode des bekannten Abtes Johannes Trithe-
mius im Schottenkloster zu Würzburg vorgefunden wurden.
Der mehrfach gesuchte Text ist noch nicht gedruckt.
Ein in Perugia aufbewahrter Straßburger Katalog stellte
sich als ein Verzeichnis aus der zweiten Hälfte des l(>. Jahr-
hunderts heraus, worin zumeist Drucke registriert sind.
Dr. S. Tafel erledigte gelegentlich einer für seine Privat-
studien unternommenen französischen Reise einige Nachfor-
schungen in der Nationalbibliothek zu Paris und im Archive
136
Kommissionsberichte
zu Nancy. Das beste Ergebnis war wohl, daß unser Mitarbeiter
in Paris auf einen merkwürdigen nachmittelalterlichen Katalog
aufmerksam machen konnte. Dieses wichtige Verzeichnis der
Klosterbibliothek Fulda ist dann für uns photographiert worden.
Aus Straßburg machte uns der Archivdirektor Herr
Dr. 0. Winckelmann auf ein neugefundenes Verzeichnis von
1459 aufmerksam, in dem die Bücher eines Präzeptors der
Antoniter angegeben sind.
Über Neuerwerbungen von Bücherverzeichnissen in der
K. Bibliothek Berlin unterrichtete gelegentlich der Mitarbeiter
Dr. F. Schillmann.
Der aufrecht erhaltene Verkehr mit der Deutschen Kom-
mission hat zwar noch niemals Kataloge zutage gebracht, die
uns zuvor unbekannt waren. Jedoch besteht die Hoffnung,
daß die Sammlungen des Deutschen Handschriftenarchivs er-
sprießliche Dienste für die bibliotheksgeschichtlichen Einlei-
tungen leisten.
München, im Mai 1914.
Abrechnung für 1913.
Einnahmen-
Ausgaben.
Ji
4
Jt
4
Überschuß vom Jahre 1912
1299
30
Gehalt des Redaktors .
2400
—
Beitrag Berlin ....
500
—
Honorare der Mitarbeiter
28
—
„ Göttingen . . .
1000
—
Reisekosten
632
21
Leipzig ....
500
—
Kleine Ausgaben (Bureau-
„ München . . .
2000
—
bedarf, Photographien
u. dgl.)
48
10
Portoausgaben ....
18
37
Summe
5299
30
Summe
3126
68
Abgleichung.
Einnahmen 5299.30^
Ausgaben 3126.68 „
Rest und Übergang auf das Jahr 1914 . 2172.62 J(<
Kommissionsberichte 137
Bericht des Sekretärs Geh. Rates v. Riezler über die
55. Plenarversammlung der Historischen Kommission.
Die 55. Plenarversammlung der Historischen Kommission
tagte vom 3. bis 5. Juni unter dem Vorsitz ihres Vorstands, Ge-
heimen Regierungsrates Professor Moritz Ritter aus Bonn.
Außer ihm und dem unterzeichneten Sekretär hatten sich
von den ordentlichen Mitgliedern eingefunden: die Herren Ge-
heimer Hofrat Professor von Below aus Freiburg i. B., Pro-
fessor Brandenburg aus Leipzig, Geheimer Rat Professor a. D.
Alfred Dove aus Freiburg i. B., Professor Friedrich aus Mün-
chen, Professor Walter Götz aus Straßburg i. E., Geheimer Hof-
rat Professor v. Grauert aus München, Geheimer Rat Professor
Hauck aus Leipzig, Geh. Rat, Präsident der K. Akademie der
Wissenschaften, Exzellenz von Heigel aus München, Wirkl.
Geheimer Oberregierungsrat, Generaldirektor der K. Preußischen
Staatsarchive und Generaldirektor der Zentraldirektion der Mon.
Germ, hist., Exzellenz Koser aus Charlottenburg, Geheimer
Regierungsrat, Professor Max Lenz aus Hamburg, Professor
Meyer von Knonau aus Zürich, Professor Quidde aus Mün-
chen, Hof rat Professor Redlich aus Wien.
Von außerordentlichen Mitgliedern waren zugegen: die
Herren Professor Beckmann aus Erlangen, Professor Hermann
Herre aus München und Professor Karl Mayr aus München.
An der Teilnahme an den Sitzungen waren verhindert:
Geheimer Regierungsrat Friedrich von Bezold aus Bonn, Ge-
heimer Rat von Rockinger aus München und Hofrat Winter,
Sektionschef und Direktor des K. u. K. Haus-, Hof- und Staats-
archivs a. D. aus Wien.
138 Kommissionsberichte
Seit der letzten Plenarversammlung sind folgende Publi-
kationen erschienen:
Reichstagsakten ältere Reihe, Bd. 13, 2. Hälfte (König Al-
brecht IL, 1. Abteilung 1438), bearbeitet von Professor Gustav
Beckmann (Titelblatt, Vorwort, Register werden nachgeliefert);
Reichstagsakten ältere Reihe, Band 15, 2. Hälfte (Kaiser
Friedrich III , 1. Abteilung 1440 — 41), mit Vorwort und Regi-
stern zum ganzen Bande, bearbeitet von Professor Hermann
Herre;
Die Chroniken der deutschen Städte, 31. Bd., 2. Teil (Lü-
beck, 5. Band, 2. Teil), Personen- und Ortsregister, Sachregister
von Dr. Bruns, Glossar von Privatdozenten Dr. Ziesemer in
Königsberg ;
Der dritte (Schluß-) Band der mit Unterstützung der Histo-
rischen Kommission herausgegebenen Historischen Volkslieder
und Zeitgedichte, gesammelt und erläutert von Oberbibliothekar
a. D. August Hartmann. München, C. H. Beck.
Im Drucke befinden sich:
Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, N. F., Abt. Chroniken, 3. Band: die Werke Veit
Arnpecks, herausgegeben von Oberbibliothekar Leidinger (dem
Abschlüsse nahe);
Briefe und Akten zur Geschichte des 30jährigen Kriegs
in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Witteisbacher,
N. F., 1. Abt., 1. Band (1618-19), bearbeitet von Professor
Karl Mayr;
Desselben Werkes N. F., 2. Abt., 2. Band (1625 und fol-
gende Jahre) bearbeitet von Professor Walter Götz und Dr. Fritz
Endres.
Die Arbeiten für die Unternehmungen der Kommission be-
finden sich in fast sämtlichen Abteilungen in gedeihlichem
Fortgang. Die Geschichte der Wissenschaften wird ihren
Abschluß finden durch die Vollendung der durch den Tod Pro-
fessor Gerlands verwaisten Geschichte der Physik. Mit
dieser wurde Privatdozent Dr. Würschmidt in Erlangen be-
Kommissionsberichte 139
traut, der dabei von Geheimen Rat Eilhard Wiedemann in
Erlangen beraten und unterstützt werden wird.
Für die unter Leitung von Bezolds stehenden Huma-
nistenbriefe haben Kustos Dr. Reicke in Nürnberg und Stadt-
schulinspektor Dr. Reimann in Berlin die Arbeiten zur Her-
ausgabe der Korrespondenz Pirkheimers fortgesetzt und so
weit gefördert, daß nun 280 Briefe druckfertig vorliegen und
im Oktober mit dem Satze begonnen werden kann. Eine Reise
Dr. Reickes nach Italien hat zwar keine neuen Briefe, doch
wertvolle Aufschlüsse für den Kommentar geliefert. Die Be-
arbeitung der Briefe von und an Konrad Peutinger wurde
dem Privatdozenten Dr. Erich König in München übertragen.
Die Edition wird sich nicht auf den humanistischen Briefwechsel
beschränken, sondern auch den politischen und juristischen
heranziehen.
In der Abteilung Chroniken der N. F. der Quellen und
Erörterungen zur bayerischen und deutschen Ge-
schichte wird die Ausgabe der Werke Veit Arnpecks durch
Oberbibliothekar Leidinger in wenigen Wochen im Drucke
vollendet sein; es fehlen nur noch Register und Einleitung.
Nach Erledigung dieser Aufgabe wird sich der Herausgeber
den Quellen zur Geschichte des Landshuter Erbfolge-
kriegs zuwenden.
In der Abteilung Urkunden war Professor Bitterauf in
München auch in diesem Jahre durch amtliche Verpflichtungen
verhindert, die Arbeiten an den Traditionen des Hoch-
stiftes Passau weiterzuführen. Da auch für die nächste Zu-
kunft keine Änderung dieses Verhältnisses zu erwarten ist,
wurde mit der Fortsetzung dieser Editionsarbeit mit Zustim-
mung Bitteraufs der Passauer Domvikar Dr. Max Heu wieser
betraut. Seine Hauptaufgabe wird die schwierige Bearbeitung
des sogenannten Codex quintus und die Herstellung der Personen-
und Ortsregister mit den Ortsbestimmungen sowie des Wort-
und Sachregisters bilden. Dr. Joseph Widemann in München
ist mit den Traditionen des Hochstiftes Regensburg he-
140 Kommission8berichte
schäftigt und wird voraussichtlich im kommenden Herbst mit
dem Drucke beginnen können.
Von den unter Leitung v. Belows stehenden Chroniken
der deutschen Städte liegt die 2. Hälfte des Schlußbandes
der Lübischen Chroniken vollendet vor. Dr. Bruns ist
mit Studien für die Reimar-Kock- Chronik beschäftigt. Die
Edition der Lüneburger Chronik konnte Dr. Reinecke
nicht fördern, auch die Arbeiten für die Edition der Bremer
Chronik durch Dr. Lüttich sind durch eine andere Unter-
suchung dieses Herrn aufgehalten worden. Für die Züricher
Chroniken war Dr. Wirz in Zürich erfolgreich tätig. Dr. Bae-
seke hat die Edition des Restes der Braun Schweiger Chro-
niken, Dr. Maurer die der Konstanzer Chroniken so
weit gefördert, daß wohl in Jahresfrist der Abschluß dieser
Arbeiten zu erwarten ist. Das Manuskript der Hektor Mair-
schen Chronik (Augsburg) hat Professor Friedrich Roth
in München druckfertig vorgelegt. Der Druck der sachlich sehr
ergiebigen Chronik, die zwei Bände umfassen wird, wird sofort
beginnen.
Ein schwerer Verlust traf die Kommission durch den am
22. März d. Js. erfolgten Tod ihres verdienstvollen Mitarbeiters
Professor Karl Uhlirz in Graz. Die von ihm bearbeiteten Jahr-
bücher Ottos II. sichern seinem Namen ein ehrenvolles An-
denken in der Kommission. Nach Nachrichten aus Graz hatte
Uhlirz auch das Material für die Jahrbücher Ottos III. schon
vollständig gesammelt und geordnet, auch die Exkurse bis in
die Einzelheiten genau vorbereitet und gedachte im kommenden
Herbst mit der Ausarbeitung zu beginnen. Was die Jahr-
bücher des Deutschen Reichs im übrigen betrifft, wurde die
Fortsetzung der im Vorjahre durch den Tod Professor Simons-
felds verwaisten Jahrbücher Friedrichs I. von Dr. Fedor
Schneider in Rom übernommen, der aber durch anderweitige
Verpflichtungen zunächst noch verhindert war, die Arbeit in
Angriff zu nehmen. Professor Hampe in Heidelberg hat seine
Studien für die Jahrbücher Friedrichs II. fortgesetzt.
Für die Darstellungen der deutschen Reichsge-
Kommissionsberichte 141
schichte im ausgehenden Mittelalter hat Professor Paul
Schweizer in Zürich seine Arbeiten für Adolf von Nassau
und Albrecht I. weiter gefördert. Professor Vigener in Frei-
burg i. Br., mit dem Abschluß anderer Arbeiten beschäftigt,
konnte sich zunächst nur in beschränktem Maße seiner über-
nommenen Aufgabe, Reichsgeschichte unter Karl IV., widmen.
Heinrich VII. wird voraussichtlich Professor Fritz Kern in
Kiel übernehmen.
In der älteren Reihe der Reichtagsakten sind Bd. 13,
2. Hälfte, bearbeitet von Professor Beckmann, und Bd. 15,
2. Hälfte, bearbeitet von Professor Herre, im Druck erschienen.
Au Fertigstellung des Registers zum 13. Band wurde Professor
Beckmann durch Erkrankung verhindert. Für den 14. Band,
dessen Herstellung auch Reisen nach Basel und Rom erfordern
wird, wird Beckmann Dr. Zellfelder in Erlangen als Hilfs-
arbeiter beigegeben. Professor Herre hat die Arbeiten am
16. Bande weiter gefördert. Für die Supplemente, aber auch
für die anderen Bände war nach dem Berichte Professor
Quiddes Dr. Bauckner in München tätig.
Im Mittelpunkte der Verhandlungen stand in dieser Plenar-
versammlung die vom Vorstande der Kommission angeregte
Frage von Reformen in der Edition der Reichstagsakten ä. R.
Die Beratungen darüber knüpften an schriftliche Gutachten,
die von den Herausgebern, den Herren Quidde, Beckmann,
Herre, von dem Vorstande der Kommission und den Herren
Hauck und Brandenburg erstattet waren. Es wurden Richt-
linien formuliert und einmütig angenommen, deren Befolgung
das durch eine außerordentliche Mehrung des Stoffes im 15. Jahr-
hundert drohende, allzu starke Anschwellen der Edition ver-
hindern soll.
Für die jüngere Reihe der Reichstagsakten waren
unter der Leitung Professor Brandenburgs in Leipzig Dr. Julius
Volk und Dr. Johannes Kühn besonders auf ausgedehnten
Archivreisen tätig, die im kommenden Berichtsjahre fortzusetzen
sein werden. Das langsame Fortschreiten dieser Arbeiten ist
wesentlich auf die genau durchgeführte Anfertigung der luven-
142 Kommissionsberichte
tare bis 1555 zurückzuführen. Dr. Kühn arbeitete an seinem
Bande, der die Jahre 1527 — 29 umfassen wird, auch Dr. Volk
widmete sich schon der druckfertigen Ausarbeitung eines Pro-
beteils. Die Städtetage von 1523 an, für welche die hinter-
lassenen Arbeiten Dr. W red es zu benützen sind, werden dem
nächsten Bande vorangestellt und ebenso bearbeitet wie die
Reichstagsakten.
Für die Briefe und Akten zur Geschichte des 30jäh-
rigen Krieges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der
Witteisbacher konnte Professor Karl Mayr mit dem Drucke des
1. Bandes der N. F., 1. Abt. (1618, 1619) beginnen. Der Leiter
der 2. Abt., Professor Götz in Straßburg, und sein Mitarbeiter,
Dr. Fritz Endres in München, haben mit dem Drucke des
2. Bandes der N. F., 2. Abt. begonnen. Daneben hat Dr. En-
dres Material für das Jahr 1627 gesammelt und auf einer Ar-
chivreise nach Wien die für die Edition in Betracht kommenden
Akten bis zum Jahre 1640 verzeichnet, die Kriegsakten für 1627
exzerpiert und die in Wien begonnene Bearbeitung der Akten
des Mainzer Erzkanzler-Archivs in München fortgesetzt. Dr. Karl
Alexander v. Müller hat die militärische Korrespondenz bis
zum Tode Tillys und die bayerische Korrespondenz mit dem
Kaiser und Frankreich bearbeitet, auch an den Archivarbeiten
in Wien teilgenommen. Im kommenden Berichtsjahre wird er
Reisen nach Paris, Brüssel und nochmals nach Wien auszu-
führen haben.
Über die publizistischen Schriften zur Reichsge-
schichte (mit Ausschluß der rein kirchlichen) in der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts berichtete Professor Beckmann.
Für die Ausgabe des Traktats de regia ac papali potestate von
Ludovico de Strasoldo durch Dr. Hösl in München wird noch
eine Kollationier ung der Londoner Handschrift nötig sein. Der
Traktat de origine ac potestate summi episcopi etc. von Petrus
de Monte ist von Dr. Zell fei der nach Handschriften aus Paris,
Basel und Wien im Text fertiggestellt; zu vergleichen sind
noch Handschriften in Rom und Lucca. Das Avisamentum pro
reformatione imperii hat Dr. Zellfelder, den Traktat des Hein-
Kommissionsberichte 143
rieh Toke Beckmann im Text fertiggestellt. Für die Refor-
mation des Kaisers Sigmund sind Verhandlungen eingeleitet.
Was die unter Leitung v. Belows stehende wirtschafts-
geschichtliche Publikation betrifft, hat auf Veranlassung v. Be-
lows Privatdozent Dr. Bächtold in Basel in der Vierteljahrs-
schrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte ein Gutachten
über die Edition der deutschen Zolltarife veröffentlicht. Zur
Förderung dieses Unternehmens wurden für den Zeitraum von
zwei Jahren Dr. Bächtold und Privatdozent Dr. Stolz in Inns-
bruck als Hilfsarbeiter bestellt. Über das vorhandene Material
an deutschen Handlungsbüchern hat Privatdozent Dr. Strie-
der in Leipzig zunächst durch Versendung eines Rundschreibens
und direkte einzelne Anfragen Ermittelungen angestellt und wird
diesen demnächst eigene Nachforschungen in Archiven und Biblio-
theken folgen lassen. Das geplante Werk soll in zwanglosen
Heften erscheinen unter dem Titel: Veröffentlichungen zur
Geschichte deutscher Handelshäuser in der Zeit des Über-
gangs vom Mittelalter zur neueren Zeit. Für zwei Hefte können
für das kommende Berichtsjahr die druckfertigen Manuskripte
in Aussicht gestellt werden, bearbeitet von Dr. Strieder und
von Privatdozenten Dr. Häpke in Berlin. Als Hilfsarbeiter
dieser Abteilung wurde Dr. Franz Bastian in München bestellt,
der schon längere Zeit an dem wertvollen Runtingerbuch (Re-
gensburg, 14. Jahrhundert) arbeitet und der in den Tiroler
Raitbüchern des ausgehenden 13. und des 14. Jahrhunderts ein
einzigartiges Material zur Geschichte der deutschen, insbesondere
oberdeutschen Handelsfirmen ermittelte.
144 Kommissionsberichte
Zweiter Bericht der Kommission für die Herausgabe
von Wörterbüchern bayerischer Mundarten.
Die Arbeiten im Berichtsjahre 1914 nahmen ihren plan-
mäßigen Verlauf, bis die Mobilmachung und der Krieg auch
der Wörterbuchkommission eine Einschränkung ihrer Tätigkeit,
soweit sie sich auf den regelmäßigen Versand von Fragebogen
bezieht, auferlegte. Im August wurden die Sammler der drei
von der Kommission vorbereiteten Wörterbücher durch ein
Rundschreiben von der Notwendigkeit und dem Maß der durch
die Zeitumstände gebotenen Arbeitseinschränkung unterrichtet.
Zugleich gab das Rundschreiben Anweisungen zur Samm-
lung alles den gegenwärtigen Krieg betreffenden Sprachgutes.
Dieser Aufruf fand besonders in Altbayern große Beachtung.
In den Personalien der innerhalb der Kommission und für sie
tätigen Gelehrten hat sich gegenüber dem Vorjahre nichts
geändert. Unser bewährter Registratur Wilhelm Schmidt nimmt
am Feldzug teil. Die einschlägigen Arbeiten wurden seit August
von Frl. Charlotte Kuhn aus Dresden übernommen.
1. Bayerisch-österreichisches Wörterbuch.
Zu Beginn des Berichtsjahres wurde vom 30. Januar bis
1. Februar in den Arbeitsräumen der Wiener Kommission die
zweite Konferenz der Verfasser am Bayerisch-österreichi-
schen Wörterbuch unter Teilnahme von Professor Lessiak, Prag,
Dr. Mausser, München, Dr. von Kralik, Dr. Pfalz, Dr. Stein-
hauser, Wien, abgehalten. Von den Herren der Wiener Wörter-
buchkommission wohnten bei Hofrat Seemüller, Professor Much,
Professor von Krauss. Außer über interne Kanzleifragen beriet
die Konferenz vor allem über die wichtige Frage der Anlage
Kommissiotisberichte 145
der Synonymenzettel, der Exzerpierung der Literatur,
über den Stand der Wort- und Dialektgeographie und
ganz besonders auch über die Reihenfolge der Artikel des
kommenden Wörterbuches und die Ansetzung der Lemmata.
Das Ergebnis der Konferenz ist in einem ausführlichen Pro-
tokoll mit Ergänzungen niedergelegt. Wie im Vorjahr wurden
auch im Berichtsjahre von den einlaufenden Beantwortungen
lautgrammatische Exzerpte angefertigt. In den kom-
menden Monaten wird das vorliegende Material ganz nach den
in den Fragebogen vermerkten Einzelpunkten zerlegt werden.
Dann kann auch der Abfassung der Synonymenlisten mehr
Zeit als bisher gewidmet werden. Der nächste Jahresbericht
soll auch Genaueres aus den Ergebnissen dieser Durcharbeitung
des Materials bringen. Die Zettelzahl, die bis heute zu
bewältigen ist, beläuft sich auf weit über 400000.
An Fragebogen konnten in diesem Jahre zwölf abgefaßt
und an die Sammler geschickt werden: in der laufenden Reihe
die Nummern 20/31. Die Fragebogen behandeln auf 68 Druck-
seiten weit über 1000 Fragen aus den Themen „ Körperteile,
Allgemeines" (Körper, Leib, Knochen, Bein, Fleisch, Blut,
Sehne, Nerv, Haut: 5 Fragebogen, 29 S. — 334 Fragen), „ Haut-
krankheiten" (3 Fragebogen, 14 S. — 334 Fragen), „Brotbacken,
Weißgebäck" (4 Fragebogen, 23 S. — 383 Fragen). Die Ent-
würfe zu diesen Fragebogen stammen von Professor Lessiak und
Dr. Steinhauser (Nr. 29 u. ff.), die Revision besorgten Dr. Mausser
und Dr. von Kralik, die Schlußredaktion übernahm wie im Vor-
jahre Hofrat Seemüller. Im Manuskript fertig ist Fragebogen 32,
der das auf die Begriffe „Hand, Arm" bezügliche Wortmaterial
abfragt und in Bälde versandt werden kann. Er ist verfaßt von
Professor Lessiak und Dr. Mausser. Im Entwurf abgeschlossen
ist der Fragebogen „Schneiderei" und eine Fragebogenserie,
welche die im Frühjahr blühenden Pflanzen behandelt. Außer-
ordentlich reichliches und sorgfältig gegliedertes Material hat
hiefür Herr Dr. Heinrich Marzell, Erlangen, geliefert. In
Angriff genommen ist eine Fragebogenserie „Der Soldat, der
Krieg", wofür in der großen Menge des aktuellen Kriegs-
Jahrbuch 1914. 10
146 Kommissionsberichte
materials, das auf den eingangs erwähnten Aufruf vom August
hin von fleißigen Händen zusammengebracht wurde, sehr gut
verwertbare Informationsquellen vorliegen. Im Juli versandte
die Kommission zusammen mit Fragebogen 25 u. ff. den Auf-
ruf des Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde zur Samm-
lung der deutschen Segen- und Beschwörungsformeln
zusammen mit einem erläuternden und ermunternden Zirkular-
text, verfaßt von Dr. Mausser. Der Erfolg der Versendung
speziell dieses Aufrufes war sehr befriedigend.
Auch die Exzerpierungsarbeiten für die ältere Lite-
ratur konnten im Berichtsjahre wenigstens eingeleitet werden.
Hofrat Seemüller und Professor von Krauss verfaßten im Auf-
trage der Verfasserkonferenz eine „Anweisung für die Exzerp-
toren der schriftlichen mittelalterlichen Quellen (bis etwa
1500) für das Bayerisch - österreichische Wörterbuch" (8 S.).
Dr. von Kralik erhielt den Auftrag, den Entwurf einer Exzer-
pierungsan Weisung für die neuere Literatur von etwa 1500 an
vorzubereiten.
Die Arbeiten für die Dialekt- und Wortgeographie,
von denen im Protokoll der zweiten Verfasserkonferenz des
genaueren die Rede ist, konnten in den beiden letzten Monaten
des Jahres auch durch einige Reisen von Dr. Mausser in das
Gebiet von Burghausen, Altötting, Neumarkt a. Rott, Massing,
Eggenfelden, Erding, Aubing b. München, Bad Aibling, Mies-
bach und Umgebung wahrgenommen werden. Besonders wurde
dabei auf folgende Fragen geachtet: Vertretung des mittel-
hochdeutschen a, ä, des mittelhochdeutschen offenen e, Diph-
thongierung der mittelhochdeutschen o-Laute. Außerdem wurde
ein Verzeichnis der Korrespondenzen unserer Sammler ange-
legt, die irgendwie für die Auffindung von Mundartgrenzen
Aufschluß geben können. Im Zusammenhang mit dieser Arbeit
erfolgte die Aushebung des in den Sammlerbriefen und -karten
mitgeteilten Wort- und Redensartenmaterials. Am 4. August
sollte die erste gemeinsame Bereisung eines bayerischen
Gebiets zu Zwecken der Mundart- und Wortgeographie durch
die wissenschaftlichen Arbeiter der Münchener und der Wiener
Kommissionsberichte 147
Kommission erfolgen. Ausersehen war für 1914 das Rottal in
seinem ganzen Verlauf bis Schärding. Die Reise konnte infolge
des Krieges nicht angetreten werden.
Das Material, das durch die Beantwortung der Frage-
bögen anfiel, ist in der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle
den Vorschriften der Belehrung gemäß auf den eingeführten
offiziellen Zettelblöcken verzeichnet. Nur für größere zusam-
menhängende Schilderungen, wie sie z. B. innerhalb der Hoch-
zeitsfragebogen ausdrücklich erbeten waren, sind andere, größere
Formate verwendet. Hervorzuheben sind innerhalb des Be-
richtsjahres die zusammenhängenden Schilderungen zu Einzel-
heiten der niederbayerischen und oberbayerischen Hoch-
zeit von Frau Franziska Teuerschuh in Burghausen. Von der
zweiten Jahreshälfte ab wurden den Sammlern, die ohne
Anleitung der Fragebogen nach eigenem Ermessen Material
beizusteuern wünschen, separate graue Blöcke zugestellt.
Die technische Ausfüllung der Zettelblöcke wurde im Be-
richtsjahre in noch höherem Grade als 1913 von der Mehrzahl
der Sammler genau den Vorschriften und Wünschen der Be-
lehrung und einschlägiger Rundschreiben angepaßt. Die Kom-
mission hätte nur den Wunsch, daß kein Sammler zu keinem
Augenblick vergesse, für jedes selbständig mitgeteilte Wort,
jede selbständig mitgeteilte Redensart nur einen Zettel oder
nur eine in sich geschlossene Zettelfolge zu verwenden (vgl.
Belehrung S. 2/3, b).
Der Eifer und die Sorgsamkeit unserer Sammler im Auf-
finden und Aufspüren des abgefragten Materials an Wörtern,
Sachen und Bräuchen und in der genauen Wiedergabe der
mundartlichen Lautgestalt usw. war schon im Vorjahre zu loben.
Die tätige Liebe unserer Sammler zur Wörterbuch- und Heimats-
sache hat sich auch im Jahre 1914 bewährt und wird — dessen
sind wir sicher — auch weiterhin anhalten, bis das Wörter-
buch in vereinter Arbeit von Männern und Frauen aus dein
Volk und von Gelehrten einem guten Endo zugeführt ist. Der
Dank, der allen gilt, muß in besonderer Weise denjenigen
ausgesprochen werden, die der Erledigung der Fragebogen
148 Komraissionsbefichte
quantitativ wie namentlich qualitativ hervorragende Sorgfalt wid-
meten. In diesem Sinne nennen wir folgende Persönlichkeiten :
Konrektor Dr. Ammer*, München; Privatdozent Dr. Frei-
herr von Aufsess, München; Gutsbesitzer Joseph Bauer jr., Irl;
Ökonomierat und Landtagsabgeordneter Bauernfeind, Naabdemen-
reuth; Archivar Hermann Bertele*, Lauingen; Gymnasialpro-
fessor Franz Binhack*, München; Seminarlehrer Rudolf Birkner,
Freising; K. Geistl. Rat und Seminardirektor Georg Bloessner*,
Amberg; Schweizer Pius Boeck*, Hofhegnberg; Kooperator
Joseph Bonauer, Triftern; Pfarrer Brand*, Erlach; Ökonom
Brandmair*, Derching; Lehrer Joseph Brunhuber*, Elbach; Prä-
parandenoberlehrer Johann Brunner, Cham; Bauführer Alfred
Cormeau, Landshut; Seminardirektor Johann Durmayer*, Bamberg;
Bauernsohn Joseph Ebertseder, Steining; Ökonom Alois Ebner,
Hissenau; Bahnverwalter Eichbauer, Ludwigshafen; Pfarrer
Eitlinger, Finsing; Frau Steuer Verwalter Ertl*, Hengers-
berg; Zollinspektor Fasold*, München; Oberstleutnant Ferchl,
München; Eisenbahnpensionist Max George, Stadlern; Privatier
Gerauer, Altötting; Landwirt Geyer, Lauterbach; Hauptlehrer
Gleissner, Bärnau i. 0. ; Rat Grandauer, München ; Seminarlehrer
Gschwend, Pasing; Förster Haaser, Griesbach (Opf.); Berg-
mann Hauptmann, Hohenpeißenberg; Benefiziat Hausl*, Bad
Höhenstadt; Kaufmann Heimerl*, München; Lehrer Heindl*,
Innernzell; Hofrat Dr. Höfler *f, Bad Tölz; cand. med. Janker,
München; Postadjunkt Kiepfer, Waldsassen; Lehrer Kleindinst,
Mering; Förster Kulzer*, Beratzhausen ; Kaminkehrermeister
Kulzer, Tittling; Seminarlehrer Lang, Eichstätt; Oberin M. Ludo-
vika* mit zwei Lehrschwestern vom Kloster St. Joseph, Aiter-
hofen; Hauptmann und Kompagniechef August Miller, Ingol-
stadt; Gymnasialassistent Niedermeier, Ettal ; Kooperator Oswald*,
Iggensbach; Gustav Pappenberger*, München; Lehrerin Pösel*,
Kirchasch; Lehrer Richtsfeld, Gottsdorf; Joseph Rohrmüller f,
Passau; Lehrer Schadenfroh*, München; Ökonom Schaumeier,
Mettenheim; Hauptlehrer Schieder, Amberg; Oberlehrer Schle-
reth, Geisenfeld; Oberealschulprofessor Dr. Schmöger, München;
Frl. Maria Schnepf*, Traunstein; Pfarrer Schnirle*, Pfaffen-
Kommissionsberichte 149
berg; Söldner Schön, Adlersberg; Reallehrer Schwarz, München;
Seminarlehrer Senft*, Eichstätt; Hauptlehrer Steinbacher, Au-
bing; Förster Steiner, Umbertshausen ; Georg Störzer, Haim-
hausen bei Dachau; Fisch ereibesitzer Strasser, Altötting; Kauf-
mann Strobl*, München; Schuhmacher Stürzlhammer , Nieder-
aschau; Frau Franziska Teuerschuh*, Burghausen; Oberstlandes-
gerichtsrat Vierling*, München; Notariatsbuchhalter Vogl,
Weilheim; Geschwister Vogt*, Beilngries; Oberlehrer Vollmann*,
München; Georg Weiss*, Altfalter; Thomas Wild*, München;
Ökonom Windshuber*, Kölling; Registratur Wipp*, München;
Lehrer Wippenbeck, Gössersdorf (Ofr.) ; Gutsbesitzer Wölfinger*,
Etzenricht; prakt. Arzt Ziegl wallner, München.
Für die Interessierung und Gewinnung neuer Persönlich-
keiten, Hinweise auf schwer erlangbare literarische Erschei-
nungen u, ä. sind wir zu Dank verbunden: Oberstudienrat
Dr. Lutz, Rosenheim; Verwaltungsschreiber Mühlbauer, Ingol-
stadt; Steuerverwalter Ollinger*, Riedenburg; Lehrer Schmal-
hofer, Meßnerschlag. Denjenigen Sammlern, die uns auch
während der Kriegszeit Material geliefert haben, schulden wir
ebenfalls eine besondere Erwähnung. Außer den in den obigen
Listen mit * versehenen Namen sind noch zu nennen: prakt.
Arzt Dr. Diehl, Neustadt a. D.; Landgerichtsrat Ebner, Strau-
bing; Lehrerin Heidinger, Dorfen; Hauptlehrer Hilarion Kufner,
Trostberg; Kaufmann Matthes, Arzberg; Bernhard Stark,
München; Pfarrer Quirin Weiss, Rottbach; Regierungsrat Wie-
singer, Altona.
Freigesammeltes Material von besonderer Reichlichkeit
und Güte ging uns von folgenden Persönlichkeiten zu: Land-
gerichtsrat Ebner, Straubing (Material aus dem Gerichtssaal);
Hauptkassekontrolleur Heindl, München (Niederbayerisches
Sprachgut der verschiedensten Art); Lehrerin Heidingbr, Dor-
fen (Vierzeiler); Schneidermeister Kleindienst, Mendorferbuch
(Schneidereiausdrücke); Joseph RoHRMüLLERf, Passau (Altpassauer
Wortschatz, ein Rottaler Weilmachtslied in Mundart aus dem
18. Jahrhundert); Joseph Sefehlner, Obernzell (viele Volks-
lieder, Vierzeiler, Volksschnurren, Planeten- und sonstiger
1 50 Kommissionsberichte
Volksaberglaube, Prophezeiungen, Volksmedizinisches, Grab-
schriften und lokale Sagen, Münz- und Maßbezeichnungen,
Sprache der Handwerksburschen) ; Franziska Teuerschuh, Burg-
hausen (Weihnachtsbräuche, Bauerngeschichten und Schnurren
aus dem Innviertel und dem Rottal, Lokalsagen aus denselben
Gegenden, Teufelssagen aus Tann i. Nb.). Außerordentlich
viel freigesammeltes Material brachte die Erledigung des
Segen fr agebogen s. Besonders wertvoller Einlauf ging uns u. a.
zu von den Sammlern Eitlinger, Hausl, Pfarrer Hornauer,
Pappenberger, Richtsfeld, Schön, Sefehlner, Teuerschuh, The-
rese Vogt, Weihmichel, die zum Teil schon oben aufzuführen
waren. Außerdem kam uns derartiges Material zu von folgenden
Persönlichkeiten: cand. phil. Karl Muth, München; Kanzlei-
gehilfe Hans Paris, München; Landgerichtsdirektor Steidle,
Passau. Die Herren Ingenieur A. Säbel, München, und Ge-
heimrat Dr. Karl Keller, München, überließen uns zur Abschrift
zwei umfangreiche dem Ammerseegebiet bzw. der badischen
Pfalz angehörige, handschriftliche Segen- und Rezeptbücher.
Die Kopie alter Münchener Küchenrezepte stellte Dr. Hans
Friedrich, München, zur Verfügung. Landtagsabgeordneter
Bauernfeind gewährte uns langfristige Benützung eines Koch-
und Zauberbuchmanuskriptes aus dem 18. Jahrhundert. Wert-
volles Urkundenmaterial wurde uns zur Exzerpierung zur
Verfügung gestellt von Kaminkehrermeister Kulzer, Tittling;
Zolloberaufseher Adam Reichel, Nürnberg; Lehrer Richtsfeld,
Gottsdorf; Oberrealschulprofessor Dr. Schmöger, München. Durch
die Freundlichkeit des Herrn Forstrates Hauber erhielten wir
die Möglichkeit, ein Berchtesgadener Glossar des 19. Jahrhun-
derts zu verzetteln. Wertvolles, auf den jetzigen Krieg be-
zügliches Wort-, Lieder- und Sachmaterial lieferten
uns u. a. in besonderer Fülle Zollinspektor Fasold, München;
Bernhard Stark, München; Jos. Sefehlner, Obernzell; Frau
Franziska Teuerschuh, Burghausen. Die Liebenswürdigkeit des
Herrn Regierungsrates Fischer, Bad Tölz, gewährte uns die
Abschrift zweier sprachlich höchst interessanter Soldatenbriefe
in Isarwinkler Mundart.
Kommissionsberichte 151
Die Bedenkung der Handbibliothek der Kommission,
die wir im Vorjahr von historischen Vereinen, Verlegern,
Autoren, der Tagespresse u. a. erbaten, möchten wir auch für
das kommende Jahr zumal bei dem Stand unserer Geldmittel,
die größere Anschaffungen kaum mehr erlauben, ganz beson-
ders wünschen. Im Berichtsjahre buchen wir Schenkungen
von Pfarrer Schnirle, Pfaffenberg; Hofrat Dr. Höfler f, Bad
Tölz; Schriftsteller Hörner, München; Jos. Rohrmüller f, Passau;
Landgerichtsrat Ebner als Vorstand des historischen Vereins
Straubing; Frau Leni Jerusalem, München.
Im Laufe der beiden ersten Arbeitsjahre vollzog sich
ganz naturgemäß eine Auslese unter den vielen, die sich
uns zur Sammelarbeit angeboten hatten. Heute besitzt das
Bayerisch -österreichische Wörterbuch 270 tätige Sammler,
darunter 42 Frauen. Etwas gesteigert hat sich noch die Teil-
nahme der landwirtschaftlichen Berufe. Eine Vermehrung der
Sammlerzahl aus bäuerlichen und diesen nahestehenden Kreisen
ist erwünscht. In der Nordoberpfalz dürfte die Zahl der
Sammler dichter sein. Durch den Tod verloren wir einen
unserer besten, Herrn Jos. Rohrmüller, Passau, und Buch-
druckereibesitzer Karl Unterholzer, München, der ein frühes
Ende im russischen Feldzuge fand. Einen schweren Verlust
erlitten wir im Dezember durch den Tod des Hofrates Höfler,
der sein volkskundliches und medizinisches Wissen bei der
Beantwortung der Fragebogen in einer Weise zur Verfügung
stellte, die ihm ein nie erlöschendes Gedenken in den Annalen
des Bayerisch-österreichischen Wörterbuches sichert.
2. Rheinpfälzisches Wörterbuch.
Die Arbeiten für das Rheinpfälzische Wörterbuch wurden
in der ersten Hälfte des Berichtsjahres so weit gefördert, daß
die von Gymnasialrektor Dr. Georg Heegkr, Würzburg, und
Dr. Mausser verfaßte „Belehrung für die Sammler des Rhein-
pfälzischen Wortschatzes" (39 S. in 8°) im Juli die Presse
verlassen konnte. Die im ersten Bericht erwähnte, von
152 Kommissionsberichte
Dr. Heeger und Lehrer Theodor Zink, Kaiserslautern, ver-
faßte Musterbeantwortung von Teilen des 1. Fragebogens in
der Mundart von Westheim und Umgebung (B.-A. Germers-
heim) und Ulmet a. Glan (B.-A. Kusel) war im Manuskript
im Juli abgeschlossen, konnte aber infolge der Kriegswirren
erst im November gedruckt werden (IV, 32 S. gr. 8°). Von einer
Versendung der beiden letzteren Drucksachen mußte Abstand
genommen werden. Der 1. Fragebogen, der wie beim Bayerisch-
österreichischen Wörterbuch das Thema „Kopf" behandelt (5 S.
8° — 142 Fragen), wurde im März zusammen mit einem von
Dr. Mausser verfaßten Rundschreiben „An unsere rheinpfälzi-
schen Sammler" zur vorläufigen Information und zur Vorbe-
reitung versandt. Der Fragebogen 2, entworfen von Dr. Heeger,
liegt handschriftlich vor und behandelt Wort und Brauch der
rheinpfälzischen Osterzeit. Der Feststellung der Mundart-
grenzen in der Rheinpfalz diente eine von Dr. Heeger
in der Zeit vom 17. April zum 20. Mai unternommene Reise
in das fränkisch-alemannische Grenzgebiet in der süd-
lichen und südwestlichen Pfalz, sowie in den anliegenden
Teilen von Elsaß, Lothringen und Rheinpreußen, das nach
allen Richtungen von Ort zu Ort durchwandert wurde. Es
konnten die Grenzlinien zwischen erhaltenem und diphthon-
giertem, mittelhochdeutschem I, ü und iw, zwischen verscho-
benem und unverschobenem p (pjpf-Lmie) festgestellt und
Beobachtungen zur Vertretung des mittelhochdeutschen ei
gemacht werden. Außerdem wurde untersucht, wie weit das
im Elsaß für mittelhochdeutsches offenes e, gemeinpfälzisch e
herrschende helle a in die Rheinpfalz hereinreicht. Diese
Studienreise konnte Dr. Heeger nur unternehmen dank dem
besonderen Entgegenkommen des K. Kultusministeriums, das
ihm für die Dauer der Arbeiten am Rheinpfälzischen Wörter-
buch einen mehrmonatlichen Urlaub für jedes Arbeitsjahr ge-
nehmigte. Die Wörterbuchkommission möchte dieses Entgegen-
kommens auch im Jahresbericht dankbar gedenken. Dr. Mausser
konnte seine im Vorjahre begonnenen Untersuchungen zum
Haupt- und Nebensilben vokalismus der Mundarten von Rhein-
Kommissionsberichte 153
zabern und von Kaulbach (B.-A. Kusel) druckfertig ab-
schließen.
Die Zahl der Sammler ist von 200 im Dezember 1913
gestiegen auf 329 im Jahre 1914. Wenn die Sammler, die
sich uns in so großer Zahl zur Verfügung gestellt haben, tat-
sächlich nicht zur Beantwortung der Fragebogen kamen, so
liegt das nur an der Störung, die der Krieg brachte. Lehrer
Theodor Zink sammelt als Landsturmmann den mundartlichen,
auf den Krieg bezüglichen Wortschatz. Frau Auguste Ufer,
Landau, erfreute uns durch eine Beantwortung des 1. Frage-
bogens und freigesammeltes Material.
Eine Eingabe an den Pfälzischen Landrat um Gewährung
eines an sich dringend nötigen Zuschusses zu dem für das
Rheinpfälzische Wörterbuch aus Staatsmitteln verfügbaren Be-
trag wurde infolge des Krieges wieder zurückgezogen.
3. Ostfränkisches Wörterbuch.
Der Stand der Vorarbeiten ist im wesentlichen derselbe
wie im Jahre 1913. Zur Feststellung der ost fränkisch-
oberpfälzischen Grenze wurde eine Wortliste aufgestellt,
die im kommenden Jahre den in der Grenzzone ansässigen
Sammlern zur Beantwortung der darin enthaltenen Fragen
zugehen wird. Freigesammeltes Material sandten wiederum
Lehrer Lamm, Weissenbach in Unterfranken, Frau Maria Rinulek
in Urphertshofen (Mittelfranken) und Uhrmacher Peter Teschnek
in Fürth. Von dem Bankbeamten Hans Leygeber, München,
erwarb die Kommission ein zehn Faszikel umfassendes, alpha-
betisch geordnetes, ca. 20 000 Wörter behandelndes Idiotikon
von Forchheim, das namentlich für die Synonymik und die
Abfassung der Fragebogen gute Informationsdienste tut.
Dezember 1914.
Die Wörterbuchkommission
der K. B. Akademie der Wissenschaften
E. Kuhn
Vorsitzender.
154 Adresse und Medaille- Verleihung
Adresse
an das auswärtige Mitglied Ernst Haeckel in Jena
anläßlich seines achtzigsten Geburtstages.
Die K. Bayerische Akademie der Wissenschaften sendet
ihrem hochverehrten auswärtigen Mitgliede
Ernst Haeckel,
der durch sein begeistertes Eintreten für die Abstammungs-
lehre die gesamte Biologie gewaltig gefördert, durch seine
generelle Morphologie der Wissenschaft vom Leben vertieft
und der Zoologie durch seine zahlreichen und umfangreichen
Untersuchungen, vor allem durch seine Epoche machenden
Untersuchungen über Protozoen und seine Gasträatheorie neue
Ziele und Wege der Forschung eröffnet hat,
zu seinem achtzigsten Geburtstage
die herzlichsten Glückwünsche.
Heigel
Präsident.
Goebel
Sekretär der math.-phys. Klasse.
München, im Februar 1914.
Die grosse silberne Medaille der Akademie der Wissen-
schaften „Bene merenti"
wurde im Jahre 1914 verliehen
Herrn Otto Emil Neumüller in Hästhagen bei Saltsjö-
Nacka (Schweden).
AS
182
M85
1912-14
Akademie der Wissenschaften
Muni eh.
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